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alex6 registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2005 Beiträge: 750
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(#1591747) Verfasst am: 25.12.2010, 23:37 Titel: Wo geht's zur Kirche? (Zwangsgottesdienste für Schüler an Privatschulen) |
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Vormittags, ein oder zwei Tage vor "Heiligabend". Eine Gruppe missgelaunt wirkender Halbstarker fragt mich auf der Straße nach dem Weg zur Kirche. Ich gebe Auskunft, werde ich doch regelmäßigen Kirchlärm immer wieder an das Gebäude erinnert. Neugierig frage ich, was sie denn zu unchristlicher Stunde in der Kirche verloren hätten. Wir müssen zum Gottesdienst, lautet die Antwort, wir wollen nicht, aber es ist Pflicht, weil wir auf einer evangelischen Schule sind. Welche lieblosen Rabeneltern schicken denn ihre Augensterne auf solche Schulen?
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boomklever Impfgegnergegner
Anmeldungsdatum: 25.07.2006 Beiträge: 11112
Wohnort: Stuttgart
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(#1591758) Verfasst am: 25.12.2010, 23:56 Titel: |
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Ich war die letzten beiden Jahre des Gymnasiums ebenfalls auf einer evangelischen Schule und muss sagen, dass ich mich dort wesentlich wohler gefuehlt habe als auf der vorigen. Die meisten dort standen der Religion allerdings wenigstens gleichgueltig gegenueber, einige geradeheraus ablehnend, das hat die Lehrer dort nicht geschert. Ich kann mich nicht daran erinnern, in den zwei Jahren mal irgendwas besonders bigottes gehört zu haben (als einzige Ausnahme vielleicht mein EK-Lehrer, der uns bei einem Spendenaufruf daran erinnerte, dass wir doch eine christliche Schule seien, nachdem niemand Anstalten gemacht hatte, sich daran zu beteiligen ). Gottesdienste gab's aber die waren freiwillig und meistens nur von Fuenftklässlern besucht, die sich z.T. wahrscheinlich noch was von ihren Eltern sagen liesen und von ein paar Dreizehnern, die kurz vor dem Abitur standen und vielleicht doch noch auf göttliche Unterstuetzung hofften.
Das wird aber eben auch von der Schule abhängig sein, ich glaube ich hatte einfach Glueck - ich hatte in den beiden Jahren im Grossen und Ganzen nette Kurskameraden und gute Lehrer.
_________________
Don't gift pearls before casting an octopus in a movie.
-- Cherry (ACNH)
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#1591760) Verfasst am: 25.12.2010, 23:57 Titel: |
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Eltern erhoffen sich davon vielleicht, daß ihren Kindern "moralische/soziale Werte" vermittelt werden, die sie in der heutigen Gesellschaft vermissen, -- oder sie weniger mit den vermeintlichen Unbilden des heutigen Schulalltags - nein, nicht Leistungsdruck, sondern: Überrepräsentation von Migranten, Jugendkriminalität o.ä. -- konfrontiert würden .
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Ranxerox Photokopierer
Anmeldungsdatum: 04.01.2009 Beiträge: 416
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(#1591797) Verfasst am: 26.12.2010, 11:09 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Eltern erhoffen sich davon vielleicht, daß ihren Kindern "moralische/soziale Werte" vermittelt werden, die sie in der heutigen Gesellschaft vermissen,.. |
Sind solche Eltern vielleicht nicht in der Lage, selbst ihren Kinder moralische und soziale werte zu vermitteln?
_________________ Too late for debate
Too bad to ignore
Quiet rebellion leads to open war
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Heike J registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26284
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(#1591799) Verfasst am: 26.12.2010, 11:13 Titel: Re: Wo geht's zur Kirche? (Zwangsgottesdienste für Schüler an Privatschulen) |
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alex6 hat folgendes geschrieben: | Welche lieblosen Rabeneltern schicken denn ihre Augensterne auf solche Schulen? |
Z.B. diejenigen, die möglichst ausländerfreie Schulen haben wollen.
Oder die ihr Kind nicht in die weiter weg liegende Schule schicken wollen, nachdem an der Stelle der geschlossenen staatlichen eine kirchliche Privatschule eröffnet wurde.
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esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
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(#1591818) Verfasst am: 26.12.2010, 12:53 Titel: |
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Oder das Kind wird gemobbt und will die Schule wechseln. Oder die religiöse Schule bietet speziellen Sport/Musik/etc.- Unterricht an, der den Interessen meines Kindes entspricht. Oder die Volksschulfreunde des Kindes gehen alle dorthin. Freiheit von religiöser Indoktrination ist wichtig, aber andere Dinge sind es auch.
_________________ Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1591822) Verfasst am: 26.12.2010, 13:04 Titel: |
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esme hat folgendes geschrieben: | Oder das Kind wird gemobbt und will die Schule wechseln. Oder die religiöse Schule bietet speziellen Sport/Musik/etc.- Unterricht an, der den Interessen meines Kindes entspricht. Oder die Volksschulfreunde des Kindes gehen alle dorthin. Freiheit von religiöser Indoktrination ist wichtig, aber andere Dinge sind es auch. |
Oder die Eltern sind schlicht religöse Merkbefreite ...
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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alex6 registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2005 Beiträge: 750
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(#1591926) Verfasst am: 26.12.2010, 18:00 Titel: Re: Wo geht's zur Kirche? (Zwangsgottesdienste für Schüler an Privatschulen) |
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Ranxerox hat folgendes geschrieben: | Sind solche Eltern vielleicht nicht in der Lage, selbst ihren Kinder moralische und soziale werte zu vermitteln? |
Wertevermittlung ist selbstredend eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft, inclusive Eltern und Schule.
Heike J hat folgendes geschrieben: | Z.B. diejenigen, die möglichst ausländerfreie Schulen haben wollen. |
Sowas wie http://www.evangelische-schule-kreuzberg.de/ ?
Heike J hat folgendes geschrieben: | Oder die ihr Kind nicht in die weiter weg liegende Schule schicken wollen, nachdem an der Stelle der geschlossenen staatlichen eine kirchliche Privatschule eröffnet wurde. |
Da war irgendwas im neuen Buch von Carsten Frerk. Irgendwo in Brandenburg?
esme hat folgendes geschrieben: | Freiheit von religiöser Indoktrination ist wichtig, aber andere Dinge sind es auch. |
Wenn ein Kind selbst den Wunsch hat auf eine solche Schule zu gehen, käme ich dem unter Protest nach, sofern das Taschengeld für das Schulgeld reicht. Nur etwas Musikunterricht mehr würde mir nicht reichen, ein Kind diesem Wahnsinn auszusetzen.
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MeineGitarreBrauchtStrom schmutzabweisend
Anmeldungsdatum: 19.06.2009 Beiträge: 2083
Wohnort: Aldi-Nord
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(#1592014) Verfasst am: 26.12.2010, 21:45 Titel: |
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Die meisten Eltern werden ihre Kinder dort hinschicken, da solche Schulen einen guten Ruf genießen bzw. einen besseren, als entsprechende öffentliche. Jedenfalls war das der Grund für meine Eltern, mich auf eine katholische Schule zu schicken, sowie für die Eltern meiner Klassenkameraden.
Bei uns war zwar der wöchentliche Gang zur Schulkirche Pflicht, jedoch kam es uns entgegen, vor dem Unterricht eine Schulstunde im Halbschlaf zu verbringen oder solange herumblödelnd, bis uns böse Blicke unseres Lehrers wieder in den Halbschlaf befahlen.
Ansonsten bestand der Religionsunterricht aus genauso langweiligen und themenfernen Allerweltsgeschwafel wie später auf der öffentlichen Schule und die kirchliche Trägerschaft führte dort im Vergleich zu öffentlichen Schulen wahrnehmbar nur zu einem vordergründig leicht erhöhten christlichen Trara ohne weiteren Einfluß auf unsere jugendlich-desinteressierte Haltung gegenüber dem Christentum. Auch die Nonnen dort ließen uns in Ruhe. Katholischer hat der Schulbesuch niemanden von uns Schülern werden lassen, und das war von den Eltern auch nicht beabsichtigt. Hätte das nächstgelegene, öffentliche Gymnasium denselben Ruf gehabt, wären wir dort angemeldet worden. Denn sonderlich religiös waren weder meine, noch die Eltern der meisten meiner Mitschüler, soweit ich sie kennenlernte.
_________________ Beten ist die höflichste Art, jemandem nicht zu helfen
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Femina registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.07.2005 Beiträge: 1038
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(#1592028) Verfasst am: 26.12.2010, 22:38 Titel: Re: Wo geht's zur Kirche? (Zwangsgottesdienste für Schüler an Privatschulen) |
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alex6 hat folgendes geschrieben: | Welche lieblosen Rabeneltern schicken denn ihre Augensterne auf solche Schulen? |
Ich schätze mal, sie tun das in dem Glauben, ihren Kindern was Gutes zu tun. Da sie selst christlich vernebelt sind, fehlt ihnen auch die Denkkraft, mitzubekommen, dass das Gegenteil der Fall ist.
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#1592035) Verfasst am: 26.12.2010, 23:09 Titel: Re: Wo geht's zur Kirche? (Zwangsgottesdienste für Schüler an Privatschulen) |
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Femina hat folgendes geschrieben: | alex6 hat folgendes geschrieben: | Welche lieblosen Rabeneltern schicken denn ihre Augensterne auf solche Schulen? |
Ich schätze mal, sie tun das in dem Glauben, ihren Kindern was Gutes zu tun. Da sie selst christlich vernebelt sind, fehlt ihnen auch die Denkkraft, mitzubekommen, dass das Gegenteil der Fall ist. |
das glaube ich weniger,
eher dürfte die schulgeschichte von MeineGitarrebrsuchtStrom realistischer sein.
ich habe im übrigen auch im kindergarten wie in der schule relionstrallfitti mitbekommen, nur bin ich nicht gläubig geworden. das entscheidende dürfte wohl in dieser hinsciht das elternhaus sein. entweder, dieser kram spielt im elternhaus eine rolle oder eben nicht - bei mir war es eben nicht.
_________________ I'm tapping in the dusternis
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Gnosis dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 16.12.2010 Beiträge: 53
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(#1592192) Verfasst am: 27.12.2010, 17:50 Titel: |
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Wie alt waren denn die „Halbstarken“?
Wenn die Herrschaften über 14 Jahre alt waren, steht es ihnen ja frei, einen Gottesdienst besuchen zu wollen oder dies zu lassen.
Wenn dann die Schule aber die Teilnahme am Gottesdienst zur Voraussetzung für den Besuch der Privatschule macht, dann müssten die Schüler wohl ggf. die Schule wechseln.
Allerdings vermute ich, dass Herrschaften lediglich in der angesprochenen Situation keine Lust zum Besuch des Gottesdienstes hatten und andere Freizeitgestaltungen vorgezogen hätten - ansich nichts Verwerfliches, denn der Besuch am Gottesdienst macht noch lange keinen guten Christen aus.
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