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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#1604600) Verfasst am: 28.01.2011, 22:09 Titel: Hoffnung |
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Zitat: | Die Hoffnung: Sie ist in Wahrheit das Übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.(Nietzsche) |
Ich hatte man eine Unterhaltung mit Martin Stolz von der Kaufhauskette Stolz. Er sagte auch: "Es ist das Prinzip Hoffnung, dass das System am Laufen hält." Recht hat er. Gäbe es die Hoffnung nicht, würden die Menschen rebellieren, statt das Unerträgliche zu erdulden.
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22257
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(#1604606) Verfasst am: 28.01.2011, 22:31 Titel: |
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Im Gegenteil. Man kann nur rebellieren, wenn man Hoffnung hat.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#1604609) Verfasst am: 28.01.2011, 22:37 Titel: |
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Man kann nur rebellieren, wenn man ausreichend Feuerkraft hat.
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1604662) Verfasst am: 29.01.2011, 05:58 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Im Gegenteil. Man kann nur rebellieren, wenn man Hoffnung hat. |
Quatsch. Ich hab schon sehr oft rebelliert, gerade weil ich keine Hoffnung mehr hatte, dass sich was ändert.
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Louseign (-)
Anmeldungsdatum: 02.06.2006 Beiträge: 5585
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(#1604667) Verfasst am: 29.01.2011, 08:07 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Im Gegenteil. Man kann nur rebellieren, wenn man Hoffnung hat. |
Quatsch. Ich hab schon sehr oft rebelliert, gerade weil ich keine Hoffnung mehr hatte, dass sich was ändert. |
Manche nennen auch das Gefühl, nichts mehr zu verlieren haben, und dass es nur noch besser werden kann, noch Hoffnung.
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Waschmaschine777 auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.07.2008 Beiträge: 4007
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Dr. Evil auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.09.2010 Beiträge: 1504
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(#1605244) Verfasst am: 31.01.2011, 10:37 Titel: |
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Ob zu hoffen klug oder dumm, produktiv oder kontraproduktiv ist, kann man vielleicht daran festmachen, wie realistisch die Hoffnung ist.
Ich kann bespielsweise jede Woche Lotto spielen und dabei hoffen, einmal den 6er zu haben, der mein Leben verändert. Wenn einem die paar Euro im Monat nicht fehlen und man dabei ein gutes Gefühl hat, meinetwegen. Die Chance ist zwar klein, aber immerhin gewinnen regelmäßig Menschen im Lotto. Also OK.
Wenn man aber sein ganzes Leben darauf ausrichtet und vielleicht deswegen sogar auf andere Methoden des Vorsorge verzichtet, dann ist es nicht mehr OK. Hoffnung ist gut, aber man darf sich nicht darauf verlassen. Nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wie immer kommt es auf die gesunde Mischung an.
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1605272) Verfasst am: 31.01.2011, 12:36 Titel: |
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Dann lest doch mal B. Travens "Das Totenschiff". Sowieso eines jener Bücher, "die man gelesen haben muß". Da äußert er sich auch, daß die Hoffnung ein Fluch für den Menschen ist.
Die zweite Ehe ist der Triumph der Hoffnung über die Erfahrung.
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Freikletterer hat's überstanden.
Anmeldungsdatum: 20.05.2008 Beiträge: 601
Wohnort: Fußballfreie Zone
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(#1605273) Verfasst am: 31.01.2011, 12:41 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Dann lest doch mal B. Travens "Das Totenschiff". Sowieso eines jener Bücher, "die man gelesen haben muß". Da äußert er sich auch, daß die Hoffnung ein Fluch für den Menschen ist.
Die zweite Ehe ist der Triumph der Hoffnung über die Erfahrung. |
Ein Freund von mir sagte einmal: "Die Hoffnung stirbt zuletzt - aber sie stirbt!"
_________________ "22 Männer in lächerlicher Kriegsausrüstung, die sich gegenseitig niederschlagen, nur um an eine luftgefüllte Blase aus Schweinsleder zu kommen! Einige der menschlichen Bräuche verwirren mich, aber Football ist mir ein absolutes Rätsel!"
- K.I.T.T.
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1605276) Verfasst am: 31.01.2011, 13:17 Titel: |
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Dann darf hier sicher auch das durch Ernst Blochs Buchtitel zum Schlagwort gewordene "Prinzip Hoffnung" nicht fehlen. Die Bände waren zuerst in der DDR erschienen, bis 1957 ihr Autor nach der Niederschlagung des Reformversuchs in Budapest außer Landes gedrängt wurde.
Wie der Autor mißverstanden und fehlgedeutet wurde:
http://www.sopos.org/aufsaetze/3fe2fd1bb2101/1.phtml
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1605277) Verfasst am: 31.01.2011, 13:29 Titel: |
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Louseign hat folgendes geschrieben: |
Manche nennen auch das Gefühl, nichts mehr zu verlieren haben, und dass es nur noch besser werden kann, noch Hoffnung. |
ja, die gibt es und oft genug stoßen die mir sauer auf, nämlich wenn sie das deswegen tun, weil die Hoffnung das ja mit das Wichtigste ist und sie diesen Blödsinn zusammen mit den Werten Liebe und Glaube eingetrichtert bekommen haben. Einen Kontrapunkt dazu liefern aber z.B. die Römer, etwa in dieser Maxime:
"una salus victis: nulla salutem sperare" - 'für Besiegte gibt es nur eine Rettung: auf keine Rettung hoffen' (ich hoffe ich habe es korrekt wiedergegeben)
Hier wird die Hoffnung aufgegeben aber nicht die Einsicht, dass Besserung - sei sie auch noch so unwahrscheinlich - wenigstens möglich ist. Man erwartet sie nur nicht länger, es bleibt nur noch sich mit seiner tatsächlichen Situation auseinanderzusetzen und wenn diese unabänderlich ist führt das jeden vernünftigen Menschen zumindest zu Gelassenheit.
Bedenkt man die noch durch und durch religiöse Zeit aus der dieser Spruch stammt, kann man darin sogar noch ein Schlupfloch sehen. Dazu braucht es nur ein wenig gesunden Trotz, so wie das heute selten ist, weil das endlose christliche Harmoniegewäsch alles im Schmalz erstickt:
Man zeigt dem Gott, der die Not sandte, deutlich, dass man die Hoffnung aufgegeben hat, dass man abgeschlossen hat. man erkennt seine Ohnmacht und was auch kommt, gelassen und gleichgültig nimmt man es hin. Weil aber der Gott ein zürnender ist, verstimmt und ohnehin immer etwas griesgrämig, schickt er, sobald er glaubt, dass der Geschlagene sein Unglück vollkommen akzeptiert, Besserung, um ihn erneut stürzen und ärgern zu können. Der erboste Gott will dem Menschen durch Unglück und Leid die Hoffnung rauben, in menschlicher Verzweiflung soll er dann die Macht des Gottes erkennen, doch der Mensch gibt die Hoffnung freiwillig auf, verzweifelt nicht und ist dadurch vom Gott nicht anders zu bezwingen, als durch Verlängerung des Leidens. Dies wiederum bedeutet aber, dass der Gott genötigt ist, in einer Situation, die das Ende bedeuten würde, eben einer "hoffnungslosen" Situation, Linderung zu schicken. Allein schon deshalb sprach man von Hoffnung geringschätzig.
Dieses Weltbild, diese Form des Theismus, der antropomorphe Gott und der Trotz gegen ihn wirken heute vielleicht antiquiert, einfältig, bestenfalls kindisch, tatsächlich sind sie der heute verbreiteten harmoniesüchtigen Kuschelreligiosität weit überlegen. Hoffnung ist etwas, das für heilig gilt und um dem Gott stets zu gefallen und zu schmeicheln, denn er ist ja der Retter, gilt sie heute für etwas, obwohl jeder selbstdenkende sofort ihr trügerisches Wesen erkennt. doch das vertrauen in den modernen Supergott ist eben größer als das Vertrauen in sich selbst und so bleibt die Hoffnung ein Gut, ein weiteres Gängelband für den modernen Gläubigen.
Das alte Weltbild dagegen lässt Selbstbewusstsein erkennen, ja es verlangt es, stärker als der Glaube an die Götter war der Glaube an sich selbst, der letzte Ausweg liegt in den eigenen Fähigkeiten, man muss einen Gott täuschen und darum war der, dem man bis zuletzt vertraute, der eigene Verstand, der Verstand machte frei, mit seiner List war man selbst Herr über sein eigenes Schicksal, denn seiner Logik mussten sich selbst Götter beugen.
Es spricht also Bände wenn Gläubige der Hoffnung zuviel Gewicht beimessen.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46730
Wohnort: Stuttgart
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(#1605281) Verfasst am: 31.01.2011, 13:45 Titel: |
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Egal, ob Hofnung oder nicht.
Sich in den derzeitigen Begebenheiten zurechtzufinden, gehört für micht, zu ein zufriedenes Leben.
Es passt immer noch der Spruch:
Zitat: | Ich möchte den Mut haben, daß zu ändern, was ich ändern kann,
die Gelassenheit. daß zu ertragen, was ich nicht ändern kann, und
die Weisheit das Eine vom Anderen zu unterscheiden. |
Irgendwann muß jeder mal den Löffel abgeben.
Was nutzt es dann, daß man sich ein Leben lang aufgeregt hat über Sachen die eh nicht zu ändern sind.
Man sollte die begrenzte Zeit, die man hier rumspringen darf dazu nutzen, glücklich und zufrieden zu sein.
Die meisten Menschen werden erst gar nicht geboren. So gesehen, gehören wir schon zu den Glücklichen.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1605294) Verfasst am: 31.01.2011, 14:19 Titel: |
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Es gibt ja Unterschiede, auf wen oder was jemand seine Hoffnung setzt.
'Wenn ich auf Sonnenschein hoffe, dann ist das eine Wahrscheinlichkeitsrechnung auf einem Gebiet, das ich selber überhaupt nicht beeinflussen kann.
Wenn ich auf eine Gehaltserhöhung hoffe, kann ich dafür selber sehr wohl etwas tun.
Oder wenn ich auf einen angenehmen Verlauf einer Veranstaltung hoffe. Oder auf ein gutes Zeugnis. Oder auf Besserung meines gesundheitlichen Zustandes.
Ich finde, man sollte sich gut informieren und realistische Erwartungen haben.
Dann muß man versuchen, die Zustände selber für sich günstig zu beeinflussen. Für den Fall, daß es nicht klappt, habe ich immer einen Plan B. Auch male ich mir (z.B. vor Terminen, die mir Angst machen) gerne ein Worst-Case-Szenario aus, um auf das Schlimmste vorbereitet zu sein. Meist kommt es dann doch nicht ganz so schlimm.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Waschmaschine777 auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.07.2008 Beiträge: 4007
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(#1605297) Verfasst am: 31.01.2011, 14:30 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Die meisten Menschen werden erst gar nicht geboren. So gesehen, gehören wir schon zu den Glücklichen. |
Das hört sich an wie das "Wort zum Sonntag".
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1605309) Verfasst am: 31.01.2011, 14:53 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: |
Ich finde, man sollte sich gut informieren und realistische Erwartungen haben.
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Ich finde, diese "realistischen Erwartungen" sind aber doch der größte Feind der Hoffnung, denn wo sie vorherrschen ist Hoffnung völlig unnötig. Umgekehrt habe ich den Eindruck, dass je mehr Hoffnung vorherrscht, desto weniger Realismus vorhanden ist.
...
Ich halte die Hoffnung nicht für das größte Übel, sie hat sicher auch Vorteile, wobei mMn die Nachteile etwas überwiegen. ABER: Wenn man die Hoffnung zu einem sehr hohen, einem der höchsten Güter erklärt, dann kann sie viel Schaden anrichten und wird zu einem großen Übel.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1605317) Verfasst am: 31.01.2011, 15:06 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | Sanne hat folgendes geschrieben: |
Ich finde, man sollte sich gut informieren und realistische Erwartungen haben.
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Ich finde, diese "realistischen Erwartungen" sind aber doch der größte Feind der Hoffnung, denn wo sie vorherrschen ist Hoffnung völlig unnötig. Umgekehrt habe ich den Eindruck, dass je mehr Hoffnung vorherrscht, desto weniger Realismus vorhanden ist.
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Na ja, wenn der Wetterbericht eine Regenwahrscheinlichkeit von 50% voraussagt, dann ist die Hoffnung auf Regen doch einigermaßen realistisch.
oder wenn der Arzt eine Prognose abgibt und die Heilungschancen beziffert, kann man daraus eine realistische Hoffnung ableiten.
Zitat: |
Ich halte die Hoffnung nicht für das größte Übel, sie hat sicher auch Vorteile, wobei mMn die Nachteile etwas überwiegen. ABER: Wenn man die Hoffnung zu einem sehr hohen, einem der höchsten Güter erklärt, dann kann sie viel Schaden anrichten und wird zu einem großen Übel. |
Befürchtest du, daß hoffende Menschen zu sehr in die Passivität abgleiten?
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46730
Wohnort: Stuttgart
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(#1605326) Verfasst am: 31.01.2011, 15:27 Titel: |
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Waschmaschine777 hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | Die meisten Menschen werden erst gar nicht geboren. So gesehen, gehören wir schon zu den Glücklichen. |
Das hört sich an wie das "Wort zum Sonntag". |
Das ist auch nicht ungewollt.
Das hatte ich erst als Obertitel zu meinem Buch: "Lebenshilfen für fröhliche Atheisten" (Ehrlich gesagt, "Wort zum Tag", und als Untertitel "Lebenshilfren für fröhliche Atheisten") gedacht.
Der Verleger wollts nicht. Das wäre zu lang.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1605351) Verfasst am: 31.01.2011, 16:22 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | able_archer hat folgendes geschrieben: | Sanne hat folgendes geschrieben: |
Ich finde, man sollte sich gut informieren und realistische Erwartungen haben.
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Ich finde, diese "realistischen Erwartungen" sind aber doch der größte Feind der Hoffnung, denn wo sie vorherrschen ist Hoffnung völlig unnötig. Umgekehrt habe ich den Eindruck, dass je mehr Hoffnung vorherrscht, desto weniger Realismus vorhanden ist.
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Na ja, wenn der Wetterbericht eine Regenwahrscheinlichkeit von 50% voraussagt, dann ist die Hoffnung auf Regen doch einigermaßen realistisch.
oder wenn der Arzt eine Prognose abgibt und die Heilungschancen beziffert, kann man daraus eine realistische Hoffnung ableiten. |
Du meinst also eine realistische Hoffnung stimmt mit der Realität und bei Entscheidungen mit der rationalen Entscheidung überein? O.K., für mich beinhaltet der Begriff, nicht erst durch die religiöse Vereinahmung durch das Christentum, als wesentlich Aspekt auch das Irrationale. Und für den korrekten, zutreffenden Teil meines Bildes von der Realität halte ich den Verstand für verantwortlich. Darum meinte ich das es sich ausschließt, gut, muss sich nicht ausschließen, aber nutzlos bleibts trotzdem finde ich, weil da reicht Erwartung oder Wunsch, whatever, hier die Hoffnung bemühen heißt halt emotionales Glücksspiel spielen und begriffliche Verwirrung stiften. Auch der Moment des Unvorhersehbaren, den Hoffnung mMn beinhaltet, spielt dabei keine Rolle.
Sanne hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Ich halte die Hoffnung nicht für das größte Übel, sie hat sicher auch Vorteile, wobei mMn die Nachteile etwas überwiegen. ABER: Wenn man die Hoffnung zu einem sehr hohen, einem der höchsten Güter erklärt, dann kann sie viel Schaden anrichten und wird zu einem großen Übel. |
Befürchtest du, daß hoffende Menschen zu sehr in die Passivität abgleiten? |
Unter anderem. Hoffnung ist zunächst einmal ein Trugbild, das ernst zunehmen, besonders wertzuschätzen oder ihm gar zu folgen kann viele schlimme Konsequenzen haben, ich denke einmal mehr das Hirn nicht anstrengen ist da bei weitem nicht das schlimmste.
edit: also ja, ich halte das für eine mögliche konsequenz, aber nein, ich befürchte das nicht.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#1605361) Verfasst am: 31.01.2011, 16:53 Titel: |
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M.E. ist "Hoffnung" wie "Glaube" ein Teekesselchen. Der Wunsch, dass irgendwas besser werden möge, würde ich von der "religiösen Hoffnung" unterscheiden zu wollen. Letztere wird von den Religiösen - wie ja auch der Glaube - als eine Art transzendentaler Selbstzweck abgefeiert. Da wird mit den theologischen Instrumenten der geistigen Geräteturnerei ein Potemkinsches Dort aufgebaut. Im Prinzip heißt das dann "Alles wird gut, alles gehört zum Plan". Gern auch als Ur- oder Grundvertrauen verkauft. Keiner weiß, was das Ziel des Hoffens ist, keiner weiß, worauf und warum man hoffen sollte. Die totale Leerformel. Aber ein toller psychologischer Trick zum perfekten Selbstbeschiss. Und für potenzielle und tatsächliche Unterdrücker über die Jahrtausende ein feines Fresschen für die Massen.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1605369) Verfasst am: 31.01.2011, 17:10 Titel: |
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Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | Im Prinzip heißt das dann "Alles wird gut, alles gehört zum Plan". Gern auch als Ur- oder Grundvertrauen verkauft. |
Unter Urvertrauen verstehe ich was ganz anderes. Nämlich dass ein kleines Kind die Fähigkeit überhaupt Vertrauen haben zu können, entwickeln kann.
Und überhaupt ist Vertrauen doch was anderes als Hoffnung.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#1605374) Verfasst am: 31.01.2011, 17:21 Titel: |
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astarte hat folgendes geschrieben: | Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | Im Prinzip heißt das dann "Alles wird gut, alles gehört zum Plan". Gern auch als Ur- oder Grundvertrauen verkauft. |
Unter Urvertrauen verstehe ich was ganz anderes. Nämlich dass ein kleines Kind die Fähigkeit überhaupt Vertrauen haben zu können, entwickeln kann.
Und überhaupt ist Vertrauen doch was anderes als Hoffnung. |
Nicht unbedingt - je nach religiöser Lesart. Küng-Sprech sozusagen. Der Leitspruch ist "Ich darf(sic!) hoffen". Dieser Satz wird nur dann zu einem halbwegs sinnvollen, wenn man den Hoffensgrund irgendwo transzendental verortet. Da, wo es Teekesselchen 1 objektiv nicht mehr gibt, schmeißt Gott Teekesselchen 2 zu Tale. Teekesselchen 2 weiß freudig zu berichten, dass 1+1 gleich 3 ist - zumindest im Himmel oder sonstwo. Und darauf muss man dann schon irgendwie vertrauen...
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1605376) Verfasst am: 31.01.2011, 17:25 Titel: |
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"tranzendentaler selbstzweck" ist gut. du nimmst irgendeinen möglichst allgemeinen begriff, bestimmst unabhängig von seiner tatsächlichen bedeutung, er sei ein hohes gut. wenn jemand fragt, warum das denn ein hohes gut sei, sagst du, das hast nicht du bestimmt, sondern der begriff hat einen transzendentalen selbstzweck. und gott ist mein zeuge.
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1605385) Verfasst am: 31.01.2011, 17:41 Titel: |
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Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
Der Leitspruch ist "Ich darf(sic!) hoffen". |
ürks. Wie mag ich dieses Predigtsprech.
Nagut, da hab ich glatt das gute alte Gottvertrauen vergessen und war zu sehr im normalen Sprachgebrauch.
Da ist für mich Vertrauen etwas, was konkreten Anlass braucht (zB Vertrauen, der Arzt schon einigermaßen weiß, was er da bei der OP tut, ist ja immerhin sein täglicher Job. Das kann man im Vorschuss geben, man kann es gewinnen, verlieren, verspielen, wieder gewinnen...) Hoffnung ist das, wenn nur die Möglichkeit besteht, aber kein konkreter Anlass. Man weiß nicht am Geburtstag im Sommer Grillwetter sein wird, man kann nicht drauf vertrauen, aber man kann es hoffen.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1605388) Verfasst am: 31.01.2011, 17:44 Titel: |
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astarte hat folgendes geschrieben: | Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
Der Leitspruch ist "Ich darf(sic!) hoffen". |
ürks. Wie mag ich dieses Predigtsprech.
Nagut, da hab ich glatt das gute alte Gottvertrauen vergessen und war zu sehr im normalen Sprachgebrauch.
Da ist für mich Vertrauen etwas, was konkreten Anlass braucht (zB Vertrauen, der Arzt schon einigermaßen weiß, was er da bei der OP tut, ist ja immerhin sein täglicher Job. Das kann man im Vorschuss geben, man kann es gewinnen, verlieren, verspielen, wieder gewinnen...) Hoffnung ist das, wenn nur die Möglichkeit besteht, aber kein konkreter Anlass. Man weiß nicht am Geburtstag im Sommer Grillwetter sein wird, man kann nicht drauf vertrauen, aber man kann es hoffen. |
Also wenn ich jetzt "Hoffnung" und "Vertrauen" lese, muss ich zum Bedenken geben, dass es Freitag Zeugnisse gab. Aber will das Thema nicht weiter vertiefen.
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1605391) Verfasst am: 31.01.2011, 17:47 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: |
Also wenn ich jetzt "Hoffnung" und "Vertrauen" lese, muss ich zum Bedenken geben, dass es Freitag Zeugnisse gab. Aber will das Thema nicht weiter vertiefen. |
Bei uns dauerts noch. Aber sehr guuutes Beispiel den Unterschied zu erklären!
Oder das Thema Abitur ....
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44645
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(#1605426) Verfasst am: 31.01.2011, 18:23 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | Man erwartet sie nur nicht länger, es bleibt nur noch sich mit seiner tatsächlichen Situation auseinanderzusetzen und wenn diese unabänderlich ist führt das jeden vernünftigen Menschen zumindest zu Gelassenheit. |
Als jemand, der bereits (echte) Depressionen erlebt hat, würde ich den emotionalen Zustand dabei als das Gefühl absoluter subjektiver Hoffnungslosigkeit bezeichnen. In dem Moment, wo dir tatsächlich jedes Gefühl der Hoffnung abhanden gekommen ist, setzt du dich nicht rational mit deiner tatsächlichen Situation auseinander, sondern du liegst rum und tust gar nichts - wenn's schlimm kommt nicht mal mehr essen und schlafen (so schlimm war's bei mir zum Glück nicht, aber das gibt es). Mit Gelassenheit hat das gar nichts zu tun.
able_archer hat folgendes geschrieben: | Das alte Weltbild dagegen lässt Selbstbewusstsein erkennen, ja es verlangt es. |
Eine Grundhaltung, die (insbesondere ohne Ansehung der Umstände) Selbstbewusstsein verlangt, ist unethisch.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1605484) Verfasst am: 31.01.2011, 19:54 Titel: |
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Waschmaschine777 hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | Die meisten Menschen werden erst gar nicht geboren. So gesehen, gehören wir schon zu den Glücklichen. |
Das hört sich an wie das "Wort zum Sonntag". |
Und gestern Abend in dem Film "Perseus und Andromeda" (schöne alte Stop-motion-Tricks) gehört: "Preise niemand glücklich, der noch zu den Lebenden gehört."
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1605486) Verfasst am: 31.01.2011, 19:59 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | able_archer hat folgendes geschrieben: | Man erwartet sie nur nicht länger, es bleibt nur noch sich mit seiner tatsächlichen Situation auseinanderzusetzen und wenn diese unabänderlich ist führt das jeden vernünftigen Menschen zumindest zu Gelassenheit. |
Als jemand, der bereits (echte) Depressionen erlebt hat, würde ich den emotionalen Zustand dabei als das Gefühl absoluter subjektiver Hoffnungslosigkeit bezeichnen. In dem Moment, wo dir tatsächlich jedes Gefühl der Hoffnung abhanden gekommen ist, setzt du dich nicht rational mit deiner tatsächlichen Situation auseinander, sondern du liegst rum und tust gar nichts - wenn's schlimm kommt nicht mal mehr essen und schlafen (so schlimm war's bei mir zum Glück nicht, aber das gibt es). Mit Gelassenheit hat das gar nichts zu tun. |
In meinem von dir zitierten Post war aber die Rede davon die Hoffnung freiwillig aufzugeben, das ist bei Depression eher nicht der Fall. Genaugenommen war das doch das Entscheidende an der Story, ich hab mir das nicht ausgedacht, ich habs aus dem lateinischen Zitat geklaut. Möglich, dass ichs nicht ganz erfasst habe, möglich auch, dass es für Depression nicht gilt, kann sein, dass noch ein anderer Sinn darin steckt, der sich sogar auf diese Volkskrankheit anwenden lässt, vielleicht findet jemand was. Oder das Zitat und/oder meine Story sind einfach nur bullshit.
Gelassenheit, so wie ich sie verstehe, bringt jedem Menschen einen Gewinn, das hab ich auch von den Römern geklaut, Depressionen können unter anderem Schicksalschläge als Ursache haben, selbst solchen Ereignissen gelassen zu begegnen wäre doch schonmal ein Erfolg. Ich meine echte Gelassenheit, nicht coolsein, deswegen empfindet man dasselbe, aber ein ruhiges Verarbeiten stelle ich mir erstmal hilfreich vor, das ist Alltagspsychologie™ aber du siehst, selbst für diese Krankheit lässt sich ein Vorteil durch Gelassenheit denken. Den Rest überlasse ich aber den Psychologen.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
able_archer hat folgendes geschrieben: | Das alte Weltbild dagegen lässt Selbstbewusstsein erkennen, ja es verlangt es. |
Eine Grundhaltung, die (insbesondere ohne Ansehung der Umstände) Selbstbewusstsein verlangt, ist unethisch. |
unbedingt? Vermutlich hast du Recht, gemeint war eher fordert im Sinne von fördert, mein Fehler. Andererseits, das damalige Weltbild ist aus heutiger Sicht aus vielerlei Gründen unethisch.
Sorry fürs OT, aber Hoffnung ist eben nichteinmal dazu zu gebrauchen ihren eigenen Thread ontopic zu halten. Aber wir geben die Hoffnung ja nicht auf.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1605491) Verfasst am: 31.01.2011, 20:09 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: |
In meinem von dir zitierten Post war aber die Rede davon die Hoffnung freiwillig aufzugeben, das ist bei Depression eher nicht der Fall. |
Wenn jemand der depressiv ist, sich seine Hoffnungslosigkeit nicht freiwillig ausgesucht hat,
vielleicht hat dann jemand, der der Hoffnung hat, sich diese positive Haltung auch nicht freiwillig ausgesucht...
... könnte ja sein...
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#1605531) Verfasst am: 31.01.2011, 22:24 Titel: Re: Hoffnung |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Die Hoffnung: Sie ist in Wahrheit das Übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.(Nietzsche) |
Ich hatte man eine Unterhaltung mit Martin Stolz von der Kaufhauskette Stolz. |
Interessant. Ich nicht. Habe ich da etwas verpasst?
Übrigens: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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