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Was der Föderalismus schon so alles ausgelöst hat
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Hannibal
Freiheitskämpfer



Anmeldungsdatum: 07.11.2003
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Beitrag(#167667) Verfasst am: 20.08.2004, 13:06    Titel: Was der Föderalismus schon so alles ausgelöst hat Antworten mit Zitat

Ich bin ganz und gar der Meinung, dass die Tatsache, dass die Staatsverwaltung des ehemaligen Jugoslawien föderal organisiert war, entscheidend dazu beitrug, dass es zu einem Bürgerkrieg überhaut kam, welcher hundertausenden Menschen das Leben kostete und Millionen Menschen zu Flüchtlingen machte! Komplett von der Rolle

Hier eine Quelle als Beispiel:

Die unendliche Weltgeschichte (Verlag: Vehling) hat folgendes geschrieben:

Anfangs wurden die Differenzen der Teilrepubliken durch verbale Attacken ausgetragen, allenfalls da und dort kam es zu lokal beschränkten Einzelausbrüchen von Gewalt zwischen den verschiedenen Volksgruppen. Doch 1990 war der Druck im Kesser groß geworden, dass keine Beschwichtigungen mehr halfen, zumal die maßgeblichen Politiker auf beiden Seiten offen einen Konfrontations- und Kampfkurs steuerten.


Auch die Tatsache, dass die Teilrepubliken ohne Weiteres ihre Unabhängigkeit erklären konnten, zeigt, wie groß die Machtbefugniss dieser gewesen sein muss. Das trug sicherlich auch dazu bei, dass diese Teilrepubliken Teile der Jugoslawischen Bundesarmee für sich rekrutieren konnten. So kam es zu offenen Kämpfen, die von politischen Führern allerseits stark angeheizt wurden. Argh

Was die Politik auf dem Balkan noch banaler macht, ist, dass die Staatsgründer des heutigen Bosniens und Herzegowinas aus diesem Zusammenbruch Jugoslawiens Nichts dazugelernt und nun selbst einen ähnlich föderalen Staat erstellt haben, der jederzeit auseinander zu brechen droht, zumal hier wieder die gleichen Volksgruppen, die sich gerade eben im Krieg brutal bekämpft haben nun erneut als Teilrepubliken Macht ausüben. Erbrechen

Slowenien ist stabil. Kroatien wird vermutlich auch nicht viele Probleme haben, sich als Staat zu erhalten, aber der Staat "Bosnien und Herzegowina" ist ein brodelnder Kessel, der nur deshalb nicht ausbricht, weil zigtausende UNO-Peacekeeper stationiert sind. Am Kopf kratzen
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#167673) Verfasst am: 20.08.2004, 13:21    Titel: Antworten mit Zitat

Die geschildereten Probleme haben m.E. nichts mit einer föderalistischen Struktur als solcher zu tun, sondern daß das frühere Jugoslawien die Konflikte unter den Volksgruppen in einem Einheitsstaat unterdrückt hat. Die Zerfallstendenz wäre durch eine andere als durch eine föderale Struktur nicht aufgehalten worden.

Im Gegenteil besteht innerhalb einer Föderalen Struktur mehr Möglichkeit, Dinge auf niedrigerer Ebene zu lösen und somit besteht weniger die Gefahr, daß regionale Interessen von einer zentralen Verwaltung Übergangen werden.

Ein Beispiel dafür ist Belgien, wo es bis in die achtziger Jahre gewaltsame Konflikte zwischen Flamen und Wallonen gegeben hat. Erst nachdem der belgische Staat den Regionen weitgehende Autonomie eingeräumt hat, konnte das Konfliktpotential weitgehend entschärft werden. Zwar äußert es sich nach wie vor an der Frage der Sprachen, da sich die Flamen im offiziel zweisprachigen Brüssel zunehmend übergangen fühlen, es ist aber bei wietem nicht so wie früher.
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Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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kutschi
ask me



Anmeldungsdatum: 02.08.2004
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Beitrag(#167679) Verfasst am: 20.08.2004, 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, ich denke auch, dass diese "Freiheiten" der Teilrepubliken theoretisch noch die einzige Möglichkeit sein könnten einen Bürgerkrieg in Angesicht eines solchen Völkerhasses untereinander zu verhindern.

Im Falle Jugoslawien hatte das alles m.M nach nichts mit einer Staatsfirm ansich zu tun ! Das sind einfach tief verwurzelte Blutfeden zwischen Serben und Albanern - Das hat nichtmal viel mit Politik zu tun Schulterzucken
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Hannibal
Freiheitskämpfer



Anmeldungsdatum: 07.11.2003
Beiträge: 5062
Wohnort: Wien

Beitrag(#167683) Verfasst am: 20.08.2004, 13:38    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
Die geschildereten Probleme haben m.E. nichts mit einer föderalistischen Struktur als solcher zu tun, sondern daß das frühere Jugoslawien die Konflikte unter den Volksgruppen in einem Einheitsstaat unterdrückt hat. Die Zerfallstendenz wäre durch eine andere als durch eine föderale Struktur nicht aufgehalten worden.


Schau doch mal! Der Föderalismus hat den Teilrepubliken erst überhaupt die Mittel gegeben, Gewalt gegen die Zantrelregierung anzuwenden. Wenn diese Teilrepubliken als politische Einheit nicht existiert hätten und alle Volksgruppen innerhalb Gesamtjugoslawiens gleichberechtigt gewesen wären, dann wäre jedem Konflikt der Boden unter den Füßen genommen worden.

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:

Im Gegenteil besteht innerhalb einer Föderalen Struktur mehr Möglichkeit, Dinge auf niedrigerer Ebene zu lösen und somit besteht weniger die Gefahr, daß regionale Interessen von einer zentralen Verwaltung Übergangen werden.


Eine zentrale Verwaltung kann durchaus einheitliche, unbürokratische Lösungen anbieten. Wenn sie aber zu einer schwachen Marionette und Spielball zwischen föderalen Teilregierungen wird, dann kann sie auch keinen Konflikt mehr schlichten und der Bürgerkrieg bricht aus, ohne, dass die Zentralregierung die Macht hat, Ordnung wiederherzustellen.

So und nicht anders war es in Jugoslawien.

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:

Ein Beispiel dafür ist Belgien, wo es bis in die achtziger Jahre gewaltsame Konflikte zwischen Flamen und Wallonen gegeben hat. Erst nachdem der belgische Staat den Regionen weitgehende Autonomie eingeräumt hat, konnte das Konfliktpotential weitgehend entschärft werden.


Kurzfristig. Der Föderalismus verhindert nämlich auch, dass nationalitäten innerhalb eines Staates zusammenwachsen, so dass regionale und nationale Bestreben überhaupt erst geschürrt werden.

Der zunehmende Föderalismus hat auch in Spanien die ETA gestärkt, die trotz aller Zugeständnisse völlige Unabhängigkeit anstrebt. Wenn der baskische Bundesland zu viel Macht besitzen würde, dann gäbe es auch schon in Spanien bald einen Bürgerkrieg.

In Bosnien ist die Zentralregierung einfach viel zu schwach. Wenn es dann später auf sie ankommt, wird sie bestimmt tatenlos zusehen müssen, wie Bosnien in weiterem Chaos versinkt...
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caballito
zänkisches Monsterpony



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#167727) Verfasst am: 20.08.2004, 14:52    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Schau doch mal! Der Föderalismus hat den Teilrepubliken erst überhaupt die Mittel gegeben, Gewalt gegen die Zantrelregierung anzuwenden. Wenn diese Teilrepubliken als politische Einheit nicht existiert hätten und alle Volksgruppen innerhalb Gesamtjugoslawiens gleichberechtigt gewesen wären, dann wäre jedem Konflikt der Boden unter den Füßen genommen worden.


Wenn diese Teilrepubliken exitiert hätten und alle Volksgruppen innerhalb Gesamtjugoslawiens gleichberechtigt gewesen wären, hätte es ebenfalls keinen Konfliktstoff gegeben.

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Eine zentrale Verwaltung kann durchaus einheitliche, unbürokratische Lösungen anbieten. Wenn sie aber zu einer schwachen Marionette und Spielball zwischen föderalen Teilregierungen wird, dann kann sie auch keinen Konflikt mehr schlichten und der Bürgerkrieg bricht aus, ohne, dass die Zentralregierung die Macht hat, Ordnung wiederherzustellen.

So und nicht anders war es in Jugoslawien.


Na, du usst es ja wissen ... ich nehme an, du hats damals die Tagespresse intensiv verfolgt?

Es war nälich ganz und gar nicht so, dass die Zentralregierung eine Marionette der Teilrtegierungen gewesen wäre, eher umgekehrt so, dass die Teilregierungen reinen Alibifunktionen hatten und die Autonomie von der Zentrale immer weiter beschnitten wurde. Und das war der Auslöser - der von dir zitierte Kesseldruck war nicht die Macht der Teilregierungen, sondern die zunehmende Unterdrückung durch die Zentralregierung.

Unmittelbarer Anlass des Bürgerkriegs war übrigens die Weigerung des serbischen Mitglieds des Bundespräsidiums, turnusgemäß den Vorsitz abzugeben, so dass es in Jugosöawien ein rechtmäßiges Staatsoberhaupt (das krpatische Mitglied des Präsidiums) und einen Usurpator gab (das serbische Mitglied)

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Kurzfristig. Der Föderalismus verhindert nämlich auch, dass nationalitäten innerhalb eines Staates zusammenwachsen, so dass regionale und nationale Bestreben überhaupt erst geschürrt werden.


Stimmt. Deswegen ahben sich die Deutschen auch 1939 im Bürgerkrieg der Bayern gegen die Hamburger gegenseitig zerfleischt ...

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Der zunehmende Föderalismus hat auch in Spanien die ETA gestärkt, die trotz aller Zugeständnisse völlige Unabhängigkeit anstrebt. Wenn der baskische Bundesland zu viel Macht besitzen würde, dann gäbe es auch schon in Spanien bald einen Bürgerkrieg.


Komisch nur, dass seit der Föderalisierung der ETA-Terrorismus stark zurückgegangen ist. Weil nämlich der Föderalismus die ETA um die feste Verankerung bei der Baskischen Bevölkerung gebracht hat, die sich jetzt eher von friedlichen Politikern repräsentiert sieht als von der ETA. Den Krig mit der ETA gab es nämlich schon - bevor das Baskenland autonom wurde.

Kossuth hat folgendes geschrieben:
In Bosnien ist die Zentralregierung einfach viel zu schwach. Wenn es dann später auf sie ankommt, wird sie bestimmt tatenlos zusehen müssen, wie Bosnien in weiterem Chaos versinkt...


Wenn ich mich Recht entsinne, hat es in Bosnien schon mal, vor gar nicht allzulanger Zeit, Chaos, Bürgerkrieg und Völkermord gegeben - un dda war Bosnien nicht föderal. Und jetzt willst du uns allen Ernstes weismachen, in einem zentralistischen Bosnien ginge es friedlicher zu? Mach dich vielleicht erstmal kundig, ehe du die die Welt mit deinen Erkenntnussen beglückst. Würde man versuchen, Bosnien zu zentralisieren, bräche sofort ein Bürgerkrieg aus.
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Die Gedanken sind frei.

Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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kutschi
ask me



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Beitrag(#167733) Verfasst am: 20.08.2004, 15:07    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:

Komisch nur, dass seit der Föderalisierung der ETA-Terrorismus stark zurückgegangen ist. Weil nämlich der Föderalismus die ETA um die feste Verankerung bei der Baskischen Bevölkerung gebracht hat, die sich jetzt eher von friedlichen Politikern repräsentiert sieht als von der ETA. Den Krig mit der ETA gab es nämlich schon - bevor das Baskenland autonom wurde.


Völlig richtig ! Der Föderalismus ist nämlich eben ein Schritt in Richtung der Forderungen der baskischen Bevölkerung ! Seit damals ist die ETA nurnoch eine Art Mafia, die die baskische Bevölkerung sicher genauso unterdrückt, wie sie der restlichen spanischen Bevölkerung Angst einjagt ! Baskische Politiker, die nicht der Ansicht der ETA sind, das Problem mit Gewalt zu lösen, werden beinhart ermordet...

Wenn es mit Reformen und neuen Rechten für Bevölkerungsgruppen nicht mehr geht, ist der Föderalismus der erste Schritt einen Bürgerkrieg zu verhinder, meiner Meinung nach !
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#167784) Verfasst am: 20.08.2004, 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Ich bin ganz und gar der Meinung, dass die Tatsache, dass die Staatsverwaltung des ehemaligen Jugoslawien föderal organisiert war, entscheidend dazu beitrug, dass es zu einem Bürgerkrieg überhaut kam, welcher hundertausenden Menschen das Leben kostete und Millionen Menschen zu Flüchtlingen machte!

Das würde ich dir mal erstaunlicherweise zustimmen zwinkern Es war wirklich ein wesentliches Problem in Jugoslawien, dass die einzelnen Republiken sich auseinander entwickelten, weil die Herrschenden angesichts der wirtschaftlichen Probleme (die Jugoslawien wie den Rest der Welt ab Ende der 70er getroffen haben) immer mehr auf eine Lösung innerhalb ihrer Teilrepublik setzten und Nationalismus schürten, um sich an der Macht halten zu können. Dies war möglich, weil sich innerhalb der Teilrepubliken eigene Strukturen ausgebildet haben, die schliesslich mächtiger als die Zentralmacht waren. Milosevic z.B. war kein Vertreter der Zentralmacht, sondern einer Teilrepublik (Serbien).

Föderalismus ist keine Garantie für demokratische Entscheidungsprozesse, sondern dient auf dazu, dass die Verantwortung für Entscheidungen undeutlich werden, regionale Politiker die Zentralmacht für Entscheidungen verantwortlich machen, die sie selbst unterstützt haben (z.B. heute ein gewisse CDU-Chef in Sachsen, häufig handelt aber auch der Häuptling der Amigos im Süden der BRD so). Förderalismus dient hier oft als Blitzableiter bei Unzufriedenheit. Es wird halt die höhere Ebene verantwortlich gemacht, während in Wirklichkeit eben die Politiker der regionalen Ebene für die gleiche Politik stehen.

Föderalismus (wie im übrigen auch der Nationalismus im Zentralismus) dient auch dazu, die wirklichen sozialen Gegensätze zwischen den Klassen zu verwischen und einen Gegensatz zwischen den Regionen (bzw. Nationen) zu verwandeln.
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Hannibal
Freiheitskämpfer



Anmeldungsdatum: 07.11.2003
Beiträge: 5062
Wohnort: Wien

Beitrag(#167847) Verfasst am: 20.08.2004, 18:00    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:


Wenn diese Teilrepubliken exitiert hätten und alle Volksgruppen innerhalb Gesamtjugoslawiens gleichberechtigt gewesen wären, hätte es ebenfalls keinen Konfliktstoff gegeben.


Da wäre ich mir nicht so sicher. Der Föderalismus trennt die Bevölkerung, fördert regionale Unterschiede und unterstreicht die Unterschiede, welche einen Konflikt nähren können.


caballito hat folgendes geschrieben:

Na, du usst es ja wissen ... ich nehme an, du hats damals die Tagespresse intensiv verfolgt?

Es war nälich ganz und gar nicht so, dass die Zentralregierung eine Marionette der Teilrtegierungen gewesen wäre, eher umgekehrt so, dass die Teilregierungen reinen Alibifunktionen hatten und die Autonomie von der Zentrale immer weiter beschnitten wurde. Und das war der Auslöser - der von dir zitierte Kesseldruck war nicht die Macht der Teilregierungen, sondern die zunehmende Unterdrückung durch die Zentralregierung.


Der Föderalismus, der von Anfang an dort masslos vorhanden war, hat bereits den Fass mit Pulver gefüllt. Als die Zentralregierung endlich dieses Chaos reformieren wollte, haben sich die Teilrepubliken schon so stark und selbstständig gemacht, dass sie bereits die Macht hatten, sich militärisch zu wehren.

Die Schwäche der Zentralregierung hat auch dafür gesorgt, dass diese längst nicht mehr für die ganzen Völker, sondern quasi nur noch für die Serben sprechen konnte. Es ging um Macht. Als die Zentralregierung immer mehr Einfluss in der gesamtnation verlor, so fixierte sie sich immer mehr auf Serbien selbst. Daher kam es zu Diskriminierungen und der Konfliktstoff war eigentlich schon zu Titos Zeiten gegeben. Tito konnte den Staat durch seine starke persönliche Führung noch halten, aber als er starb, gab es keine Persönlichkeit mehr, die alles halten konnte. Unter einer Zentralisierten Regierung wäre die Zentralregierung stark genug gewesen, gesamtjugoslawien zu kontrollieren und somit auch die Interessen des gesamten Volkes zu vertretten, aber da Tito unbedingt seinen Günstlingen starke Rechte über die Teilrepubliken gab und die dortige nationale Begeisterung darüber ausnutzte, kam es ziemlich bald nach seinem Tod zum Krieg!

caballito hat folgendes geschrieben:

Unmittelbarer Anlass des Bürgerkriegs war übrigens die Weigerung des serbischen Mitglieds des Bundespräsidiums, turnusgemäß den Vorsitz abzugeben, so dass es in Jugosöawien ein rechtmäßiges Staatsoberhaupt (das krpatische Mitglied des Präsidiums) und einen Usurpator gab (das serbische Mitglied)


Das stimmt nur teilweise. Die Unabhängigkeitserklärungen waren entscheidender. Ohne den Föderalismus hätte es diese Unabhängigkeitserklärungen nie gegeben. Der Staat bräuchte keinen Krieg führen, höchstens mit polizeilicher Gewalt hätte es manch Kroatische und Bosnischa Aufstände niederschlagen müssen, die aber auch nur dann entstanden wären, wenn es eine Disskriminierung gäbe und wenn das Spitzelsystem zu locker wäre...

Aber dass eine Bundesregierung sich lossagen kann und dass sie ein Militär gegen die Zentralregierung aufstellen kann, das und genau das sind die Folgen von zu starkem Föderalismus!



caballito hat folgendes geschrieben:


Stimmt. Deswegen ahben sich die Deutschen auch 1939 im Bürgerkrieg der Bayern gegen die Hamburger gegenseitig zerfleischt ...


Die Tatsache, dass Deutschland lange Zeit (bis ins 19. Jahrhundert hinein!!) in feudale Anarchie versank, brachte bis heute das Problem mit sich, dass der Regionale egoismus oft Deutsche gegeneinander aufgebracht hat. Es gab oft Vorurteile und Auseinandersetungen zwischen Berlinern und Bayern, besonders deshalb, weil gerade die Bayern im Kaiserreich, im 19. Jahrhundert besondere Autonomieprivilegien erhielten, wie zb. eine eigene Münzprägung usw....

Gerade Hitler ist die Errungenschaft weitgehend anzuerkennen, dass er Deutschland geeint hat, mental, wie politisch! Schon in seinen ersten Regierungsjahren hat er die selbstgefälligen Verwaltungen der Bundesländer aufgelöst und durch gleichgeschaltete Reichskommisare ersetzt.

Ein einigender Satz Hitlers war zb.:

Zitat von Hitler auf kirchenkritik.de hat folgendes geschrieben:
Ich aber brauche...die Katholiken Bayerns ebenso wie die Protestanten Preußens.


Das sind Tatsachen. Und Tatsachen zu erwähnen ist nicht verboten und es ist auch keine Verharmlosung. Also ja nicht mit der Wiederbetätigungsgesetzkeule zuschlagen!





caballito hat folgendes geschrieben:


Komisch nur, dass seit der Föderalisierung der ETA-Terrorismus stark zurückgegangen ist. Weil nämlich der Föderalismus die ETA um die feste Verankerung bei der Baskischen Bevölkerung gebracht hat, die sich jetzt eher von friedlichen Politikern repräsentiert sieht als von der ETA. Den Krig mit der ETA gab es nämlich schon - bevor das Baskenland autonom wurde.


Das stimmt schon, dass es vorher auch Ärger mit der ETA gab, aber wenn das Baskenland einen Autonomen Status erhält, dann distanziert es sich noch weiter von Spanien. Es wird somit nie ein nationales Bewusstesein entwickelt, sondern der regionale Egoismus subventioniert.



caballito hat folgendes geschrieben:

Wenn ich mich Recht entsinne, hat es in Bosnien schon mal, vor gar nicht allzulanger Zeit, Chaos, Bürgerkrieg und Völkermord gegeben - un dda war Bosnien nicht föderal. Und jetzt willst du uns allen Ernstes weismachen, in einem zentralistischen Bosnien ginge es friedlicher zu? Mach dich vielleicht erstmal kundig, ehe du die die Welt mit deinen Erkenntnussen beglückst. Würde man versuchen, Bosnien zu zentralisieren, bräche sofort ein Bürgerkrieg aus.


Kommt drauf an, wie man die Zentralisierung vorantreiben würde. Zentralisierung alleine würde dort sicher keinen Konflikt entfachen! Probleme würden nur dann entstehen, wenn sich eine Bevölkrungsgruppe benachteiligt fühlt! Solange Bosnien föderal ist, wie jetzt, ist es eine tickende Zeitbombe. Und ausserdem nenn mir dein Beispiel genauer, mit dem Völkermord, als Bosnien nicht (so) föderal war.

Wenn sich die födereale Destruktur weiter durchsetzt, dann wird es der Zenteregierung nie mehr möglich sein, Ordnung herzustellen. Der Föderalismus in Bosnien:


  • Kostet an sich eine Unsumme und frisst sich angesichts des geringen BIP Bosniens besonders tief ins Budget

  • Fördert die Korruption

  • Behindert die Versöhnung und das Zusammenwachsen der dotrigen Bevölkerung

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Hannibal
Freiheitskämpfer



Anmeldungsdatum: 07.11.2003
Beiträge: 5062
Wohnort: Wien

Beitrag(#167883) Verfasst am: 20.08.2004, 19:22    Titel: Antworten mit Zitat

kutschi hat folgendes geschrieben:


Völlig richtig ! Der Föderalismus ist nämlich eben ein Schritt in Richtung der Forderungen der baskischen Bevölkerung! Seit damals ist die ETA nurnoch eine Art Mafia, die die baskische Bevölkerung sicher genauso unterdrückt, wie sie der restlichen spanischen Bevölkerung Angst einjagt ! Baskische Politiker, die nicht der Ansicht der ETA sind, das Problem mit Gewalt zu lösen, werden beinhart ermordet...

Wenn es mit Reformen und neuen Rechten für Bevölkerungsgruppen nicht mehr geht, ist der Föderalismus der erste Schritt einen Bürgerkrieg zu verhinder, meiner Meinung nach !


Mensch! Das siehst du ziemlich einseitig!

Natürlich sollte man, wenn es unüberwindbare Differenzen zwischen Nationen gibt, eine Nation in die Unabhängigkeit entlassen.

Aber eines sollte dir klar sein. Eine Föderalisierung, oder Teilung einer Nation allein trägt kaum zu einer Konfliktlösung bei, wie man es im Fall Indiens und Pakistans sieht.

Man sah in der Teilung zwischen Indien und Pakistan ursprünglich eine Lösung, man hoffte den Konflikt zwischen Moslems und Hindus dauerhaft zu lösen.

Kaum wurde die Grenze zwischen den beiden Staaten gezogen, flogen die Fetzen: Erstens gab es in Indien immer noch größere Muslimische Mehrheitsgebiete und zweitens nahm der Konflikt nun eine Form eines zwischenstaatlichen Konflikts an, wie man es bis heute sieht.

Im Ergebniss flohen Millionenweise Moslems nach Pakisten und Hindus nach Indien. Das brachte aber auch keine echte Lösung, weil immer noch unterdrückte Minderheiten zurrückblieben und die Neuankömmlinge in den jeweiligen Ländern nicht sehr angesehen waren und es so zu noch mehr Chaos kam.

Und was die ETA betrifft ist es immer noch so, dass sie im Baskenland immer noch eine Menge Ansehen genießt! Selbst der gemässigte Flügel ist vor Anschlägen nicht abgeneigt. Siehe Wikipedia...

Gegen die ETA muss energischer vorgegangen werden und die wirtschaftlichen Missstände sind im Baskenland zu beseitigen, idealerweise mit der Unterstützung der EU. Das sorgt dann dafür, dass der Konflikt beigelegt wird.

Spanien soll ausserdem dem Baskenland kulturell näher gebracht werden.
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Hannibal
Freiheitskämpfer



Anmeldungsdatum: 07.11.2003
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Wohnort: Wien

Beitrag(#167894) Verfasst am: 20.08.2004, 19:50    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:

Das würde ich dir mal erstaunlicherweise zustimmen zwinkern Es war wirklich ein wesentliches Problem in Jugoslawien, dass die einzelnen Republiken sich auseinander entwickelten, weil die Herrschenden angesichts der wirtschaftlichen Probleme (die Jugoslawien wie den Rest der Welt ab Ende der 70er getroffen haben) immer mehr auf eine Lösung innerhalb ihrer Teilrepublik setzten und Nationalismus schürten, um sich an der Macht halten zu können. Dies war möglich, weil sich innerhalb der Teilrepubliken eigene Strukturen ausgebildet haben, die schliesslich mächtiger als die Zentralmacht waren. Milosevic z.B. war kein Vertreter der Zentralmacht, sondern einer Teilrepublik (Serbien).


Ganz genau so meine ich es auch. Wer hätte das gedacht, dass wir in diesem Punkt einer Meinung wären? zwinkern

max hat folgendes geschrieben:

Föderalismus ist keine Garantie für demokratische Entscheidungsprozesse, sondern dient auf dazu, dass die Verantwortung für Entscheidungen undeutlich werden, regionale Politiker die Zentralmacht für Entscheidungen verantwortlich machen, die sie selbst unterstützt haben (z.B. heute ein gewisse CDU-Chef in Sachsen, häufig handelt aber auch der Häuptling der Amigos im Süden der BRD so). Förderalismus dient hier oft als Blitzableiter bei Unzufriedenheit. Es wird halt die höhere Ebene verantwortlich gemacht, während in Wirklichkeit eben die Politiker der regionalen Ebene für die gleiche Politik stehen.



In der Tat. Föderalismus ist ein Teil des politischen Machtspiels und schafft diesem auch mehr Spielraum. Teilweise sprichen dessen Vertretter auch tatsächliche Probleme der Bevölkerung an und stützen sich auf die Masse der Region, aber im Endeffeckt geht es denen um Macht...

Nationale Ideale sind bei föderalen Machenschaften nicht vordergründig, sondern eben die Macht der Politiker, wobei die ersteren aber auch eine Rolle spielen, schließlich ist der Föderalismus längst nicht das selbe, wie der Feudalismus, weil im Föderalismus das Machtstreben der Politiker von den politische Zielen des lokalen Volkes begleitet werden und insofern diese Macht auch zumindest auf lokaler Ebene kontrolliert, zentralisiert und konsolldiert wird.

Besonders über Slowenien, aber auch über Kroatien kann man jetzt sagen, dass die jetzige Regierung dort viel fortschrittlicher, stabiler, weit weniger korrupt und innovativer ist, als die des alten Jugoslawiens.

Nach der Aufsplitterung Jugoslawiens setzte sich in hohem Mass auch in Kroatien eine Stabilisierung und ein Nationalbewusstsein ein, aber Bosnien ist nach wie ein Brüchiges Restgebäude. Zwar beruht auch hier die Macht auf dem Nationalismus und den Volksbedüfnissen, aber weiterhin wurde hier keine Stabilität erzielt...

Bosnien ist nach wie vor nur bedingt als Nationalstaat anzusehen.


max hat folgendes geschrieben:

Föderalismus (wie im übrigen auch der Nationalismus im Zentralismus) dient auch dazu, die wirklichen sozialen Gegensätze zwischen den Klassen zu verwischen und einen Gegensatz zwischen den Regionen (bzw. Nationen) zu verwandeln.


Auch hier stimme ich zu. Da gibt es meines Erachtens Nichts zu bemängeln.
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Shadaik
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Beitrag(#168148) Verfasst am: 21.08.2004, 14:18    Titel: Antworten mit Zitat

So a Schmarrn!

Föderalismus ist auf jeden Fall ein besseres (wenn auch evtl. weniger stabiles System) als Zentralismus.

Das Hauptproblem ist halt imemr die Frage, wer hier föderiert. Eine Föderation aus Düsseldorf und Köln (beliebige verfeindete Landstrich einsetzbar) zum Beispiel funktioniert natürlich nicht.
Diese Vebrindung würde aber auch mit Monheim als zentralistischer Hauptstadt nicht funktionieren.
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Hannibal
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Anmeldungsdatum: 07.11.2003
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Wohnort: Wien

Beitrag(#168632) Verfasst am: 22.08.2004, 21:04    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
So a Schmarrn!

Föderalismus ist auf jeden Fall ein besseres (wenn auch evtl. weniger stabiles System) als Zentralismus.


Woher willst du denn wissen, dass es besser ist? Am Kopf kratzen

Shadaik hat folgendes geschrieben:

Das Hauptproblem ist halt imemr die Frage, wer hier föderiert. Eine Föderation aus Düsseldorf und Köln (beliebige verfeindete Landstrich einsetzbar) zum Beispiel funktioniert natürlich nicht.
Diese Vebrindung würde aber auch mit Monheim als zentralistischer Hauptstadt nicht funktionieren.


Traditionelle Feindschaften können überwunden werden, auch wenn es oft ein langer Prozess ist. skeptisch

Tatsache ist, dass der Föderalismus in Jugoslawien die Zentralregierung so stark entmachtet hat, dass diese sich teilweise auch selbst zu einer reinen Serbenvertrettung dagradieren musste und sich der Staat Jugoslawien nicht mehr halten konnte. Ausrufezeichen

Jugoslawien ist nicht der einzige Beispiel, wo der Föderalismus kläglich gescheitert ist.

Weist du zum Beispiel, dass der unmittelbare Grund, warum es noch in den meisten Bundesstaaten der Vereinigten Staaten die Todesstrafe gibt, der masslose Föderalismus in den USA ist?

Tatsache ist, dass die Todesstrafe 1972 in den gesamten USA abgeschafft wurde; ABER 1976 führten es viele der juristisch weitgehend selbstständigen Bundesstaaten wieder ein. Argh

Das verdeutlicht die Tatsache, dass die Zentralregierung in den USA oft nicht genug Macht hat, um Reformen einheitlich durchzusätzen.

Dieser Föderalismus hat früher zu noch ärgeren Missbräuchen geführt und auch zum Bürgerkrieg 1861-65.

Noch früher, nämlich Anfang des 19 Jh. konnte die Zentrlregierung in einem Krieg gegen Kanada und Großbritannien auf die unterstützung zweier Bundesstaaten nicht zählen, was erheblich dazu beitrug, dass die Briten, obwohl sie gleichzeitig mit Napoleon kämpfen mussten, die US-Invasion damals erfolgreich abwehrten.

Föderalismus kann zu Chaos führen. In gemässigterer Form ist er zwar nicht schädlich, aber teuer. Die Verwaltung Österreichs ist Beispielsweise sauteuer. Österreich hat neun Bundesländer, neun Bauvorschriften, neun,... Deprimiert
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#168751) Verfasst am: 23.08.2004, 07:43    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Das verdeutlicht die Tatsache, dass die Zentralregierung in den USA oft nicht genug Macht hat, um Reformen einheitlich durchzusätzen.

Ich finde, Du maschst hier den Fehler, eine bestimmte Organisationsform des Staates ungeachtet der damit verfolgten Ziele über einen Kamm zu scheren. Ist es für Dich wirklich nicht denkbar, daß auch eine Zentralregierung ihre Macht mißbrauchen kann? Wer sagt denn, daß eine Zentralergierung automatisch eine fortschrittliche Politik macht?

Du selbst hast das Beispiel Hitler gebracht. Hitler hat aber gerade den Föderalismus beseitigt, weil er seinen Zielen im Weg stand. Vielleicht ist Dir beaknnt, daß aus diesem Grund bereits 1932 die Reichsregierung gegen die republikansich eingestellte preußische Regierung geputscht hat (der sogenannte "Preußenschlag")?
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Beitrag(#168753) Verfasst am: 23.08.2004, 07:46    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Gerade Hitler ist die Errungenschaft weitgehend anzuerkennen, dass er Deutschland geeint hat, mental, wie politisch! Schon in seinen ersten Regierungsjahren hat er die selbstgefälligen Verwaltungen der Bundesländer aufgelöst und durch gleichgeschaltete Reichskommisare ersetzt.

Willst Du im Ernst hier glauben machen, die Tatsache allein, daß er Deutschland "geeint" hat, sie etwas Positives?
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



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Beitrag(#168770) Verfasst am: 23.08.2004, 10:18    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:

...


Ich glaube, dass du nicht genau weißt, was Föderalismus eigentlich ist, wofür man ihn verantwortlich machen kann und wofür nicht.
Sicher ist m.E. lediglich, dass die Antwort auf die Anforderungen der Globalisierung auf staatlicher Ebene nur in föderalen Strukturen, nicht aber in nationalstaatlichen Lösungen liegen kann. Gerade im Hinblick auf Europa gilt es da natürlich, Fehler zu vermeiden. So muss man Einheiten schaffen, die in Wirtschaftskraft, Einwohnerzahl und territorialer Größe einigermaßen vergleichbar sind. So einen Unsinn wie Bremen vs. NRW darf es dann nicht mehr geben. Dass sowas gut klappen kann, zeigt ja das "Kunstprodukt" NRW, wo Westfalen und Rheinländer zusammengepackt wurden, die sich ja nicht unbedingt von jeher geliebt hatten. Das Ruhrgebiet hat mittlerweile eine ganz eigene Identität innerhalb NRW´s, obwohl die Grenze zwischen Westfalen und dem Rheinland genau mitten hindurch geht. Niemand bezeichnet sich dort aber als "Westfale" oder "Rheinländer", sondern stets als Mensch des Ruhrgebiets. Das zeigt, dass Föderalismus sehr wohl gut funktionieren kann. Eine regionale Interessensvertretung ist sehr sinnvoll, da jeder Landstrich seine eigenen Probleme hat. Föderalismus kann nicht funktionieren, wenn sich die Bundesstaaten bzw. ihre Einwohner feindlich gegenüberstehen. Das ist dann aber kein Problem des Föderalismus. Sowas passiert auch in Ruanda und hat - wie in Ex-Jugoslawien - mehr mit der Volkszugehörigkeit zu tun. Ich fände es schön, wenn sich die Menschen in Europa zukünftig mal als "Sachsen", "Voralberger" oder "Flamen" definieren würden.
Übrigens: Der Bundesstaat EU hätte nach momentanem Stand bereits 45 Goldmedaillen bei Olympia errungen - mehr als China und die USA zusammen zwinkern
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kutschi
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Beitrag(#168776) Verfasst am: 23.08.2004, 10:45    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth - Du beziehst dich bei deiner Aussage "Der Föderalismus ist verantwortlich" ja eigentlich hauptsächlich darauf, dass beim Beispiel Jugoslawien die (hier) Serben nur durch den Föderalismus zu den Mitteln für einen Krieg gekommen sind - hab ich das richtig verstanden ?

Das wäre ein falscher Ansatz, den Föderalismus ansich zu verurteilen, denke ich...
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Hannibal
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Beitrag(#168894) Verfasst am: 23.08.2004, 14:18    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
Kossuth hat folgendes geschrieben:
Das verdeutlicht die Tatsache, dass die Zentralregierung in den USA oft nicht genug Macht hat, um Reformen einheitlich durchzusätzen.

Ich finde, Du maschst hier den Fehler, eine bestimmte Organisationsform des Staates ungeachtet der damit verfolgten Ziele über einen Kamm zu scheren. Ist es für Dich wirklich nicht denkbar, daß auch eine Zentralregierung ihre Macht mißbrauchen kann? Wer sagt denn, daß eine Zentralergierung automatisch eine fortschrittliche Politik macht?


Tatsache ist, dass sich fortschrittliche Reformen am besten einheitlich durchsetzen lassen und genau dem steht der Föderalismus im Weg. Ausserdem ist die Zentralregierung meist städtisch orientiert, während die Landesregierungen meist eher für die Bewahrung der Traditionen in ihren Provinzen eintretten, wie ihre Bevölkerung eben.

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:

Du selbst hast das Beispiel Hitler gebracht. Hitler hat aber gerade den Föderalismus beseitigt, weil er seinen Zielen im Weg stand.


Der Föderalismus steht jeder Regierung, die durch eigenes Eingreifen echten Fortschritt erzielen will, im Weg.

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:

Vielleicht ist Dir beaknnt, daß aus diesem Grund bereits 1932 die Reichsregierung gegen die republikansich eingestellte preußische Regierung geputscht hat (der sogenannte "Preußenschlag")?


Davon weis ich nichts... Am Kopf kratzen
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Ralf Rudolfy
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Beitrag(#168915) Verfasst am: 23.08.2004, 14:48    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:

Tatsache ist, dass sich fortschrittliche Reformen am besten einheitlich durchsetzen lassen und genau dem steht der Föderalismus im Weg. Ausserdem ist die Zentralregierung meist städtisch orientiert, während die Landesregierungen meist eher für die Bewahrung der Traditionen in ihren Provinzen eintretten, wie ihre Bevölkerung eben.

Daß dies ein dem Föderalismus als solchem innewohnender Wesenszug ist, müßtest Du schon begründen. Ich kann dergleichen nicht erkennen.
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Hannibal
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Beitrag(#169053) Verfasst am: 23.08.2004, 17:15    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:

Willst Du im Ernst hier glauben machen, die Tatsache allein, daß er Deutschland "geeint" hat, sie etwas Positives?


Etwas zu vereinen ist allein schon ökonomisch sehr positiv:

Erstens ist die Verwaltung leichter, zweitens muss eine große Firma nicht die vielen unsinnigen Unterschiede der Gesetze zwischen den einzelnen Ländern beachten.

Wie soll in Österreich zb. ein Massenindustriebau erfolgreich durchgesetzt werden, wenn jedes Bundesland eine extra Vorschrift hat?

Teilweise widersprechen sich die Vorschriften der Bundsländer, so dass viele Produktionsstandarts gar nicht geschaffen werden können.

Der stark zum Föderalismus neigende Andreas Khol meinte mit pompösen Worten, dass die Tiroler Bauweise Touristen aus aller Welt locken würde.

Aber diese Bedeutung wird masslos überbetont, so dass letztendlich die Kosten die durch diese verschiedenen Vorschriften entstehen größer sind, als irgendwelche Einnahmen durch eine möglicher Weise erhöhte Attracktivität...

Und das weis sogar Khol selbst ganz genau. Der wirkliche Grund, warum er sich gegen eine Vereinheitlichung sträubt wird tatsächlich sehr irrationall in traditionellen Gedanken liegen, die aber den Bürökratischen Chaos sachlich nicht rechtfertigen.

Wenn Khol aus Liebe zur Tradition sich gegen rationale Änderungen sträubt, dann ist es menschlich verständlich, sachlich aber unberündet!
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Hannibal
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Beitrag(#169067) Verfasst am: 23.08.2004, 17:27    Titel: Antworten mit Zitat

Schalker hat folgendes geschrieben:
Kossuth hat folgendes geschrieben:

...


Ich glaube, dass du nicht genau weißt, was Föderalismus eigentlich ist, wofür man ihn verantwortlich machen kann und wofür nicht.
Sicher ist m.E. lediglich, dass die Antwort auf die Anforderungen der Globalisierung auf staatlicher Ebene nur in föderalen Strukturen, nicht aber in nationalstaatlichen Lösungen liegen kann.


Eigentlich weder das eine noch das andere. Die Welt soll zusammenwachsen und nicht sich aufspalten. Der Nationalstaat ist eine Zwischenstufe zur entgültigen Globalisierung und Vereinigung. Derzeit ist die EU ein verhältnissmässig lockerer Bund. Ich hoffe, dass die Staaten wirklich zu einem großen zentralistisch organisiertem Europa zusammenwachsen, auch wenn das noch Generationen dauern kann.

Zitat:
Gerade im Hinblick auf Europa gilt es da natürlich, Fehler zu vermeiden. So muss man Einheiten schaffen, die in Wirtschaftskraft, Einwohnerzahl und territorialer Größe einigermaßen vergleichbar sind. So einen Unsinn wie Bremen vs. NRW darf es dann nicht mehr geben. Dass sowas gut klappen kann, zeigt ja das "Kunstprodukt" NRW, wo Westfalen und Rheinländer zusammengepackt wurden, die sich ja nicht unbedingt von jeher geliebt hatten. Das Ruhrgebiet hat mittlerweile eine ganz eigene Identität innerhalb NRW´s, obwohl die Grenze zwischen Westfalen und dem Rheinland genau mitten hindurch geht. Niemand bezeichnet sich dort aber als "Westfale" oder "Rheinländer", sondern stets als Mensch des Ruhrgebiets. Das zeigt, dass Föderalismus sehr wohl gut funktionieren kann. Eine regionale Interessensvertretung ist sehr sinnvoll, da jeder Landstrich seine eigenen Probleme hat.


Eine Zentralregierung kann die Problemebehandlung der einzelnen Regionen viel besser mit den Interessen des Gesamtstaates verbinden!

Zitat:
Föderalismus kann nicht funktionieren, wenn sich die Bundesstaaten bzw. ihre Einwohner feindlich gegenüberstehen. Das ist dann aber kein Problem des Föderalismus.


Doch, weil er zu weiteren Verfremdungen führen kann. Wenn zwei Dörfer sich gegenseitig bekämpfen, dann wird das umso mehr geschürrt, wenn sie offiziel zwei eigene, weitgehend selbstständige Regierungen haben.

Zitat:
Sowas passiert auch in Ruanda und hat - wie in Ex-Jugoslawien - mehr mit der Volkszugehörigkeit zu tun.


In einem starken Zentralstaat wäre das Problem nie gegeben. Blutige Unruhen hätten polizeilich niedergeschlagen und durch ein Spitzelnetz vorgebeugt werden können. Da aber die einzelnen Teilrepubliken eben immer selbstständiger wurden, so gingen diese Unruhen zunehmend von "oben" aus...


Zitat:
Ich fände es schön, wenn sich die Menschen in Europa zukünftig mal als "Sachsen", "Voralberger" oder "Flamen" definieren würden


Ich weis nicht, was daran schön sein soll, wenn sich die Menschen nach kleinen Regionen anders benennen und sich teilweise auch wegen kleinsten Regionalen Unterschieden ausgrenzen. In Wien kommt es zwar selten vor, aber es ist teilweise dennoch so, dass sich die einen "Simmeringer", die anderen "Hiezinger", die dritten "Landstraßler" und so weiter nennen. Das ergibt doch keinen Sinn, dieses Wirwar und das, weil wenn ich den Wohnort (möglicherweise sogar mehrmals) wechsel, wahrscheinlich in einem anderen Stadtteil leben werde... Vielleicht sollen sich die Menschen nach ihrer eigenen Straße, wo sie wohnen nennen. Dann wäre ich ein Krichbaumgassler. Mein Couseur wäre ein Säulengassler und ein alter Kumpel von mir war ein Rembrandtstraßler und ist jetzt, nachdem er wieder mal umzog was weis ich...

Zitat:

Übrigens: Der Bundesstaat EU hätte nach momentanem Stand bereits 45 Goldmedaillen bei Olympia errungen - mehr als China und die USA zusammen zwinkern


Das hat nichts mit Föderalismus zu tun...
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Beitrag(#169071) Verfasst am: 23.08.2004, 17:31    Titel: Antworten mit Zitat

kutschi hat folgendes geschrieben:
Kossuth - Du beziehst dich bei deiner Aussage "Der Föderalismus ist verantwortlich" ja eigentlich hauptsächlich darauf, dass beim Beispiel Jugoslawien die (hier) Serben nur durch den Föderalismus zu den Mitteln für einen Krieg gekommen sind - hab ich das richtig verstanden ?

Das wäre ein falscher Ansatz, den Föderalismus ansich zu verurteilen, denke ich...


Föderalismus ist bürokratisch, umständlich, teuer, trennend, einschränkend und stärkt den Konservativismus.

Sowohl die deutschen, als auch die österreichischen Bundesländer haben ihre Gestallt weitestgehend aus der Feudalzeit bekommen. Die Erhaltung dieser Länder fördert nur unnötig die konservative Indentifizierung mit dem Mittelalter...
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Beitrag(#169101) Verfasst am: 23.08.2004, 18:33    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
Kossuth hat folgendes geschrieben:

Tatsache ist, dass sich fortschrittliche Reformen am besten einheitlich durchsetzen lassen und genau dem steht der Föderalismus im Weg. Ausserdem ist die Zentralregierung meist städtisch orientiert, während die Landesregierungen meist eher für die Bewahrung der Traditionen in ihren Provinzen eintretten, wie ihre Bevölkerung eben.

Daß dies ein dem Föderalismus als solchem innewohnender Wesenszug ist, müßtest Du schon begründen. Ich kann dergleichen nicht erkennen.


Dass die Zentralregierung ihren Sitz in der Hauptstadt hat, wird schon klar sein. Ausserdem gehen allgemeine Veränderungen und Reformen eher von Zentralregierungen aus, als von Provinzen. Die Provinzen stehen der Bevölkerung zu nahe und kümmern sich eher um Traditionelles.

Nur in Aussnahmen sind die Provinzen Reformfreudiger, wobei es sich dann aber um ausserordentlich konservative Zentralregierungen handeln musste, die sich Herausforderungen nicht stellten.

Zum Beispiel Mitte des 19. Jahrhundert in China gab es eine Menge Aufstände, die gegen das Kaisertum kämpften. Es dauerte häufig lange, bis sie niedergeschlagen wurden. Da die Kaiserregierung sich gegen Reformen wehrte und die Verwaltung, Wirtschaft und Armee nicht modernisieren wollte (typisch arrogante Monarchisten, die sich um ihre Paläste mehr kümmern, als um die Regierungsgeschäfte), war sie unfähig, die Aufstände wirksam zu bekämpfen, geschweige davon, sie dauerhaft zu unterbinden..

Knaurs Historischer Weltatlas hat folgendes geschrieben:
...Die Niederschlagung der Aufstände war vor allem einer kleinen Zahl weitblickender Privonzststthalter zu verdanken, die sich moderne Armeen und Waffenarsenale zugelegt und ihre Militärfachleute in westlicher technik hatten ausbilden lassen. Sie blieben jedoch eine Minderheit...

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Ralf Rudolfy
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Beitrag(#169897) Verfasst am: 25.08.2004, 08:01    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Dass die Zentralregierung ihren Sitz in der Hauptstadt hat, wird schon klar sein. Ausserdem gehen allgemeine Veränderungen und Reformen eher von Zentralregierungen aus, als von Provinzen. Die Provinzen stehen der Bevölkerung zu nahe und kümmern sich eher um Traditionelles.

Du hältst es also für einen Fehler, wenn die Regierung der Bevölkereung nahesteht? Geschockt
Dann bist Du wohl in einer Diktatur besser aufgehoben.
Außerdem: wer sagt denn, daß Reformen immer etwas Gutes wären? Ist Veränderung um der Veränderung willen sinnvoll, oder sollte es nicht um die Bedürfnisse der Bevölkerung gehen?
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kutschi
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Beitrag(#169920) Verfasst am: 25.08.2004, 09:33    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
Kossuth hat folgendes geschrieben:
Dass die Zentralregierung ihren Sitz in der Hauptstadt hat, wird schon klar sein. Ausserdem gehen allgemeine Veränderungen und Reformen eher von Zentralregierungen aus, als von Provinzen. Die Provinzen stehen der Bevölkerung zu nahe und kümmern sich eher um Traditionelles.

Du hältst es also für einen Fehler, wenn die Regierung der Bevölkereung nahesteht? Geschockt
Dann bist Du wohl in einer Diktatur besser aufgehoben.
Außerdem: wer sagt denn, daß Reformen immer etwas Gutes wären? Ist Veränderung um der Veränderung willen sinnvoll, oder sollte es nicht um die Bedürfnisse der Bevölkerung gehen?


Eben... Und dazu muss die Regierung doch der Bevölkerung besonders nahe stehn !
Natürlich gibt es Themen, die durchgesetzt werden müssen, bowohl sich die Bevölkerung allgemein dagegen sträubt (warum auch immer - siehe Atomkraft, Gentechnik, ect.) - aber es dollte dann doch auch immer um das Wohlergehen des Volkes gehen Schulterzucken

Kossuth hat folgendes geschrieben:
In einem starken Zentralstaat wäre das Problem nie gegeben. Blutige Unruhen hätten polizeilich niedergeschlagen und durch ein Spitzelnetz vorgebeugt werden können. Da aber die einzelnen Teilrepubliken eben immer selbstständiger wurden, so gingen diese Unruhen zunehmend von "oben" aus...


Hört sich ja nett an - wann kann ich dort einwandern ? Mit den Augen rollen
(Ich dachte die Berliner Mauer sei gefallen...)

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Eine Zentralregierung kann die Problemebehandlung der einzelnen Regionen viel besser mit den Interessen des Gesamtstaates verbinden!


Nicht unbedingt. Eine Zentralregierung kann auf die Bedürfnisse möglicherweise garnicht erst eingehen. Wenn Föderalismus gut funktioniert, dann können die Bedürfnisse der Einzelnen Regionen ebenso gut zusammen gefasst werden!

Ich bin ja nicht gegen eine Zentralregierung Kossuth... Es ging ja eigentlich nur um das Thema, dass der Föderalismus angeblich für solche Differenzen in Kriesengebieten verantwortlich sein soll ! Es ging mir darum, diese Behauptung zu hinterfragen, nicht den Föderalismus zu preisen - nur um das hier mal eben schnell klar zu machen zwinkern
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Beitrag(#169928) Verfasst am: 25.08.2004, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

kutschi hat folgendes geschrieben:
Natürlich gibt es Themen, die durchgesetzt werden müssen, bowohl sich die Bevölkerung allgemein dagegen sträubt (warum auch immer - siehe Atomkraft, Gentechnik, ect.) - aber es dollte dann doch auch immer um das Wohlergehen des Volkes gehen Schulterzucken

Und wer sagt, daß das durchgesetzt werden "muß"? Die Konzerne, die daran ein wirtschaftliches Interesse haben? zwinkern
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Markus
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Beitrag(#169939) Verfasst am: 25.08.2004, 10:02    Titel: Antworten mit Zitat

@Kossuth:
Ich bewundere immer wieder, wie Menschen es schaffen, sich in ihrer Urteilsfähigkeit nicht unnötig durch Sachkompetenz einschränken zu lassen. zwinkern

In Jugoslawien lag der Zerfall doch eher daran, dass Völker mit unterschiedlicher Kultur, Religion, Sprache und sogar Schrift in ein gemeinsames Korsett gezwungen wurden, das nur durch den 'starken Mann' an der Spitze zusammengehalten wurde.

Der jugoslawische Föderalismus existierte doch in Wirklichkeit nur auf dem Papier, die Spaltung und der Bürgerkrieg resultierten daher, dass die Teilrepubliken versuchten, einen echten Föderalismus einzuführen, was Belgrad als ehemaliges Zentrum der Gesamtrepublik zu verhindern versuchte.

Ein echter Föderalismus hätte dagegen m.E. zur Folge gehabt, dass ein jugoslawischer Staatenbund mit kultureller und religöser Autonomie der einzelnen Teilrepubliken, jedoch einer gemeinsamen Währung, Armee und Zollunion noch heute existieren könnte.
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Beitrag(#169940) Verfasst am: 25.08.2004, 10:02    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
kutschi hat folgendes geschrieben:
Natürlich gibt es Themen, die durchgesetzt werden müssen, bowohl sich die Bevölkerung allgemein dagegen sträubt (warum auch immer - siehe Atomkraft, Gentechnik, ect.) - aber es dollte dann doch auch immer um das Wohlergehen des Volkes gehen Schulterzucken

Und wer sagt, daß das durchgesetzt werden "muß"? Die Konzerne, die daran ein wirtschaftliches Interesse haben? zwinkern


Naja im Interesse des Staates kann sowas durchaus vorkommen.. Zwar sehe ich das nicht so radikal, wie Kossuth es oft tut - aber dennoch bin ich der Meinung, dass eine ausgeprägte Wirtschaft zu guter letzt auch dem Volk zu gute kommt zwinkern
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Beitrag(#169945) Verfasst am: 25.08.2004, 10:06    Titel: Antworten mit Zitat

Markus hat folgendes geschrieben:

In Jugoslawien lag der Zerfall doch eher daran, dass Völker mit unterschiedlicher Kultur, Religion, Sprache und sogar Schrift in ein gemeinsames Korsett gezwungen wurden, das nur durch den 'starken Mann' an der Spitze zusammengehalten wurde.
[..]
Ein echter Föderalismus hätte dagegen m.E. zur Folge gehabt, dass ein jugoslawischer Staatenbund mit kultureller und religöser Autonomie der einzelnen Teilrepubliken, jedoch einer gemeinsamen Währung, Armee und Zollunion noch heute existieren könnte.


Genau das wollte ich anfangs auch sagen - wir sind nur leider ein bisschen abgewichen.
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Beitrag(#169947) Verfasst am: 25.08.2004, 10:07    Titel: Antworten mit Zitat

kutschi hat folgendes geschrieben:


Naja im Interesse des Staates kann sowas durchaus vorkommen.. Zwar sehe ich das nicht so radikal, wie Kossuth es oft tut - aber dennoch bin ich der Meinung, dass eine ausgeprägte Wirtschaft zu guter letzt auch dem Volk zu gute kommt zwinkern

Richtig, man darf nur nicht vergessen, daß "Wirtschaft" eine Gesamtheit darstellt und nicht auf den Nutzen von Unternehmen reduziert werden darf.
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Beitrag(#169961) Verfasst am: 25.08.2004, 10:50    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:

In einem starken Zentralstaat wäre das Problem nie gegeben. Blutige Unruhen hätten polizeilich niedergeschlagen und durch ein Spitzelnetz vorgebeugt werden können.


Ach, jetzt möchtest du gar einen zentralistisch organisierten Polizei- und Überwachungsstaat?

Nee, dat wird mir zu wirr.
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