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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707738) Verfasst am: 27.11.2011, 21:38 Titel: |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Unser Gehirn ist ein Werkzeug zum Überleben, nicht zur "Erkenntnis". |
Viele Erkenntnisse sind überlebensfördernd, vor allem medizinische.
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1707742) Verfasst am: 27.11.2011, 21:50 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: |
Nein, alles was erscheint, hat eine reale Ursache. Im Falle der Hallus ist es ein Feuern der Neuronen, ohne das ein sonst üblicher Reiz vorhanden ist.
Alles was ist erscheint, sonst ist es nicht. Wenn etwas nicht erscheint, d.h. keine messbaren Signale liefert, ist es nicht existent. Zwar kann man sprachlich etwas anderes formulieren, aber diese Formulierung bleibt sinnlos. |
Eine halluzinatorische Scheinwahrnehmung ist als psychisches Phänomen existent/real, aber ihr Scheingegenstand ist inexistent/irreal. |
Das "psychische Phänomen" ist aber zuallererst ein physikalisches Ereignis. Die Hallus tauchen auf, weil die Neuronen elektrische Impulse abgeben. Dass sie diese Impulse aus einem anderen Grund abgeben als sonst, erschafft nicht automatisch etwas irreales. Es passt nur nicht mit den sonstigen Erfahrungen zusammen, das aber auch nur solange man nicht weiß, dass es Hallus sind. Sicher ist der z.B. gesehene Gegenstand nicht vorhanden, aber daraus folgt nicht automatisch eine metaphysische Komponente.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1707746) Verfasst am: 27.11.2011, 21:59 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Unser Gehirn ist ein Werkzeug zum Überleben, nicht zur "Erkenntnis". |
Viele Erkenntnisse sind überlebensfördernd, vor allem medizinische. |
Keine Frage, aber wie an meinem vorne genannten Beispiel zu sehen ist, reicht dazu, daß sie funktionieren, nicht daß sie "wahr" sind. Das erstere kann man feststellen, das letztere nicht.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Murphy auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.04.2011 Beiträge: 5000
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(#1707750) Verfasst am: 27.11.2011, 22:09 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Marcellinus hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Sie enthalten sicher auch heute noch Fantasievorstellungen, die uns nicht bewußt werden, weil sie uns selbstverständlich erscheinen, und bisher nicht mit der Wirklichkeit kollidiert sind. |
Entschuldige bitte, wenn ich diesen Satz so rausschneide. Aber ich kann daran wunderbar meine Auffasung anhängen, daß er zum Kern des Themas führt, nämlich, was wir für "Fantasie" halten, ich würde vielleicht lieber sagen, was wir zu unrecht als Bestandteil der Realität betrachten und was nicht. Und für mich stellt es ein Problem dar, daß unsere grundlegendesten Denkgewohnheiten und die Sprache die jenen Ausdruck gibt, hier in der Diskussion und in vielen anderen vergleichbaren, die lebensweltliche "Fantasie", die trügerisch manche Sichtweisen plausibel erscheinen lassen, erst gar nicht realisiert wird. Beispielsweise Räumlichkeit, Ausdehnung, Zeitlichkeit, Distanz und Kausalität. Ich sehe das zwar, aber es fällt mir schwer das darzulegen. Und es ist mir manchmal ein Rätsel, warum andere das nicht sehen. Das ist vielleicht auch der tiefere Grund dafür, daß ich mich gerne mit theoretischer Physik beschäftige, weil sie lehrt diese Größen nicht für gegeben zu halten. |
Nur war das nicht der Punkt, um den es mir gegangen war. Räumlichkeit, Zeitlichkeit, Kausalität sind erst einmal nur Begriffe, und wenn du damit meinst, daß wir Menschen (wie vermutlich die meisten Lebewesen) unbewußt erst einmal davon ausgehen, daß ihre angeborenen Vorstellungen von Raum, Zeit und Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen zumindest im Mesokosmos zutreffend sind, so hat das den einfachen Grund, daß diese Vorstellungen nützlich für unser Überleben waren und sind.[...] |
Nein, das ist nicht damit gemeint. |
Vielleicht ist theoretische Physik nicht die richtige Beschäftigung wenn es darum geht etwas auszudrücken, dabei verständlich und ersichtlich zu machen worauf es dir ankommt. Ich weiß ganz genau wie das ist wenns nicht so wird wie man es will und obendrein nicht verstanden wird, das klappt schon mach nochmal. Ich sehe zwar, dass dir die Fantasie etwas zu bedeuten scheint, aber deine Erläuterung ist schludrig, machs mal klar wie eine Formel: wie grenzt du Fantasie von Realität ab und welche korrelation zwischen ihnen hältst du für unzutreffend und worin unterscheidet sich diese von der die du siehst und was genau ist der springende Punkt den du mit sicherheit bestens darzulegen in der lage bist. Wenn du zeigst warum dir das wichtig ist, dann lohnt das mehr als zehn gründe warum man das verstehen sollte. Ich jedenfalls würds gerne verstehen, auch wenn du das von mir vielleicht nicht unbedingt erwartest.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1707779) Verfasst am: 27.11.2011, 22:52 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | ... Und für mich stellt es ein Problem dar, daß unsere grundlegendesten Denkgewohnheiten und die Sprache die jenen Ausdruck gibt, hier in der Diskussion und in vielen anderen vergleichbaren, die lebensweltliche "Fantasie", die trügerisch manche Sichtweisen plausibel erscheinen lassen, erst gar nicht realisiert wird. Beispielsweise Räumlichkeit, Ausdehnung, Zeitlichkeit, Distanz und Kausalität. Ich sehe das zwar, aber es fällt mir schwer das darzulegen. Und es ist mir manchmal ein Rätsel, warum andere das nicht sehen. Das ist vielleicht auch der tiefere Grund dafür, daß ich mich gerne mit theoretischer Physik beschäftige, weil sie lehrt diese Größen nicht für gegeben zu halten. |
Im Januarheft des "Spektrum der Wissenschaft":
Sein und Nichtsein in der Quantenwelt - Experimentelle Beispiele dafür, daß etwas gleichzeitig existieren und nicht existieren kann.
Eine Herausforderung an Kriterien für Wirklichkeit
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1707784) Verfasst am: 27.11.2011, 23:03 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | ... Und für mich stellt es ein Problem dar, daß unsere grundlegendesten Denkgewohnheiten und die Sprache die jenen Ausdruck gibt, hier in der Diskussion und in vielen anderen vergleichbaren, die lebensweltliche "Fantasie", die trügerisch manche Sichtweisen plausibel erscheinen lassen, erst gar nicht realisiert wird. Beispielsweise Räumlichkeit, Ausdehnung, Zeitlichkeit, Distanz und Kausalität. Ich sehe das zwar, aber es fällt mir schwer das darzulegen. Und es ist mir manchmal ein Rätsel, warum andere das nicht sehen. Das ist vielleicht auch der tiefere Grund dafür, daß ich mich gerne mit theoretischer Physik beschäftige, weil sie lehrt diese Größen nicht für gegeben zu halten. |
Im Januarheft des "Spektrum der Wissenschaft":
Sein und Nichtsein in der Quantenwelt - Experimentelle Beispiele dafür, daß etwas gleichzeitig existieren und nicht existieren kann.
Eine Herausforderung an Kriterien für Wirklichkeit |
Ja, aber nur in den Quantenwelt!
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1707785) Verfasst am: 27.11.2011, 23:13 Titel: |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Sein und Nichtsein in der Quantenwelt ... | Ja, aber nur in den Quantenwelt! |
Wenn der olle Shakespeare das gewußt hätte ...
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#1707791) Verfasst am: 27.11.2011, 23:23 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Doch, denn es ist durchaus legitim, die Notwendigkeit in 2 de-re-mäßig als Wesensnotwendigkeit zu interpretieren.
([]Ax(Px –> Px) und Ax(Px –> []Px) sind natürlich prädikatenlogische Formeln.) |
Falls da jeweils stünde (Px -> Rx) und (Px -> []Rx) würde ich es gerade noch verstehen.
So wie es da steht erscheint es mir ziemlich falsch.
Myron hat folgendes geschrieben: | Eine Tautologie ist eine logische Wahrheit (z.B. p –> (p v q)) bzw. ein Beispiel einer logischen Wahrheit (z.B. "Wenn es kalt ist, dann ist es kalt oder es schneit"). Dagegen ist p –> []p keine logische Wahrheit und somit auch keine Tautologie. |
Da hätte ich gerne ein anschauliches Beispiel für den []-Operator.
Wie auch immer. Jenseits von philosophischem Geblubbere sei noch dies erwähnt:
Gertrude Stein hat folgendes geschrieben: | A rose is a rose is a rose is a rose |
Und:
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707792) Verfasst am: 27.11.2011, 23:26 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: |
Ein Ding ist nicht etwas neben seinen Eigenschaften. |
Natürlich existiert ein Ding nicht eigenschaftslos "neben", "hinter" oder "unter" seinen Eigenschaften. Es gibt keine eigenschaftslosen Unterlagen (Substrata), was aber nicht bedeutet, dass ein Ding als Eigenschaftsträger nichts weiter ist als die Gesamtheit seiner Eigenschaften und daraus besteht.
Dinge (Gegenstände/Sachen) haben oder besitzen Eigenschaften, aber sie sind keine Eigenschaften oder Eigenschaftsbündel. |
"David: What is a substratum?
John: It is that about an object that is the bearer of properties. Being a bearer of properties is what a substratum is qua substratum.
David: This so-called bearer of properties sounds like a we-know-not-what. Surely, it must have other properties than just the property of bearing properties. What are they? And if you can't answer, aren't you just positing something totally obscure and unknowable, indeed, an unintelligible chimera?
John: I answer that qua substratum we are to take notice only in its leading or characteristical most general feature of being a bearer of properties. Of course, nothing could exist as an object possessing only that property. If you want me to answer what properties some substratum bears other than this, I answer, of course, the ones it happens to bear. In a particular case, for example, a substratum will bear the properties square, white, salty in taste, soluble in water, and more than you and I can mention. The properties borne need only the bearer of them to be the object itself. And the bearer needs only the properties it bears to be the object itself. The mystery is made only by your questions.
David: Why is the substratum needed at all? Why is not the object just a bundle or collection of properties?
John: You never listened to my answer. I shall not give it again now, except to say that you mistakenly treat properties as if they were objects in their own right to be bundled as so many sticks in a pile. Shape and size and solubility in aqua regia do not appear to me to be entities for any kind of simple grouping, collecting, or bundling. You speak as if the shape of an object is a part of it like its top half. I think that you have an incoherent idea of properties and that when you have made it coherent, you will see that properties have need not only of one another, but also each and all of a bearer to complete the notion of an object."
—
"David: Was ist ein Substrat(um)?
John: Es ist dasjenige an einem Gegenstand, das der Träger von Eigenschaften ist. Ein Träger von Eigenschaften sein ist das, was ein Substrat(um) als Substrat(um) ist.
David: Dieser sogenannte Träger von Eigenschaften klingt wie ein Wir-wissen-nicht-was. Er muss sicherlich andere Eigenschaften haben als nur die Eigenschaft, Eigenschaften zu tragen. Welche sind das? Und wenn du darauf nicht antworten kannst, postulierst du dann nicht etwas völlig Rätselhaftes und Unerkennbares, ja ein unbegreifliches Hirngespinst?
John: Meine Antwort ist, dass wir ihm als Substrat(um) nur hinsichtlich seiner typischen Haupteigenschaft, ein Eigenschaftsträger zu sein, Beachtung schenken. Natürlich könnte nichts als ein Gegenstand existieren, der nur diese eine Eigenschaft besitzt. Wenn du willst, dass ich darauf antworte, welche Eigenschaften ein Substrat(um) außer dieser trägt, dann antworte ich natürlich: diejenigen, die es de facto trägt. In einem besonderen Fall wird ein Substrat(um) die Eigenschaften viereckig, weiß, salzig schmeckend, wasserlöslich tragen und mehr, als du und ich erwähnen können. Die getragenen Eigenschaften benötigen als ihren Träger nur den Gegenstand selbst. Und der Träger benötigt nur die Eigenschaften, die er trägt, um der Gegenstand selbst zu sein. Das Rätsel entsteht allein durch deine Fragen.
David: Wozu wird das Substrat(um) dann überhaupt gebraucht? Warum ist der Gegenstand nicht einfach ein Bündel oder eine Sammlung von Eigenschaften?
John: Du hast mir nicht zugehört. Ich werde meine Antwort nicht wiederholen, aber ich füge hinzu, dass du Eigenschaften irrtümlich so behandelst, als wären sie eigenständige Gegenstände, die sich wie ein Haufen Zweige zusammenbinden lassen. Gestalt, Größe und Löslichkeit in Königswasser scheinen mir keine Entitäten zu sein, die sich in irgendeiner Art einfach zusammenstellen, zusammenfassen oder zusammenfügen lassen. Du sprichst so, wie wenn die Gestalt eines Gegenstandes ein Teil davon wäre wie seine obere Hälfte. Ich denke, dass du eine unstimmige Vorstellung von Eigenschaften hast, und dass du, wenn du sie berichtigt hast, erkennen wirst, dass Eigenschaften nicht nur einander benötigen, sondern allesamt auch einen Träger, um den Begriff eines Gegenstandes zu vervollständigen."
[© meine Übers.]
(Martin, C. B. "Substance Substantiated." 1980. Reprinted in Particulars, Actuality, and Identity over Time, edited by Michael Tooley, 37-44. New York: Garland, 1999. pp. 40-1)
[Königswasser ist ein Gemisch aus Salzsäure und Salpetersäure.]
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707794) Verfasst am: 27.11.2011, 23:32 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Tom der Dino hat folgendes geschrieben: |
Das "psychische Phänomen" ist aber zuallererst ein physikalisches Ereignis. |
Davon, dass psychische Erscheinungen psychophysische und damit physische Ereignisse sind, musst du mich als Materialisten nicht überzeugen.
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707795) Verfasst am: 27.11.2011, 23:36 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: |
Im Januarheft des "Spektrum der Wissenschaft":
Sein und Nichtsein in der Quantenwelt - Experimentelle Beispiele dafür, daß etwas gleichzeitig existieren und nicht existieren kann.
Eine Herausforderung an Kriterien für Wirklichkeit. |
Das können nur missdeutete Scheinbeispiele sein, da das Bestehen widersprüchlicher Sachverhalte bekanntlich logisch unmöglich ist. Was logisch unmöglich ist, ist physikalisch unmöglich!
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1707798) Verfasst am: 27.11.2011, 23:43 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: |
Ein Ding ist nicht etwas neben seinen Eigenschaften. |
Natürlich existiert ein Ding nicht eigenschaftslos "neben", "hinter" oder "unter" seinen Eigenschaften. Es gibt keine eigenschaftslosen Unterlagen (Substrata), was aber nicht bedeutet, dass ein Ding als Eigenschaftsträger nichts weiter ist als die Gesamtheit seiner Eigenschaften und daraus besteht.
Dinge (Gegenstände/Sachen) haben oder besitzen Eigenschaften, aber sie sind keine Eigenschaften oder Eigenschaftsbündel. |
"David: What is a substratum?
John: It is that about an object that is the bearer of properties. Being a bearer of properties is what a substratum is qua substratum.
David: This so-called bearer of properties sounds like a we-know-not-what. Surely, it must have other properties than just the property of bearing properties. What are they? And if you can't answer, aren't you just positing something totally obscure and unknowable, indeed, an unintelligible chimera?
John: I answer that qua substratum we are to take notice only in its leading or characteristical most general feature of being a bearer of properties. Of course, nothing could exist as an object possessing only that property. If you want me to answer what properties some substratum bears other than this, I answer, of course, the ones it happens to bear. In a particular case, for example, a substratum will bear the properties square, white, salty in taste, soluble in water, and more than you and I can mention. The properties borne need only the bearer of them to be the object itself. And the bearer needs only the properties it bears to be the object itself. The mystery is made only by your questions.
David: Why is the substratum needed at all? Why is not the object just a bundle or collection of properties?
John: You never listened to my answer. I shall not give it again now, except to say that you mistakenly treat properties as if they were objects in their own right to be bundled as so many sticks in a pile. Shape and size and solubility in aqua regia do not appear to me to be entities for any kind of simple grouping, collecting, or bundling. You speak as if the shape of an object is a part of it like its top half. I think that you have an incoherent idea of properties and that when you have made it coherent, you will see that properties have need not only of one another, but also each and all of a bearer to complete the notion of an object."
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"David: Was ist ein Substrat(um)?
John: Es ist dasjenige an einem Gegenstand, das der Träger von Eigenschaften ist. Ein Träger von Eigenschaften sein ist das, was ein Substrat(um) als Substrat(um) ist.
David: Dieser sogenannte Träger von Eigenschaften klingt wie ein Wir-wissen-nicht-was. Er muss sicherlich andere Eigenschaften haben als nur die Eigenschaft, Eigenschaften zu tragen. Welche sind das? Und wenn du darauf nicht antworten kannst, postulierst du dann nicht etwas völlig Rätselhaftes und Unerkennbares, ja ein unbegreifliches Hirngespinst?
John: Meine Antwort ist, dass wir ihm als Substrat(um) nur hinsichtlich seiner typischen Haupteigenschaft, ein Eigenschaftsträger zu sein, Beachtung schenken. Natürlich könnte nichts als ein Gegenstand existieren, der nur diese eine Eigenschaft besitzt. Wenn du willst, dass ich darauf antworte, welche Eigenschaften ein Substrat(um) außer dieser trägt, dann antworte ich natürlich: diejenigen, die es de facto trägt. In einem besonderen Fall wird ein Substrat(um) die Eigenschaften viereckig, weiß, salzig schmeckend, wasserlöslich tragen und mehr, als du und ich erwähnen können. Die getragenen Eigenschaften benötigen als ihren Träger nur den Gegenstand selbst. Und der Träger benötigt nur die Eigenschaften, die er trägt, um der Gegenstand selbst zu sein. Das Rätsel entsteht allein durch deine Fragen.
David: Wozu wird das Substrat(um) dann überhaupt gebraucht? Warum ist der Gegenstand nicht einfach ein Bündel oder eine Sammlung von Eigenschaften?
John: Du hast mir nicht zugehört. Ich werde meine Antwort nicht wiederholen, aber ich füge hinzu, dass du Eigenschaften irrtümlich so behandelst, als wären sie eigenständige Gegenstände, die sich wie ein Haufen Zweige zusammenbinden lassen. Gestalt, Größe und Löslichkeit in Königswasser scheinen mir keine Entitäten zu sein, die sich in irgendeiner Art einfach zusammenstellen, zusammenfassen oder zusammenfügen lassen. Du sprichst so, wie wenn die Gestalt eines Gegenstandes ein Teil davon wäre wie seine obere Hälfte. Ich denke, dass du eine unstimmige Vorstellung von Eigenschaften hast, und dass du, wenn du sie berichtigt hast, erkennen wirst, dass Eigenschaften nicht nur einander benötigen, sondern allesamt auch einen Träger, um den Begriff eines Gegenstandes zu vervollständigen."
[© meine Übers.]
(Martin, C. B. "Substance Substantiated." 1980. Reprinted in Particulars, Actuality, and Identity over Time, edited by Michael Tooley, 37-44. New York: Garland, 1999. pp. 40-1)
[Königswasser ist ein Gemisch aus Salzsäure und Salpetersäure.] |
Sorry, aber ich raffs nicht. Wenn ein Gegenstand sein Substrat selbst ist, warum redest du dann von Substrat. Wenn es alles eins ist, Gegenstand, Substrat und Eigenschaften, dann kann man sich mindestens eine Bezeichnung sparen. Dadurch, dass man zwei verschiedene Worte für ein und dasselbe nimmt, impliziert man unterscheidbare "was auch immer". Ein Stein als Gegenstand zeichnet sich durch die Eigenschaften eines Steins aus, die er als Eigenschaftsträger des Steins trägt.......? Unterschieden werden kann nur etwas, dass sich in mindestens einer Eigenschaft unterscheidet. Wenn man also von 2 "was auch immer" spricht (Gegenstand und Substrat) dann impliziert man, dass das eine ein klitzekleineswenig anders ist als das andere. Wenn es das nicht ist, reicht die Bezeichnung Gegenstand.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
Zuletzt bearbeitet von Tom der Dino am 27.11.2011, 23:46, insgesamt einmal bearbeitet |
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707800) Verfasst am: 27.11.2011, 23:45 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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smallie hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | Doch, denn es ist durchaus legitim, die Notwendigkeit in 2 de-re-mäßig als Wesensnotwendigkeit zu interpretieren.
([]Ax(Px –> Px) und Ax(Px –> []Px) sind natürlich prädikatenlogische Formeln.) |
Falls da jeweils stünde (Px -> Rx) und (Px -> []Rx) würde ich es gerade noch verstehen.
So wie es da steht erscheint es mir ziemlich falsch. |
Ist es aber nicht!
smallie hat folgendes geschrieben: |
Myron hat folgendes geschrieben: | Eine Tautologie ist eine logische Wahrheit (z.B. p –> (p v q)) bzw. ein Beispiel einer logischen Wahrheit (z.B. "Wenn es kalt ist, dann ist es kalt oder es schneit"). Dagegen ist p –> []p keine logische Wahrheit und somit auch keine Tautologie. |
Da hätte ich gerne ein anschauliches Beispiel für den []-Operator. |
Mir ist nicht klar, was du mit "anschaulich" meinst; aber ein einfaches Beispiel einer modallogischen Tautologie ist [](p –> q) –> ([]p –> []q).
smallie hat folgendes geschrieben: |
Jenseits von philosophischem Geblubbere… |
Es geht hier nicht um "philosophisches Geblubbere", sondern um modallogische Tatsachen.
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707806) Verfasst am: 27.11.2011, 23:59 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Tom der Dino hat folgendes geschrieben: |
Sorry, aber ich raffs nicht. Wenn ein Gegenstand sein Substrat selbst ist, warum redest du dann von Substrat. Wenn es alles eins ist, Gegenstand, Substrat und Eigenschaften, dann kann man sich mindestens eine Bezeichnung sparen. Dadurch, dass man zwei verschiedene Worte für ein und dasselbe nimmt, impliziert man unterscheidbare "was auch immer". Ein Stein als Gegenstand zeichnet sich durch die Eigenschaften eines Steins aus, die er als Eigenschaftsträger des Steins trägt.......? Unterschieden werden kann nur etwas, dass sich in mindestens einer Eigenschaft unterscheidet. Wenn man also von 2 "was auch immer" spricht (Gegenstand und Substrat) dann impliziert man, dass das eine ein klitzekleineswenig anders ist als das andere. Wenn es das nicht ist, reicht die Bezeichnung Gegenstand. |
Wenn man von einem Objekt oder einer Substanz als einem Substrat spricht, dann hebt man seine/ihre ontologische Funktion als eigenschaftstragende Nichteigenschaft, als Eigenschaftsgrundlage hervor. Jedes Objekt, jede Substanz fungiert als Substrat; und als Substrat besitzt jedes Objekt, jede Substanz eine Vielzahl von Attributen, ohne darauf reduzierbar zu sein.
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1707815) Verfasst am: 28.11.2011, 00:27 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Myron hat folgendes geschrieben: |
Es geht hier nicht um "philosophisches Geblubbere", sondern um modallogische Tatsachen. |
Nur daß Modallogik alles mögliche produziert, nur keine Tatsachen.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1707817) Verfasst am: 28.11.2011, 00:31 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Myron hat folgendes geschrieben: |
Wenn man von einem Objekt oder einer Substanz als einem Substrat spricht, dann hebt man seine/ihre ontologische Funktion als eigenschaftstragende Nichteigenschaft, als Eigenschaftsgrundlage hervor. Jedes Objekt, jede Substanz fungiert als Substrat; und als Substrat besitzt jedes Objekt, jede Substanz eine Vielzahl von Attributen, ohne darauf reduzierbar zu sein. |
Wobei Ontologie, umgangssprachlich auch das "Wesen" von etwas genannt, eine Glaubensfrage ist. Wir sehen eben von den Dingen nur ihre Eigenschaften, und diese Eigenschaften sind immer Beobachtungen, gekleidet in die Sprache unserer Modelle. Das "Wesen" der Dinge ist pure Spekulation.
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Friedrich Nietzsche
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707844) Verfasst am: 28.11.2011, 04:51 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Wir sehen eben von den Dingen nur ihre Eigenschaften, und diese Eigenschaften sind immer Beobachtungen, gekleidet in die Sprache unserer Modelle. Das "Wesen" der Dinge ist pure Spekulation. |
Wenn ich einen roten Ball sehe, dann sehe ich nicht nur dessen Größe, Röte und Rundheit, sondern einen soundso großen, roten und runden Gegenstand und damit den Ball selbst.
Es ist nicht so, dass man das Ding selbst vor lauter Eigenschaften nicht wahrnimmt.
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Murphy auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.04.2011 Beiträge: 5000
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(#1707847) Verfasst am: 28.11.2011, 06:36 Titel: |
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Eine Eigenschaft ist der Eintrittspunkt des Seins in die Kausalität. was besseres fällt mir im moment noch nicht ein
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1707859) Verfasst am: 28.11.2011, 10:19 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Wir sehen eben von den Dingen nur ihre Eigenschaften, und diese Eigenschaften sind immer Beobachtungen, gekleidet in die Sprache unserer Modelle. Das "Wesen" der Dinge ist pure Spekulation. | Wenn ich einen roten Ball sehe, dann sehe ich nicht nur dessen Größe, Röte und Rundheit, sondern einen soundso großen, roten und runden Gegenstand und damit den Ball selbst. |
Aus meiner Sicht stellt sich das anders da. Ich sehe Größe, Röte, Rundheit und weitere Eigenschaften der Situation. Ich verfüge außerdem über ein Weltmodell, das unter anderem auf der Abstraktion von "Dingen" basiert. Eines dieser Dinge (oder man könnte auch sagen "Rollen") ist "Ball". Die wahrgenommenen Phänomene werden nun mit dem Weltmodell zur Passung gebracht - und so erkennt man einen "Ball". Daß "Ball" als Ding gilt, hängt also v.a. davon ab, daß sich die damit verbundenen Eigenschaften als hinreichend diskriminierbar erwiesen haben.
Myron hat folgendes geschrieben: | Es ist nicht so, dass man das Ding selbst vor lauter Eigenschaften nicht wahrnimmt. |
Daß Du den Ball als etwas Ganzes wahrnimmst und nicht nur seine Eigenschaften, ist eine Abstraktionsleistung Deines Gehirns.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707886) Verfasst am: 28.11.2011, 14:40 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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step hat folgendes geschrieben: |
Myron hat folgendes geschrieben: | Es ist nicht so, dass man das Ding selbst vor lauter Eigenschaften nicht wahrnimmt. |
Daß Du den Ball als etwas Ganzes wahrnimmst und nicht nur seine Eigenschaften, ist eine Abstraktionsleistung Deines Gehirns. |
Ich nehme den Ball als meinen Wahrnehmungsgegenstand in seiner Dinglichkeit ebenso wahr wie in seiner Eigenschaftlichkeit. Die natürliche Gegenstandswahrnehmung ist ganzheitlich, und eine Abstraktionsleistung stellt erst die ontologische Unterscheidung von Dinglichkeit und Eigenschaftlichkeit dar, welche das Substrat und die Attribute von dem Objekt, der Substanz abstrahiert.
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sponor registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.05.2008 Beiträge: 1712
Wohnort: München
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(#1707887) Verfasst am: 28.11.2011, 14:52 Titel: |
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Hallo Rohrspatz,
bin ich nicht ein exquisiter Prophet?
sponor hat folgendes geschrieben: | ...
Nee, im Ernst: Auch wenn das ein ganz schön dickes Brett ist, das Du da bohren willst (und wozu hier im Forum Berufenere als ich sich bestimmt in endlosen Diskussionen ergehen können/werden) – viel Spaß trotzdem!
Es geht halt mit dem alten Plato schon los und hört danach nicht mehr auf... |
(SCNR; hätte ich mehr Zeit, könnte ich das Ganze sicher – mit Gewinn – lesen und vielleicht gar auch mitdiskutieren)
_________________ Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.
(G. Chr. Lichtenberg)
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1707893) Verfasst am: 28.11.2011, 15:11 Titel: |
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sponor hat folgendes geschrieben: | Hallo Rohrspatz,
bin ich nicht ein exquisiter Prophet?
sponor hat folgendes geschrieben: | ...
Nee, im Ernst: Auch wenn das ein ganz schön dickes Brett ist, das Du da bohren willst (und wozu hier im Forum Berufenere als ich sich bestimmt in endlosen Diskussionen ergehen können/werden) – viel Spaß trotzdem!
Es geht halt mit dem alten Plato schon los und hört danach nicht mehr auf... |
(SCNR; hätte ich mehr Zeit, könnte ich das Ganze sicher – mit Gewinn – lesen und vielleicht gar auch mitdiskutieren) |
Hehe, ich hatte den Thread aber tatsächlich auch mit solchen Hoffnungen verknüpft. Ich finde, einen lebendigeren Einstieg kann man als Philosophie-Laie kaum finden und Quellen wurden ja auch schon viele genannt
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1707896) Verfasst am: 28.11.2011, 15:29 Titel: |
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Also: Ich habe den Thread mit Interesse aufgeholt, möchte aber nicht sofort wieder völlig an den "weiten Bogen", den ich gespannt hatte anknüpfen. Ich habe nicht das Gefühl, bereits völlig verstanden zu haben, was genau alle Einwände und Ergänzungen für meine Fragestellung bedeuten.
Ich nehme aber an, meine Verwirrung lässt sich mithilfe von einem Begriff, den Myron eingebracht hatte, besser umschreiben:
Myron hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: |
Solange man also nicht versucht, Kategorien oder Eigenschaften als solchen einen externen ontologischen Status zuzuweisen, sehe ich kein Problem. |
Ich halte den Eigenschaftsrealismus für unumgänglich.
Eigenschaftsrealismus ist aber nicht gleich Universalienrealismus, dem zufolge ein und dieselbe Eigenschaft von mehreren Dingen verkörpert ("exemplifiziert"/"instanziiert") werden und zur selben Zeit jeweils ganz an mehreren Orten vorkommen kann ("multiple Exemplifizierung und Lokalisierung").
Denn man kann – wie ich es tue – alternativ die Auffassung vertreten, dass Eigenschaften (und Beziehungen) keine Universalien, sondern Partikularien sind, d.h. einzelne und einmalig vorkommende Eigenschaften, die nur einen einzigen Besitzer (oder, im Fall einer mehrstelligen Beziehung, nur eine einzige Gruppe von Besitzern) haben. Solche individuellen Eigenschaften, die ich gerne zur Unterscheidung von Universalien Eigenheiten nenne, werden traditionellerweise Modi (Sing. "Modus", Engl. "mode") genannt. In der zeitgenössischen anglo-amerikanischen Philosophie hat sich der Fachbegriff "trope" durchgesetzt. Der Ausdruck "(die) Trope" oder "(der) Tropus" steht auch für ein rhetorisches Stilmittel, aber in der Ontologie wird er synonym mit "Modus" gebraucht. |
Die Frage wäre demnach: Wie gehen übergreifende Eigenschaften aus Modi hervor und existieren sie von einem Beobachter unabhängig?
Oder meinetwegen lassen wir die Eigenschaften weg: Wie kommt es, dass wir Modi zu Kategorien zusammen fassen können (wie positive oder negative Ladung)?
Ich kann Marcellinus Ausführungen dazu, dass wir keinen Erkenntnisapparat im engeren Sinne besitzen, auch nur zustimmen, bin aber eben darüber verblüfft, dass Kategorien und Konzepte (die es in der Realität nicht gibt) überhaupt zu Vorhersagen führen können.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1707898) Verfasst am: 28.11.2011, 15:54 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Die Frage wäre demnach: Wie gehen übergreifende Eigenschaften aus Modi hervor und existieren sie von einem Beobachter unabhängig?
Oder meinetwegen lassen wir die Eigenschaften weg: Wie kommt es, dass wir Modi zu Kategorien zusammen fassen können (wie positive oder negative Ladung)? |
Die Dinge sind einfach und verhalten sich schlichtweg gesetzmäßig. Sie "enthalten" nichts, schon gar keine Eigenschaften. Die Eigenschaften schreiben wir ihnen lediglich zu bei dem Versuch, die Dinge zu kategorisieren. Deine Frage ist somit falsch gestellt und das Problem ein Scheinproblem...
Die Frage, warum ein Elektron so ist, wie es ist, wäre genauso falsch gestellt. Warum hat ein Elektron keine positive Ladung? Ganz einfach - weil es dann ein Positron wäre
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1707899) Verfasst am: 28.11.2011, 15:58 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Myron hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Daß Du den Ball als etwas Ganzes wahrnimmst und nicht nur seine Eigenschaften, ist eine Abstraktionsleistung Deines Gehirns. | Ich nehme den Ball als meinen Wahrnehmungsgegenstand in seiner Dinglichkeit ebenso wahr wie in seiner Eigenschaftlichkeit. |
Ja, weil die Abstraktion inzwischen fest verdrahtet ist.
Myron hat folgendes geschrieben: | Die natürliche Gegenstandswahrnehmung ist ganzheitlich, ... |
Nein. Die ganzheitliche Wahrnehmung mußte in langer Evolution ausgebildet und teilweise auch vom Säugling noch gelernt werden. Sie stellt zudem auch eine der schwierigsten Herausforderungen für künstliche Intelligenz dar.
Myron hat folgendes geschrieben: | ... und eine Abstraktionsleistung stellt erst die ontologische Unterscheidung von Dinglichkeit und Eigenschaftlichkeit dar, welche das Substrat und die Attribute von dem Objekt, der Substanz abstrahiert. |
Ich meinte nicht die bewußte Abstraktionsleistung, also das Philosophieren, sondern die der holistisch-dinglichen Wahrnehmung.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707900) Verfasst am: 28.11.2011, 16:11 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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step hat folgendes geschrieben: |
Ich meinte nicht die bewußte Abstraktionsleistung, also das Philosophieren, sondern die der holistisch-dinglichen Wahrnehmung. |
Wenn wir ein rotes Ding sehen, dann sehen wir nicht bloß Röte, sondern etwas Rotes.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1707901) Verfasst am: 28.11.2011, 16:14 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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step hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Daß Du den Ball als etwas Ganzes wahrnimmst und nicht nur seine Eigenschaften, ist eine Abstraktionsleistung Deines Gehirns. | Ich nehme den Ball als meinen Wahrnehmungsgegenstand in seiner Dinglichkeit ebenso wahr wie in seiner Eigenschaftlichkeit. |
Ja, weil die Abstraktion inzwischen fest verdrahtet ist. |
Mich würde interessieren wie man nur die Eigenschaften von etwas wahrnehmen kann ohne das Ding selbst. Dinge werden wahrgenommen, Eigenschaften dagegen nur konstruiert. Oder anders gesagt: A erkennt B als C.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1707902) Verfasst am: 28.11.2011, 16:16 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Myron hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: |
Ich meinte nicht die bewußte Abstraktionsleistung, also das Philosophieren, sondern die der holistisch-dinglichen Wahrnehmung. |
Wenn wir ein rotes Ding sehen, dann sehen wir nicht bloß Röte, sondern etwas Rotes. |
Eben. Es gibt keine Röte, es gibt nur rote Dinge! [Edit: Genauer gesagt Dinge, die Licht absorbieren, das wir als "grün" wahrnehmen.] "Die Röte" ist etwas Fiktives, ein Abstraktum.
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#1707903) Verfasst am: 28.11.2011, 16:30 Titel: |
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"I prefer the more colloquial 'object' to the traditional term, 'substance'. By speaking of objects rather than substances, I hope to avoid associations with conceptions of substance some readers might bring with them. An object can be regarded as a possessor of properties: as something that is red, spherical, and pungent, for instance. This, if you like, is to consider the object as a substratum, a property-bearer. You can also attend to or consider an object's properties, ways that object is. The idea of a property borne and the idea of a property-bearer are correlative ideas. Such ideas result from acts of abstraction: selective attention, Locke's partial consideration. Just as an object must be some way (nothing can be no way at all), ways must be ways something is. Property-bearers and properties, then, are equally 'abstractions'. Do we perceive property-bearers? Well, we perceive beetroots, and beetroots are objects. Perceiving a beetroot is a matter of perceiving a red, spherical, pungent object. We can consider (or perceive) the beetroot as a spherical, red, pungent object, something that is these ways and others; and we can consider (or perceive) ways the beetroot is: red, spherical, pungent.
Objects, then, are the basic entities; property-bearers and properties are equally abstractions. Property-bearers require properties—no 'bare particulars'—and properties require property-bearers; neither can exist apart from the other. To ask whether property-bearers themselves have properties is to invite confusion. Property-bearers are not hidden from view, not mysterious entities 'coated' with properties. The beetroot itself is a bearer of properties. When you point to the beetroot's properties, you point to a property-bearer. You can equally point to the beetroot's properties. In so doing, you need not alter the direction you are pointing.
Property-bearers and properties are inseparable. This is not because properties are bonded to property-bearers with an especially powerful metaphysical glue. Rather, property-bearers are objects considered as being particular ways, and properties are ways objects are. In considering an object as a property-bearer, we are considering it partially; in considering its properties, we are considering ways it is, another kind of partial consideration. Properties and property-bearers can be considered separately but they cannot be separated, even in thought.
Let me summarize. Objects are bearers of properties. A property-bearer is not a 'thin particular' to which properties are affixed. A property-bearer itself has all the properties it 'supports' and no more. Property-bearers are not 'bare particulars'. A property-bearer is an object considered as something that is various ways, something that has various properties; properties are ways objects are. On one reading, Locke's substrata are my objects."
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"Ich ziehe das umgangssprachlichere Wort 'Objekt' dem traditionellen Ausdruck 'Substanz' vor. Durch das Sprechen von Objekten anstatt von Substanzen hoffe ich bestimmte Assoziationen in Bezug auf den Substanzbegriff zu vermeiden, die manche Leser im Kopf haben könnten. Ein Objekt kann als Besitzer von Eigenschaften betrachtet werden: als etwas, das beispielsweise rot, kugelförmig, und scharf (riechend/schmeckend) ist. Das heißt, wenn man so will, das Objekt als ein Substrat, einen Eigenschaftsträger zu betrachten. Man kann seine Aufmerksamkeit oder seine Betrachtung auch auf die Eigenschaften eines Objektes richten, auf die Weisen, wie es (beschaffen) ist. Die Idee einer getragenen Eigenschaft und die Idee eines Eigenschaftsträgers sind korrelative Ideen. Solche Ideen ergeben sich aus Abstraktionsakten: selektive Aufmerksamkeit, Locke's partielle Beachtung/Betrachtung. So wie ein Objekt in bestimmter Weise beschaffen sein muss (nichts kann in keiner Weise beschaffen sein), müssen Weisen des Beschaffenseins Weisen sein, wie etwas ist. Eigenschaftsträger und Eigenschaften sind demnach gleichermaßen 'Abstraktionen'. Nehmen wir Eigenschaftsträger wahr? Nun, wir nehmen Rote-Beete-Knollen wahr, und Rote-Beete-Knollen sind Objekte: Das Wahrnehmen einer Rote-Beete-Knolle besteht im Wahrnehmen eines roten, kugelförmigen und scharf riechenden/schmeckenden Objekts. Wir können die Rote-Beete-Knolle als kugelförmiges, rotes, scharf riechendes/schmeckendes Objekt betrachten (oder wahrnehmen), als etwas, das so und noch anders beschaffen ist; und wir können die Beschaffenheit der Rote-Beete-Knolle betrachten (oder wahrnehmen): rot, kugelförmig, scharf riechend/schmeckend.
Objekte sind also die fundamentalen Entitäten; Eigenschaftsträger und Eigenschaften sind gleichermaßen Abstraktionen. Eigenschaftsträger benötigen Eigenschaften – (es gibt) keine 'nackten Einzeldinge' – und Eigenschaften benötigen Eigenschaftsträger; die einen können nicht von den anderen getrennt existieren. Zu fragen, ob Eigenschaftsträger selbst Eigenschaften haben, heißt, Verwirrung zu stiften. Eigenschaftsträger sind nicht unsichtbar und keine mysteriösen, mit Eigenschaften 'ummantelten' Entitäten. Die Rote-Beete-Knolle ist selbst ein Träger von Eigenschaften. Wenn man auf die Eigenschaften der Rote-Beete-Knolle zeigt, dann zeigt man auf einen Eigenschaftsträger. Man kann genauso auf deren Eigenschaften zeigen; und man kann dies tun, ohne dazu die Zeigerichtung ändern zu müssen.
Eigenschaftsträger und Eigenschaften können nicht voneinander getrennt werden. Das liegt nicht daran, dass Eigenschaften mit Eigenschaftsträgern durch einen besonders starken metaphysischen Klebstoff verbunden sind. Eigenschaftsträger sind vielmehr Objekte unter dem Gesichtspunkt ihrer Eigenschaftlichkeit, und Eigenschaften sind Weisen, wie Objekte (beschaffen) sind. Wenn wir ein Objekt als einen Eigenschaftsträger betrachten, dann betrachten wir es partiell; und wenn wir seine Eigenschaften betrachten, dann betrachten wir die Art und Weise seines Seins – eine andere Art partieller Betrachtung. Eigenschaften und Eigenschaftsträger können getrennt beachtet/betrachtet werden, aber sie können nicht getrennt werden, nicht einmal in der Vorstellung.
Ich fasse zusammen: Gegenstände sind Träger von Eigenschaften. Ein Eigenschaftsträger ist kein 'dünnes Einzelding', woran Eigenschaften festgemacht sind. Ein Eigenschaftsträger hat selbst all diejenigen Eigenschaften, die er 'unterstützt', und keine weiteren. Eigenschaftsträger sind keine 'nackten Einzeldinge'. Ein Eigenschaftsträger ist ein Gegenstand, der als etwas betrachtet wird, das soundso beschaffen ist, als etwas, das solche und solche Eigenschaften hat. Eigenschaften sind Arten und Weisen, wie Gegenstände beschaffen sind. So interpretiert, sind Locke's Substrate meine Gegenstände."
[© meine Übers.]
(Heil, John. From an Ontological Point of View. Oxford: Oxford University Press, 2003. pp. 172-3)
Der Begriff eines Eigenschaftsträgers, einer Eigenschaftsgrundlage/-unterlage (eines Substrates), die ein Ding-ohne-Eigenschaften, eine Nichteigenschaft-ohne-Eigenschaften ist, ist ein abzulehnender Unbegriff. Dagegen ist der Begriff eines Eigenschaftsträgers, einer Eigenschaftsgrundlage/-unterlage (eines Substrates), die ein Ding-mit-Eigenschaften, eine Nichteigenschaft-mit-Eigenschaften ist, in sich stimmig.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1707905) Verfasst am: 28.11.2011, 16:33 Titel: Re: Was sind Eigenschaften? |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Es gibt keine Röte ... "Die Röte" ist etwas Fiktives, ein Abstraktum. |
Das steht nicht im Widerspruch zu dem, was ich schrieb!
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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