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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#175790) Verfasst am: 06.09.2004, 23:13 Titel: Deutsche Geschichte |
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Jetzt habe ich hier mal als Neuling ziemlich viel gelesen, und muss sagen: ich bin relativ enttäuscht Mit den meisten bin ich so sehr im Konsens dass kaum ein Zwiegespräch aufkommen könnte, und einige schlaue Köpfe nehmen mir auch den Job ab, auf Feinheiten und Doppelbödigkeiten zu verweisen. Ich komme mir schon richtig nutzlos vor
Aber vielleicht hilf ja dieser kleine Artikel über Deutschlands Selbstverständnis etwas Pfeffer in die Suppe zu bringen
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#175926) Verfasst am: 07.09.2004, 10:11 Titel: Re: Deutsche Geschichte |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Jetzt habe ich hier mal als Neuling ziemlich viel gelesen, und muss sagen: ich bin relativ enttäuscht Mit den meisten bin ich so sehr im Konsens dass kaum ein Zwiegespräch aufkommen könnte, und einige schlaue Köpfe nehmen mir auch den Job ab, auf Feinheiten und Doppelbödigkeiten zu verweisen. Ich komme mir schon richtig nutzlos vor
Aber vielleicht hilf ja dieser kleine Artikel über Deutschlands Selbstverständnis etwas Pfeffer in die Suppe zu bringen  |
Mit Patriotismus und Nationalstolz kann ich gar nichts anfangen Ein gesundes Selbstbewußtsein und eine reife Persönlichkeit haben es m.E. nicht nötig, sich auf den Zufall zu stützen, in welchem Land man zufälligerweise geboren ist. ich kann auch nicht einsehen, was das sein soll, was jemend aus Aachen mit jemandem aus Zwichau eher gemeinsam haben soll als mit einem aus Lüttich. Was sind das für Leute, die rumpoltern, daß sie stolz auf ihre Nationalität seinen? Leute, die wenig bis nichts haben, woran sie sich festhalten können; für die ist ihre Nation immerhin etwas, worauf sie sich was einbilden können, ohne dafür etwas leisten zu müssen.
Sicher ist es verkehrt, die deutsche Vergangenheit zu dämonisieren, aber es darf auch nicht übersehen werden, daß da auch spezifisch deutsche Voraussetzungen eine Rolle gespielt haben. Die These, daß der Faschismus in jedem Land genauso möglich gewesen wäre, halte ich für nicht haltbar. Zwar gab es in den meisten Ländern Europas seinerzeit faschistische Bewegungen, aber in Großbritannien beispielsweise hätte sie niemals die Chance gehabt, wie in Deutschland zu einer Massenbewegung zu werden. Auch in Spanien war er nur als Ergebis eines blutigen Bürgerkrieges möglich.
Damit die Deutschen ein unverkrampftes Verhältnis zu ihrem Land bekommen, wär es nötig, daß sich das Bewußtsein durchsetzt, daß die Nationalität kein Grund ist, sich etwas darauf einzubilden.
Es ist sich nichts dagegen zu sagen, wenn jamand seine Heimat im stillen mehr schätzt als andere Länder. Nur: je mehr im stillen, desto besser. Hymnengegröle und Fahnenschwenken brauche ich nicht.
Übrigens muß ich auch unbedingt der Auffassung widersprechen, man müsse nur den Nationalsozialismus von der deutschen Geschichte abziehen, und schon wäre das eine im wesentlich untadelige Angelegenheit.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#175935) Verfasst am: 07.09.2004, 10:36 Titel: |
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Ich sehe das eher ziemlich pragmatisch. Ich gehe davon aus, dass Menschen tendenziell das Bedürfnis haben, sich mit der Gemeinschaft zu der sie gehören, zu identifizieren, in der Tat auch abhängig von ihrem Alters- bzw. Reifegrad. Und wenn man von einem solchen Grundbedürfnis ausgeht und die Nation aufgrund kultureller und sprachlicher Gemeinsamkeiten als Identifikationsobjekt anerkennt, macht es mehr Sinn die Energie dieser Identifikation konstruktiv zu nutzen als sie durch ein aufoktruiertes Schuldbewusstsein oder rationale Zerfledderung zu unterdrücken.
Übrigens wissen sogar Unternehmen von der Kraft die hinter der Identifikation steckt, und versuchen oft ein Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Mitarbeitern zu erzeugen, um deren Motivation und den Teamgeist zu steigern.
Und ein solches Gemeinschaftsgefühl täte der "Verwaltungseinheit" oder dem "Unternehmen" Deutschland mehr als gut, da gerade jetzt alle gefordert sind an einem Strang zu ziehen und nicht jeder für sich versucht seine Schäfchen ins Trockene zu bringen.
Übrigens ist ein "gesunder" Nationalstolz (nicht alles was vielleicht unreif ist ist zwangsläufig krankhaft, sondern kann einfach bezeichnend für einen Entwicklungsstand sein) ein Grund, wodurch in anderen Ländern Reformen leichter durchzusetzen gewesen sind, wie in Schweden oder den Niederlanden zum Beispiel.
Den Faschismus prinzipiell überall für möglich zu halten, geht von der Prämisse aus, dass vergleichbare Verhältnisse in diesen Ländern geherrscht hätten, wie eine tiefe Wirtschaftkrise oder ein Versailler Vertrag.
Übrigens bin ich auch kein Freund von Deutschtümelei und wäre im Grunde lieber Niederländer
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Imperator Palpatine deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.09.2003 Beiträge: 359
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(#175939) Verfasst am: 07.09.2004, 10:48 Titel: |
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Wobei Deutschtümelei auch wieder so ein Ausdruck ist, den es in anderen Sprachen bzw bezogen auf andere Nationen nicht gibt.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#175943) Verfasst am: 07.09.2004, 10:58 Titel: |
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[quote="Malone"]Ich sehe das eher ziemlich pragmatisch. Ich gehe davon aus, dass Menschen tendenziell das Bedürfnis haben, sich mit der Gemeinschaft zu der sie gehören, zu identifizieren, in der Tat auch abhängig von ihrem Alters- bzw. Reifegrad.
Je älter und reifer ich werde, desto mehr wird mir die Distanz zwischen mir und der Gemeinschaft, in der ich lebe, bewusst. Und was die jungen und "unreifen" Leute angeht: auch die identifizieren sich zunehmend weniger mit dem "Unternehmen Deutschland". Ist ja wohl auch kein Wunder, oder? Was bietet diesen Menschen das "Unternehmen Deutschland" für eine Zukunftsperpektive?
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#175946) Verfasst am: 07.09.2004, 11:05 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Und ein solches Gemeinschaftsgefühl täte der "Verwaltungseinheit" oder dem "Unternehmen" Deutschland mehr als gut, da gerade jetzt alle gefordert sind an einem Strang zu ziehen und nicht jeder für sich versucht seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. |
Ich weiß nicht recht, worauf sich dieses Gemeinschaftsgefühl gründen sollte. Welches gemeinsame Interesse verbindet mich einem Frankfuter Bänker oder einen bayerischen Bischof? Die Nation ist dafür für mich ein zu künstlicher Begriff, erst recht in einem vereinten Europa. Großbritannien oder Frankreich liegt mir kulturell nicht ferner als Brandenburg.
Malone hat folgendes geschrieben: | Übrigens ist ein "gesunder" Nationalstolz (nicht alles was vielleicht unreif ist ist zwangsläufig krankhaft, sondern kann einfach bezeichnend für einen Entwicklungsstand sein) ein Grund, wodurch in anderen Ländern Reformen leichter durchzusetzen gewesen sind, wie in Schweden oder den Niederlanden zum Beispiel. |
Das liegt wohl daran, daß man das das wesentliche entspannter sieht. Wenn da einer die Fahne hißt, ist das mehr Folklore. Die Aussage "Ich bin stolz, ein Niederländer zu sein" würde ich nicht dahinter vermuten.
Malone hat folgendes geschrieben: | Den Faschismus prinzipiell überall für möglich zu halten, geht von der Prämisse aus, dass vergleichbare Verhältnisse in diesen Ländern geherrscht hätten, wie eine tiefe Wirtschaftkrise oder ein Versailler Vertrag. |
Ich bin der Ansicht, daß es daneben auch bestimmte Voraussetzungen in der kollektiven Psyche in Deuschland gab, die woanders in dieser Form nicht anzutreffen waren. Ich zitire gerne das Fazit von Sebastian Haffner, der mal sagte: Die spefifische Dummheit der Deustchen in der Politik ist nicht ein Mangel an Verstand, sondern ein Übermaß an Emotion.
Im übrigen gilt das heute auch für erklärte Anti-Natonalisten, die Deutschland und den Begriff der Nation dämonisieren, wo es geht. da tue ich nicht; dafür ist mir das zu unwichtig. Ein "gesundes" Verhältnis zu meiner Nationalität wäre für mich gegeben, wenn ich sagen kann "Ich bin Deutscher", ohne daß da jemand irgendein Werturteil damit verbindet, sondern wenn das nicht mehr ist als eine völlig neutrale Tatsachenfeststellung.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#175967) Verfasst am: 07.09.2004, 11:43 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: |
Übrigens ist ein "gesunder" Nationalstolz (nicht alles was vielleicht unreif ist ist zwangsläufig krankhaft, sondern kann einfach bezeichnend für einen Entwicklungsstand sein) ein Grund, wodurch in anderen Ländern Reformen leichter durchzusetzen gewesen sind, wie in Schweden oder den Niederlanden zum Beispiel.
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Historisch betrachtet ist ja "Nationalstolz" - insbesondere in Deutschland - ein noch recht junges Phänomen. Bis spät in die Neuzeit hinein war dergleichen in Europa unbekannt. Es ist also nur ein Entwicklungsstadium und keine "gottgebene" Emotion. Wir wissen ferner, dass es genug Gründe gibt, die plausibel machen, dass der Nationalstaat keine Antworten auf die Globalisierung geben kann. Er ist ja z.B. in Europa in vielen Fragen schon längst entmachtet - politisch durch die EU zum Teil und in Wirtschaftsfragen durch die "Global Player" fast schon zu 100%. Wenn du also Probleme mit dem "Großkapital" hast, wie du an anderer Stelle angedeutet hast, dann dürfte gerade für dich der Nationalstaat und der damit verbundene Stolz keine Option sein. Es kann auch kein "Zurück" zu nationalstaatlichen Verhältnissen geben, da die Globalisierung sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Der "autarke" Nationalstaat und seine Bevölkerung wären die großen Verlierer. "Nationalstolz" ist wie die Religion ein im Grunde irrationales, fast metaphysisches Konstrukt, dass den Blick auf das "wirkliche" eigene Interesse verstellt.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Smurf registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2004 Beiträge: 67
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(#175969) Verfasst am: 07.09.2004, 11:46 Titel: |
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Malone schrieb:
"Und wenn man von einem solchen Grundbedürfnis ausgeht und die Nation aufgrund kultureller und sprachlicher Gemeinsamkeiten als Identifikationsobjekt anerkennt, macht es mehr Sinn die Energie dieser Identifikation konstruktiv zu nutzen als sie durch ein aufoktruiertes Schuldbewusstsein oder rationale Zerfledderung zu unterdrücken"
Ich finde, kommt darauf an, was man unter diesen "kulturellen Gemeinsamkeiten" als Identifikationsobjekt so versteht. Es beschränkt sich häufig darauf, daß die Angehörigen der deutschen mainstream-Kultur eine ökonomisch geformte "Kultur", in der mit möglichst geringem Zeitaufwand sowie geringem Aufwand an Ressourcen/Energie die Bedürfnisse und Wünsche erfüllt werden, verstehen. Es wird auf Vereinheitlichung gedrängt im Sinn einer optimalen Einpassung der Einzelnen in die Sachnotwendigkeiten. Der Mensch ist ökonomischer Akteur, nichts weiter.
Natürlich haben Nationen und gesellschaftliche Zugehörigkeit sowie Kultur irgendeine Funktion-ohne sie gäbe es nirgends Selbstverständlichkeiten, jede Handlung müßte neu bedacht werden, die Selbstverständlichkeiten bestimmen nun mal soziale Routinen und Verläßlichkeiten des Umgangs-und natürlich muß kein Bewohner erst aushandeln, in welcher Sprache man sich unterhält.
Diese "Energie zu nutzen", wie du oben schreibst, kommt somit auch nur wieder der ökonomischen Rationalität entgegen.
Möglicherweise sind diese Denktstrukturen aber mittlerweile genauso veraltet wie der Kollonialismus des 19. Jhdts.-immer schön in eine Richtung, die Grenzen immer weiter ausdehnen, es gibt nur einen einzigen Weg. Diese Gleichmachergesellschaft ist aber vielleicht nur EIN Modell unter vielen.
Unter den Identifikationsobjekten bieten sich noch andere an-das der der Nation ist doch eine Selbstverständlichkeit, braucht man eigentlich nicht drüber zu sinnieren, daß man irgendeinem bestimmten Volk angehört, die Sprache, Geschichte, momentane politische Situation teilt etc.). Sonst würden die regionalen Kulturen innerhalb der Länder kaum Wert auf ihre eigene Identität legen genauso wie jedes Hobby, Verein etc. Möglichkeit der Identifikation bieten.
Was am "Identifikationsobjekt" Nation ein bischen flach ist, ist die einfache Kategorie der Einteilung von zivilisierten Menschen-klar, die eigene Nation-, und dummen Barbaren-die anderen, logisch. Ansonsten ist es eigentlich ein bischen wenig, nur auf "seine Nation" stolz zu sein (was hat man dafür getan, um zu erreichen, der Nation anzugehören?) und wenn jemand dann aus diesen Gründen Angehörige anderer Nationen dann noch für minderwertig hält, frage ich mich, ob der die das was an der Schaltzentrale hat.
Welche Segnungen auch immer das der Menschheit nun bescheren soll, stolz darauf zu sein, ein Deutscher, Italiener, Franzose was auch immer zu sein.
Kultur als Gemeinsamkeit im Sinne von Fortschritt, Kunst etc. kann durchaus auch nationenübergreifend funktionieren.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#175973) Verfasst am: 07.09.2004, 11:57 Titel: |
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Smurf hat folgendes geschrieben: | Kultur als Gemeinsamkeit im Sinne von Fortschritt, Kunst etc. kann durchaus auch nationenübergreifend funktionieren. |
Ich würde sogar sagen, das kann nur nationenübergreifend funktionieren. Im eigenen Mief gefangen zu sein und sich gegen fremde Einflüsse abzuschotten wirkt alles andere als befruchtend.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Zebra Gast
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(#175994) Verfasst am: 07.09.2004, 13:01 Titel: |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Smurf hat folgendes geschrieben: | Kultur als Gemeinsamkeit im Sinne von Fortschritt, Kunst etc. kann durchaus auch nationenübergreifend funktionieren. |
Ich würde sogar sagen, das kann nur nationenübergreifend funktionieren. Im eigenen Mief gefangen zu sein und sich gegen fremde Einflüsse abzuschotten wirkt alles andere als befruchtend. |
Seh ich genauso.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Ein "gesundes" Verhältnis zu meiner Nationalität wäre für mich gegeben, wenn ich sagen kann "Ich bin Deutscher", ohne daß da jemand irgendein Werturteil damit verbindet, sondern wenn das nicht mehr ist als eine völlig neutrale Tatsachenfeststellung. |
Wenn ich irgendwo anders bin, sage ich - so ich gefragt werde (in Ö ziemlich häufig ) - nur: "Ich komme aus Deutschland". Für mich kommt das dem, was du da wahrscheinlich meinst, gleich.
Hingegen habe ich noch nie direkt festgestellt, dass ich Deutsche bin. Ich kenne viel zu wenig von "Deutschland", als dass ich sowas sagen könnte.
Ein "Ich bin Brandenburger (oder Berliner)" dagegen kann von mir auch schonmal kommen...
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#176201) Verfasst am: 07.09.2004, 21:01 Titel: |
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Mit den Begriff "deutsch" verbinde ich Sprache und Kultur. Er umfasst für mich alle Menschen, die Deutsch als Muttersprache sprechen oder im Laufe ihres Lebens als ihre "Hauptsprache" angenommen haben. Insofern ist der Bulgare Elias Canetti, der seine Bücher deutsch geschrieben hat, ebenso ein Deutscher für mich wie irgendein deutschsprachiger Luxemburger oder Österreicher. Natürlich ist es nicht unproblematisch, da von Deutschen zu reden, da uns ein Wort fehlt, das neben den deutschen Staatsbürgern auch die deutschsprachigen Bürger anderer Länder erfasst, ohne im politischen Sinne missverstanden zu werden. Was mich selbst angeht, habe ich mich schon immer als Pfälzer oder als Europäer verstanden, nie als Deutscher.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#176529) Verfasst am: 08.09.2004, 17:50 Titel: |
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Deutsch bin ich nicht - die leute in Bayern sind ganz anders als ich, die in Sachsen auch.
Mein Dialekt ist Düsseldorfer Platt (angeblich stärker als ich selbst glauben mag), mein Wesen eher nordisch.
Aber was ist deutsch? Hm, vielleicht vor allem noch die Literatur (Gebr. Grimm, Kafka, Goethe). Die Sprache mit Einschränkungen. Sonst fiele mir nichts ein.
Naja, die Regierung. Die ist als einziges sogar explizit deutsch.
Andererseits: Ist man im Ausdland merkt man, das die leute da noch anderer sind als die Sachsen. Obwohl belgien doch viel näher ist (3 Stunden mit dem Fahrrad).
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#176535) Verfasst am: 08.09.2004, 18:15 Titel: Re: Deutsche Geschichte |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Mit Patriotismus und Nationalstolz kann ich gar nichts anfangen Ein gesundes Selbstbewußtsein und eine reife Persönlichkeit haben es m.E. nicht nötig, sich auf den Zufall zu stützen, in welchem Land man zufälligerweise geboren ist. |
Ich sehe Patriotismus nicht als Stütze für's Selbstbewusstsein. Eher finde ich, dass Patriotismus Selbstbewusstsein und eine reife Persönlichkeit voraussetzt. Jedenfalls das, was ich unter Patriotismus und Nationalstolz verstehe.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Ich kann auch nicht einsehen, was das sein soll, was jemend aus Aachen mit jemandem aus Zwichau eher gemeinsam haben soll als mit einem aus Lüttich. |
Die Sprache. Die Geschichte. Das Gemeinwesen.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Was sind das für Leute, die rumpoltern, daß sie stolz auf ihre Nationalität seinen? Leute, die wenig bis nichts haben, woran sie sich festhalten können. |
Du hast einen bestimmten Begriff von Stolz, den ich nicht teile.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | für die ist ihre Nation immerhin etwas, worauf sie sich was einbilden können, ohne dafür etwas leisten zu müssen. |
Stolz ist für dich offenbar etwas, dass mit persönlicher Leistung zu tun hat. Das lehne ich ab, denn das hieße, dass diejenigen, die nichts leisten können, auch keinen Stolz haben dürfen. Stolz kann und soll meiner Meinung nach jeder Mensch haben.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Sicher ist es verkehrt, die deutsche Vergangenheit zu dämonisieren, aber es darf auch nicht übersehen werden, daß da auch spezifisch deutsche Voraussetzungen eine Rolle gespielt haben. Die These, daß der Faschismus in jedem Land genauso möglich gewesen wäre, halte ich für nicht haltbar. |
Das kommt darauf an, was du unter spezifisch deutschen Voraussetzungen verstehst. Wenn du damit die besonderen historischen Rahmenbedingungen meinst, unter denen der Faschismus aufgekommen ist, gebe ich dir recht. Wenn du damit meinst, dass die Deutschen per se irgendwie anders sind als andere Nationen, dass sie praktisch von Natur aus anfällig für den Faschismus sind, dann halte ich deinen Standpunkt für rassistisch.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Zwar gab es in den meisten Ländern Europas seinerzeit faschistische Bewegungen, aber in Großbritannien beispielsweise hätte sie niemals die Chance gehabt, wie in Deutschland zu einer Massenbewegung zu werden. |
Die Engländer hatten das Glück, relativ schnell und unblutig zur Demokratie zu gelangen. Dafür beneide ich sie.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Es ist sich nichts dagegen zu sagen, wenn jamand seine Heimat im stillen mehr schätzt als andere Länder. Nur: je mehr im stillen, desto besser. Hymnengegröle und Fahnenschwenken brauche ich nicht. |
Stolz so wie ich ihn verstehe bedarf des öffentlichen Bekenntnisses.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Übrigens muß ich auch unbedingt der Auffassung widersprechen, man müsse nur den Nationalsozialismus von der deutschen Geschichte abziehen, und schon wäre das eine im wesentlich untadelige Angelegenheit. |
Zustimmung. Damit sind wir Deutschen aber nicht allein.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#176548) Verfasst am: 08.09.2004, 18:42 Titel: Re: Deutsche Geschichte |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Stolz ist für dich offenbar etwas, dass mit persönlicher Leistung zu tun hat. Das lehne ich ab, denn das hieße, dass diejenigen, die nichts leisten können, auch keinen Stolz haben dürfen. Stolz kann und soll meiner Meinung nach jeder Mensch haben. |
Es gibt den Stolz, aufrecht zu stehen und sich nichts gefallen zu lassen, und es gibt den Stolz auf Leistungen. Ersteres ist der Stolz des Armen, sich trotzdem vom Reichen nicht treten zu lassen, der Stolz des Bürgers, nicht vor dem Adel zu kuschen etc.
Letzterer neigt manchmal dazu, als Überheblichkeit daherzukommen.
Auch beim Nationalstolz gibt es diese beiden Varianten, wobei die zweite oft in Form von Nationalismus auftritt, und oft auch der Erssatzstolz derjenigen ist, die selber nichts zu bieten haben (und die diesen Ersatz nicht bräuchten, wenn sie Stolz im ersteren Sinne hätten - von daher sind vielleicht diejenigen, die Stolz immer und zwingend mit Verdienst koppeln, vielleicht nicht unschuldig am Nationalismus derer, die nichts zu bieten haben).
Nationalstolz im ersteren Sinne dagegen ist nichts negatives, und eben diesen haben die Deutschen in der Tat zu wenig. Was teileise wiederum daran liegt, dass man die, die ihn äußern, i die rechte Ecke drängt. Wobei auch hier gilt, dass dort, wo Stolz der ersten Art fehlt, solcher der Zweiten Art gesucht wird - vor diesem Hintergrund sei erinnert an den Ausspruch (ich weiß leider nicht, von wem, aber es könnte Churchill gewesen sein) man habe die Deutschen entwerder an den Füßen oder an der Gurgel, der die deutsche Geschichte treffend charakterisiert. Und vor diesem Hintergrund graut mir vor den Folgen, die die politisch korrekte Geringschätzung alles Deutschen haben könnte.
Und auch Nationalstolz der zweiten Sorte ist nicht per se negativ, solange er nicht in Nationalismus ausufert. Es schadet nun wirklich keinem, wenn sich die Leute freuen, dass die eigene Nationalmannschaft gewonnen hat, und dem auch lautstark und farbenprächtig Ausdruck verleihen ...
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#176558) Verfasst am: 08.09.2004, 19:17 Titel: Re: Deutsche Geschichte |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe Patriotismus nicht als Stütze für's Selbstbewusstsein. Eher finde ich, dass Patriotismus Selbstbewusstsein und eine reife Persönlichkeit voraussetzt. Jedenfalls das, was ich unter Patriotismus und Nationalstolz verstehe. |
Theoretisch ja. Praktisch siehts meistens leider so aus, daß Patriotismus als Stütze fürs Selbstbewußtsein benutzt wird, weil es an anderen Stützen mangelt.
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Ich kann auch nicht einsehen, was das sein soll, was jemend aus Aachen mit jemandem aus Zwichau eher gemeinsam haben soll als mit einem aus Lüttich. |
Die Sprache. Die Geschichte. Das Gemeinwesen. |
Sprache: ja. Geschichte: nein, in diesem Rahmen bin ich nicht deutsch, sondern europäisch. Am Gemeinwesen sehe ich nichts, was mir mehr Identifikationspotential bietet als das anderer europäischer Länder.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Was sind das für Leute, die rumpoltern, daß sie stolz auf ihre Nationalität seinen? Leute, die wenig bis nichts haben, woran sie sich festhalten können. |
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Stolz ist für dich offenbar etwas, dass mit persönlicher Leistung zu tun hat. Das lehne ich ab, denn das hieße, dass diejenigen, die nichts leisten können, auch keinen Stolz haben dürfen. Stolz kann und soll meiner Meinung nach jeder Mensch haben. |
Das nenne ich Selbstbewußtsein -- das Wissen, für sich etwas wert zu sein. Je besser entwickelt dieses Bewußtsein jedoch ist, desto weniger hat es es nötig, sich auf die Nationalität zu berufen. Ich kann selbstbewußt für mich sein, aber nicht, weil ich Deutscher oder sonstwas bin.
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Das kommt darauf an, was du unter spezifisch deutschen Voraussetzungen verstehst. Wenn du damit die besonderen historischen Rahmenbedingungen meinst, unter denen der Faschismus aufgekommen ist, gebe ich dir recht. Wenn du damit meinst, dass die Deutschen per se irgendwie anders sind als andere Nationen, dass sie praktisch von Natur aus anfällig für den Faschismus sind, dann halte ich deinen Standpunkt für rassistisch. |
Selbstverständlich haben die Deutschen das nicht in den Genen! Was ist mit kollektiver Psyche umschreibe, ist nicht mehr als eine Ausprägung aus geschichtlichen Rahmenbedingungen.
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Stolz so wie ich ihn verstehe bedarf des öffentlichen Bekenntnisses. |
Wozu? Hast du es nötig, dich öffentlich deiner selbst zu vergewissern?
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#176568) Verfasst am: 08.09.2004, 19:39 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Deutsch bin ich nicht - die leute in Bayern sind ganz anders als ich, die in Sachsen auch. |
Dann erzaehl mal; bin schon gespannt.
Zitat: | Mein Dialekt ist Düsseldorfer Platt (angeblich stärker als ich selbst glauben mag), mein Wesen eher nordisch. |
Die Spannung nimmt zu. Erzaehle.
Zitat: | Aber was ist deutsch? Hm, vielleicht vor allem noch die Literatur (Gebr. Grimm, Kafka, Goethe). Die Sprache mit Einschränkungen. |
Das ist ein Irrtum. Die deutsche Nation definiert sich primaer gerade ueber ihre Sprache. Das werden Dir sowohl Philologen als auch Historiker stets bestaetigen.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#176582) Verfasst am: 08.09.2004, 20:01 Titel: Re: Deutsche Geschichte |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Jetzt habe ich hier mal als Neuling ziemlich viel gelesen, und muss sagen: ich bin relativ enttäuscht Mit den meisten bin ich so sehr im Konsens dass kaum ein Zwiegespräch aufkommen könnte |
Das ist leider eine erhebliche Schwäche des Forums, weil wenn jemand hier zu einem echten Aussenseiter wird, dann hat er (fast) alle gegen sich.
Aber momentan sehe ich eigentlich keine Probleme auftauchen.
Zitat: | und einige schlaue Köpfe nehmen mir auch den Job ab, auf Feinheiten und Doppelbödigkeiten zu verweisen. Ich komme mir schon richtig nutzlos vor |
Im altem Denkerforum hättest du noch vor einem Jahr, oder wahrscheinlich etwas mehr, haufenweise, kopfzerbrechende Arbeit gehabt.
Hast also einen neuen Job gefunden.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#176586) Verfasst am: 08.09.2004, 20:05 Titel: |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Deutsch bin ich nicht - die leute in Bayern sind ganz anders als ich, die in Sachsen auch. |
Dann erzaehl mal; bin schon gespannt.
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Shadaiks Beobachtung kann ich nur bestätigen. Gar nicht weit von hier liegt der Hunsrück. Nach seiner Überquerung findet man sich in einer anderen Welt. Die Menschen dort sprechen eine -wie man beim Hören vermutet- romanische Sprache, die kaum zu verstehen ist, und verhalten sich Fremden gegenüber ziemlich zurückhaltend, wenn nicht abweisend. Die Verbindlichkeit, mit der der Pfälzer seine Umwelt zu behandeln pflegt, fehlt dort völlig, und wenn man tatsächlich mal mit einem Einheimischen ins Gespräch kommt -in einem beiderseits holprigen Hochdeutsch-, dann erstaunt die Schroffheit des Moselaners in Mimik und Wortwahl. Wie leicht lassen sich zu Bayern, Schwaben, Hessen oder Franken Kontakte knüpfen, wie gut kommt man mit denen aus, auch mit den hiesigen Amerikanern - aber nördlich vom Hunsrück existiert eine andere Zivilisation als südlich davon.
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#176590) Verfasst am: 08.09.2004, 20:11 Titel: |
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Raphael hat folgendes geschrieben: | Svantevit hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Deutsch bin ich nicht - die leute in Bayern sind ganz anders als ich, die in Sachsen auch. |
Dann erzaehl mal; bin schon gespannt.
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Shadaiks Beobachtung kann ich nur bestätigen. Gar nicht weit von hier liegt der Hunsrück. Nach seiner Überquerung findet man sich in einer anderen Welt. Die Menschen dort sprechen eine -wie man beim Hören vermutet- romanische Sprache, die kaum zu verstehen ist, und verhalten sich Fremden gegenüber ziemlich zurückhaltend, wenn nicht abweisend. Die Verbindlichkeit, mit der der Pfälzer seine Umwelt zu behandeln pflegt, fehlt dort völlig, und wenn man tatsächlich mal mit einem Einheimischen ins Gespräch kommt -in einem beiderseits holprigen Hochdeutsch-, dann erstaunt die Schroffheit des Moselaners in Mimik und Wortwahl. Wie leicht lassen sich zu Bayern, Schwaben, Hessen oder Franken Kontakte knüpfen, wie gut kommt man mit denen aus, auch mit den hiesigen Amerikanern - aber nördlich vom Hunsrück existiert eine andere Zivilisation als südlich davon. |
Tscha, nur liegen Bayern und Sachsen, nach meinen bescheidenen Geometriekenntnissen, nicht wirklich noerdlich.
Meines Wissens hat 'der gemeine Franke' nichts fuer die 'rheinische Geschwaetzigkeit' uebrig.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#176592) Verfasst am: 08.09.2004, 20:17 Titel: |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Raphael hat folgendes geschrieben: | Svantevit hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Deutsch bin ich nicht - die leute in Bayern sind ganz anders als ich, die in Sachsen auch. |
Dann erzaehl mal; bin schon gespannt.
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Shadaiks Beobachtung kann ich nur bestätigen. Gar nicht weit von hier liegt der Hunsrück. Nach seiner Überquerung findet man sich in einer anderen Welt. Die Menschen dort sprechen eine -wie man beim Hören vermutet- romanische Sprache, die kaum zu verstehen ist, und verhalten sich Fremden gegenüber ziemlich zurückhaltend, wenn nicht abweisend. Die Verbindlichkeit, mit der der Pfälzer seine Umwelt zu behandeln pflegt, fehlt dort völlig, und wenn man tatsächlich mal mit einem Einheimischen ins Gespräch kommt -in einem beiderseits holprigen Hochdeutsch-, dann erstaunt die Schroffheit des Moselaners in Mimik und Wortwahl. Wie leicht lassen sich zu Bayern, Schwaben, Hessen oder Franken Kontakte knüpfen, wie gut kommt man mit denen aus, auch mit den hiesigen Amerikanern - aber nördlich vom Hunsrück existiert eine andere Zivilisation als südlich davon. |
Tscha, nur liegen Bayern und Sachsen, nach meinen bescheidenen Geometriekenntnissen, nicht wirklich noerdlich.
Meines Wissens hat 'der gemeine Franke' nichts fuer die 'rheinische Geschwaetzigkeit' uebrig.  |
Ich bestätige doch nur, dass es gewaltige Unterschiede zwischen den deutschen "Volksstämmen" gibt, so wie Shadaik sie auch empfindet. Seine Beispiele sind Sachsen und Bayern, mein Beispiel sind die Moselaner, und die sind nun mal nördlich vom Hunsrück, und ich sitze südlich davon. Übrigens sind die Pfälzer keine Rheinländer und auch nicht sehr geschwätzig, meist ein bisschen mundfaul.
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#176598) Verfasst am: 08.09.2004, 20:31 Titel: |
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Raphael hat folgendes geschrieben: | Ich bestätige doch nur, dass es gewaltige Unterschiede zwischen den deutschen "Volksstämmen" gibt, so wie Shadaik sie auch empfindet. Seine Beispiele sind Sachsen und Bayern, mein Beispiel sind die Moselaner, und die sind nun mal nördlich vom Hunsrück, und ich sitze südlich davon. Übrigens sind die Pfälzer keine Rheinländer und auch nicht sehr geschwätzig, meist ein bisschen mundfaul. |
Nun, die schweigsamen Staemme sind dem "gemeinen Mecklenburger" stets willkommen, solange sie nicht anderweitig laut, zahlreich, hektisch und Aufmerksamkeit heischend sind.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#176599) Verfasst am: 08.09.2004, 20:37 Titel: |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Raphael hat folgendes geschrieben: | Ich bestätige doch nur, dass es gewaltige Unterschiede zwischen den deutschen "Volksstämmen" gibt, so wie Shadaik sie auch empfindet. Seine Beispiele sind Sachsen und Bayern, mein Beispiel sind die Moselaner, und die sind nun mal nördlich vom Hunsrück, und ich sitze südlich davon. Übrigens sind die Pfälzer keine Rheinländer und auch nicht sehr geschwätzig, meist ein bisschen mundfaul. |
Nun, die schweigsamen Staemme sind dem "gemeinen Mecklenburger" stets willkommen, solange sie nicht anderweitig laut, zahlreich, hektisch und Aufmerksamkeit heischend sind.  |
Allo grad die Meckleburjer kenn isch iwwerhaupt gar net. Deswä konn isch a net sa, ob isch mit sälle auskäm orre net. In Holschtä war isch emo, des is jo do owwe grad newedro, und die Holschtäner sin mer schun es bissje komisch vorkum.
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#176611) Verfasst am: 08.09.2004, 20:57 Titel: |
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Raphael hat folgendes geschrieben: | Svantevit hat folgendes geschrieben: | Raphael hat folgendes geschrieben: | Ich bestätige doch nur, dass es gewaltige Unterschiede zwischen den deutschen "Volksstämmen" gibt, so wie Shadaik sie auch empfindet. Seine Beispiele sind Sachsen und Bayern, mein Beispiel sind die Moselaner, und die sind nun mal nördlich vom Hunsrück, und ich sitze südlich davon. Übrigens sind die Pfälzer keine Rheinländer und auch nicht sehr geschwätzig, meist ein bisschen mundfaul. |
Nun, die schweigsamen Staemme sind dem "gemeinen Mecklenburger" stets willkommen, solange sie nicht anderweitig laut, zahlreich, hektisch und Aufmerksamkeit heischend sind.  |
Allo grad die Meckleburjer kenn isch iwwerhaupt gar net. Deswä konn isch a net sa, ob isch mit sälle auskäm orre net. In Holschtä war isch emo, des is jo do owwe grad newedro, und die Holschtäner sin mer schun es bissje komisch vorkum.  |
Ein pfaelzischer Arbeitskollege fragte mich einst: "Kannscht d'mir a Gfalle tue?"
Meine Antwort: "Da wo ich herkomme, schwimmen die Dinger(Quallen) im Meer. Was willst du, das ich damit tue?"
Tscha, die Holsteiner leben ja recht dicht gedraengt in ihrem Land. Den Mecklenburger kann man aber nicht so leicht kennenlernen, da seine Siedlungen rar und stets klein an Einwohnern sind. Das Land ist gross, aber die Einwohnerzahl gering. Es geht die geschichte, dass viele seltsamen Fremde durch unser land zoegen...
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#176766) Verfasst am: 09.09.2004, 10:03 Titel: |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Nun, die schweigsamen Staemme sind dem "gemeinen Mecklenburger" stets willkommen, solange sie nicht anderweitig laut, zahlreich, hektisch und Aufmerksamkeit heischend sind.  |
Hmmm .... was genau versteht eigentlich ein Mecklenburger unter "hektisch"?
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Imperator Palpatine deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.09.2003 Beiträge: 359
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(#176787) Verfasst am: 09.09.2004, 10:52 Titel: |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: |
Tscha, nur liegen Bayern und Sachsen, nach meinen bescheidenen Geometriekenntnissen, nicht wirklich noerdlich.
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Wieso Geometrie? Meinst du nicht vielleicht Geografie?
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#176804) Verfasst am: 09.09.2004, 11:13 Titel: |
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Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass in der Diskussion um Nationalstolz oder Patriotismus wiederholt von einem Tabu schwadroniert wird, das es m.E. überhaupt nicht gibt: Man würde durch das Bekenntnis zum Nationalstolz "in die rechte Ecke gedrängt".
Dabei gehört es in nahezu allen höheren gesellschaftlichen Kreisen zum "guten Ton" "Nationalstolz" zu zeigen. Ob in der Wirtschaft, im Sport oder der Politik. Ob Bundespräsident, -kanzler oder -minister. Es kann sich im Gegenteil äußerst negativ auf die eigene Karriere auswirken, wenn man diesen "Nationalstolz" vermissen lässt!
In gewissen, kleinen linken Kreisen mag es ein solches Tabu geben, aber auch unter "Linken" findet sich eine Vielzahl von ausgewiesenen "Patrioten".
Außerdem: Wieviele Leser hat "Junge Welt" und wieviele hat die BILD?
Wer macht die Meinung und könnte ein solches Tabu aufbauen und wer nicht?
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#176854) Verfasst am: 09.09.2004, 12:01 Titel: |
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Schalker hat folgendes geschrieben: | I
Dabei gehört es in nahezu allen höheren gesellschaftlichen Kreisen zum "guten Ton" "Nationalstolz" zu zeigen. Ob in der Wirtschaft, im Sport oder der Politik. |
Tja, alles eine Frage der Perspektive. Will Dir ja nicht zu nahe treten, ich freu mich ja selbst auch, wenn Hannover 96 nicht absteigt, aber Pluspunkte sammelt bei mir durch sowas niemand.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#176855) Verfasst am: 09.09.2004, 12:05 Titel: |
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Muss vorige Meinug ergänzen: Du machst ja offenbar ne ganze Menge, Fanprojekte, gegen Gewalt etc. Sowas verdient meinen Respekt. Aber vor ein Fußballfan in Fankluft oder einem Menschen, der mir auf dem Markt einen Luftballon in seinen Parteifarben in die Hand drückt, habe ich zunächst eher weniger als mehr Respekt. Und Schlipsträger sind eh alles Heuchler.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#176861) Verfasst am: 09.09.2004, 12:12 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Muss vorige Meinug ergänzen: Du machst ja offenbar ne ganze Menge, Fanprojekte, gegen Gewalt etc. Sowas verdient meinen Respekt. Aber vor ein Fußballfan in Fankluft oder einem Menschen, der mir auf dem Markt einen Luftballon in seinen Parteifarben in die Hand drückt, habe ich zunächst eher weniger als mehr Respekt. Und Schlipsträger sind eh alles Heuchler. |
Äh... habe irgendwie weder bei deiner 1. noch bei der 2. Antwort den Bezug zu meinem vorherigen Posting erkennen können. Was haben H96 oder mein Fan-Dasein mit den von mir getätigten Aussagen zu tun?
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#176870) Verfasst am: 09.09.2004, 12:40 Titel: |
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Hast recht, ich hab nicht gründlich genug gelesen und was in den falschen Hals gekriegt. Sorry!
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