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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1784567) Verfasst am: 25.09.2012, 17:50 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Bei dir sehe ich noch die Gefahr (und ich sage nicht, dass du das tust, nur dass diese Möglichkeit noch besteht), dass der "Auftrag" (bzw. das Interesse) selbst auf ein Podest gehoben wird. |
Nun ja, in gewisser Weise schon, insofern nämlich als unsere Interessen mE letztlich die einzige faßbare Grundlage einer reflektierten Ethik sind und ihnen somit eine besondere Stellung zukommt. Ähnlich wie etwa dem Gewissen in der traditionellen Schuldmoral. Aber die Gefahr einer Überhöhung besteht denke ich weniger, wenn man sich klar macht, daß diese Interessen ja auch wieder nur unsere und die Natur widerspiegeln, die beide veränderlich sind.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44683
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(#1784582) Verfasst am: 25.09.2012, 18:53 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Nun ja, in gewisser Weise schon, insofern nämlich als unsere Interessen mE letztlich die einzige faßbare Grundlage einer reflektierten Ethik sind und ihnen somit eine besondere Stellung zukommt. |
Wenn man Interessen zugesteht, in der Ethik eine Rolle spielen zu können, dann gibt es keinen Grund, warum nicht auch Dinge wie Gefühle, Erfahrungen, Instinkte und Gedanken eine Rolle spielen können sollten. Von noch weniger fassbareren Dingen wie Begehren (nein, das ist nicht das selbe wie Interesse), Trieben, Intuitionen etc. mal abgesehen. Solche Dinge sind allenfalls schwerer zu artikulieren als Interessen. Einem Interesse kommt auch nicht schon deshalb eine Sonderstellung zu, nur weil es ein Interesse ist. Und schließlich kommt noch hinzu, dass die Interessen der Menschen von materiellen Verhältnissen vorgebildet sind, die selbst wieder Gegenstand der Kritik, auch der ethischen Kritik, sein können und wenn du mich fragst auch sein müssen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 25.09.2012, 18:56, insgesamt 3-mal bearbeitet |
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1784583) Verfasst am: 25.09.2012, 18:53 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Und woher kommt nun dein Wissen um Gut und Böse bzw. Richtig und Falsch? |
Welches Wissen meinst du? Daraus, dass ich etwas für richtig halte, folgt auch nicht, dass es richtig ist. |
Na irgendwo ja schon. Solange du keine unabhängige Instanz zur Überprüfung deiner Haltung hast ist es richtig. Wenn du es richtig findest, solche Instanzen anzuerkennen folgt für dich auch die Richtigkeit der Möglichkeit eines Irrtums und damit die mögliche Diskrepanz deiner Haltung und der Bewertung deiner übergeordneten Instanz.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1784595) Verfasst am: 25.09.2012, 20:03 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Nun ja, in gewisser Weise schon, insofern nämlich als unsere Interessen mE letztlich die einzige faßbare Grundlage einer reflektierten Ethik sind und ihnen somit eine besondere Stellung zukommt. | Wenn man Interessen zugesteht, in der Ethik eine Rolle spielen zu können, dann gibt es keinen Grund, warum nicht auch Dinge wie Gefühle, Erfahrungen, Instinkte und Gedanken eine Rolle spielen können sollten. |
Ich würde die von Dir genannten auch nicht ausschließen. Aber den Interessen kommt in einer reflektierten Ethik eine Sonderstellung zu, unter anderem weil Entscheidungsdilemmata, wenn sie für alle interessant sind, meist Interessenkonflikte eines bestimmten Typs sind. Man braucht nämlich Moral eigentlich nur für Fälle, in denen das Interesse der Gemeinschaft (als Agent aller Einzelnen) gegenüber individuellen Motiven durchgesetzt werden soll.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ... kommt noch hinzu, dass die Interessen der Menschen von materiellen Verhältnissen vorgebildet sind, die selbst wieder Gegenstand der Kritik, auch der ethischen Kritik, sein können und wenn du mich fragst auch sein müssen. |
Da stimme ich wieder zu. Und würde nochmals ergänzen, daß zu den kritisierbaren Verhältnissen auch der Mensch selbst (also sein Denken, seine Biologie usw.) gehört.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1784601) Verfasst am: 25.09.2012, 20:22 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Nun ja, in gewisser Weise schon, insofern nämlich als unsere Interessen mE letztlich die einzige faßbare Grundlage einer reflektierten Ethik sind und ihnen somit eine besondere Stellung zukommt. | Wenn man Interessen zugesteht, in der Ethik eine Rolle spielen zu können, dann gibt es keinen Grund, warum nicht auch Dinge wie Gefühle, Erfahrungen, Instinkte und Gedanken eine Rolle spielen können sollten. |
Ich würde die von Dir genannten auch nicht ausschließen. Aber den Interessen kommt in einer reflektierten Ethik eine Sonderstellung zu, unter anderem weil Entscheidungsdilemmata, wenn sie für alle interessant sind, meist Interessenkonflikte eines bestimmten Typs sind. Man braucht nämlich Moral eigentlich nur für Fälle, in denen das Interesse der Gemeinschaft (als Agent aller Einzelnen) gegenüber individuellen Motiven durchgesetzt werden soll. |
Die Durchsetzung von Interessen im Falle von Interessenkonflikten, kann aber unmoralisch sein, weil es stets darauf ankommt, was der Inhalt des Interesses ist, also welches Interesse da durchgesetzt werden soll.
step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ... kommt noch hinzu, dass die Interessen der Menschen von materiellen Verhältnissen vorgebildet sind, die selbst wieder Gegenstand der Kritik, auch der ethischen Kritik, sein können und wenn du mich fragst auch sein müssen. |
Da stimme ich wieder zu. Und würde nochmals ergänzen, daß zu den kritisierbaren Verhältnissen auch der Mensch selbst (also sein Denken, seine Biologie usw.) gehört. |
Biologie wird man wohl kaum kritisieren können. Kritisieren kann man allerdings unmoralische Verhältnisse, da diese im Gegensatz zur Biologie höchst variabel sind.
_________________ °
K.I.Z - Frieden
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44683
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(#1784605) Verfasst am: 25.09.2012, 20:33 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Biologie wird man wohl kaum kritisieren können. |
In zunehmendem Maße schon.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1784608) Verfasst am: 25.09.2012, 20:41 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Biologie wird man wohl kaum kritisieren können. |
In zunehmendem Maße schon. |
Stimmt, du hast Recht. Die ganze Debatte um Züchtung und Selektion (Slojterdijk, Sarrazin, narziss) habe ich da quasi unter den Tisch fallen lassen.
Nur ist ja diese Debatte keine kritische, sondern eine anti-kritische: Damit die Gesellschaft so bleibt wie sie ist, müssen sich die Individuen - bis zur Änderung ihres Genoms - in totaler Weise an jene anpassen, anstatt dass die Organisation der Gesellschaft sich an die Lebensbedürfnisse der Individuen, der Menschen anpasst.
Die genannten Anti-Philosophen sind somit reaktionär bis ins Mark, weil sie die Gesellschaftsordnung in ihren elementaren bürgerlichen Koordinaten als "natürlich" und konstant ansehen, den Menschen dagegen als "unnatürlich" und variabel.
Dabei ist es genau umgekehrt: Zivilisation heisst, die Welt an die Bedürfnisse der bewussten Lebewesen anzupassen und nicht die bewussten Lebewesen an die Welt. Denn letzteres ist tierisch, ersteres menschlich.
Erst der Mensch gestaltet seine Welt so, dass sie zu ihm passt, während Tiere sich nur anpassen können an das Vorgefundene. Tiere produzieren nicht.
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K.I.Z - Frieden
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44683
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(#1784610) Verfasst am: 25.09.2012, 20:44 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Erst der Mensch gestaltet seine Welt so, dass sie zu ihm passt, während Tiere sich nur anpassen können an das Vorgefundene. |
Das ist schon richtig (ebenso wie alles, was du über die Menschenzüchter schreibst), nur ist eben der menschliche Körper selbst ein Teil der Welt des Menschen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1784612) Verfasst am: 25.09.2012, 20:52 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Die Durchsetzung von Interessen im Falle von Interessenkonflikten, kann aber unmoralisch sein, weil es stets darauf ankommt, was der Inhalt des Interesses ist, also welches Interesse da durchgesetzt werden soll. |
Darauf zu antworten hat keinen Zweck, unser Verständnis von Moral ist völlig unterschiedlich.
Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Biologie wird man wohl kaum kritisieren können. Kritisieren kann man allerdings unmoralische Verhältnisse, da diese im Gegensatz zur Biologie höchst variabel sind. |
Biologie ist Verhältnisse wie andere auch, und sie ist ebenso variabel, und in modernen Zeiten auch kritisierbar im Sinne von Analyse und Veränderung.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44683
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(#1784614) Verfasst am: 25.09.2012, 20:55 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Biologie ist Verhältnisse wie andere auch, und sie ist ebenso variabel, und in modernen Zeiten auch kritisierbar im Sinne von Analyse und Veränderung. |
Genau. Auch die Umweltprobleme löst man nicht durch einen Verzicht auf kritische Analysen der biologischen und ökologischen Verhältnisse.
(Abgesehen davon heißt Kritik der Biologie ja auch nicht nur Kritik ihres Gegenstandes, sondern auch ihrer Inhalte und Methoden.)
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Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 25.09.2012, 20:57, insgesamt einmal bearbeitet |
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1784615) Verfasst am: 25.09.2012, 20:57 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Erst der Mensch gestaltet seine Welt so, dass sie zu ihm passt, während Tiere sich nur anpassen können an das Vorgefundene. |
Das ist schon richtig (ebenso wie alles, was du über die Menschenzüchter schreibst), nur ist eben der menschliche Körper selbst ein Teil der Welt des Menschen. |
Mag ja sein. Aber der Körper ist nur begrenzt gestaltbar, auch wenn man in Richtung Körperstyling durch Sport, Ernährung, Sonnenstudio, Stressabbau durch Tai und Chi, Mode und Einbildung so einiges machen kann ...-
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K.I.Z - Frieden
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44683
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(#1784616) Verfasst am: 25.09.2012, 20:57 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Aber der Körper ist ja nur begrenzt gestaltbar. |
Momentan ist für mich mein Körper sogar in größerem Maße gestaltbar als die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen ich leider leben muss.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1784617) Verfasst am: 25.09.2012, 21:03 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Die Durchsetzung von Interessen im Falle von Interessenkonflikten, kann aber unmoralisch sein, weil es stets darauf ankommt, was der Inhalt des Interesses ist, also welches Interesse da durchgesetzt werden soll. |
Darauf zu antworten hat keinen Zweck, unser Verständnis von Moral ist völlig unterschiedlich. |
Nun, du gehst halt von der Frage aus, um wessen Interesse es geht und ich frage, um welches Interesse es sich handelt.
Es gibt nun mal Interessen, die umoralisch sind, was leicht zu zeigen wäre, wenn man den Maßstab nimmt, den der gute Harris anbietet.
(Und trotz der Folterfrage, die Naastika hoffentlich helfen wird, zu klären, bleibt der wertvolle Kern seines Ansatzes unberührt. Den Rest wertloses Geschwätz von Harris kann man meinetwegen wegwerfen.)
step hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Biologie wird man wohl kaum kritisieren können. Kritisieren kann man allerdings unmoralische Verhältnisse, da diese im Gegensatz zur Biologie höchst variabel sind. |
Biologie ist Verhältnisse wie andere auch, und sie ist ebenso variabel, und in modernen Zeiten auch kritisierbar im Sinne von Analyse und Veränderung. |
Kannst du das mal erläutern? Ich verstehe nicht genau, wie du das meinst.
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K.I.Z - Frieden
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1784623) Verfasst am: 25.09.2012, 21:15 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Biologie ist Verhältnisse wie andere auch, und sie ist ebenso variabel, und in modernen Zeiten auch kritisierbar im Sinne von Analyse und Veränderung. | Kannst du das mal erläutern? Ich verstehe nicht genau, wie du das meinst. |
Beispiel:
- wissenschaftliche Analyse der biologischen Verhältnisse, z.B. Infektionskrankheiten oder Dummheit
- Optimierung unserer Biologie, z.B. durch Impfungen oder Gentechnik, letztlich bis hin zu transhumanistischen Projekten
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1784630) Verfasst am: 25.09.2012, 21:53 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Biologie ist Verhältnisse wie andere auch, und sie ist ebenso variabel, und in modernen Zeiten auch kritisierbar im Sinne von Analyse und Veränderung. | Kannst du das mal erläutern? Ich verstehe nicht genau, wie du das meinst. |
Beispiel:
- wissenschaftliche Analyse der biologischen Verhältnisse, z.B. Infektionskrankheiten oder Dummheit
- Optimierung unserer Biologie, z.B. durch Impfungen oder Gentechnik, letztlich bis hin zu transhumanistischen Projekten |
Sofern die Optimierung der Biologie nicht als Ersatz für gesellschaftliche, humanistische Fortschritte benutzt wird, geht es sozusagen um eine erweiterte Medizin. Nur ist Dummheit in dem Sinne keine Krankheit und man denkt hier wieder unwillkürlich an einen gewissen IQ-Kult und - Menschenzüchtung.
Wenn du jetzt geschrieben hättest: Transhumanistische Projekte zwecks Erreichung der Unsterblichkeit, dann hätte ich gesagt: o.k., das ist ja ein lohnenswertes Ziel, Androiden bzw. Datas zu bauen und vielleicht menschliches Bewusstsein forthin zu transferieren. Der Sieg über den Tod sozusagen.
Aber die *Ausrottung* der Dummheit durch Gentechnik? Man kann Infektionen und den Tod als Krankheiten ansehen, die es auszurotten gilt, aber relative Dummheit als Bestandteil der menschlichen Normalverteilung ist ja kein Leiden. Und lauter Einsteins verbessern nicht die Welt.
Man setzt immer noch große Hoffnungen auf Gen- oder Stammzellentherapie. Und die Bekämpfung tödlicher Krankheiten wie Krebs ist immer noch nicht wirklich erfolgreich.
Ich bin dafür, dass man moderne biologische und medizinische Erkenntnisse nutzt - aber dann im Sinne von Harris, um das Wohlergehen aller Menschen zu fördern. Dieses Ziel hattest du doch implizit mitgedacht, oder ...-?
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K.I.Z - Frieden
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44683
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(#1784683) Verfasst am: 26.09.2012, 02:20 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Wenn du jetzt geschrieben hättest: Transhumanistische Projekte zwecks Erreichung der Unsterblichkeit, dann hätte ich gesagt: o.k., das ist ja ein lohnenswertes Ziel. |
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1784692) Verfasst am: 26.09.2012, 08:51 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Wenn du jetzt geschrieben hättest: Transhumanistische Projekte zwecks Erreichung der Unsterblichkeit, dann hätte ich gesagt: o.k., das ist ja ein lohnenswertes Ziel. |
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Ich finde es bezeichnend, daß Ihr die Unsterblichkeit so deutlich höher wertet als den Sieg über die Dummheit ... ein unsterblich dummes Volk, ja das fehlt uns gerade noch
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1784693) Verfasst am: 26.09.2012, 08:53 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Sofern die Optimierung der Biologie nicht als Ersatz für gesellschaftliche, humanistische Fortschritte benutzt wird, ... Ich bin dafür, dass man moderne biologische und medizinische Erkenntnisse nutzt ... um das Wohlergehen aller Menschen zu fördern. Dieses Ziel hattest du doch implizit mitgedacht, oder ...-? |
Ja, selbstverständlich.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1784695) Verfasst am: 26.09.2012, 09:09 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Wenn du jetzt geschrieben hättest: Transhumanistische Projekte zwecks Erreichung der Unsterblichkeit, dann hätte ich gesagt: o.k., das ist ja ein lohnenswertes Ziel. |
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Ich finde es bezeichnend, daß Ihr die Unsterblichkeit so deutlich höher wertet als den Sieg über die Dummheit ... ein unsterblich dummes Volk, ja das fehlt uns gerade noch |
Wie wahr! Der Alptraum schlechthin: Die ewige Herrschaft der Dummen!
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44683
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(#1784698) Verfasst am: 26.09.2012, 10:11 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Ich finde es bezeichnend, daß Ihr die Unsterblichkeit so deutlich höher wertet als den Sieg über die Dummheit... |
Es mag durchaus bezeichnend für unser Denken sein, dass uns ein gewisses Gefühl aristokratischer Erhabenheit zumindest größtenteils abgeht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1784699) Verfasst am: 26.09.2012, 10:18 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Ich finde es bezeichnend, daß Ihr die Unsterblichkeit so deutlich höher wertet als den Sieg über die Dummheit... |
Es mag durchaus bezeichnend für unser Denken sein, dass uns ein gewisses Gefühl aristokratischer Erhabenheit zumindest größtenteils abgeht. |
Wenn das so ist, dann sollte dir allerdings auch klar sein, daß jeder von uns nur eine Zeit lang zu ertragen ist.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1784755) Verfasst am: 26.09.2012, 17:03 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Wenn du jetzt geschrieben hättest: Transhumanistische Projekte zwecks Erreichung der Unsterblichkeit, dann hätte ich gesagt: o.k., das ist ja ein lohnenswertes Ziel. |
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Ich finde es bezeichnend, daß Ihr die Unsterblichkeit so deutlich höher wertet als den Sieg über die Dummheit ... ein unsterblich dummes Volk, ja das fehlt uns gerade noch |
Ich glaube, dass Du das missverstehst. Ich denke, dass Skeptiker und Tarvoc Dummheit für ein eher soziales Phänomen halten, Sterblichkeit hingegen ist in der Tat ein rein biologisches Phänomen. Während also Forschung zur Beseitigung der Unsterblichkeit der Biologie angemessen sind, ist ein Ziel der Beseitigung der Dummhit durch Gentechnik deshalb schon problematisch, weil die Identifizierung von IQ oder sagen wir dem angeborenem Denkvermögen und Dummheit eher irreführend ist.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Freidenker1 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.09.2012 Beiträge: 14
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(#1784767) Verfasst am: 26.09.2012, 17:30 Titel: |
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Ich denke Moral ist etwas sehr Subjektives. Sie ändert sich nach Lust und Laune.
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Catholikx auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.08.2012 Beiträge: 656
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(#1784772) Verfasst am: 26.09.2012, 17:32 Titel: |
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Freidenker1,war es moralisch in Ordnung, dass die Nazis Juden töteten, weil sie Juden waren?
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26510
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1784777) Verfasst am: 26.09.2012, 17:50 Titel: |
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Catholikx hat folgendes geschrieben: | Freidenker1,war es moralisch in Ordnung, dass die Nazis Juden töteten, weil sie Juden waren? |
Für Freidenker1 wahrscheinlich nicht, für die Nazis offenbar schon - für sie war es sogar ein Gebot.
Was stört dich an der Feststellung? Da waren übrigens auch Katholiken beteiligt, die das genauso sahen. z.B. ein Herr Adolf Hitler, der einen göttlichen Auftrag hatte. scnr
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1784785) Verfasst am: 26.09.2012, 18:18 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Catholikx hat folgendes geschrieben: | Freidenker1,war es moralisch in Ordnung, dass die Nazis Juden töteten, weil sie Juden waren? |
Für Freidenker1 wahrscheinlich nicht, für die Nazis offenbar schon - für sie war es sogar ein Gebot.
Was stört dich an der Feststellung? Da waren übrigens auch Katholiken beteiligt, die das genauso sahen. z.B. ein Herr Adolf Hitler, der einen göttlichen Auftrag hatte. scnr
fwo |
Eigentlich brauchst du dich nicht dafür zu entschuldigen, auch wenn du damit einen Fehlschluss provozierst . Tatsächlich sieht man schon hier in der Diskussion verschiedene moralische Systeme. Catholix, dein oberstes moralisches Gebot ist der Glaube an Gott. Für die meisten anderen hier ist eben dieser Glaube zutiefst unmoralisch. Du zeigst mit deiner Frage tatsächlich, dass Moral "subjektiv"ist. Eigentlich resultiert jede Moral aus der Gesellschaft in der sie gilt und damit ist sie Ergebnis aus den Umständen. Somit ist sie objektiv.
Edit: besser wäre wohl determiniert statt objektiv.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
Zuletzt bearbeitet von Tom der Dino am 26.09.2012, 19:44, insgesamt einmal bearbeitet |
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Catholikx auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.08.2012 Beiträge: 656
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(#1784797) Verfasst am: 26.09.2012, 19:11 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Catholikx hat folgendes geschrieben: | Freidenker1,war es moralisch in Ordnung, dass die Nazis Juden töteten, weil sie Juden waren? |
Für Freidenker1 wahrscheinlich nicht, für die Nazis offenbar schon - für sie war es sogar ein Gebot.
Was stört dich an der Feststellung?
...
fwo |
Stören ist der falsche Begriff, es macht mich nachdenklich,denn wenn Moral nur subjektiv ist, es also kein handeln gibt, dass objektiv richtig oder falsch,gut oder schlecht ist, warum wurden dann die Nazis bei den Nürnberger Prozessen verurteilt?
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Lord Snow I am the one who knocks
Anmeldungsdatum: 05.09.2006 Beiträge: 6445
Wohnort: Würzburg
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(#1784804) Verfasst am: 26.09.2012, 20:07 Titel: |
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Catholikx hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | Catholikx hat folgendes geschrieben: | Freidenker1,war es moralisch in Ordnung, dass die Nazis Juden töteten, weil sie Juden waren? |
Für Freidenker1 wahrscheinlich nicht, für die Nazis offenbar schon - für sie war es sogar ein Gebot.
Was stört dich an der Feststellung?
...
fwo |
Stören ist der falsche Begriff, es macht mich nachdenklich,denn wenn Moral nur subjektiv ist, es also kein handeln gibt, dass objektiv richtig oder falsch,gut oder schlecht ist, warum wurden dann die Nazis bei den Nürnberger Prozessen verurteilt? |
Weil mit einem Kraftakt, der Millionen Menschenleben forderte, der Sieg über die Nazis errungen wurde, deren Moralsystem samt Auswirkungen nicht mehr die Oberhand hatte, an dessen Stelle ein anderes Moralsystem trat, aufgrund dessen diese Urteile folgten.
Die Subjektivität der Moral ändert ja nichts daran, dass ich mich nach dieser subjektiven Moral richte. Idealerweise treffen viele viele Menschen zusammen mit derselben subjektiven Moral, so ergibt sich daraus von selbst entsprechende gesellschaftliche und politische Folgen. Treffen verschiedene Moralsysteme auch innergesellschaftlich zusammen, dann gibt es eben den Diskurs, oft hat es in der Vergangenheit eben auch geknallt.
_________________ Ich irre mich nie! Einmal dachte ich, ich hätte mich geirrt, aber da hatte ich mich getäuscht
"Der Gott, der Gott sterben läßt, um Gott zu besänftigen"...Hundert Folianten, die für oder wider das Christentum geschrieben worden sind, ergeben eine geringere Evidenz als der Spott dieser zwei Zeilen.
Denis Diderot
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1784806) Verfasst am: 26.09.2012, 20:09 Titel: |
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Catholikx hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | Catholikx hat folgendes geschrieben: | Freidenker1,war es moralisch in Ordnung, dass die Nazis Juden töteten, weil sie Juden waren? |
Für Freidenker1 wahrscheinlich nicht, für die Nazis offenbar schon - für sie war es sogar ein Gebot.
Was stört dich an der Feststellung?
...
fwo |
Stören ist der falsche Begriff, es macht mich nachdenklich,denn wenn Moral nur subjektiv ist, es also kein handeln gibt, dass objektiv richtig oder falsch,gut oder schlecht ist, warum wurden dann die Nazis bei den Nürnberger Prozessen verurteilt? |
Weil man zwar vielleicht nicht 100%ig sagen kann, was moralisch richtig ist, aber ganz klar, daß das, was die Nazis angerichtet haben, falsch war.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1784817) Verfasst am: 26.09.2012, 21:13 Titel: |
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Catholikx hat folgendes geschrieben: | ... wenn Moral nur subjektiv ist, es also kein handeln gibt, dass objektiv richtig oder falsch,gut oder schlecht ist, warum wurden dann die Nazis bei den Nürnberger Prozessen verurteilt? |
Meinst Du, was die Leute damals bewegte, die Nazis zu veruteilen? - Ich würde sagen, eine Mischung aus Vergeltungsbedürfnis, abschließender Machtgeste, und dem Wunsch, politisch klar zu machen, daß man solches Handeln auch in Zukunft auf keine Weise hinzunehmen bereit ist.
Um bestimmtes Verhalten zu sanktionieren, benötigt man keineswegs eine objektiv richtige Moral, es reicht aus, daß eine Gesellschaft sich auf Regeln einigt, die widerspiegeln, was erwünscht ist und was nicht.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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