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Reichstagswahl 1933
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Reichstagswahl 1933
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)
8%
 8%  [ 6 ]
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
47%
 47%  [ 32 ]
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)
31%
 31%  [ 21 ]
Deutsche Zentrumspartei (ZENTRUM)
1%
 1%  [ 1 ]
Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (Koalition aus DNVP/Stahlhelm/Landbund)
0%
 0%  [ 0 ]
Bayerische Volkspartei (BVP)
2%
 2%  [ 2 ]
Deutsche Volkspartei (DVP)
2%
 2%  [ 2 ]
Christlich-Sozialer Volksdienst (CSVD)
0%
 0%  [ 0 ]
Deutsche Staatspartei (DStP)
1%
 1%  [ 1 ]
Deutsche Bauernpartei
1%
 1%  [ 1 ]
Landbund
0%
 0%  [ 0 ]
Andere
1%
 1%  [ 1 ]
Stimmen insgesamt : 67

Autor Nachricht
narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#1812685) Verfasst am: 31.01.2013, 18:49    Titel: Antworten mit Zitat

alae hat folgendes geschrieben:
Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre: Unter allen Umständen NSDAP.

Suspekt Meinst Du das ernst oder willst Du nur wieder trollen?
Das ist in etwa das, was ich vor 4 Jahren auch geschrieben habe.
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1812702) Verfasst am: 31.01.2013, 19:09    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
alae hat folgendes geschrieben:
Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre: Unter allen Umständen NSDAP.

Suspekt Meinst Du das ernst oder willst Du nur wieder trollen?
Das ist in etwa das, was ich vor 4 Jahren auch geschrieben habe.


Ahja, was spricht Dich denn an an den Positionen der damaligen NSDAP? Gleiche Frage gilt natürlich auch für Vektral. Beachte zudem die Formulierung "unter allen Umständen NSDAP"; so krass hast Du das meiner Erinnerung nach damals nicht ausgedrückt.
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sehr gut
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#1812719) Verfasst am: 31.01.2013, 19:25    Titel: Antworten mit Zitat

alae hat folgendes geschrieben:
Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre: Unter allen Umständen NSDAP.

Suspekt Meinst Du das ernst oder willst Du nur wieder trollen?

Er hat wohl zu viele Science-Fiction gesehen, von wegen Kausalität bei Zeitreisen und so ...
d.h. unsere aktuelle Gegenwart gibt es nur mit unserer bekannten Vergangenheit, jede kleinste Veränderung kann ein Paradoxon auslösen.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#1812754) Verfasst am: 31.01.2013, 20:16    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
alae hat folgendes geschrieben:
Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre: Unter allen Umständen NSDAP.

Suspekt Meinst Du das ernst oder willst Du nur wieder trollen?

Er hat wohl zu viele Science-Fiction gesehen, von wegen Kausalität bei Zeitreisen und so ...

Ich würd' mir ja trotzdem nicht anmaßen, mein eigenes Leben für wichtiger zu halten als die Leben von über fünfzig Millionen Kriegstoten und sechs Millionen Holocaustopfern.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22261

Beitrag(#1812786) Verfasst am: 31.01.2013, 21:07    Titel: Antworten mit Zitat

Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre: Unter allen Umständen NSDAP.

Ich verstehe den Satz nicht. Was meinst du mit: "Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre"?
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"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26443
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1812793) Verfasst am: 31.01.2013, 21:20    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre: Unter allen Umständen NSDAP.

Ich verstehe den Satz nicht. Was meinst du mit: "Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre"?

Das ist noch zu verstehen:
Das heißt ja wohl ohne seine heutige Biographie, d.h. mit dem "normalen" Wissen und der "normalen" Sozialisation der Leute, die 33 Wählen durften. Das ist das Problem dieser ganzen Umfrage, das auch Sermon beschreibt.

Aber mit dem zweiten Teil musst Du mir nun helfen. Ich weiß nämlich nicht, wie er von da auf sein ominöses "Unter allen Umständen" kommt. Denn was ich hier mit "normal" umschrieben habe, beinhaltet eine statistische Verteilung, die auch nur wieder zu einer statistischen Verteilung im Wahlverhalten führen kann. Das scheinst Du aber verstanden zu haben.

Wenn nicht, geht ich diese Frage direkt an Vektral Proximus.

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22261

Beitrag(#1812808) Verfasst am: 31.01.2013, 21:51    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre: Unter allen Umständen NSDAP.

Ich verstehe den Satz nicht. Was meinst du mit: "Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre"?

Das ist noch zu verstehen:
Das heißt ja wohl ohne seine heutige Biographie, d.h. mit dem "normalen" Wissen und der "normalen" Sozialisation der Leute, die 33 Wählen durften. Das ist das Problem dieser ganzen Umfrage, das auch Sermon beschreibt.

Aber mit dem zweiten Teil musst Du mir nun helfen. Ich weiß nämlich nicht, wie er von da auf sein ominöses "Unter allen Umständen" kommt. Denn was ich hier mit "normal" umschrieben habe, beinhaltet eine statistische Verteilung, die auch nur wieder zu einer statistischen Verteilung im Wahlverhalten führen kann. Das scheinst Du aber verstanden zu haben.

Ja, so ist das besser formuliert - der Zusammenhang vom ersten Teil zum zweiten Teil ist unverständlich.
Um die - deswegen etwas merkwürdige - Frage überhaupt beantworten zu können, muss man ja davon ausgehen, dass an einem selbst irgendetwas ausgetilgt wäre, mindestens das Wissen um die folgenden Ereignisse (sonst hat das "damals" keinen Sinn), etwas anderes aber nicht (sonst könnte man nicht "ich" sagen). Und auch wenn das geklärt ist, bleibt jede Antwot ja höchst spekulativ. Ich verstehe nicht, wie man dann zu einer so definitiven Antwort kommen kann ("unter allen Umständen"). Deswegen hätte ich gern genauer gewusst, was er sich genau als ausgetilgt vorstellt, wenn er von seiner Biografie im späten 20. Jh. spricht, und was nicht (Herkunftsmilieu? grundsätzliche Anschauungen? Persönlichkeitsmerkmale? ,,,?), und warum dann seine Antwort so sicher ist.
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fwo
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Beitrag(#1812817) Verfasst am: 31.01.2013, 22:11    Titel: Antworten mit Zitat

@Vektral Proximus
Wie Du siehst, will tillich mir nicht helfen, jetzt bist Du gefragt:

Ich vertehe nicht, wie Du von deinem ersten Teil mit der gelöschten Biographie auf Dein ominöses "Unter allen Umständen" kommst. Denn was ich oben mit "normal" umschrieben habe, beinhaltet eine statistische Verteilung, die auch nur wieder zu einer statistischen Verteilung im Wahlverhalten führen kann.

Woher hast Du diese Sicherheit für ein bestimmtes Wahlverhalten, noch dazu dieses spezielle?

fwo
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tillich (epigonal)
hat Spaß



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Beiträge: 22261

Beitrag(#1812818) Verfasst am: 31.01.2013, 22:14    Titel: Antworten mit Zitat

Was heißt wollen - ich kann es dir auch nicht erklären ...
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beachbernie
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Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1812845) Verfasst am: 31.01.2013, 23:19    Titel: Re: Reichstagswahl 1933 Antworten mit Zitat

Sermon hat folgendes geschrieben:
patapetet hat folgendes geschrieben:
Wie würdet ihr wählen?


Das Wahlergebnis der Reichstagswahl 1933 ist bekannt. Ebenso gibt es Analysen ueber das Wahlverhalten der damals Stimmberechtigten, diffferenziert nach Konfession, Region, sozialer Gruppenzugehoerigkeit usw..

Wenn wir damals als Stimmberechtigte gelebt haetten, waere unser Wahlverhalten wohl den so identifizierten Mustern der damaligen Zeit gefolgt.

Als Heutige kennen wir natuerlich die seinerzeitigen Rahmenbedingungen besser als die Zeitgenossen und dazu auch noch die schwerwiegenden Folgen der politischen Entwicklung. Wir koennen uns dazu heute aber weder eine eingebildete Naivitaet zugestehen, noch aus dem unvermeidlichen Kenntnisvorsprung eine hypothetische Entscheidung ableiten, welche in einer Geschichtsfiktion versucht, die Damaligen quasi zu korrigieren.

Ein hier in der kuriosen Umfrage erzielter fiktiver Wahlsieg der SPD fuer 1933 gehoert eher in jene Paralleluniversen, in denen entweder Hitler im Kindbett stirbt, oder der Erste Weltkrieg ausfaellt, die Revolution 1918 gar nicht stattfand, die Weltwirtschaftskrise 1929 nicht geschah ... usw.



Ich denke es ist schlechterdings mit dem historischen Wissen von heute unmoeglich sich vorzustellen wie man damals gewaehlt haette und dabei einfach so zu tun, dass man noch nicht gewusst hat wie die Sache schliesslich ausgegangen ist.

Aus der damaligen Sicht konnte man zwar doch erkennen in welche Richtung die Politik unter einer Nazi-Regierung gehen wuerde aber mit Sicherheit nicht wie radikal die ihre Politik umsetzen wuerden.

Z.B. sollte eigentlich jedem denkfaehigen Menschen klar gewesen sein, dass die Juden staatlicherseits Schikanen und Ausgrenzung erleben wuerden, sollten die Nazis je an die Macht kommen und das dadurch deren (auch ausserhalb eindeutig nationalsozialistischer Kreise) ohnehin stattfindende gesellschaftliche Aechtung noch verstaerkt wuerde. Ich glaube aber nicht, dass es 1933 viele Menschen gab, die Auschwitz voraussehen konnten, dazu waren die Graeuel des Holocausts zu schwer vorstellbar. Wer sich aber heute die Frage stellt wie er sich 1933 politisch verhalten haette, der kann nicht einfach so tun als ob er nicht wuesste, dass der Antisemitismus der Nazis am Ende direkt nach Auschwitz fuehrte, dazu ist das Faktum des Holocausts ganz einfach zu dramatisch.
Deshalb ist die Frage nach einem fiktiven Wahlverhalten in 1933 eigentlich nicht wirklich ehrlich beantwortbar. Wir kennen naemlich nicht nur die Geschehnisse der Zeit bis 1933, sondern auch die von 1933-45 und die werden immer irgendwie in unsere Antwort mit einfliessen.
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#1812858) Verfasst am: 31.01.2013, 23:50    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube er meint es so, wie ich damals:

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1214965#1214965
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1812875) Verfasst am: 01.02.2013, 00:14    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Ich glaube er meint es so, wie ich damals:

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1214965#1214965


Die Erklärung macht für mich keinen Sinn. Erkläre dich. Welcher Umstand lässt dich Denken, Du (!) hättest in einer fiktiven Vergangenheit die NSDAP gewählt.
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22261

Beitrag(#1812882) Verfasst am: 01.02.2013, 00:35    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Ich glaube er meint es so, wie ich damals:

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1214965#1214965

Die Erklärung macht für mich keinen Sinn. Erkläre dich. Welcher Umstand lässt dich Denken, Du (!) hättest in einer fiktiven Vergangenheit die NSDAP gewählt.

Zeitreise-Spielerei. Er geht von der Voraussetzung aus, dass er bei der Wahl sein vollständiges heutiges Wissen hätte, incl. des Wissens, dass es "ihn" nicht gäbe, weil seine Vorfahren sich mutmaßlich nicht kennen gelernt hätten.

Die Fragestellung auf eine derartig banale Weise zu verstehen, hat natürlich überhaupt keinen Erkenntniswert. Außer, dass wir wissen, dass narziss im Zweifelsfall sein Leben für wichtiger hält als das von sämtlichen Opfern der Nazizeit incl. aller Weltkriegstoter.
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1812886) Verfasst am: 01.02.2013, 00:48    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Klar hätte ich Hitler gewählt. Ohne die, durch den 2. Weltkrieg, den der Gröfaz zu verantworten hat, ausgelösten Vertreibungen hätten meine ostdeutschen Omas meine Opas nicht kennengelernt.


Noch ein Grund mehr damals nicht die Nazis zu waehlen. zynisches Grinsen
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1812897) Verfasst am: 01.02.2013, 01:18    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Ich glaube er meint es so, wie ich damals:

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1214965#1214965

Die Erklärung macht für mich keinen Sinn. Erkläre dich. Welcher Umstand lässt dich Denken, Du (!) hättest in einer fiktiven Vergangenheit die NSDAP gewählt.

Zeitreise-Spielerei. Er geht von der Voraussetzung aus, dass er bei der Wahl sein vollständiges heutiges Wissen hätte, incl. des Wissens, dass es "ihn" nicht gäbe, weil seine Vorfahren sich mutmaßlich nicht kennen gelernt hätten.

Die Fragestellung auf eine derartig banale Weise zu verstehen, hat natürlich überhaupt keinen Erkenntniswert. Außer, dass wir wissen, dass narziss im Zweifelsfall sein Leben für wichtiger hält als das von sämtlichen Opfern der Nazizeit incl. aller Weltkriegstoter.


Das macht für mich eigentlich immer noch keinen Sinn. Aber gut, Zeitreisen sind ja auch unlogisch, aber selbst wenn: Da er durch eine Beteiligung an der Wahl als Zeitreisender die Vergangenheit bereits beinflusst könnte er damit seine Geburt auch verhindern. Wer das nicht möchte, sollte nicht zeitreisen.
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Critic
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Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#1812913) Verfasst am: 01.02.2013, 03:13    Titel: Antworten mit Zitat

Es geht im Thread wohl auch nicht um Science fiction oder "was würde man mit dem Wissen von heute tun". (Aus heutiger Sicht würden nicht Wenige den Mann vielleicht erschossen haben. Aber es gibt sicher auch die - durchaus ehrenwerte - Sicht, daß Hitler, wäre sein Leben ein wenig anders verlaufen, hätte er etwa die richtige Förderung erhalten, vielleicht ein Anderer geworden wäre. Und es gibt auch Theorien zur Zeitreise, die besagen, daß das Universum Paradoxa nicht zulasse, entweder irgendetwas dazwischen käme - und wenn die eigene Moral, die die Todesstrafe ja auch ablehnt - bzw. man Geschehenes vielleicht gar nicht verändern, Existierendes nicht beenden kann, - oder sich Oma und Opa zufällig irgendwo anders begegnet wären)

Sondern hauptsächlich darum: Wie hätte man damals vielleicht gelebt, wie haben die Menschen in diesem Umfeld damals gedacht. Beispiel: in der Wählerschaft der NSDAP waren Angehörige der Mittel- und Oberschicht überrepräsentiert, sie profitierte u.a. davon, daß viele dieser Menschen Angst vor einem sozialen Abstieg hatten (Link #1, Link #2).
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Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

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Kramer
postvisuell



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Beiträge: 30878

Beitrag(#1812916) Verfasst am: 01.02.2013, 03:50    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
Sondern hauptsächlich darum: Wie hätte man damals vielleicht gelebt, wie haben die Menschen in diesem Umfeld damals gedacht.


Dann ist die Frage aber nicht beantwortbar. Denn ich lebe nicht damals und nicht in diesem Umfeld.
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#1812921) Verfasst am: 01.02.2013, 05:22    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:
Sondern hauptsächlich darum: Wie hätte man damals vielleicht gelebt, wie haben die Menschen in diesem Umfeld damals gedacht.


Dann ist die Frage aber nicht beantwortbar. Denn ich lebe nicht damals und nicht in diesem Umfeld.


Klar, es hat auch einen gewissen Reiz zu sinnieren, ob man Hitler in früheren Jahren hätte "erziehen" können. Oder zu sinnieren: Angenommen, Schleicher hätte mit seiner "Querfrontstrategie" Erfolg gehabt, und auch Hindenburg hätte ihn nicht abgesetzt. Oder: Hitler wäre getötet worden, wahlweise im Krieg, während seines Putschversuchs, oder ihn hätte jemand 1933, '39 oder sogar noch 1944 erschossen. Was hätte dann passieren können?

Aber wenn wir mit dem Ziel des Erkenntnisgewinns antreten, müssen wir vielleicht auch noch eine Frage der Plausibilität stellen: Wir wissen beispielsweise, was sich nach der Ernennung Hitlers ereignete. Und in der Gesellschaft, Geschichtsforschung, Philosophie, Politikwissenschaft etc. hat es auch eine ganze Menge Entwicklungen gegeben, daß wir heute nicht mehr unbedingt nachvollziehen können, was an den Nazis oder anderen Gruppen so reizvoll gewesen sein könnte, warum die Menschen nicht "immuner" dagegen waren*.

Einige Zeitgenossen, -zeugen und Geschichtsforscher mein(t)en natürlich auch, daß zum Beispiel in Hitlers Machwerk sehr wohl zu lesen gewesen sei, was der Mann vorhatte. Nur hatten Viele das Buch eben nicht gelesen. Die Leute von 1933 haben aber zumindest diese späteren Entwicklungen nicht mitgemacht. Wir können also auch nicht annehmen, daß ein Schlosser aus dem Ruhrpott oder ein kleiner Angestellter aus Berlin im Jahr 1933 die Ereignisse beurteilt hätten wie 1945, oder wie ihre Enkel in einem Uni-Seminar um 1968 oder die Urenkel heute (oder ggf. auch sie selbst, sollten sie jeweils solange gelebt haben).

(Was das angeht, sind Querfront und Generalstreik gegen die Nazis ja wegen völlig unterschiedlicher Mentalitäten, gegenseitigem Mißtrauen und vorhergehenden Konflikten zwischen den Gruppen u.ä. nicht zustandegekommen, und das können wir auch nicht ganz außer acht lassen.)


_____________
* = Gut, wir könne natürlich auch fragen: Angenommen, wir lebten in der Weimarer Zeit, die Menschen wären aber die von heute. Könnte Hitler trotzdem so beliebt werden? Oder wir sinnieren auch: Welche Elemente solcher Ideologien finden sich heute "immer noch" oder "schon wieder" bei den "Scharfmachern" oder sogar weit bis in die gesellschaftliche Mitte?
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



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Beiträge: 9920
Wohnort: 75

Beitrag(#1812940) Verfasst am: 01.02.2013, 09:54    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Ich glaube er meint es so, wie ich damals:

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1214965#1214965


Ja, reine Provokation, die in der Hoffnung auf ein bisschen Aufmerksamkeit absichtsvoll am Kern der eigentlichen Frageintention vorbeigeht. Dass das einigermaßen armselig ist, scheinst du auch Jahre später noch nicht bemerkt zu haben.
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Tarvoc
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Beiträge: 44649

Beitrag(#1812952) Verfasst am: 01.02.2013, 10:48    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Dann ist die Frage aber nicht beantwortbar. Denn ich lebe nicht damals und nicht in diesem Umfeld.

Diese Diskussion hatten wir vor kurzem schon mal in einem anderen Thread. Natürlich sind auch kontrafaktische Fragen beantwortbar.
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Kival
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Beiträge: 24071

Beitrag(#1812955) Verfasst am: 01.02.2013, 10:58    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Dann ist die Frage aber nicht beantwortbar. Denn ich lebe nicht damals und nicht in diesem Umfeld.

Diese Diskussion hatten wir vor kurzem schon mal in einem anderen Thread. Natürlich lassen sich auch auf kontrafaktische Fragen Antworten geben.


Welche Frage kann man hier beantworten?
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Tarvoc
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Beiträge: 44649

Beitrag(#1812961) Verfasst am: 01.02.2013, 11:07    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Welche Frage kann man hier beantworten?

Die Frage, wen ihr gewählt hättet. Dass in dem Diskurs die Regeln vielleicht nicht hinreichend expliziert und ausformuliert sind, ist durchaus möglich.
Die Frage wird aber nicht schon dadurch unsinnig, dass sie sich auf eine kontrafaktische Situation bezieht. Und das war ja Kramers Begründung.
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1812962) Verfasst am: 01.02.2013, 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Welche Frage kann man hier beantworten?

Die Frage, wen ihr gewählt hättet. Dass in dem Diskurs die Regeln vielleicht nicht hinreichend expliziert und ausformuliert sind, ist durchaus möglich.
Die Frage wird aber nicht schon dadurch unsinnig, dass sie sich auf eine kontrafaktische Situation bezieht. Und das war ja Kramers Begründung.


Sie ist aber deshalb unsinnig, weil "man" damals nicht gelebt haben kann. Das ist nicht nur kontrafaktisch. Das ist schlicht unmöglich. Und damit unterscheidet es sich auch wesentlich, von alternativen Geschichtsszenarien.
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Tarvoc
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Beiträge: 44649

Beitrag(#1812966) Verfasst am: 01.02.2013, 11:31    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Sie ist aber deshalb unsinnig, weil "man" damals nicht gelebt haben kann. Das ist nicht nur kontrafaktisch. Das ist schlicht unmöglich.

Man kann sehr wohl auch über die Frage nachdenken, was man tun würde, wenn man jemand anders wäre. Letztlich ist der Unterschied graduell.
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Beitrag(#1812968) Verfasst am: 01.02.2013, 11:39    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Sie ist aber deshalb unsinnig, weil "man" damals nicht gelebt haben kann. Das ist nicht nur kontrafaktisch. Das ist schlicht unmöglich.

Man kann sehr wohl auch über die Frage nachdenken, was man tun würde, wenn man jemand anders wäre. Sicher ist das ein Stück schwieriger, aber letztlich ist der Unterschied graduell.

Kann man schon.
Nur welche Grundlage nehme ich dann, um zu entscheiden, welche andere Person ich wäre? Sinnvoll spekulieren lässt sich das nicht. Deshalb ja auch die Frage an Proximus, woher er seine Sicherheit hat, dass er die NSDAP gewählt hätte.

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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#1812970) Verfasst am: 01.02.2013, 11:42    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Nur welche Grundlage nehme ich dann, um zu entscheiden, welche andere Person ich wäre?

Bevor man nach der normativen Grundlage fragt, kann es helfen, erstmal das tatsächliche Herangehen verschiedener Leute an solchen Diskussionssituationen zu beschreiben. Wenn die Diskursform nicht gerade eine Art komplexes RPG ist, wird man sich z.B. üblicherweise nicht die Mühe machen, eine ganz neue Biographie zu entwerfen. Der Einfachheit halber wird man meistens von einer Person mit einem Hintergrund ausgehen, der dem eigenen so ähnlich wie möglich ist. Auch die Fragestellung legt das nahe. Und nein, auch dafür lassen sich keine allgemeinen Kriterien angeben. Dass es an eine Frage nicht nur eine mögliche Herangehensweise gibt, macht aber eben die Frage nicht einfach unbeantwortbar. Der Punkt ist ja gerade, dass das Herangehen auch etwas über die jeweilige Person aussagt.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Telliamed
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Beiträge: 5125
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Beitrag(#1812974) Verfasst am: 01.02.2013, 11:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe an der Umfrage nicht teilgenommen, damals nicht, als sie gestartet wurde, und auch jetzt nicht, da sie im Zusammenhang mit dem 30. Januar wieder hervorgeholt wurde.
Von 1933 bis zu meinem Geburtsjahr sind es viel weniger Jahre, als die Jahrzehnte danach; will damit sagen, dass sich seit den 1960er Jahren so viele Kenntnisse und unterschiedliche Bewertungen über die Geschehnisse 1933-1945 angesammelt haben, dass mir die Frage nicht als beantwortbar erscheint.

Ich habe nur Leute kennengelernt, die zugaben, dass sie 1933 die KPD gewählt hätten. Ich bin in der DDR in einem Umfeld aufgewachsen, in dem mir niemand gesagt hat, dass er die NSDAP oder eine andere Partei gewählt hätte. Im damals bis Ende der 1960er Jahre noch recht ansehnlichen Familienkreis gab es nur KPD-Wähler. Es hätte ein besonderes Vertrauensverhältnis bestehen müssen, wenn mir ein Rentner/eine Rentnerin außerhalb dieses Familienkreises von einer NSDAP-Wahl erzählt hätte, denn er/sie konnte nicht wissen, ob das der Stasi zu Ohren kommt und eine nachträgliche Eingruppierung des Erzählers erfolgt wäre. So frisch war noch diese Vergangenheit. Die Themen Umsiedlung und Vertreibung waren im öffentlichen Bereich Tabu-Themen, die nur hinter vorgehaltener Hand angesprochen werden konnten. Ich könnte sagen, dass ich bis 1989 kaum mit älteren Vertretern des Bildungsbürgertums, des einstigen Beamtentums oder der bessergestellten Bauern zu tun gehabt habe.

Im Zusammenhang mit dem 30. Januar stellen sich mir indes noch andere Fragen. Wenn man da schon nur auf die unmittelbaren Nachbarländer schaut, zeigen sich immer wieder Möglichkeiten einer anderen Entwicklung. 1934 war das Verhältnis Hitlerdeutschlands mit dem Polen Pilsudskis zeitweise derart freundschaftlich, dass in beiden Ländern angewiesen wurde, antipolnische bzw. antideutsche Ausfälle aus der Presse zu nehmen und entsprechende Kulturarbeit zu entfalten. Wer hätte voraussehen können, dass es fünf Jahre später, 1939, zum Überfall auf Polen kommen würde?

Karin Pryt: Befohlene Freundschaft - die deutsch-polnischen Kulturbeziehungen 1934-1939. Osnabrück 2010.

Das Gleiche in bezug auf Russland in der kurzen Zeit des Hitler-Stalin-Paktes 1939-1941. Familienangehörige sagten mir, dass sie auf einmal massenhaft Werke der klassischen russischen Literatur in deutscher Übersetzung zu lesen bekamen: Dostoevskij, Turgenev, Tolstoj wurden überaus populär, man entdeckte die "russische Seele", Otto Hoetzsch verfasste die Biographie Katharinas II. In etlichen Büchern aus dieser Zeit null nationalsozialistisches Gedankengut!

Ein Buch heißt: Herbert Schöffler "Deutscher Geist im deutschen Osten" (1940). Heute denkt man: was für ein chauvinistischer Schinken. Wenn man hineinschaut: nicht ein einziger Satz mit NS-Ideologie, sondern eine Geschichte der Barockdichtung in Schlesien im 17. Jahrhundert, und der Autor im antifaschistischen Widerstand, und der Titel ist nicht einmal Tarnung.
Oder "Tausend Jahre Geisteskampf im Sudetenraum" (1938) von Eduard Winter. Worum geht es? Hochachtung vor den geistigen Leistungen des tschechischen Volkes, emanzipatorische - in Bezug auf das römische Papsttum! - Geistesströmungen im Grenzgebiet.

Nee, auf solche Gedankenspielereien kann ich mich irgendwie nicht einstellen.

Dass hier vor allem das Verhältnis zu den Juden thematisiert wird, ist völlig normal; der Massenmord an den Juden bedrückt in seinen Ausmaßen die nachgeborenen Generationen, er wurde laufend in den Medien thematisiert. Für die Mehrheit der Zeitgenossen war das aber sicher nicht die wichtigste Frage, sondern wahrscheinlich die, wie man mit den verheerenden Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929-1932 klarkommen würde.
Indes kann er für die Beantwortung der Frage nach der Wahlentscheidung 1933 nicht allein maßgeblich sein - m.E. konnte niemand das Geschehen erahnen, und man konnte es auch nicht allein aus "Mein Kampf" ableiten. Schon 1934 hätte eine etwas anders gelagerte Konstellation eine andere Führerfigur herbeiführen können - jetzt könnte man eine ganze Reihe Faktoren anführen, warum Hitler am Leben und der "Führer" blieb; die mangelnde Entschlossenheit anderer Kräfte bzw. die Entschlossenheit der Umgebung Hitlers und der SS spielen nicht die geringste Rolle.
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Kival
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Beiträge: 24071

Beitrag(#1812978) Verfasst am: 01.02.2013, 12:04    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Sie ist aber deshalb unsinnig, weil "man" damals nicht gelebt haben kann. Das ist nicht nur kontrafaktisch. Das ist schlicht unmöglich.

Man kann sehr wohl auch über die Frage nachdenken, was man tun würde, wenn man jemand anders wäre. Letztlich ist der Unterschied graduell.


Das ist richtig. Das ist aber gar nicht mehr die gleiche Frage. Ich sehe aber wie fwo ein Problem, dass die Basis dieser Spekulationen sehr beliebig ist. Natürlich kann man auf der Basis seiner Herkunft und Lebenserfahrungen eine ähnliche Person gedanklich konstruieren, wie sie zu der Zeit gewesen wäre. Das ist aber nicht mehr die Frage "Was würdest Du tun?" sondern "wie haben Personen mit ähnlichen soziokulturellem Hintergrund wie ich gehandelt?".
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Vektral Proximus
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Anmeldungsdatum: 09.05.2009
Beiträge: 1339

Beitrag(#1813053) Verfasst am: 01.02.2013, 15:59    Titel: Antworten mit Zitat

alae hat folgendes geschrieben:
Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre: Unter allen Umständen NSDAP.

Suspekt Meinst Du das ernst oder willst Du nur wieder trollen?


Natürlich meine ich das ernst und die meisten Leute die sagen "Nieeeeeemals NSPDA" sollten sich mal an die eigenen Nase fassen.


In ´ner schneidigen Uniform Leute auspeitschen und selektieren - stellt es euch mal vor.


Das will insgeheim jeder - und ich erkennen einfach an, dass in mir ein grausames, dämonisches Monster wohnt, das aufgrund meiner Sozialisation, meines Wissens um die Geschichte und einer Kombination aus Angst und Mitleid nicht hervorkommen kann, aber ich weiß genau: Es ist da.

Und von 1933 an hätte es gewütet und meine grausamsten Seiten nach außen gekehrt und ich würde wetten, dass ich eine perverse, ganz ekstatische Freude daran gehabt hätte.
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Alchemist
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Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1813054) Verfasst am: 01.02.2013, 16:09    Titel: Antworten mit Zitat

Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
alae hat folgendes geschrieben:
Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Wenn meine Biographie im späten 20ten Jahrhundert ausgetilgt worden wäre: Unter allen Umständen NSDAP.

Suspekt Meinst Du das ernst oder willst Du nur wieder trollen?


Natürlich meine ich das ernst und die meisten Leute die sagen "Nieeeeeemals NSPDA" sollten sich mal an die eigenen Nase fassen.


In ´ner schneidigen Uniform Leute auspeitschen und selektieren - stellt es euch mal vor.


Das will insgeheim jeder - und ich erkennen einfach an, dass in mir ein grausames, dämonisches Monster wohnt, das aufgrund meiner Sozialisation, meines Wissens um die Geschichte und eienr Kombination aus Angst und Mitleid nicht hervorkommen kann, aber ich weiß genau: Es ist da.

Und von 1933 an hätte es gewütet und meine grausamsten Seiten nach außen gekehrt und ich würde wetten, dass ich eine perverse, ganz ekstatische Freude daran gehabt hätte.


nö, das will nicht insgeheim jeder.
cih zumindest stehe weder auf Uniformen, noch auf Auspeitschen
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