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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22332
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(#1959509) Verfasst am: 22.10.2014, 21:48 Titel: |
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unquest hat folgendes geschrieben: | Jedem, der sich über einen großen Strommast in seinem Vorgarten beschweren möchte, kann man ein "Eigentum verpflichtet" entgegnen. |
Ja. Oder dann, wenn man sich jemand beschweren möchte, dass sein Wohnort weggebaggert werden soll. Bei beidem (und anderen Fällen) wäre natürlich zu prüfen, ob das für die Allgemeinheit tatsächlich so wichtig ist, dass das gerechtfertigt werden kann.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22332
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(#1959511) Verfasst am: 22.10.2014, 21:50 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Ja, und da ebenfalls gemäß Art. 14 GG ein Eigentumsentzug nur gegen Entschädigung in Geldwerthöhe möglich ist... |
Ja, bei Enteignungen von Nicht-Geldvermögen.
Allerdings steht die Eigentumsgarantie offensichtlich nicht solidarischen Steuer- und Sozialsystemen im Wege.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1959513) Verfasst am: 22.10.2014, 21:53 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Ich glaube wir reden hier einanander vorbei. Du redest von der konservativen Theorie, andere von der konservativen Praxis, also vom real existierenden Konservatismus und nicht von dem idealtypischen aus dem Seminar an der Universität. |
Ich dachte das hättest du inzwischen aus Diskussionen mit Kommunisten und Katholiken lernen können: Wenn die konservative Praxis mit konservativer Theorie inkompatibel ist, dann IST es keine konservative Praxis, sondern bloß Heuchelei. Ich behaupte auch, dass wir in der Bundesrepublik bisher nahezu keine konservativen Regierenden hatten.
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1959514) Verfasst am: 22.10.2014, 21:53 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Ja, und da ebenfalls gemäß Art. 14 GG ein Eigentumsentzug nur gegen Entschädigung in Geldwerthöhe möglich ist... |
Ja, bei Enteignungen von Nicht-Geldvermögen.
Allerdings steht die Eigentumsgarantie offensichtlich nicht solidarischen Steuer- und Sozialsystemen im Wege. |
Das habe ich auch nicht vertreten.
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
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NoReply registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.09.2013 Beiträge: 683
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(#1959517) Verfasst am: 22.10.2014, 21:59 Titel: |
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Ratio hat folgendes geschrieben: | Ich befürworte die Schulpflicht nicht. |
Ich befürchte, damit gehörst du zu einer absoluten Minderheit in Deutschland (<1%). Dafür hab ich die Kategorie "Sonstige".
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1959541) Verfasst am: 22.10.2014, 23:20 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Vermögen und Eigentum ist nicht das selbe, aber Vermögen ist eine Form von Eigentum, nämlich Eigentum an Kapital. Es sei denn, du meinst Vermögen in seiner ursprünglichen Bedeutung, dann bedeutet der begriff abe rnicht den Besitz von viel Geld, sondern so etwas wie die Fähigkeit, Brot zu backen. |
Ja, und da ebenfalls gemäß Art. 14 GG ein Eigentumsentzug nur gegen Entschädigung in Geldwerthöhe möglich ist... |
Ich sehe in dem Artikel nirgendwo einen Begriff wie "Geld", "finanziell" oder dergleichen erwähnt.
Zitat: | Zitat: |
Komisch, die Reichen beständig um Milliardenbeträge zu "entlasten", obwohl genau sie die sidn, die sich solche Ausgaben schadfrei leisten können, scheint finanzierbar. Durch wen eigentlich? |
Das ist Polemik. | Vielleicht, weil verkürzt. Also nochmal anders: Es findet gegenwärtig eine erhebliche Kapitalanhäufung in einer vergleichsweise kleinen Bevölkerungsgruppe statt. Da das Geldsystem darauf beruht, dass Geld beständig durch das gesamte System zirkuliert (deswegen gilt leichte Inflation als positiv und selbst die geringste Deflation als negativ), schadet dies dem Gesamtsystem, sobald es im Übermaß geschieht.
Also stellt sich die Frage: Wodurch wird dieser Schaden am Gesamtsystem ausgeglichen? Wenn das System nicht langfristig zusammenbrechen soll, muss das sich oben ansammelnde Geld wieder nach unten gepumpt werden, damit es erneut hinauffließen kann.
Es ist interessant, hier Henry Ford zu erwähnen. Der hat seine Arbeiter nämlich so bezahlt, dass sie die Autos bezahlen konnten, die seine Fabriken bauten. Weil er wusste, dass sein Geschäftsmodell nur funktioniert, wenn es Kunden gibt, die sich seine Waren leisten können. Heute sind wir an einem Punkt, an dem Führerschein- und Autobesitz unter jungen Leuten erheblich zurückgehen und die Autoindustrie kollektiv kriselt - und das keineswegs, weil wir es da mit einer Generation von Vorbild-Ökos zu tun haben.
Die Autoindustrie wird, wenn diese Umverteilung nach oben so weitergeht, nicht die erste sein. Die Reichen sitzen am gemütlichen Kamin, der mit dem Holz befeuert wird, aus dem der Ast besteht, auf dem sie sitzen. Und der Neoliberalismus sitzt unten und hält die Äxte scharf.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1959542) Verfasst am: 22.10.2014, 23:29 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe in dem Artikel nirgendwo einen Begriff wie "Geld", "finanziell" oder dergleichen erwähnt. |
In Art. 2 ist auch nicht erwähnt, dass er in Verbindung mit Art. 1 gelesen eine Art Datenschutzgrundrecht (sehr simplifiziert ) darstellt. Die berühmte Dreistufentheorie steht auch nicht direkt in Art. 12. Die Verfassung lebt auch durch ihre Auslegung in Wissenschaft und Rechtsprechung.
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44755
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(#1959543) Verfasst am: 22.10.2014, 23:31 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe in dem Artikel nirgendwo einen Begriff wie "Geld", "finanziell" oder dergleichen erwähnt. |
In Art. 2 ist auch nicht erwähnt, dass er in Verbindung mit Art. 1 gelesen eine Art Datenschutzgrundrecht (sehr simplifiziert) darstellt. |
Stimmt. Und deshalb wäre ich dafür, ein Grundrecht auf Datenschutz schlicht explizit ins Grundgesetz aufzunehmen. Eine Verfassung, die nur noch studierte Juristen verstehen, nutzt niemandem und öffnet Missbrauch Tür und Tor.
Giorgio Agamben spricht (wohl an Kafka angelehnt) gerne von Gesetzen, die gelten, ohne zu bedeuten, als eins der ersten Anzeichen eines Umschlags von Gesetz in staatliche Willkür.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1959544) Verfasst am: 22.10.2014, 23:40 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Stimmt. Und deshalb wäre ich dafür, ein Grundrecht auf Datenschutz schlicht explizit ins Grundgesetz aufzunehmen. |
Ich auch.
Zitat: | Eine Verfassung, die nur noch studierte Juristen verstehen, nutzt niemandem und öffnet Missbrauch Tür und Tor. |
Ja. Aber gerade Grundrechte sind einfach weil sie die Grundlage nahezu aller Gesetze sind, fast zwingend auslegungsbedürftig.
Zitat: | Giorgio Agamben spricht (wohl an Kafka angelehnt) gerne von Gesetzen, die gelten, ohne zu bedeuten, als eins der ersten Anzeichen eines Umschlags von Gesetz in staatliche Willkür. | Es gibt eine Reihe von Verfassungsinterpretationen, die letztlich reine Willkür sind; z.B. ob Nazidemos so weit gegen die öffentliche Ordnung verstoßen, dass sie einen Eingriff in art. 8 rechtfertigen; oder ob Laserdromespiele gegen die Menschenwürde verstoßen oder ob es eine Verletzung der Religionsfreiheit darstellt, wenn Sikhs nicht mit Turban Motorradfahren dürfen. Aber auch dafür wüsste ich letztlich keine befriedigende Lösung, gerade in einer Verfassung ist unmöglich, jeden Sachverhalt ins Gesetz zu bringen. Und ich fand im Studium nichts so schwer wie Staatsrecht, da ist Kapitalgesellschaftsrecht eine Trivialität gegen.
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44755
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(#1959547) Verfasst am: 22.10.2014, 23:56 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Es gibt eine Reihe von Verfassungsinterpretationen, die letztlich reine Willkür sind [...] Aber auch dafür wüsste ich letztlich keine befriedigende Lösung [...] |
Naja, mit Agamben könnte man ein Recht vorschlagen, das nicht nur gilt, sondern auch bedeutet. Also eins, das man zumindest im Prinzip auch als Nicht-Jurist verstehen kann. Gerade hinsichtlich der Verfassung fände das enorm wichtig. Warum gibt es z.B. eigentlich keine Rechtskunde als Fach in der Schule? (Man muss ja nicht gleich so weit wie Agamben gehen, ein Gesetz vorzuschlagen, dass ohne jede Geltung nur noch bedeutet. Obwohl ich als Philosoph nicht anders kann als die Idee irgendwie charmant zu finden.)
Samson83 hat folgendes geschrieben: | [...] gerade in einer Verfassung ist unmöglich, jeden Sachverhalt ins Gesetz zu bringen. |
Richtig. Alles gesetzlich regeln zu wollen ist ja auch nur die extremste Ausprägung des Paradigmas der bloßen Geltung. Dass eine Regel ihre eigene Bedeutung nicht garantieren kann, wissen wir Philosophen spätestens seit Wittgenstein.
(Einen Blick in die Abschnitte über Regelfolgen in Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen zu werfen würde ich übrigens auch jedem Juristen empfehlen.)
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1959550) Verfasst am: 23.10.2014, 00:35 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Ich glaube wir reden hier einanander vorbei. Du redest von der konservativen Theorie, andere von der konservativen Praxis, also vom real existierenden Konservatismus und nicht von dem idealtypischen aus dem Seminar an der Universität. |
Ich dachte das hättest du inzwischen aus Diskussionen mit Kommunisten und Katholiken lernen können: Wenn die konservative Praxis mit konservativer Theorie inkompatibel ist, dann IST es keine konservative Praxis, sondern bloß Heuchelei. Ich behaupte auch, dass wir in der Bundesrepublik bisher nahezu keine konservativen Regierenden hatten. |
Wenn das so ist, dann sollten wir zuerst mal einen "richtigen Sozialismus" probieren. Wenn das nicht funktioniert, dann können wir ja immer noch einem "richtigen Konservatismus" eine Chance geben. Aber vielleicht erübrigt sich das dann ja.
_________________ Defund the gender police!!
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Casual3rdparty dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 21.07.2012 Beiträge: 6255
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(#1959558) Verfasst am: 23.10.2014, 01:54 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Ich glaube wir reden hier einanander vorbei. Du redest von der konservativen Theorie, andere von der konservativen Praxis, also vom real existierenden Konservatismus und nicht von dem idealtypischen aus dem Seminar an der Universität. |
Ich dachte das hättest du inzwischen aus Diskussionen mit Kommunisten und Katholiken lernen können: Wenn die konservative Praxis mit konservativer Theorie inkompatibel ist, dann IST es keine konservative Praxis, sondern bloß Heuchelei. Ich behaupte auch, dass wir in der Bundesrepublik bisher nahezu keine konservativen Regierenden hatten. |
Wenn das so ist, dann sollten wir zuerst mal einen "richtigen Sozialismus" probieren. Wenn das nicht funktioniert, dann können wir ja immer noch einem "richtigen Konservatismus" eine Chance geben. Aber vielleicht erübrigt sich das dann ja. |
ich finde, nachdem die cia die ersten cdi/csu regierungen der brd im wahlkampf unterstützt hat und der bnd illegal auf weisung der cia strauß als verteidigungsminister installiert hat, hatten wir schon so ziemlich alles, was so eine konservative regierung so zu bieten hat. danke, aber nein danke.
und sowas wie hartz 4 hatte eine konservative regierung nicht erfinden können.
ich denke, wir brauchen zur abwechslung mal eine regierung links von der Mitte.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1959564) Verfasst am: 23.10.2014, 08:11 Titel: |
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Casual3rdparty hat folgendes geschrieben: |
und sowas wie hartz 4 hatte eine konservative regierung nicht erfinden können. |
Zumindest hätte es sich eine schwarz-gelbe Regierung nicht leisten können.
Zitat: |
ich denke, wir brauchen zur abwechslung mal eine regierung links von der Mitte. |
Mit Rot-Grün hattet ihr erstmals eine Regierung, deren Parteien sich links der Mitte verordnen.
_________________ Trish:(
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Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
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(#1959571) Verfasst am: 23.10.2014, 09:10 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: |
Samson meint eher den Typen rechter Dandy, der einen gehobene Lebensstil verehrt, sich nach den alten Tugenden und Ordnungen sehnt, diese für sich selbst nicht unbedingt gelten lässt, man ist ja ein Mensch von Welt, und vor allem aber dem unkultivierten Pöbel nichts gönnt, schon gar keine Mitbestimmung über die Gesellschaft und Politik, der hinabschaut auf die schmutzigen alltägliche Mühen von körperlicher Arbeit, der nichts mehr verabscheut als massentaugliche Kultur. Diese Menschen sind selten, dem Zeitgeist fern und allenfalls in abgegrenzten Zirkeln politisch und kulturell wirksam. Ihre Helden sind Heidegger, Ernst Jünger, Carl Schmitt. Eine Bewegung wie der Faschismus ist ihnen allerdings fremd, man könnte sich widerwillig arrangieren, aber wünscht sich doch lieber eine weniger aggressive, ständische Klassengesellschaft. |
Und das alles ist schlecht, weil? |
Warum Größenwahn und grundlos übersteigertes Selbstwertgefühl schlecht sind, muss man nicht begründen. Solche Dinge widerlegt man nicht, sondern man therapiert sie.
Warum eine Ständegesellschaft mindestens unter heutigen Gegebenheiten eine schlechte Idee ist, kann sich einfach mal jeder selbst überlegen. Ich denke, die Mehrheit der Leser hier wird dabei zu zumindest relativ ähnlichen Schlüssen kommen. |
Dabei stellt sich allerdings die Frage, wer hier größenwahnsinnig ist!
Ein summarischer Blick auf die Geschichte zeigt, dass meistens diejenigen die Geschicke der Welt geleitet haben (und auch heute noch leiten), die du als größenwahnsinnig bezeichnest. Das legt den Schluß nahe, dass sie nicht wahnsinnig, sondern groß sind. Derjenige mit der Wahrnehmungsstörung bist du. Und es wären die Großen, die Leute wie dich therapieren würden, wenn sie so kleine Wadenbeißer denn bemerken würden.
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44755
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(#1959574) Verfasst am: 23.10.2014, 09:43 Titel: |
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Fake hat folgendes geschrieben: | Ein summarischer Blick auf die Geschichte zeigt, dass meistens diejenigen die Geschicke der Welt geleitet haben (und auch heute noch leiten), die du als größenwahnsinnig bezeichnest. |
Unsinn. Schon die Behauptung, dass überhaupt jemand in diesem Sinne "die Geschicke der Welt leitet", hat den Charakter einer Verschwörungstheorie und hält keiner kritischen Prüfung stand.
Dass das ausgerechnet solche Leute wie die hier beschriebenen seien (also "rechte Dandys"), ist vielleicht das Phantasma mancher deutschen Kleinbürger, hat aber mit der Realität nichts zu tun.
Fake hat folgendes geschrieben: | Das legt den Schluß nahe, dass sie nicht wahnsinnig, sondern groß sind. |
Non sequitur.
Fake hat folgendes geschrieben: | Derjenige mit der Wahrnehmungsstörung bist du. |
Wohl kaum. Ich bin nicht derjenige, der sich einbildet, "rechte Dandys", die abends bei einem Gläschen teuren Whiskys Heidegger oder Ernst Jünger lesen, seien diejenigen, die "die Geschicke der Welt leiten".
(Nicht zwischen eingebildeter Bedeutung und tatsächlicher Bedeutung unterscheiden zu können ist so ziemlich genau die Definition von Größenwahn.)
Fake hat folgendes geschrieben: | Und es wären die Großen, die Leute wie dich therapieren würden [...] |
Noch so eine Verschwörungstheorie. Wer aus welchem Grund therapiert wird, entscheiden Mediziner und Wissenschaftler und nicht "die Großen", wer immer das sein soll, und erst recht nicht "rechte Dandys". Sicher ist auch die Psychiatrie mitunter nicht völlig davor geschützt, für politische Zwecke missbraucht zu werden, wie etwa der Fall Gustl Mollath zeigt. Nur ganz sicher nicht von einer verborgenen Kabale "rechter Dandys", die im Geheimen die Welt regiert (wie gesagt ist schon die Vorstellung an sich höchst albern). Und in unserer Gesellschaft funktioniert das auch allenfalls eine Zeitlang und nicht flächendeckend und auf Dauer, wie der Fall Gustl Mollath ebenfalls zeigt. Schon bei Einzelfällen spielt die Öffentlichkeit da nicht mit, und die Medien sind geradezu geil auf solche Enthüllungsstories.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1959582) Verfasst am: 23.10.2014, 11:12 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe in dem Artikel nirgendwo einen Begriff wie "Geld", "finanziell" oder dergleichen erwähnt. |
In Art. 2 ist auch nicht erwähnt, dass er in Verbindung mit Art. 1 gelesen eine Art Datenschutzgrundrecht (sehr simplifiziert ) darstellt. Die berühmte Dreistufentheorie steht auch nicht direkt in Art. 12. Die Verfassung lebt auch durch ihre Auslegung in Wissenschaft und Rechtsprechung. | Ich komm wieder, wenn du anfängst, zu irgendwas konkret zu werden.
Also: Wo ergibt sich durch welches Gesetz oder Urteil, dass Vermögen kein Eigentum ist?
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1959584) Verfasst am: 23.10.2014, 11:27 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe in dem Artikel nirgendwo einen Begriff wie "Geld", "finanziell" oder dergleichen erwähnt. |
In Art. 2 ist auch nicht erwähnt, dass er in Verbindung mit Art. 1 gelesen eine Art Datenschutzgrundrecht (sehr simplifiziert ) darstellt. Die berühmte Dreistufentheorie steht auch nicht direkt in Art. 12. Die Verfassung lebt auch durch ihre Auslegung in Wissenschaft und Rechtsprechung. | Ich komm wieder, wenn du anfängst, zu irgendwas konkret zu werden.
Also: Wo ergibt sich durch welches Gesetz oder Urteil, dass Vermögen kein Eigentum ist? |
Zitat: |
Umstritten ist, ob das Vermögen als solches, dh die in der Hand einer Person vereinigte Gesamtheit von Geld oder geldwerten Gütern, dem Eigentumsschutz unterfällt. Das BVerfG lehnt es bislang ab, das Vermögen als solches dem Eigentumsbegriff zu unterstellen (BVerfGE 95, 267, 300 = NJW 1997, 1975). | (beckOK, Art. 14 GG, Rn. 55). Liebe Moderation, das darf man öffentlich zitieren.
Zitat: | Kein Eigentum i.S. von Art. GG Artikel 14 GG Artikel 14 Absatz I GG ist daher das Vermögen, das selber kein Recht, sondern den Inbegriff aller geldwerten Güter einer Person darstellt (vgl. BVerfGE 4, BVERFGE Jahr 4 Seite 7 (BVERFGE Jahr 4 Seite 17) = NJW 1954, NJW Jahr 1954 Seite 1235; st.Rspr.). | BVerfG, Urteil vom 08.04.1997 - 1 BvR 48/94
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1959587) Verfasst am: 23.10.2014, 11:48 Titel: |
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unquest hat folgendes geschrieben: | Verstehe.
Jedem, der sich über einen großen Strommast in seinem Vorgarten beschweren möchte, kann man ein "Eigentum verpflichtet" entgegnen. |
Genau so ist es. Nur will das keiner einsehen. Weshalb es auch unmöglich in unserem Land ist, Elektrizität von Norden nach Süden zu transportieren.
Gewöhnlich sagt man darum ja auch "Eigentum verpflichtet - grundsätzlich zu gar nichts."
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44755
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(#1959607) Verfasst am: 23.10.2014, 15:07 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe in dem Artikel nirgendwo einen Begriff wie "Geld", "finanziell" oder dergleichen erwähnt. |
In Art. 2 ist auch nicht erwähnt, dass er in Verbindung mit Art. 1 gelesen eine Art Datenschutzgrundrecht (sehr simplifiziert ) darstellt. Die berühmte Dreistufentheorie steht auch nicht direkt in Art. 12. Die Verfassung lebt auch durch ihre Auslegung in Wissenschaft und Rechtsprechung. | Ich komm wieder, wenn du anfängst, zu irgendwas konkret zu werden.
Also: Wo ergibt sich durch welches Gesetz oder Urteil, dass Vermögen kein Eigentum ist? |
Zitat: |
Umstritten ist, ob das Vermögen als solches, dh die in der Hand einer Person vereinigte Gesamtheit von Geld oder geldwerten Gütern, dem Eigentumsschutz unterfällt. Das BVerfG lehnt es bislang ab, das Vermögen als solches dem Eigentumsbegriff zu unterstellen (BVerfGE 95, 267, 300 = NJW 1997, 1975). | (beckOK, Art. 14 GG, Rn. 55). Liebe Moderation, das darf man öffentlich zitieren.
Zitat: | Kein Eigentum i.S. von Art. GG Artikel 14 GG Artikel 14 Absatz I GG ist daher das Vermögen, das selber kein Recht, sondern den Inbegriff aller geldwerten Güter einer Person darstellt (vgl. BVerfGE 4, BVERFGE Jahr 4 Seite 7 (BVERFGE Jahr 4 Seite 17) = NJW 1954, NJW Jahr 1954 Seite 1235; st.Rspr.). | BVerfG, Urteil vom 08.04.1997 - 1 BvR 48/94 |
Wenn Vermögen kein Eigentum ist, bedeutet das, dass Vermögen nicht gemäß Absatz 14 (2) verpflichtet, aber auch nicht durch Absatz 14 (1) und (3) geschützt ist?
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1959616) Verfasst am: 23.10.2014, 15:44 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Wenn Vermögen kein Eigentum ist, bedeutet das, dass Vermögen nicht gemäß Absatz 14 (2) verpflichtet, aber auch nicht durch Absatz 14 (1) und (3) geschützt ist? |
Abgesehen von Art. 1 GG muss ich zugegben, dass ich keines so schwer verständlich finde, wie Art. 14, ich habe mich mit derartigen Fragen auch jetzt fast fünf Jahre nicht mehr befasst, aber:
1. Wenn Vermögen durch Art. 14 Abs. 3 geschützt wäre, müsste für jede Steuer eine Entschädigung gewährt werden, was eher sinnfrei wäre.
2. In der Tat sieht das BverfG z.B. durch Steuern nicht direkt einen Eingriff in Art. 14, es sei denn, diese Steuer ist an sonstige Eigentumswerte geknüpft (wie z.B. Erbschafts- oder Grunderwerbssteuer). Eine Ausnahme, deren dogmatische Basis mir gerade nicht präsent ist, gilt für Steuern mit so genannter erdrosselnder Wirkung.
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44755
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(#1959618) Verfasst am: 23.10.2014, 16:01 Titel: |
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Interessant und aufschlussreich. Danke für die Infos.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1959667) Verfasst am: 23.10.2014, 21:58 Titel: |
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_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1959710) Verfasst am: 24.10.2014, 06:58 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: |
Samson meint eher den Typen rechter Dandy, der einen gehobene Lebensstil verehrt, sich nach den alten Tugenden und Ordnungen sehnt, diese für sich selbst nicht unbedingt gelten lässt, man ist ja ein Mensch von Welt, und vor allem aber dem unkultivierten Pöbel nichts gönnt, schon gar keine Mitbestimmung über die Gesellschaft und Politik, der hinabschaut auf die schmutzigen alltägliche Mühen von körperlicher Arbeit, der nichts mehr verabscheut als massentaugliche Kultur. Diese Menschen sind selten, dem Zeitgeist fern und allenfalls in abgegrenzten Zirkeln politisch und kulturell wirksam. Ihre Helden sind Heidegger, Ernst Jünger, Carl Schmitt. Eine Bewegung wie der Faschismus ist ihnen allerdings fremd, man könnte sich widerwillig arrangieren, aber wünscht sich doch lieber eine weniger aggressive, ständische Klassengesellschaft. |
Und das alles ist schlecht, weil?
(Nur das mit Heidegger immer noch ein Mysterium bleibt, ich müsste vielleicht mal nach guter Sekundärliteratur suchen). |
Hier greife ich das Thema nochmal auf. Inklusive einer kurzen Kritik Deiner Position.
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1959709#1959709
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Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
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(#1959717) Verfasst am: 24.10.2014, 09:20 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Fake hat folgendes geschrieben: | Ein summarischer Blick auf die Geschichte zeigt, dass meistens diejenigen die Geschicke der Welt geleitet haben (und auch heute noch leiten), die du als größenwahnsinnig bezeichnest. |
Unsinn. Schon die Behauptung, dass überhaupt jemand in diesem Sinne "die Geschicke der Welt leitet", hat den Charakter einer Verschwörungstheorie und hält keiner kritischen Prüfung stand.
Dass das ausgerechnet solche Leute wie die hier beschriebenen seien (also "rechte Dandys"), ist vielleicht das Phantasma mancher deutschen Kleinbürger, hat aber mit der Realität nichts zu tun. |
Ja. Ich meinte auch nicht speziell Dandys, sondern Menschen mit Geld.
Geld = Macht. Macht = Geld.
Tendenziell dürfte es doch wohl so sein, dass Menschen mit Geld eher daran interessiert sind, dass alles bleibt wie es ist (konservativ), während die ohne Geld etwas ändern wollen (progressiv) um Geld zu bekommen.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1959718) Verfasst am: 24.10.2014, 09:24 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | [...]
Für mich bedeuten die Begriffe folgendes:
"konservativ" - Tradition, überkommene Werte und Strukturen; Gegenteil: "progressiv"
"autoritativ" - moralische Rigidität, autoritärer Stil in den meisten Lebensbereichen; Gegenteil: "liberal"
"individualistisch" - Rechte und Freiheit des Individuums, wenig Staat; Gegenteil: "kollektivistisch"
"rechts" - chauvinistische, diskriminierende Töne, Überfremdungsangst, drakonische Strafen, Blut/Boden/Ehre Begriff; Gegenteil: ?[...] |
Konservativ bedeutet für mich zunächst nur die Neigung, ein Sache, die man befürwortet, nicht ohne Prüfung über Bord zu werfen. Der Konservative will sie erhalten, und ist skeptisch gegenüber der Auffassung, eine Neuerung sei zugleich eine Verbesserung.
Progressiv bedeutet für mich die Neigung, den Wandel prinzipiell positiv zu bewerten. Fortschritt birgt nach dieser Auffassung immer die Chance auf eine Verbesserung. Traditionen haben für einen sich als progressiv verstehenden Menschen keinen, oder keinen besonderen Wert.
Das sind nach meiner Auffassung keine echten Antipoden. Eine reflektierte, vielleicht passt in diesem Zusammenhang auch mal der Begriff "Reife" Haltung würde in der Lage sein, den Wesenskern beider Tendenzen zu befürworten, und ihre negativen Auswüchse abzulehnen. In etwa in der Art, daß man bereit ist, einerseits alte Zöpfe abzuschneiden, aber zugleich die skeptische Haltung gegenüber Verheißungen bewahrt, die mit dem Label "Progressiv" beworben werden.
Wie Konservatismus und Progressivität sich jeweils auf politische, ökonomische oder gesellschaftspolitische Auffassungen auswirken, ist in Bezug auf jede einzelne Größe separat zu prüfen. Hier gibt es keine einheitliches Bild. |
Dem stimme ich im wesentlichen zu. Ergänzen würde ich, daß eben Erfahrung für Konservative eine große Bedeutung hat. Es bedeutet, nicht automatisch an allem Hergebrachten zu hängen, sondern an dem, womit man bislang ganz gut gefahren ist. Ich weiß nicht, bei wem ich kürzlich den Satz gelesen habe, aber der trifft es meines Erachtens ganz gut: rechts oder konservativ zu sein bedeutet,"aus dem zu leben, was immer gilt." Immer gilt z.B., daß Wohlstand erarbeitet werden muß, bevor man sich über seine Verteilung Gedanken machen kann. Oder daß die Leute, damit eine Gesellschaft bestehen kann, Kinder haben müssen, und daß dies die traditionelle Familie bisher gewährleistet hat, während der Wert vermeintlich progressiverer Modelle bestenfalls fraglich ist. Oder daß Traditionen eine gemeinschaftsstiftende Bedeutung haben.
Der wesentliche, grundlegende Unterschied zwischen rechts und links ist m.E. dieser: Rechts sein heißt, die Welt von der Realität ausgehend zu deuten. Links sein heißt, die Welt von der Idee, wie die Realität sein sollte, aus zu deuten. Der Rechte sieht auf die Welt, wie sie ist, und macht sich dann Gedanken darüber, was man daraus machen kann. Selbstverständlich unterliegt er dabei der Gefahr der Fehlwahrnehmung. Der Linke dagegen macht sich Gedanken, wie die Welt sein sollte, und versucht anschließend, die Realität nach diesem Bild umzugestalten. Er macht dann häufig den Fehler, die Realität und nicht seine Idee für falsch zu halten, wenn beides nicht recht zusammenpassen will.
Die Gefahr der linken Denkweise sehe ich in einer in ihr angelegten Destruktivität, die dazu neigt, alles zum Abriß freizugeben, was nicht der eigenen Utopie entspricht. Wenn ich mir mal ansehe, was die bestehende Gesellschaft taugt, dem Menschen ein gedeihliches Leben zu ermöglichen, dann stelle ich fest, daß es zwar durchuas Mängel gibt (ich weiß aber auch, daß es eine perfekte, vollkommene Welt niemals geben wird), aber im großen und ganzen ganz ordentlich funktioniert. Wenn ich hingegen von der Utopie ausgehe (und als Ex-Anarchist hab ich mal ganz genauso gedacht), dann stelle ich fest, daß das alles in keiner Weise meinen Vorstellungen von einer besseren Welt genügt, also kann das alles weg.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1959720) Verfasst am: 24.10.2014, 09:27 Titel: |
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Fake hat folgendes geschrieben: |
Ja. Ich meinte auch nicht speziell Dandys, sondern Menschen mit Geld.
Geld = Macht. Macht = Geld.
Tendenziell dürfte es doch wohl so sein, dass Menschen mit Geld eher daran interessiert sind, dass alles bleibt wie es ist (konservativ), während die ohne Geld etwas ändern wollen (progressiv) um Geld zu bekommen. |
Es sei denn, der gegenwärtige Status läuft auch auf eine Gefährdung des eigenen Vermögens hinaus. IM aktuellen Spiegel ist ein interessantes Titelthema, wo bisherige Neoliberale Umverteilungs und Reformpositionen vertreten, die man aus diesem Lager nicht vermuetet hätte, bspw. eine erhebliche Erbschaftssteuer und Finanzmarktregulierung.
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
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Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
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(#1959722) Verfasst am: 24.10.2014, 09:33 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Fake hat folgendes geschrieben: |
Ja. Ich meinte auch nicht speziell Dandys, sondern Menschen mit Geld.
Geld = Macht. Macht = Geld.
Tendenziell dürfte es doch wohl so sein, dass Menschen mit Geld eher daran interessiert sind, dass alles bleibt wie es ist (konservativ), während die ohne Geld etwas ändern wollen (progressiv) um Geld zu bekommen. |
Es sei denn, der gegenwärtige Status läuft auch auf eine Gefährdung des eigenen Vermögens hinaus. IM aktuellen Spiegel ist ein interessantes Titelthema, wo bisherige Neoliberale Umverteilungs und Reformpositionen vertreten, die man aus diesem Lager nicht vermuetet hätte, bspw. eine erhebliche Erbschaftssteuer und Finanzmarktregulierung. |
Kooperation aus Eigennutz ist ein Konzept, das sich in der Evolution bewährt hat.
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1959723) Verfasst am: 24.10.2014, 09:43 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: |
Der wesentliche, grundlegende Unterschied zwischen rechts und links ist m.E. dieser: Rechts sein heißt, die Welt von der Realität ausgehend zu deuten. Links sein heißt, die Welt von der Idee, wie die Realität sein sollte, aus zu deuten. Der Rechte sieht auf die Welt, wie sie ist, und macht sich dann Gedanken darüber, was man daraus machen kann. Selbstverständlich unterliegt er dabei der Gefahr der Fehlwahrnehmung. Der Linke dagegen macht sich Gedanken, wie die Welt sein sollte, und versucht anschließend, die Realität nach diesem Bild umzugestalten. Er macht dann häufig den Fehler, die Realität und nicht seine Idee für falsch zu halten, wenn beides nicht recht zusammenpassen will. |
Wobei dieser Utopismus in mich oft sehr nervender Weise auch bei Konservativen vertreten ist, wobei die Utopie allerdings in idealisierten vergangen Zuständen gesehen wird, bspw. im Familienverständnis, das inzwischen einfach nicht mehr haltbar ist.
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1959739) Verfasst am: 24.10.2014, 11:33 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | [Konservativ sein] bedeutet, nicht automatisch an allem Hergebrachten zu hängen, sondern an dem, womit man bislang ganz gut gefahren ist. |
Das ist i.A. dasselbe, da der Konservative ja keine Experimente eingeht. Der Katholik etwa hält sich an die althergebrachten Gebote, lebt nur mit diesen und behauptet dann, er sei damit bisher ganz gut gefahren.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Ich weiß nicht, bei wem ich kürzlich den Satz gelesen habe, aber der trifft es meines Erachtens ganz gut: rechts oder konservativ zu sein bedeutet,"aus dem zu leben, was immer gilt." Immer gilt z.B., daß Wohlstand erarbeitet werden muß, bevor man sich über seine Verteilung Gedanken machen kann. Oder daß die Leute, damit eine Gesellschaft bestehen kann, Kinder haben müssen, und daß dies die traditionelle Familie bisher gewährleistet hat, während der Wert vermeintlich progressiverer Modelle bestenfalls fraglich ist. |
Das diese Dinge "immer gelten", ist gerade eine Behauptung des Konservativismus, die oft genug danebenlag. Früher zum Beispiel behaupteten Konservative dasselbe über die göttliche Ordnung, über die Monarchie, die Sklaverei usw, - was halt gerade vor ein paar Generationen so gan und gäbe war.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Oder daß Traditionen eine gemeinschaftsstiftende Bedeutung haben. |
Das ist mE ein legitimer Punkt. Traditionen machen das Leben einfacher (man muß weniger nachdenken, es gibt weniger Reibungspunkte usw.).
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Der wesentliche, grundlegende Unterschied zwischen rechts und links ist m.E. dieser: Rechts sein heißt, die Welt von der Realität ausgehend zu deuten. Links sein heißt, die Welt von der Idee, wie die Realität sein sollte, aus zu deuten. |
Sehe ich nicht so. Auch Rechte gehen häufig von imaginierten Sollzuständen aus (z.B. rassereine Gesellschaften), oder sie unterliegen naturalistischen Fehlschlüssen.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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NoReply registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.09.2013 Beiträge: 683
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(#1959741) Verfasst am: 24.10.2014, 12:00 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Der wesentliche, grundlegende Unterschied zwischen rechts und links ist m.E. dieser: Rechts sein heißt, die Welt von der Realität ausgehend zu deuten. Links sein heißt, die Welt von der Idee, wie die Realität sein sollte, aus zu deuten. |
Sehe ich nicht so. Auch Rechte gehen häufig von imaginierten Sollzuständen aus (z.B. rassereine Gesellschaften), oder sie unterliegen naturalistischen Fehlschlüssen. |
Auf Rechtsextremisten lässt sich diese Definition nicht übertragen, das sehe ich auch so. Aber das gemäßigte Rechte (CDU/CSU oder FDP) eher Realisten und gemäßigte Linke (SPD oder Grüne) eher Idealisten sind, sehe ich schon auch so (ohne eine der beiden Seiten schlecht reden zu wollen).
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