Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
DrBecks Haijopai
Anmeldungsdatum: 29.09.2004 Beiträge: 87
|
(#2013483) Verfasst am: 01.08.2015, 12:21 Titel: Warum sind die Regierenden immer Schweine? |
|
|
Hallo Freigeister,
Habe mal einen provokanten Threadtitel gewählt, um vielleicht mehr Aufmerksamkeit zu kriegen; es geht aber um eine seriöse Sache:
Ich recherchiere gerade zu einem Thema, zu dem es bisher anscheinend nicht viel Literatur gibt, nämlich die Frage, warum überall (auch in Demokratien) die Führer/innen in Politik und Wirtschaft dazu tendieren, in der Ausübung ihrer Macht so wenig sozial zu agieren. Man könnte sich vorstellen, dass z.B. während des Aufstiegs auf der Karriereleiter Personen mit besonderen Persönlichkeitszügen (dickfellig, machtmotiviert etc.) bevorzugt in die hohen und ganz hohen Positionen kommen. Möglicherweise spielen aber auch Prozesse und Strukturen innerhalb der jeweiligen Organisationen (Parteien, Unternehmen etc.) eine Rolle, die ungünstig für die Etablierung einer "empathischen" und menschenfreundlichen Politik sind.
Gibt es dazu seriöse wissenschaftliche, also z.B. soziologische, politologische oder psychologische Überlegungen, Arbeiten, Theorien? Bisher bin ich noch auf nichts wirklich Brauchbares gestoßen.
Wer was kennt, bitte posten.
Danke vorab,
Dr.B.
_________________
"Der Mensch mit Charakter lebt zu Hause, ohne seinen Geist zu üben, und handelt, ohne sich Gedanken darum zu machen... Er wirkt dümmlich und geht umher wie jemand, der von seinem Weg abgekommen ist. Er hat reichlich Geld zum Ausgeben, weiß aber nicht, woher es kommt." (Tschuang-tse)
|
|
Nach oben |
|
 |
Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
|
|
Nach oben |
|
 |
beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
|
(#2013526) Verfasst am: 01.08.2015, 18:28 Titel: |
|
|
Parlamentsabgeordnete mutieren mit ihrem Einzug ins Parlament praktisch zu Millionaeren. Wieso wundern sich die Leute da eigentlich, dass sie sich nicht mehr in die Welt von Normalverdienern, geschweige denn in die von Geringverdienern hineinversetzen koennen?
Ich kannte mal einen Menschen, der frueher Kellner in einem Nobelrestaurant in Fussreichweite des Bundestages war. Der bemerkte einmal recht treffend, dass Leute, die routinemaessig an einem Abend 4-stellige Summen fuer spontane Feiern nach Feierabend auf den Kopf hauen und dem Kellner hinterher eine 3-stellige Summe als Trinkgeld ueberreichen, von vorneherein unfaehig sind zu begreifen was 5 Mark weniger Sozialhilfe im Monat fuer die Betroffenen bedeuten.
_________________ Defund the gender police!!
|
|
Nach oben |
|
 |
schtonk dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.12.2013 Beiträge: 12078
|
(#2013565) Verfasst am: 01.08.2015, 20:54 Titel: |
|
|
Einen Beitrag nach Gesundheitsreform verschoben.
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#2013612) Verfasst am: 02.08.2015, 02:56 Titel: |
|
|
Meine eigene Erklärung des Phänomens lautet so:
fwo hat folgendes geschrieben: | ...Junge Systeme haben noch keine "Führer" und dementsprechend mehr Wettbewerb, auch weil die Kraft des Konservativen fehlt. Das heißt, junge Systeme spülen Macher nach oben. Sobald die neuen Ideen einen Markt gefunden haben, werden die Macher in der Führung durch die Verkäufer abgelöst, die Erfolge werden von der Qualität abgekoppelt und die aufgebauten Apparate werden immer mehr durch Formalismen gesteuert, in denen Originalität nicht mehr gefragt ist. Die nächste Führungsgeneration ist also die der Funktionäre, deren Qualifikation darin besteht, mögliche Konkurrenten durch die Bildung entsprechender Seilschaften rechtzeitig kaltzustellen. Das dürfte so ungefähr die "Führungselite" sein, die Scheuch "das untergehakte Mittelmaß" genannt hat.... |
Es gab aber schon mal einen Thread, der zu dem Thema passte:
Gestatten: Elite Ist auch relativ kurz.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
göttertod Atheist und Zweifelsäer
Anmeldungsdatum: 20.08.2004 Beiträge: 1565
Wohnort: Freiburg
|
(#2013613) Verfasst am: 02.08.2015, 03:48 Titel: |
|
|
beachbernie hat folgendes geschrieben: | Parlamentsabgeordnete mutieren mit ihrem Einzug ins Parlament praktisch zu Millionaeren. Wieso wundern sich die Leute da eigentlich, dass sie sich nicht mehr in die Welt von Normalverdienern, geschweige denn in die von Geringverdienern hineinversetzen koennen?
|
geil .... ich musste grad an ein Video denken, dass ich vor kurzem gesehen hab:
absolut geile grob 6 Minuten !!!!!!!
Bernie Sanders Confronts Alan Greenspan
Zitat: | You don`t know what is going on in the real world. And i would urge you - come with me to Vermont. Meet real people. The country clubs and the cocktail parties are not real america. The millionaires and billionaires are the exception to the rule. |
!!!!!BERNIE FOR PRESIDENT!!!!!
_________________ auf dass die Bücher von "Iain Banks" Wirklichkeit werden
The Jimmy Dore Show
jede Tradition ist es wert sich an sie zu erinnern, aber nicht jede Tradition ist es wert gelebt zu werden
|
|
Nach oben |
|
 |
Casual3rdparty dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 21.07.2012 Beiträge: 6255
|
(#2013614) Verfasst am: 02.08.2015, 03:51 Titel: |
|
|
ich finds schweinisch, dass fwo über soviel allgemeinwissen, Lebenserfahrung und bildung verfügt.
das macht diskutieren mit ihm manchmal unerfreulich. reibt einem auch unter die nase, dass es offenbar sogar hier eliten gibt.
wenn man allerdings zu einem neuen thema eigene weisheiten aus Beiträgen zitiert, die 5 jahre alt sind, dann nimmt das schon professorale züge an.
|
|
Nach oben |
|
 |
beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
|
(#2013615) Verfasst am: 02.08.2015, 03:56 Titel: |
|
|
göttertod hat folgendes geschrieben: |
!!!!!BERNIE FOR PRESIDENT!!!!! |
Danke fuer das Vertrauen. Aber ich darf da gar nicht kandidieren.
_________________ Defund the gender police!!
|
|
Nach oben |
|
 |
göttertod Atheist und Zweifelsäer
Anmeldungsdatum: 20.08.2004 Beiträge: 1565
Wohnort: Freiburg
|
(#2013616) Verfasst am: 02.08.2015, 04:01 Titel: |
|
|
beachbernie hat folgendes geschrieben: | göttertod hat folgendes geschrieben: |
!!!!!BERNIE FOR PRESIDENT!!!!! |
Danke fuer das Vertrauen. Aber ich darf da gar nicht kandidieren. |
ja klar.... lustige Zusammenkunft ....(Video anschaun nich vergessen)
_________________ auf dass die Bücher von "Iain Banks" Wirklichkeit werden
The Jimmy Dore Show
jede Tradition ist es wert sich an sie zu erinnern, aber nicht jede Tradition ist es wert gelebt zu werden
|
|
Nach oben |
|
 |
Casual3rdparty dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 21.07.2012 Beiträge: 6255
|
(#2013617) Verfasst am: 02.08.2015, 04:28 Titel: |
|
|
beachbernie hat folgendes geschrieben: | göttertod hat folgendes geschrieben: |
!!!!!BERNIE FOR PRESIDENT!!!!! |
Danke fuer das Vertrauen. Aber ich darf da gar nicht kandidieren. |
zum glück! der zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems, der bargeldkreisläufe, des Internets, der Strom und Energieversorgung und der öffentlichen Ordnung mit bürgerkriegsartigen zuständen sind auch ohne dich in einer verantwortlichen position nahe genug.
ich krieg schon in deutschland angst, wenn du dich in Kanada mal hinter das steuer eines autos setzen solltest...
|
|
Nach oben |
|
 |
Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
|
(#2013623) Verfasst am: 02.08.2015, 09:08 Titel: |
|
|
am Ende des Videos dokumentiert Greenspan wenigstens, dass man auch bis ins hohe Alter lernfähig bleiben kann - wenn's auch etwas länger dauert
|
|
Nach oben |
|
 |
Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
|
(#2013624) Verfasst am: 02.08.2015, 09:19 Titel: |
|
|
fwo hat folgendes geschrieben: | Meine eigene Erklärung des Phänomens lautet so:
fwo hat folgendes geschrieben: | ...Junge Systeme haben noch keine "Führer" und dementsprechend mehr Wettbewerb, auch weil die Kraft des Konservativen fehlt. Das heißt, junge Systeme spülen Macher nach oben. Sobald die neuen Ideen einen Markt gefunden haben, werden die Macher in der Führung durch die Verkäufer abgelöst, die Erfolge werden von der Qualität abgekoppelt und die aufgebauten Apparate werden immer mehr durch Formalismen gesteuert, in denen Originalität nicht mehr gefragt ist. Die nächste Führungsgeneration ist also die der Funktionäre, deren Qualifikation darin besteht, mögliche Konkurrenten durch die Bildung entsprechender Seilschaften rechtzeitig kaltzustellen. Das dürfte so ungefähr die "Führungselite" sein, die Scheuch "das untergehakte Mittelmaß" genannt hat.... |
|
Recht gelungene Zusammenfassung die sich weitgehend mit meinen Erfahrungen in Grossunternehmen deckt. Erklärt jetzt aber diese "Musterbildung" nicht unbedingt, wenn man davon ausgeht, dass das kein "Naturgesetz" ist, dass sich Organisationen genau in dieser Weise "entwickeln".
Interessant auch, dass ich in jahrzehntelangem Vergleich aber KMU's ( < 200 MA) kenne, wo solchiges kaum bis gar nicht auftritt. Die Gemeinsamkeit bei diesen ist eine sehr flache Hierachie sowie kein Verlust des menschlich, sozialen Kontaktes der GF zu allen MA.
Hingegen tendieren selbst recht kleine Projektgruppen in Grossbetrieben dazu, stupid das innerhalb der Gesamtstruktur vorgegebene Verhalten zu replizieren - trotz anderslautender, blumiger Bekundungen. Da hätte man gemessen an der Aufgabenstellung so manches Projektmeeting besser unter dem Titel Realsatire laufen lassen
|
|
Nach oben |
|
 |
Casual3rdparty dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 21.07.2012 Beiträge: 6255
|
(#2013631) Verfasst am: 02.08.2015, 10:01 Titel: |
|
|
Er_Win hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | Meine eigene Erklärung des Phänomens lautet so:
fwo hat folgendes geschrieben: | ...Junge Systeme haben noch keine "Führer" und dementsprechend mehr Wettbewerb, auch weil die Kraft des Konservativen fehlt. Das heißt, junge Systeme spülen Macher nach oben. Sobald die neuen Ideen einen Markt gefunden haben, werden die Macher in der Führung durch die Verkäufer abgelöst, die Erfolge werden von der Qualität abgekoppelt und die aufgebauten Apparate werden immer mehr durch Formalismen gesteuert, in denen Originalität nicht mehr gefragt ist. Die nächste Führungsgeneration ist also die der Funktionäre, deren Qualifikation darin besteht, mögliche Konkurrenten durch die Bildung entsprechender Seilschaften rechtzeitig kaltzustellen. Das dürfte so ungefähr die "Führungselite" sein, die Scheuch "das untergehakte Mittelmaß" genannt hat.... |
|
Recht gelungene Zusammenfassung die sich weitgehend mit meinen Erfahrungen in Grossunternehmen deckt. Erklärt jetzt aber diese "Musterbildung" nicht unbedingt, wenn man davon ausgeht, dass das kein "Naturgesetz" ist, dass sich Organisationen genau in dieser Weise "entwickeln".
Interessant auch, dass ich in jahrzehntelangem Vergleich aber KMU's ( < 200 MA) kenne, wo solchiges kaum bis gar nicht auftritt. Die Gemeinsamkeit bei diesen ist eine sehr flache Hierachie sowie kein Verlust des menschlich, sozialen Kontaktes der GF zu allen MA.
Hingegen tendieren selbst recht kleine Projektgruppen in Grossbetrieben dazu, stupid das innerhalb der Gesamtstruktur vorgegebene Verhalten zu replizieren - trotz anderslautender, blumiger Bekundungen. Da hätte man gemessen an der Aufgabenstellung so manches Projektmeeting besser unter dem Titel Realsatire laufen lassen |
hatten wir das schon?
https://www.youtube.com/watch?v=BKorP55Aqvg
sehr zu empfehlen auch die doku "work hard, play hard" arbeitskultur in konzernen...
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#2013652) Verfasst am: 02.08.2015, 11:46 Titel: |
|
|
Er_Win hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | Meine eigene Erklärung des Phänomens lautet so:
fwo hat folgendes geschrieben: | ...Junge Systeme haben noch keine "Führer" und dementsprechend mehr Wettbewerb, auch weil die Kraft des Konservativen fehlt. Das heißt, junge Systeme spülen Macher nach oben. Sobald die neuen Ideen einen Markt gefunden haben, werden die Macher in der Führung durch die Verkäufer abgelöst, die Erfolge werden von der Qualität abgekoppelt und die aufgebauten Apparate werden immer mehr durch Formalismen gesteuert, in denen Originalität nicht mehr gefragt ist. Die nächste Führungsgeneration ist also die der Funktionäre, deren Qualifikation darin besteht, mögliche Konkurrenten durch die Bildung entsprechender Seilschaften rechtzeitig kaltzustellen. Das dürfte so ungefähr die "Führungselite" sein, die Scheuch "das untergehakte Mittelmaß" genannt hat.... |
|
Recht gelungene Zusammenfassung die sich weitgehend mit meinen Erfahrungen in Grossunternehmen deckt. Erklärt jetzt aber diese "Musterbildung" nicht unbedingt, wenn man davon ausgeht, dass das kein "Naturgesetz" ist, dass sich Organisationen genau in dieser Weise "entwickeln".
Interessant auch, dass ich in jahrzehntelangem Vergleich aber KMU's ( < 200 MA) kenne, wo solchiges kaum bis gar nicht auftritt. Die Gemeinsamkeit bei diesen ist eine sehr flache Hierachie sowie kein Verlust des menschlich, sozialen Kontaktes der GF zu allen MA. .... |
Das ist eine Frage der Führungskultur, die wesentlich dadurch geprägt ist, wie sicher sich diese Führung in ihrer Position ist. Dabei ist es ziemlich egal, ob diese Führung wesentlich durch Eigentumsverhältnisse besteht oder durch fachliche Kompetenz. Bei dieser Firmengröße kommt bei Eigentümergesellschaften dann noch ein dynastisches Element dazu, dass ich anerkennen muss, sosehr ich aus demokratischer Sicht etwas gegen Dynastien habe: Die geben nicht vor, langfristig zu planen, sondern tun es. Aus dem Gefühl, ihre Kinder damit zu sichern.
Leider vergessen die Macher oft für ihren Nachwuchs zu sorgen, weil sie sich für unsterblich halten. Ein Paradebeispiel war für mich der Fall der Firma Nixdorf nach dem Tod des Gründers. Der Abstieg war damals vorhersagbar, nachdem die Kaufleute, die die Führung übernommen hatten, ihre ersten "politischen" Entscheidungen veröffentlichten. Die hatten null Gefühl für die Entwicklung, die auf der technischen Seite noch stattfinden würde.
Leider gibt es auf der anderen Seite "technische" Führungen, denen das kaufmännische abgeht. Da kann man bei Acorn anfangen und bei Zuse enden. Firmen, oft mit guter Atmosphäre, die Erstaunliches leisten, aber verschwinden, wie sie entstanden sind. Da kann dann das "einsame Genie" des Gründers auch hinderlich sein.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#2013655) Verfasst am: 02.08.2015, 11:53 Titel: |
|
|
Casual3rdparty hat folgendes geschrieben: | ... fwo ...
wenn man allerdings zu einem neuen thema eigene weisheiten aus Beiträgen zitiert, die 5 jahre alt sind, dann nimmt das schon professorale züge an. |
Sorry. Ich lese wenig, habe aber ein sehr gutes Gedächtnis und Gefühl für die richtigen Suchwörter. Hier ist es "Elitefindung". Das Thema hat mich mal beschäftigt und ich habe damals nichts dazu gefunden, was meinen persönlichen Eindruck wiedergab. Das hat sich in der Zwischenzeit nicht geändert und ich habe deshalb zitiert, was ich mal selbst dazu in einen Absatz komprimiert habe - die Suchfunktion und das richtige Stichwort sind da schneller als es neu zu formulieren. Das nächste Mal werde ich das für Dich verheimlichen.
Ich hoffe jetzt aber, hier etwas genannt zu bekommen, was mir Lust macht, es zu lesen. Systemtheorie gehört nicht unbedingt dazu. (Das geht nicht gegen Er_Win)
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
DrBecks Haijopai
Anmeldungsdatum: 29.09.2004 Beiträge: 87
|
(#2013693) Verfasst am: 02.08.2015, 19:49 Titel: |
|
|
Ich danke für die Antworten. In den Vorschlägen ist aber nichts dabei, was sich wirklich mit meinem Thema beschäftigt. Ich kann mir aber eigentlich nicht vorstellen, dass sich noch niemand ernsthaft mit der Frage beschäftigt hat. Im größeren Rahmen gesehen geht es ja darum, die in der Aufklärung entstandenen Ideen zum Aufbau eines Staates und seiner Machtstrukturen (also v.a. Gewaltenteilung, freie Wahlen usw.) so zu verändern oder zu verbessern, dass wir dem Idealziel von einer wirklich "weisen" und sich am Gemeinwohl orientierenden politischen (vielleicht auch wirtschaftlichen?) Führung näher kommen. Denn so wie es jetzt (in den "westlichen" Demokratien) ist, ist es zwar besser als in früheren Zeiten, aber tatsächlich doch noch weit vom Idealzustand entfernt.
_________________
"Der Mensch mit Charakter lebt zu Hause, ohne seinen Geist zu üben, und handelt, ohne sich Gedanken darum zu machen... Er wirkt dümmlich und geht umher wie jemand, der von seinem Weg abgekommen ist. Er hat reichlich Geld zum Ausgeben, weiß aber nicht, woher es kommt." (Tschuang-tse)
|
|
Nach oben |
|
 |
zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
|
(#2013698) Verfasst am: 02.08.2015, 21:10 Titel: |
|
|
Den Idealzustand wird es nicht geben - wenn Du mich fragst, zum Glück. Denn das liest sich wie eine starres Konstrukt, das der Dynamik der Realität nicht gerecht werden kann. Noch wird es je unumstößlich weise Entscheidungen geben, da Entscheidungen im Idealfall unterschiedliche Interessen berücksichtigen, und daher immer aus irgendjemandes Perspektive ein Manko haben wird. Eine ideale Gesellschaft müsste aus lauter weisen Individuen bestehen. Aber die bräuchte dann womöglich keine Führung mehr. Lauter vernünftige Menschen, die niemals auf Macht oder Gewalt setzen, könnten alles vernünftig untereinander aushandeln. Das scheint mir eine recht unrealistische Vorstellung zu sein.
Zur Ausgangsfrage würde ich sagen, daß Macht und Reichtum nicht unbedingt immer mit einer Deformationen der Persönlichkeit einhergehen. Ich stelle mir vor, daß mit der Zunahme von Macht möglicherweise Entscheidungen mit negativen Auswirkungen auf die davon Betroffenen unumgänglich sein können. Weil vielleicht die Alternative noch negativere Auswirkungen hätte. Die Änderung der Perspektive hat sicherlich Auswirkungen auf einen Entscheidungsträger.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#2013713) Verfasst am: 03.08.2015, 00:10 Titel: |
|
|
zelig hat folgendes geschrieben: | Den Idealzustand wird es nicht geben - wenn Du mich fragst, zum Glück. Denn das liest sich wie eine starres Konstrukt, das der Dynamik der Realität nicht gerecht werden kann. Noch wird es je unumstößlich weise Entscheidungen geben, da Entscheidungen im Idealfall unterschiedliche Interessen berücksichtigen, und daher immer aus irgendjemandes Perspektive ein Manko haben wird. Eine ideale Gesellschaft müsste aus lauter weisen Individuen bestehen. Aber die bräuchte dann womöglich keine Führung mehr. Lauter vernünftige Menschen, die niemals auf Macht oder Gewalt setzen, könnten alles vernünftig untereinander aushandeln. Das scheint mir eine recht unrealistische Vorstellung zu sein.
Zur Ausgangsfrage würde ich sagen, daß Macht und Reichtum nicht unbedingt immer mit einer Deformationen der Persönlichkeit einhergehen. Ich stelle mir vor, daß mit der Zunahme von Macht möglicherweise Entscheidungen mit negativen Auswirkungen auf die davon Betroffenen unumgänglich sein können. Weil vielleicht die Alternative noch negativere Auswirkungen hätte. Die Änderung der Perspektive hat sicherlich Auswirkungen auf einen Entscheidungsträger. |
Verantwortung auf der einen Seite und Verlustängste auf der anderen Seite, um nur die neutralen Änderungsfaktoren zu nennen. Aus den Verlustängsten kann Gier entstehen und aus Macht Allmachtsstreben, um noch das negative zu nennen - auf jeden Fall ist es illusorisch. davon auszugehen, dass man eine Machtposition einnehmen kann, ohne sich zu verändern.
Was mich interessieren würde, ist, was zusammenkommen muss, damit ein Machtmensch wie Merkel, aber gleichzeitig europäisch sozialisiert, zu Zeiten des Irakkrieges zum Bushzäpfchen wird - im Gegensatz zu Schröder wollte sie ja mitmachen. Oder warum sie jetzt der NSA gegenüber so stillhält - die Erpressung mit der Verheimlichung von möglichen Terrorrisiken kann es nicht sein, denn es muss ihr klar sein, dass die USA das nicht hätten durchhalten können - dass auf Umwegen rauskommt, dass von den USA eine viel härtere Reaktion erwartet wurde, sagt alles.
Ein Teil des schlechten Images von Machthabern kommt mit Sicherheit daher, dass die nicht mehr einfach in allen Sachen offen sein können - bestimmte Informationen müssen verdeckt gehalten werden, ich meine keine Staatsgeheimnisse, sondern taktische Linien, um überhaupt Handlungsfreiheit zu behalten.
Das sind aber jetzt alles zwangsläufige Folgen der Funktion, die dafür sorgen, dass der Nachbar von vorher nicht mehr existiert bzw. sein Verhalten ändert, sobald die Situation ihn nur irgendwie in seiner Machtposition berührt. Wenn das mit dem Schwein im Titel gemeint ist, ist das eigentlich ein Selbstgänger.
Mich interessiert mehr der in meinen Augen offensichtliche Niedergang der Qualität unserer Abgeordneten, aber auch unserer Wirtschaftsführer. Woran man das ganz einfach klarmachen kann - es geschieht auch oft genug - ist die Qualität der Debatten in den Parlamenten. Oder die Klagen unserer "Leistungsträger" über die zu hohen Steuern bis hin zur Steuerflucht bei Steuersätzen, die weit tiefer liegen als die, die z.B. in den 60ern noch klaglos akzeptiert waren.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
Casual3rdparty dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 21.07.2012 Beiträge: 6255
|
(#2013714) Verfasst am: 03.08.2015, 00:23 Titel: |
|
|
fwo hat folgendes geschrieben: | Casual3rdparty hat folgendes geschrieben: | ... fwo ...
wenn man allerdings zu einem neuen thema eigene weisheiten aus Beiträgen zitiert, die 5 jahre alt sind, dann nimmt das schon professorale züge an. |
Sorry. Ich lese wenig, habe aber ein sehr gutes Gedächtnis und Gefühl für die richtigen Suchwörter. Hier ist es "Elitefindung". Das Thema hat mich mal beschäftigt und ich habe damals nichts dazu gefunden, was meinen persönlichen Eindruck wiedergab. Das hat sich in der Zwischenzeit nicht geändert und ich habe deshalb zitiert, was ich mal selbst dazu in einen Absatz komprimiert habe - die Suchfunktion und das richtige Stichwort sind da schneller als es neu zu formulieren. Das nächste Mal werde ich das für Dich verheimlichen.
Ich hoffe jetzt aber, hier etwas genannt zu bekommen, was mir Lust macht, es zu lesen. Systemtheorie gehört nicht unbedingt dazu. (Das geht nicht gegen Er_Win) |
ich hab nur scherz mit dir getrieben. (wie auch bei meinem beitrag zu spon.) außerdem wollte ich mal das wort professoral anbringen. ist ja vorbildlich, wenn jemand so threads und themen im forum pflegt. nur ich könnte das nicht.
es ist nicht schwer so etwas vor mir zu verheimlichen.
|
|
Nach oben |
|
 |
schtonk dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.12.2013 Beiträge: 12078
|
(#2013716) Verfasst am: 03.08.2015, 01:54 Titel: Re: Warum sind die Regierenden immer Schweine? |
|
|
DrBecks hat folgendes geschrieben: | Hallo Freigeister,
...
Ich recherchiere gerade zu einem Thema, zu dem es bisher anscheinend nicht viel Literatur gibt, nämlich die Frage, warum überall (auch in Demokratien) die Führer/innen in Politik und Wirtschaft dazu tendieren, in der Ausübung ihrer Macht so wenig sozial zu agieren. Man könnte sich vorstellen, dass z.B. während des Aufstiegs auf der Karriereleiter Personen mit besonderen Persönlichkeitszügen (dickfellig, machtmotiviert etc.) bevorzugt in die hohen und ganz hohen Positionen kommen. |
Der Aufstieg auf einer Karriereleiter setzt sicher besondere Persönlichkeitszüge der oder des Betreffenden voraus, Persönlichkeitsmerkmale würde ich hier als Begriff vorziehen.
Zitat: | Möglicherweise spielen aber auch Prozesse und Strukturen innerhalb der jeweiligen Organisationen (Parteien, Unternehmen etc.) eine Rolle, die ungünstig für die Etablierung einer "empathischen" und menschenfreundlichen Politik sind. |
Auf jeden Fall. Aber letztlich entstehen solche "Umweltbedingungen" ja nicht von selbst, sondern sind menschgemacht. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Zitat: | Gibt es dazu seriöse wissenschaftliche, also z.B. soziologische, politologische oder psychologische Überlegungen, Arbeiten, Theorien? Bisher bin ich noch auf nichts wirklich Brauchbares gestoßen... |
Der Vorschlag, den ich zu machen hätte, setzt voraus, dass du ein Herangehen an dieses Thema aus Sicht einer analytischen Psychologie nicht ablehnst. Ich fasse mich kurz:
Menschen, die wenig sozial agieren, wie du oben schreibst, besitzen wenig, kaum oder sogar überhaupt keine Empathie. Grund dafür ist ein Mangel an Fürsorge und Zuwendung in ihrer (frühen) Kindheit.
Empathie muss ja von jemandem vorgelebt werden, um sie als Kleinkind verinnerlichen zu können. Diese(r) jemand wird als jemand anderes - als Objekt - betrachtet, sobald man imstande ist,
zwischen sich und der Außenwelt zu unterscheiden. Zu diesem Objekt nimmt man eine Beziehung auf, und hier setzt z.B. Otto F. Kernberg mit der Objektbeziehungstheorie an. Sie wird allgemein verstanden
als "reifere" Ergänzung oder sogar Alternative zur klassischen Triebtheorie.
Kernberg arbeitete erfahrenen Mangel an Fürsorge als eine wesentliche Ursache für den pathologischen (nicht den gesunden!) Narzissmus heraus, für die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung also.
Er zählt zu ihren Eigenschaften ein aufgeblähtes Selbstkonzept, großes Bedürfnis nach Bestätigung durch andere, vorhandene Größenphantasien und auffälligen Mangel an Interesse für die Bedürfnisse anderer.
Im Alltagsleben leiden diese Menschen, man kann sie treffen an der Arbeitsstelle, im Kino, auf einer Party etc. Im günstigsten Falle aber führt ihr Weg in eine Position, in der gerade diese Merkmale Voraussetzung sind.
Dieses Konzept wurde von verschiedenen Leuten aufgegriffen, ergänzt oder auch vorweggenommen, dazu gehören u.a. Melanie Klein oder Donald Winnicott.
Dazu ergänzend: Sehr spannend zu lesen ist die Biographie Hitlers von Erik Erikson (ein Aufsatz in einem Sammelband von J. Cremerius: Neurose und Genialität).
|
|
Nach oben |
|
 |
Casual3rdparty dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 21.07.2012 Beiträge: 6255
|
(#2013718) Verfasst am: 03.08.2015, 04:30 Titel: Re: Warum sind die Regierenden immer Schweine? |
|
|
schtonk hat folgendes geschrieben: | ... wesentliche Ursache für den pathologischen (nicht den gesunden!) Narzissmus heraus... |
also narzisstische neigungen noch nicht in der Schwere einer pathologischen Störung, gelten bei bewerbern bei geheimdiensten schon sehr lange als ausschlusskriterium.
vor allem geht es hier um eine Diskrepanz der erwartungshaltung des Bewerbers an seine Karrieremöglichkeiten und seinen tatsächlichen bisherigen leistungen und Fähigkeiten.
in der vergangenheit hatte sich einfach gezeigt, dass sehr viele verräter solche neigungen hatten und ihre Erwartungen in ihrer karriere enttäuscht worden waren.
wird so etwas später bei mitarbeitern festgestellt, kann das zum verlust der sicherheitseinstufung und zu einer versetzung in weniger sensible bereiche führen.
inzwischen haben viele behörden und firmen solche kriterien übernommen.
für die high-potentials, von denen man höhere karrieren erwartet, gilt das nicht im gleichen strengen maße.
|
|
Nach oben |
|
 |
Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
|
(#2013730) Verfasst am: 03.08.2015, 09:01 Titel: |
|
|
fwo hat folgendes geschrieben: |
Ich hoffe jetzt aber, hier etwas genannt zu bekommen, was mir Lust macht, es zu lesen. Systemtheorie gehört nicht unbedingt dazu. (Das geht nicht gegen Er_Win) |
tja - ganz ohne Theorie wird's aber nicht gehen
Ich hätte noch anzubieten:
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/03/Wissensbeschleuniger-FuturICT
wobei das Projekt vermutlich "eingeschlafen" ist - zumindest findet sich nichts mehr aktuelles dazu. Mir scheint der von Helbing gewählte Ansatz vorallem "big data" zu sammeln und dann (unter sozialpsycholog. Aspekten auszuwerten auch nicht optimal.
Meine eigene Idee für sowas ähnliches ginge genau den entgegengesetzten Weg: Abstraktion von "sozialen/psychologischen Faktoren" dank Erkenntnissen aus Soziologie, Verhaltensökononie, Hirnforchung, Psychologie, Biologie etc... sowie gewichteten bzw. gewichtbaren Korrelationsfaktoren...
Diese bringt man dann in eine selbstorganisierende soziale Simulation ein und "beobachtet" was dabei rauskommt.
Das Abstract dahinter ist meine Hypothese, dass menschliche Wahrnehmung & Verhalten durch ein musterbildendes komplexes System signifikant geprägt ist und sich "sozialschädliche Egoismen/Narzismen" (strukturell ähnlich zu "seltsamen Attraktoren) nur dann dominat entwickeln, wenn sie in dafür "passend verstärkende" Systeme eingebettet sind, bzw. selbige selbst konstituieren weil dies nicht frühzeitig "blockiert" wird.
Soetwas könnte schon recht spannende Hinweise geben, wie eine "bessere Gesellschaft" möglicherweise strukturiert sein müßte.
Ergänzend sollte ich erwähnen, dass meine Gedanken dazu sich ziemlich von dem was unter https://de.wikipedia.org/wiki/Soziologische_Systemtheorie (Parsons, Luhmann et al...) beschrieben ist, unterscheidet. Ich finde es wenig spannend für "die bestehende Gesellschaft" eine systemtheoretische Beschreibung/Begrifflichkeit iSv. reduktionistisch, funktionaler Analyse und Abstraktion zu schaffen. Mein Ansatz ist eher inspiriert durch Gedanken des Konstruktivismus, der Spieltheorie und de Bonos Begriff des lateralen Denkens.
|
|
Nach oben |
|
 |
zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
|
(#2013752) Verfasst am: 03.08.2015, 10:55 Titel: |
|
|
fwo hat folgendes geschrieben: | Verantwortung auf der einen Seite und Verlustängste auf der anderen Seite, um nur die neutralen Änderungsfaktoren zu nennen. Aus den Verlustängsten kann Gier entstehen und aus Macht Allmachtsstreben, um noch das negative zu nennen - auf jeden Fall ist es illusorisch. davon auszugehen, dass man eine Machtposition einnehmen kann, ohne sich zu verändern. |
Ja.
fwo hat folgendes geschrieben: | Was mich interessieren würde, ist, was zusammenkommen muss, damit ein Machtmensch wie Merkel, aber gleichzeitig europäisch sozialisiert, zu Zeiten des Irakkrieges zum Bushzäpfchen wird - im Gegensatz zu Schröder wollte sie ja mitmachen. Oder warum sie jetzt der NSA gegenüber so stillhält - die Erpressung mit der Verheimlichung von möglichen Terrorrisiken kann es nicht sein, denn es muss ihr klar sein, dass die USA das nicht hätten durchhalten können - dass auf Umwegen rauskommt, dass von den USA eine viel härtere Reaktion erwartet wurde, sagt alles. |
Schwer zu sagen. Rein spekulativ: Merkel betrachtet tendenziell die Datenauswertungen der Amerikaner erst gar nicht als Übergriff einer Fremdmacht. Es sind enge Freunde einer gemeinsamen Koalition. So ungefähr. Und beim Irakkrieg werte ich Schröders Weigerung mitzumachen vor allem als Resultat eines innenpolitischen Kalküls, das auf die Wahlchancen abzielte. Sei's drum, das war jedenfalls eine gute Entscheidung. Mit so einer Entscheidung wäre Merkels politische Karriere in der westorientierten CDU/CSU wohl schnell am Ende gewesen.
fwo hat folgendes geschrieben: | Mich interessiert mehr der in meinen Augen offensichtliche Niedergang der Qualität unserer Abgeordneten, aber auch unserer Wirtschaftsführer. Woran man das ganz einfach klarmachen kann - es geschieht auch oft genug - ist die Qualität der Debatten in den Parlamenten. Oder die Klagen unserer "Leistungsträger" über die zu hohen Steuern bis hin zur Steuerflucht bei Steuersätzen, die weit tiefer liegen als die, die z.B. in den 60ern noch klaglos akzeptiert waren. |
Mit dem "Niedergang der Qualität unserer Abgeordneten" bin ich nicht so ganz einverstanden. Wenn man sich die Reden von Wehner oder Strauß, die als exponierte Beispiele Bonner Debattenkultur dargestellt werden, mal anhört: Ich finde das würde man heutzutage keine 5 Minuten mehr aushalten. Diese lächerliche Stehaufmännchen-Rhetorik ohne sachliche Basis. Ich glaube, was man bedauern kann, sind die fast verschwundenen freien "Grundsatzdebatten". Findet mal eine statt, dann wird explizit der Franktionszwang aufgehoben, falls es zur Abstimmung kommt. Oder es wird betont, daß der Parlamentarier mal wirklich seine eigene Auffassung vertreten darf. Obwohl aus einer bestimmten, ich würde sagen realistischen Perspektive nachvollziehbar, überkommt mich jedesmal das Grausen, wenn ich sowas lese. Man kann das als Tendenz der Versachlichung werten. Man kann es auch kritisch betrachten, daß die politische Klasse den Souverän von grundlegenden Entscheidungen ausschließt.
Aktuelles Beispiel, das mich wirklich gruselt: TTIP. Unisono wird TTIP als unumgänglicher Vertrag dargestellt, der Souverän wird bewusst nicht über die Details informiert, und jemand wie Sigmar Gabriel ist noch so blöd, in seiner Peer-Group, jedoch vor laufenden Kameras ganz offen seine Geringschätzung für die eigenen Wähler zu dokumentieren.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Schlumpf auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.11.2007 Beiträge: 2572
|
(#2013761) Verfasst am: 03.08.2015, 11:23 Titel: |
|
|
zelig hat folgendes geschrieben: | Man kann es auch kritisch betrachten, daß die politische Klasse den Souverän von grundlegenden Entscheidungen ausschließt.
Aktuelles Beispiel, das mich wirklich gruselt: TTIP. Unisono wird TTIP als unumgänglicher Vertrag dargestellt, der Souverän wird bewusst nicht über die Details informiert, ..... |
Das haben wir wohl dem unverhältnismäßig großen Einfluss der Industriebosse zu verdanken. Es kommt nicht von ungefähr, dass z. B. in der Pharmaindustrie und der Waffenindustrie die Korruption Einzug halten konnte. Besonders große Unternehmen und Konzerne angeln sich immer wieder hochrangige Politiker, um einen Draht zur Regierung zu haben. Der massenhafte Lobbyismus in Nähe der Regierung und des Bundestags ist ein Übel. Am eiligsten hatten es die Industriebosse im Schlepptau des Wirtschaftsministers, nach der Einigung mit dem Iran dorthin zu fliegen, um ja am Reibach der Geschäfte beteiligt zu sein. Wenn Gewinne locken, schwindet die Moral, falls überhaupt noch Reste davon vorhanden waren.
|
|
Nach oben |
|
 |
Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
|
(#2013787) Verfasst am: 03.08.2015, 13:28 Titel: |
|
|
Schlumpf hat folgendes geschrieben: | . Der massenhafte Lobbyismus in Nähe der Regierung und des Bundestags ist ein Übel. |
Warum?
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
|
|
Nach oben |
|
 |
Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
|
(#2013802) Verfasst am: 03.08.2015, 14:21 Titel: |
|
|
Samson83 hat folgendes geschrieben: | Schlumpf hat folgendes geschrieben: | . Der massenhafte Lobbyismus in Nähe der Regierung und des Bundestags ist ein Übel. |
Warum? |
ganz generell: Lobby"arbeit" ist volkswirtschaftlich ähnlich wertschöpfend wie Investmentbanking
|
|
Nach oben |
|
 |
Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
|
(#2013804) Verfasst am: 03.08.2015, 14:29 Titel: |
|
|
Er_Win hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Schlumpf hat folgendes geschrieben: | . Der massenhafte Lobbyismus in Nähe der Regierung und des Bundestags ist ein Übel. |
Warum? |
ganz generell: Lobby"arbeit" ist volkswirtschaftlich ähnlich wertschöpfend wie Investmentbanking |
Worin gründet sich nochmal die irrationale wenn auch verbreitete Abneigung gegen Investmentbanker?
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
|
|
Nach oben |
|
 |
Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
|
(#2013811) Verfasst am: 03.08.2015, 14:59 Titel: |
|
|
Wenn ich den Threadersteller richtig verstanden habe, ging es ihm vor allem um die Frage, warum etliche Aufsteiger im Politikgeschäft nicht mehr "sozial agieren", also nicht mehr auf die "soziale Frage", die schreienden sozialen Ungerechtigkeiten reagieren.
Dass Spitzenpolitiker mit wachsendem Abstand zur Masse der Bevölkerung allgemein an Bodenhaftung verlieren, braucht man wohl nicht groß mit wissenschaftlichem Aufwand zu beweisen.
Da müsste man vielleicht schauen, auf welche Spitzenpolitiker so etwas eben nicht zutrifft, obwohl sie die gleichen finanziellen Einkünfte und Privilegien erhalten, wie die erwähnten 'Borstentiere'. Und bei denen müsste wieder hingeschaut werden, ob sie wirklich im Interesse der 'Armen' auftreten, wie man sie in althergebrachter Weise nennen kann, oder das betreiben, was man "Sozialdemagogie" nennt oder "Bedienung des Sozialneids". Solche Menschen, die sich besonders für die Armen einsetzen wollen, dürfte es parteiübergreifend schon geben, eine andere Frage ist, ob sie zum Zuge kommen können und wie sie das tun können. Welche Kriterien gäbe es dafür, solche Politiker herauszufinden und ihren Entwicklungsgang zu bewerten? Sind das "Altruisten"?
Aus der Veränderung der sozialen Situation und der Einkunftslage allein eine bestimmte Haltung zur sozialen Frage ableiten zu wollen, hielte ich für zu kurzschlüssig; wir sind mit dem Hinweis auf den armen Karl Marx aufgewachsen, dem die Einkünfte aus dem "Kapital" nicht mal die Zigarrenration sicherten, und den Fabrikanten Friedrich Engels, der zum selbstlosen Anwalt der Armen geworden sei. Ich könnte mir vorstellen, dass es hier Foristen gibt, die meinen, dass der Einsatz für die Armen sowieso nur durch ihr Streben nach grundlegender Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse erfolgen könne.
Viele Fragen des politischen Alltags, ob sie nun in öffentlichen Auftritten oder in Kommissionssitzungen hinter verschlossenen Türen bewegt werden, interessiert diejenigen wenig, die über ganz geringe Einkommen verfügen und häufig Ausgrenzung erfahren. Umweltfragen und Veganismus sind Luxusprobleme für die, die ihre tägliche Ernährung bestreiten müssen, die aufgrund der vorgesehenen Regelsätze gar nicht gesund sein kann. Individuelle Freiheitsrechte oder Krieg und Frieden dürften arme Menschen kaum bewegen.
Sie sind in der Rolle der "Nehmenden", werden leicht in die Rolle der Objekte der Fürsorge gedrängt, für die traditionell die Kirchen und dann ein Teil des Staatsapparats zuständig waren.
Ich wüsste jetzt nicht, welcher wissenschaftliche Zugriff angebracht sein soll, um so etwas erfassen zu können.
|
|
Nach oben |
|
 |
Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
|
(#2013825) Verfasst am: 03.08.2015, 15:47 Titel: |
|
|
Samson83 hat folgendes geschrieben: | Er_Win hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Schlumpf hat folgendes geschrieben: | . Der massenhafte Lobbyismus in Nähe der Regierung und des Bundestags ist ein Übel. |
Warum? |
ganz generell: Lobby"arbeit" ist volkswirtschaftlich ähnlich wertschöpfend wie Investmentbanking |
Worin gründet sich nochmal die irrationale wenn auch verbreitete Abneigung gegen Investmentbanker? |
worin gründet sich deine Leseschwäche? Ich schrieb "...banking" nicht "...banker" ! Des weiteren spezifiziere ich, dass ich nicht jedweges IB in meinem ironisch gefärbten Posting meinte, sondern insbesondere den Derivatehandel sowie HF-Formen.
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#2013834) Verfasst am: 03.08.2015, 16:38 Titel: |
|
|
Samson83 hat folgendes geschrieben: | Schlumpf hat folgendes geschrieben: | . Der massenhafte Lobbyismus in Nähe der Regierung und des Bundestags ist ein Übel. |
Warum? |
Stimmt ja. Ist doch kostenloser Sachverstand. Und wenn die Industrie es ganz gut meint, stellt sie sogar einen vollbezahlten Fachmann ab, der direkt im Ministerium zur Hand geht, damit die in den neuen Gesetzen keinen Unfug schreiben.
@Samson: Ich nehme an, Du meinst sowas.
Die Sache hat nur einen Haken: Weil ja genügend Fachleute von der Industrie da sind, leisten sich die Ministerien und Parlamentarier keinen eigenen Sachverstand mehr und verabschieden Gesetze zu Themen, von denen sie keine Ahnung mehr haben. "Die Industrie", die es sich leisten kann, die Fachleute dafür abzustellen, ist aber nicht unbedingt die mittelständische, eher die Großindustrie. Und die schafft es dann, in ein paar Nebensätzen die Bedingungen für ihre Arbeit so zu reglementieren, dass die kleinen nicht mehr können. Das habe ich mir einmal bei den gesetzlichen Hygienebestimmungen zur Käse-Herstellung und -Reifung von einem aus dem Fach vorführen lassen. Die beratenden Fachleute kamen aus der Lebensmittelindustrie - Kraft und Konsorten.
Wenn unsere ganz normalen Politikmagazine aus den öffentlichrechtlichen Medien dann Umfragen zu den nächsten Abstimmungen machen, stellen sie fest, dass unsere Abgeordneten mal wieder zu einem Thema abstimmen, von dem sie keine Ahnung haben. So übrigens zu TTIP schon geschehen.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
|