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kungfutius registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.08.2004 Beiträge: 454
Wohnort: köln
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(#202130) Verfasst am: 29.10.2004, 08:49 Titel: Soll sich die Queen tatsächlich bei den Deutschen entschuldigen? |
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http://de.news.yahoo.com/041028/12/49r7s.html
Bei der heutigen Morgenlektüre fiel mir bei Yahoo ein Aufsatz über die geheimen Wirtschaftskarten des 3. Reiches auf, in dem praktisch zugegeben wird, dass der Bombenkrieg der Alliierten gegen Hitler so gut wie ausschliesslich gegen die Zivilbevölkerung geführt wurde.
Im Absatz 5 heisst es nämlich wortwörtlich: `Die Karten hätten offenbart, wie groß die Rüstungsindustrie in Deutschland gewesen sei, die darüber hinaus vom Bombenkrieg relativ verschont geblieben sei.`
Bedenkt man nun, dass die Schäden unter der Zivilsubstanz des Reiches in vielen Städten total gewesen sind, so kann man sich leicht vorstellen, dem Churchill und dem Bomber Harris ging es überhaupt nicht darum, deutsche Wirtschaft zu treffen. Das war auch nicht erwünscht, denn da gingen bare Werte verloren, welche teilweise sowohl den Briten wie den Amis gehörten, als solche also unter jedem Preis hätten geschützt werden müssen.
Zum Glück aber könnte der Krieg doch gewonnen werden, und zwar indem man das Volk kleinmütig und verzweifelt bombt. Das war zwar etwas langwieriger, blutiger und brutaler, hatte aber eben den Vorteil, dass die Werte, wie oben eben so schön zugegeben wird, kaum verloren gingen.
kungfutius der Allessehende
_________________ rede, damit ich dich sehe!
sokrates
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Markus Polygamer, polymorph perverser Psychopath
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 1320
Wohnort: Südhessen
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(#202138) Verfasst am: 29.10.2004, 09:30 Titel: |
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Na ja, das ist etwas zu kurz gegriffen.
Zum einen haben die Alliierten die Karten erst nach Kriegsende in die Hände bekommen. Aus dem Text geht hervor, dass sie erst nach dem Fund der Karten ihre politische Strategie änderten, da sie erst durch diese Karten erfahren haben, wie umfangreich die Rüstungsindustrie wirklich war.
Wenn man dann noch bedenkt, dass die Rüstungsindustrie teilweise extrem gesichert war, z.B. durch Bunkeranlagen und in Bergstollen, ist es kein Wunder, dass viel nicht zerstört wurde.
Das Ruhrgebiet und Orte von zentraler Bedeutung (z.B. Schweinfurt wegen der Kugellagerherstellung) wurden durchaus angegriffen.
Deine These kann ich also in dieser Form nicht unterschreiben, ich denke mal, dass Du den Text falsch interpretiert hast.
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Kookie Gast
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(#202142) Verfasst am: 29.10.2004, 09:47 Titel: |
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de oide brunzkachel kann sich entschuldigen bei wem se will
am besten bei Sir! Mick Jagger.....
hey in der ihrer haut möcht ich ja nich stecken
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#202152) Verfasst am: 29.10.2004, 10:47 Titel: |
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Markus hat folgendes geschrieben: | Na ja, das ist etwas zu kurz gegriffen.
Zum einen haben die Alliierten die Karten erst nach Kriegsende in die Hände bekommen. Aus dem Text geht hervor, dass sie erst nach dem Fund der Karten ihre politische Strategie änderten, da sie erst durch diese Karten erfahren haben, wie umfangreich die Rüstungsindustrie wirklich war.
Wenn man dann noch bedenkt, dass die Rüstungsindustrie teilweise extrem gesichert war, z.B. durch Bunkeranlagen und in Bergstollen, ist es kein Wunder, dass viel nicht zerstört wurde.
Das Ruhrgebiet und Orte von zentraler Bedeutung (z.B. Schweinfurt wegen der Kugellagerherstellung) wurden durchaus angegriffen.
Deine These kann ich also in dieser Form nicht unterschreiben, ich denke mal, dass Du den Text falsch interpretiert hast. |
Stimmt m.E. so auch nicht ganz. Tatsächlich wurden in der Schlußphase des Krieges wichtige Rüstungsbetriebe unter die Erde verlegt, aber das hatte keinen nennenswerten Effekt mehr, und schließlich waren die Transportwege nach wie vor angreifbar.
Richtig ist m.W., daß der alliierte Bombenkrieg durchaus vornehmlich als Terrorkrieg konzipiert war, und daß insbesondere in der ersten Phase des Luftkrieges eine gezielte Bombardierung kriegswichtiger Schlüsselindustrien (z.B. Kugellagerindustrie) eher halbherzig und wenig gezielt erfolgte. Immerhin konnte die deutsche Rüstungsindustrie 1943 zu ihrer höchsten Produktion gelangen. Hingegen wurden Städte angegriffen, wo sich kaum nennenswerte Industrie befand.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#202154) Verfasst am: 29.10.2004, 10:53 Titel: |
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Zur Ausgangsfrage: Nein. Von einer formalen Entschuldigung hat kein Mensch etwas. Wozu sollte das gut sein? Die Briten haben den Krieg nicht angefangen, und die Deutschen haben auf der Insel ebenfalls genug plattgemacht.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Imperator Palpatine deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.09.2003 Beiträge: 359
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(#202168) Verfasst am: 29.10.2004, 11:40 Titel: |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Zur Ausgangsfrage: Nein. Von einer formalen Entschuldigung hat kein Mensch etwas. Wozu sollte das gut sein? Die Briten haben den Krieg nicht angefangen, und die Deutschen haben auf der Insel ebenfalls genug plattgemacht. |
Teilweise hast du schon Recht. Beide Seiten haben sich im 2. Weltkrieg nichts geschenkt, insbesondere im Bombenkrieg. Allerdings muss es erlaubt sein, auch bei den Alliierten Ross und Reiter zu nennen. Selbst britische Historiker sehen den Angriff auf Dresden im Februar 1945 als Kriegsverbrechen an, weil militärisch völlig unsinnig.
Auch im 2. Weltkrieg war nichts alles schwarz oder weiß.
Zum Thema formale Entschuldigung. Ich glaube schon, dass die Dresdener davon etwas hätten. Von uns Deutschen wird ja teilweise immer noch verlangt, dass wir bis zum Sankt-Nimmerleinstag in Sack und Asche rumlaufen sollen. Faktisch betrachtet hat davon auch niemand was.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#202169) Verfasst am: 29.10.2004, 11:44 Titel: |
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Nein. Ebensowenig wie deutschland mMn Entschädigungen für die Verbrechen größtenteils längst verstorbener Generationen zahlen muss muss sich die Queen für den britischen Terror dieser Zeit entschuldigen.
Das ist alles schon längst Geschichte.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#202175) Verfasst am: 29.10.2004, 12:01 Titel: |
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Imperator Palpatine hat folgendes geschrieben: | Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Zur Ausgangsfrage: Nein. Von einer formalen Entschuldigung hat kein Mensch etwas. Wozu sollte das gut sein? Die Briten haben den Krieg nicht angefangen, und die Deutschen haben auf der Insel ebenfalls genug plattgemacht. |
Teilweise hast du schon Recht. Beide Seiten haben sich im 2. Weltkrieg nichts geschenkt, insbesondere im Bombenkrieg. Allerdings muss es erlaubt sein, auch bei den Alliierten Ross und Reiter zu nennen. Selbst britische Historiker sehen den Angriff auf Dresden im Februar 1945 als Kriegsverbrechen an, weil militärisch völlig unsinnig. |
Ich meine auch, daß auch britische Historiker das heute nicht mehr bezweifeln.
Imperator Palpatine hat folgendes geschrieben: | Zum Thema formale Entschuldigung. Ich glaube schon, dass die Dresdener davon etwas hätten. |
Ein englischer Kunstschmied, der Sohn eines am Angriff auf Dresden beteiligten Bomberpiloten, hat die goldene Spitze der Frauenkirche angefertigt. Ich glaube, daß das als Geste der Wiedergutmachung weit besser angekommen ist, als wenn die Queen einen Spruch abläßt.
Imperator Palpatine hat folgendes geschrieben: | Von uns Deutschen wird ja teilweise immer noch verlangt, dass wir bis zum Sankt-Nimmerleinstag in Sack und Asche rumlaufen sollen. Faktisch betrachtet hat davon auch niemand was. |
Wer verlangt das? Bilden die Deutschen sich das nicht eher ein, daß das verlangt wird?
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Imperator Palpatine deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.09.2003 Beiträge: 359
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(#202184) Verfasst am: 29.10.2004, 12:25 Titel: |
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Die Sache mit dem englischen Kunstschmied wusste ich noch nicht. Gut, davon werden die Dresdener in der Tat mehr haben.
Wenn es um das Thema Schuld und Sühne geht, fällt mir leider hin und wieder auf, dass immer wieder Interessengruppen auftauchen, die immer und immer wieder Entschädigungen haben wollen, obwohl teilweise bereits nicht unerhebliche Zahlungen geleistet worden sind.
Diese Ansprüche werden dann ständig mit den Ereignissen von 1939 bis 1945 begründet.
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kungfutius registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.08.2004 Beiträge: 454
Wohnort: köln
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(#202203) Verfasst am: 29.10.2004, 13:18 Titel: |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Zur Ausgangsfrage: Nein. Von einer formalen Entschuldigung hat kein Mensch etwas. Wozu sollte das gut sein? Die Briten haben den Krieg nicht angefangen, und die Deutschen haben auf der Insel ebenfalls genug plattgemacht. |
Mir ging es nicht um diese Entschuldigung, das war nur als Titel gedacht.
Mich hatte eben dieser eine Satz fasziniert, dass die Rüstungsindustrie weniger (so interpretiere ich jenes `relativ`) gelitten hatte, als die Zivilbevölkerung, darum habe ich mich gefragt, in wie fern das von den Allliierten beabsichtigt war.
Man darf die rhizomatische Verflechtung des Kapitals nämlich nicht aus den Augen verlieren! An jedem Krieg wird verdient - und zwar von BEIDEN Seiten auf BEIDEN Seiten. So steht es eigentlich ausser Zweifel, dass auf der Seite der Alliierten schon gewisse Überlegungen in Sinn meiner Frage gemacht worden sind.
kungfutis
_________________ rede, damit ich dich sehe!
sokrates
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#202216) Verfasst am: 29.10.2004, 13:32 Titel: |
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Ferengi Erwerbsregeln hat folgendes geschrieben: |
33: Frieden ist gut für's Geschäft.
34: Krieg ist gut für's Geschäft. |
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#202230) Verfasst am: 29.10.2004, 13:59 Titel: |
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Eine Anbsicht ist durchaus möglich, da ein Krieg gegen die Zivilbevölkeurng in der damligen gesellschaft wesentlich effektiver war.
Für die Kriegsproduktion sind nunmal die Arbeitskräfte (Soldaten, Reparateure) wichtiger als die Rohstoffe und Fabrikpotenziale, auf deren Mangel man sich ja eh schon eingestellt hatte.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#202563) Verfasst am: 29.10.2004, 20:31 Titel: |
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@Peter Raulfs und Shadaik: Zustimmung. Ich denke auch nicht, dass sich die Queen entschuldigen muss.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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