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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#198038) Verfasst am: 22.10.2004, 17:25 Titel: |
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Um nochmal auf die Eingangsfrage zurückzukommen:
Ich finde, das beste Argument gegen jede Art Gottesglauben ist immer noch Magnusfe!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Fluse KLERIKERFEINDIN
Anmeldungsdatum: 27.10.2003 Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen
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(#198961) Verfasst am: 24.10.2004, 05:46 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Um nochmal auf die Eingangsfrage zurückzukommen:
Ich finde, das beste Argument gegen jede Art Gottesglauben ist immer noch Magnusfe!  |
Stimmt, keiner kann das Christentum so originell verarschen !
_________________ Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)
Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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Reschi registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2004 Beiträge: 3073
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(#198978) Verfasst am: 24.10.2004, 10:12 Titel: |
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Fluse hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Um nochmal auf die Eingangsfrage zurückzukommen:
Ich finde, das beste Argument gegen jede Art Gottesglauben ist immer noch Magnusfe!  |
Stimmt, keiner kann das Christentum so originell verarschen !  |
Magnusfe ist ehrenwerter und intelligenter Mann !
Lasst eure widerlichen Scherze bleiben und nehmt euch an ihm ein Vorbild !
blah, blah, blubb, blubbidi blubb, blah
_________________ You're not fanatical about something that you are sure about
(MacYoung)
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#199495) Verfasst am: 24.10.2004, 23:13 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | http://www.dittmar-online.net/
Da findest du alles gewünschte. |
Leider nicht, das Ganze ist noch ziemlich unvollständig ... ich stehe erst am Anfang.
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#199498) Verfasst am: 24.10.2004, 23:15 Titel: |
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Volker hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | http://www.dittmar-online.net/
Da findest du alles gewünschte. |
Leider nicht, das Ganze ist noch ziemlich unvollständig ... ich stehe erst am Anfang. |
Da ich nicht Volker bin, darf ich das jetzt sagen: Volkers Seite ist einfach großartig! Eine meiner liebsten Seiten!
() Nagarjuna
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#199518) Verfasst am: 24.10.2004, 23:52 Titel: Re: Welche Argumente gibt es gegen einen Gottglauben, gleich welcher Art |
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göttertod hat folgendes geschrieben: | was gibt es alles für Gedankenkonstrukte in der Philosophie gegen einen Gottglauben, egal ob Mono- oder Polytheismus. |
Beschäftige Dich zunächst mal mit den Argumenten, die dafür sprechen. Die meisten Gottesbeweise argumentieren entweder nicht für das, was sie zeigen wollen, oder aber enthalten Logikfehler, oder beides. bereinigt man die Gottesbeweise um ihre Logikfehler, erhält man meist ein Argument gegen Gott.
Wie das mit dem Design-Beweis funktioniert, habe ich exemplarisch hier gezeigt: Komplexität und Gott. Wobei - mein Versäumnis! - das stärkste Argument gegen den Design-Beweis dort zu schwach entwickelt ist.
Außerdem ist es falsch, sich nur mit den Argumenten gegen eine Sache zu beschäftigen. Das erweckt nur einen falschen Eindruck von denen, die dafür argumentieren.
Zitat: | was gibt es alles für wissenschaftliche Thesen aus den Naturwissenschaften, wie Physik, Mathematik, Psychologie, usw. |
Wenig, weil es eine Art Waffenstillstand zwischen Wissenschaft und Theologie gibt. Die Theologie mischt sich nicht (mehr) in die Belange der Wissenschaft ein, dafür beschäftigen sich die Wissenschaftler nicht mit Theologie (dazu gehört auch die Philosophie). Die meisten Wissenschaftler sind an Glaubensfragen schlicht nicht interessiert.
Zitat: | Ich kenne die Theodizeefrage, aber was gibt es noch...(was so kurz und nachvollziehbar Verständlich ist ) |
Das Argument des Unglaubens
Bayes Theorem
Das Argument der Unfairness
Es gibt darüber auch ein sehr gutes Buch, welches mit Widerlegungen gefüllt ist: Martin, Michael (Hrsg.) und Monnier, Ricki (Hrsg.): 2002, The Impossibility of God, Prometheus Books, New York.
Zu den inkompatiblen Eigenschaften Gottes siehe auch: Incompatible-Properties Arguments: A Survey (1998) von Drange.
Zitat: | Kann man zum Beispiel den Deismus wiederlegen, und wenn ja mit welchen Wissenschaftsgebieten und welchen Argumenten |
Nein, ein solcher Gott ist kaum widerlegbar - das ist aber eine Schwäche dieser Theorie, keine Stärke.
Zitat: | Gibt es hier vielleicht schon einen Thread wo Ihr alle diese Dinge gesammelt habt..... außer dass ich einfach alle lese  |
Wollte man alles sammeln, man könnte mehrere Bücher damit füllen.
Zitat: | Gibt es Bücher die sich mit genau diesem Thema befaßen? |
Auf Englisch gibt es einige (eines habe ich oben genannt, hier ein paar mehr):
Martin, Michael: 1990, Atheism: A Philosophical Justification, Temple University Press, Philadelphia.
Gale, Richard M.: 1993, On the Nature and Existence of God, Cambridge University Press, Cambridge.
Barker, Dan: 1992b, Losing Faith In Faith. From Preacher To Atheist., Freedom From Religion Foundation, Inc., Madison, Website Leseprobe
Brams, Steven J.: 1983, Superior Beings - if They Exist, how Would We Know?: Game-Theoretic Implications of Omniscience, Immortality, and Incomprehensibility, Springer-Verlag, New York.
Feuerbach, Ludwig: 1841, Das Wesen des Christentums., Reclam, Ditzingen, Onlinetext
Hume, David: 1981, Dialoge über natürliche Religion, Reclam, Ditzingen.
Joshi, S. T.: 2003, God's Defenders: What They Believe and Why They Are Wrong, Prometheus Books, New York.
Mackie, John L.: 1985, Das Wunder des Theismus, Reclam, Ditzingen.
Newberg, Andrew, DAquili, Vince Rause: 2003, Der gedachte Gott. Wie Glaube im Gehirn entsteht., Piper, München.
P., Edward, Tolley, Jr., Swenson, Jeff: 2003, Beach Blanket Atheism: The Beginner's Guide for the Non-Believer , Sterling House, .
Parsons, Keith M.: 1990, God and the Burden of Proof: Plantinga, Swinburne, and the Analytic Defense of Theism (Frontiers of Philosophy), Prometheus Books, New York.
Poidevin, Robin Le: 1996, Arguing for Atheism: An Introduction to the Philosophy of Religion, Routledge, New York.
Sagan, Carl: 1997, Der Drache in meiner Garage. Oder die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven., Droemersche Verlagsanstalt, München.
Shaferski, Nadir: 2001, Cogito Ergo Cogito, Mensch & Buch Verlag, Berlin.
Shermer, Michael: 1999, How We Believe: The Search for God in an Age of Science., W. H. Freeman & Company, New York.
Smith, George H.: 1979, Atheism : The Case Against God, Prometheus Books, New York.
Smith, George H.: 2000, Why Atheism?, Prometheus Books, New York.
Streminger, Gerhard: 1992, Gottes Güte und die Übel der Welt, Das Theodizeeproblem, Mohr Siebeck, Tübingen.
Vollmer, Gerhard: 1988, Was können wir wissen? Band 2: Die Erkenntnis der Natur, S. Hirzel Verlag, Stuttgart.
Vollmer, Gerhard: 1988, Was können wir wissen? Band 1: Die Natur der Erkenntnis, S. Hirzel Verlag, Stuttgart.
Vollmer, Gerhard: 2002, Wieso können wir die Welt erkennen? , Hirzel, Stuttgart.
... um nur ein paar auf die Schnelle zu nennen.
Zitat: | Ich bin erst seit ca. 2 Jahren auf dem Weg das Universum und die Existens, die Wirklichkeit in allen Ebenen zu durchdenken, und meine das der Atheismus für mich unvermeidlich ist. |
Ich bin auch erst seit knapp 3 Jahren dabei. Und ich habe immer noch das Gefühl, alle paar Tage etwas Neues kennenzulernen.
Zitat: | Ich habe gestern die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg kennengelernt, und meine das auch diese meine Mitgliedschaft verdient könnten. |
Kann ich empfehlen, ich bin dort selbst Mitglied.
Zitat: | Kann mir jemand mehr über Sie, in einem kurzen Post, erzählen? Vielleicht welche Bücher dieser Philosophen für mich in Frage kämen? |
Vor allem die genannten Bücher von Vollmer und Streminger, aber auch ein paar von Albert, die ich nicht aufgezählt habe. Ansonsten wirf mal einen Blick auf ihre Website: GKP Nürnberg (Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg).
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#199546) Verfasst am: 25.10.2004, 00:21 Titel: |
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Ein interessantes Argument habe ich noch:
Draxgombs Paradoxon.
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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göttertod Atheist und Zweifelsäer
Anmeldungsdatum: 20.08.2004 Beiträge: 1565
Wohnort: Freiburg
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(#199647) Verfasst am: 25.10.2004, 09:19 Titel: |
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Vielen, vielen Dank Volker. Jetzt hab ich die nächsten 20 Jahre was zu lesen.
Und auch meinen Dank an alle anderen.
Ihr alle seid was ich brauche.
_________________ auf dass die Bücher von "Iain Banks" Wirklichkeit werden
The Jimmy Dore Show
jede Tradition ist es wert sich an sie zu erinnern, aber nicht jede Tradition ist es wert gelebt zu werden
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#203718) Verfasst am: 31.10.2004, 15:36 Titel: Re: Welche Argumente gibt es gegen einen Gottglauben, gleich welcher Art |
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Hi Volker,
[...]
Volker hat folgendes geschrieben: | göttertod hat folgendes geschrieben: | Gibt es Bücher die sich mit genau diesem Thema befaßen? |
Auf Englisch gibt es einige (eines habe ich oben genannt, hier ein paar mehr):
Martin, Michael: 1990, Atheism: A Philosophical Justification, Temple University Press, Philadelphia.
Gale, Richard M.: 1993, On the Nature and Existence of God, Cambridge University Press, Cambridge.
Barker, Dan: 1992b, Losing Faith In Faith. From Preacher To Atheist., Freedom From Religion Foundation, Inc., Madison, Website Leseprobe
Brams, Steven J.: 1983, Superior Beings - if They Exist, how Would We Know?: Game-Theoretic Implications of Omniscience, Immortality, and Incomprehensibility, Springer-Verlag, New York.
Feuerbach, Ludwig: 1841, Das Wesen des Christentums., Reclam, Ditzingen, Onlinetext
Hume, David: 1981, Dialoge über natürliche Religion, Reclam, Ditzingen.
Joshi, S. T.: 2003, God's Defenders: What They Believe and Why They Are Wrong, Prometheus Books, New York.
Mackie, John L.: 1985, Das Wunder des Theismus, Reclam, Ditzingen.
Newberg, Andrew, DAquili, Vince Rause: 2003, Der gedachte Gott. Wie Glaube im Gehirn entsteht., Piper, München.
P., Edward, Tolley, Jr., Swenson, Jeff: 2003, Beach Blanket Atheism: The Beginner's Guide for the Non-Believer , Sterling House, .
Parsons, Keith M.: 1990, God and the Burden of Proof: Plantinga, Swinburne, and the Analytic Defense of Theism (Frontiers of Philosophy), Prometheus Books, New York.
Poidevin, Robin Le: 1996, Arguing for Atheism: An Introduction to the Philosophy of Religion, Routledge, New York.
Sagan, Carl: 1997, Der Drache in meiner Garage. Oder die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven., Droemersche Verlagsanstalt, München.
Shaferski, Nadir: 2001, Cogito Ergo Cogito, Mensch & Buch Verlag, Berlin.
Shermer, Michael: 1999, How We Believe: The Search for God in an Age of Science., W. H. Freeman & Company, New York.
Smith, George H.: 1979, Atheism : The Case Against God, Prometheus Books, New York.
Smith, George H.: 2000, Why Atheism?, Prometheus Books, New York.
Streminger, Gerhard: 1992, Gottes Güte und die Übel der Welt, Das Theodizeeproblem, Mohr Siebeck, Tübingen.
Vollmer, Gerhard: 1988, Was können wir wissen? Band 2: Die Erkenntnis der Natur, S. Hirzel Verlag, Stuttgart.
Vollmer, Gerhard: 1988, Was können wir wissen? Band 1: Die Natur der Erkenntnis, S. Hirzel Verlag, Stuttgart.
Vollmer, Gerhard: 2002, Wieso können wir die Welt erkennen? , Hirzel, Stuttgart.
... um nur ein paar auf die Schnelle zu nennen. [...] |
Gratuliere, ein wahrhaft gelungener Überblick!
Jetzt fehlen nur noch Deine Rezensionen zu den Büchern.
Grüße
Martin
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#205569) Verfasst am: 03.11.2004, 10:44 Titel: Re: Welche Argumente gibt es gegen einen Gottglauben, gleich welcher Art |
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Martin Neukamm hat folgendes geschrieben: | Jetzt fehlen nur noch Deine Rezensionen zu den Büchern. |
Ok, ich fange mal an und ergänze es dann in lockerer Folge:
Martin, Michael (Hrsg.) und Monnier, Ricki (Hrsg.): 2002, The Impossibility of God, Prometheus Books, New York.
Die beiden negativen Punkte zuerst: Das Buch ist auf Englisch und es ist streckenweise nicht ganz einfach zu lesen (es handelt sich um eine Sammlung von Artikeln, vorwiegend von Philosophen, die teilweise auf recht hohem Niveau schreiben). Es gibt auf den 438 Seiten auch eine Reihe sehr leicht zu verstehender Abhandlungen, für die das gewöhnliche Schulenglisch völlig ausreicht, aber Kenntnisse in Logik sind generell von Vorteil.
In diesem Buch ist eine gut gegliederte Sammlung von Argumenten gegen die Existenz Gottes zu finden. Neben Klassikern wie dem Theodizeeproblem finden wir aber auch viele zum Teil recht originelle Argumente, von denen mir die Mehrheit unbekannt war (und ich dachte, ich würde die meisten schon kennen - ein Irrtum). Artikel mit Wahrscheinlichkeitsargumenten fehlen gänzlich, was Absicht ist, damit könnte man noch ein weiteres Buch füllen. Zu einigen Abhandlungen werden auch Entgegnungen angeführt, samt ihrer Widerlegung.
Das Buch bietet einen guten (wenn auch nicht vollständigen) Überblick über den modernen Stand der philosophischen Diskussion. Das eine Reihe von Argumenten fehlt, liegt daran, dass Michael Martin in Martin, Michael: 1990, Atheism: A Philosophical Justification, Temple University Press, Philadelphia, bereits eine Fülle von Gottesbeweisen (und ihren Widerlegungen) und Gegenbeweisen gebracht hat, die in diesem Buch nicht wiederholt werden, womit es eine Ergänzung zu seinem Standard-Werk über Atheismus ist. Widerlegungen von Gottesbeweisen fehlen in dem hier besprochenen Werk gänzlich, was aber kein Mangel ist, weil es in dem Buch nur um die sog. "Atheologischen Argumente" geht.
Das Thema, ob sich die Existenz Gottes überhaupt widerlegen lässt, wird leider nur recht kurz gestreift - knapp, aber gerade eben ausreichend. Außerdem, eine weitere thematische Einschränkung, es geht nur um den jüdisch-christlichen Gott, nicht um andere Gottesvorstellungen, was aber für ein amerikanisches Buch fast schon selbstverständlich ist (bei ca. 90% Christen unter den Amerikanern).
Fazit: Die Gottesbeweise mögen gescheitert sein, aber von den atheologischen Argumenten kann man das so generell nicht behaupten. Wer Argumente gegen die Existenz des (jüdisch-christlichen) Gottes sucht, wird in diesem Werk reichhaltig bedient, es bietet eine Fülle von Anregungen, trotz seiner thematischen Beschränkungen, vielleicht sogar gerade deswegen. Seinem Titel wird das Buch vollauf gerecht, es zeigt in der Tat die "Unmöglichkeit (der Existenz) Gottes" auf. Faszinierender Lesestoff von hohem Niveau!
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#208056) Verfasst am: 06.11.2004, 02:54 Titel: Widersprüchliche Eigenschaften Gottes |
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Die folgende Sammlung stammt von von Theodore M. Drange: Incompatible-Properties Arguments: A Survey (1998). Dies hier ist eine kurze Zusammenfassung (nur die Argumente):
1. Perfektion versus Schöpfung
Version #1:
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er perfekt.
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er der Schöpfer des Universums.
(P3) Ein perfektes Wesen kann keine Bedürfnisse oder Wünsche haben.
(P4) Wenn jemand das Universum schuf, dann muss er dazu ein Bedürfnis oder den Wunsch dazu gehabt haben.
(P5) Daher ist es unmöglich, dass ein perfektes Wesen der Schöpfer des Universums sein kann (aus (P3) und (P4)).
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P5)).
Version #2:
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er perfekt.
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er der Schöpfer des Universums.
(P3) Wenn ein Wesen perfekt ist, dann muss alles, was es schafft, auch perfekt sein.
(P4) Aber das Universum ist nicht perfekt.
(P5) Daher ist es unmöglich, dass ein perfektes Wesen das Universum geschaffen hat (aus (P3) und (P4)).
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P5)).
2. Die Unveränderlichkeit Gottes versus Schöpfung
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er unwandelbar (sonst wäre er nicht perfekt)
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er der Schöpfer des Universums.
(P3) Ein unwandelbares Wesen kann nicht zu einer Zeit eine Absicht haben und zu einem anderen Zeitpunkt keine Absicht.
(P4) Für ein Wesen, das etwas erschafft, muss vor der Erschaffung die Absicht haben, es zu erschaffen, aber später, nach der Schöpfung, keine Absicht haben, etwas zu erschaffen.
(P5) Daher ist es unmöglich für ein unwandelbares Wesen irgendetwas zu erschafft zu haben (aus (P3) und (P4)).
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P5)).
3. Unwandelbarkeit versus Allwissenheit
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er unwandelbar (sonst wäre er nicht perfekt)
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er allwissend.
(P3) Ein unwandelbares Wesen kann nicht zu verschiedenen Zeiten unterschiedliches Wissen haben.
(P4) Um allwissend zu sein, müsste ein Wesen alles über Vergangenheit und Zukunft wissen.
(P5) Aber was Vergangenheit und was Zukunft ist, wandelt sich ständig.
(P6) Daher, um die Eigenschaften der Vergangenheit und der Zukunft zu wissen, müsste ein Wesen verschiedene Dinge zu verschiedenen Zeiten wissen (aus (P5)).
(P7) Daraus folgt, dass ein Wesen, um allwissend zu sein, unterschiedliche Dinge zu unterschiedlichen Zeiten wissen müsste (aus (P4) und (P5)).
(P8) Daher ist es für ein unwandelbares Wesen unmöglich, allwissend zu sein (aus (P3) und (P7)).
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P8)).
4. Unwandelbarkeit versus Liebe
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er unwandelbar (sonst wäre er nicht perfekt)
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er liebend.
(P3) Ein unwandelbares Wesen kann nicht durch Ereignisse verändert werden.
(P4) Um liebend zu sein, muss ein Wesen durch Ereignisse verändert werden können.
(P5) Daher ist es für ein unwandelbares Wesen unmöglich, liebend zu sein (aus (P3) und (P4)).
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P5)).
5. Transzendenz versus Allgegenwart
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er transzendent (d. h. er existiert außerhalb von Zeit und Raum).
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er allgegenwärtig.
(P3) Wenn etwas transzendent ist, dann kann es nicht irgendwo im Raum existieren.
(P4) Um allgegenwärtig zu sein muss ein Wesen überall im Raum existieren
(P5) Daher ist es für ein transzendentes Wesen unmöglich, allgegenwärtig zu sein (aus (P3) und (P4)).
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P5)).
6. Transzendenz versus Persönlichkeit
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er transzendent (d. h. er existiert außerhalb von Zeit und Raum).
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er eine Person (oder ein persönliches Wesen).
(P3) Wenn etwas transzendent ist, dann kann es nicht existieren und innerhalb von Zeit agieren.
(P4) Aber ein persönliches Wesen muss existieren und innerhalb von Zeit agieren.
(P5) Daher ist es für ein transzendentes Wesen unmöglich, eine Person zu sein (aus (P3) und (P4)).
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P5)).
7. Nichtkörperlich versus Persönlichkeit
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er nichtkörperlich.
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er eine Person (oder ein persönliches Wesen).
(P3) Eine Persönlichkeit muss körperlich existieren.
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1) bis (P3)).
8. Allgegenwart versus Persönlichkeit
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er allgegenwärtig.
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er eine Person (oder ein persönliches Wesen).
(P3) Was immer allgegenwärtig ist, kann keine Persönlichkeit sein.
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1) bis (P3)).
9. Allwissenheit versus Freiheit
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er allwissend.
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er frei.
(P3) Ein allwissendes Wesen muss genau wissen, was er in Zukunft tut und nicht tun wird.
(P4) Wenn Gott weiß, was er tun wird, dann ist es unmöglich für ihn, es nicht zu tun, und wenn er weiß, was er nicht tun wird, dann ist es unmöglich für ihn, es zu tun.
(P5) Daher, was immer Gott auch tut, er muss es tun, und was immer er nicht tut, kan er nicht tun (aus (P3) und (P4)).
(P6) Um frei zu sein, muss man offene Optionen haben, was bedeutet, die Fähigkeit zu haben, auch anders zu handeln, als man tatsächlich handelt.
(P7) Wenn also jemand frei ist, dann muss er nicht tun, was er tatsächlich tut, und er ist fähig, zu tun, was ernicht tatsächlich tut (aus (P6)).
(P8) Daher kann ein allwissendes Wesen nicht frei sein (aus (P5) und (P7)).
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P8)).
10. Gerechtigkeit versus Gnade
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er ein gerechter Richter.
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er ein gnädiger Richter.
(P3) Ein gerechter Richter behandelt jeden Täter exakt nach der Schwere seiner Taten, so wie sie/er es verdient.
(P4) Ein gnädiger Richter behandelt jeden Täter mit weniger Strenge nach seinen Taten, so wie sie/er es verdient.
(P5) Es ist unmöglich, einen Täter nach der Schwere seiner Taten zu behandeln, so wie sie/er es verdient, und gleichzeitig weniger streng zu behandeln, als sie/er es verdient.
(P6) Daher ist es unmöglich, ein gnädiger und ein gerechter Richter zu sein (aus (P1) bis (P5)),
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P6)).
Einige der Argumente von Drange passen nur auf den christlichen Gott, einige auf alle Götter. Einige sind solider in der Argumentation als andere. Aber trotzdem interessant, mal so eine Übersicht zu haben, oder? Dabei ist diese Sammlung nicht einmal vollständig!
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#208418) Verfasst am: 06.11.2004, 19:20 Titel: Re: Widersprüchliche Eigenschaften Gottes |
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Hi Volker,
Volker hat folgendes geschrieben: | Die folgende Sammlung stammt von von Theodore M. Drange: Incompatible-Properties Arguments: A Survey (1998). Dies hier ist eine kurze Zusammenfassung (nur die Argumente):
1. Perfektion versus Schöpfung
Version #1:
(P1) Wenn Gott existiert, dann ist er perfekt.
(P2) Wenn Gott existiert, dann ist er der Schöpfer des Universums.
(P3) Ein perfektes Wesen kann keine Bedürfnisse oder Wünsche haben.
(P4) Wenn jemand das Universum schuf, dann muss er dazu ein Bedürfnis oder den Wunsch dazu gehabt haben.
(P5) Daher ist es unmöglich, dass ein perfektes Wesen der Schöpfer des Universums sein kann (aus (P3) und (P4)).
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(S) Folglich ist es unmöglich, dass Gott existiert (aus (P1), (P2) und (P5)). |
Das Problem derartiger "Widerlegungen" ist, daß die der Konklusion vorangestellten Prämissen nicht zu beweisen sind. Ein perfekter Gott könnte ebenso Wünsche und Bedürfnisse haben. Ein Schöpfer braucht auch nicht perfekt zu sein. Weil die hier gemachten Vorausetzungen ebenso religiös-metaphysisch sind, wie die Voraussetzungen der Theisten, läßt sich anhand deren schwerlich eine logisch zwingende Widerlegung einer wie auch immer gearteten übernatürlichen Sphäre vornehmen.
Man kann natürlich einige der Vorstellungen gläubiger Menschen kritisch hinterfragen. Z.B., wie es sein kann, daß Gott allwissend und allmächtig ist, wenn er doch ständig imperfektes Pfuschwerk hervorbringt. Aber eine zwingende Widerlegung ist auch das nicht. Im Zweifelsfall ist es eben der unergründliche Ratschluß des Schöpfers, der uns daran hindert, zu erkennen, weshalb das Universum entgegen unserer Einschätzung eben doch das perfekteste aller möglichen ist.
Grüße
Martin
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#208545) Verfasst am: 06.11.2004, 21:28 Titel: Re: Widersprüchliche Eigenschaften Gottes |
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Martin Neukamm hat folgendes geschrieben: | Das Problem derartiger "Widerlegungen" ist, daß die der Konklusion vorangestellten Prämissen nicht zu beweisen sind. Ein perfekter Gott könnte ebenso Wünsche und Bedürfnisse haben. Ein Schöpfer braucht auch nicht perfekt zu sein. Weil die hier gemachten Vorausetzungen ebenso religiös-metaphysisch sind, wie die Voraussetzungen der Theisten, läßt sich anhand deren schwerlich eine logisch zwingende Widerlegung einer wie auch immer gearteten übernatürlichen Sphäre vornehmen. |
Stimmt. Aber es sind die Prämissen der Theologen oder Gläubigen, die damit an ihre Grenzen geführt werden.
Zitat: | Man kann natürlich einige der Vorstellungen gläubiger Menschen kritisch hinterfragen. Z.B., wie es sein kann, daß Gott allwissend und allmächtig ist, wenn er doch ständig imperfektes Pfuschwerk hervorbringt. Aber eine zwingende Widerlegung ist auch das nicht. Im Zweifelsfall ist es eben der unergründliche Ratschluß des Schöpfers, der uns daran hindert, zu erkennen, weshalb das Universum entgegen unserer Einschätzung eben doch das perfekteste aller möglichen ist.  |
Mehr als ein kritisches Hinterfragen ist es auch nicht. Es zeigt nur, dass der Gott der gängigen Vorstellungen so nicht haltbar ist.
Aber, wie ich gerade in einem anderen Forum erlebe: Die Gläubigen zweifeln lieber die Logik an als ihre eigenen Vorstellungen (obwohl ich den Artikel über Glauben und Logik vorsichtshalber gleich hinzterhergeschickt habe).
Das alles sagt nichts über Gott, aber einiges über die Gläubigen.
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#208599) Verfasst am: 06.11.2004, 22:34 Titel: Re: Widersprüchliche Eigenschaften Gottes |
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Hi Volker,
[ ... ]
Volker hat folgendes geschrieben: |
Aber, wie ich gerade in einem anderen Forum erlebe: Die Gläubigen zweifeln lieber die Logik an als ihre eigenen Vorstellungen (obwohl ich den Artikel über Glauben und Logik vorsichtshalber gleich hinzterhergeschickt habe).
Das alles sagt nichts über Gott, aber einiges über die Gläubigen. ;) |
das sehe ich auch so.
Als Agnostiker gehe ich davon aus, dass man bestenfalls Gottes_bilder_ widerlegen kann. Dazu benötigt man aber Logik. Es ist natürlich eine spannende Frage, ob unsere Logik universell gültig ist. Man kann zwar sagen, dass ohne Logik eine sinnvolle Argumentation nicht möglich ist, damit ist aber noch nichts darüber gesagt, ob es 'etwas' geben kann, das nicht den Gesetzen unserer Logik unterliegt. Für mich ist diese Frage offen.
Argumente wie die, die Du vorgestellt hast, reichen aus, jeden Gläubigen dazu zu zwingen, seinen Glauben als _Glauben_ zu bezeichnen. Wenn jemand seinen Glauben dringender 'braucht' als die Logik, ist das für mich in etwa so, wie wenn jemand die Logik 'braucht' um _gewiss_ sein zu können, dass es keinen wie auch immer gearteten Gott geben kann.
Grüßle
Thomas
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Fluse KLERIKERFEINDIN
Anmeldungsdatum: 27.10.2003 Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen
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(#208608) Verfasst am: 06.11.2004, 22:46 Titel: Re: Widersprüchliche Eigenschaften Gottes |
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Thomas Waschke hat folgendes geschrieben: | Hi Volker,
[ ... ]
Volker hat folgendes geschrieben: |
Aber, wie ich gerade in einem anderen Forum erlebe: Die Gläubigen zweifeln lieber die Logik an als ihre eigenen Vorstellungen (obwohl ich den Artikel über Glauben und Logik vorsichtshalber gleich hinzterhergeschickt habe).
Das alles sagt nichts über Gott, aber einiges über die Gläubigen.  |
das sehe ich auch so.
Als Agnostiker gehe ich davon aus, dass man bestenfalls Gottes_bilder_ widerlegen kann. Dazu benötigt man aber Logik. Es ist natürlich eine spannende Frage, ob unsere Logik universell gültig ist. Man kann zwar sagen, dass ohne Logik eine sinnvolle Argumentation nicht möglich ist, damit ist aber noch nichts darüber gesagt, ob es 'etwas' geben kann, das nicht den Gesetzen unserer Logik unterliegt. Für mich ist diese Frage offen.
Argumente wie die, die Du vorgestellt hast, reichen aus, jeden Gläubigen dazu zu zwingen, seinen Glauben als _Glauben_ zu bezeichnen. Wenn jemand seinen Glauben dringender 'braucht' als die Logik, ist das für mich in etwa so, wie wenn jemand die Logik 'braucht' um _gewiss_ sein zu können, dass es keinen wie auch immer gearteten Gott geben kann.
Grüßle
Thomas |
Dann würde doch jeder hirnrissigen erfundenen Logik, Tür und Tor geöffnet?
Solange noch niemand zb. den christlichen Gott gesehen usw. hat, und mir als Logik verkaufen will, lehne ich sowas ab!
Da kann ja jeder mit Hirngespinnsten daherkommen und mir das als Gotteslogik verkaufen,nur weil man es nicht mit wissenschaftlichen Nachweisen widerlegen kann,als wahren Glauben auftischen!
_________________ Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)
Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#208611) Verfasst am: 06.11.2004, 22:55 Titel: Re: Widersprüchliche Eigenschaften Gottes |
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Hi Fluse,
Fluse hat folgendes geschrieben: |
Dann würde doch jeder hirnrissigen erfundenen Logik, Tür und Tor geöffnet? :roll: |
nein. Ich habe doch geschrieben, dass man so jedem Gottesbild die Grenzen aufzeigen kann.
Fluse hat folgendes geschrieben: | Solange noch niemand zb. den christlichen Gott gesehen usw. hat, und mir als Logik verkaufen will, lehne ich sowas ab! |
Ich auch.
Fluse hat folgendes geschrieben: | Da kann ja jeder mit Hirngespinnsten daherkommen und mir das als Gotteslogik verkaufen,nur weil man es nicht mit wissenschaftlichen Nachweisen widerlegen kann,als wahren Glauben auftischen! |
Das Problem besteht leider darin, dass Du bestimmte Dinge (beispielsweise, ob es ein Leben nach dem Tod, einen Gott oder weiß der Herr was) 'gibt' nicht widerlegen kannst. Ich finde es ehrlicher, das einfach anzuerkennen und sich nicht weiter darum zu kümmern, als irgendwelche logischen Klimmzüge zu veranstalten, bei denen noch so elegante Beweisführungen nicht darüber hinwegtäuschen können, dass in den Prämissen ein Problem liegt.
Grüßle
Thomas
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shiningthrough deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.11.2003 Beiträge: 1099
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(#208613) Verfasst am: 06.11.2004, 22:59 Titel: |
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Zitat: | Fluse hat folgendes geschrieben:
Solange noch niemand zb. den christlichen Gott gesehen usw. hat, und mir als Logik verkaufen will, lehne ich sowas ab!
Ich auch.
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Hi Thomas,
ich kann es mir nicht verkneifen: Es gab schon mal einen Thomas, der hat es auch nicht geglaubt ohne zu sehen .
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#208615) Verfasst am: 06.11.2004, 23:00 Titel: |
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Hi ShiningThrough.
shiningthrough hat folgendes geschrieben: |
ich kann es mir nicht verkneifen: Es gab schon mal einen Thomas, der hat es auch nicht geglaubt ohne zu sehen :-). |
stimmt. Meine Mutti hat aber immer betont, dass ich nach dem Aquinaten benamst wurde.
Grüßle
Thomas
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Fluse KLERIKERFEINDIN
Anmeldungsdatum: 27.10.2003 Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen
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(#208619) Verfasst am: 06.11.2004, 23:07 Titel: |
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Zitat:Das Problem besteht leider darin, dass Du bestimmte Dinge (beispielsweise, ob es ein Leben nach dem Tod, einen Gott oder weiß der Herr was) 'gibt' nicht widerlegen kannst. Ich finde es ehrlicher, das einfach anzuerkennen und sich nicht weiter darum zu kümmern, als irgendwelche logischen Klimmzüge zu veranstalten, bei denen noch so elegante Beweisführungen nicht darüber hinwegtäuschen können, dass in den Prämissen ein Problem liegt
@Thomas
Stimmt leider!
Das traurige ist allerdings, daß ich solch einen unbewiesenden Humbug als ungläubiger Mitmensch mitfinanzieren muß!
Wenn es für den Menschen nicht relevannt wäre, was die Kleriker ihren Schäfchen so verklickern, würde ich allzugerne den Aberglauben lächelnd zusehen!
Die Klimmzüge müssen nach meiner Meinung auch die Gottesanbeter bewerkstelligen, nicht ich oder?!
Das Problem kann nicht in diesem Fall auf den Wissenschaftlern liegen!
Die miesen Totschlagargumente der Gottesanbeter sind da eh für mich schäbig bzw. unter aller Sau!
_________________ Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)
Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#208659) Verfasst am: 07.11.2004, 00:02 Titel: Re: Widersprüchliche Eigenschaften Gottes |
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Thomas Waschke hat folgendes geschrieben: | Als Agnostiker gehe ich davon aus, dass man bestenfalls Gottes_bilder_ widerlegen kann. Dazu benötigt man aber Logik. Es ist natürlich eine spannende Frage, ob unsere Logik universell gültig ist. Man kann zwar sagen, dass ohne Logik eine sinnvolle Argumentation nicht möglich ist, damit ist aber noch nichts darüber gesagt, ob es 'etwas' geben kann, das nicht den Gesetzen unserer Logik unterliegt. Für mich ist diese Frage offen. |
Ja, diese Frage kann man auch nicht generell beantworten. Es ist nur so, dass wir nur etwas wirklich erkennen können, was ganz bestimmten Regeln unterliegt (etwa der Logik). Diese Regelerkennung ist eine Anpassungsleistung unseres Gehirns an dieses Universums, genauer gesagt, sogar nur eines Ausschnitts davon (Mesokosmos). Dass diese Regeln im Groben und Ganzen auch im Mikros- und Makrokosmos funktionieren ist schon nicht mehr selbstverständlich.
Unterliegt etwas nicht den Regeln, die wir kennen, können wir es auch nicht erkennen und nichts weiter darüber aussagen. Und hier befinden sich die Gläubigen in einem schweren Dilemma: Zwar ziehen sie sich bei logischen Einwänden ganz schnell dahinter zurück, dass Gott etwa nicht der Logik unterliegen soll, aber eine Religion, die das annimmt, könnte überhaupt nicht funktionieren. Regellosigkeit (Chaos, Zufall - also etwas, in dem wir keine Regeln erkennen können) ist für die Basis einer Religon die denkbar schlechteste Grundlage überhaupt, weil sie auf festen Regeln, Ritualen, magischen Praktiken etc. aufbaut und nur daher ihre Sicherheit beziehen kann.
Wobei es keinen (praktischen) Unterschied gibt zwischen dem Nichterkennen von Regeln und dem Nichtvorhandensein von Regeln - wenn man keine Regeln erkennt, kann man nicht einmal behaupten, dass es keinen Regeln unterliegt!
Es ist also das eine, was die Gläubigen sagen - Gott unterliegt keiner Logik - und das andere, was sie denken. Gott unterliegt immer genau dann keinen Regeln, wenn man ihn kritisiert, aber ist die Basis für feste (manchmal muss man sagen: starre) Regeln oft einfachster Machart, wenn es den eigenen Interessen dienlich ist.
Das ist vielen Gläubigen nicht bewusst, man muss sie immer mal wieder darauf stoßen. Die Gläubigen, die sich nicht hinter eine Regellosigkeit zurückziehen, sind durchaus selten (und schwierige Diskussionspartner von meist recht hoher Intelligenz, die man mit solchen Syllogismen auch nicht weiter beeindrucken kann, die auch bereit sind, einem sofort zuzugestehen, dass ein darauf basierendes Gottesbild schlicht falsch sein muss).
Zitat: | Argumente wie die, die Du vorgestellt hast, reichen aus, jeden Gläubigen dazu zu zwingen, seinen Glauben als _Glauben_ zu bezeichnen. |
Was nicht viel ist, aber dazu beiträgt, den Glauben als "rational nicht zu rechtfertigen" darzustellen, womit viele Gläubige ein Problem haben, weil sie zwei widersprüchliche Dinge gleichzeitig haben wollen: Regellosigkeit bei Kritik, Regelhaftigkeit bei der religiösen Praxis, denn Regelhaftigkeit bedeutet Sicherheit, Regellosigkeit Unsicherheit, Zweifel, Misstrauen und andere emotional unangenehme Dinge. Religionen sind regelbasierte Welterklärungssysteme zur Minderung von Unsicherheit in einer teils vom Chaos und Zufall geleiteten Welt. Man wird religiös, wenn man den Zufall nicht aushalten kann, denn damit kommt die Angst.
Es ist die Angstfreiheit, die Religionen so attraktiv macht. Das ist ihr Verdienst - und ihre Achillesferse.
Zitat: | Wenn jemand seinen Glauben dringender 'braucht' als die Logik, ist das für mich in etwa so, wie wenn jemand die Logik 'braucht' um _gewiss_ sein zu können, dass es keinen wie auch immer gearteten Gott geben kann. |
Es geht nicht um einen "wie auch immer gearteten Gott", denn daran glaubt kein Mensch. Es geht immer um eine zwar diffuse, aber feste Gottesvorstellung. "Diffus" und zugleich "fest" - das ist der Widerspruch.
Das eigentlich schlimme an diesen Gottesvorstellungen - und das, wogegen ich mich wende - ist die Tatsache, dass diese zu einer Verstärkung und Festigung des eigenen (oder fremden) Weltbilds benutzt wird, wie immer dieses auch aussieht, ein Weltbild, welches als irrtumsfrei geglaubt wird. Und eine angenommene Irrtumsfreiheit ist meist auch eine "gute" Basis für Fanatismus und eine "gute" Basis für Fremdmanipulation.
Dagegen halte ich, dass es den Gott, an den die Gläubigen glauben, so nicht geben kann, und das kann man mit einer gewissen Sicherheit auch erkennen. Entweder, man bekennt sich dazu, dass Gott unerkennbar ist und er also weder eine Basis für Moral noch für Regeln sein kann (Moral besteht dabei aus den Regeln, mit denen wir unser Zusammenleben gestalten), oder dass er bestimmten Regeln unterliegt, die man untersuchen kann, denn was regelbasiert ist, fällt in den Zuständigkeitsbereich der Vernunft, da ist kein Glauben (im religiösen Sinne) notwendig.
Ob ein Gott, wenn er denn existiert, nicht doch erkennbaren Regeln unterliegt, ist eine nicht entschiedene Frage. Ich denke, dass viele Agnostiker hier vorschnell urteilen und die Frage nach den Regeln vorschnell verneinen.
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#208665) Verfasst am: 07.11.2004, 00:10 Titel: Re: Widersprüchliche Eigenschaften Gottes |
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Volker hat folgendes geschrieben: | Regellosigkeit [...] ist für die Basis einer Religon die denkbar schlechteste Grundlage überhaupt |
Ich bin mir nicht sicher, ob man das derart verallgemeinern kann. Okay, de Fakto weiss ich, dass man es nicht kann.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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magnusfe MASTERMISSIONATOR OF THEOLOGIK
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 3944
Wohnort: dunkler Ort :
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(#208673) Verfasst am: 07.11.2004, 00:34 Titel: Logik ... |
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Wenn es keinen Leadergott gäbe hätte er keinen Sohn
Wenn er keinen Sohn hätte gäbe es keinen Genialen Glauben an den Sohn
Gäbe es keinen genialen Glauben an den Sohn könnte ich nicht den genialen Glauben an den Sohn erklären weil Menschen nur einen ungenialen Glauben erfinden hätten können (wie Islam etc.), aber keinen so genialen Glauben
-> Da so ein genialer Glaube nur von Gott kommen kann, weil kein Mensch zu so einem genialen Glaubenserfindung in der Lage ist, muss es Gott geben
Da ihr den genialen Glauben nicht in euer Gehirn lassen wollt, blockiert ihr den genialen Glauben am Hirneingang und bildet euch ein, die genialen Verkündiger wie ich würde Lächerliches von sich geben, dabei ist es so genial dass es euer Hirn in Rekordzeit komplett überschwemmen würde würdet ihr es nicht blockieren am Hirneingang mit der Ausrede dass es seltsam formuliert ist
Da ihr dies aber tut kommt der Satan und klaut euch die Informationen wieder damit ihr nicht länger euren Hinreingang blockieren müsst weil die Informationen dann wieder weg sind und ihr euer Hirn dann wieder öffnen könnt für andere Informationen ohne befürchten zu müssen dass meine genialen Glaubensinfos mit durchrutschen, weil der Satan sie schon entfernt hat
Deshalb gibt es auch den Satan, weil ohne ihn wäre euer Hirn schon längst überflutet und durchdrungen mit genialen Glaubensinfos, und da es den Satan gibt gibt es den Leadergott natürlich auch
Alles in sich so logisch und konsistent dass jeglicher Zweifel unlogisch ist
Logisch, oder ?
_________________ http://www.magnusfe.npage.de
Wer meine Worte klaut wird schlau
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#208680) Verfasst am: 07.11.2004, 01:33 Titel: |
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"Ich schlief mit dem Vertrauen und merkte am nächsten Tage, dass es eine Leiche war. Ich tanzte und trank die ganze Nacht mit dem Zweifel und merkte am nächsten Tage, dass er noch jungfräulich war."
- Aleister Crowley
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#208681) Verfasst am: 07.11.2004, 01:34 Titel: Re: Logik ... |
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magnusfe hat folgendes geschrieben: | Wenn es keinen Leadergott gäbe hätte er keinen Sohn
Wenn er keinen Sohn hätte gäbe es keinen Genialen Glauben an den Sohn
Gäbe es keinen genialen Glauben an den Sohn könnte ich nicht den genialen Glauben an den Sohn erklären weil Menschen nur einen ungenialen Glauben erfinden hätten können (wie Islam etc.), aber keinen so genialen Glauben
-> Da so ein genialer Glaube nur von Gott kommen kann, weil kein Mensch zu so einem genialen Glaubenserfindung in der Lage ist, muss es Gott geben |
Der Glauben an einen Göttersohn, der auf die Erde geschickt wurde, ist aber bereits zuvor erfunden worden - beschäftige Dich mal mit den Sagen über Horus, Dionysos, Mithras, Tammuz, Adonis, Attis und ein paar anderen. Jesus ist eine Art Gesamtkopie dieser Sagen, inklusive Einsprengsel von Pythagoras, Asklepios, Buddha und ein paar anderen Volkssagen, eine Komposition aus längst bekannten Elementen, oft bis in die überflüssigen Einzelheiten kopiert.
Von ca. 70% der Aussagen, die Jesus angeblich gemacht haben soll, kennt man mittlerweile die Quellen, aus denen abgeschrieben wurde - entweder das AT oder andere damals bekannte Schriften.
Jesus war entweder der unoriginellste Religionsstifter aller Zeiten, oder eine Gesamtcollage aus anderen Werken, oder diese bekannten Aussprüche wurden ihm nachträglich zugeschrieben, weil die Autoren sie so gut fanden, dass sie meinten, sie könnten nur von Jesus stammen!
Ich sehe auch keine Schwierigkeit darin, dass sich Menschen sowas ausgedacht haben - Vorlagen gab es ja genug, die geschichte von Jesus erzählt nur eine noch ältere Geschichte nochmal wieder neu.
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#211304) Verfasst am: 11.11.2004, 23:19 Titel: |
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Eine weitere Rezension eines Buches, aber eines, welches ich in meiner Liste weiter oben nicht aufgeführt habe:
Boyer, Pascal: 2004, Und Mensch schuf Gott, J. G. Cotta, Stuttgart.
Ich habe die englische Ausgabe gelesen mit dem Titel Religion Explained. The Evolutionary Origins Of Religious Thoughts. Die deutsche Ausgabe habe ich gerade heute bekommen, sie soll eine Übersetzung der englischen Ausgabe sein und leider nicht des französischen Originals. Der englische Titel gefällt mir besser, der deutsche ist allerdings eine wörtliche Übersetzung des französischen Titels.
Boyer hat Anthropologie, Religionswissenschaft und Linguistik studiert und gilt als einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Religionswissenschaften, Kognition und Neurologie. Wenn man das Buch gelesen hat, weiß man, warum.
Ich habe selten ein Buch gelesen, welches meine Ideen über die Religion so tief beeinflusst hat. Das liegt nicht nur an der bestechenden Theorie, die Boyer vorlegt, sondern vor allem an der exzellenten Begründung, die nicht nur theoretisch, sondern vor allem empirisch erfolgt. Boyer ist der Erfinder der "experimentellen Theologie", d. h. er zeigt Methoden, wie man empirisch-praktisch dem religiösen Denken auf die Spur kommt.
Besonders interessant ist, dass Boyer über den abendländisch-christlichen Tellerrand hinaussieht, seine praktischen Beispiele entstammen meist einem auf Java und einem in Afrika beheimateten Stamm, die er als Ethnologe erforscht hat (d. h. er hat eine Weile in beiden Stämmen gelebt).
Seine theoretische Grundlage ist die Theorie der Meme. Ich hatte vorher einiges über Meme gelesen (von Dawkins und Blackmore), stand der Theorie aber skeptisch-ablehnend gegenüber - bis ich Boyer las. Boyer prüft die memetischen Grundlagen seiner Theorie empirisch nach, er hat daher die Theorie der Meme auch verändert. Er zeigt, dass ein Großteil des kulturellen Wissens über das Geschichtenerzählen weitergegeben wird. Geschichten lassen sich leichter merken, und er führt die Gründe dafür an.
Was das Interessante ist: Ich bin früher als Zauber- und Gedächtniskünstler aufgetreten, ich kenne als die Methoden (Mnemotechniken), mit denen man sich etwas merken kann, sehr gut. Und die Geschichten, die erzählt werden, richten sich genau nach diesen Methoden aus - bestimmte Geschichten lassen sich leichter merken als andere, wozu Boyer die Befunde der Hirnforschung anführt sowie experimentelle Studien (so habe ich in diesem Buch erstmals detailliert erfahren, wieso die Mnemotechnik so funktioniert, wie sie funktioniert, vorher war das für mich nur eine Sammlung von praktischen Tricks).
Aus diesen Grundlagen entwickelt Boyer eine Theorie aller existierenden Religionen (in meinem Vortrag stammt der Teil über die Entstehung der Moral und des Totenbegräbnisses von Boyer). Er erklärt, woher der Glauben an Geister und Götter stammt, woher die religiöse Moral stammt, woher die Rituale stammen, wieso Religion zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führt u. v. a. mehr. Seine Theorien sind deswegen so schlüssig, weil sie zum einen logisch sehr einleuchtend sind, zum anderen aber auch immer experimentell abgesichert sind.
Fazit: Von allen Büchern über Religion würde ich dieses am stärksten empfehlen, wegen seiner Klarheit und wegen der Schlüssigkeit seiner Theorie. Einziges Manko seines Buches ist seine Detailversessenheit, er schlüsselt viele Dinge bis ins Kleinste auf, aber andererseits ist das auch eine Stärke, weil vieles dadurch sehr deutlich wird. Das Buch ist sehr spannend, wobei die vielen Details manchmal diese Spannung etwas stören.
Wer also wissen möchte, woher die Religion eigentlich kommt, der kommt an diesem Buch kaum vorbei.
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#211407) Verfasst am: 12.11.2004, 11:55 Titel: |
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Nun zwei weitere Rezensionen:
Brams, Steven J.: 1983, Superior Beings - if They Exist, how Would We Know?: Game-Theoretic Implications of Omniscience, Immortality, and Incomprehensibility, Springer-Verlag, New York.
Brams, Steven J.: 2002, Biblical Games: Game Theory and the Hebrew Bible, MIT Press, Cambridge.
Ich behandle beide Bücher, weil sie einen ähnlichen, und wie ich finde, sehr originellen Ansatz verfolgen. Brams beschäftig sich mit der Spieltheorie, einem Zweig der Mathematik, der sich mit rationalen Entscheidungen beschäftigt (und nur selten mit Spielen).
Ein Beispiel (aus dem ersten Buch): Nehmen wir an, Gott existiert und er hat zwei Ziele, die mit einander im Konflikt stehen und daher unterschiedlich gewichtet sind:
1. Gott möchte, dass die Menschen auch ohne Evidenzen an seine Existenz glauben.
2. Gott möchte, dass die Menschen an ihn glauben, und ist bereit, sich so eindeutig zu offenbaren, dass es keine Zweifel an seiner Existenz gibt.
Das zweite Ziel hat eine geringere Gewichtung als das erste Ziel. Der Mensch hingegen hat ebenfalls zwei Ziele mit abnehmender Gewichtung:
1. Der Mensch möchte auch ohne Evidenzen an Gott glauben.
2. Der Mensch möchte an Gott glauben, aber nur, wenn Evidenzen dafür vorliegen.
Wie sehen nun die rationalen Entscheidungen für Gott aus? Soll er sich offenbaren oder nicht, angesichts der Optionen, die der Mensch hat? Und wie sieht es für den Menschen aus, soll er an Gott glauben, wenn es keine Evidenzen für seine Existenz gibt oder nicht? Die Optionen werden in eine Matrix eingetragen (Gott kann sich offenbaren oder nicht, der Mensch kann an ihn glauben oder nicht) und nach der Zielerreichung gewichtet. Wie sollten sich Gott und Mensch anhand ihrer Ziele entscheiden, welche Alternative sollten sie wählen? Ein rationaler Spieler sollte die Option wählen, bei der seine Ziele am besten erreicht werden, abhängig von den Optionen und Gewichtungen von ihm selbst und seinem "Gegenpart".
Das Ergebnis in dem vorliegenden Fall ist dies: Unabhängig von der Entscheidung des Menschen sollte Gott sich nicht offenbaren und der Mensch nicht an ihn glauben! Anders gesagt, ein rationaler menschlicher Spieler entscheidet sich für den Atheismus. Nur wenn Gott sich eindeutig offenbart, ist es rational gerechtfertigt, auch an ihn zu glauben.
Brams geht verschiedene Varianten durch und berücksichtigt insbesonders den Aspekt, dass einer der Spieler (Gott) stets genau weiß, wie sich der Mensch verhalten wird (Allwissenheit) und was dies für Konsequenzen hat. Das ist für die Spieltheorie ungewöhnlich, weil ihre Protagonisten normalerweise Menschen sind, die eben nicht genau wissen, ob sich der Partner rational verhält oder nicht.
Brams geht eine ganze Reihe derartiger Situationen durch und zeigt, dass in den meisten Fällen sich derjenige rational verhält, der Gott nicht gehorcht, der nicht an Gott glaubt. Und er zeigt, dass auch Gott sich meist maximal rational verhält.
Das wird im zweiten Buch noch deutlicher. Dort werden biblische Situationen aus dem AT spieltheoretisch analysiert. So zeigt Brams, dass Gott sich in fast allen Sitautionen so verhält, wie man es von einem maximal rationalen Spieler erwartet, und die Menschen tun dies meistens. Es war richtig von Eva, sich von der Schlange verführen zu lassen, es war richtig von Adam, sich von Eva verführen zu lassen, es war rational von Gott, die Menschen dafür zu bestrafen etc. Lediglich in einigen Ausnahmen verhalten sich Menschen nicht rational, etwa wenn Abraham bereit ist, seinen Sohn zu opfern.
Gottes Wege sind unerforschlich? Die Bibel legt das genaue Gegenteil nahe: Gott verhält sich wie ein maximal rationaler Spieler, nur die Menschen tun es nicht immer. Das ändert sich auch nicht sehr, wenn Brams Alternativen dazu diskutiert, etwa alternative Handlungsoptionen oder alternative Ziele oder alternative Gewichtungen. Wobei Brams die Ziele der Protagonisten schon recht gut herausarbeitet.
Ich hoffe, eines Tages schreibt Brams noch ein Buch über das NT. War es richtig, dass Judas Jesus verriet? Hat Jesus vernünftig gehandelt, als er sich ans Kreuz schlagen ließ? Hat Pilatus rational gehandelt, als er Jesus verurteilte? Das alles (und noch viel mehr) wären interessante Fragen.
Fazit: Brams wirft mit einer in diesem Zusammenhang originellen Methode ein neues Licht auf das Verhältnis zwischen einem (hypothetischen) Gott und dem Menschen, und seine Argumente für den Atheismus sind sehr originell. Vor allem hat man nie den Eindruck, dass hier jemand seinen Atheismus verteidigen möchte, weil Brams auch den möglichen Variationen nachgeht und diese kühl und unparteiisch analysiert. Er gesteht die Hoheit über die Prämissen stets den Theisten zu. Er gesteht ihnen zu, dass sie bei allen ihren Annahmen recht haben - und kommt dann trotzdem oft zu verblüffenden Schlussfolgerungen. Überdies sind beide Werke eine gute Einführung in die nichtkooperative Spieltheorie (Kenntnisse in Spieltheorie werden nicht vorausgesetzt, sondern anhand der Beispiele entwickelt).
Mir hat das gezeigt, dass man in Diskussionen meist die Prämissen der Theisten übernehmen kann und dass dies dann trotzdem nicht ihre Auffassung stützt.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#211416) Verfasst am: 12.11.2004, 12:28 Titel: |
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Hi Volker,
Volker hat folgendes geschrieben: | Nur wenn Gott sich eindeutig offenbart, ist es rational gerechtfertigt, auch an ihn zu glauben. |
Ich seh da einen Webfehler im Argument. Die "eindeutige Offenbarung" lässt eben keinen Glauben mehr zu. Im Gegenteil wäre das die Schreckenvision einer Vollkommenen Diktatur. Es mag Offenbarungen geben, aber die können nicht eindeutig sein, so wie ich "eindeutig" in diesem Kontext verstehe.
zelig hat folgendes geschrieben: | Sollte es nämlich eine Gott tatsächlich geben, dann reden wir nicht mehr über einen Glauben sondern über eine Tatsache, ja sogar über eine wahre Tatsache. In meinen Augen macht es wenig Sinn so zu reden, für mich wäre dies ein Horror: eine Gottheit, deren Existenz verifiziert wurde. Ja, und wenn das so wäre, dann wäre ich der erste an Deiner Seite in Opposition zu ihr zu gehen. |
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=140667#140667
Volker hat folgendes geschrieben: | Mir hat das gezeigt, dass man in Diskussionen meist die Prämissen der Theisten übernehmen kann und dass dies dann trotzdem nicht ihre Auffassung stützt. | Das ist so.
Ich erlebe immer wieder, daß Prämissen mit Schlussfolgerungen verwechselt werden.
Und Grund mit Ursache.
Grüße
Zelig
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#211615) Verfasst am: 12.11.2004, 20:16 Titel: Re: Widersprüchliche Eigenschaften Gottes |
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Hi Volker,
[ übereinstimmungshalber gesnippt ]
Volker hat folgendes geschrieben: | Es ist also das eine, was die Gläubigen sagen - Gott unterliegt keiner Logik - und das andere, was sie denken. Gott unterliegt immer genau dann keinen Regeln, wenn man ihn kritisiert, aber ist die Basis für feste (manchmal muss man sagen: starre) Regeln oft einfachster Machart, wenn es den eigenen Interessen dienlich ist.
Das ist vielen Gläubigen nicht bewusst, man muss sie immer mal wieder darauf stoßen. |
ich denke, man müsste hier 'Gläubige' und 'Anhänger einer Religion' unterscheiden.
Volker hat folgendes geschrieben: | Die Gläubigen, die sich nicht hinter eine Regellosigkeit zurückziehen, sind durchaus selten (und schwierige Diskussionspartner von meist recht hoher Intelligenz, die man mit solchen Syllogismen auch nicht weiter beeindrucken kann, die auch bereit sind, einem sofort zuzugestehen, dass ein darauf basierendes Gottesbild schlicht falsch sein muss). |
Hast Du im obigen Satz ein 'nicht' zu viel? Oder verstehe ich den Sinn nicht?
Die von Dir immer wieder geposteten Syllogismen beeindrucken mich auch nicht weiter. Ich nutze sie bestenfalls als Diskussionstechniken gegen Religiöse der minderen Denkungsart. So richtig elaborierte diffus-religiöse Theolügen beeindruckt man mit diesen Glasperlenspielchen nicht. Hast Du eigentlich auch mal in de.sci.theologie gepostet?
Volker hat folgendes geschrieben: | Thomas Waschke hat folgendes geschrieben: | Argumente wie die, die Du vorgestellt hast, reichen aus, jeden Gläubigen dazu zu zwingen, seinen Glauben als _Glauben_ zu bezeichnen. |
Was nicht viel ist, aber dazu beiträgt, den Glauben als "rational nicht zu rechtfertigen" darzustellen, |
Ich gehe davon aus, dass man _Glauben_ durchaus rational rechtfertigen kann, bei den _Inhalten_ hapert es aber manchmal.
Volker hat folgendes geschrieben: | womit viele Gläubige ein Problem haben, weil sie zwei widersprüchliche Dinge gleichzeitig haben wollen: Regellosigkeit bei Kritik, Regelhaftigkeit bei der religiösen Praxis, denn Regelhaftigkeit bedeutet Sicherheit, Regellosigkeit Unsicherheit, Zweifel, Misstrauen und andere emotional unangenehme Dinge. Religionen sind regelbasierte Welterklärungssysteme zur Minderung von Unsicherheit in einer teils vom Chaos und Zufall geleiteten Welt. Man wird religiös, wenn man den Zufall nicht aushalten kann, denn damit kommt die Angst. |
Was ist, wenn man religiös ist und ertragen kann, dass uns Sterblichen keine Sicherheit vergönnt ist? Dann glaubt man an ein DASS, ohne sich besonders um das WIE zu kümmern. Die Regeln muss man sich dann aber selber schnitzen.
Volker hat folgendes geschrieben: | Es ist die Angstfreiheit, die Religionen so attraktiv macht. Das ist ihr Verdienst - und ihre Achillesferse. |
Komisch. Wird nicht immer gesagt, dass die Religionen von der Angst leben? Du kennst doch sicher auch ecclesiogene Neurosen, 'Gottesvergiftung' etc.
Volker hat folgendes geschrieben: | Thomas Waschke hat folgendes geschrieben: | Wenn jemand seinen Glauben dringender 'braucht' als die Logik, ist das für mich in etwa so, wie wenn jemand die Logik 'braucht' um _gewiss_ sein zu können, dass es keinen wie auch immer gearteten Gott geben kann. |
Es geht nicht um einen "wie auch immer gearteten Gott", denn daran glaubt kein Mensch. |
Komisch. Ich kenne eine Menge Theologen, die 'Du sollst Dir kein Bild von mir machen' sehr ernst nehmen. Die scheinen das echt zu glauben.
Volker hat folgendes geschrieben: | Es geht immer um eine zwar diffuse, aber feste Gottesvorstellung. "Diffus" und zugleich "fest" - das ist der Widerspruch. |
Wie ich schon sagte: die Gewissheit, dass es ETWAS gibt, das weit jenseits dessen ist, was wir uns vorstellen oder gar mit unserer Logik fassen können.
Volker hat folgendes geschrieben: | Das eigentlich schlimme an diesen Gottesvorstellungen - und das, wogegen ich mich wende - ist die Tatsache, dass diese zu einer Verstärkung und Festigung des eigenen (oder fremden) Weltbilds benutzt wird, wie immer dieses auch aussieht, ein Weltbild, welches als irrtumsfrei geglaubt wird. Und eine angenommene Irrtumsfreiheit ist meist auch eine "gute" Basis für Fanatismus und eine "gute" Basis für Fremdmanipulation. |
Das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Wenn man die Eigenschaften Gottes nur erahnen und von ihm nur stammeln kann, wie sollte man dann eine Irrtumsfreiheit erlangen können? Oder gar mit 'deus vult' auf den Lippen gegen Heiden oder einem 'Gott mit uns' in einen Krieg ziehen ist da nicht 'drin.
Volker hat folgendes geschrieben: | Dagegen halte ich, dass es den Gott, an den die Gläubigen glauben, so nicht geben kann, und das kann man mit einer gewissen Sicherheit auch erkennen. |
Sag _manche_ Gläubige.
Volker hat folgendes geschrieben: | Entweder, man bekennt sich dazu, dass Gott unerkennbar ist und er also weder eine Basis für Moral noch für Regeln sein kann (Moral besteht dabei aus den Regeln, mit denen wir unser Zusammenleben gestalten), |
Das ist inbegriffen.
Volker hat folgendes geschrieben: | oder dass er bestimmten Regeln unterliegt, die man untersuchen kann, denn was regelbasiert ist, fällt in den Zuständigkeitsbereich der Vernunft, da ist kein Glauben (im religiösen Sinne) notwendig. |
Der _Glaube_ unterliegt Regeln, natürlich auch das Gottes_bild_ oder angebliche Offenbarungen.
Volker hat folgendes geschrieben: | Ob ein Gott, wenn er denn existiert, nicht doch erkennbaren Regeln unterliegt, ist eine nicht entschiedene Frage. Ich denke, dass viele Agnostiker hier vorschnell urteilen und die Frage nach den Regeln vorschnell verneinen. |
Das kannst Du gerne denken. Ich halte die Frage ebenfalls für offen. Und finde daher, dass man sich die ganzen logischen Ableitungen eigentlich eher sparen kann. Das tumbe Volk rafft sie eh' nicht, und gegen die elaborierteren Gottesgläubigen helfen sie nicht. Für mich ist das Pfeifen im Wald: 'lieber Gott, solltest Du mir begegnen, löse Dich bitte in ein rosa Logikwölkchen auf und tu mir nichts!'
Grüßle
Thomas
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Volker Bekennender Atheist
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 190
Wohnort: Würzburg
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(#211724) Verfasst am: 13.11.2004, 00:42 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Hi Volker,
Volker hat folgendes geschrieben: | Nur wenn Gott sich eindeutig offenbart, ist es rational gerechtfertigt, auch an ihn zu glauben. |
Ich seh da einen Webfehler im Argument. Die "eindeutige Offenbarung" lässt eben keinen Glauben mehr zu. Im Gegenteil wäre das die Schreckenvision einer Vollkommenen Diktatur. Es mag Offenbarungen geben, aber die können nicht eindeutig sein, so wie ich "eindeutig" in diesem Kontext verstehe. |
Ja, dieser Einwand wird häufig gebracht, meist (von Christen) noch mit dem Hinweis, dass Gott den Menschen den freien Willen nehmen würde, wenn seine Existenz gewiss sei. Allerdings muss man dann fragen, woher die "Glaubensgewissheit" kommt? Die kann es dann eigentlich nicht geben, der Gläubige (= Anhänger einer Religion) müsste dann anerkennen, dass Zweifel angebracht sind. Das ist eine zwiespältige Argumentation, ein Dilemma:
Einerseits wird behauptet, man habe Gewissheit über die Existenz Gottes, andererseits behauptet man, es könne keine Gewissheit geben, weil damit dem Menschen der freie Willen genommen würde bzw. der Glauben dann nur eine Form des Wissens sei. Was denn nun? Außerdem wird damit zugegen, dass Wissen sicherer ist als Glauben, aber soll nicht angeblich die Überlegenheit des Glaubens darin bestehen, dass er gewiss ist, im Gegensatz zu dem ganzen unsicheren Wissen der Wissenschaft (für das dann oft Beispiele gegeben werden, oft in dem man wissenschaftliche Irrtümer anführt).
Man hätte gerne mal wieder beides, zwei widersprüchliche Dinge auf einmal, nämlich einen Glauben, auf dem man sich mit Sicherheit verlassen kann, andererseits aber Schutz vor einer Kritik, die behauptet, dass man eigentlich nur glauben könne, wenn man sich dessen sicherer sei. Hier müsste der Gläubige eine Entscheidung treffen. Außerdem ist es ein Versuch, die "göttliche Verstecktheit" zu erklären.
Ferner: Wenn Gott sich so wirkungsvoll vor uns versteckt, und diejenigen belohnt, die an ihn glauben, während er diejenigen bestraft, die nicht an ihn glauben (bzw. ihnen die Belohnung vorenthält), so müsste Gott eigentlich wissen, was für Konsequenzen das hat: Die Rechtfertigung von Glauben ohne Evidenzen, also ein blinder Glauben. Aber das wiederum hat ethische Konsequenzen, denn warum sollte ich auch ohne Evidenzen nicht an die Überlegenheit der "arischen Rasse" glauben dürfen, auch wenn es keine Beweise dafür gibt, dass dies tatsächlich der Fall ist?
Und ist es nicht so, dass gerade der blinde Glauben zu Gräueln geführt hat, für die Gott direkt verantwortlich wäre? Ich habe diese Idee bereits ausführlich dargestellt: Die Offenbarung und das Theodizeeproblem.
Zitat: | zelig hat folgendes geschrieben: | Sollte es nämlich eine Gott tatsächlich geben, dann reden wir nicht mehr über einen Glauben sondern über eine Tatsache, ja sogar über eine wahre Tatsache. In meinen Augen macht es wenig Sinn so zu reden, für mich wäre dies ein Horror: eine Gottheit, deren Existenz verifiziert wurde. Ja, und wenn das so wäre, dann wäre ich der erste an Deiner Seite in Opposition zu ihr zu gehen. |
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=140667#140667 |
Das ist in der Tat ein Dilemma. Aber Gott könnte das lösen, in dem er den Menschen die Botschaft gibt, dass sie hauptsächlich für sich selbst verantwortlich sind. Das würde uns den ganzen religiösen Ärger ersparen. Gott kann nämlich keine Moral offenbaren, weil dann jede Moral durch eine einzige ersetzt würde - nämlich die: Gehorche. Für mich wäre das Fehen von moralischen Ge- und Verboten ein Zeichen dafür, dass die Offenbarung von Gott stammt - und umgekehrt (das folgt aus Euthyphrons Dilemma).
Zitat: | Volker hat folgendes geschrieben: | Mir hat das gezeigt, dass man in Diskussionen meist die Prämissen der Theisten übernehmen kann und dass dies dann trotzdem nicht ihre Auffassung stützt. | Das ist so.
Ich erlebe immer wieder, daß Prämissen mit Schlussfolgerungen verwechselt werden.
Und Grund mit Ursache. |
Naja, jede Schlussfolgerung kann als eine neue Prämisse benutzt werden.
_________________ Die erste Sünde der Menschheit war Glauben, ihre erste Tugend war Zweifel.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#211740) Verfasst am: 13.11.2004, 02:38 Titel: |
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[quote="Volker"] zelig hat folgendes geschrieben: | Hi Volker,
Volker hat folgendes geschrieben: | Nur wenn Gott sich eindeutig offenbart, ist es rational gerechtfertigt, auch an ihn zu glauben. |
Ich seh da einen Webfehler im Argument. Die "eindeutige Offenbarung" lässt eben keinen Glauben mehr zu. Im Gegenteil wäre das die Schreckenvision einer Vollkommenen Diktatur. Es mag Offenbarungen geben, aber die können nicht eindeutig sein, so wie ich "eindeutig" in diesem Kontext verstehe. |
Ich bin ein bisschen ratlos wie ich auf Deine Antwort reagieren soll. Es scheint mir so zu sein, daß Du gar nicht wirklich darauf eingehst was ich schreibe, sondern eine ganze Reihe von Aussagen erwiderst, die Du bei mir nicht findest. Das finde ich weiter nicht schlimm. Es ist nur eine Erklärung dafür, warum meine Antwort an Dich so aussieht:
Volker hat folgendes geschrieben: | Ja, dieser Einwand wird häufig gebracht, meist (von Christen) |
Das kann ich nicht beurteilen. Ich versichere Dir jedoch, er entspringt meiner eigenen zusammengeschraubten Gedankenwelt. Ich habe keine christliche Argumentationshilfe vor mir liegen.
Volker hat folgendes geschrieben: | noch mit dem Hinweis, dass Gott den Menschen den freien Willen nehmen würde, wenn seine Existenz gewiss sei. |
Von mir nicht.
Volker hat folgendes geschrieben: | Allerdings muss man dann fragen, woher die "Glaubensgewissheit" kommt? |
Ich kann Dir da nicht helfen. Weil ich noch nie mit irgeneiner Art von Gewissheit gekommen bin.
Volker hat folgendes geschrieben: | Die kann es dann eigentlich nicht geben, |
Ich denke, diese Gewißheit gibt es einfach bei enigen Menschen. Mir ist sowas fremd.
Volker hat folgendes geschrieben: | der Gläubige (= Anhänger einer Religion) müsste dann anerkennen, dass Zweifel angebracht sind. | Aber ja! Der Zweifel liegt in der Wiege der Christenheit. Verzeih bitte mein Pathos:
Eli, Eli, lamah asabhtani?
Der zweifelnde Mensch steht mir, unabhängig von seiner Spiritualität, sehr viel näher als der selbstgewisse
Volker hat folgendes geschrieben: | Das ist eine zwiespältige Argumentation, ein Dilemma: |
Wenn Du micht fragst, es ist ein Zwiespalt und ein Dilemma.
Volker hat folgendes geschrieben: | Einerseits wird behauptet, man habe Gewissheit über die Existenz Gottes, | Nicht von mir.
Volker hat folgendes geschrieben: | andererseits behauptet man, es könne keine Gewissheit geben, weil damit dem Menschen der freie Willen genommen würde bzw. der Glauben dann nur eine Form des Wissens sei. |
Nicht von mir. Ich behaupte, es gibt Menschen, die eine Art Gewissheit haben, eine Art Zuversicht, was auch immer. Aber diese Gewissheit ist mir fremd.
Volker hat folgendes geschrieben: | Außerdem wird damit zugegen, dass Wissen sicherer ist als Glauben, | Ich weiß nicht wie Du das meinst. Ich fürchte die Schwierigkeit liegt bei mir. Denn ich betrachte Glauben und Wissen sozusagen als changierende Haltungen, abhängig davon, was in den Fokus unserer Aufmerksamkeit gerät.
Volker hat folgendes geschrieben: | aber soll nicht angeblich die Überlegenheit des Glaubens | Das weiß ich nicht. Ich empfinde es als unangemessen von Überlegenheit zu sprechen. Wichtig ist, darüber klar zu sein, worüber religiöse Aussagen getroffen werden könen, wo die Grenzen (zu den Naturwissenschaften beispielsweise) liegen, und woüber sie nichts mehr sagen kann. Natürlich vice versa.
Volker hat folgendes geschrieben: | Man | Spätestens jetzt redest Du gar nicht mehr zu mir, glaube ich.
Volker hat folgendes geschrieben: | hätte gerne mal wieder beides, zwei widersprüchliche Dinge auf einmal, nämlich einen Glauben, auf dem man sich mit Sicherheit verlassen kann, | Ich weiß nicht. Ich würde eher sagen, daß sich niemand auf ein Heilsversprechen verlassen kann. Aber jemand kann durchaus sagen, er vertaue darauf
Volker hat folgendes geschrieben: | andererseits aber Schutz vor einer Kritik, |
Meinst Du mich?
Volker hat folgendes geschrieben: | die behauptet, dass man eigentlich nur glauben könne, wenn man sich dessen sicherer sei. |
Ich weiß nicht wer sowas behauptet. Ich tu es nicht.
Volker hat folgendes geschrieben: | Hier müsste der Gläubige eine Entscheidung treffen. |
Versteh ich einfach nicht.
Volker hat folgendes geschrieben: | Außerdem ist es ein Versuch, die "göttliche Verstecktheit" zu erklären. | Ich weiß nicht was das ist. Versuche ich das zu tun?
Volker hat folgendes geschrieben: | Ferner: Wenn Gott sich so wirkungsvoll vor uns versteckt | Ich habe nichts dazu gesagt. Ich kann nichts dazu antworten.
Volker hat folgendes geschrieben: | und diejenigen belohnt, die an ihn glauben, während er diejenigen bestraft, die nicht an ihn glauben (bzw. ihnen die Belohnung vorenthält) | Auch dazu habe ich nichts gesagt. Ich kann nicht antworten. Auch hier wieder, weil mir diese Kategorien einfach fremd sind.
Volker hat folgendes geschrieben: | so müsste Gott eigentlich wissen, was für Konsequenzen das hat: Die Rechtfertigung von Glauben ohne Evidenzen, also ein blinder Glauben. | Aber ja. Der Glaube ist gewissermassen blind. Es gibt keine Evidenz. Evidenz ist das, worauf sich zeigen lässt und daher keiner weiteren Begründung bedarf. Ich bezweifle, ob überhaupt ein Umstand existiert, der evident wäre.
Volker hat folgendes geschrieben: | Aber das wiederum hat ethische Konsequenzen, denn warum sollte ich auch ohne Evidenzen nicht an die Überlegenheit der "arischen Rasse" glauben dürfen, auch wenn es keine Beweise dafür gibt, dass dies tatsächlich der Fall ist? | Tut mir Leid, aber da kann ich einfach nicht mehr folgen. Niemand glaubt an die "Überlegenheit der arischen Rasse" weil er eine Begründung dafür hätte. Erst recht kann es bei so einem Schmarrn keine Evidenz geben. Es gibt Ursachen für den "Glauben an die Überlegenheit der arischen Rasse". Aber keine Gründe, die sie(!) belegen könnte.
Volker hat folgendes geschrieben: | Und ist es nicht so, dass gerade der blinde Glauben zu Gräueln geführt hat, | Uneingeschränkt, ja.
Volker hat folgendes geschrieben: | für die Gott direkt verantwortlich wäre? | Das betrachte ich durchaus als Problem, zunächst.
Zitat: | zelig hat folgendes geschrieben: | Sollte es nämlich eine Gott tatsächlich geben, dann reden wir nicht mehr über einen Glauben sondern über eine Tatsache, ja sogar über eine wahre Tatsache. In meinen Augen macht es wenig Sinn so zu reden, für mich wäre dies ein Horror: eine Gottheit, deren Existenz verifiziert wurde. Ja, und wenn das so wäre, dann wäre ich der erste an Deiner Seite in Opposition zu ihr zu gehen. |
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=140667#140667 |
Volker hat folgendes geschrieben: | Das ist in der Tat ein Dilemma. | Nein, das ist kein Dilemma.
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