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Wertediskussion

 
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Zarquon
Papst (laut BLÖD 20.4.2005)



Anmeldungsdatum: 08.03.2004
Beiträge: 188
Wohnort: Planet Moguntia, Nähe Froschstern B

Beitrag(#218105) Verfasst am: 22.11.2004, 20:22    Titel: Wertediskussion Antworten mit Zitat

Vorweg: Was ist eigentlich im FGH los bzw. nicht los? "Draußen" überschlagen sich die Diskussionen und Meldungen zu Werten, Leitkultur, Parallelgesellschaften, etc., und hier wird nicht darüber diskutiert???
Sind alle so faul ääääh haben alle FGHler so wenig Zeit wie ich? ;-/

Zur Sache:
Diverse (übliche verdächtige) C-Partei-Politiker und sonstige Leute haben sich in den letzten Tagen zum Thema "Werte" geäußert, typischerweise im Zusammenhang mit islamistischem Terror in den Niederlanden und/oder dem christllich-religiösen Fundament, auf dem die deutsche/europäische Gesellschaft basieren müsse, da Toleranz sonst zur Beliebigkeit werde und der Islamismus sich sonst ausbreite ...

Zur Abwechslung hier eine Meinung nicht aus einer C-Partei:

kath.net hat folgendes geschrieben:
Der Bundestagsabgeordnete Rezzo Schlauch von Bündnis 90/Die Grünen hat Christen aufgerufen, sich mehr in der Politik zu engagieren.
[...]
Auch ein faktisch säkularisierter Staat wie die Bundesrepublik könne nicht im wertefreien Raum existieren. Die Wertegrundlage Deutschlands und Europas sei im wesentlichen religiös geprägt.
[...]



Was können wir den Forderungen nach einer christlich-religiösen Grundlage unserer Gesellschaft entgegnen?

Bitte keine Hinweise auf die negative Geschichte und die Nachteile der Kirche - damit allein überzeugen wir die Religiösen m.E. nicht davon, dass wir "Gott" nicht in der Verfassung und Kreuze und Schulgebete nicht im Klassenraum brauchen; vielmehr ruhen sie sich auf Antworten aus wie "die Hexenverbrennungen/Nazi-Zusammenarbeit/... sind doch Vergangenheit" und verweisen darauf, dass bei allem Übel die Religion positive Werte (Mitmenschlichkeit, ...) vermittelt, die ohne Religion verloren gingen.

Vielmehr erhoffe ich mir Argumente dafür, dass die Gesellschaft als Ganzes/Deutschland/Europa/... nicht Religion braucht, sondern "auch" (für uns: "viel eher") ohne Verknüpfung von Staat und Religion (und damit mit mehr Freiheit für den Einzelnen) lebenswert und "gut" ist. Sprich, dass die positiven Dinge, die vermeintllich nur mit der Religion möglich sind, auch bei strikter Trennung von Staat und Kirchen nicht verschwinden.
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Troin
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Anmeldungsdatum: 18.06.2004
Beiträge: 36

Beitrag(#218111) Verfasst am: 22.11.2004, 20:33    Titel: Antworten mit Zitat

Wir ersetzen deutsche Leitkultur durch demokratische Leitkultur, packen das Standartgesülze vom christlichen Abendland (deswegen lesen wir ja alle den Atheist Goethe) drauf, würzen es mit bayrischen Tarnfaschismus und fertig ist der Unions-Eintopf um dem Nazi-Fundi-Fast-Food Konkurenz zu machen.
Wird alle 4 Jahre serviert mit einem Sack umgefallen Reis.
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Jolesch
Freund des kleineren Übels



Anmeldungsdatum: 11.07.2004
Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII

Beitrag(#218113) Verfasst am: 22.11.2004, 20:39    Titel: Re: Wertediskussion Antworten mit Zitat

Zarquon hat folgendes geschrieben:
Vorweg: Was ist eigentlich im FGH los bzw. nicht los? "Draußen" überschlagen sich die Diskussionen und Meldungen zu Werten, Leitkultur, Parallelgesellschaften, etc., und hier wird nicht darüber diskutiert???
Sind alle so faul ääääh haben alle FGHler so wenig Zeit wie ich? ;-/




Viele sind beschäftigt sich gegeseitig eins auf die Mütze zu geben Prügel zwinkern
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sascha
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Anmeldungsdatum: 30.08.2004
Beiträge: 1449
Wohnort: Bremen

Beitrag(#218138) Verfasst am: 22.11.2004, 21:05    Titel: Re: Wertediskussion Antworten mit Zitat

Zarquon hat folgendes geschrieben:
Diverse (übliche verdächtige) C-Partei-Politiker und sonstige Leute haben sich in den letzten Tagen zum Thema "Werte" geäußert, typischerweise im Zusammenhang mit islamistischem Terror in den Niederlanden und/oder dem christllich-religiösen Fundament, auf dem die deutsche/europäische Gesellschaft basieren müsse, da Toleranz sonst zur Beliebigkeit werde und der Islamismus sich sonst ausbreite ...
Ist das so zu verstehen, dass das Christentum ein Gegenpol zum Islam sein soll, und dass ohne das Christentum kein Gegenpol mehr da ist und deshalb der Islam sich hier widerstandslos ausbreiten könne? Wenn ja, wieso sollte der Atheismus nicht auch als Gegenpol geeignet sein? Also.. Verlegen ich bin der Meinung, dass ich so einige Atheisten kenne, bei denen es mit der Toleranz gegenüber Religion ähh auch nicht so weit her ist.


Zarquon hat folgendes geschrieben:
Zur Abwechslung hier eine Meinung nicht aus einer C-Partei:

kath.net hat folgendes geschrieben:
Der Bundestagsabgeordnete Rezzo Schlauch von Bündnis 90/Die Grünen hat Christen aufgerufen, sich mehr in der Politik zu engagieren.
[...]
Auch ein faktisch säkularisierter Staat wie die Bundesrepublik könne nicht im wertefreien Raum existieren. Die Wertegrundlage Deutschlands und Europas sei im wesentlichen religiös geprägt.
[...]
Die Moral ist "die Gesamtheit der sittlichen Normen, Werte, Grundsätze, die das zwischenmenschliche Verhalten einer menschlichen Gesellschaft regulieren und von ihrem überwiegenden Teil als verbindlich akzeptiert oder zumindest hingenommen werden. [...] Der Gegensatz zwischen Moral und Ethik besteht darin, dass die faktische Moral teilweise emotionale Ursprünge hat (Ekel, Hass, Angst) sowie kultur- und gesellschaftsabhängig ist, die Ethik hingegen mit Logik auf "absoluten" Maßstäben aufzubauen versucht."

Moral baut auf Gefühl, Religion und Tradition auf. Ethik ist auch ein Wertesystem, aber eins, dass nicht auf irgendwelchen alten Büchern, sondern auf Logik beruht. Wenn Christen von Ethik reden, dann meinen sie in Wirklichkeit Moral, denn ihr Wertesystem gründet sich auf religiöse Schriften (Thora, Evangelium), und nur insofern auf Logik, als die Vorschriften und Gebote in den alten Schriften auf Logik basieren. Sonst würden sie zum Beispiel die Homosexualität nicht verurteilen.

Wenn die Werte nur durch das Christentum dauerhaft bestehen können, ja, dann brauchen wir die Ethik ja gar nicht mehr. Wenn eh nur Moral und alte Bücher wirklich von Wert sind, wozu dann noch Ethik?


Zarquon hat folgendes geschrieben:
Vergangenheit" und verweisen darauf, dass bei allem Übel die Religion positive Werte (Mitmenschlichkeit, ...) vermittelt, die ohne Religion verloren gingen.
Das heisst also Atheisten sind empathielos. Denn aus Empathie folgt Mitmenschlichkeit, bilde ich mir ein.
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rabenkrähe
Gast






Beitrag(#218288) Verfasst am: 23.11.2004, 04:41    Titel: Antworten mit Zitat

Ich empfinde das als sehr wichtige Frage, weil es völlig verfehlt wäre, der Überbetonung fragwürdiger Werte ein Nichts an Werten entgegenzusetzen.

Und so will mir vieles an Entwicklung heute erscheinen. Ich schrieb schon an anderer Stelle, daß Epochen ja ihre Namen tragen, und ich gehe mal davon aus, daß unsere Zeit als die der Zerstörung der Authoritäten in die Geschichte eingehen wird. Trotz dem Siegeszug immer neuer technischer Errungenschaften, Massenwohlstand und Bevölkerungsexplosion hat ausgerechnet unsere Zeit wenig dauerhaftes hervorgebracht außer der ColaDose und den McDonald-Läden. Vielleicht liegt dies auch an den sich überschlagenden Entwicklungen und Fortschritten?
Und so ist dann leicht, Authoritäten schlechtzumachen, egal obs Personen oder Institutionen sind. Es gibt da ja auch genug Fragwürdigkeiten. Nur ists kein Weg, sie vom Sockel zu holen, und nichts dafür dort hinzustellen. Das ist nur Armut und Dekadenz.
Der Mensch, die Gesellschaft, die Kultur braucht Werte, fragwürdige sind da schon fast besser als gar keine. Sie braucht auch Authoritäten, die für etwas stehen, die etwas darstellen.
Die dagegenstehende Aktual-Kunst des Zerstörens und Demontierens ist nichts anderes als Dekadenz und Armut, die noch nie weitergeführt haben, und nur im Kleinen bewirken, was andere mit Fanatismus im Großen anrichten.

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
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Encantado
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Anmeldungsdatum: 28.07.2004
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Beitrag(#218329) Verfasst am: 23.11.2004, 11:02    Titel: was ist eigentlich euer Problem? Antworten mit Zitat

Dieses Schreckensszenario von dem klaffenden Werte-Vakuum, welches in der heutigen Gesellschaft präsent sein soll, und laut manch einem mit den guten alten Wertvorstellungen des Christentums vollgestopft werden soll, weil sie ja eh so tolle Sachen wie Nächstenliebe verbreiten, halte ich für sehr fragwürdig und an der Realität vorbei gehend.

Ja es stimmt dass die Kirche als wertgebende Institution (zu Recht!) demontiert wurde und an Wichtigkeit immer weiter einbüßt. Aber es ist nicht wahr, dass sich niemand darum kümmert auch in der heutigen Zeit Werte und Normen zu schaffen:
Die Politik ist lebendiger denn je und ständig entfachen neue Diskusssionen über verschiedenste Fragestellungen. Das hat es SO früher nicht gegeben, da hieß es nur: Die Kirche/der König gebietet, das Volk darf folgen.

Denkt doch nur an all die freigeistigen oder atheistischen Verbände, mit ihrem politischen Leitfaden, etc.

Wenn ihr schon ein Wertevakuum postulieren wollt, dann begründet es wenigstens auch!!! Mit den Augen rollen
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"Die wichtigste Lehre aus der Geschichte ist, daß der Mensch nicht sehr viel aus der Geschichte lernt." - Aldous Huxley
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zelig
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Beiträge: 25405

Beitrag(#218340) Verfasst am: 23.11.2004, 11:24    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Beispiele für laizistische Staaten sind - mehr oder weniger ausgeprägt - die westlichen Demokratien (deren Kultur dennoch auf den Ideen des Christentums basiert und deren politische Entscheidungen oftmals christlich beeinflusst sind), darunter besonders Frankreich oder die Türkei. Klerikalistische Staaten sind z.B. der Iran, Saudi-Arabien oder die Vatikanstadt.

Laizismus ist eine Grundforderung von Liberalismus, Demokratie und Religionsfreiheit.


http://de.wikipedia.org/wiki/Laizismus

Wer Demokratie und Religionsfreiheit will sollte für einen laizistischen Staat eintreten.
Wer verstehen will sollte den prägenden Einfluss der Religionen nicht vergessen.
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rabenkrähe
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Beitrag(#218915) Verfasst am: 24.11.2004, 04:29    Titel: Re: was ist eigentlich euer Problem? Antworten mit Zitat

Encantado hat folgendes geschrieben:
Dieses Schreckensszenario von dem klaffenden Werte-Vakuum, welches in der heutigen Gesellschaft präsent sein soll, und laut manch einem mit den guten alten Wertvorstellungen des Christentums vollgestopft werden soll, weil sie ja eh so tolle Sachen wie Nächstenliebe verbreiten, halte ich für sehr fragwürdig und an der Realität vorbei gehend.

Ja es stimmt dass die Kirche als wertgebende Institution (zu Recht!) demontiert wurde und an Wichtigkeit immer weiter einbüßt. Aber es ist nicht wahr, dass sich niemand darum kümmert auch in der heutigen Zeit Werte und Normen zu schaffen:
Die Politik ist lebendiger denn je und ständig entfachen neue Diskusssionen über verschiedenste Fragestellungen. Das hat es SO früher nicht gegeben, da hieß es nur: Die Kirche/der König gebietet, das Volk darf folgen.

Denkt doch nur an all die freigeistigen oder atheistischen Verbände, mit ihrem politischen Leitfaden, etc.

Wenn ihr schon ein Wertevakuum postulieren wollt, dann begründet es wenigstens auch!!! Mit den Augen rollen


Ich halte es zwar auch für gut, daß Überkommenes gekippt worden ist, aber die Lebendigkeit, die Du unserer Gesellschaft zuschreibst, sehe ich überhaupt nicht. Die Zahlen der Ehrenamtlichen für was auch immer, sinkt immer mehr. Die Schöffenaufstellung und das Heranziehen von Wahlhelfern, frühere unangreifbare demokratische Pflichten, ist zu einer Ochsentour geworden, Verbände, Kammern und Einrichtungen, die ja sinnvolle Kontrollorgane sind, die einst lebendig gestaltet wurden, sind immer mehr zu bloßen Interessenvertretungen verkommen und ob Gewerkschaften, Parteien oder sonstwas, überall sind stark rückläufige Zahlen zu verzeichnen. Von der Wahlbeteiligung mal ganz zu schweigen.
Der Mensch, mal sehr grobrasterig ausgedrück, individualisiert, materialisiert und vergleichgültigt da immer mehr. "Ich kann ja sowieso nichts bewirken".
Was ich doppelt und dreifach traurig finde, scheint es doch ein Beleg, daß die Gesellschaft so fragwürdiger Einrichtungen wie Kirchen und anderen gesellschaftlichen Authoritäten bedarf, damit Menschen sich überhaupt wirklich engagieren.

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annox
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Beitrag(#218924) Verfasst am: 24.11.2004, 05:50    Titel: Re: was ist eigentlich euer Problem? Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Encantado hat folgendes geschrieben:
Dieses Schreckensszenario von dem klaffenden Werte-Vakuum, welches in der heutigen Gesellschaft präsent sein soll, und laut manch einem mit den guten alten Wertvorstellungen des Christentums vollgestopft werden soll, weil sie ja eh so tolle Sachen wie Nächstenliebe verbreiten, halte ich für sehr fragwürdig und an der Realität vorbei gehend.

Ja es stimmt dass die Kirche als wertgebende Institution (zu Recht!) demontiert wurde und an Wichtigkeit immer weiter einbüßt. Aber es ist nicht wahr, dass sich niemand darum kümmert auch in der heutigen Zeit Werte und Normen zu schaffen:
Die Politik ist lebendiger denn je und ständig entfachen neue Diskusssionen über verschiedenste Fragestellungen. Das hat es SO früher nicht gegeben, da hieß es nur: Die Kirche/der König gebietet, das Volk darf folgen.

Denkt doch nur an all die freigeistigen oder atheistischen Verbände, mit ihrem politischen Leitfaden, etc.

Wenn ihr schon ein Wertevakuum postulieren wollt, dann begründet es wenigstens auch!!! Mit den Augen rollen


Ich halte es zwar auch für gut, daß Überkommenes gekippt worden ist, aber die Lebendigkeit, die Du unserer Gesellschaft zuschreibst, sehe ich überhaupt nicht. Die Zahlen der Ehrenamtlichen für was auch immer, sinkt immer mehr. Die Schöffenaufstellung und das Heranziehen von Wahlhelfern, frühere unangreifbare demokratische Pflichten, ist zu einer Ochsentour geworden, Verbände, Kammern und Einrichtungen, die ja sinnvolle Kontrollorgane sind, die einst lebendig gestaltet wurden, sind immer mehr zu bloßen Interessenvertretungen verkommen und ob Gewerkschaften, Parteien oder sonstwas, überall sind stark rückläufige Zahlen zu verzeichnen. Von der Wahlbeteiligung mal ganz zu schweigen.
Der Mensch, mal sehr grobrasterig ausgedrück, individualisiert, materialisiert und vergleichgültigt da immer mehr. "Ich kann ja sowieso nichts bewirken".
Was ich doppelt und dreifach traurig finde, scheint es doch ein Beleg, daß die Gesellschaft so fragwürdiger Einrichtungen wie Kirchen und anderen gesellschaftlichen Authoritäten bedarf, damit Menschen sich überhaupt wirklich engagieren.


Eine gesunde Demokratie waere da gewiss hilfreicher und obendrein weitaus sinnvoller.
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Encantado
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Wohnort: Österreich

Beitrag(#218936) Verfasst am: 24.11.2004, 09:32    Titel: Einspruch! Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Der Mensch, mal sehr grobrasterig ausgedrück, individualisiert, materialisiert und vergleichgültigt da immer mehr. "Ich kann ja sowieso nichts bewirken".
Was ich doppelt und dreifach traurig finde, scheint es doch ein Beleg, daß die Gesellschaft so fragwürdiger Einrichtungen wie Kirchen und anderen gesellschaftlichen Authoritäten bedarf, damit Menschen sich überhaupt wirklich engagieren.

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns


Ich gebe dir zwar darin Recht, dass die Gesellschaft Institutionen benötigt, welche sich für soziales Engagement einsetzen, aber nicht, dass diese Institution darüber ihre Ideologie verbreitet oder gar rechtfertigt ("Geh was habns denn gegen die Kirche, die tut doch soviel gutes.") zwinkern
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



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Beitrag(#218972) Verfasst am: 24.11.2004, 12:08    Titel: Antworten mit Zitat

Was bei der Wertediskussion bzw. der Aufforderung zur "Rückbesinnung" auf z.B. "christliche Werte" m.E. übersehen wird, ist die Tatsache, dass gesellschaftliche Veränderungen auch einen veränderte Wertefokussierung mit sich bringen muss.
Eine faktisch multikulturelle Gesellschaft muss gegenüber z.B. der "rheinisch-christlichen Adenauer-Gesellschaft" andere Werte stärker betonen. Es ist ein Fehler, zu glauben, alles könnte so bleiben, wie es ist und dass nur die "Fremden" sich anpassen müssten. Ebenso ist es ein Fehler, zu glauben, die "Alteingesessenen" müssten sich den Fremden verstärkt anpassen (islam. Feiertag, Religionsunterricht etc.).
Vielmehr müssen ALLE sich verstärkt den Werten anpassen, die eine multikurelle Gesellschaft ermöglichen. Vor allem der Wert der GLEICHHEIT aller Staatsbürger vor dem Staat. Um dies zu garantieren, MUSS eine multikulturelle Gesellschaft in einem laizistischen Staat leben.
Wer seine Werte als "christlich", "islamisch" oder sonstwie definiert, der sucht geradezu die Konfrontation mit den jeweils "anderen" Werten.
Innerhalb dieser überkonfessionellen(!) Werte muss man die vielgepriesene Toleranz ausüben. Außerhalb muss der Staat repressiv handeln. Vorteil: Er kann dabei glaubwürdig bleiben, da diese Repressionen dann gegen alle gleichermaßen angewandt werden (gg. Kopftuch UND Pinguinkleid, gegen Scharia UND kirchl. Arbeitsrecht).
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"Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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annox
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Beitrag(#219266) Verfasst am: 24.11.2004, 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

Schalker hat folgendes geschrieben:
Was bei der Wertediskussion bzw. der Aufforderung zur "Rückbesinnung" auf z.B. "christliche Werte" m.E. übersehen wird, ist die Tatsache, dass gesellschaftliche Veränderungen auch einen veränderte Wertefokussierung mit sich bringen muss.
Eine faktisch multikulturelle Gesellschaft muss gegenüber z.B. der "rheinisch-christlichen Adenauer-Gesellschaft" andere Werte stärker betonen. Es ist ein Fehler, zu glauben, alles könnte so bleiben, wie es ist und dass nur die "Fremden" sich anpassen müssten. Ebenso ist es ein Fehler, zu glauben, die "Alteingesessenen" müssten sich den Fremden verstärkt anpassen (islam. Feiertag, Religionsunterricht etc.).
Vielmehr müssen ALLE sich verstärkt den Werten anpassen, die eine multikurelle Gesellschaft ermöglichen. Vor allem der Wert der GLEICHHEIT aller Staatsbürger vor dem Staat. Um dies zu garantieren, MUSS eine multikulturelle Gesellschaft in einem laizistischen Staat leben.
Wer seine Werte als "christlich", "islamisch" oder sonstwie definiert, der sucht geradezu die Konfrontation mit den jeweils "anderen" Werten.
Innerhalb dieser überkonfessionellen(!) Werte muss man die vielgepriesene Toleranz ausüben. Außerhalb muss der Staat repressiv handeln. Vorteil: Er kann dabei glaubwürdig bleiben, da diese Repressionen dann gegen alle gleichermaßen angewandt werden (gg. Kopftuch UND Pinguinkleid, gegen Scharia UND kirchl. Arbeitsrecht).


Volle Zustimmung. Praktisch wuerde dies jedoch fuer die Christen hierzulande bedeuten, dass sie an Boden verloeren. Bisher koennen sie staatlich legitimiert bereits ihren Einfluss auf die Kinder ausueben - von den Finanzen ganz zu schweigen.
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caballito
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Beitrag(#219307) Verfasst am: 24.11.2004, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Wieso behaupten eigentlich immer alle, der säkulare Staat sei "wertfrei"? Sind die Menschenrechte, das demokratische Prinzip etc. etwa keine Werte? Was hier seitens der Christen passiert ist doch, erst die Werte der modernen Gesellschaft zu negieren, um dann als der große Wertespendr aufzutreten. Leute, wir brauchen keine christlichen, islamischen odr auch atheistischen Werte, weil wir freiheitlich-demokratische haben.

Und statt von Multikulti zu faseln, sollten wir selbige ernst nehmen, akzeptieren, dass im Rahmen dieser Wertsetzung jeder tun und lassen kann, was er will (also solange er nicht Rechte anderer verletzt). Dann brauchts keine verschiedenen Kulturen mehr, weil es dann eine freiheitliche Kultur mit verschiedenenen Individuen gibt. Diese freiheitliche Kultur aber muss dann auch wirklich für alle verbindlich sein. Wer das dann als Kulturellen Imperialismus empfindert, weil er nur noch selber tun kann, was er mag, aber nicht mehr andere zwingen kann, dasselbe zu tun, dann kann man ihm wohl nicht helfen ...
_________________
Die Gedanken sind frei.

Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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caballito
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary

Beitrag(#219311) Verfasst am: 24.11.2004, 21:56    Titel: Antworten mit Zitat

Schalker hat folgendes geschrieben:
Innerhalb dieser überkonfessionellen(!) Werte muss man die vielgepriesene Toleranz ausüben.


Falsch! Innerhalb dieser Werte ist alles erlaubt, und gibt es deshalb keine Normabweichungen, die man tolerieren müsste!

Toleranz ist ja immer die hinnahme von etwas eigentlich falschem. Aber in der Wertung des anderen als falsch liegt bereits das Problem.
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Wygotsky
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Beiträge: 5014

Beitrag(#219329) Verfasst am: 24.11.2004, 22:14    Titel: Re: was ist eigentlich euer Problem? Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Ich halte es zwar auch für gut, daß Überkommenes gekippt worden ist, aber die Lebendigkeit, die Du unserer Gesellschaft zuschreibst, sehe ich überhaupt nicht. Die Zahlen der Ehrenamtlichen für was auch immer, sinkt immer mehr. Die Schöffenaufstellung und das Heranziehen von Wahlhelfern, frühere unangreifbare demokratische Pflichten, ist zu einer Ochsentour geworden, Verbände, Kammern und Einrichtungen, die ja sinnvolle Kontrollorgane sind, die einst lebendig gestaltet wurden, sind immer mehr zu bloßen Interessenvertretungen verkommen und ob Gewerkschaften, Parteien oder sonstwas, überall sind stark rückläufige Zahlen zu verzeichnen. Von der Wahlbeteiligung mal ganz zu schweigen.

Der Mensch, mal sehr grobrasterig ausgedrück, individualisiert, materialisiert und vergleichgültigt da immer mehr. "Ich kann ja sowieso nichts bewirken".


Man könnte ja auch mal fragen, woher dieses Gefühl kommt, dass das eigene Engagement sich nicht lohnt. Es könnte zum Beispiel daran liegen, dass Ehrenamtliche merken, dass sie oft vor einen Karren gespannt werden, der mit ihren idealistischen Absichten nichts zu tun hat. Es könnte daran liegen, dass ehrenamtliches Engagement regelrecht bestraft wird. Es könnte zum Beispiel daran liegen, dass mancher Ehrenamtliche das Gefühl hat, dass sein Engagement sofort mit Kürzungen bei den Hauptamtlichen quitiert wird. Es könnte auch sein, dass man sich allzu romantische Vorstellungen von den Motiven der Ehrenamtler macht. Mit Selbstlosigkeit hat ehrenamtliche Arbeit in meinen Augen gar nichts zu tun. Viele Probleme kommen aber davon, dass man genau das erwartet.

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Was ich doppelt und dreifach traurig finde, scheint es doch ein Beleg, daß die Gesellschaft so fragwürdiger Einrichtungen wie Kirchen und anderen gesellschaftlichen Authoritäten bedarf, damit Menschen sich überhaupt wirklich engagieren.


Vielleicht sind die Kirchen nicht ungeschickt darin, ihren Ehrenamtlern einen Nutzen plausibel zu machen. Es gibt übrigens auch viele große weltliche Organisationen, in denen sich Ehrenamtler engagieren.
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Zarquon
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Beitrag(#219377) Verfasst am: 24.11.2004, 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:
Wieso behaupten eigentlich immer alle, der säkulare Staat sei "wertfrei"? Sind die Menschenrechte, das demokratische Prinzip etc. etwa keine Werte? Was hier seitens der Christen passiert ist doch, erst die Werte der modernen Gesellschaft zu negieren, um dann als der große Wertespendr aufzutreten. Leute, wir brauchen keine christlichen, islamischen odr auch atheistischen Werte, weil wir freiheitlich-demokratische haben.

Und statt von Multikulti zu faseln, sollten wir selbige ernst nehmen, akzeptieren, dass im Rahmen dieser Wertsetzung jeder tun und lassen kann, was er will (also solange er nicht Rechte anderer verletzt). Dann brauchts keine verschiedenen Kulturen mehr, weil es dann eine freiheitliche Kultur mit verschiedenenen Individuen gibt. Diese freiheitliche Kultur aber muss dann auch wirklich für alle verbindlich sein. Wer das dann als Kulturellen Imperialismus empfindert, weil er nur noch selber tun kann, was er mag, aber nicht mehr andere zwingen kann, dasselbe zu tun, dann kann man ihm wohl nicht helfen ...


Das trifft schon ganz gut, worauf ich hinaus will.
Aber können wir "die Menschenrechte, das demokratische Prinzip etc." besser konkretisieren? Und neben die "christlichen Werte" (die findet man auch meist nur als Begriff, aber selten konkret aufgelistet) von Stoiber & Co. stellen und sehen, dass sich viele Punkte gleichen, viele verschiedene sich nicht gegenseitig ausschließen und paar Punkte von einander abweichen. Zumindest Kuschelchristen sollte man mit so einem Vergleich davon überzeugen können, dass man tatsächlich Staat und Religion trennen kann, ohne dass alles den Bach runtergeht.
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rabenkrähe
Gast






Beitrag(#219506) Verfasst am: 25.11.2004, 04:06    Titel: Re: Einspruch! Antworten mit Zitat

Encantado hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Der Mensch, mal sehr grobrasterig ausgedrück, individualisiert, materialisiert und vergleichgültigt da immer mehr. "Ich kann ja sowieso nichts bewirken".
Was ich doppelt und dreifach traurig finde, scheint es doch ein Beleg, daß die Gesellschaft so fragwürdiger Einrichtungen wie Kirchen und anderen gesellschaftlichen Authoritäten bedarf, damit Menschen sich überhaupt wirklich engagieren.

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Ich gebe dir zwar darin Recht, dass die Gesellschaft Institutionen benötigt, welche sich für soziales Engagement einsetzen, aber nicht, dass diese Institution darüber ihre Ideologie verbreitet oder gar rechtfertigt ("Geh was habns denn gegen die Kirche, die tut doch soviel gutes.") zwinkern


Sicher, nur irgendwer muß doch dafür eintreten, das organisieren und den Boden bereiten.
Wer, wenn Menschen sich nicht mehr in was weiß ich nicht was organisieren.
Und dabei denke ich fürwahr nicht nur an die Kirchen, auch viele andere sind ja rückläufig, namentlich Arbeitervereine und Arbeiterorganisationen, die sich früher sehr sozial engagierten und dies heute schon mangels Ehrenamtlicher nicht mehr können.

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rabenkrähe
Gast






Beitrag(#219507) Verfasst am: 25.11.2004, 04:20    Titel: Re: was ist eigentlich euer Problem? Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Ich halte es zwar auch für gut, daß Überkommenes gekippt worden ist, aber die Lebendigkeit, die Du unserer Gesellschaft zuschreibst, sehe ich überhaupt nicht. Die Zahlen der Ehrenamtlichen für was auch immer, sinkt immer mehr. Die Schöffenaufstellung und das Heranziehen von Wahlhelfern, frühere unangreifbare demokratische Pflichten, ist zu einer Ochsentour geworden, Verbände, Kammern und Einrichtungen, die ja sinnvolle Kontrollorgane sind, die einst lebendig gestaltet wurden, sind immer mehr zu bloßen Interessenvertretungen verkommen und ob Gewerkschaften, Parteien oder sonstwas, überall sind stark rückläufige Zahlen zu verzeichnen. Von der Wahlbeteiligung mal ganz zu schweigen.

Der Mensch, mal sehr grobrasterig ausgedrück, individualisiert, materialisiert und vergleichgültigt da immer mehr. "Ich kann ja sowieso nichts bewirken".


Man könnte ja auch mal fragen, woher dieses Gefühl kommt, dass das eigene Engagement sich nicht lohnt. Es könnte zum Beispiel daran liegen, dass Ehrenamtliche merken, dass sie oft vor einen Karren gespannt werden, der mit ihren idealistischen Absichten nichts zu tun hat. Es könnte daran liegen, dass ehrenamtliches Engagement regelrecht bestraft wird. Es könnte zum Beispiel daran liegen, dass mancher Ehrenamtliche das Gefühl hat, dass sein Engagement sofort mit Kürzungen bei den Hauptamtlichen quitiert wird. Es könnte auch sein, dass man sich allzu romantische Vorstellungen von den Motiven der Ehrenamtler macht. Mit Selbstlosigkeit hat ehrenamtliche Arbeit in meinen Augen gar nichts zu tun. Viele Probleme kommen aber davon, dass man genau das erwartet.

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Was ich doppelt und dreifach traurig finde, scheint es doch ein Beleg, daß die Gesellschaft so fragwürdiger Einrichtungen wie Kirchen und anderen gesellschaftlichen Authoritäten bedarf, damit Menschen sich überhaupt wirklich engagieren.


Vielleicht sind die Kirchen nicht ungeschickt darin, ihren Ehrenamtlern einen Nutzen plausibel zu machen. Es gibt übrigens auch viele große weltliche Organisationen, in denen sich Ehrenamtler engagieren.


Sicher. Hier ist die ganze Materialisierung höchst bedenklich. In der Praxis sieht es heute so aus, daß die AWO, der ASB, der MHD, das Rote Krez, undundund alles beantragen, was nur beantragt werden kann, und wofür Mittel bewilligt wird, das wird dann gemacht.
Wenn Geld für die Unterstützung Blinder gibt, dann werden die eben unterstützt, und wenns keines für die Unterstützung Tauber gibt, dann werden die eben nicht unterstützt.
Das zum Beispiel finde ich ein völlig verfehltes DEnken. Da stehen die Fördermittel im Mittelpunkt und nicht die Bedürfnisse der Menschen.
Und es ist doch klar, daß sich diese Ungerechtigkeit auswirkt, weitergegeben wird, gerade auch in Richtung Ehrenamtlicher, die sich fragen, warum sie sich eigentlich einsetzen sollen, wenn sie nur zum Füllen von Lücken eingesetzt werden.

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
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Encantado
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Beitrag(#219566) Verfasst am: 25.11.2004, 12:18    Titel: lichtblicke Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Encantado hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Der Mensch, mal sehr grobrasterig ausgedrück, individualisiert, materialisiert und vergleichgültigt da immer mehr. "Ich kann ja sowieso nichts bewirken".
Was ich doppelt und dreifach traurig finde, scheint es doch ein Beleg, daß die Gesellschaft so fragwürdiger Einrichtungen wie Kirchen und anderen gesellschaftlichen Authoritäten bedarf, damit Menschen sich überhaupt wirklich engagieren.

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Ich gebe dir zwar darin Recht, dass die Gesellschaft Institutionen benötigt, welche sich für soziales Engagement einsetzen, aber nicht, dass diese Institution darüber ihre Ideologie verbreitet oder gar rechtfertigt ("Geh was habns denn gegen die Kirche, die tut doch soviel gutes.") zwinkern


Sicher, nur irgendwer muß doch dafür eintreten, das organisieren und den Boden bereiten.

Ja, aber bevor diese Aufgaben von einer Institution erledigt werden, welche dann ihre Macht ausnutzen, um Angestellten ihre Wertenormen aufzuzwingen, verzichte ich lieber gleich darauf.

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Wer, wenn Menschen sich nicht mehr in was weiß ich nicht was organisieren.
Und dabei denke ich fürwahr nicht nur an die Kirchen, auch viele andere sind ja rückläufig, namentlich Arbeitervereine und Arbeiterorganisationen, die sich früher sehr sozial engagierten und dies heute schon mangels Ehrenamtlicher nicht mehr können.

Vll weil die Ausgangssituationen heute und anno dazumals eine andere ist. Die umfassende Absicherung des Arbeiters durch Sozialversicherung, Krankengeld, Rente etc. sind ja noch eher jüngere Auswüchse der Historie. Zwar gibt es auch heute noch Missstände, aber längst nicht so eklatante wie vor ca. 100 Jahren.

Ansonsten möchte ich noch ein Beispiel für soziales Engagement jüngster Zeit anführen: In Bregenz (Vorarlberg/Österreich) wurde vor kurzem die Aktion break (Bregenz Aktiv) gestartet, welche von der Gemeinde ausgeht. Dabei bekommen Jugendliche für ihre Arbeit in Kindergärten, Altenheimen, etc. Gutscheine für Kino, Geschäfte etc. Da diese Aktion unheimlichen Anklang gefunden hat, wird geplant diese auch auf andere Städte zu übertragen.
Der Status Quo in der sozialen Frage ist also nicht komplett verkommen zwinkern
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"Die wichtigste Lehre aus der Geschichte ist, daß der Mensch nicht sehr viel aus der Geschichte lernt." - Aldous Huxley
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rabenkrähe
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Beitrag(#220126) Verfasst am: 26.11.2004, 04:07    Titel: Antworten mit Zitat

@Encantando
Sicher gibt es auch heute viele sinnvolle Initiativen, ich rechne zum Beispiel sehr "Die Tafel" dazu, die vielerorts warme Speisen und Nahrungsmittel an Bedürftige verteilt.
Nur den Hasenfuß bei fast allem nennst Du ja selbst: "Bevor ich irgendwelchen Organisationen die Macht lasse oder gebe, tue ich eben lieber gar nichts...."
Und diese Einstellung greift doch, nicht ohne Grund, immer weiter um sich.

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Encantado
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Beitrag(#220150) Verfasst am: 26.11.2004, 09:15    Titel: Halt! Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
@Encantando
Sicher gibt es auch heute viele sinnvolle Initiativen, ich rechne zum Beispiel sehr "Die Tafel" dazu, die vielerorts warme Speisen und Nahrungsmittel an Bedürftige verteilt.
Nur den Hasenfuß bei fast allem nennst Du ja selbst: "Bevor ich irgendwelchen Organisationen die Macht lasse oder gebe, tue ich eben lieber gar nichts...."
Und diese Einstellung greift doch, nicht ohne Grund, immer weiter um sich.


So hab ich das aber nicht gesagt, sondern:
Encantado hat folgendes geschrieben:
Rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Was ich doppelt und dreifach traurig finde, scheint es doch ein Beleg, daß die Gesellschaft so fragwürdiger Einrichtungen wie Kirchen und anderen gesellschaftlichen Authoritäten bedarf, damit Menschen sich überhaupt wirklich engagieren.

Ich gebe dir zwar darin Recht, dass die Gesellschaft Institutionen benötigt, welche sich für soziales Engagement einsetzen, aber nicht, dass diese Institution darüber ihre Ideologie verbreitet oder gar rechtfertigt.


Du siehst ich habe mich ganz präzise auf die Kirche bezogen, welche ihre Macht missbraucht, und nicht gesagt, dass jede Institution das tun würde, also ergo man lieber gar nichts tun sollte.
Ich habe nichts dagegen, dass Institutionen mit jedweder Gesinnung sich sozial engagieren, wenn sie dies nur nicht ausnutzen um ihre Gesinnung den Mitarbeitern aufzuzwingen.

Als Extrembeispiele (analog zum Status Quo) wäre zB eine Neonazi-Vereinigung zu nennen, welche Kriegsveteranen pflegt und nur Angestellte erlaubt, welche stets mit "Heil Hitler" und der ausgestreckten Hand grüßen, sowie nicht jüdischer Abstammung sein düfen. Was würdest du dazu sagen, wenn solch eine Institution den Großteil des sozialen Sektors inne hätte. Frage Ausrufezeichen
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rabenkrähe
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Beitrag(#220478) Verfasst am: 27.11.2004, 03:54    Titel: Antworten mit Zitat

Na, die Zeiten hatten wir ja, da würd ich mich ganz schön bedanken.

Den Schwerpunkt, den Du auf die Kirchen legst, kann ich wahrlich nachvollziehen, nur: Was bei anderen Organisationen los ist, ist wahrlich auch nicht ohne.
Vor Ort habe ich mitbekommen, wie gemobt wurde, wie bestimmte Familienmitglieder bevorzugt wurden, welche Knebel-Arbeitsverträge angeboten wurden, wie das einzige Maß von Maßnahmen materialistische Aspekte waren, wie verächtlich mit nur zu vielem umgegangen wurde.
Das war schon eine verdammt Klüngelwirtschaft.
Und wenn Du berechtigte Anliegen oder Beschwerden hast, dann wende Dich mal an die Handwerkerkammer, die Anwaltskammern, Ärzte- und Psychotherapeutenkammern, da mußt Du aber ein verdammt dickes Fell haben, um mit Deinen Anliegen überhaupt Gehör zu finden.
All diese Einrichtungen sind einst als demokratische Kontrollorgane eingerichtet worden und sie sind dann immer mehr zu Berufsverbänden verkommen.
So daß, notgedrungen, wieder neue Einrichtungen geschaffen werden mußten: Schiedsstellen, Ombudsleute, Beauftrage.

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Wygotsky
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Beiträge: 5014

Beitrag(#220506) Verfasst am: 27.11.2004, 12:20    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Den Schwerpunkt, den Du auf die Kirchen legst, kann ich wahrlich nachvollziehen, nur: Was bei anderen Organisationen los ist, ist wahrlich auch nicht ohne.
Vor Ort habe ich mitbekommen, wie gemobt wurde, wie bestimmte Familienmitglieder bevorzugt wurden, welche Knebel-Arbeitsverträge angeboten wurden, wie das einzige Maß von Maßnahmen materialistische Aspekte waren, wie verächtlich mit nur zu vielem umgegangen wurde.
Das war schon eine verdammt Klüngelwirtschaft.


Gut, dass es mal einer sagt. Meine Erfahrungen mit freien Trägern sind nämlich nicht besser als die mit der Kirche. Ganz im Gegenteil.
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