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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
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Beitrag(#2311574) Verfasst am: 06.08.2025, 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
marx hat ja eben keine wischi- waschi analysen bzw theoriebildung mit begriffsbildung betrieben.
belies dich halt genau.

Nein, Marx hat eine präzise Analyse der damaligen wirtschaftlichen Situation hergestellt und hat die Begriffe, die er dazu brauchte, auch präzise definiert. Er hat damit die Wirtschaftswissenschaften begründet.
Die Marx'schen Begriffe zu benutzen ist leider keine hinreichende Bedingung dafür, sie in der Genauigkeit zu benutzen, in der er sie definiert hat, man kann damit auch ganz zwanglos wischi-waschi schwätzen, das machst Du regelmäßig.
Marx war kein Marxist. Wenn er sehen könnte, in wie schlichter Weise heute einige Versatzstücke seiner Analyse zur Religion erhoben werden, käme er wahrscheinlich aus dem Gelächter nicht mehr heraus.
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
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Beitrag(#2311577) Verfasst am: 06.08.2025, 20:57    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Nein, ich gehe nicht davon aus, dass das Kastenwesen gewaltlos war, aber ich gehe davon aus, dass diese Gewalt weder dazu diente, dieses Wesen herzustellen noch es zu erhalten. Die fand statt, weil man es konnte.
Natürlich wird man nicht mit internalisierten Rollen geboren, genauso wie man nicht mit Gottesfurcht geboren wird, aber man wird mit ihnen sozialisiert.

Lachen Die Sozialisierung in eine Kastengesellschaft, die für den Erhalt dieser notwendig ist, bei der aber auf gar keinen Fall Gewalt angewendet wird, weil diese Gewalt ja gerade nicht zu ihrem Erhalt notwendig sein soll.

Langsam werden deine Argumente etwas bemüht. Die Möglichkeit der (bisher übrigens nur relativen) Gewaltlosigkeit in der Erziehung wurde erst weit im 20. Jahrhundert überhaupt Thema von Diskussionen. (Vorläufer allenfalls im 19. Jahrhundert z. B. bei Max Stirner.)

fwo hat folgendes geschrieben:
Wie gewaltig das ist, was bei einer gelungenen Sozialisierung in unsere gefühlsmäßige Sicht der Welt eingepflanzt wird, hab ich als Kind erfahren, ohne genau zu wissen, was ich da beobachtete: Wenn ich Witze über Gott riss, war die Angst meiner Mutter körperlich greifbar. Sie war wie gelähmt und vergaß dann regelmäßig, dass sie eigentlich einen Kochlöffel oder etwas Ähnliches in der Hand hielt, um mich zu verprügeln.

Religiöse Erziehung (bzw. überhaupt Erziehung) in unserer Gesellschaft war eben für lange Zeit auch nicht gewaltlos, ist es teilweise auch heute noch nicht, und schon gar nicht in der Zeit, als deine Mutter Kind gewesen sein muss. Schon gar nicht, wenn man psychische Gewalt mitrechnet. Aber damals würde ich mal vermuten auch körperlich nicht.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte


Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 06.08.2025, 21:24, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Tarvoc
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Beitrag(#2311578) Verfasst am: 06.08.2025, 20:58    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
marx hat ja eben keine wischi- waschi analysen bzw theoriebildung mit begriffsbildung betrieben.
belies dich halt genau.

In dem Punkt muss ich fwo mal beipflichten. Marx hat überhaupt keine Analyse des präkolonialen indischen Kastenwesens vorgelegt. Weder eine ökonomische, kulturelle, politische noch sonst eine.

Wenn du Glück hast, findest du vielleicht Ansätze zu sowas irgendwo bei Nietzsche, oder Friedrich Schlegel. Da steht dann aber der ökonomische Klassenbegriff nicht im Fokus.
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fwo
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Beitrag(#2311583) Verfasst am: 07.08.2025, 11:37    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
....
Lachen Die Sozialisierung in eine Kastengesellschaft, die für den Erhalt dieser notwendig ist, bei der aber auf gar keinen Fall Gewalt angewendet wird, weil diese Gewalt ja gerade nicht zu ihrem Erhalt notwendig sein soll.

Langsam werden deine Argumente etwas bemüht. Die Möglichkeit der (bisher übrigens nur relativen) Gewaltlosigkeit in der Erziehung wurde erst weit im 20. Jahrhundert überhaupt Thema von Diskussionen. (Vorläufer allenfalls im 19. Jahrhundert z. B. bei Max Stirner.)

....
Religiöse Erziehung (bzw. überhaupt Erziehung) in unserer Gesellschaft war eben für lange Zeit auch nicht gewaltlos, ist es teilweise auch heute noch nicht, und schon gar nicht in der Zeit, als deine Mutter Kind gewesen sein muss. Schon gar nicht, wenn man psychische Gewalt mitrechnet. Aber damals würde ich mal vermuten auch körperlich nicht.

Kannst Du mal versuchen, beim Thema zu bleiben? Das war ganz grob Klassenkampf. Du antwortest aber seit geraumer Zeit nur noch auf Stichwörter, die Dich anscheinend triggern, anstatt den ganzen Post zu lesen. Und genau darauf habe ich geantwortet, nicht auf die Teile, in denen wir trotz unterschiedlicher Standpunkte weitgehend einer Meinung sind.

Wenn ich bei diesem Thema von Gewalt rede, dann meine ich die Gewalt zwischen Klassen, Kasten, Schichten usw.
Eltern und Kinder sind normalerweise in der selben Klasse, Kaste, Schicht.

Dass Sozialisation, die erheblich mehr enthält als die bewusste Erziehung, weder früher noch heute gewaltfrei abläuft, ist ein anderes Thema. Ich habe die religiöse Sozialisation hier angeführt, weil hier ein Gefühl gegenüber einer "höheren Kaste" implementiert wird, ohne, dass diese "Kaste" selbst Gewalt anwenden kann. Wesentliche Teile dieser Sozialisation laufen wahrscheinlich unbewusst durch vorgelebte Gefühle ab. (Das hat bei mir nicht funktioniert. Aber zur Gottesfurcht bin ich auch nicht gekommen, als ich mit Prügeln in den Konfirmationsunterricht und in die Kirche getrieben wurde.) Gottesfurcht, nicht so schlimm wie früher, aber immer noch erkennbar, sehe ich auch heute noch in Familien, in denen nicht geprügelt wird - wie gesagt, die wird im Wesentlichen unbewusst vermittelt, in einem Alter, in dem man Kinder kaum prügelt.

Und mit der Gewalt zwischen den Klassen meine ich eine koordinierte Gewalt mit dem Ziel des Machterhaltes (Gewalt von oben) bzw. der Entmachtung (Gewalt von unten). Das bedeutet nicht, dass etwas gewaltlos ist, wenn es diese koordinierte Gewalt nicht gibt. Um mal ein Beispiel von der anderen Seite zu nehmen: die 68er "RAF" hat unter dem Äußern klassenkämpferischer Parolen richtig heftige Gewalt eingesetzt. Trotzdem käme ich nicht auf die Idee, die Gewalt dieser paar isolierten Hanseln als Klassenkampf zu bezeichnen, sie haben höchstens einen Klassenkampf von oben durch das Haus Springer ausgelöst.

Dagegen war in der Geschichte der DDR zu sehen, dass da unter den Parolen eines Klassenkampfes von unten ein ziemlich brutaler Klassenkampf von oben stattfand.
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tillich (epigonal)
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Beitrag(#2311585) Verfasst am: 07.08.2025, 11:57    Titel: Antworten mit Zitat

Warum führst du das Kriterium "koordiniert" ein?

Wenn es ganz regelmäßig vorkommt und von den gesellschaftlich mächtigen Gruppen akzeptiert wird, dass Angehörige der einen Kaste gegen Angehörige einer anderen Kaste Gewalt ausüben, wenn diese die Grenzen des für ihre Kaste vorgesehenen Verhaltens überschreiten, würde ich das auch als Klassenkampf bezeichnen. Es hat auch ganz klar die Funktion des Machterhalts. Dabei muss diese Gewalt aber überhaupt nicht koordiniert sein.
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fwo
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Beitrag(#2311589) Verfasst am: 07.08.2025, 17:41    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Warum führst du das Kriterium "koordiniert" ein?

Wenn es ganz regelmäßig vorkommt und von den gesellschaftlich mächtigen Gruppen akzeptiert wird, dass Angehörige der einen Kaste gegen Angehörige einer anderen Kaste Gewalt ausüben, wenn diese die Grenzen des für ihre Kaste vorgesehenen Verhaltens überschreiten, würde ich das auch als Klassenkampf bezeichnen. Es hat auch ganz klar die Funktion des Machterhalts. Dabei muss diese Gewalt aber überhaupt nicht koordiniert sein.

Ich führe dieses Kriterium ein, um den Klassenkampf von den Handlungen Einzelner abzugrenzen, um festzuhalten, dass da wirklich eine Klasse gegen eine andere vorgeht.

Du brauchst Dir bloß Dein eigenes Kuddelmuddel anzusehen, um zu merken, dass Du da auch Schwierigkeiten hast:
Zitat:
Wenn es ganz regelmäßig vorkommt und von den gesellschaftlich mächtigen Gruppen akzeptiert wird, .... wenn diese die Grenzen des für ihre Kaste vorgesehenen Verhaltens überschreiten,

Es wird von den mächtigen Gruppen akzeptiert, aber es überschreitet die Grenzen des für dies Kaste vorgesehenen Verhaltens? Was denn nun? Wer sieht denn da etwas vor, wenn nicht die mächtigen Gruppen?

Wenn allerdings die "Akzeptanz der mächtigen Gruppen" so ist, dass dass offensichtlich wird, dass das Verhalten der Einzelnen nicht nur akzeptiert sondern gewünscht ist, sehe ich keinen Unterschied mehr zu einer Koordination. Am praktischen Beispiel in Nahost: Die nicht geahndeten Gewaltakte israelischer Siedler an Palästinensern des Westjordanlands sind in meinen Augen indirekt koordiniert.
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Tarvoc
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Beitrag(#2311597) Verfasst am: 08.08.2025, 09:16    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Wenn ich bei diesem Thema von Gewalt rede, dann meine ich die Gewalt zwischen Klassen, Kasten, Schichten usw. Eltern und Kinder sind normalerweise in der selben Klasse, Kaste, Schicht.

Eltern sind nicht die einzigen, die an der Sozialisation beteiligt sind, gerade wenn es um die Sozialisation in ein Kastenwesen geht. Du projizierst hier gerade die deutschbürgerliche Kernfamilie auf die indische Kastengesellschaft. Und selbst bei ersterer wird die Sozialisation nicht gänzlich von den Eltern vorgenommen. Auch Eltern handeln übrigens nicht in einem Vakuum. Man kann es durchaus so sehen, dass die Sozialisation hier daraus besteht, dass Eltern an ihre Kinder ihnen von außen zugefügtes generationales Trauma weitergeben. Wie gesagt: Gerade am Beispiel Indien zeigt sich schön, dass die Zufügung von Trauma sogar geradezu ritualisiert sein kann.

fwo hat folgendes geschrieben:
Und mit der Gewalt zwischen den Klassen meine ich eine koordinierte Gewalt mit dem Ziel des Machterhaltes (Gewalt von oben) bzw. der Entmachtung (Gewalt von unten).

Ääääh... bei weitem nicht aller Klassenkampf von unten zielt auf die Entmachtung der Herrschenden. Klassischerweise ist der Begriff so niederschwellig, dass z. B. auch Streiks für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen, etc. und mitunter sogar spontane Sabotageakte unter den Begriff des Klassenkampfes fallen (wobei es bei ersteren fraglich ist, ob sie unter den Begriff der Gewalt fallen, was eben auch diese begriffliche Verbindung fragwürdig erscheinen lässt - s. zu dieser Frage z. B. Walter Benjamin "Zur Kritik der Gewalt".) Und nicht nur Marxisten benutzen den Begriff so, sondern auch so ziemlich die gesamte Arbeiterbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts bis über die 68er Generation hinaus, inklusive der Sozialdemokratie (jedenfalls vor ihrer neoliberalen Verwässerung in den 90er Jahren). Historisch und begriffsgeschichtlich gesprochen: Wenn hier jemand gerade einen idiosynkratischen Begriff von Klassenkampf von unten vertritt, dann bist du das.

Ich selbst habe geschrieben, dass der Klassenkampf von unten in historischen Normalsituationen nicht selten zuerst ein Verteidigungskampf ist, z. B. um bestehende soziale Errungenschaften, um die Verteidigung von Kultur gegen ihre Kommodifikation oder Vereinnahmung, von sozialen Bindungen und Gemeinschaften, Lohnangleichung und nicht zuletzt die Mittel zur eigenen Lebenserhaltung. Ein Gedanke, den du geflissentlich ignoriert hast, um dich allein auf meinen Begriff des Klassenkampfs von oben zu stürzen.

fwo hat folgendes geschrieben:
Das bedeutet nicht, dass etwas gewaltlos ist, wenn es diese koordinierte Gewalt nicht gibt.

Bei dem Gedanken, dass immer in irgendeiner Weise Koordination beteiligt ist, gehe ich noch mit. Deine Behauptung, dass religiöse Erziehung in Indien unkoordiniert gewesen sei, finde ich hingegen extrem kurios.
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Tarvoc
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Beitrag(#2311598) Verfasst am: 08.08.2025, 09:31    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Wenn es ganz regelmäßig vorkommt und von den gesellschaftlich mächtigen Gruppen akzeptiert wird, dass Angehörige der einen Kaste gegen Angehörige einer anderen Kaste Gewalt ausüben, wenn diese die Grenzen des für ihre Kaste vorgesehenen Verhaltens überschreiten, würde ich das auch als Klassenkampf bezeichnen.

Das Gefettete kannst du streichen. Es gibt ja z. B. keinen Grund, die "Vorsehungen" einer bereits durch Klassenherrschaft vorstrukturierten Gesellschaft einfach unbefragt zu übernehmen.

nicht tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Wenn es ganz regelmäßig vorkommt und von den gesellschaftlich mächtigen Gruppen akzeptiert wird, dass Angehörige der einen Kaste gegen Angehörige einer anderen Kaste Gewalt ausüben, würde ich das auch als Klassenkampf bezeichnen.

So würde ich das unterschreiben. Bzw. ich würde es auch als Klassenkampf bezeichnen, wenn sie dabei nicht selber Hand anlegen, sondern dafür auf welche Art auch immer systematisch Leute aus der beherrschten Klasse rekrutieren.
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tillich (epigonal)
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Beitrag(#2311600) Verfasst am: 08.08.2025, 12:37    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Wenn es ganz regelmäßig vorkommt und von den gesellschaftlich mächtigen Gruppen akzeptiert wird, dass Angehörige der einen Kaste gegen Angehörige einer anderen Kaste Gewalt ausüben, wenn diese die Grenzen des für ihre Kaste vorgesehenen Verhaltens überschreiten, würde ich das auch als Klassenkampf bezeichnen.

Das Gefettete kannst du streichen. Es gibt ja z. B. keinen Grund, die "Vorsehungen" einer bereits durch Klassenherrschaft vorstrukturierten Gesellschaft einfach unbefragt zu übernehmen.

Aus kritischer Perspektive hast du völlig Recht. Der Nebensatz sollte nur beschreiben, welche Funktion diese Gewalt erfüllt: Die Leute an "ihrem Platz" (wieder aus der herrschenden Perspektive) zu halten.
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Tarvoc
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Beitrag(#2311603) Verfasst am: 08.08.2025, 13:07    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Du brauchst Dir bloß Dein eigenes Kuddelmuddel anzusehen, um zu merken, dass Du da auch Schwierigkeiten hast:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Wenn es ganz regelmäßig vorkommt und von den gesellschaftlich mächtigen Gruppen akzeptiert wird, .... wenn diese die Grenzen des für ihre Kaste vorgesehenen Verhaltens überschreiten,

Es wird von den mächtigen Gruppen akzeptiert, aber es überschreitet die Grenzen des für dies Kaste vorgesehenen Verhaltens? Was denn nun? Wer sieht denn da etwas vor, wenn nicht die mächtigen Gruppen?

Also fwo... nach meinem Sprachverständnis liegt die Schwierigkeit eher darin, dass du womöglich falsch verstanden hast, auf wen sich das "diese" in der zweiten zitierten Passage bezieht. Aber ich hab' den Satz auch zweimal lesen müssen. Schulterzucken
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fwo
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Beitrag(#2311608) Verfasst am: 08.08.2025, 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Wenn ich bei diesem Thema von Gewalt rede, dann meine ich die Gewalt zwischen Klassen, Kasten, Schichten usw. Eltern und Kinder sind normalerweise in der selben Klasse, Kaste, Schicht.

Eltern sind nicht die einzigen, die an der Sozialisation beteiligt sind, gerade wenn es um die Sozialisation in ein Kastenwesen geht. ...

Es sind die, die am Religiösen bzw. Quasi-Religiösen Teil des Weltbildes den größten Anteil haben. Das Kastenwesen würde ich beim zweiten einordnen.
Folgendes ist nur eine Vermutung von mir, vielleicht kennst Du ja Untersuchungen mit dieser Fragestellung: Ich schätze, dass der Einfluss von Peer-Groups bei der Sozialisation um so größer ist, je mehr sich eine Gesellschaft in einer kulturellen Übergangsphase bzw. einem Kulturbruch befindet.
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Beitrag(#2311621) Verfasst am: 09.08.2025, 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Folgendes ist nur eine Vermutung von mir, vielleicht kennst Du ja Untersuchungen mit dieser Fragestellung: Ich schätze, dass der Einfluss von Peer-Groups bei der Sozialisation um so größer ist, je mehr sich eine Gesellschaft in einer kulturellen Übergangsphase bzw. einem Kulturbruch befindet.

Wäre mir nicht bekannt und halte ich für weit hergeholt. Überhaupt scheinst du mir in deiner ganzen Argumentation hier die Familienstruktur der modernen westeuropäischen bürgerlichen Kernfamilie in das präkoloniale Indien hineinzuprojizieren.
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Beitrag(#2311622) Verfasst am: 09.08.2025, 20:28    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Folgendes ist nur eine Vermutung von mir, vielleicht kennst Du ja Untersuchungen mit dieser Fragestellung: Ich schätze, dass der Einfluss von Peer-Groups bei der Sozialisation um so größer ist, je mehr sich eine Gesellschaft in einer kulturellen Übergangsphase bzw. einem Kulturbruch befindet.

Wäre mir nicht bekannt und halte ich für weit hergeholt. Überhaupt scheinst du mir in deiner ganzen Argumentation hier die Familienstruktur der modernen westeuropäischen bürgerlichen Kernfamilie in das präkoloniale Indien hineinzuprojizieren.

Das hattest Du schon gesagt, ich werde es auch im Kopf behalten, aber ich glaube es nicht.
Die Arbeiten zum Einfluss von Peer-Groups in der Sozialisation, die mir bisher untergekomen sind, wurden alle in kulturell jungen Gesellschaften bzw. Gesellschaften, die ich als im Umbruch befindlich einordnen würde, gemacht. Deshalb halte ich den Schluss, dass das immer so sein muss, für nicht besonders zwingend.
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Beitrag(#2311623) Verfasst am: 10.08.2025, 02:42    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Die Arbeiten zum Einfluss von Peer-Groups in der Sozialisation, die mir bisher untergekomen sind, wurden alle in kulturell jungen Gesellschaften bzw. Gesellschaften, die ich als im Umbruch befindlich einordnen würde, gemacht. Deshalb halte ich den Schluss, dass das immer so sein muss, für nicht besonders zwingend.

Was genau meinst du in diesem Zusammenhang eigentlich mit Peer Groups? "Alles, was nicht die Eltern sind" oder was?
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Beitrag(#2311624) Verfasst am: 10.08.2025, 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Die Arbeiten zum Einfluss von Peer-Groups in der Sozialisation, die mir bisher untergekomen sind, wurden alle in kulturell jungen Gesellschaften bzw. Gesellschaften, die ich als im Umbruch befindlich einordnen würde, gemacht. Deshalb halte ich den Schluss, dass das immer so sein muss, für nicht besonders zwingend.

Was genau meinst du in diesem Zusammenhang eigentlich mit Peer Groups? "Alles, was nicht die Eltern sind" oder was?

Ich habe zur Sicherheit noch mal nachgesehen: Die Definition in Wikipedia ist auch meine: Es sind im Wesentlichen die jeweils gleichaltrigen und damit auch gleichberechtigten.

Der Hintergrund für für meine Vermutung liegt im kulturellen Ursprung, in dem es, damit es zu unseren heutigen Gesellschaften kommen konnte, funktional einfach wichtig war, die Kultur komplett weiterzugeben. Die jugendliche Subkultur, die als Sozialisierungseinfluss, der sich wesentlich von dem der Eltern unterscheidet, nennenswert ist, ist bereits ein Zeichen großer Gesellschaften mit starkem horizontalem Informationsfluss zu anderen Kulturen. Das war nicht immer so. Aber die Menschen sind damals in der Lage gewesen, ihre Kultur weiterzuentwickeln und weiterzutragen.

Als Extrem stell Dir die familiären Verbände der Eskimos oder auch der afrikanischen Buschleute vor. Es ist einfach so, dass ich die Evolution, in diesem Fall die kulturelle, immer mit im Blick habe.
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Beitrag(#2311630) Verfasst am: 10.08.2025, 13:49    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Ich schätze, dass der Einfluss von Peer-Groups bei der Sozialisation um so größer ist, je mehr sich eine Gesellschaft in einer kulturellen Übergangsphase bzw. einem Kulturbruch befindet.

Naja. "Übergangsphase" und "Kulturbruch" bedeutet ja, dass etwas anders wird. Dass so etwas zum großen Teil nicht dadurch passiert, dass auf einmal alle Leute ihre Meinung ändern, sondern dadurch, dass die nächste Generation anders denkt als die vorige, scheint mir nun en bisschen banal. Und wenn das so ist, sieht natürlich der Einfluss der Peer-Group größer aus als der der Eltern. Obwohl der Einfluss der Peer-Group in den Phasen ohne Übergänge und Brüche vielleicht genau so groß ist - man sieht es nur nicht, weil die Peer Group dann eben genau so denkt wie die Eltern.

Mit anderen Worten: Auf den ersten Blick und ohne die Studien selbst gelesen zu haben, wirkt das ein bisschen so wie eine Analyse der Tiefe "Wenn sich was ändert, ändert sich was".
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Beitrag(#2311632) Verfasst am: 10.08.2025, 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

mich interessiert tarvocs meinung zum geposteten Artikel

deine meinung, made in bibelbirne, interessiert mich wiederum nicht, da du mir persönlich außerdem, wie du weißt, zu verl*** bist
also troll dich
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Beitrag(#2311633) Verfasst am: 10.08.2025, 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Die Arbeiten zum Einfluss von Peer-Groups in der Sozialisation, die mir bisher untergekomen sind, wurden alle in kulturell jungen Gesellschaften bzw. Gesellschaften, die ich als im Umbruch befindlich einordnen würde, gemacht. Deshalb halte ich den Schluss, dass das immer so sein muss, für nicht besonders zwingend.

Was genau meinst du in diesem Zusammenhang eigentlich mit Peer Groups? "Alles, was nicht die Eltern sind" oder was?

Ich habe zur Sicherheit noch mal nachgesehen: Die Definition in Wikipedia ist auch meine: Es sind im Wesentlichen die jeweils gleichaltrigen und damit auch gleichberechtigten.

Wenn das deine Definition ist, verstehe ich überhaupt nicht mehr, was dein Argument eigentlich sein soll. Meine Auffassung ist natürlich nicht, dass im präkolonialen Indien die Menschen primär durch Jugendbanden sozialisiert worden wären. Was das mit Klassenkampf zu tun haben soll, weiß ich auch nicht - es sei denn, du denkst dabei an gymnasiale Schulklassen.
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Beitrag(#2311634) Verfasst am: 10.08.2025, 14:29    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
mich interessiert tarvocs meinung zum geposteten Artikel

Sorry, welchem jetzt?
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Beitrag(#2311636) Verfasst am: 10.08.2025, 15:02    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
mich interessiert tarvocs meinung zum geposteten Artikel

Sorry, welchem jetzt?


ja, da hab ich wohl die threads verwechselt.
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Beitrag(#2311638) Verfasst am: 10.08.2025, 15:51    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
ja, da hab ich wohl die threads verwechselt.

Never cross the streams. zwinkern
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