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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#289146) Verfasst am: 25.04.2005, 21:36 Titel: Trauer in Entenhausen |
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Die deutsche Stimme von Entenhausen ist verstummt: Die Comic-Übersetzerin Erika Fuchs, jahrzehntelang Chefredakteurin der deutschen "Micky Maus"-Ausgabe, ist im Alter von 98 Jahren verstorben. Ihre poetischen und überaus lebendigen Übertragungen Duckscher Sätze sind zum Kulturgut geworden.
Zitat: |
Von 1951 bis 1988 war sie offiziell Chefredakteurin der "Micky Maus". Ihre eigentliche Leistung aber waren ihre unzähligen Übersetzungen der Disney-Comics.
Mit ihnen hat sie fast unbemerkt die Sprache der Bundesrepublik geprägt, in deren Wortschatz Begriffe wie "Grübel", "Stöhn" und "Seufz" ebenso einsickerten wie Fuchssche Sprichworte und Klassikerparodien. "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr!", schwören Tick, Trick und Track nicht ganz Schiller-getreu. Und Donalds Angst ist so verständlich wie witzig: "Die sind zu zweit und wir beide ganz allein!" Ein blank geschliffener, hochintelligenter Mutterwitz sprang aus diesen Texten, der so gar nicht zum damaligen Image der Comics als "Verdummungsliteratur" passte. |
Zitat: | Erika Fuchs machte aus den manchmal drögen, mitunter sperrigen oder schlicht banalen Sätzen der amerikanischen Vorlagen funkelnde Kleinode. Jedem Entenhausener schrieb sie eine eigene Sprache auf den Leib. So wurde Onkel Dagobert zum distinguiert parlierenden Herren, Donald hielt sein geknicktes Ego durch pompöse Übertreibungen aufrecht und die Kinder reden so hektisch, dass die Sätze in den verschiedenen Sprechblasen ineinander übergehen.
Sprachwitz wurde konstituierendes Element in den Disney-Comics. "Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!", ruft der prometheische Feuerteufel Donald. |
Zitat: | Dabei wohnte diesem Witz nicht nur Wahrheit inne, sondern auch Poesie. Leichtfüßig und doch melancholisch ist dieses alte Entenhausener Liedgut à la Fuchs, das sich mithin auch in Donalds Plattenschrank findet: "Die Wolken ziehn dahin/ Sie ziehn auch wieder her/ Der Mensch lebt nur einmal/ Und dann nicht mehr". Erika Fuchs, die Stimme Entenhausens, wird in ihren Übersetzungen ebenso weiter erklingen wie dieses Lied auf Donalds Plattenteller. |
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#289151) Verfasst am: 25.04.2005, 21:43 Titel: |
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Ich muß sagen, ich bin gespalten. So sehr ich finde, daß der Ruhm von Erika Fuchs zu recht besteht, enthalten ihre Texte doch zuweilen Fehler, da sträuben sich mir die Haare.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#289570) Verfasst am: 27.04.2005, 01:15 Titel: |
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Romano Scarpa, der Autor und Zeichner vieler Comics aus den LTB (von ihm stammt unter anderem die Titelgeschichte des 1. LTB "Der Kolumbusfalter") ist auch vor wenigen Tagen gestorben.
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