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Kunigunde Seltsam
Anmeldungsdatum: 10.08.2003 Beiträge: 655
Wohnort: zu Hause
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(#38664) Verfasst am: 10.10.2003, 09:43 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Cirsium hat folgendes geschrieben: |
Ich muss allerdings sagen, dass der Pfarrer, der die Trauerfeier nur meiner Oma zu liebe gemacht hat, da mein Opa nicht in der Kirche war, keinen Sülz geredet hat. |
Hm... bei der Trauerfeier meines Opas, der ebenfalls nicht in der Kirche war, wurde extra ein Trauerredner mit der Gestaltung der Beerdigungsfeier beauftragt. Allerdings war meine Oma, die noch lebt, auch kein Kirchenmitglied.  |
Wie schon gesagt, der Pfarrer war dem Kirchenvorstand zu liberal, weshalb er auch die Gemeinde wechseln muss. Meine Schwester hat mir erzählt, dass er damit umgehen kann, wenn Menschen an der Religion zweifeln und die Kirche als Institution ablehnen. Er hat in der Trauerrede bei meinem Opa das auch so geäußert, ohne irgenwie das als negativ zu beurteilen. Er scheint wohl eine Ausnahme zu sein, oder irre ich mich?
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#43521) Verfasst am: 23.10.2003, 20:24 Titel: Kirche marschiert zurueck |
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Graz: Kapellari genehmigt Sonntagsmesse im alten lateinischen Ritus
Zitat: | Als klassischen römischen Ritus bezeichnet man den alten lateinischen Ritus der katholischen Kirche. Er wurde früher auch als tridentinischer Ritus bezeichnet. Der Ritus ist jedoch weit älter als das Konzil von Trient. Er wird nach einer Empfehlung von Kardinal Joseph Ratzinger als "klassisch-römischer Stil" bezeichnet. Verwendet werden bei der Messfeier die liturgischen Bücher aus dem Jahre 1962. Sie sind die letzte Edition vor der liturgischen Erneuerung des Missale Romanum. |
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#169777) Verfasst am: 24.08.2004, 21:44 Titel: |
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Im aktuellen "Neon" 09/04 (Stern-Ableger für junge Erwachsene) ist ein
Interview mit Herbert Feuerstein, in dem er u.a. erzaehlt, dass er 1960
in den USA geheiratet hat:
"Wir haben auch gleich geheiratet. Das war gar nicht so einfach, denn
meine Freundin war erst 19 Jahre alt und damit minderjährig. Für eine
standesamtliche Hochzeit hätten wir Elternerlaubnis und allerlei
bürokratischen Schnickschnack gebraucht - kirchlich nicht. Bloß waren
wir kein bisschen religiös. Aber das Schöne an Amerika ist, dass sich
auch dafür eine passende Kirche fand, die 'Unitarian Church'. Ein
netter Reverend hat uns gefragt, was wir glauben, und wir sagten:
nichts. Und er hat geantwortet: Toll, Sie beschäftigen sich also mit
diesen Fragen, das ist ja schon was! Wir mussten zehn Dollar zahlen und
haben geheiratet."
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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nocquae diskriminiert nazis
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18183
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(#271752) Verfasst am: 08.03.2005, 15:08 Titel: |
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Zwei Bekannte von mir, die vor etwa drei Jahren geheiratet haben (er: katholisch; sie: evangelisch) hatten damals für die kirchliche Trauung bei einem befreundeten [evangelischen] Pastor angefragt, ob dieser nicht deren Hochzeit bei ihnen im Garten vollziehen könne. Aus Sicht der evangelischen Kirche offensichtlich kein Problem.
Jedoch hst die katholische Kirche nun offiziell erklärt, dass die Hochzeit aus ihrer Sicht ungültig sei.
Die Reaktion daruaf zeigt einmal mehr, wie weit sich die Kirche von ihren Gläubigen entfernt hat: sie bestand nur aus einem schulterzuckenden "Ja und?"
(naja gut nicht ganz: ein kam auch noch dazu. Jede Glaubensgemeinschaft bringt ihre Schäfchen halt so gut gegen sich auf wie sie kann.)
_________________ In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#271772) Verfasst am: 08.03.2005, 15:49 Titel: |
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Solange die Kirche das Standesamt davon nicht überzeugt...
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lupus registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.02.2005 Beiträge: 586
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(#271792) Verfasst am: 08.03.2005, 16:24 Titel: |
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NOCQUAE hat folgendes geschrieben: | Zwei Bekannte von mir, die vor etwa drei Jahren geheiratet haben (er: katholisch; sie: evangelisch) hatten damals für die kirchliche Trauung bei einem befreundeten [evangelischen] Pastor angefragt, ob dieser nicht deren Hochzeit bei ihnen im Garten vollziehen könne. Aus Sicht der evangelischen Kirche offensichtlich kein Problem.
Jedoch hst die katholische Kirche nun offiziell erklärt, dass die Hochzeit aus ihrer Sicht ungültig sei.
Die Reaktion daruaf zeigt einmal mehr, wie weit sich die Kirche von ihren Gläubigen entfernt hat: sie bestand nur aus einem schulterzuckenden "Ja und?"
(naja gut nicht ganz: ein kam auch noch dazu. Jede Glaubensgemeinschaft bringt ihre Schäfchen halt so gut gegen sich auf wie sie kann.)
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Tja, wahrscheinlich haben die Kirchenjuristen gehofft, dass diese Christenmenschen jetzt ein kirchliches "Sanationsverfahren" anstrengen, damit sie rückwirkend doch nicht in Sünde gelebt haben.
Im k***.n**-Forum habe ich von einer Kindergärtnerin aus einer katholischen Einrichtung gelesen, die den großen Fehler begangen hat, zwischen ihrer standesamtlichen Eheschließung und der kirchlichen Trauung ein paar Monate Pause einzuplanen. Der Arbeitgeber hat sie umgehend vor die Wahl gestellt: Rausschmiss oder Sanation der standesamtlichen Ehe.
Die Ungültigkeit dieser Ehe hat übrigens einen praktischen Vorteil für jemanden, der auf kirchliche Rituale steht: Nach einer eventuellen Scheidung kann dein Bekannter dann noch katholisch heiraten. Nur Ausgetretene werden von der römisch-katholischen Kirche damit bestraft, dass ihre (nach dem Austritt eingegangene) standesamtliche Ehe nicht nur kirchlich wirksam sondern i.d.R. auch noch unauflöslich ist...
_________________ They all err — Moslems, Jews,
Christians, and Zoroastrians:
Humanity follows two world-wide sects:
One, man intelligent without religion,
The second, religious without intellect.
Abu 'L-ala Ahmad b. Abdallah al-Ma'arri (973-1057)
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Heike J registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26284
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(#294308) Verfasst am: 14.05.2005, 09:55 Titel: |
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Ist man nur ausreichend prominent mit dem entsprechenden Publikum, kann man auch als konfessionsloses Paar seine Heirat als Event mit allem Schnick und Schnack und gleich zwei Schamanen - von jeder Sorte einer - in einer Kirche feiern...
Geschehen soeben in Bochum...
Zitat: | ...
Intendant Matthias Hartmann [Bochumer Schauspielhaus] hat die Chance genutzt und gestern seiner langjährigen Lebensgefährtin .... die ewige Treue geschworen. Zwei kleine Töchter haben sie schon.
Am Vormittag stand der offizielle Teil auf dem Standesamt auf dem Plan, ehe die ... Eheleute ... in der Libboriuskirche Grumme [Stadtteil von Bochum] 200 Gäste zum Gottesdienst begrüßten. Dort versammmtelten sich prominente Gesichter aus Kultur und Politik - soweit das Auge reicht: Minister Wolfgang Clement ... Dramatiker Tankred Dorst, namhafte Schauspieler .... , auch Ex-OB Ernst-Otto Stüber, Prof. Dietrich Grönemeyer und Tana Schanzara....
...
Obwohl formvollendet .... war dies keine kirchliche Hochzeit im traditionellen Sinn, denn die Hartmanns sind keiner Konefssion mehr angehörig. So merkte der evangelische Pfarrer .... , der den Gottesdienst zumsammen mit seinem katholischen Kollegen... leitete, in seiner Begrüßung an, dem Eheversprechen hier nur den "göttlichen Segen" beigeben zu können.
... |
WAZ Bochum, 14.5.05
Hm, welches konfessionslose Paar macht den Test, ob dies auch für den normalen Nicht-mehr-Kirchenchristenmenschen gilt...
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#294315) Verfasst am: 14.05.2005, 11:27 Titel: |
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Heike Jackler hat folgendes geschrieben: |
Hm, welches konfessionslose Paar macht den Test, ob dies auch für den normalen Nicht-mehr-Kirchenchristenmenschen gilt...  |
Welcher Nicht-Christ ist so doof, sich kirchlich segnen zu lassen?
Interessant wäre zu wissen, wer die Zeremonie bezahlt hat. Da das Pärchen keine Kirchensteuer zahlt, müßte man von ihnen doch Gebühren für die Nutzung der kirchlichen Räume, Orgelspieler, und Pastoren verlangen?
Oder reicht der Kirche als Lohn der Werbe-Effekt?
Oder andersrum, vielleicht hat die Kirche den anwesenden Prominenten (inklusive Brautpaar) sogar noch Gagen bezahlt, damit sie sich überhaupt in die Kirche begeben?
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#294319) Verfasst am: 14.05.2005, 12:12 Titel: |
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Oh nein der erste aus meinem engerem Freundeskreis heiratet auch bald.
Schlimmer noch es soll auch kirchlich stattfinden, nur bin ich noch mehr als unschlüssig, ob ich das machen soll bzw. kann.
(Vielleicht falle ich am Eingang zur Kirche ja schreiend und zuckend zu Boden )
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Heike J registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26284
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(#294388) Verfasst am: 14.05.2005, 15:19 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Heike Jackler hat folgendes geschrieben: |
Hm, welches konfessionslose Paar macht den Test, ob dies auch für den normalen Nicht-mehr-Kirchenchristenmenschen gilt...  |
Welcher Nicht-Christ ist so doof, sich kirchlich segnen zu lassen?
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Für den Test reicht doch eine unverbindliche Anfrage...
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Yamato Teeist
Anmeldungsdatum: 21.08.2004 Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore
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(#294404) Verfasst am: 14.05.2005, 16:17 Titel: |
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Wie sieht es eigentlich mit Beerdigung aus? Was mach ich, wenn einer meiner Eltern stirbt und kirchlich bestattet werden will (wovon auszugehen ist)? Hingehen oder nicht hingehen?
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#294671) Verfasst am: 15.05.2005, 19:46 Titel: |
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Savar hat folgendes geschrieben: | Wie sieht es eigentlich mit Beerdigung aus? Was mach ich, wenn einer meiner Eltern stirbt und kirchlich bestattet werden will (wovon auszugehen ist)? Hingehen oder nicht hingehen? |
Hm... Ich denke doch mal, diese Entscheidung sollte in Deinem eigenen Ermessungsspielraum liegen... es sollten doch aber rein theorethisch diesbezüglich keine Mühlsteine im Weg liegen...
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Yamato Teeist
Anmeldungsdatum: 21.08.2004 Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore
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(#294686) Verfasst am: 15.05.2005, 20:21 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Savar hat folgendes geschrieben: | Wie sieht es eigentlich mit Beerdigung aus? Was mach ich, wenn einer meiner Eltern stirbt und kirchlich bestattet werden will (wovon auszugehen ist)? Hingehen oder nicht hingehen? |
Hm... Ich denke doch mal, diese Entscheidung sollte in Deinem eigenen Ermessungsspielraum liegen... es sollten doch aber rein theorethisch diesbezüglich keine Mühlsteine im Weg liegen...  |
Tut mir leid, ich verstehe nicht, was du meinst.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#294688) Verfasst am: 15.05.2005, 20:32 Titel: |
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Savar hat folgendes geschrieben: | Wie sieht es eigentlich mit Beerdigung aus? Was mach ich, wenn einer meiner Eltern stirbt und kirchlich bestattet werden will (wovon auszugehen ist)? Hingehen oder nicht hingehen? |
eine kirchliche Beerdigung ist natürlich nervig, wenn man Liturgie, Gebete, geistliche Musik, Predigt und das ganze Ambiente nicht mag.
Außerdem ist es gefährlich, bei Katholiken droht Weihrauch- und Weihwasservergiftung, bei allen Religionen droht gähnende Langeweile, bei empfindlichen Gemütern droht Bekehrung zum Christentum.
Ob du diese Strapazen auf dich nehmen möchtest, hängt von deiner Beziehung zu den noch lebenden Familienmitgliedern ab. Dem Toten selbst wird es egal sein, wenn er bereits tot ist.
Aber wenn du ihm zu Lebzeiten bereits sagst "Ich geh nicht zu deiner Beerdigung" , könnte das die Beziehung zunächst mal stören...
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Yamato Teeist
Anmeldungsdatum: 21.08.2004 Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore
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(#294689) Verfasst am: 15.05.2005, 20:40 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Savar hat folgendes geschrieben: | Wie sieht es eigentlich mit Beerdigung aus? Was mach ich, wenn einer meiner Eltern stirbt und kirchlich bestattet werden will (wovon auszugehen ist)? Hingehen oder nicht hingehen? |
eine kirchliche Beerdigung ist natürlich nervig, wenn man Liturgie, Gebete, geistliche Musik, Predigt und das ganze Ambiente nicht mag.
Außerdem ist es gefährlich, bei Katholiken droht Weihrauch- und Weihwasservergiftung, bei allen Religionen droht gähnende Langeweile, bei empfindlichen Gemütern droht Bekehrung zum Christentum.
Ob du diese Strapazen auf dich nehmen möchtest, hängt von deiner Beziehung zu den noch lebenden Familienmitgliedern ab. Dem Toten selbst wird es egal sein, wenn er bereits tot ist.
Aber wenn du ihm zu Lebzeiten bereits sagst "Ich geh nicht zu deiner Beerdigung" , könnte das die Beziehung zunächst mal stören... |
Als meine Großmutter gestorben ist, wurde ich mitgezerrt. Dagegen konnt ich nichts machen, aber ich hab dann halt das beten und singen gelassen. Diese "Lösung" gefällt mir aber nicht, das ist ein bisschen scheinheilig. Ich meine: Entweder ganz oder gar nicht. Und wenn ich mich das nächste mal für gar nicht entscheide, bin ich wohl beim Rest der Familie unten durch.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#294693) Verfasst am: 15.05.2005, 20:52 Titel: |
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Savar, ich meinte so etwas in dieser Richtung:
Sanne hat folgendes geschrieben: |
Ob du diese Strapazen auf dich nehmen möchtest, hängt von deiner Beziehung zu den noch lebenden Familienmitgliedern ab. Dem Toten selbst wird es egal sein, wenn er bereits tot ist.
Aber wenn du ihm zu Lebzeiten bereits sagst "Ich geh nicht zu deiner Beerdigung" , könnte das die Beziehung zunächst mal stören... |
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#294695) Verfasst am: 15.05.2005, 20:53 Titel: |
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Man muß ja auch nicht mitsingen oder beten. Anwesend sein reicht völlig. Und "stilles Gedenken", also sich seine eigenen Gedanken und Gefühle machen.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Yamato Teeist
Anmeldungsdatum: 21.08.2004 Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore
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(#294697) Verfasst am: 15.05.2005, 20:58 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Man muß ja auch nicht mitsingen oder beten. Anwesend sein reicht völlig. Und "stilles Gedenken", also sich seine eigenen Gedanken und Gefühle machen. |
Naja, ich hab allgemein was gegen Trauerfeiern. Die sind ja nicht wirklich für die Toten da, sondern für die Angehörigen, damit sie sich ausheulen können.
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Encantado registrierter User
Anmeldungsdatum: 28.07.2004 Beiträge: 61
Wohnort: Österreich
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(#294707) Verfasst am: 15.05.2005, 21:21 Titel: Einfacher als gesagt... |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Man muß ja auch nicht mitsingen oder beten. Anwesend sein reicht völlig. Und "stilles Gedenken", also sich seine eigenen Gedanken und Gefühle machen. |
Tja, das klingt theoretisch ja ganz gut, aber ich hab erst letzten Montag die bittere Erfahrung gemacht, dass eine kirliche Beerdigung ein richtiger "Trauer-Killer" sein kann.
Also zuerst möcht ich sagen, dass ich vor ca. einem Jahr aus der Kirche ausgetreten bin und schon seit mehr als zwei Jahren nicht mehr in die Kirche gehe. Dann ist jetzt allerdings - wie zu erwarten - eine "Mitbewohnerin" von meinem Elternhaus verstorben. Sie ging schon auf die 90 zu und hatte vor kurzem eine schwere Lungenentzündung durchgemacht, von wo es nur mehr abwärts ging. Mein Verhältnis zu ihr war geteilt, sodass sich meine Trauer auch in Grenzen hielt.
So war ich anfangs dann auch strikt dagegen zur kirlichen Beerdignung zu gehen, hab mich aber dann weichklopfen lassen ("Das bist du ihr schuldig!", "Was sollen denn die Leute denken!", etc.).
Jedenfalls nahm die Trauerfeier dann auf dem Friedhof ihren Anfang. Dort verfielen alle Anwesenden zuerst einmal in einen halbstündigen Gebetsmarathon, mit der üblichen monotonen Stimme. Dann begann der Zug - mit dem Sarg voraus - zur Kirche, begleitet von ein paar Dutzend "Gegrüßet seist du Maria". Vor der Kirche sang dann ein Chor irgendein lateinisches Lied.
Die Messe bestand dann aus einer endlosen Folge von Lobpreisungen Gottes, der Glorifizierung der Verstorbenen als "ergebene Dienerin Gottes" (sic) und mehreren Glaubensbekenntnissen.
Dabei stand ich die ganze Zeit entweder abseits der Menge oder erhob bzw. setzte mich in der Kirche es der Masse gleichtuend, ohne dabei ein einziges Mal die Lippen zu bewegen. Und das schlimme daran war, dass eben durch die gesamte Lithurgie jedes Aufkommen von Trauer und Tränen in mir erstickt wurde.
_________________ "Die wichtigste Lehre aus der Geschichte ist, daß der Mensch nicht sehr viel aus der Geschichte lernt." - Aldous Huxley
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alfons Bär
Anmeldungsdatum: 24.04.2005 Beiträge: 1167
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(#294708) Verfasst am: 15.05.2005, 21:27 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Man muß ja auch nicht mitsingen oder beten. Anwesend sein reicht völlig. Und "stilles Gedenken", also sich seine eigenen Gedanken und Gefühle machen. |
Richtig.
Dem Toten kann es nämlich wirklich egal sein. Es gab ein Alter, wo es für mich wichtig war, den Leuten mit "Mich kriegen keine zehn Pferde in euren Aberglaubenstadl" Bescheid zu stoßen. Aber aus dem Alter bin ich inzwischen raus. Ich gehe jetzt nicht nur mit bei Beerdigungen, ich mache mir sogar ein Vergnügen daraus, sämtliche Lieder lauter als alle anderen und auswendig mitzusingen. Gelernt ist schließlich gelernt. Nur wenn anschließend der Pfarrer kommt und fragt, ob ich nicht bei ihnen im Chor mittun möchte, dann muss ich ihm dann doch grinsend diesen Zahn ziehen...
Alfons
@ encantado
Hi, ich habe gerade deinen Beitrag gelesen. Das kann ich gut verstehen. Die ersten Jahre, als ich aus der Kirche raus war, habe ich mich strikt geweigert, einen Kirchenraum auch nur zu betreten. Ob Hochzeit meines Bruders oder Beerdigung der Tante - ein Kirchengebäude war für mich die sichtbare Manifestation des Bösen. Ein Symbol all dessen, was mich jahrelang beherrscht hatte. Meine Verwandtschaft bekam dann von mir Sprüche wie "Ich verlange ja von euch auch nicht die Teilnahme an einer Voodoo-Beschwörung" und ähnlich aufgeregten Schwachsinn. Inzwischen bin ich ein paar Jahrzehnte milder.
Zuletzt bearbeitet von alfons am 15.05.2005, 21:37, insgesamt einmal bearbeitet |
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#294709) Verfasst am: 15.05.2005, 21:27 Titel: Re: Einfacher als gesagt... |
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Encantado hat folgendes geschrieben: | Dabei stand ich die ganze Zeit entweder abseits der Menge oder erhob bzw. setzte mich in der Kirche es der Masse gleichtuend, ohne dabei ein einziges Mal die Lippen zu bewegen. Und das schlimme daran war, dass eben durch die gesamte Lithurgie jedes Aufkommen von Trauer und Tränen in mir erstickt wurde. | Das ist aber doch gut oder?
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#319375) Verfasst am: 26.07.2005, 16:17 Titel: |
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Alchemist hat folgendes geschrieben: | Oh nein der erste aus meinem engerem Freundeskreis heiratet auch bald.
Schlimmer noch es soll auch kirchlich stattfinden, nur bin ich noch mehr als unschlüssig, ob ich das machen soll bzw. kann.
(Vielleicht falle ich am Eingang zur Kirche ja schreiend und zuckend zu Boden ) |
So vor zwei Wochen war es soweit. Da ich vorher mit dem Bräutigam gesprochen hatte und er mir gesagt hat, dass ihm das völlig egal wäre, ob ich dabei oder nicht, hab ich an dem kirchlichen Hokuspokus nicht teilgenommen. So wie ich ihn verstanden hatte, machte er das auch nur wegen Tradition und pompöserem Gebäude etc. Ich jedenfalls konnte nach längerem Nachdenkens auf keinen Fall an dem Unsinn teilnehmen, das wäre mir heuchlerisch erschienen. Außerdem war mir auch scheißegal, was andere darüber dachten.
Ich kam dann also trotzdem zur Kirche, weil nach dem Ritual ging es sofort zum Gelage und das war halt der Treffpunkt. Da ich ein wenig zu früh war und die Zeremonie noch nicht vorrüber war, bin ich doch hineingegangen und hab mich ganz nach Hinten gesetzt und dem Gesabbel des Zeremonienmeisters gelauscht. Ätzend fand ich schonmal, dass nach Meinung des Predigers, die beiden Brautleute den ersten Schritt für eine erfolgreiche Ehe hinter sich gebracht hatte: Sie seien nämlich beide Christen! und zudem noch langweiliges Gelaber über den Herrn und Jesus und die Hiligkeit des ehelichen Bundes vor Gott, blablabla
Dann sind alle aufgestanden und haben das Vaterunser heruntergeleiert (nur so lässt sich das beschreiben) und dann raus.
Aufgefallen ist mir noch der Gehilfe (der mir schon abfällige Blicke zuwarf, weil ich augenscheinlich nicht an dem Unsinn teilnahm, weder gebetet habe(oder vorgegeben zu beten, noch aufstand), der sich mit seinem Klingelbeutel genau in den Mittelgang stellte und jeden anschmachtete.
Widerlich.
Also sowas werde ich mit hundertprozentiger Wahrscheinlickeit niemals über mich ergehen lassen!
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lupus registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.02.2005 Beiträge: 586
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(#319385) Verfasst am: 26.07.2005, 16:44 Titel: |
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Alchemist hat folgendes geschrieben: | So vor zwei Wochen war es soweit. Da ich vorher mit dem Bräutigam gesprochen hatte und er mir gesagt hat, dass ihm das völlig egal wäre, ob ich dabei oder nicht, hab ich an dem kirchlichen Hokuspokus nicht teilgenommen. So wie ich ihn verstanden hatte, machte er das auch nur wegen Tradition und pompöserem Gebäude etc. Ich jedenfalls konnte nach längerem Nachdenkens auf keinen Fall an dem Unsinn teilnehmen, das wäre mir heuchlerisch erschienen. Außerdem war mir auch scheißegal, was andere darüber dachten.
...
Widerlich.
Also sowas werde ich mit hundertprozentiger Wahrscheinlickeit niemals über mich ergehen lassen! |
Also, wenn die Hauptbeteiligten schon nicht von der Sache überzeugt sind, dann würde ich auch nicht hingehen, weil ich deren Heuchelei nicht unterstützen möchte.
Aber wenn es sich um ehrlich überzeugte Christen handelt, denen daran liegt? Wo ist das Problem? Der Gottesdienst mag ätzend sein, aber sowas überlebt man. Es ist doch gleichzeitig eine nette Gelegenheit, allen klarzumachen, dass man eben nicht zu dem Club gehört (nicht singen, nicht knien, Klingelbeutel ignorieren usw.).
_________________ They all err — Moslems, Jews,
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Abu 'L-ala Ahmad b. Abdallah al-Ma'arri (973-1057)
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#319392) Verfasst am: 26.07.2005, 16:58 Titel: |
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Schalker hat folgendes geschrieben: | lupus hat folgendes geschrieben: |
Es ist doch gleichzeitig eine nette Gelegenheit, allen klarzumachen, dass man eben nicht zu dem Club gehört (nicht singen, nicht knien, Klingelbeutel ignorieren usw.). |
Sehr richtig. Die demonstrative Ritualverweigerung macht mitunter mehr Spaß als die völlige Abstinenz.  |
Man könnte sich auch mit hochgeschlagenem Mantelkragen und Sonnenbrille in die erste Reihe setzen und sich Notizen machen... interessanter Gedanke.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#319393) Verfasst am: 26.07.2005, 17:00 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Schalker hat folgendes geschrieben: | lupus hat folgendes geschrieben: |
Es ist doch gleichzeitig eine nette Gelegenheit, allen klarzumachen, dass man eben nicht zu dem Club gehört (nicht singen, nicht knien, Klingelbeutel ignorieren usw.). |
Sehr richtig. Die demonstrative Ritualverweigerung macht mitunter mehr Spaß als die völlige Abstinenz.  |
Man könnte sich auch mit hochgeschlagenem Mantelkragen und Sonnenbrille in die erste Reihe setzen und sich Notizen machen... interessanter Gedanke.  |
Und unter der Kapuze hat man sich zwei kleine Erhebungen aus Eierkartons gebastelt?
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#319402) Verfasst am: 26.07.2005, 17:27 Titel: |
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Alchemist hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Schalker hat folgendes geschrieben: | lupus hat folgendes geschrieben: |
Es ist doch gleichzeitig eine nette Gelegenheit, allen klarzumachen, dass man eben nicht zu dem Club gehört (nicht singen, nicht knien, Klingelbeutel ignorieren usw.). |
Sehr richtig. Die demonstrative Ritualverweigerung macht mitunter mehr Spaß als die völlige Abstinenz.  |
Man könnte sich auch mit hochgeschlagenem Mantelkragen und Sonnenbrille in die erste Reihe setzen und sich Notizen machen... interessanter Gedanke.  |
Und unter der Kapuze hat man sich zwei kleine Erhebungen aus Eierkartons gebastelt? |
Ich kann mir allerdings vorstellen, daß so ein Auftritt, die dem Vermählungsritual beiwohnenden und den Tränen nahen Schwiegermüttern in spe, möglicherweise mißfallen könnte.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#319415) Verfasst am: 26.07.2005, 18:17 Titel: |
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Tobias Brandt hat folgendes geschrieben: | Als meine Großmutter gestorben ist, wurde ich mitgezerrt. Dagegen konnt ich nichts machen, aber ich hab dann halt das beten und singen gelassen. Diese "Lösung" gefällt mir aber nicht, das ist ein bisschen scheinheilig. |
Wieso? Du gehst ja zu einer Beerdigung für gewöhnlich um der Beerdigung willen (qwas zunächst mal eine von jeglichem Zeremoniell unabhängiges Ereignis ist). Wenn dann im Rahmen dieser Beerdigung eine religiöse Zeremonie stattfindet (oder ebne die Beerdigung in Form einer solchen durchgeführt wird), dann bleibte s immer noch eine Beerdigung. Und es ist doch absolut legitim, an dieser teilzunehmen, ohne sich zugleich an den (fremden) religiösen Riten zu beteiligen. Was ist daran scheinheilig? Du behauptest ja nicht, um der religiösen Feier wegen teilzunehmen.
Und ansonsten: was spricht dagegn, an einer religiösen Zeremonie als Gast teilzunehmen? Und dass man sich als solcher natürlich nicht aktiv am Ritus beteiligt, wo ist da das Problem?
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Graf Zahl untot
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7040
Wohnort: Universum
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(#319417) Verfasst am: 26.07.2005, 18:23 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Schalker hat folgendes geschrieben: | lupus hat folgendes geschrieben: |
Es ist doch gleichzeitig eine nette Gelegenheit, allen klarzumachen, dass man eben nicht zu dem Club gehört (nicht singen, nicht knien, Klingelbeutel ignorieren usw.). |
Sehr richtig. Die demonstrative Ritualverweigerung macht mitunter mehr Spaß als die völlige Abstinenz.  |
Man könnte sich auch mit hochgeschlagenem Mantelkragen und Sonnenbrille in die erste Reihe setzen und sich Notizen machen... interessanter Gedanke.  |
Am besten noch mit einem Laptop oder einem PDA...
Als eine Verwandte von mir im Alter von 33 Jahren starb, stand ich zwar auf dem Friedhof herum, sprach aber kein Gebet mit.
Bei der anschließenden Messe in der Kirche haben mein Vater, die Gräfin, ich und einige andere draußen vor der Kirche gewartet, bis alles vorbei war.
Falls ich aber doch einmal in die Kirche gehen sollte wegen einer Beerdigung, werde ich zwar die Rituale (Gebete, Gesang, usw.) nicht mitmachen, allerdings frage ich mich, ob ich dann sitzen bleiben soll, wenn alle anderen aufstehen...
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Dissident Möchtegernopfer
Anmeldungsdatum: 17.03.2005 Beiträge: 157
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(#319422) Verfasst am: 26.07.2005, 18:42 Titel: |
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Mein Gott, was war dieser Thread doch aufschlussreich. Aufschlussreich natürlich nur für solche Leute wie mich. Is klar, ne?
Mir ist jetzt alles klar.
Ich kenne nun die wahren Hintergründe.
Es ist noch viel bescheuerter, als ich jemals ahnte.
Grüße,
Dissident
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