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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#133116) Verfasst am: 02.06.2004, 09:46 Titel: Psychologie: Gründe für Religiosität |
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Habe heute in der Zeitung von einer Untersuchung von Steven Reiss, Professor für Psychologie und Psychatrie an der Ohio State University in Columbus gelesen. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Zygon" benennt er 16 grundlegende menschliche Bedürfnisse, zu deren Befriedigung die Religion dienen kann. U.a. unterschieden sich Religiöse und Nicht-Religiöse dadurch, dass Letztere über ein ausgeprägtes Bedürfnis nach "Unabhängigkeit" verfügten. Das Ganze könne man auf "wissenschaftlicher" Basis (wenn Psychologen was von Wissenschaft erzählen, schrillen bei als ehem. Nebenfachstudi immer die Alarmglocken...) weiter untersuchen.
Leider war das alles nur sehr kurz und oberflächlich. Kennt jemand den ganzen Artikel oder weiß, wo man ihn im Netz finden kann? Hier habe ich ihn jedenfalls nicht gefunden.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Tassilo Deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.05.2004 Beiträge: 7361
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(#133132) Verfasst am: 02.06.2004, 10:17 Titel: |
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Den Artikel gibt es zwar im Netz, aber dafür ist eine gebührenpflichtige Anmeldung erforderlich.
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Zarquon Papst (laut BLÖD 20.4.2005)
Anmeldungsdatum: 08.03.2004 Beiträge: 188
Wohnort: Planet Moguntia, Nähe Froschstern B
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#133139) Verfasst am: 02.06.2004, 10:41 Titel: |
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Zumindest den Abtract kann man hier einsehen.
Zitat: | The investigation provided evidence that the desire for dependence on God is unrelated to any desire for psychological weakness (submission to another person or political leader.) |
Leider ist dieser Artikel schon etwas älter, so dass ich keinen elektronischen Volltextzugriff mehr darauf habe. Anzubieten hätte ich aber einen neueren Artikel von Jared Kenworthy (2003):
Zitat: | Title: Explaining the belief in God for self, in-group, and out-group targets.
Abstract: Previous work suggests that people perceive their attitudes and beliefs as deriving from an internal, rational thought process, but not from an emotional process or from external sources. This work has examined explanations for the belief in God using such an attributional approach. The current study examines the explanations individuals give for why (1) they themselves, (2) the group of those who hold the same belief position, or (3) the group of those who hold the opposite position, believe (or not) in God. The attributional dimensions of internality, externality, emotionality, and rationality are used to assess explanations for belief or nonbelief. Believers reported arriving at their own belief position because of an internal, rational process despite the average characterization of the belief in God as less rational and more emotional. |
PN, wer Interesse hat..
_________________ posted by Babyface
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#133150) Verfasst am: 02.06.2004, 11:10 Titel: |
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Ich bin nicht sehr unabhängig, aber dennoch sehr ungläubig.
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Nav Gast
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(#133152) Verfasst am: 02.06.2004, 11:11 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Ich bin nicht sehr unabhängig, aber dennoch sehr ungläubig.  |
Dein Gott ist die MWI.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#133159) Verfasst am: 02.06.2004, 11:18 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Ich bin nicht sehr unabhängig, aber dennoch sehr ungläubig.  |
Dein Gott ist die MWI.  |
Stimmt auch wieder.
Aber hätte ich sie auch aus dem Gedanken der Unabhängigkeit heraus entwickelt oder nicht doch eher aus rationalen Überlegungen? Ein Gott würde so bestimmt nicht etnstehen.
Was ich gerne über den Artikel wüsste, ob die 16 Faktoren bewirken, dass ein Glaube entsteht oder ob sie ihm nur helfen sich im Gehirn zu verankern.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#133166) Verfasst am: 02.06.2004, 11:44 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Nav hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Ich bin nicht sehr unabhängig, aber dennoch sehr ungläubig.  |
Dein Gott ist die MWI.  |
Stimmt auch wieder.
Aber hätte ich sie auch aus dem Gedanken der Unabhängigkeit heraus entwickelt oder nicht doch eher aus rationalen Überlegungen? Ein Gott würde so bestimmt nicht etnstehen.
Was ich gerne über den Artikel wüsste, ob die 16 Faktoren bewirken, dass ein Glaube entsteht oder ob sie ihm nur helfen sich im Gehirn zu verankern. |
Dazu steht in dem (kurzen) Artikel:
"Jedes dieser Bedürfnisse (u.a. Wunsch nach Unabhängigkeit, sozialem Kontakt, Anerkennung oder Status) kann Menschen dazu motivieren, Erfüllung in der Religion zu suchen, sagt Reiss. Religiöse Menschen gestalten ihren Glauben jeweils so, dass ihre 16 grundlegenden Bedürfnisse am besten Befriedigt werden (was "Kuschelchristentum" in gewisser Weise erklärt, a.d.P.). Beispielsweise bevorzugen Menschen, denen Ordnung besonders wichtig ist, religiöse Ritual, während Menschen mit einem geringen Ordnungsbedürfnis eher spontane Wege finden, ihren Glauben auszudrücken. Der Vorteil der Theorie sei, dass man sie wisenschaftlich überprüfen könne, betont Reiss (naja, a.d.P.)."
Ohne den Artikel im Detail zu kennen, würde ich zwei "Bedürfnisse" definieren, die Atheisten/Agnostiker von einem Religiösen definitiv unterscheiden:
1. Bedürfnis nach logisch-rationaler Redlichkeit: Die Dinge, die man logisch-rational als "wahr" erkannt hat, nimmt man auch als "wahr" an - ohne wenn und aber. Das gilt für Religiöse nicht, wie ein paar Beispiele belegen dürften: Sie halten Wandlung, Auferstehung oder Wunder jenseits jeglicher Vernunft für "wahr". Sie halten "Gott" ohne jeden objektiven Beweis für "wahr". Dieses Grundbedürfnis könnte man auch "Bedürfnis nach Ehrlichkeit vor sich selbst" nennen: Man belügt sich nicht mit Fantasieantworten, wenn man weiß, dass es keine logisch-rationalen Antworten gibt.
2. Bedürfnis nach denkerischer Stringenz: Nicht-Religiöse denken die Dinge "zuende". Religiöse tun dies nicht, da sie an einem bestimmten Punkt (meist jenseits des Dogmas) aufhören: Wo kommt Gott eigentlich her? Was sind seine "unergründlichen Wege"? Was ist mit den ganzen Menschen, die vor, während und nach Jesu Tod nie von ihm gehört haben? Warum soll ein Gott Geschöpfe bestrafen, die er selbst so erschaffen hat, wie sie nunmal sind? Warum sollen die von ihm geschaffenen Geschöpfe ihm huldigen, ihn loben, an ihn glauben? Was ist mit möglichem außerirdischem Leben, das auch nie Kenntnis vom Heiland erlangt hat? Was bedeutet "Allmacht" oder "Vorhersehung" eigentlich in letzter Konsequenz?
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#133262) Verfasst am: 02.06.2004, 15:01 Titel: |
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Gründe? Ich glaube da verwechseln einige wieder mal Korrelation und Kausalität. Vielleicht ist es ja umgekehrt, dass Religion diese Bedürfnisse erst erzeugt.
Außerdem frage ich mich, wie dann Konvertiten erklärt werden, oder die DDR, die ganz besonders atheistisch, aber nicht gerade unabhängig war?
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#133289) Verfasst am: 02.06.2004, 15:48 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Gründe? Ich glaube da verwechseln einige wieder mal Korrelation und Kausalität. Vielleicht ist es ja umgekehrt, dass Religion diese Bedürfnisse erst erzeugt.
Außerdem frage ich mich, wie dann Konvertiten erklärt werden, oder die DDR, die ganz besonders atheistisch, aber nicht gerade unabhängig war? | Ich find dein Diamanten-Beispiel immer besonders schön
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#133433) Verfasst am: 02.06.2004, 18:14 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Gründe? Ich glaube da verwechseln einige wieder mal Korrelation und Kausalität. Vielleicht ist es ja umgekehrt, dass Religion diese Bedürfnisse erst erzeugt.
Außerdem frage ich mich, wie dann Konvertiten erklärt werden, oder die DDR, die ganz besonders atheistisch, aber nicht gerade unabhängig war? | Ich find dein Diamanten-Beispiel immer besonders schön  |
Wie meinen?
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#133439) Verfasst am: 02.06.2004, 18:21 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Gründe? Ich glaube da verwechseln einige wieder mal Korrelation und Kausalität. Vielleicht ist es ja umgekehrt, dass Religion diese Bedürfnisse erst erzeugt.
Außerdem frage ich mich, wie dann Konvertiten erklärt werden, oder die DDR, die ganz besonders atheistisch, aber nicht gerade unabhängig war? | Ich find dein Diamanten-Beispiel immer besonders schön  |
Wie meinen?  | Irgendwie hat die Diamantneindustrie in Amerika erreicht, das in viele Filem die Darstellerinen Diamantringe tragen, oder einen Antrag samt Diamantring bekommen. Das hat die FIlmindustire aber nicht gemacht weil sie näher am Leben sein wollte, sondern weil die Diamantenbosse Interesse an Werbung hatten.
Zuletzt bearbeitet von narziss am 02.06.2004, 18:43, insgesamt einmal bearbeitet |
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#133451) Verfasst am: 02.06.2004, 18:38 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Irgendwie hat die Diamantneindustrie in Amerika erreicht, das in viele Filem die Darstellerinen Diamantringe tragen, oder einen Antrag samt Diamantring bekommen. Das hat die FIlmindustire aber nicht gemacht weil sie näher am Leben sein wollte, sondern weil die Diamantenbosse Interesse an Werbung hatten. |
Ach ja stimmt. Dazu gehört dann noch der Spruch "Diamonds are forever", der bewirken soll, dass niemand seine Diamanten wieder verhökert.
Diamanten sind eigentlich gar keine seltenen Edelsteine. DeBeers hat es nur geschickt geschafft das Angebot zu monopolisieren und die Nachfrage zu etablieren.
Naja, glücklicherweise kann man die Dinger jetzt auch perfekt und billig auf künstlichem Wege herstellen.
Religion ist die Lösung für ein Problem, das wir ohne Religion nicht hätten. Zuerst wird die Hälfte von dem, was es ausmacht ein Mensch zu sein, als sündhaft deklariert. Um sich von der Sünde, ein Mensch zu sein zu befreien, wird dann die jeweilige Religion als Ausweg angepriesen. Der Weg lebenlang und steinig und führt niemals zum Ziel.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#133459) Verfasst am: 02.06.2004, 18:44 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: |
Religion ist die Lösung für ein Problem, das wir ohne Religion nicht hätten. |
Bier - Ursache und Lösung aller Probleme.
Ich halte es mit Religionen wie mit Zigaretten.
Wer anfängt braucht immer mehr. Wer nie anfängt verpasst nix.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#390148) Verfasst am: 25.12.2005, 15:06 Titel: |
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Zitat: | Vom Nutzen der Frommen
Der amerikanische Biologe David Sloan Wilson hält es für erwiesen, dass Glaubenssysteme nach den Regeln von Darwins Evolutionstheorie entstehen. Ein Gespräch über den Sinn der Religionen |
Zitat: | Wilson: Wenn man den Jainismus genauer analysiert, stellt sich heraus, dass die extremen Asketen nur eine winzige Fraktion der Jain-Gemeinschaft darstellen. Die Laien sind weniger strikt. Aber sie gehören zu den reichsten Kaufleuten Indiens – Edelsteinhandel. Die Jains leben in der Diaspora, in vielen kleinen Gemeinschaften. Sie transferieren große Summen und wertvolle Güter über weite Distanzen. Sie müssen sich also gegenseitig unbedingt vertrauen. Und genau das leistet ihre Religion: Ihr Glauben fordert strikte Kooperation, Betrug ist tabu. So bestätigt sich meine Theorie auch beim Jainismus glänzend: Religion ist ein kulturelles System, das Gemeinschaften hervorbringt und stabilisiert, Ausbeutung und Betrug minimiert. |
Zitat: | Wilson: Ja, schauerlich. Und selbst das Judentum kennt keinen Glauben an ein Leben nach dem Tod so wie das Christentum. Oder nehmen Sie das Konzept der Wiedergeburt. Also ehrlich, wie viel Erleichterung bietet denn das? Die ewige Wiedergeburt als Käfer oder Pflanze kann ja nicht im Ernst über den Tod hinwegtrösten. Mehr noch, Ihre Hypothese würde auch die Diversität der Religionen nicht erklären. Träfe sie zu, müssten alle ziemlich gleich aussehen. Also, als große Theorie der Religion taugt Ihr Vorschlag wohl nicht. |
http://www.zeit.de/2005/52/N-Religionsevolution
_________________ posted by Babyface
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Umunmutamnak auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 30.11.2005 Beiträge: 1725
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(#390155) Verfasst am: 25.12.2005, 15:49 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: |
Religion ist die Lösung für ein Problem, das wir ohne Religion nicht hätten. Zuerst wird die Hälfte von dem, was es ausmacht ein Mensch zu sein, als sündhaft deklariert. Um sich von der Sünde, ein Mensch zu sein zu befreien, wird dann die jeweilige Religion als Ausweg angepriesen. Der Weg lebenlang und steinig und führt niemals zum Ziel. |
So sehr ja ich diese Aussagen unterstützen würde, wenn es um heutige Regionsgemeinschaften (mit penetrant-alleinseeligmachendem Anspruch) geht -
halte ich aber die Aussage, Religion sei sozusagen erst der Nebel, der in die Welt geblasen wird, um das selbstverständlich vorhandene "reine Licht der Erkenntnis" zu trüben, für eine letztlich außerordentlich naive Annahme. Bzw. für unhistorisch.
Was war denn z.B. mit der Theogonie von Hesiod? - ich denke, es war der erste Versuch der Weltgeschichte, diese komplizierte Welt, die verschiedenen (früh-) Griechischen Überlieferungen zu einem "Weltbild" zu bündeln - welches dann "religiös", wissenschaftlich, aber auch "erzählend-künstlerisch" zu verstehen ist - alles in einem, bzw. den Unterschied hat sich bei den griechen erst über die Milesier bis zu klassischer Zeit allmählich herausgebildet.
Anaximander hats aber womöglich diese "Tragik" bereits erkannt: in dem Moment, wo aus einem "ursprünglichen Ganzen" die Teile herausgelöst werden (woraus sich historisch langsam die "Wissenschaftlichkeit" verfestigt hat), kann aus den Teilen heraus das Ganze nicht mehr beschrieben/erklärt werden. So ist es bis heute: die "Wissenschaft" kann immer nur Aussagen über den Teil dieser unerklärlichen Welt machen, auf den sie sich (methodisch/wie auch immer) bezieht.
Das Unerklärliche überwiegt trotzdem und deshalb bei Weitem.
So gesehen, ist ein "der wissenschftliche Denkansatz" aus einem religiösen (sagen wir : mythischen) hervorgegangen. Das "reine Licht der Erkenntnis" gibt es nicht.
In diesem Zusammenhang (auch wenns aufgrund von Forum-typischer Hast und Kürze jetzt schon etwas willkürlich aussieht) scheinen mir auch die ethnologischen Bücher von Cl. Levi-Strauss bedeutsam - Empfehle "Das wilde Denken" . Die Struktur von Mythologisch-gesellschaftlichen ("Totem-")Systemen bei den nord- und mittelamerik. Indianern. Solche Bedeutungssysteme lassen sich auf andere Bereiche übertragen, (was Levi-Strauss auch tut).
Jedenfalls denke ich bei aller Ungläubigkeit, daß solche (sinngemäßen) Parolen wie Religion= ausschließlich und nix als Opium fürs Volk, bei etwas größerer Geistiger Offenheit nicht haltbar sind. Jedenfalls wenn den Begriff der Religion so universell benutzt.
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#390201) Verfasst am: 25.12.2005, 18:44 Titel: |
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Religion ist ein natürliches ureigenes bedürfnis der menschen und offensichtlich haben wir dafür sogar hirnorganische Anlagen die dem rechnung tragen .
Die euphorie der Anfänge der Naturwissenschaften ist gewichen und nun ist es schon die Physik selbst die für eine remystifizierung der Gesellschaft sorge trägt.
Bewerten kann man das wie man will , fakt ist nun mal das wir mit unseren kleinen Primatengehirnen kein ausreichend komplexes Bild der Welt erfassen können und so wird es immer genügend Raum für religionen geben.
Was ich verisse sind neue Religionen die auch unseren Wissenschaftlichen erkenntnissen Rechnung tragen. Das wäre erst mal wichtig und darüberhinaus finde ich es völlig unproblematisch das nicht fassbare mit konstruktiven gedanklichen Systemen zu füllen , zumindest solange bis es fassbar ist.
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IvanDrago Ösifreund und Pendler zwischen den Welten
Anmeldungsdatum: 18.07.2005 Beiträge: 2876
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(#390203) Verfasst am: 25.12.2005, 18:50 Titel: |
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Ich denke für neue Religionen, zumindest neue Welt-/Offenbarungsreligionen, sind die alten heutzutage 1. viel zu gut konserviert und haben viel zu gute Propagandasysteme, und 2. kann man eben heute keine zahlreichen Wunderereignisse glaubhaft für die Masse fälschen, auf denen sich ebensolche dann stützen würden.
Also: wird nix, George...
Die Frage ist, und ich befürchte es, ob in 5000 Jahren immer noch viele Christen sicher sind Jesu kommen noch zu Lebzeiten mitzuerleben, sie leben in der Endzeit usw...
Im Hinblick auf die eher zu erwartenden Ansteigenden Zahlen an Naturkatastrophen, sehe ich da leider sehr schwarz, dass die heutigen Christen (viele) schon sicher waren in der Endzeit zu leben und sich geirrt haben, wird die in späteren Generationen auch nicht interessieren, und so bleibts beim leidigen Monotheismus, was weder du noch ich sich wahrscheinlich wünschen...
_________________ "Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht, und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh." Sprüche 11, 10
Heike N. meint: "IvanDrago for President!"
Faszination braucht keine höhere Macht.
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Rinderwahn dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 02.07.2004 Beiträge: 3013
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(#390211) Verfasst am: 25.12.2005, 19:30 Titel: |
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Schopenhauer meinte, ""Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten", wenn's stimmt, so sollten wir Licht machen und nicht die Bedürfnisse der Religionen erfüllen.
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#390214) Verfasst am: 25.12.2005, 19:34 Titel: |
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IvanDrago hat folgendes geschrieben: | Ich denke für neue Religionen, zumindest neue Welt-/Offenbarungsreligionen, sind die alten heutzutage 1. viel zu gut konserviert und haben viel zu gute Propagandasysteme, und 2. kann man eben heute keine zahlreichen Wunderereignisse glaubhaft für die Masse fälschen, auf denen sich ebensolche dann stützen würden.
Also: wird nix, George...
Die Frage ist, und ich befürchte es, ob in 5000 Jahren immer noch viele Christen sicher sind Jesu kommen noch zu Lebzeiten mitzuerleben, sie leben in der Endzeit usw...
Im Hinblick auf die eher zu erwartenden Ansteigenden Zahlen an Naturkatastrophen, sehe ich da leider sehr schwarz, dass die heutigen Christen (viele) schon sicher waren in der Endzeit zu leben und sich geirrt haben, wird die in späteren Generationen auch nicht interessieren, und so bleibts beim leidigen Monotheismus, was weder du noch ich sich wahrscheinlich wünschen... |
Wir werden sehen .
Im Moment scheint mir der Tibetansiche Buddhismus die modernste und offenste Religion zu sein und dafür hat wohl der dalei lama gesorgt. Ansonsten würde ich dir recht geben das die Propagandaapparate alter Religionen zu stark sind als das sie so einfach versickern könnten.
Zu den Apokalyptischen vorraussagen Abrahamitischer Religionen ist zu sagen das dies nicht so schwer war , da fällt mir der Spruch der CREE Indianer ein " erst wenn der letzte Fluß vergiftet, der letzte Baum gefällt ..............etc etc . wir haben wohl selber schon früh begriffen wohin uns unsere Gier und Rücksichtslosigkeit führt und es zum bestandteil von Religion gemacht , ich bin mi fast sicher das sie recht behalten werden, es sieht ganz so aus als würden wir uns selber masakrieren .
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#390216) Verfasst am: 25.12.2005, 19:36 Titel: |
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George hat folgendes geschrieben: | Religion ist ein natürliches ureigenes bedürfnis der menschen und offensichtlich haben wir dafür sogar hirnorganische Anlagen die dem rechnung tragen .
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Na sowas. Da scheint in meinem Hirn wohl etwas zu fehlen.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#390218) Verfasst am: 25.12.2005, 19:37 Titel: |
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Rinderwahn hat folgendes geschrieben: | Schopenhauer meinte, ""Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten", wenn's stimmt, so sollten wir Licht machen und nicht die Bedürfnisse der Religionen erfüllen. |
Das ist ja der Punkt , auch unsere Wissenschaften können immer wieder nur kleine Lichter in der Dunkelheit machen , die vision das wir einmal alles damit erhellen könnten ( die Goethe und Nietzsche wohl noch eher teilten als Schoppenhauer , der ja der erste westliche kenner des Buddhismus war ) war damals naiv und ist es heute um so mehr.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#390220) Verfasst am: 25.12.2005, 19:43 Titel: |
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George hat folgendes geschrieben: | Rinderwahn hat folgendes geschrieben: | Schopenhauer meinte, ""Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten", wenn's stimmt, so sollten wir Licht machen und nicht die Bedürfnisse der Religionen erfüllen. |
Das ist ja der Punkt , auch unsere Wissenschaften können immer wieder nur kleine Lichter in der Dunkelheit machen , die vision das wir einmal alles damit erhellen könnten ( die Goethe und Nietzsche wohl noch eher teilten als Schoppenhauer , der ja der erste westliche kenner des Buddhismus war ) war damals naiv und ist es heute um so mehr. |
Die Frage ist, ob man wirklich alles erhellen muß, und ob die Erkenntnis, daß das nicht geht, ein Grund ist, es gleich bei der Dunkelheit zu belassen anstatt wenigstens partiell für so ausreichende Beleuchtung zu sorgen, daß man nicht ständig aufs Maul fällt.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#390222) Verfasst am: 25.12.2005, 19:52 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | George hat folgendes geschrieben: | Religion ist ein natürliches ureigenes bedürfnis der menschen und offensichtlich haben wir dafür sogar hirnorganische Anlagen die dem rechnung tragen .
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Na sowas. Da scheint in meinem Hirn wohl etwas zu fehlen. |
Nein , den Schläfenlappen hast du auch
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#390223) Verfasst am: 25.12.2005, 19:53 Titel: |
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Man gebraucht Religion, um irrationale Erklärungen zu erklären.
Man gebraucht Religion, um sich darin zu verstecken.
Man gebraucht Religion, um sich abzugrenzen, sich besser zu fühlen, sich aufzuwerten.
Man gebraucht Religion, um seine Schwächen zu entschuldigen.
Man gebraucht Religion, um Traditionen und Gemeinschaft zu pflegen.
Man gebraucht Religion, um Gefühle, Rituale und Ereignisse zu zelebrieren.
Man gebraucht Religion, um Kontrolle und Macht über andere auszuüben.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#390224) Verfasst am: 25.12.2005, 19:55 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | George hat folgendes geschrieben: | Rinderwahn hat folgendes geschrieben: | Schopenhauer meinte, ""Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten", wenn's stimmt, so sollten wir Licht machen und nicht die Bedürfnisse der Religionen erfüllen. |
Das ist ja der Punkt , auch unsere Wissenschaften können immer wieder nur kleine Lichter in der Dunkelheit machen , die vision das wir einmal alles damit erhellen könnten ( die Goethe und Nietzsche wohl noch eher teilten als Schoppenhauer , der ja der erste westliche kenner des Buddhismus war ) war damals naiv und ist es heute um so mehr. |
Die Frage ist, ob man wirklich alles erhellen muß, und ob die Erkenntnis, daß das nicht geht, ein Grund ist, es gleich bei der Dunkelheit zu belassen anstatt wenigstens partiell für so ausreichende Beleuchtung zu sorgen, daß man nicht ständig aufs Maul fällt. |
Im Grunde würde ich dir da zustimmen , aber man muß sich dauernd zur wehr setzen , nicht nur gegen religiöse eiferer , sondern genauso gegen Leuten die aus unseren derzeitigen Wissenschafltichen theorien gleich eine ganze welt stricken wollen und immer sagen das es nur noch ein frage der zeit sei bis sich dies oder jenes so oder so wird erklären lassen.
Die Dunkelheit selbst hat den Vorteil das man zur bescheidenheit angehalten ist , und das steht uns Menschlein allen gut.
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Rinderwahn dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 02.07.2004 Beiträge: 3013
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(#390229) Verfasst am: 25.12.2005, 20:00 Titel: |
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George hat folgendes geschrieben: | Rinderwahn hat folgendes geschrieben: | Schopenhauer meinte, ""Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten", wenn's stimmt, so sollten wir Licht machen und nicht die Bedürfnisse der Religionen erfüllen. |
Das ist ja der Punkt , auch unsere Wissenschaften können immer wieder nur kleine Lichter in der Dunkelheit machen , die vision das wir einmal alles damit erhellen könnten ( die Goethe und Nietzsche wohl noch eher teilten als Schoppenhauer , der ja der erste westliche kenner des Buddhismus war ) war damals naiv und ist es heute um so mehr. |
Seltsam ist jedoch, dass verschiedene Religionen NUR Dunkelheit produzieren.
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#390232) Verfasst am: 25.12.2005, 20:04 Titel: |
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Rinderwahn hat folgendes geschrieben: | George hat folgendes geschrieben: | Rinderwahn hat folgendes geschrieben: | Schopenhauer meinte, ""Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten", wenn's stimmt, so sollten wir Licht machen und nicht die Bedürfnisse der Religionen erfüllen. |
Das ist ja der Punkt , auch unsere Wissenschaften können immer wieder nur kleine Lichter in der Dunkelheit machen , die vision das wir einmal alles damit erhellen könnten ( die Goethe und Nietzsche wohl noch eher teilten als Schoppenhauer , der ja der erste westliche kenner des Buddhismus war ) war damals naiv und ist es heute um so mehr. |
Seltsam ist jedoch, dass verschiedene Religionen NUR Dunkelheit produzieren. |
das mag sein , schwachsinn hat es immer gegeben und wird es immer geben .
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Mai Freigeist
Anmeldungsdatum: 06.09.2005 Beiträge: 876
Wohnort: zu Hause
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(#390237) Verfasst am: 25.12.2005, 20:19 Titel: |
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George hat folgendes geschrieben: | Religion ist ein natürliches ureigenes bedürfnis der menschen und offensichtlich haben wir dafür sogar hirnorganische Anlagen die dem rechnung tragen .
Die euphorie der Anfänge der Naturwissenschaften ist gewichen und nun ist es schon die Physik selbst die für eine remystifizierung der Gesellschaft sorge trägt.
Bewerten kann man das wie man will , fakt ist nun mal das wir mit unseren kleinen Primatengehirnen kein ausreichend komplexes Bild der Welt erfassen können und so wird es immer genügend Raum für religionen geben.
Was ich verisse sind neue Religionen die auch unseren Wissenschaftlichen erkenntnissen Rechnung tragen. Das wäre erst mal wichtig und darüberhinaus finde ich es völlig unproblematisch das nicht fassbare mit konstruktiven gedanklichen Systemen zu füllen , zumindest solange bis es fassbar ist. |
Es bildet sich gerade eine neue Religion. In den letzten Wochen ist mir das aufgefallen.
Wer will, kann sich informieren. Es gibt genügend Informationsmaterial.
Z.B.
- den Film „Darshan – Die Umarnung“: http://www.kino.de/kinofilm.php4?typ=film&nr=91969
Er läuft gerade in deutschen Kinos.
Ab ca. Sommer 2006 könnte eine DVD zur Verfügung stehen.
- Die Internetseite: http://www.amma.de
Die Hauptperson ist Mata Amritanandamayi (geb. 1953, genannt Amma)
Sie sagt: „Die höchste Wahrheit liegt in uns, doch wir erkennen sie nicht.“
Sie hat schätzungsweise ca. 24 Millionen ihrer Besucher umarmt.
In dem Film sagt eine Französin ungefähr: durch den Besuch bei Amma hätte sie zu sich selbst gefunden.
Kürzlich hatte ich den Besuch eines Bekannten, der Amma besucht hat und sich umarmen ließ. Er hatte eine wohlwollende Einstellung.
Ich bin nicht der Meinung, daß eine neue Religion vor den herrschenden Wissenschaftspäpsten zu Kreuze kriechen muß.
Ein echter Wissenschaftler könnte sich auch die Mühe machen, eine neue Religion aufmerksam und vorurteilsfrei zu beobachten.
_________________ Angedenken an das Eine, bleibt das Beste, was ich meine. Goethe
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
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(#390243) Verfasst am: 25.12.2005, 20:35 Titel: |
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Umunmutamnak hat folgendes geschrieben: | So gesehen, ist ein "der wissenschftliche Denkansatz" aus einem religiösen (sagen wir : mythischen) hervorgegangen. |
Davon halte ich nichts. Religiöse Konzepte sind Fehlschlüsse der Heuristiken, mit denen sich unser Verstand einen Reim auf die Welt macht. (Das gleiche trifft z.B. auf Rassismus zu.)
Mit der Wissenschaft haben wir eine formale Methode für den Erkenntnisgewinn geschaffen, mit der wir solche Fehler ausschließen können.
Religion als auch Wissenschaft versuchen bestimmte Phänomene zu erklären. Aber nur weil beide diese gemeinsame Eigenschaft haben, heißt dass nicht, dass die Religion aus der Wissenschaft, oder umgekehrt hervorgegangen ist.
Z.B.: "Die Erde hat eine Atmosphäre. Der Mars hat eine Atmosphäre. Folglich ist der Mars aus der Erde hervorgegangen."
Darüber hinaus unterscheiden sich die Erklärungsmodelle von Religion und Wissenschaft wesentlich. Religionen enthalten erzählerische Erklärungen für einzelne Phänomene. Die Wissenschaft liefert ein Modell der Wirklichkeit, aus dem man Aussagen über die Welt ableiten kann.
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