...keine klerikalen Interessen...

[satsche]

Wahlappell Berliner Theologen


oll. FRANKFURT, 4. September. Sieben Professoren der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität haben an die Berliner Christen appelliert, bei ihrer Wahlentscheidung die Haltung der Berliner SPD zum Religionsunterricht zu berücksichtigen. Der Prozentsatz der Berliner Protestanten, die SPD oder Grünen ihre Stimme geben, liegt seit Jahren bei etwa 55 Prozent (45 Prozent SPD und zehn Prozent Grüne). Wegen ihrer sozialen und ökologischen Anliegen hätten viele evangelische Wähler offenbar in Kauf genommen, daß diese beiden Parteien Religion und Religionsfreiheit "bewußt mißachtet, bisweilen sogar verachtet haben", heißt es in einem offenen Brief. In der vergangenen Legislaturperiode habe die SPD eine zukunftsweisende Reform religiöser Bildung in Berlin verhindert, eine Wahlmöglichkeit zwischen Religion und Ethik gegen den Rat der eigenen Bildungsfachleute abgelehnt und einen Ethikunterricht zur obrigkeitlichen Pflicht gemacht, der den freiwilligen Religionsunterricht schädigen müsse. Den Professoren geht es nach eigenen Angaben nicht um die Wahrung klerikaler Interessen, sondern um eine fundierte religiöse Bildung und die "interreligiösen Kompetenzen künftiger Generationen". Religionsfreiheit umfasse die Freiheit, mit Religion nichts zu tun haben zu müssen, aber auch die Freiheit, sich für Religion und Religionsunterricht entscheiden zu können. Wahlen seien keine Bekenntnisse, aber böten die Möglichkeit, Parteien zu kritisieren und Fehler zu korrigieren. Deshalb bitten die Theologieprofessoren die Protestanten, genau zu überlegen, ob sie sich bei den Wahlen für Parteien entscheiden, die mutwillig die Einführung eines Wahlpflichtbereichs Religion/Ethik verhindert haben und weiter verhindern wollen.




Text: F.A.Z., 05.09.2006

...wes Brot ich ess...
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