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Interreligiöser Dialog zwischen Christentum und Islam
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Meint die Kirche den Dialog mit dem Islam ehrlich?
Ja
6%
 6%  [ 3 ]
Nein
53%
 53%  [ 26 ]
Teilweise
20%
 20%  [ 10 ]
Die Kirchenvertreter sind zu zerstritten dafür
14%
 14%  [ 7 ]
Sonstiges (Bitte ausführen)
6%
 6%  [ 3 ]
Stimmen insgesamt : 49

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Konstrukt
konstruktiver Radikalist



Anmeldungsdatum: 19.08.2005
Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten

Beitrag(#610678) Verfasst am: 29.11.2006, 18:12    Titel: Interreligiöser Dialog zwischen Christentum und Islam Antworten mit Zitat

Im Rahmen des Türkeibesuches von Papst Benedikt wird ja derzeit wieder viel über "Dialog" der Religionen gesprochen und dabei immer schön hervorgehoben, wie friedlich doch die Religionen eingestellt seien. Nach dem Zitate-Faupax von Ratzinger in Regensburg rudert er nur mit Anbiederungen an den Islam und die Türken zurück. Doch wie denken die Kirchenleute tatsächlich über den Islam? Meinen sie es ehrlich, wenn sie vom Islam als Religion des Friedens sprechen? Wie denken die Muslimverbände und deren Lobbyvertreter tatsächlich über das Christentum? Mein persönlicher Eindruck ist das hier extrem viel gelogen und geheuchelt wird, man hinter vorgehaltener Hand bereits begonnen hat sich zu verschanzen und abzugrenzen. Es ist für mich erstaunlich anzusehen, wie die Religionsvertreter es schaffen sich immer stärker einzumauern und dabei gleichzeitig so zu tun, als ginge man aufeinander zu.
Während beispielsweise der Papst heute in Ephesus davon sprach, das Christen und Muslime denselben Gott anbeten, so äußerte sich der evangelische Kirchenboss heute etwas anders:


"Freiheit und Gleichberechtigung der Frau
Der Rat der EKD kritisierte scharf den Anspruch des Islams, Bestimmungen der Scharia, also der Gesamtheit der islamischen Lebensregeln, ebenso wie den Gesetzen des Koran eine Geltung als zwingendes staatliches Recht einzuräumen. Auch die fehlende Anerkennung der allgemeinen Menschenrechte durch den Islam sei ein großes Problem. Der Islam betrachte den Menschen nicht wie das Christentum als Gottes Ebenbild, vielmehr weise er Frauen und Männern ungleiche Rechte zu. So gelte in Ländern mit muslimischer Mehrheit durchweg die Gehorsamspflicht von Frauen ihren Ehemännern, Vätern oder Brüdern gegenüber. Umgekehrt gebe es für den Mann an keiner Stelle die Pflicht zum Gehorsam gegenüber Frauen.
Viele Bestimmungen aus der Scharia wirken sich nach Ansicht der EKD auch in Deutschland aus, insbesondere bei der Geringschätzung der Frau. Von der Freiheit und Gleichberechtigung der Frau dürften keine Abstriche gemacht werden, auch nicht aus religiösen Gründen. Es sei dringend geboten, die islamischen Vorstellungen von Ehe- und Familienrecht in Deutschland intensiv zu beobachten."
ganzer Artikel:

Link gekürzt - Sokrateer

Welche Chancen hat ein derartiger Dialog?
Mission Impossible...Christen missionieren Muslime und Muslime missionieren Christen und alle versuchen die Ungläubigen entweder zu missionieren oder an den gesellschaftlichen Rand des A-Moralischen zu stellen?

Mein Eindruck ist, das derzeit beide Religionen auf dem Vormarsch sind und je stärker der Islam in Europa wird, desto stärker die Kirche missioniert, um nicht ihr Gewicht zu verlieren. Ich fürchte, das das Christentum hierzulande in Abgrenzung zum Islam durchaus einer neuen Blütezeit entgegengehen könnte. Oder geht es unter und der Islam wird Deutsche Leitreligion?
Was glaubt ihr? Wie ähnlich sind sich Christentum und Islam wirklich? Wo seht ihr für die Zukunft Annäherung und wo glaubt ihr werden sich die Geister scheiden? Wie geht es weiter? Worin besteht für Euch der Hauptunterschied zwischen Christen und Muslimen? Wo sind sie gleich?
Und v.a.: Was glaubt ihr, wie können religionsfreie Menschen es schaffen nicht zwischen diesen Lagern aufgerieben zu werden? Ist Aufklärung überhaupt noch möglich unter solchen Voraussetzungen?
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"Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



Anmeldungsdatum: 18.09.2003
Beiträge: 9920
Wohnort: 75

Beitrag(#610710) Verfasst am: 29.11.2006, 18:57    Titel: Re: Interreligiöser Dialog zwischen Christentum und Islam Antworten mit Zitat

Konstrukt23 hat folgendes geschrieben:

Welche Chancen hat ein derartiger Dialog?


Gar keine.

Konstrukt23 hat folgendes geschrieben:
Wie ähnlich sind sich Christentum und Islam wirklich?


Sie sind sich v.a. in ihren Wahrheitsansprüchen so ähnlich, dass ein Miteinander - abseits von Phrasen und diplomatischen Lügen - für alle Zeiten unmöglich ist.

Konstrukt23 hat folgendes geschrieben:
Wie geht es weiter?


Es geht so weiter wie bisher: Die soziodemographischen Rahmenbedingungen werden für ein weiteres Erstarken des Islam sorgen, während die RKK an Einfluss verliert. Die RKK verliert Menschen durch die Demographie (zumindest in Europa), durch den Verdrängungswettbewerb mit dem Islam und durch Individualismus und Auflklärung. Die Entwicklung des Islam wird den selben Weg beschreiten - nur zeitlich nach hinten versetzt. Bis dahin werden sich Christentum und Islam weiterhin in herzlicher Feindschaft gegenüberstehen - so wie schon immer.

Konstrukt23 hat folgendes geschrieben:

Was glaubt ihr, wie können religionsfreie Menschen es schaffen nicht zwischen diesen Lagern aufgerieben zu werden? Ist Aufklärung überhaupt noch möglich unter solchen Voraussetzungen?


Seit wann lass ich mir von archaischen Märchenerzählern in lustigen Karnevalskostümen, die zirkusreifen Ringelpietz mit Nicht-Anfassen machen, die weltanschauliche Agenda vorschreiben? Interreligiöser Diskurs ist uninteressant. Interessant ist metareligiöser Diskurs. Diese Erkenntnis wird sich beizeiten schon noch durchsetzen.
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"Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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reign
bla bla



Anmeldungsdatum: 21.07.2006
Beiträge: 1880

Beitrag(#610715) Verfasst am: 29.11.2006, 19:10    Titel: Antworten mit Zitat

Was hätten diese zwei miteinander zu bereden? Der eine hat seine Schäfchen, der andere seine.
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IvanDrago
Ösifreund und Pendler zwischen den Welten



Anmeldungsdatum: 18.07.2005
Beiträge: 2876

Beitrag(#610718) Verfasst am: 29.11.2006, 19:13    Titel: Antworten mit Zitat

Der Witz ist ja, dass laut Christentum Mann und Frau eben genau keinen gleichen Rechte haben, so wie es in evangelikalen Gemeinden auch praktiziert wird.

Die EKD, immer noch Protektorin der scheiß Bibel, sollte sowas von die Fresse halten was das betrifft... Mit den Augen rollen (oder zumindest deutlich darauf verweisen, dass solche widerlichen Passagen aus "heiligen Schriften" eben nicht göttlich für immer gewollt sind, das beträfe dann aber eben auch die eigene "heilige"... Cool )
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"Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht, und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh." Sprüche 11, 10

Heike N. meint: "IvanDrago for President!"

Faszination braucht keine höhere Macht.


Zuletzt bearbeitet von IvanDrago am 29.11.2006, 19:15, insgesamt einmal bearbeitet
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Leonardo
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Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 389
Wohnort: Norddeutschland

Beitrag(#610719) Verfasst am: 29.11.2006, 19:14    Titel: Antworten mit Zitat

Der Dialog findet in Deutschland in tausenden Gemeinden - ob kirchlich oder säkular, statt. Zumindest auf der interkulturellen Ebene wünsche ich ihm viel Erfolg!

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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



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Beiträge: 9920
Wohnort: 75

Beitrag(#610728) Verfasst am: 29.11.2006, 19:21    Titel: Antworten mit Zitat

Leonardo hat folgendes geschrieben:
Der Dialog findet in Deutschland in tausenden Gemeinden - ob kirchlich oder säkular, statt. Zumindest auf der interkulturellen Ebene wünsche ich ihm viel Erfolg!


Unter "interkulturellem Dialog" verstehen leider die allermeisten Menschen, die sich an diesem beteiligen, einen "interreligiösen". Die religiöse Komponente verhindert leider den wirklichen interkulturellen Dialog. Leider genießt die Religion in dieser Szene einen weit überhöhten Stellenwert - als wenn die türkische, irakische, persische oder ägyptische Kultur ausschließlich aus dem Islam bestünde! Alles fürchterliche Schwätzer!
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Konstrukt
konstruktiver Radikalist



Anmeldungsdatum: 19.08.2005
Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten

Beitrag(#610731) Verfasst am: 29.11.2006, 19:24    Titel: Antworten mit Zitat

Schalker hat folgendes geschrieben:
Leonardo hat folgendes geschrieben:
Der Dialog findet in Deutschland in tausenden Gemeinden - ob kirchlich oder säkular, statt. Zumindest auf der interkulturellen Ebene wünsche ich ihm viel Erfolg!


Unter "interkulturellem Dialog" verstehen leider die allermeisten Menschen, die sich an diesem beteiligen, einen "interreligiösen". Die religiöse Komponente verhindert leider den wirklichen interkulturellen Dialog. Leider genießt die Religion in dieser Szene einen weit überhöhten Stellenwert - als wenn die türkische, irakische, persische oder ägyptische Kultur ausschließlich aus dem Islam bestünde! Alles fürchterliche Schwätzer!

Ich finde ihr habt da beide ein Stück weit recht. Das mag aber eben daran liegen das eine Religion immer auch eine Kultur prägt und umgekehrt. Tradition, Kultur und Religion stehen immer in einem untrennbaren Kausalzusammenhang. Zusätzlich kommen dann auch noch regionale Faktoren dazu.
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



Anmeldungsdatum: 18.09.2003
Beiträge: 9920
Wohnort: 75

Beitrag(#610737) Verfasst am: 29.11.2006, 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

Konstrukt23 hat folgendes geschrieben:
Tradition, Kultur und Religion stehen immer in einem untrennbaren Kausalzusammenhang. Zusätzlich kommen dann auch noch regionale Faktoren dazu.


Untrennbar? Glaube ich nicht. Sie stehen zwar für eine Zeit in Wechselwirkung, aber es gab auch immer eine Kultur vor der (jeweiligen heutigen) Religion und es wird eine danach geben. Anatolien war auch mal christlich. Was ist davon geblieben? Odin hat sich aus Deutschland verzogen - und Jahwe ist auf betem Wege, es ihm nachzutun.
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Leonardo
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Beiträge: 389
Wohnort: Norddeutschland

Beitrag(#610741) Verfasst am: 29.11.2006, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Schalker,

habe gerade Mittel für eine Interkulturelle Dialoggruppe eingeworben (LOS-Projekte). Ich sehe sehr, sehr große Unterschiede zwischen einem interreligiösen und einem interkulturellen Dialog. Wobei der religiöse Aspekt natürlich TEIL des kulturellen ist. Die meisten hier beobachtbaren Phänomene sind traditionell - kulturell, nicht religiös (Beispiel: Kopftuch). Aber darüber kann man in solch einer Gruppe dann schwatzen.

Herzliche Grüße von

Leopnardo
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Konstrukt
konstruktiver Radikalist



Anmeldungsdatum: 19.08.2005
Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten

Beitrag(#610747) Verfasst am: 29.11.2006, 19:47    Titel: Antworten mit Zitat

Schalker hat folgendes geschrieben:
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben:
Tradition, Kultur und Religion stehen immer in einem untrennbaren Kausalzusammenhang. Zusätzlich kommen dann auch noch regionale Faktoren dazu.


Untrennbar? Glaube ich nicht. Sie stehen zwar für eine Zeit in Wechselwirkung, aber es gab auch immer eine Kultur vor der (jeweiligen heutigen) Religion und es wird eine danach geben. Anatolien war auch mal christlich. Was ist davon geblieben? Odin hat sich aus Deutschland verzogen - und Jahwe ist auf betem Wege, es ihm nachzutun.


Doch: Untrennbar! Es ist geschehen, was geschehen ist. Geschichte. Aber das sagt schließlich und natürlich nicht aus, das die Zeit nicht auch noch positive Veränderungen mit sich bringen kann. Prozesse werden von vielen Variablen beeinflusst. Pauschal nur von Kultur, Tradition oder Religion zu sprechen ist m.E. eindimensonal und nicht differenziert genug. In Deutschland sind nun neue Variablen hinzugekommen, die ihre entsprechende Wirkung entfalten werden, nämlich die Muslime, die Migranten. Diese Auswirkungen gilt es zu lenken und zu kontrollieren. Und zwar im Rahmen der allgemeinverbindlichen Menschenrechte, welche der Islam soweit ich weiß immernoch nicht wirklich für sich akzeptiert und umsetzt. Dort gilt n.w.v. das göttliche Recht der Scharia stärker.
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satsche
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Anmeldungsdatum: 30.07.2006
Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen

Beitrag(#610798) Verfasst am: 29.11.2006, 21:09    Titel: Antworten mit Zitat

Unerheblich wer, grinsend, hinter seinem Rücken das größere Messer versteckt.

Immerhin: Atomwaffen haben bereits christlichen Segen?!
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Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#610828) Verfasst am: 29.11.2006, 21:55    Titel: Re: Interreligiöser Dialog zwischen Christentum und Islam Antworten mit Zitat

Schalker hat folgendes geschrieben:
Interreligiöser Diskurs ist uninteressant. Interessant ist metareligiöser Diskurs. Diese Erkenntnis wird sich beizeiten schon noch durchsetzen.


Mehr habe ich dazu auch nicht zu sagen.
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GermanHeretic
Individualoptimist & Kulturpessimist



Anmeldungsdatum: 16.06.2004
Beiträge: 4932

Beitrag(#611156) Verfasst am: 30.11.2006, 14:13    Titel: Antworten mit Zitat

Sonstiges: Ist mir scheißegal.

So oder so kommt für mich nix Gutes dabei raus. Wenn sich die religösen Spinner ganz allgemein verkrachen, knallt's. Und wenn sich die religösen Spinner vertragen, dann geht's gegen die, die nicht dabei dabei mitspinnen.
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Keller
last neoliberal standing and car of the year 1983!



Anmeldungsdatum: 30.11.2006
Beiträge: 1411

Beitrag(#611157) Verfasst am: 30.11.2006, 14:14    Titel: Antworten mit Zitat

Um es als Neuling zunächst deutlich zu machen: ich habe keinen sonderlichen Hang zu verschwörungstheoretischem Gedöns und sehe auch nicht hinter jeder Äußerung und Handlung eines hohen Katholiken einen Versuch, die Weltherrschaft zu erlangen.


a b e r: ich bin sehr davon überzeugt, dass den großen Kirchen, insbesondere der rkk, der Zusammenprall der islamischen und der westlichen Welt, der aufziehende Kampf der Kulturen, sehr zupass kommt, und sie ihn insgeheim befeuern. Insofern war die Papstrede ein vorläufiger Höhepunkt, ein Testballon um zu sehen, ob die Reaktionen ausfielen, wie gewünscht.

Um es mal auszuführen: Ratzinger flicht also im Rahmen einer Rede in Regensburg ein Zitat ein, welches sich auf Mohammed und den Islam bezieht und zunächst mal darauf abzielt, dass religiöse Überzeugungen nicht mit Gewalt verbreitet werden dürfen, eine Aussage, die so eigentlich unstrittig ist und deshalb auch hier im Forum als gerechtfertigt gewertet wurde.

nun mag man das mediale Geplärre vom Meistertheologen, intellektuellen Schwergewicht und Habermasbezwinger nicht mehr hören können, muss aber dennoch feststellen, dass er eben nicht ganz blöd ist, der gute Herr Ratzinger. Wieso also kehrt er nicht vor der eigenen Tür. Wäre es nicht angebrachter gewesen, dass der Vorsitzende der rkk, die quasi als Mutter der religiösen Gewalt gelten kann, ein Beispiel aus der eigenen Historie heranzieht, anstatt irgendein abseitiges Zitat bezüglich des Islams auszubuddeln? Oder war es nicht eine gezielte Aktion, mal wieder einen bärtigen, aufgewühlten, strohpuppenverbrennenden Mob ins Fernsehen zu bringen, der völlig austickt, nur weil der Papst eine Selbstverständlichkeit formuliert hat. Wenn ja, ist die Strategie jedenfalls voll aufgegangen. Während also die üblichen aufgebrachten Demonstranten durch die Nachrichtensendungen ziehen, irgendwie dem Bild des ungezügelten Barbaren nahekommend, findet sich die rrk - mit dem feingeistigen und feinsinnigen Bendedikt an der Spitze - vermeintlich am Gegenpol, Sinnbild für den aufgeklärten, zivilisierten Westen. Und während Matussek, Dobrinski und co. noch feststellen, dass der Papst ja völlig recht gehabt habe und man sowas doch müsse sagen dürfen, scheinen einige in der islamischen Welt den Braten gerochen zu haben. Man erinnere sich beschwichtigenden, lammfrommen Worte von Ahaminedschad, der in diesen Tagen eigentlich jede vermeintliche Provokation dankbar aufgriff.

Die Kirchen wissen, dass sie in Europa eigentlich verloren haben. Ihr einziger Ausweg scheint zu sein, sich in der Konfrontation des Westens mit der islamischen Welt als Gegenpol zum eifernden Islamisten und Sprengstoffgürtelbastler zu generieren. Die Antwort auf überdrehte islamistische Eiferei heisst denn also nicht Vernunft, Säkularisation oder meinetwegen Humanismus, sondern Rechristianisierung, christliche Identität, Wiederentdeckung der eigenen Glaubensfundamente etc. Und genau diese Folgerung liest man ja seither häufiger in Leserbriefen, Leitartikeln, etc.

Daher glaube ich, dass die Kirchen, insbesondere die rkk, keinerlei Interesse an einer "Aussöhnung" mit dem Islam haben, sondern im Erstarken des Islam einen Schlüssel zu alter Größe sehen. Je fanatischer, bombenträchtiger und fremder der Islam daherkommt (oder präsentiert wird), desto größer die Zahl der Menschen, die in Rückbesinnung auf Glaube und Kirche ein zu unterstützendes Bollwerk gegen den sich ausbreitenden Islam sehen.
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GermanHeretic
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Anmeldungsdatum: 16.06.2004
Beiträge: 4932

Beitrag(#611159) Verfasst am: 30.11.2006, 14:22    Titel: Antworten mit Zitat

@Keller: Vortrefflich analysiert.
Was die Gefahr des Islams leider nicht mindert, sondern ihr eine weitere hinzufügt.
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



Anmeldungsdatum: 18.09.2003
Beiträge: 9920
Wohnort: 75

Beitrag(#611205) Verfasst am: 30.11.2006, 16:05    Titel: Antworten mit Zitat

Keller hat folgendes geschrieben:
Um es als Neuling zunächst deutlich zu machen: ich habe keinen sonderlichen Hang zu verschwörungstheoretischem Gedöns und sehe auch nicht hinter jeder Äußerung und Handlung eines hohen Katholiken einen Versuch, die Weltherrschaft zu erlangen.


a b e r: ich bin sehr davon überzeugt, dass den großen Kirchen, insbesondere der rkk, der Zusammenprall der islamischen und der westlichen Welt, der aufziehende Kampf der Kulturen, sehr zupass kommt, und sie ihn insgeheim befeuern. Insofern war die Papstrede ein vorläufiger Höhepunkt, ein Testballon um zu sehen, ob die Reaktionen ausfielen, wie gewünscht.

Um es mal auszuführen: Ratzinger flicht also im Rahmen einer Rede in Regensburg ein Zitat ein, welches sich auf Mohammed und den Islam bezieht und zunächst mal darauf abzielt, dass religiöse Überzeugungen nicht mit Gewalt verbreitet werden dürfen, eine Aussage, die so eigentlich unstrittig ist und deshalb auch hier im Forum als gerechtfertigt gewertet wurde.

nun mag man das mediale Geplärre vom Meistertheologen, intellektuellen Schwergewicht und Habermasbezwinger nicht mehr hören können, muss aber dennoch feststellen, dass er eben nicht ganz blöd ist, der gute Herr Ratzinger. Wieso also kehrt er nicht vor der eigenen Tür. Wäre es nicht angebrachter gewesen, dass der Vorsitzende der rkk, die quasi als Mutter der religiösen Gewalt gelten kann, ein Beispiel aus der eigenen Historie heranzieht, anstatt irgendein abseitiges Zitat bezüglich des Islams auszubuddeln? Oder war es nicht eine gezielte Aktion, mal wieder einen bärtigen, aufgewühlten, strohpuppenverbrennenden Mob ins Fernsehen zu bringen, der völlig austickt, nur weil der Papst eine Selbstverständlichkeit formuliert hat. Wenn ja, ist die Strategie jedenfalls voll aufgegangen. Während also die üblichen aufgebrachten Demonstranten durch die Nachrichtensendungen ziehen, irgendwie dem Bild des ungezügelten Barbaren nahekommend, findet sich die rrk - mit dem feingeistigen und feinsinnigen Bendedikt an der Spitze - vermeintlich am Gegenpol, Sinnbild für den aufgeklärten, zivilisierten Westen. Und während Matussek, Dobrinski und co. noch feststellen, dass der Papst ja völlig recht gehabt habe und man sowas doch müsse sagen dürfen, scheinen einige in der islamischen Welt den Braten gerochen zu haben. Man erinnere sich beschwichtigenden, lammfrommen Worte von Ahaminedschad, der in diesen Tagen eigentlich jede vermeintliche Provokation dankbar aufgriff.

Die Kirchen wissen, dass sie in Europa eigentlich verloren haben. Ihr einziger Ausweg scheint zu sein, sich in der Konfrontation des Westens mit der islamischen Welt als Gegenpol zum eifernden Islamisten und Sprengstoffgürtelbastler zu generieren. Die Antwort auf überdrehte islamistische Eiferei heisst denn also nicht Vernunft, Säkularisation oder meinetwegen Humanismus, sondern Rechristianisierung, christliche Identität, Wiederentdeckung der eigenen Glaubensfundamente etc. Und genau diese Folgerung liest man ja seither häufiger in Leserbriefen, Leitartikeln, etc.

Daher glaube ich, dass die Kirchen, insbesondere die rkk, keinerlei Interesse an einer "Aussöhnung" mit dem Islam haben, sondern im Erstarken des Islam einen Schlüssel zu alter Größe sehen. Je fanatischer, bombenträchtiger und fremder der Islam daherkommt (oder präsentiert wird), desto größer die Zahl der Menschen, die in Rückbesinnung auf Glaube und Kirche ein zu unterstützendes Bollwerk gegen den sich ausbreitenden Islam sehen.


Kluge Analyse. Volle Zustimmung Coole Sache, das...

...und herzlich willkommen!
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22262

Beitrag(#611246) Verfasst am: 30.11.2006, 17:15    Titel: Antworten mit Zitat

Heute auf WDR5 zum Thema:
Funkhausgespräche (Sendung vom 30.11.2006, 20:05 Uhr)

Was die Vernunft die Religion lehrt -
Ein katholisch-muslimischer Erfahrungsaustausch

Mit Prof. Dr. Christian Troll (Kath. Theologe und Islamwissenschaftler) und Prof. Dr. Tahsin Görgün (Islam. Theologie und Philosophie)
Gesprächsleitung: Helga Kirchner
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Florian
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Anmeldungsdatum: 21.08.2006
Beiträge: 347

Beitrag(#611255) Verfasst am: 30.11.2006, 17:43    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Leut,

habt ihr überhaupt eine Ahnung vom Islam? Oder überhaupt vom Christentum? Mit den Augen rollen

Ihr verdreht die Wahrheit wie meine Schwester ihre Zöpfe, das ist unbeschreiblich.

Der Islam hat mit dem Christentum mehr gemeinsam als ihr denkt. Abraham ist der Stammvater des Judentums, des Christentums und des Islams. Er gilt in allen drei Religionen als Heilig. der einzigst große Streitpunkt ist die Menschwerdung Gottes, in der Person Jesus Christus, für Christen ist es Gottes Sohn, für Muslime lediglich ein Prophet Gottes.

Vieeleicht schließen sich der Islam und das Christentum einmal zusammen im Kampf gegen die Gottlosigkeit. zwinkern
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Die Religion hilft uns auf unseren eigenen Füßen zu stehen und uns unserer eigenen Realität zu stellen. Religion ermutigt, sich den fundamnetalen Fragen des Lebens zu stellen. Sie lehrt uns, viele Probleme des Lebens zu meistern.


Andreas Martin
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Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22262

Beitrag(#611259) Verfasst am: 30.11.2006, 17:47    Titel: Antworten mit Zitat

Ein solcher Kampf wäre mMn theologisch so falsch wie unnötig.
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Brahms
Geschwafelkommodore



Anmeldungsdatum: 15.06.2005
Beiträge: 495

Beitrag(#611273) Verfasst am: 30.11.2006, 18:07    Titel: Antworten mit Zitat

Wie Konstrukt23 und Keller richtig feststellten: wer soll ein Interesse an einem "konstruktiven Dialog" haben? Es soll aber auch die Frage gestellt werden, was denn das überhaupt sein soll und was das dann erbringen soll.

Tatsache ist: die Religionen profitieren von diesen Reibungen.

Religion ist ja menscheitsgeschichtlich stets und immer auch ein wesentliches Mittel zur Aus- und Abgrenzung gewesen. "Identitätsstiftend" ist hier der hübschere Ausdruck.

Während hierzulande, und nicht nur hier, Türken und Co. den Islam als Mittel der Gemeinschaftsbildung empfinden, als ein Mittel das ihre "Werte" in einer Welt in der sie zudem auch nach deren Befinden nicht volle Akzeptanz gefunden haben, aufrechterhält, verteidigt.

Einen ähnlichen Prozess durchlief ja auch das Judentum, das aufgrunddessen auch nie in seinen neuen Heimatländern aufging.

Als Kontrastprogramm zum sichtbaren und, durchaus auch als bedrohlich empfundenen Islam werden sich zunehmends mehr "Deutsche" deutlicher zum Christentum bekennen.

Eine fortschreitende Teilradikalisierung wird auf allen Seiten unvermeidlich bleiben, wobei auch globale Entwicklungen hier eine Rolle spielen.

Tatsache bleibt auch das marktwirtschaftliche Prinzip, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Genauso wie am Anfang die Frage stand "brauche ich einen Computer oder nicht?" die sich sur Alternative "Mac oder PC?" fortentwickelte wird sich das eben auch auf den sich neuordnenden Religionsmarkt abspielen. Die Frage die noch vor kurzem lautete "brauche ich Gott?" wird für die "Deutschen" bald lauten "welche Geschmacksrichtung des Christentums ist die richtige für mich?", denn eine Aufspaltung des Marktes der christlichen Glaubensrichtungen wird auch hier immer offensichtlicher und wird sich in den kommenden Jahren noch verdeutlichen. Die islamisch geneigten Mitbürger werden die Alternativen hier in einer derem jeweiligen Naturell am besten angepassten Form der Radikalität suchen und finden.

Der Atheismus hat es leider bislang versäumt eine deutliche "wenn Zwei sich streiten freut sich der Dritte" Position einzunehmen. Grammatikalisch korrekt abgefasste freundliche Protestbriefe hie und da bringen keine öffentliche Resonanz.

Ratzinger hingegen hat begriffen: klappern gehört zum Handwerk!
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Zuletzt bearbeitet von Brahms am 30.11.2006, 18:12, insgesamt einmal bearbeitet
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GermanHeretic
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Anmeldungsdatum: 16.06.2004
Beiträge: 4932

Beitrag(#611274) Verfasst am: 30.11.2006, 18:08    Titel: Antworten mit Zitat

Florian hat folgendes geschrieben:
habt ihr überhaupt eine Ahnung vom Islam? Oder überhaupt vom Christentum? Mit den Augen rollen

Der Islam hat mit dem Christentum mehr gemeinsam als ihr denkt.

Ja, das wissen wir. Deshalb sind wir ja so in Sorge.

Zitat:
Vieeleicht schließen sich der Islam und das Christentum einmal zusammen im Kampf gegen die Gottlosigkeit. zwinkern

Würde mich nicht wundern, vermindert jetzt aber meine Sorgen nicht. Ganz im Gegenteil, ich würde gerne noch eine Weile am Leben bleiben anstatt von religösen Arschkrampen bekämpft werden.
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Effô Tisetti
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Anmeldungsdatum: 18.09.2003
Beiträge: 9920
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Beitrag(#611284) Verfasst am: 30.11.2006, 18:19    Titel: Antworten mit Zitat

Florian hat folgendes geschrieben:

Vieeleicht schließen sich der Islam und das Christentum einmal zusammen im Kampf gegen die Gottlosigkeit.


Das ist doch heute schon der einzige Punkt, bei dem wirkliche Einigkeit unter den Abrahamiten herrscht. Sie wissen nämlich genau, dass der von ihnen selbst inszenierte interne Verdrängungswettbewerb ihnen kaum etwas anhaben kann, sondern dass ihnen die wirklich existenzielle Gefahr von Vernunft und Aufklärung droht.
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"Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Arrivederci
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
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Beitrag(#611285) Verfasst am: 30.11.2006, 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Keller hat folgendes geschrieben:
Die Kirchen wissen, dass sie in Europa eigentlich verloren haben. Ihr einziger Ausweg scheint zu sein, sich in der Konfrontation des Westens mit der islamischen Welt als Gegenpol zum eifernden Islamisten und Sprengstoffgürtelbastler zu generieren.

Je mehr die islamistischen Bomber bomben, desto öfter sendet das TV zwar einerseits Interviews mit christlichen Theologen, aber auch Stellungnahmen liberaler Moslems. Geht es bei letzteren dann um den Islam selbst, fällt garantiert irgendwann der Satz "Bei uns gibt es keinen Mittler zwischen dem Gläubigen und Allah." Und der eine oder andere Sender würzt das Ganze durch Interviews mit Konvertiten, in denen man diesen selben Satz noch einmal hört, und zwar als Grund für die Konversion.
Vor allem die r.-k. Kirche hat somit ein existenzielles Interesse daran, ihre Platte von der Notwendigkeit eines solchen Mittlers verstärkt abzuspielen. Als Gegenpol gerade auch zum liberalen Islam.

Zitat:
Die Antwort auf überdrehte islamistische Eiferei heisst denn also nicht Vernunft, Säkularisation oder meinetwegen Humanismus, sondern Rechristianisierung, christliche Identität, Wiederentdeckung der eigenen Glaubensfundamente etc. Und genau diese Folgerung liest man ja seither häufiger in Leserbriefen, Leitartikeln, etc.

Daher glaube ich, dass die Kirchen, insbesondere die rkk, keinerlei Interesse an einer "Aussöhnung" mit dem Islam haben, sondern im Erstarken des Islam einen Schlüssel zu alter Größe sehen. Je fanatischer, bombenträchtiger und fremder der Islam daherkommt (oder präsentiert wird), desto größer die Zahl der Menschen, die in Rückbesinnung auf Glaube und Kirche ein zu unterstützendes Bollwerk gegen den sich ausbreitenden Islam sehen

"Wiederentdeckung der eigenen Glaubensfundamente": Ich glaube, dass die Kuschelchristen diese nicht leisten werden. Sie werden ihr Fenster zur Welt nicht wieder zu machen. Es hat sie zu viel gekostet, es auf zu kriegen.

"Christliche Identität" ist ein Wischi-Waschi-Begriff: Er bedeutet genau so viel Hardcore-Christentum wie es Hardcore-Christen gibt.
Eine "Wiederentdeckung der eigenen Glaubensfundamente" verändert diese - vielleicht - in der offiziellen Theologie und wird in mehr oder weniger gefilterter Form vom Hardcore-Christen nachvollzogen. Nicht aber vom Kuschelchristen (s. o.).

Zum Thema "Rechristianisierung": Zur Festigung der eigenen Position am Markt bedarf es mehr als bloß des Erscheinens eines neuen Mitbewerbers. Für den Ex-Monopolisten springen zunächst lediglich schlaflose Nächte heraus.
Der Durchschnitts-Christ murmelt beim Anblick der Einen wie der Anderen "Ich hab meinen Glauben" - was immer das im Einzelfall auch heißen mag -, und wendet sich der Fernbedienung zu.

Zitat:
Die Antwort auf überdrehte islamistische Eiferei heisst denn also nicht Vernunft, Säkularisation oder meinetwegen Humanismus

Das wäre von den Kirchen denn wohl auch etwas viel verlangt! Lachen
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Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
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Beitrag(#611287) Verfasst am: 30.11.2006, 18:25    Titel: Antworten mit Zitat

Keller hat folgendes geschrieben:
Um es mal auszuführen: Ratzinger flicht also im Rahmen einer Rede in Regensburg ein Zitat ein, welches sich auf Mohammed und den Islam bezieht und zunächst mal darauf abzielt, dass religiöse Überzeugungen nicht mit Gewalt verbreitet werden dürfen, eine Aussage, die so eigentlich unstrittig ist und deshalb auch hier im Forum als gerechtfertigt gewertet wurde.


So lange mich die rkk nicht belästigt oder mir auf der Tasche liegt, sind mir die Ausdünstungen ihres Klerus ziemlich egal.

Leider tut sie beides ...


Gewaltlose Glaubensverbreitung:
im Koran gibt es eine Stelle, die sinngemäß besagt:
in Glaubensangelegenheiten gibt es keinen Zwang (darf es keinen Zwang geben)

Das ist eindeutig und mW halten sich Muslim auch daran.
Nicht so der Klerus der rkk.

Ich kenne Ratzingers Aussage nicht, aber wenn er verkündet, daß Religion nicht gewaltsam verbreitet werden dürfe/solle, dann ist das die Perversion der Jahrhunderte währenden "katholischen" Praxis, und jemand, der es bis zum Chef der rkk gebracht hat, hat sicherlich das nötige geschichtliche Wissen, um sich dessen voll bewußt zu sein.
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GermanHeretic
Individualoptimist & Kulturpessimist



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Beitrag(#611291) Verfasst am: 30.11.2006, 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Algol hat folgendes geschrieben:
Gewaltlose Glaubensverbreitung:
im Koran gibt es eine Stelle, die sinngemäß besagt:
in Glaubensangelegenheiten gibt es keinen Zwang (darf es keinen Zwang geben)


Das ist eindeutig und mW halten sich Muslim auch daran.

Das stimmt, kein Moslem zwingt einen Ungläubigen, Moslem zu werden. Er bringt den Ungläubigen nur um.
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Brahms
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Beiträge: 495

Beitrag(#611296) Verfasst am: 30.11.2006, 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

Arrivederci hat folgendes geschrieben:

Zum Thema "Rechristianisierung": Zur Festigung der eigenen Position am Markt bedarf es mehr als bloß des Erscheinens eines neuen Mitbewerbers. Für den Ex-Monopolisten springen zunächst lediglich schlaflose Nächte heraus.
Der Durchschnitts-Christ murmelt beim Anblick der Einen wie der Anderen "Ich hab meinen Glauben" - was immer das im Einzelfall auch heißen mag -, und wendet sich der Fernbedienung zu.


Wie sich der Markt in der Praxis verhält lässt sich am Beispiel der USA gut betrachten, wo Produktvielfalt und geschicktes, ursprünglich aus der Notwendigkeit entstandenes, geschicktes Marketing zu einer hervorragenden aktiven Durchchristianisierung geführt haben.
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Keller
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Anmeldungsdatum: 30.11.2006
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Beitrag(#611328) Verfasst am: 30.11.2006, 19:10    Titel: Antworten mit Zitat

@Arrivederci:

ich habe lediglich versucht, die Schlagwörter aufzugreifen, die hierzu herumspuken. Grundsätzlich geht es mir darum, dass ich in der Konfrontation mit dem Islam eine Chance für die rkk sehe, ihre Position - gerade in Europa - zu stärken und möglicherweise auszubauen, nachdem sie schon sicher der Bedeutungslosigkeit geweiht zu sein schien. Wie man diesen Vorgang benennt, Rechristianisierung oder sonstwie, erscheint mir zunächst mal nebensächlich.
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Arrivederci
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Beiträge: 747

Beitrag(#611343) Verfasst am: 30.11.2006, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

Brahms hat folgendes geschrieben:
Arrivederci hat folgendes geschrieben:

Zum Thema "Rechristianisierung": Zur Festigung der eigenen Position am Markt bedarf es mehr als bloß des Erscheinens eines neuen Mitbewerbers. Für den Ex-Monopolisten springen zunächst lediglich schlaflose Nächte heraus.
Der Durchschnitts-Christ murmelt beim Anblick der Einen wie der Anderen "Ich hab meinen Glauben" - was immer das im Einzelfall auch heißen mag -, und wendet sich der Fernbedienung zu.


Wie sich der Markt in der Praxis verhält lässt sich am Beispiel der USA gut betrachten, wo Produktvielfalt und geschicktes, ursprünglich aus der Notwendigkeit entstandenes, geschicktes Marketing zu einer hervorragenden aktiven Durchchristianisierung geführt haben.


Produktvielfalt und geschicktes Marketing - ja.
Aber es geht hier um die RKK. Und ich glaube nicht, dass sich der Papst als mit Billy Graham in einem Boot sitzend betrachtet.
Weitaus eher als eine Rechristianisierung à la RKK blüht Europa in Zukunft vermutlich eine geschichtlich beispiellose christliche Produktvielfalt.

Dass der RKK ihrerseits eine nennenswerte Diversifizierung ihres Angebotes gelingen wird, glaube ich nicht. Zu sehr werden dort auf allen Ebenen die Ecken und Kanten abgefeilt, die anderen als Berührungspunkte dienen könnten.
Angebote von Berührungspunkten pflegen als Events = Eintagsfliegen inszeniert zu werden.
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Sokrateer
souverän



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Beitrag(#611403) Verfasst am: 30.11.2006, 21:25    Titel: Antworten mit Zitat

@Keller:
Zustimmung zur Ansicht, dass die rKK sich durch den Konflikt eine Erstarkung erhofft.

Was die Motivation für die Rede in Regensburg betrifft, stimme ich dir nicht zu. Ich glaube kaum, dass der Papst damit gerechnet hat, dass Nonnen ermordet werden. Der Papst ist alt und kann wahrscheinlich mit der Realität im 21. Jhdt. nicht umgehen, in dem per Internet und Blogging eine Rede in Regensburg blitzschnell in Teheran diskutiert wird. Heute kann man nicht mehr nach Deutschland reisen und dort etwas anderes sagen, als in der Türkei. Jede Aussage gilt überall.
Seit Regensburg befindet er sich in einem peinlichen, unterwürfigen Rückzugsgefecht.
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Keller
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Anmeldungsdatum: 30.11.2006
Beiträge: 1411

Beitrag(#611666) Verfasst am: 01.12.2006, 13:00    Titel: Antworten mit Zitat

ich sehe nicht, dass der Papst sich in einem Rückzugskampf befindet. Er ließ verlautbaren, bedauerlicherweise mißverstanden zu sein, ohne etwas zurückzunehmen, ein Rückzugsgefecht sieht anders aus. Und wenn ich mich an die Pressereaktionen in Europa erinnere, stand man überwiegend hinter ihm. Kritische Stimmen eher vereinzelt.

Auch musste ihm klar sein, dass das Fernsehen seine Rede überträgt und selbst wenn ihm das nicht klargwesen sein sollte, verfügt er immer noch über einen ausreichend großen Stab, dem die Sprengkraft des Textes hätte klar sein müssen.


Die Nonnen... ich will Ratzinger wirklich nicht unterstellen, dass er deren Tod billigend in Kauf genommen hat (allzusehr bedrückt scheint es ihn aber auch nicht zu haben), glaube ich auch nicht. Dass er solche Vorkommnisse aber zumindest für möglich, dass Risiko jedoch wert hielt, halte ich zumindest für möglich. Man darf auch nicht vergessen, dass dieser Mensch in großen Teilen noch in Glaubensvorstellungen verhängt, die für unsereiner schwer vorstellbar sind. Und ich mag nicht ausschließen, dass er hier in fest in der Tradition seiner Kirche steht und die Nonnen als nun direkt in den Himmel aufsteigende Märtyrrerinnen begreift, die für ein höheres Ziel - Erhalt der h-m Kirche starben.

Wie gesagt, unterstellen will ich ihm das nicht, kann mir durchaus vorstellen, dass Übergriffe auf die Nonnen für ihn überraschend kamen und nun an ihm knabbern, aber für denkbar halte ich obiges Szenario durchaus.


Anders ausgedrückt: fällt dir ein nur annähernd plausibler Grund ein, in einer solchen Rede auf ein auf den Islam gemünztes Zitat zurückzugreifen, als eines der vielen, vielen Beispiele für Zwangschristianisierung, religiöser Gewalt etc. aus der Geschichte der rrk?
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