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Beamen
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Würdest Du Dich unter den unten beschriebenen Umständen beamen lassen?
Ja
20%
 20%  [ 18 ]
Nein
56%
 56%  [ 49 ]
Weiss nicht
8%
 8%  [ 7 ]
Ist mir egal
5%
 5%  [ 5 ]
Ich interpretiere das Problem anders und schreibe dazu einen Beitrag
9%
 9%  [ 8 ]
Stimmen insgesamt : 87

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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#648351) Verfasst am: 26.01.2007, 12:41    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
[...] werde ich weiter auf der Erde bleiben [...]

"Du" wirst nirgendwo "bleiben". "Du" bist nur ein für einen Sekundenbruchteil existierender Ordnungszustand der Materie in Deinem Gehirn.


Diese Aussage ist im Kontext einer ethischen Diskussion sinnlos. Nicht per se falsch oder richtig. Denn man kann Deiner Meinung sein (ich bin es nicht). Sinnlos ist sie aber sobald wir eine ethische Diskussion führen, da das Objekt ethisch/moralischer Überlegungen per Definition denkende, fühlende Wesen sind. Wenn wir uns Gedanken zu ethischen Fragen machen, befinden wir uns de facto in einem mesokosmischen Zusammenhang. Du kannst dekonstruieren, aber dann verlässt Du den ethischen Diskurs, wenn ich mal diesen hochtrabenden Begriff verwenden darf.

Wenn in einer kunsthistorischen Diskussion jemand den Standpunkt vertritt, daß alle Wertschätzung für Kunst falsch sein, da beispielsweise der Eindruck eines zusammenhängenden Bildes in Wirklichkeit nur auf der Täuschung beruhe, die unterschiedliche Materialien aufgrund ihrer Licht reflektierenden/absorbierenden Eigenschaften erzeugen. Dann hat er sich ausserhalb der kunsthistorischen Diskussion gestellt. Erst hat er ein Ölgemälde zu einer flächigen Ansammlung von Farben dekonstruiert und behauptet dann, dies sei die wahre Natur des Gemäldes: Farben plus Leinwand. Ich sage ausdrücklich, daß dieser Standpunkt legitim ist (wobei sich dann natürlich die Frage stellt, warum er nicht gleich bis zur subatomaren Ebene dekonstruiert). Aber ich behaupte ebenso, daß er in einer kunsthistorischen Diskussion fehl am Platz ist. Nach der Dekonstruktion lassen sich keine Schlüsse für die ursprüngliche Diskussion ziehen.
Ich will damit gar nichts über die Richtigkeit oder Falschheit sagen. Aber die Behauptung ist sinnlos.

Das ist meines Erachtens ein Methodenfehler.

Anfänglich habe ich danach gefragt, wie konsequent Du mit dieser Ansicht umgehst. Ich finde den Umgang nicht sehr Konsequent, da diese Methode in jeder Diskussion angesetzt werden müsste. Möglich wäre es, behaupte ich mal. Aber sie wird nur selektiv angewendet.
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#648357) Verfasst am: 26.01.2007, 13:02    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Ich sehe den Verlust unbewusster Historie aber - wie zuvor begründet - nicht per se als Problem. Das "Ich" auf der richtigen Verzweigung würde ein Substrat haben, welches die komplette unbewusste Historie durchlaufen hat, und die unbewusste Historie auf der falschen Verzweigung wäre mir nicht wichtig, da ich dort ohnehin kein "Ich" erwachen lassen will.

Mir ist diese Denkweise ja etwas fremd, denn ich bin nicht nur meine bewussten Ich-Zustände, ich fühle mich als Gesamtheit aller meiner Prozesse. D.h., sobald die Kopie erstellt und zum Leben erweckt wurde, ist sie für mich ein Individuum und daher schützenswert. Nicht erst, wenn die bewussten Ich-Erlebnisse einsetzen.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wenn eine Kontinuität so wichtig ist, (was ich auch schon nicht verstehe - wenn ich einen nicht zu großen Blackout habe, bin ich ja immer noch ich), dann müsste es aber eine Kontinuität der gesamten Person sein und nicht nur des Bewusstseins, oder?

Die linear und kausal verknüpfte Folge von Bewusstseinszuständen ist mir nur deswegen so wichtig, weil ich unter allen Umständen das Entstehen einer zweiten bewussten Perspektive (ein "Ich" auf der falschen Verzweigung) verhindern will, welches denken könnte, "ich werde gleich tot sein!"

Du bist nicht konsequent in Deiner Sichtweise, finde ich. Nehmen wir an, Du würdest krank und müsstest Dich einer Operation unterziehen. Der Arzt würde zu Dir sagen: "Die Operation ist kein Problem, reine Routine, es ist allerdings erfahrungsgemäß so, dass Sie 2 Stunden Ihrer Erinnerungen, nämlich die vor Ihrer Operation, verlieren werden. Sie werden sich also an dieses Gespräch nicht mehr erinnern können, da wir in einer Stunde mit der Operation anfangen." Würdest Du dann denken: "Ich werde gleich tot sein?" Doch sicher nicht, oder? Es wäre aber doch in Deiner Sichtweise im Prinzip dasselbe, als wenn Du kopiert würdest und die noch bewusstlose Kopie schon sehen könntest. Dann müsstest Du (das "alte Du") eigentlich genau dasselbe denken, wie bei oben beschriebener Operation, nämlich, dass Du Dich später an ein paar Minuten nicht wirst erinnern können, d.h. Du könntest Dich genauso beruhigt einschläfern lassen, wie in dem Fall, in dem Du Dich vor Erzeugung der Kopie einschläfern lässt.
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kolja
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Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#648407) Verfasst am: 26.01.2007, 15:16    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Diese Aussage ist im Kontext einer ethischen Diskussion sinnlos. [...]

Ich denke, Du hast den Kontext falsch verstanden. Wie auch immer. Was genau Gegenstand der Ethik sein soll, muss auch Bestandteil der Diskussion sein können. Aber dazu habe ich mich hier schon geäußert.

zelig hat folgendes geschrieben:
Anfänglich habe ich danach gefragt, wie konsequent Du mit dieser Ansicht umgehst. Ich finde den Umgang nicht sehr Konsequent, da diese Methode in jeder Diskussion angesetzt werden müsste. Möglich wäre es, behaupte ich mal. Aber sie wird nur selektiv angewendet.

Ich kann Dir versichern, dass ich da völlig konsequent bin. Wenn ich allerdings trotz Dekonstruktion zu den gleichen Ergebnissen wie zuvor gelange, dann sehe ich keinen Sinn darin, die Dekonstruktion in die Diskussion einzubringen. Oder kannst Du mir Beispiele nennen, wo ich Deiner Meinung nach zu abweichenden Ergennissen kommen müsste, dies aber ignoriere?
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kolja
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#648428) Verfasst am: 26.01.2007, 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Mir ist diese Denkweise ja etwas fremd, denn ich bin nicht nur meine bewussten Ich-Zustände, ich fühle mich als Gesamtheit aller meiner Prozesse.

Ist bei mir auch nicht anders. Trotzdem kann ich mich nur "als Gesamtheit fühlen", wenn ich gerade bei Bewusstsein bin.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
D.h., sobald die Kopie erstellt und zum Leben erweckt wurde, ist sie für mich ein Individuum und daher schützenswert. Nicht erst, wenn die bewussten Ich-Erlebnisse einsetzen.

Diese Schlussfolgerung finde ich nicht nachvollziehbar. Die Substrate und unbewussten Prozesse schlafender Personen sind doch deswegen schützenswert, weil wir allgemein unterstellen, dass diese Personen zuletzt das Interesse hatten, aus dem Schlaf wieder zu erwachen. Im Falle des Beamens wissen wir aber ganz genau, welches Interesse die Person zuvor hatte: sie wollte nur eines ihrer Substrate erwachen lassen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du bist nicht konsequent in Deiner Sichtweise, finde ich. Nehmen wir an, Du würdest krank und müsstest Dich einer Operation unterziehen. Der Arzt würde zu Dir sagen: "Die Operation ist kein Problem, reine Routine, es ist allerdings erfahrungsgemäß so, dass Sie 2 Stunden Ihrer Erinnerungen, nämlich die vor Ihrer Operation, verlieren werden. Sie werden sich also an dieses Gespräch nicht mehr erinnern können, da wir in einer Stunde mit der Operation anfangen." Würdest Du dann denken: "Ich werde gleich tot sein?" Doch sicher nicht, oder? Es wäre aber doch in Deiner Sichtweise im Prinzip dasselbe, als wenn Du kopiert würdest und die noch bewusstlose Kopie schon sehen könntest.

Genau auf dieses Szenario bin ich doch schon eingegangen, bei mir war es nur keine Operation, sondern ein Blackout durch Besäufnis:

kolja hat folgendes geschrieben:
Du hast schon recht, dass der Verlust der Erinnerung an bewusste Phasen (Blackouts) nichts all zu Außergewöhnliches ist. (Allerdings habe ich da noch die Kontinuität der unbewussten Prozesse als Trost.) Aber selbst wenn kein wesentlicher Unterschied bestünde, zwischen der Perspektive eines "Ich" auf der falschen Verzweigung, und der Situation, "ich bin gerade so blau, an diesen Augenblick werde ich mich morgen nicht mehr erinnern", würde ich mich nicht darauf verlassen wollen, dass ich dies in der konkreten Situation auch als so problemlos empfinden würde. Ich würde auf Nummer sicher gehen und diese Situation lieber vermeiden wollen.

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Kramer
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Beiträge: 30878

Beitrag(#648431) Verfasst am: 26.01.2007, 16:13    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Die Substrate und unbewussten Prozesse schlafender Personen sind doch deswegen schützenswert, weil wir allgemein unterstellen, dass diese Personen zuletzt das Interesse hatten, aus dem Schlaf wieder zu erwachen.


Wen meinst Du mit wir? Ich kenne niemanden, der schlafende Menschen als Substrate mit unbewussten Prozessen bezeichnet.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
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Beitrag(#648469) Verfasst am: 26.01.2007, 17:07    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich kenne niemanden, der schlafende Menschen als Substrate mit unbewussten Prozessen bezeichnet.

Ich kenne auch niemanden, der einen Sonnenuntergang als Drehung der lokalen Erdoberfläche aus dem Strahlbereich der Sonne bezeichnet. Dennoch ist das die genauere Beschreibung.

Eine ungenaue Beschreibung "Mensch" für die Ethik ist solange ausreichend, wie das ethische Problem nicht gerade durch diese Ungenauigkeit widersprüchlich wird.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#648717) Verfasst am: 26.01.2007, 22:44    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich kenne niemanden, der schlafende Menschen als Substrate mit unbewussten Prozessen bezeichnet.

Ich kenne auch niemanden, der einen Sonnenuntergang als Drehung der lokalen Erdoberfläche aus dem Strahlbereich der Sonne bezeichnet. Dennoch ist das die genauere Beschreibung.


Das mag die genauere Beschreibung sein, so wie ein Blick durch ein Elektronenmikroskop auch eine genauere Ansicht einer Stechmücke liefert. Die Frage ist, ob die zusätzlichen Informationen, die man durch eine genauere Betrachtungsweise erhält, in jedem Kontext relevant sind. Zelig ist darauf ja schon eingangen. Für die ethische Bewertung eines Nazi-Propagandafilms oder eines Kinderpornos ist es z.B. irrelevant, welche Fotoemulsion bei der Herstellung benutzt wurde.
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Beiträge: 2631
Wohnort: München

Beitrag(#648842) Verfasst am: 27.01.2007, 01:18    Titel: Antworten mit Zitat

idee
Ihr unterschätzt immer noch die formalen Zwänge denen sich auch einem Gedankenexperiment über hypothetisches Beamen unterwerfen muß.
Bisher wird der technische Vorgang komplett vernachlässigt, was ich für einen schweren Mangel halte.

Bisher:(sehr freie eigene Interpretation = ergänzungswürdig --- auch bei der Auswahl der Protagonisten)

nach Deutung á Kolja:

K Erde => plonk => K`Mars ; wobei pauschal angenommen werden kann K ist ident zu K´.

"plonk" ist dabei wohl ein 100% reibungsloser und wertneutraler Vorgang der den Zustand K Erde in einen gleichwertigen Zustand K`Mars transformiert.

"Beamen" ist demzufolge nur eine Form der technischen Nutzung von "plonk", um instantan einen Ortswechsel der "Informationen über K" auf K`Mars zu übertragen.

Aus formalethischen Vorgaben soll nach dem "plonk" nur eine Identität die "Informationen über K" beinhalten.

Aus anwendungstechnischen Vorgaben, also der Dislozierung, idealerweise nur K`Mars weiter existent ist.

Wenn der Vorgang abgeschlossen ist, hat Kolja argumentativ sehr schön dargelegt, warum K`Mars als eine echte vollwertige Person, also mit komplett allen Menschenrechten zu betrachten ist.
... das wars dann auch, berührt aber auch mit keinem Punkt Kramers Einwände, inclusive meinem Verständnis der Sachlage.

Kramers Einwand:

K Erde => plonk => K`Mars ; mit der festen Überzeugung: K`Mars kann niemals ident zu K Erde sein, es fehlt K`Mars schlicht an der Originalität.

Die verblassenden Erinnerungen eines K`Mars sind nur ein schwacher Trost für die real gemachten Erfahrungen von K Erde.

Die übertragenen Informationen über ein Gelebtes werden wohl(?) auch emotional von K`Mars als die Erfahrungen eines anderen K Erde bewertet werden.

Und natürlich wird das Originale an K Erde ohne echten Grund oder hinreichende Notwendigkeit ausgelöscht ... somit eigentlich ein Selbstmord, die Motivation einer Dislozierung wiegt diesen entscheidenden Makel einfach nicht aus.

Zudem muß K Erde bei einer Entscheidung pro "Beamen" einen 100% Glauben an das Verfahren des "plonk" haben, um sich überhaupt darauf einzulassen.
K Erde muß also all seine Menschenrechte aufgeben um überhaupt dislozieiert werden zu dürfen.
Was einem 100% Glauben an eine Sache gleichkommt.

Während und noch dem "plonk" ergibt sich eine 100% Abhängigkeit das K` Mars auch alle Informationen über K Erde technisch korrekt und UNVERÄNDERT auf K`Mars hineingeflossen sind.

Konsequenz daher ist:
K`Mars besitzt unmittelbar nach dem "plonk" eine Eigenschaft = Abhängigkeit an das Verfahren an sich, da ohne das "plonk" kein K`Mars existent wäre.
also ist und kann K Erde NICHT IDENT zu K`Mars sein.
Dagegen kann K Erde auch ohne "plonk" existieren, besitzt also auch wiederum eine Eigenschaft die nicht integraler Bestandteil der Existenz K`Mars ist.
( Verlegen diese zwei Kongruenzen könnten sich allerdings gegenseitig löschen, muß ich zugeben)

Trotzdem K`Mars ist sozusagen von Koljas Gnaden her existent, würde damit aber auch bei mutwilligen Manipulationen am "plonk" nichts mitbekommen wegen der zeitwilligen Totalaufgabe aller Rechte incl. einer kleinen nichtexitenten Zeitspanne
genauer: während dem "plonk" ist weder K Erde noch K`Mars in irgendeiner Form existent
Würde er/es verlorengehen wem würd das kümmern?
Aja K besitzt natürlich 100% Copyright an sich, was wir derzeit von unserem Gencode nicht sagen können.


meine Erweiterung das "plonk" betreffend:

Der "plonk" ist als technischer Vorgang einigen aktuellen Formzwängen ausgesetzt.

Jedes Trägermedium besitzt von Natur aus Eigenschaften, die bei einer Übertragung von A nach B auf den transportierten Inhalt einwirkt.
Das gibt es ganze Wissenschftszweige die sich mit diesr Problematik beschäftigen, zumindest anreissen.
In den kommunikationswissenschftlichen Theoremen über das Medium an sich.
In der Informatik formale Zwänge der Formatierung.
In der Übertragungstechnik externe auf die Trägerwelle einwirkende Störquellen
Sytemtheoretische Konzepte und und und ...

All diese Wissenschfaftsbereiche haben dafür eigene Regressionskriterien, (ich werde ab jetzt Regression als Oberbegriff weiterführen, obwohl meine Erinnerungen daran bereits 10 jahre zurückliegen und ich viele Details vergessen hab, ich hoff da kann mir ein aufmerksamer leser dann falsifizierend zur Seite springen)

Regression ist für Informationübertragungen wohl eine ebenso harte Grenze, wie die Lichtgeschwindigkeit im relativistischer Raum-Zeit. Tjo und da gibbet Formeln zu, die ebenso allgemeine Aussagen treffen wie die Relativitätstheorie.

Im günstigsten Fall haben wir es in unserem Gedankenexperiment nur mit drei abgrenzbarebn Einheiten zu tun: einem Sender - einer Übertragungsstrecke - einem Empfänger.
Was dann einer Regression dritter Ordnung (oder Grades?) entspricht.
Sytemimanent kommt es in allen 3 Einheiten zu festen, feststellbaren, meßbaren Fehlern ... Fehlerwahrscheinlichkeiten.
Die Vorgabe von K Erde ident zu "plonk" K`Mars kann also vom Prinzip her niemals eingehalten werden.

und äh ... darüber Schlaf ich nochmal, weil ich nach zwei einhalb stunden ausformuliern kein plan mehr hab - ich dacht wirklich ich bekomm den Schlonz in jeweils 3 zeilen gebacken Verwundert Ohnmacht Winken n8i
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#648922) Verfasst am: 27.01.2007, 10:10    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich kenne niemanden, der schlafende Menschen als Substrate mit unbewussten Prozessen bezeichnet.

Ich kenne auch niemanden, der einen Sonnenuntergang als Drehung der lokalen Erdoberfläche aus dem Strahlbereich der Sonne bezeichnet. Dennoch ist das die genauere Beschreibung.

Eine ungenaue Beschreibung "Mensch" für die Ethik ist solange ausreichend, wie das ethische Problem nicht gerade durch diese Ungenauigkeit widersprüchlich wird.


"Sonnenuntergang" und "Drehung der lokalen Erdoberfläche aus dem Strahlbereich der Sonne" unterscheiden sich nicht in ihrer Präzision sondern in ihrer Bedeutung. Sie bezeichnen den selben Vorgang, einmal aus Menschenperspektive, einmal wissenschaftlich. Die Bezeichnungen ersetzen sich nicht. Ihre Verwendung im falschen Zusammenhang ist aber sinnlos.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#648942) Verfasst am: 27.01.2007, 11:58    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich kenne niemanden, der schlafende Menschen als Substrate mit unbewussten Prozessen bezeichnet.
Ich kenne auch niemanden, der einen Sonnenuntergang als Drehung der lokalen Erdoberfläche aus dem Strahlbereich der Sonne bezeichnet. Dennoch ist das die genauere Beschreibung.

Eine ungenaue Beschreibung "Mensch" für die Ethik ist solange ausreichend, wie das ethische Problem nicht gerade durch diese Ungenauigkeit widersprüchlich wird.
"Sonnenuntergang" und "Drehung der lokalen Erdoberfläche aus dem Strahlbereich der Sonne" unterscheiden sich nicht in ihrer Präzision ...

Sicher? Die zweite Beschreibung
- ist korrekter in bezug darauf, welche Bewegung Ursache für das zu Sehende ist
- kann auf einen größeren Bereich von Phänomenen korrekt angewandt werden

zelig hat folgendes geschrieben:
... sondern in ihrer Bedeutung. Sie bezeichnen den selben Vorgang, einmal aus Menschenperspektive, einmal wissenschaftlich. Die Bezeichnungen ersetzen sich nicht. Ihre Verwendung im falschen Zusammenhang ist aber sinnlos.

Um bei der Analogie zu bleiben: Nehmen wir (zur Verdeutlichung muß man etwas übertreiben) folgende Beschreibungen:
(1) Die rote Sonne versinkt bei Capri im Meer
(2) Durch die Erddrehung bewegt sich der Längengrad von Capri aus dem Strahlbereich der Sonne. Durch atmosphärische Streung wird ihr sichtbares Spektrum in den roten Bereich verschoben.

(1) ist ok, solange man flirten oder sich nostalgisch an ein schönes Erlebnis erinnern will. Vielleicht auch für Künstler auf Capri. Wenn man aber aus (1) Schlüsse auf Situationen ziehen will, die über diese Anwendungsbereiche hinausgehen, dann wird es falsch. Dazu muß man nicht mal in den wissenschaftlichen Bereich gehen, sondern es würde ausreichen, wenn ein Künstler den Sonnenuntergang auf dem Mars malen will. Nach (1) würde er malen:

Die rote Sonne versinkt auf dem Mars im Meer.

Und er würde den Hinweis, daß dies aufgrund von (2) und weiteren wissenschaftlichen Kenntnissen über die Beschaffenheit des Mars so nicht sein kann, kontern etwa mit:
"Diese Aussage ist im Kontext einer künstlerischen Diskussion sinnlos. ... Du kannst dekonstruieren, aber dann verlässt Du den künstlerischen Anspruch ..."

De facto würde er ein metaphysisches Dogma (Sonnen versinken rot im Meer, das ist p.d. ein Sonnenuntergang) etablieren, um die emergenten Illusionen eiines Spezialfalls (wo sie einigermaßen brauchbar sind) nicht relativieren zu müssen.

Ebenso scheint es mir bei ethischen Diskussionen: Unser traditionelles Menschenbild ist für moderne ethische Fragen nicht mehr geeignet (Klonen, Beamen, PID, Abtreibung ...), aber um dem Risiko der Relativierung traditioneller Moralvorstellungen zu entgehen, wird es - obwohl durch Dekonstruktion als unzutreffend erkannt - verabsolutiert und die Ethik als das Gebiet zu definieren versucht, in dem dieses Dogma gilt.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
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Beitrag(#648944) Verfasst am: 27.01.2007, 12:01    Titel: Antworten mit Zitat

@Robbe Pierre: Ich versteh kein Wort, Dein Beitrag erscheint mir unzusammenhängend und geistig verwirrt. Vielleicht schaffst Du es ja, ein Fazit in einem Satz zu ziehen.
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#648951) Verfasst am: 27.01.2007, 12:32    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich kenne niemanden, der schlafende Menschen als Substrate mit unbewussten Prozessen bezeichnet.
Ich kenne auch niemanden, der einen Sonnenuntergang als Drehung der lokalen Erdoberfläche aus dem Strahlbereich der Sonne bezeichnet. Dennoch ist das die genauere Beschreibung.

Eine ungenaue Beschreibung "Mensch" für die Ethik ist solange ausreichend, wie das ethische Problem nicht gerade durch diese Ungenauigkeit widersprüchlich wird.
"Sonnenuntergang" und "Drehung der lokalen Erdoberfläche aus dem Strahlbereich der Sonne" unterscheiden sich nicht in ihrer Präzision ...

Sicher?


Offen gesagt, nein. Ich hätte besser formulieren sollen: Die erste Aussage ist nicht auf Präzision angelegt, daher ist es sinnlos, beide Aussagen anhand dieses Kriteriums zu vergleichen.


step hat folgendes geschrieben:

zelig hat folgendes geschrieben:
... sondern in ihrer Bedeutung. Sie bezeichnen den selben Vorgang, einmal aus Menschenperspektive, einmal wissenschaftlich. Die Bezeichnungen ersetzen sich nicht. Ihre Verwendung im falschen Zusammenhang ist aber sinnlos.

Um bei der Analogie zu bleiben: Nehmen wir (zur Verdeutlichung muß man etwas übertreiben) folgende Beschreibungen:
(1) Die rote Sonne versinkt bei Capri im Meer
(2) Durch die Erddrehung bewegt sich der Längengrad von Capri aus dem Strahlbereich der Sonne. Durch atmosphärische Streung wird ihr sichtbares Spektrum in den roten Bereich verschoben.

(1) ist ok, solange man flirten oder sich nostalgisch an ein schönes Erlebnis erinnern will. Vielleicht auch für Künstler auf Capri. Wenn man aber aus (1) Schlüsse auf Situationen ziehen will, die über diese Anwendungsbereiche hinausgehen, dann wird es falsch.


Bis hierhin einverstanden. Danach nimmt meine Analogie einen anderen Verlauf. Dazu später mehr.


step hat folgendes geschrieben:
Dazu muß man nicht mal in den wissenschaftlichen Bereich gehen, sondern es würde ausreichen, wenn ein Künstler den Sonnenuntergang auf dem Mars malen will. Nach (1) würde er malen:

Die rote Sonne versinkt auf dem Mars im Meer.

Und er würde den Hinweis, daß dies aufgrund von (2) und weiteren wissenschaftlichen Kenntnissen über die Beschaffenheit des Mars so nicht sein kann, kontern etwa mit:
"Diese Aussage ist im Kontext einer künstlerischen Diskussion sinnlos. ... Du kannst dekonstruieren, aber dann verlässt Du den künstlerischen Anspruch ..."

De facto würde er ein metaphysisches Dogma (Sonnen versinken rot im Meer, das ist p.d. ein Sonnenuntergang) etablieren, um die emergenten Illusionen eiines Spezialfalls (wo sie einigermaßen brauchbar sind) nicht relativieren zu müssen.

Ebenso scheint es mir bei ethischen Diskussionen: Unser traditionelles Menschenbild ist für moderne ethische Fragen nicht mehr geeignet (Klonen, Beamen, PID, Abtreibung ...), aber um dem Risiko der Relativierung traditioneller Moralvorstellungen zu entgehen, wird es - obwohl durch Dekonstruktion als unzutreffend erkannt - verabsolutiert und die Ethik als das Gebiet zu definieren versucht, in dem dieses Dogma gilt.
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Anmeldungsdatum: 22.12.2006
Beiträge: 2631
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Beitrag(#649065) Verfasst am: 27.01.2007, 18:16    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
@Robbe Pierre: Ich versteh kein Wort, Dein Beitrag erscheint mir unzusammenhängend und geistig verwirrt. Vielleicht schaffst Du es ja, ein Fazit in einem Satz zu ziehen.


ist aber ein bissi unfair:
Zitat:
Ich interpretiere das Problem anders und schreibe dazu einen Beitrag 8% [ 5 ]

Kramer und Kolja reden seid 14 Seiten aneinander vorbei, und mir gestehst du nur einen Satz zu?
Mit den Augen rollen
Okay aber Recht hast du, ich hab jetzt bemerkt, dass ich zwar den Versuch unternommen hab alle 14 Seiten zusammenzufassen, hab aber dann nur meine Sichtweise den anderen draufgesetzt. Das wirkt dann wirklich abstrus.


Immerhin kann ich wegen deinem Einwand alle 14 Seiten in einen verständlichen Satz packen:

Kolja versucht uns hier eine Jungfrauenmaschine zu verkaufen, aber Kramer will sein Erstes Mal partout nicht duplizieren lassen! Ausrufezeichen Ausrufezeichen Ausrufezeichen
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Beitrag(#649069) Verfasst am: 27.01.2007, 18:32    Titel: Antworten mit Zitat

Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
Kolja versucht uns hier eine Jungfrauenmaschine zu verkaufen, aber Kramer will sein Erstes Mal partout nicht duplizieren lassen!

Gut, jetzt weiß ich wenigstens, was Du zum Ausdruck bringen wolltest.
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#649143) Verfasst am: 27.01.2007, 21:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo allerseits.

Ich weiss zwar nicht so recht warum, aber ich finde dieses Thema irgendwie interessant. Ich würde gern zu den Grundzügen dieser Diskussion zurückkommen, denn ich finde die Nebendebatten hier doch recht verwirrend.

Gehe ich richtig in der Annahme, dass hier nicht wirklich ein Transport sondern eine Duplikation eines Menschen stattfinden soll? Denn ich denke, dass ist der begriffliche Scheitelpunkt, von dem ab die Meinungen auseinander gehen. Wenn sich dieser Vorgang eindeutig als dislozierte Duplikation verstehen lässt, dann ist es ethisch sehr wohl bedenklich, wenn das Original vernichtet wird, damit das an einem anderen Ort rematerialisierte Duplikat keinen Zwilling hat. Wenn in sofern eine Vernichtung stattfindet, dann liegt definitiv eine Tötung vor, da diese nicht an den Rematerialisierungsprozess gekoppelt ist, bzw erst festgestellt werden muss, dass der dislozierte Kopiervorgang erfolgreich war.

Nach der Voraussetzung, die dieser Problemstellung zugrunde liegt, soll ja das Duplikat vom Original ununterscheidbar sein. Das ist physikalisch jedoch unmöglich und zwar ganz unabhängig von der, so finde ich, berechtigten Frage nach dem Substrat. Quantenmechanisch gesehen ist die Information der Dislokation, bzw. der Teleportation in beiden Exemplaren enthalten und voneinander immer dann unterscheidbar, wenn das Duplikat nicht exakt am Ort des Originals materialisiert wurde. Dieser Mensch ist ja nicht völlig isoliert von seiner physikalischen Umgebung und die Information des Aufenthaltsortes ist irgendwie in seiner Physis beliebig subtil enthalten. Da sich aber die Einflüsse der Wechselwirkungen am 'Startort' nicht herausfiltern lassen, kann natürlich am 'Zielort' niemals die Bedingung errechnet werden, die eine exakte Kopie ermöglichen soll.

Ethisch gesehen finde ich das jedoch sehr viel einfacher: Soll das Duplikat vom Original ununterscheidbar sein, dann haben doch selbstverständlich auch beide die selben Existenzrechte?!
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Beitrag(#649160) Verfasst am: 27.01.2007, 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

@semnon: Sieht man das Beamen als Gesamtprozeß, ist die Vernichtung des Originalsubstrats ethisch eher vertretbar, als wenn man den Einzelschritt der Duplikation in den Vordergrund stellt.

Würdest Du das Vernichten des Originalsubstrats ethisch vertretbar finden, wenn
- zuerst das Gehirn entnommen, mit der Post verschickt und in ein anderes Substrat eingesetzt würde?
- im Zustand der Bewußtlosigkeit zuerst die Erinnerungen "abgesaugt" und dann in ein neues Gehirn implantiert würden?
- ...

Es handelt sich hier um ein Problem, das mit den traditionellen ethischen Personenbegriffen, die auf einer fundamentalen Ich-Illusion beruhen, nicht mehr gelöst werden kann. Die Wissenschaft kann diese Widersprüche aufzeigen, aber daraus ergibt sich noch lange keine neue Ethik.
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Anmeldungsdatum: 22.12.2006
Beiträge: 2631
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Beitrag(#649348) Verfasst am: 28.01.2007, 11:54    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
@semnon: Sieht man das Beamen als Gesamtprozeß, ist die Vernichtung des Originalsubstrats ethisch eher vertretbar, als wenn man den Einzelschritt der Duplikation in den Vordergrund stellt.

Würdest Du das Vernichten des Originalsubstrats ethisch vertretbar finden, wenn
- zuerst das Gehirn entnommen, mit der Post verschickt und in ein anderes Substrat eingesetzt würde?
- im Zustand der Bewußtlosigkeit zuerst die Erinnerungen "abgesaugt" und dann in ein neues Gehirn implantiert würden?

- ...

Es handelt sich hier um ein Problem, das mit den traditionellen ethischen Personenbegriffen, die auf einer fundamentalen Ich-Illusion beruhen, nicht mehr gelöst werden kann. Die Wissenschaft kann diese Widersprüche aufzeigen, aber daraus ergibt sich noch lange keine neue Ethik.


Da sag ich mal entschieden NEIN Ausrufezeichen
Die Ethik bleibt DIESELBE!
Auch wenn die Individuen, die sich einer hochtechnisierten "SEINS-Zustandsänderung" aussetzen, selber nicht mehr sicher sind, ob sie noch "DIESELBEN" sind, wie vor dem Prozeß oder "nur" noch "DIEGLEICHEN".

Die Wissenschafft (welche überhaupt?) kann weder Widersprüche aufzeigen noch zur Lösung von Paradoxien beitragen, die eine Wissenschafft (eine andere oder eine gleiche?) ja zuerst möglich gemacht hat.

Sogar in unserem Gedankenexperiment wurde auch mehrfach darauf hingewiesen, daß selbst das Wissen über den vollendeten Beamsprozeß für den gebeamten selber kein Unterschied im selbstempfiinden und selbstwahrnehmen feststellbar ist.

@semnon
Dies Gedankenexperiment, das den Tod des Originals verbindlich macht, ist ja selber eigentlich ein Spin Off eines anderen Threads, in dem dann die These auftauchte, das es technisch möglich wär, über den Tod einer Person hinaus, dessen Ich.Bewußtsein in einem virtuellen Raum zu übertragen...
wie daraus dann ein Beamen geworden ist, weiß ich auch nicht mehr. ... aber den Tod des Ersten-Ichs wurde als Erbe in die Prämissen zu diesem Thread herüber"gerettet".
Was wohl nicht wirklich was ausmacht, denn wie auch immer man es betrachtet, der Originalzustand wird gelöscht. Wenn jemand dem Löschvorgang entrinnt, wie auch immer, dann ... dann gehen die Meinungen scheinbar auseinander.
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Beitrag(#649403) Verfasst am: 28.01.2007, 14:15    Titel: Antworten mit Zitat

Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
Die Ethik bleibt DIESELBE! Auch wenn die Individuen, die sich einer hochtechnisierten "SEINS-Zustandsänderung" aussetzen, selber nicht mehr sicher sind, ob sie noch "DIESELBEN" sind, wie vor dem Prozeß oder "nur" noch "DIEGLEICHEN".

"Die Ethik" hat sich in der Vergangenheit schon oft verändert. Wenn eine neue Situation entsteht, wird sie natürlich zuerst mal mit den Mitteln der gerade gültigen Moral bewertet. Aber oft ändert sich diese (und das Weltbild) in der Folge.

Robbe Pierre hat folgendes geschrieben:
Die Wissenschafft (welche überhaupt?) kann weder Widersprüche aufzeigen noch zur Lösung von Paradoxien beitragen, die eine Wissenschafft (eine andere oder eine gleiche?) ja zuerst möglich gemacht hat.

Die Wissenschaft hat solche Paradoxien nicht möglich gemacht, sondern deckt sie nur auf. Möglich sind sie, weil die Modelle, die unser entwicklungsgeschichtlich eher mesokosmisch gepoltes Gehirn von der Welt entwirft, diese nicht korrekt widergibt. Und selbst wenn die Wissenschaft selbst widersprüchliche Modelle entwirft und sie später revidieren muß, ist das kein Argument dafür, daß sie keine Widersprüche aufzeigen könne.

Robbe Pierre hat folgendes geschrieben:
Sogar in unserem Gedankenexperiment wurde auch mehrfach darauf hingewiesen, daß selbst das Wissen über den vollendeten Beamsprozeß für den gebeamten selber kein Unterschied im selbstempfiinden und selbstwahrnehmen feststellbar ist.

Das ist offensichtlich falsch: Wenn der Gebeamte über den Beamprozeß weiß, kann er darüber nachdenken, ihn bewerten usw. Er kann zwar keine Unterschiede in seinen Erinnerungen feststellen, da diese ja p.d. vollständig übertragen werden, aber seine Selbstwahrnehmung beteht aus mehr als seinen Erinnerungen. Direkt nach der Bewußtwerdung, im Rahmen der reflektiven Bewertung, der ethischen Diskussion, und wie man z.B. bei Kramer sieht, sogar schon vor dem Beamen ändert sich potenziell die Selbstwahrnehmung allein durch das Wissen um den Prozeß.
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Beitrag(#649408) Verfasst am: 28.01.2007, 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

@step zwinkern

Wie viel Gramm "Freiheit" darfs denn sein?
Möchtest noch ein ganzes Stück "Selbstbestimmung" dazu, darf ichs dir einpacken?
Wir hätten da noch einen halben Liter "Gerechtigkeit" im Angebot, ist aber schon nah am Verdallsdatum, aber aus erstklassiger Haltung mit Prüfsiegel.

Zitat:
(...) da diese ja p.d. vollständig übertragen werden (...)

Ich denk da eher an den Fall, das selbst wenn sie NICHT vollständig übertragen werden. Der Bea-bant eben keine eigenen Aussagen machen kann ob ihm jetzt was fehlt. Der Bea-bant ist also in jedem Fall mit Prämissen egal welchem Definitionraum IMMER zu 100% abhängig vom Prozeß des beamens an sich. Eine Abhängigkeit die sein Ich-Zustand vor dem Beamen eben NICHT hatte.

Das Ich-Empfinden nach dem beamen ist demzufolge in einer "Glaubensfrage" gebunden. - was mich dann recht skeptisch aufmerken läßt.
Die "Abhängigkeit" und den bedingten "Glauben" an den Beamprozeß ergeben zwangsläufig nicht auszuredende Zweifel am Sinn und Zweck des Beamen.
Kannst du mir meine "Existenzängste" in diesem Szenario nehmen?
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Beitrag(#649414) Verfasst am: 28.01.2007, 14:54    Titel: Antworten mit Zitat

Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
Das Ich-Empfinden nach dem beamen ist demzufolge in einer "Glaubensfrage" gebunden. - was mich dann recht skeptisch aufmerken läßt. Die "Abhängigkeit" und den bedingten "Glauben" an den Beamprozeß ergeben zwangsläufig nicht auszuredende Zweifel am Sinn und Zweck des Beamen.Kannst du mir meine "Existenzängste" in diesem Szenario nehmen?

Warum hast Du beim Einschlafen keine Existenzangst?
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Beitrag(#649418) Verfasst am: 28.01.2007, 15:07    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
Das Ich-Empfinden nach dem beamen ist demzufolge in einer "Glaubensfrage" gebunden. - was mich dann recht skeptisch aufmerken läßt. Die "Abhängigkeit" und den bedingten "Glauben" an den Beamprozeß ergeben zwangsläufig nicht auszuredende Zweifel am Sinn und Zweck des Beamen.Kannst du mir meine "Existenzängste" in diesem Szenario nehmen?

Warum hast Du beim Einschlafen keine Existenzangst?


Dieser dumme Einwand wurde doch schon mehrfach wiederlegt.
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Beitrag(#649427) Verfasst am: 28.01.2007, 15:36    Titel: Antworten mit Zitat

Also, dumm finde ich das nicht. Im Grunde 'müsste' man ja auch nachweisen, dass man sich in jedem beliebig kleinen Zeitintervall als das Selbe begreift, wie in dem unmittelbar vorangehenden, beliebig kleinen Zeitintervall. Irgendwo ist man immer gezwungen bezüglich seines Ich-Bewußtseins zu glauben. Aber ist das denn von Relevanz? Man könnte, vorausgesetzt man wäre im Rahmen seiner Argumentation in Höhe dieses Beweises verschuldet, überhaupt nicht gesichert koheränt denken. Woher weiss Ich denn, dass meine Argumentation in just diesem Satz gültig ist, wenn Ich nicht sicher sein kann, ob ich eine Sekunde zuvor Ich selbst war? Der Ich-Standpunkt ist stets unverzichtbar: "Ich vertrete die Auffassung, dass...", "Ich sehe das eine so, das andere so..."

Ich finde einen wesentlich banaleren Punkt viel wichtiger: Es werden doch zwei, so die Vorderung, identische Individuen erzeugt... Wieso sollte man das Recht haben das Eine überhaupt zu vernichten, um so für das Andere einen Transportvorgang vorzutäuschen? Ich finde diese Konstruktion ehrlich gesagt absurd.

Gruß,

Semnon
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Beitrag(#649461) Verfasst am: 28.01.2007, 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
Das Ich-Empfinden nach dem beamen ist demzufolge in einer "Glaubensfrage" gebunden. - was mich dann recht skeptisch aufmerken läßt. Die "Abhängigkeit" und den bedingten "Glauben" an den Beamprozeß ergeben zwangsläufig nicht auszuredende Zweifel am Sinn und Zweck des Beamen.Kannst du mir meine "Existenzängste" in diesem Szenario nehmen?
Warum hast Du beim Einschlafen keine Existenzangst?
Dieser dumme Einwand wurde doch schon mehrfach wiederlegt.

Du reagierst reflexartig, weil Du das Wort "schlafen" gelesen hast. Im Zusammenhang mit der Frage, ob man eine zweite Kopie eines Menschen töten darf, spielt die Schlafanalogie keine Rolle, und dort habe ich sie auch nie gebracht. Der Grund, warum sie da keine Roll spielt, ist, daß wir ein empirisch gewohnt sind, daß nur eine Instanz wieder aufwacht, wenn sich nur eine schlafenlegt.

Pierre dagegen argumentierte mit der Angst davor, sein Ich-Empfinden könne beim Beamen irgendwie Schaden nehmen. Er behauptet, der Gebeamte könne letztlich keine Aussage darüber machen, ob ihm was verlorengegangen ist. Gegen die Relevanz dieses Arguments ist die Schlafanalogie sehrwohl ein Einwand.

Es bleibt natürlich (für den Gebeamten) ein Restrisiko, das vermutlich erst dann als relativ gering eingeschätzt wird, nachdem empirisch gezeigt würde, daß das personale Bewußtsein keinen wesentlichen Schaden nimmt.
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Beitrag(#649464) Verfasst am: 28.01.2007, 16:38    Titel: Antworten mit Zitat

Semnon hat folgendes geschrieben:
Ich finde einen wesentlich banaleren Punkt viel wichtiger: Es werden doch zwei, so die Vorderung, identische Individuen erzeugt... Wieso sollte man das Recht haben das Eine überhaupt zu vernichten, um so für das Andere einen Transportvorgang vorzutäuschen? Ich finde diese Konstruktion ehrlich gesagt absurd.

Die Absurdität hängt davon ab, welchen Begriff einer Person / eines Individuums man hat. Bitte definiere doch mal Deinen. Was macht die Person aus? Die individuellen Körperatome? Ein prinzipiell funktionsfähiges Gehirn? Bewußtheit? Einzigartige Erinnerungen? ...
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Beitrag(#649466) Verfasst am: 28.01.2007, 16:46    Titel: Antworten mit Zitat

Wieso sind diese Fragen von Relevanz? Damit, dass nach Voraussetzung eine perfekte Kopie generiert werden soll (ob das überhaupt möglich sein kann, sei einmal unbeachtet), stellt sich doch die Frage, warum man eine von beiden Subjekten überhaupt vernichten darf.

Es wird doch unterstellt, bzw vorausgesetzt, dass beide Subjekte identisch sind. Nun, wenn sie identisch sind, warum sollte für sie nicht jeweils identisch die Rechtfertigung für eine Fortsetzung ihrer Existenz gelten? Ich finde es konstruiert, wie selbstverständlich davon auszugehen, dass man das Original (das man ja n.V. übrigens als solches gar nicht identifizieren können dürfte) einfach beseitigen darf, damit das der Deklaration entspricht, es handele sich um einen Transport und nicht um eine Kopie. Mit der Kopie werden doch auch die Individualrechte 'kopiert'. Noch vorweg: Auf einen Pragmatismus anspielende Sichtweisen greifen in Bezug auf die Ethik nicht.

Gruß,

Semnon
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Kramer
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Beitrag(#649473) Verfasst am: 28.01.2007, 17:12    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Du reagierst reflexartig, weil Du das Wort "schlafen" gelesen hast.


Das kannst Du von dort aus, wo Du sitzt, sehen?
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zelig
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Beitrag(#649474) Verfasst am: 28.01.2007, 17:12    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

zelig hat folgendes geschrieben:
... sondern in ihrer Bedeutung. Sie bezeichnen den selben Vorgang, einmal aus Menschenperspektive, einmal wissenschaftlich. Die Bezeichnungen ersetzen sich nicht. Ihre Verwendung im falschen Zusammenhang ist aber sinnlos.

Um bei der Analogie zu bleiben: Nehmen wir (zur Verdeutlichung muß man etwas übertreiben) folgende Beschreibungen:
(1) Die rote Sonne versinkt bei Capri im Meer
(2) Durch die Erddrehung bewegt sich der Längengrad von Capri aus dem Strahlbereich der Sonne. Durch atmosphärische Streung wird ihr sichtbares Spektrum in den roten Bereich verschoben.

(1) ist ok, solange man flirten oder sich nostalgisch an ein schönes Erlebnis erinnern will. Vielleicht auch für Künstler auf Capri. Wenn man aber aus (1) Schlüsse auf Situationen ziehen will, die über diese Anwendungsbereiche hinausgehen, dann wird es falsch.


Bis hierhin einverstanden. Danach nimmt meine Analogie einen anderen Verlauf. Dazu später mehr. …
Der analoge Fortgang wäre

(2) ist ok, soweit es eine naturwissenschaftliche Schilderung sein soll. Wenn man aber aus (2) Schlüsse bezüglich der Stellung des Menschen in der Natur, in der Gesellschaft und sich selbst gegenüber ziehen will, begeht man einen Fehler.

step hat folgendes geschrieben:
.

Ebenso scheint es mir bei ethischen Diskussionen: Unser traditionelles Menschenbild ist für moderne ethische Fragen nicht mehr geeignet (Klonen, Beamen, PID, Abtreibung ...), aber um dem Risiko der Relativierung traditioneller Moralvorstellungen zu entgehen, wird es - obwohl durch Dekonstruktion als unzutreffend erkannt - verabsolutiert und die Ethik als das Gebiet zu definieren versucht, in dem dieses Dogma gilt.


Diese Darstellung trifft es nicht so ganz. Ich gebe Dir aber recht, daß einige Grundannahmen nicht mehr zur Lösung neuzeitlicher Problemstellungen taugen. Nur leider siehst Du nicht den Unterschied in den Diskussionen rund um Klonen, PID und Abtreibung, zu dem Verlauf der hiesigen Diskussion. Die drei erstgenanten beinhalten Spezialfälle der menschlichen Existenz. Dagegen wird hier (wir erinnern uns: es wird darüber gestritten, ob es ein Recht des Originals auf Fortexistenz gibt) dem Individuum das Menschsein selber abgesprochen. Vor diesem Hintergrund, und nur vor diesem Hintergrund, habe ich das Bild einer kunsthistorischen Diskussion entworfen, bzw ab welchem Zeitpunkt keine mehr geführt wird – auch wenn es zuträfe, dass ein Gemälde als eine Ansammlung von farbigen Materialien auf Leinwand beschrieben werden kann.
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, daß dieser Punkt nicht gesehen wird. Mein Vorwurf der Inkonsequenz basiert auf der Beobachtung, dass die Dekonstruktion nur sehr selektiv stattfindet (nämlich immer dann, wenn es um den Menschen geht). Konsequent wäre es, beispielsweise in einer Tierrechts-Diskussion ebenfalls zu dekonstruieren: Tiere seien organisierte Zellhaufen, die, falls sie überhaupt zu einem Selbstbild befähigt sind, einer Illusion unterliegen. Ganz konsequent, meine ich, müssten alle Relationen, gleichgültig welcher Dinge zueinander, hinterfragt werden. Eigentumsrelationen, Wahrnehmungsrelationen, Sozialrelationen. Dies alles müsste in den entsprechenden Diskussionen immer bis zum Grund dekonstruiert werden. Ich sehe das aber nirgends. Ich verstehe auch nicht, warum mein Hinweis auf diese Inkonsequenz so emotional abgewiesen wird.
Ich mache noch mal deutlich (denn ich erwarte da missverstanden zu werden). Ich wende mich nicht gegen die Dekonstruktion, ich wende mich nicht gegen eine naturwissenschaftliche Betrachtungsweise. Im Gegenteil. Ich wende mich nur gegen den Anspruch, der dekonstruierte Mensch stelle dessen wahre Natur dar. Und aus dieser wahren Natur ließen sich Schlussfolgerungen von ethischer Relevanz ziehen. Wenn eine ethische Diskussion geführt wird, gilt die stillschweigende Voraussetzung, dass wir etwas thematisieren, worin zum Denken oder Fühlen befähigte Wesen involviert sind. Es ist nicht gesagt, welche Eigenschaften diese haben, welches Bild wir vom Menschen beispielsweise haben.
Auch wenn darüber -über die Eigenschaften- Meinungsverschiedenheit besteht, das Menschsein (oder Tiersein) selber kann nicht in Abrede gestellt werden, wenn eine ethische Diskussion geführt wird. Genau dies, scheint mir, ist aber hier der Fall.
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Beitrag(#649478) Verfasst am: 28.01.2007, 17:21    Titel: Antworten mit Zitat

Semnon hat folgendes geschrieben:
Wieso sind diese Fragen von Relevanz? Damit, dass nach Voraussetzung eine perfekte Kopie generiert werden soll (ob das überhaupt möglich sein kann, sei einmal unbeachtet), stellt sich doch die Frage, warum man eine von beiden Subjekten überhaupt vernichten darf. Es wird doch unterstellt, bzw vorausgesetzt, dass beide Subjekte identisch sind. Nun, wenn sie identisch sind, warum sollte für sie nicht jeweils identisch die Rechtfertigung für eine Fortsetzung ihrer Existenz gelten? Ich finde es konstruiert, wie selbstverständlich davon auszugehen, dass man das Original (das man ja n.V. übrigens als solches gar nicht identifizieren können dürfte) einfach beseitigen darf, damit das der Deklaration entspricht, es handele sich um einen Transport und nicht um eine Kopie. Mit der Kopie werden doch auch die Individualrechte 'kopiert'.

Wenn man neue Methoden für die existierende Klasse "Individuum" definiert, in diesem Falle etwa "kopieren", "klonen" oder "beamen", so muß man definieren, welche Attribute des Individuums für die Kopie noch gelten. Das hängt zum einen von der Technik ab, die in diesem Fall als perfekt vorausgesetzt wird. Zum zweiten von der Bedeutung, die wir diesem Vorgang zumessen. So könnte man argumentieren, daß beim Klonen die Verdopplung, beim Beamen dagegen der Transport das Ziel ist. Wenn der Transport das Ziel ist, wird die Ethik so formuliert, daß der Transport ein Gesamtprozeß ist, der mit dem Individuum geschieht.

Kramer hat aber seine Situation allerdings so formuliert, daß der Zweck zwar der Transport ist, aber die Bewertung auf den Kopierprozeß fokussier. Dadurch entsteht ein moralisches Dilemma, insbesondere im Fall des Misslingens, den wir daher (wie andere moralische Dilemmas) zu verhindern suchen sollten. Falls er doch eintritt, müssen wir mglw. den Prozeß auf einen Kopierprozeß umdeuten und dem zweiten Aufwachenden dann alle Rechte zugestehen, und ihn fortan als Individuum betrachten.

Solche Vorgänge haben wir ständig, z.B. bei der Frage, ab wann ein Embryo als Individuum zu betrachten ist, und bis wann er "nur" Teil eines Fortpflanzungsprozesses der Mutter ist. Auch hier kann man leicht moralische Dilemmas konstruieren.

Semnon hat folgendes geschrieben:
Noch vorweg: Auf einen Pragmatismus anspielende Sichtweisen greifen in Bezug auf die Ethik nicht.

Wir haben letztlich nur pragmatische Sichtweisen zur Verfügung. Daß die Ethik auf absoluten Werten gründe, ist eine irrationale Hoffnung.
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Beitrag(#649485) Verfasst am: 28.01.2007, 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
Das Ich-Empfinden nach dem beamen ist demzufolge in einer "Glaubensfrage" gebunden. - was mich dann recht skeptisch aufmerken läßt. Die "Abhängigkeit" und den bedingten "Glauben" an den Beamprozeß ergeben zwangsläufig nicht auszuredende Zweifel am Sinn und Zweck des Beamen. Kannst du mir meine "Existenzängste" in diesem Szenario nehmen?

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Darum Ausrufezeichen Hauptargument im Zitat nochmal in fetten Lettern.
Schlafen gehört schlicht zu den Determinanten meines Menschseins. Ich seh da keinen Zusammenhang, nicht mal im entferntesten Sinne.

Ich hatte hier eher einen Zusammenhang mit herkömmlichen Risiken realer Transportmittel erwartet.

Zitat:
Es bleibt natürlich (für den Gebeamten) ein Restrisiko, das vermutlich erst dann als relativ gering eingeschätzt wird, nachdem empirisch gezeigt würde, daß das personale Bewußtsein keinen wesentlichen Schaden nimmt.

Dies ist eben nie zu beweisen!
Es wird einem immer nur weisgemacht, es funktioniert nur in der Form, das man daran "glaubt".
Der Gebeamte kann keinen Unterschied feststellen.
Im Pannen-Fall, das der Anwender überlebt, könnte man zwar eine vergleichende Studie machen, aber da haben die Befürworter des Beamens schon geantwortet, man entwickelt sich ja auch auseinander, ergo gibt es keine Möglichkeit ein Vorher und ein Nachher gleichzusetzen.

@Semnon
Rein technisch gesehen existiert ein Zeitpunkt an dem das Original "abgescannt" aber noch nicht übertragen ist. Wenn zu diesem Zeitpunkt eine Panne passiert ... haben wir den Salat.
Dieser Zeitpunkt existiert aber bei JEDER Rahmenvorgabe, also kann man zur Verdeutlichung auch den extremsten Fall annehmen.
(auch bei einer Teleport-Einrichtung ala Stargate ... hier wird das Gebeamte halt stark, bis auf subatomarer Ebene fragmentiert. Aber auch hier gilt ein Zeitpunkt der Nichtexistenz = Augenblick des Übertragens)
Schematisch also Existenz => Nichtexistent bei Übertragung => Reassemblierung
Würdest du dich also beamen lassen, wenn in einem von zigmillionen Übertragungen das Original "zurückgeschleudert" und dennoch am Zielpunkt ein Assemblierungsprozess eingeleitet wird.
Einmal zum Mars telefonieren dauert ja so Lichtstrecke ca. eine Stunde ... "Hallo Ihrs, wir haben ein Problem!"
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Beitrag(#649492) Verfasst am: 28.01.2007, 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Step

step hat folgendes geschrieben:

Wenn man neue Methoden für die existierende Klasse "Individuum" definiert, in diesem Falle etwa "kopieren", "klonen" oder "beamen", so muß man definieren, welche Attribute des Individuums für die Kopie noch gelten. Das hängt zum einen von der Technik ab, die in diesem Fall als perfekt vorausgesetzt wird.


Da sich ja eine praktikable Ethik ergeben soll, die etwa neue Technologieen berücksichtigt, müsste man aber diese Fragen gerade unter dem Aspekt betrachten, dass die zur Verfügung stehenden Technologieen eben nicht perfekt sind. In diese speziellen Diskussion kann es also um alles gehen, nicht aber um eine neue Ethik. Wohl eher um "Technokratie ja oder nein?".


step hat folgendes geschrieben:

Zum zweiten von der Bedeutung, die wir diesem Vorgang zumessen. So könnte man argumentieren, daß beim Klonen die Verdopplung, beim Beamen dagegen der Transport das Ziel ist. Wenn der Transport das Ziel ist, wird die Ethik so formuliert, daß der Transport ein Gesamtprozeß ist, der mit dem Individuum geschieht.


Die Frage, ob es sich um einen Kopiervorgang oder einen Transportvorgang handelt, wird doch nicht dadurch beantwortet, in dem man es einfach als eines von beiden deklariert.

step hat folgendes geschrieben:

Kramer hat aber seine Situation allerdings so formuliert, daß der Zweck zwar der Transport ist, aber die Bewertung auf den Kopierprozeß fokussier. Dadurch entsteht ein moralisches Dilemma, insbesondere im Fall des Misslingens, den wir daher (wie andere moralische Dilemmas) zu verhindern suchen sollten. Falls er doch eintritt, müssen wir mglw. den Prozeß auf einen Kopierprozeß umdeuten und dem zweiten Aufwachenden dann alle Rechte zugestehen, und ihn fortan als Individuum betrachten.


Das habe ich auch so verstanden und ich finde, dass Kramer da durchaus richtig liegt. Es ist nämlich de facto ein Kopiervorgang in Verbindung mit einer bedeutenden Dislokation, was aber nichts daran ändert, dass es faktisch ein Kopiervorgang ist und eben nicht ein Transportvorgang. Dies wird dadurch unwiderruflich besiegelt, dass man sich überhaupt des Problems bewußt ist, dass man entscheiden muss, ob das Original vernichtet werden darf, bzw dies via technischer Lösung herbeigeführt werden muss.


Zitat:
Solche Vorgänge haben wir ständig, z.B. bei der Frage, ab wann ein Embryo als Individuum zu betrachten ist, und bis wann er "nur" Teil eines Fortpflanzungsprozesses der Mutter ist. Auch hier kann man leicht moralische Dilemmas konstruieren.


Ich finde nicht, dass das ein passender Vergleich ist. 'Solche Vorgänge' sind nicht weiter begrifflich zusammenzufassen, als dass man sie als ethische Diskussionen verstehen kann. Diese Entscheidungsprobleme sind jedoch völlig individuell und gerade dieses hat einen ganz spezifischen Charakter: Das Original ist der selbe Mensch (per Def), für den das Existenzrecht gilt. Klarer geht es eigentlich kaum noch oder?

Step hat folgendes geschrieben:
Noch vorweg: Auf einen Pragmatismus anspielende Sichtweisen greifen in Bezug auf die Ethik nicht.
Wir haben letztlich nur pragmatische Sichtweisen zur Verfügung. Daß die Ethik auf absoluten Werten gründe, ist eine irrationale Hoffnung.


Nun, würdest Du es für keinen absoluten Wert halten, dass man einen Menschen, der leben will nicht einfach so töten darf? Das recht auf Individualität reicht hier wohl kaum.

Wie willst Du aufgrund des Fehlens einer absoluten Ethik begründen, dass hier keine zwei gleichberechtigte Individuen existieren? Absolut begründen kannst Du es ja nach deiner eigenen Sichtweise schon nicht mehr. zwinkern

Gruß,

Semnon
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