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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#698724) Verfasst am: 05.04.2007, 15:32 Titel: |
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Man muss ein System installieren, das es erlaubt, derartig unfähige Pädagogen zu identifizieren. Diese müssen fortgebildet werden, um zu lernen, wie man den Lehrplan adäquat umsetzt - auch dann, wenn man auf Widerstände von Kindern trifft. Möglicherweise kann man auch besonders geschulte "Springer" einsetzen. Wenn es diese Widerstände gibt, ist das Thema noch deutlich intensiver zu behandeln als wenn dies nicht der Fall ist. Wahrscheinlich muss dann ein viel umfassender Zugang gefunden und einfachste Grundlagen gelegt werden: z.B. grundlegende Kenntnisse wissenschaftlicher Methodik mit besonderem Bezug auf Geschichte. Das sollte Bestandteil der Fobi sein.
Ein Lehrer, der es dann immer noch nicht kann, muss aus dem Schuldienst entfernt werden.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22333
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(#698735) Verfasst am: 05.04.2007, 15:43 Titel: |
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Schalker hat folgendes geschrieben: | Man muss ein System installieren, das es erlaubt, derartig unfähige Pädagogen zu identifizieren. Diese müssen fortgebildet werden, um zu lernen, wie man den Lehrplan adäquat umsetzt - auch dann, wenn man auf Widerstände von Kindern trifft. Möglicherweise kann man auch besonders geschulte "Springer" einsetzen. Wenn es diese Widerstände gibt, ist das Thema noch deutlich intensiver zu behandeln als wenn dies nicht der Fall ist. Wahrscheinlich muss dann ein viel umfassender Zugang gefunden und einfachste Grundlagen gelegt werden: z.B. grundlegende Kenntnisse wissenschaftlicher Methodik mit besonderem Bezug auf Geschichte. Das sollte Bestandteil der Fobi sein.
Ein Lehrer, der es dann immer noch nicht kann, muss aus dem Schuldienst entfernt werden. |
Einerseits hast du ganz recht, ja.
Allerdings hört sich "unfähige Pädagogen identifizieren" arg technokratisch an. Ich fände es auch wichtig, dass sich solche Pädagogen gewissermaßen "selbst identifizieren" können und sagen können: "Mit dem und dem Thema, mit diesem oder jenem pädagogischen Problem komme ich nicht zurecht und brauche Unterstützung und/oder Fortbildung." Im Moment gibt es hierzulande mE sehr weitgehend eine Unterrichtskultur, in der die Lehrer hinter der geschlossenen Klassentür selbst zurechtkommen müssen und weitgehend unkontrolliert bleiben. Ich würde das zumindest nicht nur beim "unkontrolliert bleiben" aufbrechen wollen, sondern auch beim "Allein zurechtkommen müssen", durch gegenseitige Hospitationen und Beratungen, Supervisionen etc. Es muss möglich sein, Probleme zu benennen, ohne dass im Hintergund sofort negative Konsequenzen drohen, weil man ja nicht alleine zurechtkommt. Das Benennen (und damit das mögliche Bearbeiten) von Problemen muss zunächst mal als normaler Teil der Arbeit aufgefasst werden. Hierzulande scheinen Pädagogen aber tendenziell Angst zu haben, dann sofort schon als "unfähig" verurteilt zu werden.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#698756) Verfasst am: 05.04.2007, 16:05 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Schalker hat folgendes geschrieben: | Man muss ein System installieren, das es erlaubt, derartig unfähige Pädagogen zu identifizieren. Diese müssen fortgebildet werden, um zu lernen, wie man den Lehrplan adäquat umsetzt - auch dann, wenn man auf Widerstände von Kindern trifft. Möglicherweise kann man auch besonders geschulte "Springer" einsetzen. Wenn es diese Widerstände gibt, ist das Thema noch deutlich intensiver zu behandeln als wenn dies nicht der Fall ist. Wahrscheinlich muss dann ein viel umfassender Zugang gefunden und einfachste Grundlagen gelegt werden: z.B. grundlegende Kenntnisse wissenschaftlicher Methodik mit besonderem Bezug auf Geschichte. Das sollte Bestandteil der Fobi sein.
Ein Lehrer, der es dann immer noch nicht kann, muss aus dem Schuldienst entfernt werden. |
Einerseits hast du ganz recht, ja.
Allerdings hört sich "unfähige Pädagogen identifizieren" arg technokratisch an. |
Nicht (immer) generell unfähig, sondern aktuell. Das lässt sich ja oft ändern.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Ich würde das zumindest nicht nur beim "unkontrolliert bleiben" aufbrechen wollen, sondern auch beim "Allein zurechtkommen müssen", durch gegenseitige Hospitationen und Beratungen, Supervisionen etc. Es muss möglich sein, Probleme zu benennen, ohne dass im Hintergund sofort negative Konsequenzen drohen, weil man ja nicht alleine zurechtkommt. Das Benennen (und damit das mögliche Bearbeiten) von Problemen muss zunächst mal als normaler Teil der Arbeit aufgefasst werden. Hierzulande scheinen Pädagogen aber tendenziell Angst zu haben, dann sofort schon als "unfähig" verurteilt zu werden. |
Das sehe ich ähnlich. Auf der anderen Seite steht für mich völlig außer Frage, dass man Lehrinhalte trotz weltanschaulicher Vorbehalte von Schülern oder Lehrern unterrichten muss. Lehrer, die aus eigenen weltanschaulichen Ansichten anders handeln, müssen grundsätzlich aus dem Schuldienst entfernt werden (Bio-Lehrer, der die Evolutionsbiologie nicht unterrichten möchte oder Geschichtslehrer, die aus weltanschaulichen Gründen den Holocaust nicht durchnehmen wollen). Ohne Fobi und sofort. Lehrern, die sich pädagogisch überfordert sehen, muss man helfen. Die dürfen auch keine Angst vor negativen Konsequenzen haben müssen. Da sind wir einig. Aber es gibt auch diejenigen, die grundsätzlich den Weg des geringsten Widerstands gehen ("Bevor mir die Araber wieder auf den Sack gehen, überspring ich das lieber, merkt ja eh keiner"). Das muss transparent sein. Eine Möglichkeit wäre z.B. die Einbeziehung der Eltern bzw. Schaffung von Beschwerdemöglichkeiten, wenn bestimmte Themen nicht thematisiert werden. Dann muss das Gespräch mit dem Lehrer gesucht werden.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#698771) Verfasst am: 05.04.2007, 16:28 Titel: |
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Schalker hat folgendes geschrieben: | Man muss ein System installieren, das es erlaubt, derartig unfähige Pädagogen zu identifizieren. Diese müssen fortgebildet werden, um zu lernen, wie man den Lehrplan adäquat umsetzt - auch dann, wenn man auf Widerstände von Kindern trifft. |
Immer dieser Glaube an die Indoktrinationskraft der Pädagogik.
Wir haben unseren Lehrern in vielen Punkten auch kein Wort geglaubt und auch in der Klasse mit ihnen debatiert. Über diejenigen, die ausgerastet wären, haben wir halt hinter vorgehaltener Hand gespottet. War es bei dir etwa anders?
Das einzige, was was bringen würde, ist ein gezieltes Angehen gängiger Gegenargumente und Verschwörungstheorien zum Holocaust. Das unterscheidet sich aber stark von der sonstigen Tätigkeit des Geschichtelehrers, der ja normalerweise nur seine Jahreszahlen und Geschichtchen runterbetet.
Schalker hat folgendes geschrieben: | Ein Lehrer, der es dann immer noch nicht kann, muss aus dem Schuldienst entfernt werden. |
Sei froh, dass es Leute gibt, die den Job überhaupt machen und sich täglich stundenlang mit den Kids abgeben.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#698782) Verfasst am: 05.04.2007, 16:49 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Schalker hat folgendes geschrieben: | Man muss ein System installieren, das es erlaubt, derartig unfähige Pädagogen zu identifizieren. Diese müssen fortgebildet werden, um zu lernen, wie man den Lehrplan adäquat umsetzt - auch dann, wenn man auf Widerstände von Kindern trifft. |
Immer dieser Glaube an die Indoktrinationskraft der Pädagogik.  |
Ich glaube weder an Indoktrination noch an Pädagogik.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Wir haben unseren Lehrern in vielen Punkten auch kein Wort geglaubt und auch in der Klasse mit ihnen debatiert. Über diejenigen, die ausgerastet wären, haben wir halt hinter vorgehaltener Hand gespottet. War es bei dir etwa anders? |
Mal so, mal so. Mir ist jedenfalls nicht bewusst, dass irgendein Lehrer ein bestimmtes Thema aufgrund weltanschaulicher Vorbehalte der Schüler nicht angegangen wäre.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Das einzige, was was bringen würde, ist ein gezieltes Angehen gängiger Gegenargumente und Verschwörungstheorien zum Holocaust. Das unterscheidet sich aber stark von der sonstigen Tätigkeit des Geschichtelehrers, der ja normalerweise nur seine Jahreszahlen und Geschichtchen runterbetet. |
Das sollte m.E. keineswegs "normal" sein. Ist es auch in vielen Fällen nicht. Mindestens im LK hatte ich eine sehr gute Geschichtslehrerin. Insbesondere sollte man nicht hinnehmen, dass sowas für alle Zeiten "normal" bleibt.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Sei froh, dass es Leute gibt, die den Job überhaupt machen und sich täglich stundenlang mit den Kids abgeben. |
Diese Form von Kultur- bzw. Bildungspessimismus teile ich nicht. Alle faseln von Bildung. Sollen sie was tun - insbesondere in konzeptioneller, aber auch finanzieller Hinsicht!
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#698810) Verfasst am: 05.04.2007, 18:04 Titel: |
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Schalker hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Wir haben unseren Lehrern in vielen Punkten auch kein Wort geglaubt und auch in der Klasse mit ihnen debatiert. Über diejenigen, die ausgerastet wären, haben wir halt hinter vorgehaltener Hand gespottet. War es bei dir etwa anders? |
Mal so, mal so. Mir ist jedenfalls nicht bewusst, dass irgendein Lehrer ein bestimmtes Thema aufgrund weltanschaulicher Vorbehalte der Schüler nicht angegangen wäre. |
Stimmt. Mir wäre es sogar lieber gewesen, wenn gewisse Lehrer bestimmte abstruse Therorien nicht bei jeder Gelegenheit vorgetragen hätten.
Schalker hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Sei froh, dass es Leute gibt, die den Job überhaupt machen und sich täglich stundenlang mit den Kids abgeben. |
Diese Form von Kultur- bzw. Bildungspessimismus teile ich nicht. Alle faseln von Bildung. Sollen sie was tun - insbesondere in konzeptioneller, aber auch finanzieller Hinsicht! |
Ich bin kein Pessimist, sondern humanistischer Realist. In jeder Berufsgruppe wird es immer nur eine Minderheit an engagierten und herausragenden Vertretern geben. Die meisten Menschen machen einfach nur ihren Job und hätten auch gar nicht das Potential, zur jeweiligen Elite zu gehören. Bei Lehrern wird es nicht anders sein.
Ich sehe nicht, wie das, was oft als Problemlösung vorgeschlagen wird, etwas daran ändern sollte. Weder die reflexartige Forderung nach mehr Geld (Geld für was?), noch die nach Schulungen.
Ich kann mich noch daran erinnern, als unsere Lehrer von irgendwelchen Schulungen zurückkamen. Da wurden dann plötzlich die Tische umgestellt, irgendwelche neuen Kartenspielchen oder dergleichen gemacht. Manchmal verwendete der Lehrer für eine Zeit lang auffällige Psychofloskeln oder Buzzwörter.
Aber an ihrer Persönlichkeit, ihrem Engagement und ihrer pädagogischen Befähigung hat das nie was geändert. Die Choleriker rasteten weiterhin bei jeder Gelegenheit aus. Die Durchsetzungsschwachen kamen nach wie vor nicht vor ihrer eigenen Klasse zu Wort. Diejenigen, die nichts klar und verständlich erklären konnten, blieben auch in dieser Hinsicht weiterhin unfähig.
Manche Menschen können einfach gut mit Kindern umgehen und sie begeistern, egal ob sie das Lehreramt bekleiden, oder nicht. Ich bezweifle stark, dass man das in einer Schulung lernen kann.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#698832) Verfasst am: 05.04.2007, 19:16 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe nicht, wie das, was oft als Problemlösung vorgeschlagen wird, etwas daran ändern sollte. Weder die reflexartige Forderung nach mehr Geld (Geld für was?) |
Na für mehr Lehrer natürlich. Löst keine Probleme, lindert aber einige.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22333
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(#699000) Verfasst am: 05.04.2007, 23:56 Titel: |
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Einfach so mehr Geld für Lehrerstellen, mit denen man die Klassen um 2 Schüler kleiner macht oder den Lehrern 1 Stunde weniger Unterichtspensum gibt, würde natürlich nicht viel bringen. Dito
Schulungen, die fernab vom Schulalltag stattfinden, ohne dass die Lehrer die Möglichkeit hätten, an ihrern Arbeitsbedingungen etwas zu ändern. Auch sind natürlich nicht alle Lehrer eine begeisterte Elite.
Aber ich habe doch insofern ein etwas optimistischeres Menschenbild insofern, als ich glaube, dass die meisten Leute, auch unter Lehrern, ihren Job eigentlich ordentlich machen wollen, dies aber im Moment noch durch viele Dinge erschwert wird. Wie oben beschrieben, halte ich da für das größte Problem das institutionalisierte Einzelkämpfertum, das man durch gegenseitiges Hospitieren, Supervision und gemeinsames (zB fächerübergreifendes) Arbeiten aufbrechen könnte. Im konkreten Fall hier hätten Lehrer, die unsicher sind, wie sie mit einer zT muslimischen und darin zT israelfeindlichen bis antisemitischen Schülerschaft den Holocaust durchnehmen, viel leichter die Möglichkeit, sich darüber auszutauschen, Kollgen bei diesem Thema zuzuschauen und sich zuschauen zu lassen - was im derzeitigen System, wo Hospitationen nur selten und wenn zur Kontrolle stattfinden, schwierig möglich ist. Aber für Supervisionen braucht man entsprechend ausgebildete Leute, für regelmäßige Hospitationen eine zweckgebundene Kürzung des Stundendeputats, und den Umgang mit sinnvoller Zusammenarbeit und einem Beobachten, das eben nicht Kontrolle, sondern Hilfe ist, müssten leider auch viele erst noch lernen (im Praktikum konnte ich mal beobachten, dass manche - und gerade die unsicheren - Lehrer sogar vor dem Praktikanten Angst haben) und bräuchten Fortbildungen dafür.
Also Geld und Schulungen alleine bringens nicht, da hast du recht, aber intelligent und zielgerichtet eingesetzt schon, denke ich.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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