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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#709685) Verfasst am: 22.04.2007, 17:41 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | max hat folgendes geschrieben: | Legende, dass die Weimarer Republik durch das Zusammenspiel der Nazis und der KPD zusammengebrochen wäre. |
Hab ich noch nie gehört. Wie kommst du darauf? |
Du hast noch nie gehört, dass die Weimarer Republik durch das Zusammenwirken der "Extreme" zerstört worden wäre und die arme "Mitte" das Opfer sei?!
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#709690) Verfasst am: 22.04.2007, 17:52 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: | Xamanoth hat folgendes geschrieben: | max hat folgendes geschrieben: | Legende, dass die Weimarer Republik durch das Zusammenspiel der Nazis und der KPD zusammengebrochen wäre. |
Hab ich noch nie gehört. Wie kommst du darauf? |
Du hast noch nie gehört, dass die Weimarer Republik durch das Zusammenwirken der "Extreme" zerstört worden wäre und die arme "Mitte" das Opfer sei?! |
Höchstens, dass es in der WR kaum Demokraten gab, sondern nur entweder linksalternative oder Reaktionäre.
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#709691) Verfasst am: 22.04.2007, 17:55 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Höchstens, dass es in der WR kaum Demokraten gab, sondern nur entweder linksalternative oder Reaktionäre. |
Die Version der "Mitte" ist aber dann, dass Linksextreme und Rechtsextreme die Weimarer Republik zerstört hätten - und dabei wird vollkommen die Rolle der eigenen politischer Vorläufer ignoriert (passiert auch Liberalen öfters).
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Dominik ...
Anmeldungsdatum: 16.10.2004 Beiträge: 1341
Wohnort: Deutschland
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(#709791) Verfasst am: 22.04.2007, 20:53 Titel: |
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Die Weimarer Republik wurde nach dem DDR-Film "Thälmann-Sohn und Führer seiner Klasse" von der KPD blockiert. Er äußert sich laut Film in etwa in dem Sinne "Wir wollen einen anderen Staat und eine andere Gesellschaft. Und wir werden daher alles in unserer Macht stehende unternehmen, damit das Volk soll schnell wie möglich zur Revolution, das heisst zur Überwindung der herrschenden, kapitalischischen Verhältnisse gelangt."
SO wie ich das verstehe ist also etwas dran an der Blockade-Theorie. Und das muß diskutiert werden, damit sich das nächste mal mehr Erfolg einstellen kann, Genossen.
_________________ "Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik" Karl Marx (Ebd., MEW 1:378)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#709801) Verfasst am: 22.04.2007, 21:07 Titel: |
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Dominik hat folgendes geschrieben: | Die Weimarer Republik wurde nach dem DDR-Film "Thälmann-Sohn und Führer seiner Klasse" von der KPD blockiert.
(...)
SO wie ich das verstehe ist also etwas dran an der Blockade-Theorie. |
Sag mal, glaubst Du auch an Orks, oder haste Herr der Ringe nicht gesehen ?
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Dominik ...
Anmeldungsdatum: 16.10.2004 Beiträge: 1341
Wohnort: Deutschland
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(#709832) Verfasst am: 22.04.2007, 21:49 Titel: |
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Naja, dass da Schutzreflexe aktiv werden, ist zwar schön, aber hilft leider nix. Ich muss allerdings zugeben, dass ich den Film nur einmal gesehen habe. Aber denkbar ist es. Und dann hätte die Linke ein Problem. Muss eben diskutiert werden.
_________________ "Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik" Karl Marx (Ebd., MEW 1:378)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#709848) Verfasst am: 22.04.2007, 22:05 Titel: |
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Also ich hab keine Ahnung. Aber ich denke, Blockade zwar ja, aber die war bestimmt nicht ursächlich für den Zerfall Weimars.
Und für uns heute taugt das Modell Blockade glaub ich eh nicht mehr.
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#709895) Verfasst am: 22.04.2007, 23:06 Titel: |
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Dominik hat folgendes geschrieben: | Die Weimarer Republik wurde nach dem DDR-Film "Thälmann-Sohn und Führer seiner Klasse" von der KPD blockiert. |
Die KPD war seit 1923 eine Partei, die im Wesentlichen inaktiv war und auf die politischen Ereignisse kaum mehr einen Einfluss hatte. Blockieren konnte sie gar nichts, sie hatte dafür einfach nicht genug Rückhalt. Was Thälmann wollte und was nicht, spielt da keine Rolle - da die KPD unter Thälmann zu einer politisch wirklungslosen Partei wurde, die bekanntlich ja auch unfähig war, den Nazis wirkungsvollen Widerstand entgegen zu setzen. Stattdessen wurde über Sozialfaschisten fabuliert und behauptet, dass man dann die Chance hätte, wenn Hitler abgewirtschaftet hätte - bekanntlich hat aber Hitler zuvor die KPD praktisch zerschlagen.
Mit den Ursachen des Zusammenbruchs der Weimarer Republik hatte dies sowieso nichts zu tun. Die Weimarer Republik brach zusammen, weil die herrschende Klasse mit Hilfe der Militärs und der bürgerlichen Parteien seit 1930 auf autoritäre Regierungen setzten, um ihre Interessen der Arbeiterklasse aufzwingen zu können. Als dies nicht funktionierte, wurden die Nazis in die Regierung geholt, die darauf ein faschistisches Terrorregime errichteten, was die Gewerkschaften und die Arbeiterparteien vernichtete, die Aufrüstung einleitete und damit im Wesentlichen die Ziele der herrschenden Klasse umsetzte (aber bei der Eroberungspolitik letztendlich scheiterte).
Die Weimarer Republik wurde von einem Bündnis der bürgerlichen Parteien, der Militärs und der Nazis vernichtet. Und genau dies hat die Union bist heute nicht aufgearbeitet - genauso wenig, wie sie ihre Rolle in der Nachkriegszeit aufgearbeitet hat, als haufenweise Verbrecher der Nazi-Herrschaft über die Union im Staatsapparat aufsteigen konnten und nicht für ihre Verbrechen belangt wurden - wie z.B. eben Filbinger, der noch nach Kriegsende in Kriegsgefangenschaft Leute, die nicht die Nazis unterstützten, bestrafte.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16377
Wohnort: Arena of Air
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(#709963) Verfasst am: 23.04.2007, 02:49 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Ja, naja, aber ob die Darstellung von Wette wirklich so ausgewogen ist, bin ich mir nicht so sicher. Es gibt hier eine Art Gegendarstellung mit einer anderen Sichtweise, die durchaus auch einige Schwächen von Wettes Argumentation offenlegt. Zu den Fällen Petzold und Grögner gibt es hier übrigens eine wesentlich detailliertere Darstellung.
Filbinger war kein überzeugter Nazi. Er war ein Mitläufer, ein Opportunist, der auch manchmal Schlimmeres verhindert hat. Das aber macht ihn natürlich noch nicht zu einem Widerstandskämpfer. Hätte er die Hinrichtung von Gröger verhindern können? Das scheint mir keineswegs so sicher zu sein. |
Mir fallen an der Darstellung von Gillessen verschiedene Punkte ins Auge, nachdem ich einen Blick in das "Spiegel-Dossier" zum Fall Filbinger geworfen habe (jetzt mal schnell gepinnt, vielleicht nicht so stringent und wasserdicht, wie ich es gerne hätte):
1. Zwei der Todesurteile wurden in Abwesenheit gefällt, während sich die Desertierten in Schweden aufhielten [1,4]. Man kann jetzt aber nicht so argumentieren, daß das ja nichts gemacht habe, weil man der Personen ja nicht habhaft geworden sei. Es war keinesfalls sicher, daß deutsche Soldaten auch in Schweden verbleiben durften. So sind auch einige Fälle bekannt, in denen deutsche Deserteure den Stellen der deutschen Wehrmacht übergeben wurden, selbst noch in den letzten Kriegstagen [4]. Und die Disziplinerhaltung in Gefangenschaft, welche die Briten erreichen wollen, indem sie die deutsche Militärgerichtsbarkeit im Amt beließen, ging sogar so weit, daß diese weiterhin Todesurteile verhängen konnten und den Deutschen auch erlaubten, diese zu vollstrecken [2].
2. Wir müssen auch analysieren, in wieweit einem Filbinger die Hände gebunden gewesen sein mögen, auf Verfahren einzuwirken. Für die Militärjustiz bestand durchaus die Möglichkeit, milde Urteile zu fällen, selbst wenn z.B. Adolf Hitler höchstpersönlich gefordert hatte, ein Exempel zu statuieren. So waren zum Beispiel im Fall eines angeklagten Luftwaffenoffiziers, der sich über die Unfähigkeit Adolf Hitlers als militärischem Oberbefehlshaber geäußert hatte, weder das Gericht noch der Ankläger sonderlich daran interessiert, ein Todesurteil zu verhängen, und das sogar in drei Verhandlungen -- zumal der Angeklagte damit ja primär seine Sorge um die Zukunft Deutschlands geäußert hätte. Schließlich nutzte man die Verhältnisse des Systems aus, um den Angeklagten nicht zum Tode verurteilen zu müssen. So heißt es: "Die Richter bewogen Hermann Göring, der gelegentlich Hitlers Gerichtsherren-Pflichten wahrnahm und seine Offiziere ungerne hängen sah" [3], das Urteil zu bestätigen, das auf fünf Jahre Gefängnis lautete. Die Militärrichter waren dabei in der Hinsicht freier als die zivilen Richter, die sich in "Blutgerichtsbarkeit" ergingen, und haben mehrheitlich vergleichsweise milde geurteilt, zumal es auch im wesentlichen um Straftatbestände ging, die in jeder Armee verfolgt wurden. Das deutsche Truppenrecht erschien im Vergleich auch weniger willkürlich als das der US-Armee, weil in der Wehrmacht - im Unterschied zur US-Armee, wo das nicht zwingend war - Berufsjuristen an den Prozessen beteiligt waren und es Rechtsmittelinstanzen gab [3].
Trotzdem endeten im Laufe des Krieges von 700.000 Verfahren 16.000 mit einem Todesurteil, während die US-Armee in insgesamt 1,7 Millionen Verfahren nur 142mal zu einem Todesurteil kam. Die meisten Militärjuristen waren zwar nicht formell Nazis, wohl aber Personen autoritär-konservativen Zuschnitts, die im Sinne des Rechtspositivismus agierten, also auch Bestimmungen anwandten, die der Unrechtsstaat der Nazis erst definiert hatte, und die sie trotzdem für Recht nahmen. Daneben waren über gewisse Weisungsrechte in der deutschen Truppengesetzgebung Exekutive und Iudikative miteinander verquickt. Welches Urteil in der Praxis herauskam, war somit sehr stark abhängig von persönlichen Beziehungen, Taktieren und den Meinungen der jeweiligen Weisungsbefugten [3]. Die Argumentation Filbingers ging gerade in die Richtung, seine Einflußmöglichkeiten hätten sich spätestens dort erschöpft, wo die Tat des Angeklagten die Wertvorstellungen des Militärs verletzt habe [1].
Genauso konnte aber auch angesichts des Weisungsrechts kein Richter oder Ankläger zu einem Schuldspruch oder einer Strafforderung gezwungen werden, die ihm gegen den Strich ging. Hitler, einmal derbe brüskiert, sorgte zwar daraufhin dafür, daß an Standgerichten, die ihm besonders am Herzen liegende Urteile fällen sollten, nur mehr treu ergebene Anhänger des Regimes beteiligt wurden, und legte die Wehrmachtsjustiz so teilweise an die Kette. Allerdings war während der letzten Kriegsmonate die Organisation des Nazi-Staates weitgehend zusammengebrochen. Es bestand dann zum Beispiel um so einfacher die Möglichkeit, die Vorlage von Urteilen dem Gerichtsherrn gegenüber einfach zu "vergessen" oder die Hauptverhandlung "zwecks Aufnahme weiterer Beweise" auszusetzen. Diese Möglichkeiten standen natürlich dem Militärjuristen niedrigen Ranges nur sehr begrenzt zur Verfügung. Andererseits konnten auch diese Weisungen trotzen, Taten möglichst wohlwollende Deutungen geben und mildernde Umstände finden. Die Marinegerichtsbarkeit tat dies allerdings weniger stark, auch eingedenk des Umstandes, daß die Matrosen der deutschen Kriegsmarine ja eine der Keimzellen der deutschen Revolution von 1918 bildeten, insbesondere in den letzten Kriegstagen, als sie überall den Zerfall wähnte und diesen mit drastischen Mitteln aufzuhalten versuchte [3]. Filbinger hätte in diesem Kontext also auch sehr wohl die Möglichkeit gehabt, anders zu handeln, hat diese Möglichkeit in dem Falle aber ggf. nicht völlig ausgenutzt.
3. weiß ich auch nicht, ob der Argumentation zu folgen ist, daß "Disziplin, Zusammenhalt und Risikobereitschaft" auch und gerade "in den letzten hundert Tagen des Krieges" aufrechtzuerhalten gewesen sein sollen [1]. Nicht zuletzt haben die deutschen Befehlshaber in Norwegen noch ganz am Ende an Dönitz gekabelt, die 340.000 deutschen Soldaten in Norwegen seien bereit, willens und fähig, dort noch ein halbes Jahr durchzuhalten bzw. die Niederlage der Deutschen abzuwenden [2]. Es ging hier also eher um bedingungslosen Fanatismus selbst zu einer Zeit, als die Macht der Nazis selbst in ihrem Heimatland schon fast völlig zusammengebrochen war [4]. Dieser konnte allenfalls die Agonie noch verlängern und nur zu noch mehr Opfern führen, hatte also keine "moralische" Rechtfertigung. Nicht zuletzt war es ja - im Sinne von Thukydides - Heuchelei, nachdem man den Vernichtungskrieg durch ganz Europa getragen hatte, darüber zu heulen, daß die Siegermächte so furchtbar grausam mit den Deutschen umspringen würden. Im Falle der Sowjets muß gesehen werden, daß auf deren Seite genauso Haßpropaganda betrieben wurde und die sowjetischen Soldaten die verbrannte Erde wohl bewußt war, die die Deutschen in ihrem Heimatland hinterlassen hatten; aber andererseits diese Haßpropaganda mit Ende der Kämpfe abgestellt wurde. Ein "Staat der Unfreiheit und Konzentrationslager" hatte eben kein "Anrecht auf die Loyalität seiner Soldaten" [3], zumal es ja letztlich diese sind, die für ihn bluten. Ist das Ziel, für das er sie kämpfen läßt, nicht rechtmäßig, hat ja nach heutiger Überzeugung der Soldat das Recht, dagegen zu protestieren und sich ggf. auch zu verweigern.
Quellen:
[1] Gillessen, "Der Fall Filbinger"; http://www.kas.de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_3181_1.pdf
[2] Filbinger: "Was heißt hier Todesurteile?"; in "Der Spiegel" 28/1978, S.26-34
[3] "Der Kerl gehört gehängt!" - Die deutschen Militärrichter im Zweiten Weltkrieg; dort, S.36-49
[4] "Filbinger: Ofen aus"; in "Der Spiegel" 32/1978, S.29-31
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Dominik ...
Anmeldungsdatum: 16.10.2004 Beiträge: 1341
Wohnort: Deutschland
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(#710615) Verfasst am: 23.04.2007, 23:07 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: | Dominik hat folgendes geschrieben: | Die Weimarer Republik wurde nach dem DDR-Film "Thälmann-Sohn und Führer seiner Klasse" von der KPD blockiert. |
Die KPD war seit 1923 eine Partei, die im Wesentlichen inaktiv war und auf die politischen Ereignisse kaum mehr einen Einfluss hatte. Blockieren konnte sie gar nichts, sie hatte dafür einfach nicht genug Rückhalt. Was Thälmann wollte und was nicht, spielt da keine Rolle - da die KPD unter Thälmann zu einer politisch wirklungslosen Partei wurde, die bekanntlich ja auch unfähig war, den Nazis wirkungsvollen Widerstand entgegen zu setzen. Stattdessen wurde über Sozialfaschisten fabuliert und behauptet, dass man dann die Chance hätte, wenn Hitler abgewirtschaftet hätte - bekanntlich hat aber Hitler zuvor die KPD praktisch zerschlagen.
Mit den Ursachen des Zusammenbruchs der Weimarer Republik hatte dies sowieso nichts zu tun. Die Weimarer Republik brach zusammen, weil die herrschende Klasse mit Hilfe der Militärs und der bürgerlichen Parteien seit 1930 auf autoritäre Regierungen setzten, um ihre Interessen der Arbeiterklasse aufzwingen zu können. Als dies nicht funktionierte, wurden die Nazis in die Regierung geholt, die darauf ein faschistisches Terrorregime errichteten, was die Gewerkschaften und die Arbeiterparteien vernichtete, die Aufrüstung einleitete und damit im Wesentlichen die Ziele der herrschenden Klasse umsetzte (aber bei der Eroberungspolitik letztendlich scheiterte).
Die Weimarer Republik wurde von einem Bündnis der bürgerlichen Parteien, der Militärs und der Nazis vernichtet. Und genau dies hat die Union bist heute nicht aufgearbeitet - genauso wenig, wie sie ihre Rolle in der Nachkriegszeit aufgearbeitet hat, als haufenweise Verbrecher der Nazi-Herrschaft über die Union im Staatsapparat aufsteigen konnten und nicht für ihre Verbrechen belangt wurden - wie z.B. eben Filbinger, der noch nach Kriegsende in Kriegsgefangenschaft Leute, die nicht die Nazis unterstützten, bestrafte. |
Dass die KPD die Nazis nicht aufhalten konnte liegt meiner Meinung nach vor allem an der SPD, die die radikalen Forderungen der Kommunisten fürchtete. Unter Ebert wäre eine Revolution machbar gewesen, doch der Wille hat gefehlt. Dafür spricht die de facto Ermordung der KPD Gründer Liebknecht und Luxemburg durch SPD-Innenminister Noske.
Es liegt mir dennoch sehr am Herzen, was für eine Politik die KPD in der Weimarer Republik verfolgt hat. Ich verstehe eine Blokadehaltung, ob ich sie gutheisse muss ich mir erst noch überlegen. Vielleicht ist es tatsächlich die einzig richtige Haltung zum Imperialismus (letztes Stadium des Kapitalismus, nach Lenin), so wie sie es demnach auch heute wäre, wo wir unser Land ja, wie allgemein akzeptiert, am Hindukusch, im Rahmen einer Räuberbande genannt NATO, verteidigen.
Das diese Haltung andererseits aber auch einen totalen Boykott von Seiten der bürgerlichen Mehrheitskräfte, inklusive der SPD nach sich zieht, leuchtet mir ebenso ein.
Man muss sich demnach fragen, ob auch die Radikalenerlasse eines Willi Brandt, aus dem gleichen Geist gemacht sind. Dann wären sie unumgänglich gewesen.
Und vielleicht unverzeihlich. Es stellt sich die Frage; wo stehen wir? Auf Seite der zaudernden SPD, oder auf der der illegal gemachten KPD, die den Staat revolutionieren, spricht zerstören und neu aufbauen will.
Würde ich als Kommunist die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Gesellschaft von diesem unerfreulichen, kapitalistischen System, in ein unbekanntes neues, dessen QUalitäten sich unter Umständen nicht eindeutig als zukunftsfähiger erweisen würde, zu transformieren? Natürlich wäre ich in der Verantwortung.
Ich kenne die Innovationskraft des Kapitalismus, und bin nicht in der Lage diese wünschenswerte Eigenschaft in einem kommunistischen Modell zu manifestieren.
Es ist wie in der Natur, fressen und gefressen werden. Unendlich grausam. Urkraft der Evolution. Dieses Wettrüsten der Arten, wie der Firmen, machen eine Artenvielfalt möglich. Leider hat sich die Natur bislang immer als weiser herausgestellt, als jede meiner humanistischen Ersatzkonzepte.
Wie kann eine Planwirtschaft die Bedürfnisse ebenso gut befriedigen wie ein "freier Markt"? Im kapitalistischen Propagandastreifen "THe commanding hights" war geschichtsverzerrung bis zur Schmerzgrenze zu sehen. Aber an einer Stelle wurde ich stutzig: und das war die stelle wo das überangebot der Produzenten die preise für lebensmittel drücken.
Tatsache: ist mehl, milch und fleisch hierzulande nicht im vergleich billiger als sie es in einem utopischen sozialistischen land wären? und ist eben diese Frage nicht eine entscheidende?
Schlimmer noch: in der DDR war die Geburtenrate hoch, im vergleich zur situation in den neuen Bundesländern heute. Da ich ein überzeugter gegner der überbevölkerung bin, freut mich diese entwicklung. so ist es möglich dass es wieder wölfe in der lausitz gibt.
Fragen die beantwortet werden müssen.
Ich möchte noch einen Österreicher zitieren. "Mag sein dass der Kommunismus überwunden werden muss. Aber dazu müssen wir ihn erstmal erreichen."
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#711062) Verfasst am: 24.04.2007, 19:29 Titel: |
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Dominik hat folgendes geschrieben: | Dass die KPD die Nazis nicht aufhalten konnte liegt meiner Meinung nach vor allem an der SPD, die die radikalen Forderungen der Kommunisten fürchtete. |
Das ist die übliche Ausrede der KPD, um vor ihren eigenen Versagen abzulenken. Es war die KPD, die nicht in der Lage war, mit SPD-Anhängern gemeinsam den Faschismus zu stoppen - und dies, obwohl viele SPDler beim Kapp-Putsch bereit waren bewaffnet sich zu wehren. Die SPD-Führung hat sich dagegen gestellt, es wäre somit für die KPD leicht gewesen, SPD-Arbeiter für gemeinsame Aktionen zu gewinnen. In einzelnen Städten gab es auch entsprechende Einheitsfronten, insgesamt hat die KPD aber ihre Sozialfaschismus-These verfolgt und SPD-Anhänger als Faschisten beschimpft. Auf der Basis waren natürlich gemeinsame Aktionen nicht möglich. Die KPD hat sich selbst zur Inaktivität und Wirkungslosigkeit verurteilt. Im Endergebnis gab es keinen Unterschied zwischen der KPD und SPD. Beide waren unfähig und inaktiv.
Dominik hat folgendes geschrieben: | Ich verstehe eine Blokadehaltung, ob ich sie gutheisse muss ich mir erst noch überlegen. |
Was verstehst Du unter "Blockadehaltung"?
Dominik hat folgendes geschrieben: | Aber an einer Stelle wurde ich stutzig: und das war die stelle wo das überangebot der Produzenten die preise für lebensmittel drücken.
Tatsache: ist mehl, milch und fleisch hierzulande nicht im vergleich billiger als sie es in einem utopischen sozialistischen land wären? |
Im Sozialismus würde eine Verteilung der Güter nicht über Preismechanismen erfolgen, weil dieser Mechanismus nicht geeignet ist, die Bedürfnisse zu befriedigen. Über Preise wird nur erreicht, dass der Umfang des Besitzes entscheidend ist für den Zugang zu Gütern. Entsprechend verhungern im Kapitalismus auch Millionen - obwohl es massiven Überfluss an Nahrungsmitteln gibt. Es ist einfach profitabler, an Arme nichts zu verkaufen.
Im Übrigen sinken die Preise auch wegen der massiven Subventionen für die Landwirtschaft, die diesen Sektor, der sonst aus kapitalistischer Sicht kaum profitabel wäre, künstlich am Leben erhalten.
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Dominik ...
Anmeldungsdatum: 16.10.2004 Beiträge: 1341
Wohnort: Deutschland
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(#711207) Verfasst am: 24.04.2007, 21:49 Titel: |
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Ursache und Wirkung. Zwei paar Stiefel- was Subventionen angeht.
Aber der Film, na ja, enthält Stellen wo Thälmann im Reichstag spricht, die eine Haltung deutlich machen, an der andere Parteien Anstoß nehmen müssen, da sie so völlig kompromisslos ist. Thälmann sagt seine Partei würde alle Beschlüsse der Regierung blockieren, nicht da manche dieser Beschlüsse an sich nicht berechtigt wären, sondern weil das System nicht gewollt wird.
Können ihn uns ja mal reinziehn, Genosse? Nebst "Kuhle Wampe", "Comandante", "Die Wahrheit über Fidel Castros Revolution" und "Land and Freedom"... und Ernst Busch - Liedern....
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#711745) Verfasst am: 25.04.2007, 20:40 Titel: |
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Dominik hat folgendes geschrieben: | Aber der Film, na ja, enthält Stellen wo Thälmann im Reichstag spricht, die eine Haltung deutlich machen, an der andere Parteien Anstoß nehmen müssen, da sie so völlig kompromisslos ist. Thälmann sagt seine Partei würde alle Beschlüsse der Regierung blockieren, nicht da manche dieser Beschlüsse an sich nicht berechtigt wären, sondern weil das System nicht gewollt wird. |
Das ist eine ganz normale Oppositionspolitik, wie sie alle Parteien in ähnlicher Situation machen. Ich verstehe immer noch nicht, was du mit Blockehaltung meinst. Und was hat dies mit dem Untergang der Weimarer Republik zu tun?
Land and Freedom ist wirklich empfehlenswert, weil er klar macht, was die Politik der Stalinisten bedeutete - eben die Unterdrückung der Arbeiterklasse, deren Revolution von den Stalinisten niedergeschlagen wurden.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
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Dominik ...
Anmeldungsdatum: 16.10.2004 Beiträge: 1341
Wohnort: Deutschland
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(#712482) Verfasst am: 27.04.2007, 00:04 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: | Dominik hat folgendes geschrieben: | Aber der Film, na ja, enthält Stellen wo Thälmann im Reichstag spricht, die eine Haltung deutlich machen, an der andere Parteien Anstoß nehmen müssen, da sie so völlig kompromisslos ist. Thälmann sagt seine Partei würde alle Beschlüsse der Regierung blockieren, nicht da manche dieser Beschlüsse an sich nicht berechtigt wären, sondern weil das System nicht gewollt wird. |
Das ist eine ganz normale Oppositionspolitik, wie sie alle Parteien in ähnlicher Situation machen. Ich verstehe immer noch nicht, was du mit Blockehaltung meinst. Und was hat dies mit dem Untergang der Weimarer Republik zu tun?
Land and Freedom ist wirklich empfehlenswert, weil er klar macht, was die Politik der Stalinisten bedeutete - eben die Unterdrückung der Arbeiterklasse, deren Revolution von den Stalinisten niedergeschlagen wurden. |
Es stimmt vermutlich, diese Haltung vielen Parteien in der Opposition geläufig ist. Aber so derart offen formulieren, das bringt wohl niemand fertig. Und wie ist das nun auch aus SIcht Eberts zu bewerten? Ich kann nun verstehen wie es dazu kam dass sich fuhrende SPD-Politiker mit aller Härte gegen die KPD stellten. Mal angenommen ich wäre Sozialdemokrat und glaube an den dritten Weg, der natürlich auch nur über eine fiunktionierende Politik vorangebracht werden kann. Wenn nun notwendige ABstimmungen im Reichstag scheitern, nicht weil sie nicht der Sache des Staates dienen würden, sondern weil tatsächlich die Abgeordneten dieser Kommunistischen Partei aus Prinzip sich dagegen aussprechen, und wenn tatsächlich dadurch die Handlungsfähigkeit des Staates derart leidet, dass er quasi im Chaos versinkt... verständlich, wie es zu Noske kam, findest du nicht?
Man hat den KPs anderer Länder vorgeworfen sich angepasst zu haben, und mehr oder weniger dadurch zu Unterstützern des Kapitals geworden zu sein. Stimmt wohl auch. Zumindest dieses Schicksal ist der KPD erspart geblieben.
War die Wahl 33 nicht Thälmann, Hindenburg oder Hitler? Diese Wahl war wirklich eine Weichenstellung. Etwas andere Töne von Thälmann, und die SPD hätte ihn vielleicht unterstützen können. Damals sollen es ja noch SOzialdemokraten in der SPD gewesen sein. Man könnte Thälmann also schon vorwerfen, er hätte zur falschen Zeit zuwenig Anbiederung gezeigt. Und damit die Weltgeschichte , wow, hammermäsig gelenkt. Mir klar dass die JKonsequenzen bis heute niemals absehbar waren. Und man stelle sich vor es hätte geklappt die Wahlen zu gewinnen.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#754219) Verfasst am: 24.06.2007, 23:57 Titel: |
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Deine Einstellung zeugt von großer Unkenntnis. Was meinst Du wohl wieviel Leid das Proletariat sowie die KPD durch die SPD hat hinnehmen müssen. Angefangen von den bewilligten Kriegskrediten, der Billigung der Morde an Karl und Rosa durch Ebert u. Scheidemann, der Zerschlagung der Arbeiter,-u. Soldatenräte durch die gleiche Partei, der Niederschlagung der Januaraufstände der Arbeiter 1919, sowie des Aufstandes der Hamburger Arbeiter 1923. Dann weiter Niederschießung von Maidemonstranten (31 Tote hunderte Veletzte) durch den Sozialdemokraten Zörgiebel. Der Reichskanzler Müller rüstete heimlich auf, kürzte hingegen die Sozialleistungen. Die SPD unterstützte die Wahl Hindenburgs, wovor die KPD warnte. (wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt den Krieg) Trotz all dieser Sauerreien und Verbrechen der SPD, überwand sich schließlich die KPD 1932 und bot ein Bündnis mit der SPD an, was diese ablehnte!
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