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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#779737) Verfasst am: 01.08.2007, 01:53 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: |
Edit: Es wurde wegen der Ähnlichkeit nicht gewählt siondern deshalb toleriert. Gewählt wurde es wohl im Andenken an Theoderich den Großen und seine Panzerreiter. |
'Theoderich' im gotischen Originallaut übrigens 'Ðiudareiks'
edit: hoppla, das steht ja sogar in dem Artikel... |
Was heißt eigentlich "niomêr forsahhu"?
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#779740) Verfasst am: 01.08.2007, 02:00 Titel: |
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Esperanto hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Ich weiß, dass die Germanen ertappte Homosexuelle im Moor versenkt haben. Dennoch denke ich, dass die frühmittelalterliche Prüderie hauptsächlich christlich begründet war. Dass Heidenvölker natürlich sehr viel prüder als die verkommenen Römer waren, ist aber auch klar. |
Quelle? |
Habe ich mal, vielleicht vor 1-2 Jahren, in einer (normalen) Zeitung gelesen. |
Esperanto hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Du lässt allerdings außer Acht, dass im alten Rom Ehescheidung verboten war. |
Quelle? |
Weiß ich eben. |
OK, ich verstehe.
Du hast von nichts eine Ahnung und schreibst einfach nur irgendwelchen Scheiß von dem Du glaubst, dass er Dein Weltbild stützt.
Du machst Dich lächerlich.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16366
Wohnort: Arena of Air
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(#779761) Verfasst am: 01.08.2007, 03:11 Titel: |
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Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Du lässt allerdings außer Acht, dass im alten Rom Ehescheidung verboten war. |
Quelle? |
Weiß ich eben. |
OK, ich verstehe.
Du hast von nichts eine Ahnung und schreibst einfach nur irgendwelchen Scheiß von dem Du glaubst, dass er Dein Weltbild stützt.
Du machst Dich lächerlich. |
Stimmt schon: Im Jahr 18 vdZ erließ Kaiser Augustus ein Gesetz, das den Ehebruch unter Strafe stellte. Aber die Römer waren im Mittel auch nicht so die feinsinnigen Leute, sondern gingen auch ganz gerne zu Prostituierten. Wohlgemerkt, die männlichen. Eine Frau konnte sich dasselbe nicht herausnehmen.
Und das mit den Germanen und ihrer Feindlichkeit gegenüber Homosexualität und Ehebruch dürfte wohl auf die "Germania" von Tacitus zurückgehen. Ob dem so war, ist allerdings eine gute Frage. So gibt es z.B. Bilder einer Moorleiche, die ihre Finger in vermeintlich "obszöner Geste" verschränkt hielt, was einige Publikationen als Nachweis dafür deuteten. Andererseits existieren auch Fotos der selbigen Moorleiche in ihrer Fundsituation, in der die Hand diese Geste nicht zeigt. Diese Fingerhaltung kam also im Zuge der Präparierung zustande.
Wie gesagt, es fragt sich natürlich, in wiefern derartige Reglementierungen einen moralischen Wert darstellen oder sich aus Verletzungen von Moralgesetzen eine Bedrohung des Fortbestandes der Gesellschaft ableiten ließe (wohlgemerkt, Moral != Ethik)...
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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atheist666 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.02.2007 Beiträge: 8494
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(#779785) Verfasst am: 01.08.2007, 08:25 Titel: |
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Esperanto hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Du lässt allerdings außer Acht, dass im alten Rom Ehescheidung verboten war. |
Quelle? |
Weiß ich eben. |
Ich schließe mich Zoff an.
Julius Cäsar wollte oder hat sich sogar von seiner Frau Calpurnia scheiden lassen, müßte ich aber nochmals nachschauen. Zumindestens war aberdie Scheidung ein Gesprächsthema zwischen den beiden. Soviel Zu Deinen " Romkenntnissen ".
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Nedotyopa registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.03.2007 Beiträge: 116
Wohnort: Köln
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(#779788) Verfasst am: 01.08.2007, 08:52 Titel: |
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Also weg mit der Sexualmoral, sie stört nur. Lass uns zum freien ungezwungenen Sex aufsteigen, ohne jede Hemmungen!
Andersrum, wenn Einschränkung der Triebe zur Grundvoraussetzung für Kultur gehört, dann kann sie nicht erst vom Christentum ergründet worden sein. - Na ja, Critic hat darüber schon geschrieben. -
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atheist666 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.02.2007 Beiträge: 8494
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(#779792) Verfasst am: 01.08.2007, 09:00 Titel: |
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Nedotyopa hat folgendes geschrieben: | Also weg mit der Sexualmoral, sie stört nur. Lass uns zum freien ungezwungenen Sex aufsteigen, ohne jede Hemmungen! |
Nein!
Zitat: | Andersrum, wenn Einschränkung der Triebe zur Grundvoraussetzung für Kultur gehört, dann kann sie nicht erst vom Christentum ergründet worden sein. - Na ja, Critic hat darüber schon geschrieben. - |
Wer hat das behauptet, das Christentum übernimmt nur die Einschränkungen und instrumentalisiert sie.
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Forke Innenminister
Anmeldungsdatum: 19.05.2007 Beiträge: 1682
Wohnort: Am Unterlauf der Elbe
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(#779832) Verfasst am: 01.08.2007, 10:56 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Du lässt allerdings außer Acht, dass im alten Rom Ehescheidung verboten war. |
Quelle? |
Weiß ich eben. |
OK, ich verstehe.
Du hast von nichts eine Ahnung und schreibst einfach nur irgendwelchen Scheiß von dem Du glaubst, dass er Dein Weltbild stützt.
Du machst Dich lächerlich. |
Stimmt schon: Im Jahr 18 vdZ erließ Kaiser Augustus ein Gesetz, das den Ehebruch unter Strafe stellte. Aber die Römer waren im Mittel auch nicht so die feinsinnigen Leute, sondern gingen auch ganz gerne zu Prostituierten. Wohlgemerkt, die männlichen. Eine Frau konnte sich dasselbe nicht herausnehmen. |
Wikipedia hat folgendes geschrieben: | Erst im spätrömischen Recht war die Scheidung überhaupt durch Vorgabe von Scheidungsgründen eingeschränkt. Im Scheidungsgesetz des Theodosius (449) war grundsätzlich nicht nur der Ehebruch der Frau ein Scheidungsgrund, sondern auch der des Mannes. Im Detail gab es dabei freilich weiter Ungleichheiten zu Ungunsten der Frau. |
_________________ "Jede hat mich gern, aber keine liebt mich! - Wenn ich an den lieben Gott glaubte, - wie müßte ich ihn hassen!"
Erich Mühsam, Tagebücher
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atheist666 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.02.2007 Beiträge: 8494
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(#779854) Verfasst am: 01.08.2007, 11:48 Titel: |
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Forke hat folgendes geschrieben: | Critic hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Du lässt allerdings außer Acht, dass im alten Rom Ehescheidung verboten war. |
Quelle? |
Weiß ich eben. |
OK, ich verstehe.
Du hast von nichts eine Ahnung und schreibst einfach nur irgendwelchen Scheiß von dem Du glaubst, dass er Dein Weltbild stützt.
Du machst Dich lächerlich. |
Stimmt schon: Im Jahr 18 vdZ erließ Kaiser Augustus ein Gesetz, das den Ehebruch unter Strafe stellte. Aber die Römer waren im Mittel auch nicht so die feinsinnigen Leute, sondern gingen auch ganz gerne zu Prostituierten. Wohlgemerkt, die männlichen. Eine Frau konnte sich dasselbe nicht herausnehmen. |
Wikipedia hat folgendes geschrieben: | Erst im spätrömischen Recht war die Scheidung überhaupt durch Vorgabe von Scheidungsgründen eingeschränkt. Im Scheidungsgesetz des Theodosius (449) war grundsätzlich nicht nur der Ehebruch der Frau ein Scheidungsgrund, sondern auch der des Mannes. Im Detail gab es dabei freilich weiter Ungleichheiten zu Ungunsten der Frau. |
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Danke für den Link, dunkel hatte ich auch noch in Erinnerung, daß Oktavian ein sittengestrenger Mensch war.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#779905) Verfasst am: 01.08.2007, 13:21 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Du lässt allerdings außer Acht, dass im alten Rom Ehescheidung verboten war. |
Quelle? |
Weiß ich eben. |
OK, ich verstehe.
Du hast von nichts eine Ahnung und schreibst einfach nur irgendwelchen Scheiß von dem Du glaubst, dass er Dein Weltbild stützt.
Du machst Dich lächerlich. |
Stimmt schon: Im Jahr 18 vdZ erließ Kaiser Augustus ein Gesetz, das den Ehebruch unter Strafe stellte. Aber die Römer waren im Mittel auch nicht so die feinsinnigen Leute, sondern gingen auch ganz gerne zu Prostituierten. Wohlgemerkt, die männlichen. Eine Frau konnte sich dasselbe nicht herausnehmen.
Und das mit den Germanen und ihrer Feindlichkeit gegenüber Homosexualität und Ehebruch dürfte wohl auf die "Germania" von Tacitus zurückgehen. Ob dem so war, ist allerdings eine gute Frage. So gibt es z.B. Bilder einer Moorleiche, die ihre Finger in vermeintlich "obszöner Geste" verschränkt hielt, was einige Publikationen als Nachweis dafür deuteten. Andererseits existieren auch Fotos der selbigen Moorleiche in ihrer Fundsituation, in der die Hand diese Geste nicht zeigt. Diese Fingerhaltung kam also im Zuge der Präparierung zustande.
Wie gesagt, es fragt sich natürlich, in wiefern derartige Reglementierungen einen moralischen Wert darstellen oder sich aus Verletzungen von Moralgesetzen eine Bedrohung des Fortbestandes der Gesellschaft ableiten ließe (wohlgemerkt, Moral != Ethik)... |
Dein Einwand ist absolut berechtigt, Critic
Die Lex Salica scheint zu dein meisten Formen von Unzucht und dergleichen nichts zu sagen. Später kam dann ein Artikel dazu der 'Unzucht' bestrafte, aber das bezog sich wahrscheinlich auf Sodomie. Man darf da weder auf 'die Germanen' verallgemeinern, noch dies auf alle Zeiten beziehen. In der älteren 'protogermanischen' Zeit (bis 50 n. Chr. schätzungsweise) gab es jedenfalls bei den Sueben, wie bei vielen anderen Indoeuropäern, sogar eine Art Institutionalisierung der Homosexualität, die auch in der späteren Zeit (bis ins 6. Jahrhundert) möglicherweise von den wandernden Herulern betrieben wurde und davor sicherlich noch von anderen. Die Hinrichtung bei Unzuchtdelikten aller Art tauchten allerdings definitiv unter den Karolingern auf, wobei das sehr gut sein kann, dass das eindeutig auf christlichen Einfluss zurückzuführen ist. Ausserdem enthielt die frühe Lex Salica nur Geldstrafen, da muss ich mich korrigieren. Allerdings glaube ich, dass das nicht so viel bedeutete, denn frag dich mal was passiert ist, wenn einer nicht zahlen konnte. Germanisches Recht bezog sich auch lediglich auf öffentliche Friedensbrüche und es gibt anscheinend auch in der neueren Forschung Hinweise auf Homosexuellenverfolgung. Jedenfalls erscheint es mir sicher, dass zumindest die späteren Großstämme keine freizügige Sitten pflegten. In älterer Zeit kann es da durchaus anders ausgesehen haben und wie gesagt gab es Unterschiede zwischen den Stammeskulturen.
Ein Artikel der das tangiert:
http://www2.hu-berlin.de/sexology/ATLAS_DE/html/sexualitaet_und_gesetz.html
Zitat: | Das germanische Recht kannte bereits öffentliche Strafen für Friedensbrüche, wie zum Beispiel für Frauenraub und Notzucht. Wurde bei schweren Friedensbrüchen zumeist „Friedlosigkeit", das heißt Ausschluss des Täters aus der Gemeinschaft, verhängt, so sah das germanische Recht bei Notzucht die Enthauptung des Täters vor. Der römische Schriftsteller Tacitus spricht in seinem Werk „Germania" von Menschen „corpore infames" (das heißt „körperlich schändlich"), die es bei den Germanen gäbe. Wahrscheinlich ist damit „widernatürliche Unzucht" gemeint, das heißt homosexuelles Verhalten oder sexueller Kontakt mit Tieren. Nach Tacitus waren die Täter im Moor zu versenken: Allerdings kann es sein, dass dabei allein von Vergehen die Rede ist, die während eines Kriegszustandes vorkamen und gegen die Heeresdisziplin verstießen. Andererseits sehen einige neue Forschungen eine allgemeine, systematische Homosexuellenverfolgung bei den Germanen, die, aus religiöser Furcht gespeist, sich über sehr lange Zeiträume hinzog. |
So sehr ich Tacitus hasse, ich glaube nicht, dass er in diesem Fall (ansonsten sicherlich öfter) Mist verzapft hat.
Zitat: | In vorchristlicher und frühchristlicher Zeit, zum Beispiel unter der Herrschaft der Merowinger, bildete sich zunehmend eine zentrale Staatsgewalt heraus, die auch solche Taten, die ursprünglich Anlass einer Privatfehde waren, öffentlich ahndete. Diese Entwicklung gewann besonders unter den Karolingischen Herrschern an Bedeutung und erreichte unter Karl dem Großen ihren vorläufigen Höhepunkt. Das fränkische Recht dieser Epoche kannte die Strafe der „Verknechtung" für Frauen, die mit einem Knecht Unzucht getrieben hatten. Sie wurden also unfrei und der Sippe des „Geschädigten" übergeben. Häufig wurden sie jedoch auch ausgepeitscht und anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein freier Mann, der sich mit einer freien Frau einließ, unterlag dem Racherecht der Verwandten der Frau; er konnte sich nur durch Zahlung einer Buße entlasten. Eheliches Zusammenleben ohne „rechte Ehe" war bis ins frühe Mittelalter als Kebs-Ehe anerkannt. |
Das bezieht sich jedoch ohne zweifel auf christlich beinflusstes Recht in der Karolingerzeit.
In dem Artikel wird glaube ich auch Justinians brutale Homosexuellenverfolgung erwähnt. Ist überhaupt recht interessant.
edit: Den Quatsch mit den Moorleichengesten nimmt hoffentlich niemand hier ernst Das ist so sicher Schwachsinn, wie der morgige Sonnenaufgang.
Zuletzt bearbeitet von Argáiþ am 01.08.2007, 14:46, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#779906) Verfasst am: 01.08.2007, 13:22 Titel: |
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Nero hat sich jedenfalls auch von seiner ersten Frau scheiden lassen, um Poppea zu heiraten.
Und schon Augustus hatte eine geschiedene Frau geehlicht, nämlich die Mutter des späteren Kaisers Tiberius.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#779912) Verfasst am: 01.08.2007, 13:39 Titel: |
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Ich kann mich jetzt nicht für die Seriosität dieser Seite verbürgen, denke aber schon, dass das soweit in Ordnung ist...
...zu den Herulern und vor-deutschen Sitten
Zitat: | Engels schreibt in diesem, in sehr Vielem nach wie vor gültigen Werk über "widernatürliche Laster", i.e. Homosexualität, der alten Germanen:
"Dieser Fortschritt entsprang aber entschieden aus dem Umstand, daß die Deutschen noch in der Paarungsfamilie lebten, und die ihr entsprechende Stellung der Frau, soweit es anging, der Monogamie aufpfropften, keineswegs aber aus der sagenhaften, wunderbar sittenreinen Naturanlage der Deutschen, die sich darauf beschränkt, daß die Paarungsehe sich in der Tat nicht in den grellen sittlichen Gegensätzen bewegt wie die Monogamie. Im Gegenteil waren die Deutschen auf ihren Wanderzügen, besonders nach Südost zu den Steppennomaden am Schwarzen Meer, sittlich stark verkommen und hatten bei diesen außer ihren Reiterkünsten auch arge widernatürliche Laster angenommen, was Ammianus von den Taifalern und Prokop von den Herulern ausdrücklich bezeugt."(MEW Bd. 21, S. 71)
("That Engels meant pederasty by 'widernatürliche Lüste' is shown by his references. Ammianus Marcellinus, writing ca. A.D. 380, and, more ambigiously, Procopius, writing ca. 550, expressed disgust that Germanic tribes, Taifaler und Heruler, practised pederasty.' William A. Percy, "Indo-European Pederasty, ", in: Encyclopedia of Homosexuality, Ed. Wayne R. Dynes, New York, Garland 1990, S. 595-597, hier S. 596, in Journal of Homosexuality, Vol. 29, Nos. 2/3, New York 1995, S. 91f., vgl. auch: Gisela Bleibtreu-Ehrenberg, Homosexualität, Frankfurt/M. 1981, S. 41ff)
Zum Begriff ‚widernatürlich' werde ich hier keine weiteren Ausführungen machen. Das zum Verständnis Nötige ist bereits weiter oben gesagt. Positiv an dieser Äußerung Engels' ist allerdings der beißende, auch heute noch aktuelle Spott über die reaktionäre Auffassung von der "sagenhaften, wunderbar sittenreinen Naturanlage der Deutschen" |
http://www.etuxx.com/diskussionen/foo403.php3
Die Heruler sind überhaupt ein ziemlich faszinierendes Kapitel germanischer Geschichte...
Edit: noch was aus dem Artikel zum Thema
Zitat: | From the text of Procopius it is also obvious that Justinian or Bellisarius - or maybe one of the probable sources, Suartuas – wanted to justify the political change or mistake which took place. Some of the Heruls were more loyal to their own royal family than to Justinian in spite of the Roman ”generousity” giving this totally defeated people a chance to get a civilized life. Procopious therefore called them "the basest of all men" and used all kinds of abusive language. Probably in order to smear them he indicated homosexuality among them, which probably is showing how homosexuals were regarded at that time rather than if the Heruls were different than other groups of mercenaries in that way. They had to be described as uncivilized, ungrateful, unreliable and disloyal in order to explain to the Romans, their allies and themselves, why the politics of Justinian in this case were unsuccessful and why a major part of these brilliant soldiers were forced to leave the empire and join the hostile Gepides - making it necessary for Suartuas and two other generals to attack them. This is a strong motive to be considered when interpreting Procopius' descriptions of the Heruls. |
Kann also sein, dass die Berichte über die Homosexualität der Heruler römische Propaganda sind... ich glaube, dass da schon was dran ist (ähnlich wie bei den griech. Lakedaimonen)
Wenn auch die vorchristlichen Römer freizügig gewesen sein mögen, so waren sie offensichtlich hochgradig homosexuellenfeindlich.
Zuletzt bearbeitet von Argáiþ am 01.08.2007, 14:12, insgesamt einmal bearbeitet |
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#779923) Verfasst am: 01.08.2007, 13:58 Titel: |
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Esperanto hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: |
Edit: Es wurde wegen der Ähnlichkeit nicht gewählt siondern deshalb toleriert. Gewählt wurde es wohl im Andenken an Theoderich den Großen und seine Panzerreiter. |
'Theoderich' im gotischen Originallaut übrigens 'Ðiudareiks'
edit: hoppla, das steht ja sogar in dem Artikel... |
Was heißt eigentlich "niomêr forsahhu"? |
Ah, hallo.
Das ist Althochdeutsch (also spätgermanische Schriftsprache) und heisst 'niemals entsage ich...'. 'forsahhu' leitet sich von der Grundform 'forsahan' ab und ist, wie man sieht, mit dem englischen 'to forsake' verwand. ... nein ich bin kein Neuheide oder Asatru, das hat einen metaphorischen Sinn.
edit: das doppelte h wird als 'gehauchtes' 'ch' gesprochen übrigens
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#780037) Verfasst am: 01.08.2007, 17:20 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | Nero hat sich jedenfalls auch von seiner ersten Frau scheiden lassen, um Poppea zu heiraten.
Und schon Augustus hatte eine geschiedene Frau geehlicht, nämlich die Mutter des späteren Kaisers Tiberius. |
Scheidung war meistens nicht drin, aber Römische Kaiser, naja... quod licet jovi... du weisst schon.
edit: Punkt 6.14
http://www.pezl.org/data/schule_-_roemisches_recht.pdf
es gab dazu nie eine starre Rechtsauffassung. Ich glaube in der spätrömischen Zeit war es paradoxerweise noch eher möglich, als zur Zeit der Res Publica. Was heisst nicht möglich... möglich war es schon, aber es wurde bestraft zB.
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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#780376) Verfasst am: 02.08.2007, 00:22 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | Esperanto hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: |
Edit: Es wurde wegen der Ähnlichkeit nicht gewählt siondern deshalb toleriert. Gewählt wurde es wohl im Andenken an Theoderich den Großen und seine Panzerreiter. |
'Theoderich' im gotischen Originallaut übrigens 'Ðiudareiks'
edit: hoppla, das steht ja sogar in dem Artikel... |
Was heißt eigentlich "niomêr forsahhu"? |
Ah, hallo.
Das ist Althochdeutsch (also spätgermanische Schriftsprache) und heisst 'niemals entsage ich...'. 'forsahhu' leitet sich von der Grundform 'forsahan' ab und ist, wie man sieht, mit dem englischen 'to forsake' verwand. ... nein ich bin kein Neuheide oder Asatru, das hat einen metaphorischen Sinn.
edit: das doppelte h wird als 'gehauchtes' 'ch' gesprochen übrigens |
Und in welchem grammatischen Fall stehen die Götternamen?
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16366
Wohnort: Arena of Air
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(#780392) Verfasst am: 02.08.2007, 00:28 Titel: |
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Forke hat folgendes geschrieben: | Wikipedia hat folgendes geschrieben: | Erst im spätrömischen Recht war die Scheidung überhaupt durch Vorgabe von Scheidungsgründen eingeschränkt. Im Scheidungsgesetz des Theodosius (449) war grundsätzlich nicht nur der Ehebruch der Frau ein Scheidungsgrund, sondern auch der des Mannes. Im Detail gab es dabei freilich weiter Ungleichheiten zu Ungunsten der Frau. |
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Aach, ich sollte um die Uhrzeit (das Posting, das Du so kommentiert hast, hatte ich um 03:11 abgeschickt) vielleicht lieber im Bett liegen... So habe ich dann auch den Ehebruch und die Ehescheidung miteinander verwechselt. Scheidung war tatsächlich nicht verboten, sondern wurde anscheinend auch ausgiebig geübt. Cicero hat sich zum Beispiel ja auch nach dreißig Jahren Ehe scheiden lassen, um eine Frau zu heiraten, die jünger war als seine Tochter. Aber da sieht man, daß doch sehr fragwürdige Aussagen zustandekommen.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#780477) Verfasst am: 02.08.2007, 01:35 Titel: |
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Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Und in welchem grammatischen Fall stehen die Götternamen? |
wem entsage ich niemals... ?
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Zeusianer registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.07.2007 Beiträge: 184
Wohnort: Österreich
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(#780585) Verfasst am: 02.08.2007, 09:22 Titel: |
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Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Weiß ich eben. |
Du weißt falsch
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#780776) Verfasst am: 02.08.2007, 13:32 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Forke hat folgendes geschrieben: | Wikipedia hat folgendes geschrieben: | Erst im spätrömischen Recht war die Scheidung überhaupt durch Vorgabe von Scheidungsgründen eingeschränkt. Im Scheidungsgesetz des Theodosius (449) war grundsätzlich nicht nur der Ehebruch der Frau ein Scheidungsgrund, sondern auch der des Mannes. Im Detail gab es dabei freilich weiter Ungleichheiten zu Ungunsten der Frau. |
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Aach, ich sollte um die Uhrzeit (das Posting, das Du so kommentiert hast, hatte ich um 03:11 abgeschickt) vielleicht lieber im Bett liegen... So habe ich dann auch den Ehebruch und die Ehescheidung miteinander verwechselt. Scheidung war tatsächlich nicht verboten, sondern wurde anscheinend auch ausgiebig geübt. Cicero hat sich zum Beispiel ja auch nach dreißig Jahren Ehe scheiden lassen, um eine Frau zu heiraten, die jünger war als seine Tochter. Aber da sieht man, daß doch sehr fragwürdige Aussagen zustandekommen. |
Das wurde nicht gern gesehen. Der Begriff 'Freie Ehe', im Gegensatz zur eigentlich vorgesehenen 'strengen Ehe', war stets negativ besetzt und auch wenn es dazu keine feste Rechtslage gab wurde das teils streng durch soziale und religilöse Vorbehalte behindert und sanktioniert. Die Vorstellung, dass eine Frau zB sich jederzeit trennen konnte, wenn ihr was nicht passte ist grottenfalsch. In sofern war Scheidung zwar möglich, aber nur einseitig, für den Mann, idR durchsetzbar und auch das nicht so ohne weiteres. Wenn in der Kaiserzeit sich ein Kaiser oder ein hoher Politiker trennte oder Ehebruch beging oder was auch immer, dann heisst das gar nichts. Cicero ist natürlich ein theoretisch gültiges Beispiel.
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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#781504) Verfasst am: 03.08.2007, 06:19 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Forke hat folgendes geschrieben: | Wikipedia hat folgendes geschrieben: | Erst im spätrömischen Recht war die Scheidung überhaupt durch Vorgabe von Scheidungsgründen eingeschränkt. Im Scheidungsgesetz des Theodosius (449) war grundsätzlich nicht nur der Ehebruch der Frau ein Scheidungsgrund, sondern auch der des Mannes. Im Detail gab es dabei freilich weiter Ungleichheiten zu Ungunsten der Frau. |
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Aach, ich sollte um die Uhrzeit (das Posting, das Du so kommentiert hast, hatte ich um 03:11 abgeschickt) vielleicht lieber im Bett liegen... So habe ich dann auch den Ehebruch und die Ehescheidung miteinander verwechselt. Scheidung war tatsächlich nicht verboten, sondern wurde anscheinend auch ausgiebig geübt. Cicero hat sich zum Beispiel ja auch nach dreißig Jahren Ehe scheiden lassen, um eine Frau zu heiraten, die jünger war als seine Tochter. Aber da sieht man, daß doch sehr fragwürdige Aussagen zustandekommen. |
Hätte mich auch gewundert.....ich meinte ja im ganz alten, vorimperialen Rom - da war die Scheidung meines Wissens verboten. Später, na klar, aber hallo! Bis dann das Christentum kam.
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atheist666 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.02.2007 Beiträge: 8494
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(#781507) Verfasst am: 03.08.2007, 06:32 Titel: |
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NACK-WÄGNER: Rom (Land und Volk der alten Römer) ISBN 3800031310
Sagt aus (leider ohne Jahresangaben), daß die Sakrale Ehe unlösbar war, in späterer Zeit aber durch die Unsakrale ersetzt wurde, wo es dann auch Scheidungen gab. Seit punischen Kriegen gab es dann vermehrt Scheidungen.
Zuletzt bearbeitet von atheist666 am 04.08.2007, 23:29, insgesamt einmal bearbeitet |
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Waldegg registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.07.2007 Beiträge: 53
Wohnort: Hamburg
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(#783273) Verfasst am: 04.08.2007, 23:22 Titel: uiuiuiui.......offtopic |
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So etwas wie eine öffentlichr Sexualmoral spielt keine wirkliche Rolle in Punkto persönlicher Triebbeschneidung. Im Privaten wird sowieso alles getan, was persönlich gefällt. Durch eine öffentliche Sexualmoral wird nichts anderes getan, als die Wertigkeit der Individualität zu leugnen und aus den Menschen Heuchlern zu machen.
Nicht falsch verstehen, gewisse Gesetzte, die dem Schutz der Menschen vor Unfreiwilligkeit dienen, halte ich durchaus für sinnvoll.
Interessant jedoch finde ich, dass ein vorgeblich atheistsisches Weltbild immer noch so deratig von religiösen Vorstellungen geprägt sein kann, dass weiterhin auf einer gewissen Vorstelllung romantischer Liebe bestanden wird, zumnndest auf deren Höherwertigkeit gegenüber anderen Lebensentwürfen.
Es ist also einem Paar nicht möglich, sich zu lieben, wenn Sie regelmässig Swingerclubs aufsuchen?
Interessant.
Auch wenn ich es selbst nicht praktiziere, würde ich mir diesen Rückschluss nicht erlauben.
Liebe ist Liebe, und sehr abstrakt. Man kann es durchaus für eine individuelle Halluzination halten, ausgelöst von körpereigener Chemie. Sex ist Sex, und sehr konkret. Rein, raus, drüber, drunter. Man kann es es filmen, und jeder, der es sieht, versteht es. Hat mehr mit Reibung zu tun als mit innerer Schönheit und einem guten Charakter.
Freud? War das nicht dieser egomanische, notgeile Kokser, der sich in der Praxis hauptsächlich mit Frauen beschäftigt hat, und seine therotsichen Überlegungen zur Psyche von Männern hauptsächlich von sich selbst ableitete?
Sicher eine wichtige Persönlichkeit der Weltgeschichte, die dem Erforschen der menschlichen Psyche den Weg geebnet hat, von den Nazis diffamiert, aber ist der tatsächlich noch so aktuell, dass man den ohne weiterers als Argumentationsgrundlage zu diesem Thema anführen sollte?
Die Naturvölker, ja, hoho.
Fernab der "Zivilisation" unbeeinflusst von den pösenpösen Massenmedien, sind diese in der Lage ein nahezu paradiesisches Gesellschaftssystem zu entwicklen, von der sich unsereinen nur in romantischen Tagträumen ein Bild machen kann.
Originell und überlegenswert ist der Gedanke, den Frauen jedenmal, wenn einer Ihrer Verwandten getsorben ist, einen Finger abzutrennen, können wir uns ne Scheibe von abschneiden.
Initiationsriten, bei denen junge Männer, nach westlichen Mastäben wohl durchaus Kinder zu nennen, altere männliche Verwandte oral befriedeigen müssen, um deren Sperma zu verkosten. Das gibt Kraft. Manneskraft. Andere essen das Gehirn Ihrer Verstorbenen, um deren "Geist" aufzunehmen, was zur seltenen "Lachkrankheit" führt. Spannenede Aktionfilme im Kino gibts nicht, deshalb spirngen einige von 30 Meter hohen Holztürmen, nur mit Lianen an den Füssen, statt Bungee-Gummi, um etwas Farbe in den Alltag zu bringen.
Machen wir uns nichts vor, es sind halt immer noch Menschen, mit ebenso beschränktem Horizont wie alle anderen auch. Weil sie es nicht anders kenngelernt haben, machen sie es eben auf eine andere Weise falsch, aber trotzdem falsch.
Würde man ein europäisches Baby in den Dschungel zu diesen Menschen bringen, würde dieses dann später einen Elektrochip erfinden oder ein philosphoisches Standardwerk verfassen? Wohl kaum. Industrieller und wissenschaftlicher Vorsprung hat was mit kollektiven Wissen zu tun, das über einen längeren Zeitraum auf einer Stelle angehäuft wurde.
Die Überbewertung von Sex..... ich weiss nicht. ich habe die dunkle Ahnung, dass diese Überbewertung weniger praktiziert wird von Leuten, die gerne und viel Sex haben - auch promiskuitiv - als von jenen, die sich der Körperfeindlichkeit verschrieben haben.
Der organisierten Religion ging es eigentlich schon immer darum, alles Perönliche zu eliminieren, dass der Doktrin gefährlich werden kann. Beim Selbsterhaltungstrieb haben sie das ganz gut hinbekommen. Weltweit sind Menschen bereit für Ihren Propheten zu töten...und zu sterben.
Aber beim Sex? Schwierig....obwohl....mit deser ganzen Hilfe von der weltanschaulichen Konkorrenz wird es vielleicht noch komplett durchführbar.
Natürlich gibt es auch noch den futuristsichen Gegenentwurf, häufigen Sex soweit zu ritualisieren, dass die Ausübung desselben schon wieder der Doktrin gefällt, wie auch immer die aussehen mag.
Schöne neue Welt.
Aber aus irgendeinem Grunde für mich persönlich die besser erscheinende Variante, denn ich habe definitv zu wenig davon.
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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#783437) Verfasst am: 05.08.2007, 06:57 Titel: |
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Selbst der Gesellschaftszerstörer MARCUSE schreibt in "Triebstruktur&Gesellschaft" S.47:
"Gleichlaufend mit dieser Entwicklung der Beherrschung wächst der KONFLIKT ZWISCHEN SEXUALITÄT UND KULTUR. Unter der Herrschaft des Leistungsprinzips werden Leib und Seele zu Instrumenten der entfremdeten Arbeitsleistung; als solche können sie nur funktionieren, WENN SIE DIE FREIHEIT DES LIBIDINÖSEN SUBJEKT-OBJEKT, DAS DER MENSCHLCHE ORGANISMUS PRIMÄR IST, PREISGEBEN....Diese freie Zeit stünde nun also für die LUST zur Verfügung. Aber das Lustprinzip, das das Es regiert, ist "zeitlos" - zeitlos auch in dem Sinn, daß es gegen die zeitliche Zerstückelung der Lust kämpft, gegen ihre Aufteilung in kleine Dosen. EINE VOM LEISTUNGSPRINZIP BEHERRSCHTE GESELLSCHAFT MUSS NOTWENDIGERWEISE EINE SOLCHE AUFTEILUNG VERHÄNGEN, DA DER ORGANISMUS AN SEINEN EIGENTLICHEN WURZELN FÜR SEINE ENTFREMDUNG ERZOGEN WERDEN MUSS."
Er will hier also einfach sagen, dass der Kapitalismus, die arbeitsteilige Gesellschaft die Zeit für Sex beschränken muss, damit auch Zeit zum Arbeiten bleibt. Der Organismus, das Fleisch also, will ständig nur Lusterfüllung. Daher ist Triebbeschneidung oberstes Gebot in jeder Gesellschaft, denn sonst würden alle nur noch kopulieren und keiner arbeiten.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#783488) Verfasst am: 05.08.2007, 11:58 Titel: |
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Esperanto hat folgendes geschrieben: | Daher ist Triebbeschneidung oberstes Gebot in jeder Gesellschaft, denn sonst würden alle nur noch kopulieren und keiner arbeiten. |
Ich weiss nicht, aber es ist doch offensichtlich, dass das nach dem 25 . mal hintereinander oder so kein gesunder Mensch noch weitermachen will.
Wenn ich hingegen voll den Druck habe, kann ich micht irgendwie nicht so gut konzentrieren, irgendwie erscheinen mir da Einschränkungen mit dem Ziel der Arbeitseffizienz recht weit hergeholt zu sein.
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Waldegg registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.07.2007 Beiträge: 53
Wohnort: Hamburg
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(#783504) Verfasst am: 05.08.2007, 12:37 Titel: Esperanto |
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....und das glaubst Du wirklich?
Hmm könnte schon was dran sein, dass sich am liebsten immer vögeln würde.
Aber ich muss arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Es kostet auch eine Menge Zeit, um Weibchen auch aus sexuellem Interesse heraus zu beeindrucken, meist mit Dingen, die gar nichts mit Sex zu tun haben. Nebenbei brauche ich zwischendurch mindestens 20 Minuten Pause, hahaha
Und jetzt will mir jemand auch noch meine raren sexuellen Erlebnisse beschneiden?
Bin ich absolut dagegen......
Es veranschaulicht aber ganz gut den Unterschied zwischen Theorie und Praxis.
Dass ich nicht überleben würde, wenn ich nur vögeln würde, das ist ja nun mal eine ganz einfache Festellung. Wozu brauche ich noch ein moralisches Rundumpaket? Auf der andren Seite denke ich schon, dass die Aussicht auf Sex durchaus als Motivation dafür dienen kann, weiter zu machen, und nicht alles hinzuschmeissen.
Eine von oben veordnete Richtlinie für die Art und Weise, wie ich mein Privatleben, solange sich dieses in legalen Bahnen bewegt - glücklicherweise lebe ich nicht in Texas (oder war es ein anderer US-Staat, in dem recht übliche sexuelle Praktiken illegal sind?) - zu gestalten habe, ist eine freche und dummdreiste Anmassung.
Bestimmte Arten von Weibchen kann man durchaus mit philosophisch-intellektuellen Überlegungen beeindrucken. Wenn man darin wirklich gut ist, hat man so deratig oft die Gelegenheit zu Sex, dass man drauf verzichten musste, um zeitlich überhaupt noch zum Denken zu kommen.
Das wäre die eine Fraktion, die möglicherweise dringend persönliche Triebbeschneidung benötigt.
Die andere Fraktion wäre die der impotenten Neider, die sich das nicht selbst auferlegen wollen - sie könnten es ja eh nicht - sondern allen anderen, in eien gesellschaftlich-moralische Doktrin gepresst.
http://www.youtube.com/watch?v=a15KgyXBX24
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Querdenker registrierter User
Anmeldungsdatum: 27.05.2005 Beiträge: 1830
Wohnort: NRW
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(#783554) Verfasst am: 05.08.2007, 14:46 Titel: |
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Eine schöne Erklärung für die Christliche Sexual- und Leibesfeindlichkeit fand ich im Pfaffenspiegel:
<Zitat>
Weil Jesus es für nötig hielt, vierzehn Tage in die Wüste zu gehen - zu welchem Zweck hat er niemand gesagt -, so meinten die Schwärmer, auch in die Wüste laufen und ihren Leib durch Fasten und allerlei Qualen kasteien zu müssen, denn Jesus hatte gesagt: "Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir", und ferner: "Es sind etliche verschnitten aus Mutterleibe von Menschen, etliche aber, die sich selbst verschnitten haben um des Himmels willen. Willst du vollkommen sein, so gehe hin und verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben - komm und folge mir nach."
Mancher, der schon aus Mutterleibe - am Gehirn - verschnitten und von Natur ein Narr war, mag durch Zufall mit unter die Heiligen geraten sein; aber der größte Teil der Heiligen wurde erst durch solche ähnliche Stellen der Bibel zu Narren.
Die Wüsteneien Syriens und Ägyptens bevölkerten sich mit frommen Christen, welche Jesum nachfolgen" wollten und, weil dieser gelitten hatte, es für verdienstlich hielten, sich noch weit größere Qualen freiwillig aufzulegen. Jeder dieser Frommen strebte danach, die Natur mit Füßen zu treten, und es gelang manchem so vortrefflich, daß uns dabei die Haut schaudert. Diese Schwärmerei wurde epidemisch, und die sonst einsamen Wüsten bevölkerten sich wie Städte.
Das anschaulichste Bild von dem Leben dieser "Väter der Wüste" gibt uns folgende Schilderung eines Mannes, der ihr Leben und Treiben einen ganzen Monat lang als Augenzeuge beobachtet hat: "Einige flehen mit gen Himmel gerichteten Augen, mit Seufzen und Winseln, Barmherzigkeit; andere, mit auf den Rücken gebundenen Händen, halten sich in der Angst ihres Gewissens nicht für würdig, den Himmel anzuschauen; andere sitzen auf der Erde, auf Asche, verbergen ihr Gesicht zwischen die Knie und schlagen ihren Kopf gegen den Boden; andere heulen laut wie beim Tode geliebter Personen; andere machen sich Vorwürfe, nicht Tränen genug vergießen zu können. Ihr Körper ist, wie David sagt, voll Geschwüre und Eiter; sie mischen ihr Wasser mit Tränen und ihr Brot mit Asche; ihre Haut hängt an den Knochen, vertrocknet wie Gras. Man hört nichts als Wehe! Wehe! Vergebung! Barmherzigkeit! Einige wagen kaum, ihre brennende Zunge mit ein paar Tropfen Wasser zu erfrischen, und kaum haben sie einige Bissen Brot genossen, so werfen sie das übrige von sich, im Gefühl ihrer Unwürdigkeit. Sie denken nichts als Tod, Ewigkeit und Gericht! Sie haben verhärtete Knie, hohle Augen und Wangen, eine durch Schläge verwundete Brust und speien oft Blut; sie tragen schmutzige Lumpen voll Ungeziefer, gleich Verbrechern in Gefängnissen oder wie Besessene. Einige beten, sie ja nicht zu beerdigen, sondern hinzuwerfen und verwesen zu lassen wie das Vieh!" -
Wer von diesen Wüsteneinsiedlern noch nicht verrückt war, mußte es bei der oben geschilderten Lebensweise notwendig werden. Das Beispiel reizte die Eitelkeit auf, und einer suchte den anderen an Strenge und Selbstquälerei zu übertreffen.
Einer dieser armen Verirrten und Verwirrten - Heiligen! - lebte fünfzig Jahre lang in einer unterirdischen Höhle, ohne jemals das freundliche Licht der Sonne wiederzusehen! Andere ließen sich bei der größten Hitze bis an den Hals in den glühenden Sand graben; noch andere in Pelze einnähen, so daß nur ein Loch zum Atmen frei blieb; bei afrikanischer Sonnenhitze eine treffliche Sommerbekleidung, allein doch noch erträglicher als der Paletot, den ein anderer sich aus einem Felsen aushieb und beständig mit sich herumschleppte wie die Schnecke ihr Haus.
Sehr viele behängten sich mit schweren eisernen Ketten und Gewichten. Der heilige Eusebius trug beständig zweihundertundsechzig Pfund Eisen an seinem Körper. Einer dieser Narren namens Thaleläus klemmte sich in den Reifen eines Wagenrades und brachte in dieser angenehmen Stellung zehn Jahre zu, worauf er sich, zur Belohnung für seine Ausdauer, in einen engen Käfig zurückzog. Wahrlich ein rarer Vogel!
Einige taten das Gelübde - Frauen taten das, glaub' ich, nicht -, jahrelang kein Wort zu reden, niemand anzusehen oder auf einem Bein herumzuhinken oder nur Gras zu fressen und was des Unsinns mehr ist.
St. Barnabas hatte sich einen scharfen Stein in den Fuß getreten; er litt die entsetzlichsten Schmerzen, aber er ließ sich den Stein nicht herausziehen. Wieder andere schliefen auf Dornen, ja manche versuchten, gar nicht zu schlafen, und hungern konnten sie wie deutsche Schullehrer und Dichter; nur hatten sie den Vorteil voraus, daß sie verrückte Heilige waren und es eine bekannte Erfahrung ist, daß Wahnsinnige sehr lange ohne Nahrung leben können. Simeon , der Sohn eines ägyptischen Hirten, aß nur alle Sonntage und hatte seinen Leib mit einem Stricke so fest zusammengeschnürt, daß überall Geschwüre hervorbrachen, die so entsetzlich stanken, daß es niemand in seiner Nähe aushalten konnte.
Dieser Simeon glaubte immer, daß er sich noch nicht genug quäle, und erfand daher etwas ganz Neues oder was wenigstens von den Christen noch nicht angewandt wurde, da Anbeter der großen Göttermutter, der Kybele, in Syrien Ahnliches getan hatten. Simeon stellte sich nämlich auf die Spitze einer Säule und blieb hier jahrelang stehen. Die erste Säule, die er zu diesem Zwecke benützte, war nur vier Ellen hoch, aber je höher sein Wahnsinn stieg, desto höher wurden auch seine Säulen. Als seine Tollheit den Gipfelpunkt erreicht hatte, war seine Säule vierzig Ellen hoch; auf dieser stand er dreißig Jahre!
Wie er es eigentlich anfing, nicht herunterzufallen, wenn ihn der Schlaf überkam, ist schwer zu begreifen; allein wahrscheinlich gewöhnte er sich, stehend zu schlafen wie Pferde und Esel. Eine seiner Lieblingsunterhaltungen war es, sich beim Gebet bis auf die Füße zu bücken. Er muß noch einen geschmeidigeren Rücken gehabt haben als irgendwelche Kammerherrn, denn ein Augenzeuge berichtete, daß er bis 1244 solcher Bücklinge gezählt habe, der Heilige aber noch unendlich lange in seiner frommen Turnübung fortgefahren sei.
Sirneon brachte es dahin, daß er vierzig Tage hungern konnte! Als seinem ausgemerkelten Körper endlich die Kraft zum Stehen fehlte, ließ er auf seiner Säule einen Pfahl errichten und sich an denselben mit Ketten in aufrechtstehender Stellung befestigen.
Diese Säulentollheit fand viele Nachahmer, besonders im warmen Morgenlande. Im Abendlande ist nur ein Säulenheiliger bekannt, und die fromme Stadt Trier hat den Ruhm, daß er einer ihrer Söhne war. Der damalige Bischof war aber noch nicht so tief in den Geist der römischen Kirche eingedrungen wie Herr Bischof Arnoldi, der vor etwa zwanzig Jahren den angeblich ungenähten Rock Jesu für Geld zeigte, denn sonst würde er nicht die Säule haben umstürzen und den Narren - ich meine den Heiligen - zur Stadt hinausjagen lassen.
Da es das höchste Ziel aller dieser für ihre Seligkeit sich quälenden Toren war, "die Natur mit Füßen zu treten" und jede "vom Fleische" stammende Regung zu unterdrücken, so wurde denn natürlich auch der Geschlechtstrieb als höchst unchristlich verdammt und bekämpft. Der Kampf mit diesem mächtigsten der Triebe kostete aber die allergrößte Mühe und hatte, wie wir noch in der Folge sehen werden, die allerverderblichen Folgen für die sich Christen nennende Menschheit.
St. Hieronymus (geb. 330 und gest. 422) erzählt ganz kalt, daß dieser Kampf mit der Natur Jünglingen und Mädchen Gehirnentzündungen und oft Wahnsinn zugezogen habe. Die armen Narren, die ihren Leib kasteiten, um den Unzuchtsteufel in sich zu demütigen, wußten ja nicht, daß sie dadurch das Übel nur ärger machten, denn der Teufel - der bekanntlich überall seine Hand im Spiel hat - führte ihnen die üppigsten Bilder vor die Phantasie.
Einige bestrichen, um sich den Kampf zu erleichtern, ihre rebellischen Glieder mit Schierlingssaft, und andere machten der Sache völlig ein Ende, indem sie die Wurzel des Übels ausrotteten. Dann hörte freilich alles auf, auch die Versuchung, und wenn ein Verdienst im Überwinden liegt, auch das Verdienst. Der sonst so vernünftige Kirchenvater Origenes tat dies ebenfalls; aber seine Tat war keineswegs originell, da heidnische Priester der Kybele diese unangenehme Operation ziemlich häufig mit sich vornahmen. Leontius, ein Priester zu Antiochien, Jakobus, ein syrischer Mönch, und noch viele andere unter den Priestern und Laien folgten diesem Beispiel, was daraus hervorgeht, daß ein Gesetz gegen die Kapaunirwut gegeben werden mußte. Nun, Gott sei Dank, vor der Rückkehr dieses Fanatismus sind wir sicher!
Andere, welche sich zu einer solchen Radikalkur nicht entschließen konnten oder auch durch ihre Frömmigkeit davon abgehalten wurden, litten Höllenqualen. Den heiligen Pachomius trieb das innerliche Feuer in die Wüste, weil er es hier leichter zu ersticken meinte als in der Welt, wo soviel zweibeiniger Zündstoff umherläuft. Er kämpfte oft mit sich, ob er seinen entsetzlichen Qualen nicht durch den Tod ein Ende machen solle. Einst legte er sich nackt in eine Höhle, welche von Hyänen bewohnt wurde. Diese Bestien beschnupperten ihn, ließen ihn aber ungefressen liegen, wahrscheinlich weil sie ihm anrochen, daß er ein Heiliger war.
Eines Tages gesellte sich zu dem geplagten Manne ein schönes äthiopisches Mädchen, setzte sich auf seinen Schoß und reizte ihn so sehr, daß er wirklich glaubte zu tun, was jeder nicht so heilige Mann in seiner Lage unfehlbar getan haben würde. Als das Entsetzliche geschehen war, ging es ihm wie manchem andern nach ähnlichen Vorfällen; er erkannte jetzt, wer seine Hand dabei im Spiel hatte, und gab dem schönen Mädchen als Dank eine ungeheure Maulschelle. Und seine Vermutung war richtig; das Mädchen war der Teufel in eigener Person, denn Pachomius' Hand stank von der Berührung ein ganzes Jahr lang so entsetzlich, daß er fast ohnmächtig wurde, wenn er sie der Nase zu nahe brachte.
Ärgerlich darüber, daß ihn der Teufel so erwischt hatte, rannte er in der Wüste umher. Er fand eine Aspis oder kleine Brillenschlange und setzte sie in seiner Wut gleich einem Blutegel an das Glied, welches Origenes sich abschnitt. Aber die Schlange war ebenso ekel wie die Hyäne und wollte nicht anbeißen. Pachom hielt dies für ein Wunder, und eine innere Stimme sagte ihm, daß er nun Ruhe haben sollte, und somit scheint ihn das Teufelsmädel kuriert zu haben.
</Zitat>
Besser kann man das wohl kaum noch beschreiben und - ganz ehrlich - ich weiss bei dem Text nicht, ob ich Lachen oder eher Weinen soll.
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#783563) Verfasst am: 05.08.2007, 15:11 Titel: |
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Esperanto hat folgendes geschrieben: |
Der Organismus, das Fleisch also, will ständig nur Lusterfüllung. Daher ist Triebbeschneidung oberstes Gebot in jeder Gesellschaft, denn sonst würden alle nur noch kopulieren und keiner arbeiten. |
Schon mal auf die Idee gekommen, dass es außer Sex noch andere Gelüste gibt, hm?
Denk doch nicht immer nur an das eine Espilein. diese Katholiken immer...
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16366
Wohnort: Arena of Air
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(#783859) Verfasst am: 06.08.2007, 00:51 Titel: |
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Ansonsten sind auch wohl weniger die "Sitten" dafür verantwortlich, wie mächtig eine Nation ist. Sondern die Effizienz ihrer Herrschaftsinstrumente und das Ausmaß, in dem sich sowohl ihre Bürger als auch ihre Führungsschicht sich mit ihr identifizieren. So war die "viktorianische Zeit" in England zwar eine sittenstrenge Epoche, andererseits verbesserten sich aber auch der Lebensstandard und der Einfluß des Einzelnen auf die politische Willensbildung. Die Christianisierung des römischen Reiches diente von Seiten Konstantins auch weniger der Durchsetzung bestimmter sittlicher Vorstellungen, sondern zur Bildung einer loyalen Schicht, auf die er sich bei seiner Machtausübung stützen konnte. Ansonsten ließen sich - Justinian tat das etwa mit der Geschichte von der Mißachtung des Gastrechtes durch die Sodomiter, das er auf Homosexualität münzte - natürlich auch christliche sittliche Vorstellungen an das politische Tagesgeschäft anpassen. Auch der Islam war zu seiner Frühzeit nicht unbedingt deshalb erfolgreich, weil er strengere Sitten gehabt haben soll, sondern im Gegenteil weil seine Sitten vielen nordafrikanischen Völkern als leichter zu befolgen galten als die jüdischen oder christlichen, und weil die Lebenssituation Andersgläubiger - etwa der monophysitischen Christen in Ägypten oder der Juden in Spanien - besser waren als im katholisch gewordenen Europa. Die römische Republik konnte solange bestehen, wie die jeweils für ein Jahr gewählten Amtsträger ihre Amtsmacht auch wieder abgaben und sich nicht einbildeten, sie könnten es besser alleine regeln. Das römische Reich konnte solange existieren, wie die Römer selbst und die anderen Völker sich damit identifizieren konnten. Als es keinen Grund mehr dafür gab, war es auch erledigt.
Es scheint ansonsten auch Lebenszyklen zu geben, in denen die eine oder die andere Form der Herrschaft effektiv ist. Es scheint also jeweils bestimmte Relationen zwischen Tendenzen zu einer eher demokratischen und einer eher autoritäten Herrschaftsform zu geben. Die frühen und im Verhältnis sehr kleinen Gesellschaften, etwa in Europa am Ende der Steinzeit, scheinen eher egalitär gewesen, Entscheidungen mehr oder weniger gemeinsam getroffen zu sein. Als die Gesellschaften aber größer und schließlich zu Staaten wurden, war mangels Möglichkeiten zur Abstimmung zunächst die "Herrschaft von oben" (Stammesfürsten, Königtümer) effektiver. Interessant ist aber die Herrschaftsform des Mittelalters: Da gab es in Deutschland ja den "Reisekönig", der mitsamt seinem Gefolge ständig von Ort zu Ort zog und dort für kurze Zeit Herrschaft ausübte, bevor das Gebiet für den Rest des Jahres wieder vom lokalen Adligen regiert wurde. Wir haben also deutliche Tendenzen zu einer Desintegration, aber mit dem Versuch verbunden, diese wieder zu integrieren.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#783877) Verfasst am: 06.08.2007, 01:11 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | So sehr ich Tacitus hasse, ich glaube nicht, dass er in diesem Fall (ansonsten sicherlich öfter) Mist verzapft hat. |
"Tacitus" (allein das Pseudonym ...) ist unzuverlässig, vor allem dann, wenn es um die angeblich "besseren" Sitten der Germanen geht.
_________________ Leben kann tödlich sein
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#783960) Verfasst am: 06.08.2007, 05:15 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | So war die "viktorianische Zeit" in England zwar eine sittenstrenge Epoche, andererseits verbesserten sich aber auch der Lebensstandard und der Einfluß des Einzelnen auf die politische Willensbildung. |
Von welchen "Einzelnen" ist die Rede? Von denen :
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Esperanto gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.06.2007 Beiträge: 333
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(#783967) Verfasst am: 06.08.2007, 07:17 Titel: |
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Weitere Horrormeldungen aus der Wissenschaft:
MARCUSE:"Triebstruktur",S.49:
"Ursprünglich kennt der Sexualtrieb KEINE ÄUSSEREN ZEITLICHEN UND RÄUMLICHEN BEGRENZUNGEN....; DIE SEXUALITÄT IST VON NATUR AUS "POLYMORPH-PERVERS". Die gesellschaftsbildende Organisation des Sexualtriebs belegt praktisch alle Manifestationen, die nicht der Fortpflanzungsfunktion dienen oder sie vorbereiten, mit dem Tabu der PERVERSIONEN. OHNE DIE STRENGSTE UNTERDRÜCKUNG WÜRDEN SIE DER SUBLIMIERUNG ENTGEGENWIRKEN, VON DER DIE ENTWICKLUNG DER KULTUR ABHÄNGT (!!!)..."
Da ist die kath. Kirche also sogar noch gnädig, dass sie Sex auch zum Ausdruck der Liebe erlaubt und nicht nur Fortpflanzung...
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