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Dt Ausgaben von Dawkins, Hitchens, Harris -Wird der Herbst heiss ?
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L.E.N.
im falschen Film



Anmeldungsdatum: 25.05.2004
Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#788496) Verfasst am: 10.08.2007, 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Du musst nicht posten, nur weil Du angemeldet bist.


OT:
ach sooo, warum sagt mir das keiner?! Lachen
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kolja
der Typ im Maschinenraum
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#788540) Verfasst am: 10.08.2007, 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
[...] Damit Evolution als Erklärung dienen kann, muss sie auf die beschriebene Art und Weise ablaufen. Nun räumt Dawkins explizit ein, dass Evolution eben nicht immer so verläuft.

Das ist doch kein Widerspruch, denn er behauptet/benötigt gar nicht, dass sie immer wie beschrieben abläuft, sondern nur, dass sie hinreichend oft und lange so abläuft.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Und damit hat er ein Problem.

Nö, hat er nicht. Zumindest verwickelt er sich nicht in Selbstwidersprüche in einer Weise, wie es weiter oben bei Dir noch klang, und auch bei tillich anzukommen schien.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#788634) Verfasst am: 10.08.2007, 23:17    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
"But it must be gradual" bezieht sich nicht auf die Evolution als Ganzes, die im vorherigen Satz gemeint war, sondern nur auf die Evolution eines bestimmten komplizierten Subsystems.

So sehe ich das auch. Ich sehe hier überhaupt keinen Widerspruch.

Dawkins: Ein Auto muss nicht aus Kurvenflächen bestehen, aber die Räder müssen rund sein, damit das Auto fahren kann.
El Schwalmo: Ha! Ein 1982 Ford Crown Victoria hat aber lauter Ecken und ebene Flächen. Wie kann Dawkins also behaupten, dass Autos Kurvenflächen haben müssen?


Den Bezug dieses Einwands auf sein jüngstes Buch kann ich sowieso nicht erkennen.

dann noch einmal langsam: Dawkins konstatiert, dass es für die Genese bestimmter Systeme zwei Erklärungen gibt: Design oder Evolution. Nun definiert er 'Evolution' so, dass sie eine Erklärung liefern kann. Nun muss er aber einräumen, dass Evolution eben nicht durchgehend so verläluft, dass er sie erklären kann.

Nun kommen Menschen wie Behe daher, die das anerkennen, was Dawkins erklären kann, und fragen nach 'the edge of evolution'. Die Genese dieser Systeme kann möglicherweise problemlos naturalistisch erklärt werden, aber auf eine Art und Weise, die dem widerspricht, was Dawkins als Grundvoraussetzung für eine Erklärung einfordert. Damit bricht ein wesentlicher Teil von Dawkins' Argmentation weg: Evolution in seinem Sinn ist eben nicht mehr der 'consciousness raiser', den er benötigt.

Es kann sein, dass Du das, was ich sage, in dem Buch nicht findest, weil man die Begriffe, die Dawkins verwendet, auf der Basis seines Gesamtwerks interpretieren muss. Wenn da 'Selektion' steht oder 'Darwin' oder 'Darwinismus', dann macht das möglicherweise einen Unterschied, ob man diese Begriffe in einem Standard-Werk der Evolutionsbiologie nachschlägt, oder untersucht, wie Dawkins sie verwendet.

Um Dein Beispiel mit dem Auto zu verwenden: Dawkins sagt, dass ein Auto auch auf den höchsten Berg kommt, wenn nur eine hinreichend flache Rampe vorhanden ist. Nun gibt es tatsächlich eine Rampe, die ein Stück weit führt. Dawkins fährt auf der Rampe, und sieht Menschen auf der Spitze des Berges. Daher sagt er: problemlos, den Berg zu erklimmen. Bisher hat ihn seine Rampe ja in Richtung Ziel geführt. Es könnte aber sein, dass die Rampe hinter der nächsten Kurve aufhört und die Menschen mit den Hubschrauber hoch geflogen wurden. Dann hätte man zwar keine Engelein gebraucht, aber Dawkins hat Unrecht.
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kolja
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Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#788649) Verfasst am: 10.08.2007, 23:47    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Nun definiert er 'Evolution' so, dass sie eine Erklärung liefern kann. Nun muss er aber einräumen, dass Evolution eben nicht durchgehend so verläluft, dass er sie erklären kann.

Du wirfst da, zumindest meinem Verständnis nach, etwas durcheinander. Du redest hier (genauso wie zuvor bei dieser Sehzellen-Geschichte) nur über Erklärungslücken, die nichtmal ein Problem für Dawkins Gradualismus sein müssen, dass ist zumindest meinem Verständnis nach eine ganz andere Baustelle als die von Dawkins in obigem Zitat eingeräumte gelegentliche Sprunghaftigkeit.
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Zuletzt bearbeitet von kolja am 10.08.2007, 23:49, insgesamt einmal bearbeitet
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#788650) Verfasst am: 10.08.2007, 23:48    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
[...] Damit Evolution als Erklärung dienen kann, muss sie auf die beschriebene Art und Weise ablaufen. Nun räumt Dawkins explizit ein, dass Evolution eben nicht immer so verläuft.

Das ist doch kein Widerspruch, denn er behauptet/benötigt gar nicht, dass sie immer wie beschrieben abläuft, sondern nur, dass sie hinreichend oft und lange so abläuft.

das Problem ist 'the edge of evolution'. Dawkins hat die Genese von Systemen, die ich charakterisiert habe, auf eine Art und Weise erklärt, die ich dargestellt habe. Nun gibt es aber andere Systeme, die prinzipiell nicht so entstehen können. Da spielt es keine Rolle, wie lange Evolution verläuft. Stell Dir mal vor, Du stehst auf einer Ebene und sollst von A nach B kommen. Du kannst immer nur einen Schritt machen, der 1 m lang ist. Du siehst einen schwarzen Strich von A nach B. Du gehst immer einen Schritt, entlang der schwarzen Linie.

Nun machst Du dasselbe, nur dass in diesem Fall die Linie durch einen 2 m breiten Graben unterbrochen ist. Im anderen Fall fehlt die Linie. Nun weißt Du nicht, ob es Gräben gibt, und ob die Linie durchgezogen ist. Bist Du nun sicher, dass Du von A nach B kommst, wenn Du immer einen Schritt der schwarzen Linie lang gehst? Ist es ein Argument, wenn Du auf diese Art und Weise schon einmal von A nach C oder D gekommen bist?

kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Und damit hat er ein Problem.

Nö, hat er nicht. Zumindest verwickelt er sich nicht in Selbstwidersprüche in einer Weise, wie es weiter oben bei Dir noch klang, und auch bei tillich anzukommen schien.

Doch, genau das macht er. Das merkst Du sehr deutlich, wenn Du viele Arbeiten von Dawkins kennst, und weißt, wie er argumentiert.

Ich will Dir nicht zu nahe treten. Wenn Du sagst, dass Du nur ein Buch von Dawkins gelesen hast, muss ich davon ausgehen, dass Du nur das bewerten kannst, was ich hier schreibe. Das ist natürlich viel zu knapp. Vielleicht mache ich mir noch mal die Mühe, die Kritik an Dawkins aus der evolutionsbiologischen Fachliteratur in einem Text zusammen zu stellen. Ich weiß aber nicht, ob sich die Mühe lohnt und habe eigentlich anderes zu tun.
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kolja
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
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Wohnort: NRW

Beitrag(#788652) Verfasst am: 10.08.2007, 23:51    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Nun gibt es aber andere Systeme, die prinzipiell nicht so entstehen können.

Und woher weißt Du, dass sie prinzipiell nicht so entstehen können?
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



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Beiträge: 9073

Beitrag(#788655) Verfasst am: 10.08.2007, 23:58    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Nun gibt es aber andere Systeme, die prinzipiell nicht so entstehen können.

Und woher weißt Du, dass sie prinzipiell nicht so entstehen können?

weil es keinen Ansatzpunkt für Selektion gab.

Stell Dir vor, eine Bakterien-Geißel soll entstehen. Die funktioniert erst, wenn alle Komponenten da sind. Bevor das der Fall ist, kann zwar jede einzelne Komponente auf irgendeine andere Funktion hin selektiert werden, aber eben nicht auf die Funktion des Endsystems hin.

Wenn sich nun die erforderlichen Komponenten so zusammenlagern, dass eine funktionsfähige Geißel entsteht, war keine Selektion beteiligt. Der Schritt von 'Nicht-Geißel' zu 'Geißel' mag zwar sehr klein sein (alle Komponenten waren vorhanden, es erfolgte nur noch die Zusammenlagerung), aber die Selektion hatte mit diesem Schritt nichts zu tun. Das ist ein Sprung, nach Dawkins nur eine Umformulierung des Problems, und, noch schlimmer, ein Einfallstor für 'Design'.

Wenn nun aber eine funktionsfähige Geißel vorliegt, kann die problemlos durch Mutation und Selektion optimiert werden. Eine bessere Geißel hat einen Selektionsvorteil, es ist dann leicht vorstellbar, wie ein Weg von einer schlechten, aber wenigstens mimimal als Geißel funktionierenden Struktur zu einer perfekten Geißel möglich ist.
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Mario Hahna
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Beiträge: 9607
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Beitrag(#788656) Verfasst am: 11.08.2007, 00:03    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Nun gibt es aber andere Systeme, die prinzipiell nicht so entstehen können.

Und woher weißt Du, dass sie prinzipiell nicht so entstehen können?

weil es keinen Ansatzpunkt für Selektion gab.

Stell Dir vor, eine Bakterien-Geißel soll entstehen. Die funktioniert erst, wenn alle Komponenten da sind. Bevor das der Fall ist, kann zwar jede einzelne Komponente auf irgendeine andere Funktion hin selektiert werden, aber eben nicht auf die Funktion des Endsystems hin.

Wenn sich nun die erforderlichen Komponenten so zusammenlagern, dass eine funktionsfähige Geißel entsteht, war keine Selektion beteiligt. Der Schritt von 'Nicht-Geißel' zu 'Geißel' mag zwar sehr klein sein (alle Komponenten waren vorhanden, es erfolgte nur noch die Zusammenlagerung), aber die Selektion hatte mit diesem Schritt nichts zu tun. Das ist ein Sprung, nach Dawkins nur eine Umformulierung des Problems, und, noch schlimmer, ein Einfallstor für 'Design'.

Wenn nun aber eine funktionsfähige Geißel vorliegt, kann die problemlos durch Mutation und Selektion optimiert werden. Eine bessere Geißel hat einen Selektionsvorteil, es ist dann leicht vorstellbar, wie ein Weg von einer schlechten, aber wenigstens mimimal als Geißel funktionierenden Struktur zu einer perfekten Geißel möglich ist.


Wer behauptet, dass Selektion die einzige Ursache für Evolution ist?
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#788662) Verfasst am: 11.08.2007, 00:16    Titel: Antworten mit Zitat

Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Nun gibt es aber andere Systeme, die prinzipiell nicht so entstehen können.

Und woher weißt Du, dass sie prinzipiell nicht so entstehen können?

weil es keinen Ansatzpunkt für Selektion gab.

Stell Dir vor, eine Bakterien-Geißel soll entstehen. Die funktioniert erst, wenn alle Komponenten da sind. Bevor das der Fall ist, kann zwar jede einzelne Komponente auf irgendeine andere Funktion hin selektiert werden, aber eben nicht auf die Funktion des Endsystems hin.

Wenn sich nun die erforderlichen Komponenten so zusammenlagern, dass eine funktionsfähige Geißel entsteht, war keine Selektion beteiligt. Der Schritt von 'Nicht-Geißel' zu 'Geißel' mag zwar sehr klein sein (alle Komponenten waren vorhanden, es erfolgte nur noch die Zusammenlagerung), aber die Selektion hatte mit diesem Schritt nichts zu tun. Das ist ein Sprung, nach Dawkins nur eine Umformulierung des Problems, und, noch schlimmer, ein Einfallstor für 'Design'.

Wenn nun aber eine funktionsfähige Geißel vorliegt, kann die problemlos durch Mutation und Selektion optimiert werden. Eine bessere Geißel hat einen Selektionsvorteil, es ist dann leicht vorstellbar, wie ein Weg von einer schlechten, aber wenigstens mimimal als Geißel funktionierenden Struktur zu einer perfekten Geißel möglich ist.

Wer behauptet, dass Selektion die einzige Ursache für Evolution ist?

ich habe anhand eines Zitats gezeigt, wie sich Dawkins eine Erklärung vorstellt.

Es ging konkret um die Selektionstheorie, die Dawkins in der Form des Ultra-Darwinismus vertritt. Es gibt eine Fülle anderer Evolutionstheorien. Aber das war nicht der Punkt.
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Horstsson
Kann's einfach nicht glauben!



Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 81

Beitrag(#788686) Verfasst am: 11.08.2007, 00:46    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Stell Dir vor, eine Bakterien-Geißel soll entstehen. Die funktioniert erst, wenn alle Komponenten da sind. Bevor das der Fall ist, kann zwar jede einzelne Komponente auf irgendeine andere Funktion hin selektiert werden, aber eben nicht auf die Funktion des Endsystems hin.

Och nee... auch mit "Bakterien-Geißel" statt "Auge", wird dieses Argument nicht brauchbarer.

Ausserdem ist Selektion immer noch nicht zielgerichtet und niemand und nichts selektiert "auf eine Funktion hin".
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kolja
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#788745) Verfasst am: 11.08.2007, 02:11    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Der Schritt von 'Nicht-Geißel' zu 'Geißel' mag zwar sehr klein sein (alle Komponenten waren vorhanden, es erfolgte nur noch die Zusammenlagerung),

Das klingt ja so, als müssten Funktionswechsel in einem Schritt erfolgen, sie könnten aber auch graduell erfolgen. Zum Beispiel könnte eine Struktur während ihrer graduellen Optimierung auf Funktion A irgendwann als zufälligen Nebeneffekt Funktion B herausgebildet haben, an welcher wiederum die Selektion angreifen kann. Außerdem klingt das so, als ob gleich mehrere "alte" Funktionen in einem einzigen Schritt zu einer "neuen" Funktion vereint werden müssten. Aber auch da ist überhaupt nicht ersichtlich, warum das zwingend so abgelaufen sein muss, auch hier sind graduelle Übergänge denkbar. Und selbst wenn scheinbar schlagartig eine neue Funktion auftauchen sollte, so könnte dies, wie Du selber schreibst, durch einen sehr kleinen Schritt geschehen, der auch nicht größer ist, als ein anderer Schritt, der nur eine graduelle Optimierung bringt. Dein Problem ist wohl eher, dass Du die neue Funktion per se als Sprung wertest.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
aber die Selektion hatte mit diesem Schritt nichts zu tun.

Und was ist daran besonders? Die Selektion hat doch nie etwas mit den einzelnen Schritten zu tun, ob es nun die Optimierung einer vorhandenen Funktion oder die Entstehung einer neuen Funktion ist. Wesentlich ist doch nur, dass auch Funktionswechsel graduell erreicht werden können.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Das ist ein Sprung

Wie ich schon sagte, wie ein Sprung sieht das nur aus Sicht eines auf die Funktion fixierten Betrachters aus.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
nach Dawkins nur eine Umformulierung des Problems

Exakt so würde ich das auch nennen, und ich hab's nicht bei Dawkins gelesen. Lachen

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
und, noch schlimmer, ein Einfallstor für 'Design'.

Naja, die Denkfehler anderer Leute sind deren eigene Probleme.
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#788758) Verfasst am: 11.08.2007, 02:55    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Um Dein Beispiel mit dem Auto zu verwenden: Dawkins sagt, dass ein Auto auch auf den höchsten Berg kommt, wenn nur eine hinreichend flache Rampe vorhanden ist. Nun gibt es tatsächlich eine Rampe, die ein Stück weit führt. Dawkins fährt auf der Rampe, und sieht Menschen auf der Spitze des Berges. Daher sagt er: problemlos, den Berg zu erklimmen. Bisher hat ihn seine Rampe ja in Richtung Ziel geführt. Es könnte aber sein, dass die Rampe hinter der nächsten Kurve aufhört und die Menschen mit den Hubschrauber hoch geflogen wurden. Dann hätte man zwar keine Engelein gebraucht, aber Dawkins hat Unrecht.


Das Bild mit dem Berg soll ja nicht erklären, wie ein bestimmter Berg erklommen wurde, sondern nur den Gradualismus illustrieren, mit dem man irgendeinen Berg besteigen kann. Dein Gegenbeispiel erscheint mir teleologisch. Der Autofahrer Dawkins in Deinem Beispiel hat ein konkretes Ziel und es gibt nur einen Weg, um zu diesem Ziel zu kommen. Beides gilt für die Evolution nicht.

Ausserdem steht Dawkins - um im Bild zu bleiben - nicht vor einem Berg und fragt sich, wie er ihn erklimmen kann, sondern er steht auf einem Berg und fragt sich, wie er dort hochgekommen ist. Er sieht um sich herum viele andere Berge im Nebel (mögliche Ausgänge der Evolution), auf denen er (oder ein anderes intelligentes Wesen, dass sich darüber wundert, wie es auf einen der Berge gekommen ist) ebenso stehen könnte. Da Dawkins Naturalist ist, geht er davon aus, dass es einen graduellen Weg gibt, den man ohne technische Hilfsmittel, die von einem intelligenten Designer bereit gestellt wurden, bewältigen kann. Ist das nicht der Fall, dann ist der Naturalismus falsch. Dann wird man aber auch keine Landkarte zeichnen können, die erklärt, wie Dawkins ohne technische Hilfsmittel auf den Berg gekommen ist. Das schliesst nicht aus, dass es in der Vergangenheit Verwandte von Dawkins Vorfahren gab, die eine falsche Rampe gewählt haben oder einen der anderen Berge im Nebel erklimmen wollten. Die gehören aber nicht zu Dawkins Vorfahren.


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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#788790) Verfasst am: 11.08.2007, 06:35    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Der Schritt von 'Nicht-Geißel' zu 'Geißel' mag zwar sehr klein sein (alle Komponenten waren vorhanden, es erfolgte nur noch die Zusammenlagerung),

Das klingt ja so, als müssten Funktionswechsel in einem Schritt erfolgen, sie könnten aber auch graduell erfolgen.

fällt Dir auf, dass Du einen Konjunktiv verwendest?

kolja hat folgendes geschrieben:
Zum Beispiel könnte eine Struktur während ihrer graduellen Optimierung auf Funktion A irgendwann als zufälligen Nebeneffekt Funktion B herausgebildet haben, an welcher wiederum die Selektion angreifen kann.

Das schrieb ich doch.

kolja hat folgendes geschrieben:
Außerdem klingt das so, als ob gleich mehrere "alte" Funktionen in einem einzigen Schritt zu einer "neuen" Funktion vereint werden müssten.

Nein. Ich stellte nur dar, welche Anforderungen Dawkins an eine Erklärung stellt.

kolja hat folgendes geschrieben:
Aber auch da ist überhaupt nicht ersichtlich, warum das zwingend so abgelaufen sein muss, auch hier sind graduelle Übergänge denkbar.

Wird nich anders herum ein Schuh daraus? Reicht es, dass etwas denkmöglich ist, oder muss gezeigt werden, dass es so ist?

kolja hat folgendes geschrieben:
Und selbst wenn scheinbar schlagartig eine neue Funktion auftauchen sollte, so könnte dies, wie Du selber schreibst, durch einen sehr kleinen Schritt geschehen, der auch nicht größer ist, als ein anderer Schritt, der nur eine graduelle Optimierung bringt. Dein Problem ist wohl eher, dass Du die neue Funktion per se als Sprung wertest.

Nein. Mein Problem ist, dass ich Dawkins an den eigenen Aussagen messe.

kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
aber die Selektion hatte mit diesem Schritt nichts zu tun.

Und was ist daran besonders?

Dass die Theorie Selektionstheorie heißt.

kolja hat folgendes geschrieben:
Die Selektion hat doch nie etwas mit den einzelnen Schritten zu tun,

Wenn Du Recht hast, ist die Selektionstheorie gescheitert, obwohl Du ständig schreibst, dass sie doch zutreffen könnte.

kolja hat folgendes geschrieben:
ob es nun die Optimierung einer vorhandenen Funktion oder die Entstehung einer neuen Funktion ist. Wesentlich ist doch nur, dass auch Funktionswechsel graduell erreicht werden können.

Nein, eben nicht. Das ist doch der Punkt: die Selektionstheorie geht davon aus, dass die Selektion der einzige richtende Faktor der Evolution ist. Solange das der Fall ist, wird genau das erreicht, was die Selektionstheorie für Menschen wie Dawkins so interessant macht: Evolution wird erklärbar.

kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Das ist ein Sprung

Wie ich schon sagte, wie ein Sprung sieht das nur aus Sicht eines auf die Funktion fixierten Betrachters aus.

Aus welcher Sicht ist das dann ein Kontinuum?

kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
nach Dawkins nur eine Umformulierung des Problems

Exakt so würde ich das auch nennen, und ich hab's nicht bei Dawkins gelesen. :lol:

Dann lies noch einmal:
Zitat:
Gradual evolution by small steps, each step being lucky but not too lucky, is the solution to the riddle. But if it is not gradual, it is no solution to the riddle: it is just a restatement of the riddle.

Ein Beispiel für einen solchen 'small step' wäre die Aufnahme aerober Prokaryonten durch eine andere Zelle bei der Entstehung der Eukaryontenzelle (Symbiogenese).

kolja hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
und, noch schlimmer, ein Einfallstor für 'Design'.

Naja, die Denkfehler anderer Leute sind deren eigene Probleme.

Natürlich. Aber es ist Dawkins' Fehler, seine Erklärung an ein Postulat zu binden und, wie Du, ständig von 'könnte', 'ist vorstellbar' und so weiter zu sprechen. Das ist an sich untadelig, allerdings nicht ausreichend, wenn man andere Positionen kritisiert.
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El Schwalmo
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Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#788793) Verfasst am: 11.08.2007, 06:43    Titel: Antworten mit Zitat

Horstsson hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Stell Dir vor, eine Bakterien-Geißel soll entstehen. Die funktioniert erst, wenn alle Komponenten da sind. Bevor das der Fall ist, kann zwar jede einzelne Komponente auf irgendeine andere Funktion hin selektiert werden, aber eben nicht auf die Funktion des Endsystems hin.

Och nee... auch mit "Bakterien-Geißel" statt "Auge", wird dieses Argument nicht brauchbarer.

wie meinst Du das?

Horstsson hat folgendes geschrieben:
Ausserdem ist Selektion immer noch nicht zielgerichtet und niemand und nichts selektiert "auf eine Funktion hin".

Es geht daraum, wie die Entstehung von Systemen erklärt werden kann. Dawkins hat Bedingungen dafür formuliert. Die beruht darauf, dass es richtungslose Mutationen und eine richtende Koponente gibt. Damit das Verfahren funktionieren kann, müssen bestimmte Bedingungen zutreffen. Wenn eine Funktionalität (z.B. 'Sehen') vorhanden ist, dann ist es leicht erklärlich, wie dieses mit den Mechanismen der Selektionstheorie optimiert werden kann. Der Knackpunkt ist aber die Enstehung der Sehfähigkeit. Das kann nicht mehr durch Selektion erklärt werden.

Dazu kann man, wie viele andere Evolutionstheorien, einfach sagen 'na und, irgendwie entsteht halt was auf irgendwelche Art und Weise, an dem dann die Selektion angreifen kann''? Mir ging es nur um die Probleme im Ansatz von Dawkins. Es ging um dessen Erklärung von Systemen, die 'designoid' (O-Ton Dawkins) aussehen, und deren Genese Dawkins erklären wollte.
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Beiträge: 9073

Beitrag(#788799) Verfasst am: 11.08.2007, 07:07    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Um Dein Beispiel mit dem Auto zu verwenden: Dawkins sagt, dass ein Auto auch auf den höchsten Berg kommt, wenn nur eine hinreichend flache Rampe vorhanden ist. Nun gibt es tatsächlich eine Rampe, die ein Stück weit führt. Dawkins fährt auf der Rampe, und sieht Menschen auf der Spitze des Berges. Daher sagt er: problemlos, den Berg zu erklimmen. Bisher hat ihn seine Rampe ja in Richtung Ziel geführt. Es könnte aber sein, dass die Rampe hinter der nächsten Kurve aufhört und die Menschen mit den Hubschrauber hoch geflogen wurden. Dann hätte man zwar keine Engelein gebraucht, aber Dawkins hat Unrecht.

Das Bild mit dem Berg soll ja nicht erklären, wie ein bestimmter Berg erklommen wurde, sondern nur den Gradualismus illustrieren, mit dem man irgendeinen Berg besteigen kann.

und mein Beispiel sollte illustrieren, dass das nur geht, falls eine solche Rampe vorhanden ist. Die Frage war, ob das der Fall ist. Und das ist dann genau die Frage nach 'the edge of evolution'.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Dein Gegenbeispiel erscheint mir teleologisch. Der Autofahrer Dawkins in Deinem Beispiel hat ein konkretes Ziel und es gibt nur einen Weg, um zu diesem Ziel zu kommen. Beides gilt für die Evolution nicht.

Dann wandle es einfach ab: er ist in einem Gebirge, überall sind Rampen. Einige führen bis zum Gipfel, andere nicht, überall gibt es Kreuzungen.

Die Frage ist dann, ob es zu jedem Gipfel eine Rampe gibt. Dazu stellt sich die Frage, ob man außer Autos auch andere 'Mechanismen' verwenden darf.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Ausserdem steht Dawkins - um im Bild zu bleiben - nicht vor einem Berg und fragt sich, wie er ihn erklimmen kann, sondern er steht auf einem Berg und fragt sich, wie er dort hochgekommen ist.

Im Bild erwacht er auf einem Gipfel, hat kein Auto dabei und überlegt sich, wie er wohl mit einem Auto hier her gekommen sein könnte.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Er sieht um sich herum viele andere Berge im Nebel (mögliche Ausgänge der Evolution), auf denen er (oder ein anderes intelligentes Wesen, dass sich darüber wundert, wie es auf einen der Berge gekommen ist) ebenso stehen könnte.

Wobei er feststellt, dass es Autos gibt, und dass, falls es geeignete Rampen gibt, kein Problem wäre, auf die Berge zu kommen. Die Frage dreht sich aber darum, ob auch Engelein die Menschen auf Berge tragen können. Dawkins ist auf die Alternative 'Engel vs. Auto' fixiert und sieht nicht, dass es auch Hubschrauber gibt. Genauer: man kann Naturalist sein und das, was Dawkins lehrt, ablehnen. Man hat dann allerdings eins nicht mehr: Eine Erklärung nach den Kriterien von Dawkins. Aus diesem Grund habe ich auch Flannery zitiert.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Da Dawkins Naturalist ist, geht er davon aus, dass es einen graduellen Weg gibt, den man ohne technische Hilfsmittel, die von einem intelligenten Designer bereit gestellt wurden, bewältigen kann. Ist das nicht der Fall, dann ist der Naturalismus falsch. Dann wird man aber auch keine Landkarte zeichnen können, die erklärt, wie Dawkins ohne technische Hilfsmittel auf den Berg gekommen ist. Das schliesst nicht aus, dass es in der Vergangenheit Verwandte von Dawkins Vorfahren gab, die eine falsche Rampe gewählt haben oder einen der anderen Berge im Nebel erklimmen wollten. Die gehören aber nicht zu Dawkins Vorfahren.

Das ist nun wieder ein anderer Thread.

Das ist halt immer die Crux an Analogien: sie führen zu weiteren Analogien auf der Basis der Bilder und nicht des Inhalts.



Wenn Du Artikel von Dawkins liest und auf Konjunktive achtest, lässt sich dieses Bild auch in diesem Kontext sehr schön verwenden. Allerdings müsste das Wunder ganz links stehen. Schon Darwin hat so argumentiert: er setzte die Entstehung des Lebens einfach voraus. Viele andere 'darwinian stories' sind nach dem selben Muster konstruiert.

Und genau da setzen dann ID-Vertreter an: wenn bestimmte Strukturen da sind, dann funktioniert die Selektionstheorie. Die Frage, woher diese Strukturen kommen, ist in der Evolutionsdiskussion seit Darwin umstritten. Sie war vor dem zweiten Weltkrieg ein Standard-Thema. Die STE hat diese Frage nie gelöst. 2009 wird ein Darwin-Jahr und es wird hochinteressant sein, zu vergleichen, was 1909, 1959 und 2009 diesbezüglich zu lesen war bzw. sein wird. Ich gehe davon aus, dass das, was man 2009 sagen wird, eher dem gleicht, was 1909 geschrieben wurde, als dem, was 1959 behauptet wurde.

Man vergleiche nur

Seward, A.C.; (ed.) (1909) 'Darwin and Modern Science' Cambridge, Cambridge University Press

mit

Tax, S.; (ed.) (1960) 'Evolution After Darwin. 3 vols' Chicago, University of Chicago Press

Leider fehlt ein aktuelles Pendant zu

Kellogg, V.L. (1907) 'Darwinism To-Day. A Discussion of Present-Day Scientific Criticism of the Darwinian Selection Theories, Together With a Brief Account of the Principal Other Proposed Auxiliary and Alternative Theories of Species-Forming' New York, Henry Holt
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kolja
der Typ im Maschinenraum
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
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Beitrag(#788938) Verfasst am: 11.08.2007, 12:07    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
fällt Dir auf, dass Du einen Konjunktiv verwendest?

Du weichst aus, das ist für meine Argumentation unbedeutend.

Du hattest weiter oben behauptet, dass solche Schritte wie in Deinem Beispiel mit Dawkins Ansatz prinzipiell nicht kompatibel sind. Diese Behauptung kann ich widerlegen, indem ich zeige, dass es zumindest prinzipiell doch möglich wäre. Also gehen Deine Verweise auf Konjunktive, Denkmmöglichkeiten und dergleichen alle ins Leere.

kolja hat folgendes geschrieben:
Zum Beispiel könnte eine Struktur während ihrer graduellen Optimierung auf Funktion A irgendwann als zufälligen Nebeneffekt Funktion B herausgebildet haben, an welcher wiederum die Selektion angreifen kann.
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Das schrieb ich doch.

Nein, das hast Du nicht geschrieben. In Deinem Beispiel waren mehrere verschiedene Strukturen mit verschiedenen Funktionen Voraussetzung für den nächsten Schritt. Das klingt doch, was für ein Zufall, gleich viel unwahrscheinlicher.

kolja hat folgendes geschrieben:
Außerdem klingt das so, als ob gleich mehrere "alte" Funktionen in einem einzigen Schritt zu einer "neuen" Funktion vereint werden müssten.
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Nein. Ich stellte nur dar, welche Anforderungen Dawkins an eine Erklärung stellt.

Du konntest bisher nicht überzeugend zeigen, dass er die Anforderungen so stellt, wie Du es hier behauptest.

kolja hat folgendes geschrieben:
Aber auch da ist überhaupt nicht ersichtlich, warum das zwingend so abgelaufen sein muss, auch hier sind graduelle Übergänge denkbar.
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Wird nich anders herum ein Schuh daraus? Reicht es, dass etwas denkmöglich ist, oder muss gezeigt werden, dass es so ist?

Siehe oben bzgl. "prinzipiell unmöglich". Du erhöhst bedarfslogisch die Anforderungen, die Du anlegst. Bei der graduellen Optimierung einer vorhandenen Funktion reicht Dir nämlich die Denkmöglichkeit auch aus, zumindest greifst Du dort nicht mit Deiner Kritik an.

kolja hat folgendes geschrieben:
Und selbst wenn scheinbar schlagartig eine neue Funktion auftauchen sollte, so könnte dies, wie Du selber schreibst, durch einen sehr kleinen Schritt geschehen, der auch nicht größer ist, als ein anderer Schritt, der nur eine graduelle Optimierung bringt. Dein Problem ist wohl eher, dass Du die neue Funktion per se als Sprung wertest.
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Nein. Mein Problem ist, dass ich Dawkins an den eigenen Aussagen messe.

Musst Du ein und dieselbe Aussage mehrfach in einem Beitrag wiederholen, bloß weil es sich gerade so schön einschieben lässt? Ist das so eine Art Beschäftigungstherapie? Auf meinen Punkt bist Du natürlich nicht eingegangen.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
[...] Wenn Du Recht hast, ist die Selektionstheorie gescheitert, obwohl Du ständig schreibst, dass sie doch zutreffen könnte.

Das ist Quatsch, Du ignorierst den Kontext, in dem dies stand. Aus dem gleichen Grund hast Du MHs richtigen Einwand nicht kapiert. Du hast weiter oben geschrieben, dass mit der Selektion nicht erklärt werden kann, wie ein Funktionswechsel in einem Schritt entsteht:

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Der Schritt von 'Nicht-Geißel' zu 'Geißel' mag zwar sehr klein sein (alle Komponenten waren vorhanden, es erfolgte nur noch die Zusammenlagerung), aber die Selektion hatte mit diesem Schritt nichts zu tun.

Das ist aber trivialerweise alleine deswegen schon richtig, weil die Selektion niemals etwas mit den einzelnen Schritten zu tun hat, weil diese Schritte eben zufällig sind. Die Selektion erklärt erst, warum aus allen möglichen hinreichend wahrscheinlichen Schritten die brauchbaren Schritte ausgewählt werden. Dafür ist es aber völlig egal, ob die Selektion "neue" oder "alte" Funktionen "vorfindet".

Du müsstest also vielmehr zeigen, das ein Einzelschritt, der eine neue Funktion oder eine Funktionsänderung mit sich bringt, prinzipiell viel unwahrscheinlicher ist als ein Einzelschritt, der die Optimierung einer bestehenden Funktion mit sich bringt. Das gelingt Dir jedenfalls nicht mit Beispielen, die absichtlich so konstruiert wurden, dass es besonders unwahrscheinlich erscheint.

kolja hat folgendes geschrieben:
ob es nun die Optimierung einer vorhandenen Funktion oder die Entstehung einer neuen Funktion ist. Wesentlich ist doch nur, dass auch Funktionswechsel graduell erreicht werden können.
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Nein, eben nicht. Das ist doch der Punkt: die Selektionstheorie geht davon aus, dass die Selektion der einzige richtende Faktor der Evolution ist. Solange das der Fall ist, wird genau das erreicht, was die Selektionstheorie für Menschen wie Dawkins so interessant macht: Evolution wird erklärbar.

Wie eine "Richtung" erscheint es erst bei rückwirkender Betrachtung, Dawkins benötigt das gar nicht. Das schreibt er doch in dem Zitat weiter unten, er benötigt nur, dass alle selektierten Schritte jeweils für sich vorteilhaft waren. Dabei können durchaus beliebige "Richtungswechsel" auftreten.

kolja hat folgendes geschrieben:
Wie ich schon sagte, wie ein Sprung sieht das nur aus Sicht eines auf die Funktion fixierten Betrachters aus.
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Aus welcher Sicht ist das dann ein Kontinuum?

Wenn man die Funktion ignoriert und nur die "Schrittweite" betrachtet, gibt es keinen prinzipiellen Unterschied mehr zwischen Funktionsänderung und Funktionsoptimierung.
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



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Beitrag(#788960) Verfasst am: 11.08.2007, 12:43    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Und genau da setzen dann ID-Vertreter an: wenn bestimmte Strukturen da sind, dann funktioniert die Selektionstheorie. Die Frage, woher diese Strukturen kommen, ist in der Evolutionsdiskussion seit Darwin umstritten.


Aber wo ist denn nun das Problem für die Selektionstheorie? In jedem Stadium der Evolution sind Strukturen vorhanden, an der die Selektion angreifen kann. Die spannende Frage ist, ob es Möglichkeiten gibt, das "bereits Vorhandene" etappenweise so umzustrukturieren, dass ab einem bestimmten Punkt eine neue Systemeigenschaft emergiert.

Man muss dabei keinen "Bruch" mit der Selektionstheorie in Kauf nehmen. Es spielt dabei auch keine Rolle, dass die Selektion (tivialerweise) nicht auf eine Endfunktion hinwirken kann, die noch gar nicht existiert. Es genügt doch (Kolja hatte es ja schon erwähnt), wenn man ein System hinsichtlich eines Funktionszustands B schrittweise optimieren kann, wenn dabei der Funktionszustand A ganz nebenbei zur Funktionsreife gelangt...


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Horstsson
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Beiträge: 81

Beitrag(#789282) Verfasst am: 11.08.2007, 21:30    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Horstsson hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Stell Dir vor, eine Bakterien-Geißel soll entstehen. Die funktioniert erst, wenn alle Komponenten da sind. Bevor das der Fall ist, kann zwar jede einzelne Komponente auf irgendeine andere Funktion hin selektiert werden, aber eben nicht auf die Funktion des Endsystems hin.

Och nee... auch mit "Bakterien-Geißel" statt "Auge", wird dieses Argument nicht brauchbarer.

wie meinst Du das?

Die angeblich unmoegliche Entstehung des Auges ist vermutlich das bekannteste Beispiel fuer denselben Gedankengang, den Du jetzt anhand der Bakterien-Geissel vorfuehrst: Ein neues Organ x koenne erst entstehen, wenn alle dafuer notwendigen Einzelbausteine komplett vorliegen und fuer sich schon perfekt funktionieren. Andernfalls wuerde das neue Organ x gar nicht funktionieren und ergo die Selektion nicht ueberstehen. Und angesichts der Komplexitaet des neuen Organs x ist es absolut unwahrscheinlich, dass alle notwendigen Einzelteile zugleich genau so vorliegen, wie es erforderlich ist. Somit koenne dieses Organ x nicht schrittweise durch zufaellige Mutationen und anschliessende Selektion entstanden sein und die Theorie sei damit hinfaellig oder zumindest grob unvollstaendig.
Dieses Argument stellt im Grunde immer - egal anhand welchen Beispiels - darauf ab, dass derjenige, der es verwendet, ein Organ nennt, fuer das er sich beim besten Willen keine Abfolge von hinreichend kleinen Schritten vorstellen kann, und dass dies ein Beleg sei, dass Mutation+Selektion fuer die Entstehung neuer und/oder komplexer Organe nicht als Erklaerung reichen koennten.
Das Auge ist da, wie gesagt, das vermutlich bekannteste Beispiel fuer diese Argumentation, die immer wieder auftaucht, obwohl sie eigentlich schon so oft und so haeufig als nicht ueberzeugend verworfen wurde (v. Dithfurth, Dawkins).
Aber ueber kurz oder lang findet immer wieder jemand ein vermeintlich neues, staerkeres, nicht wegzudiskutierendes Beispiel. Wenn nicht das Auge, dann die Niere, oder am besten irgendeinen Mechanismus auf molekularer Ebene oder oder oder - die Bakterien-Geissel. Und egal, an wievielen Beispielen das Argument auch schon entkraeftet wurde, fuer dieses neue Beispiel - Organ y - sei es nun wirklich absolut unmoeglich, sich eine Schrittfolge vorzustellen, die zu diesem speziellen Organ y haette fuehren koennen. Und deshalb... usw. usw.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Horstsson hat folgendes geschrieben:
Ausserdem ist Selektion immer noch nicht zielgerichtet und niemand und nichts selektiert "auf eine Funktion hin".

Es geht daraum, wie die Entstehung von Systemen erklärt werden kann. Dawkins hat Bedingungen dafür formuliert. Die beruht darauf, dass es richtungslose Mutationen und eine richtende Koponente gibt.

Die Selektion richtet nicht in dem Sinne, dass sie Eigenschaften aussucht, die einer Zielvorstellung naeherkommen als andere. Sie findet einfach dadurch statt, dass manche Eigenschaften zum (laengeren) Ueberleben und (haeufigeren) Fortpflanzen mehr beitragen als andere. Diese Eigenschaften bleiben und breiten sich aus usw. Im Nachhinein, laesst sich so eben sehr wohl erklaeren, wie eine bestimmte komplexe Eigenschaft zustandegekommen sein kann, die dann, angesichts ihres Nutzens, eben eine (neue) Funktion ist. Im Nachhinein kann man dementsprechend der Selektion die richtende Wirkung hin zu dieser Funktion zusprechen. Deshalb ist Selektion aber immer noch nicht zielgerichtet.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Damit das Verfahren funktionieren kann, müssen bestimmte Bedingungen zutreffen. Wenn eine Funktionalität (z.B. 'Sehen') vorhanden ist, dann ist es leicht erklärlich, wie dieses mit den Mechanismen der Selektionstheorie optimiert werden kann. Der Knackpunkt ist aber die Enstehung der Sehfähigkeit. Das kann nicht mehr durch Selektion erklärt werden.

Und da isses wieder. Diesmal nicht Auge oder Geissel, sondern "Sehfaehigkeit". Das aendert aber eben am grundsaetzlichen Argument nix.
Zudem finde ich das Beispiel "Sehfaehigkeit" noch aus einem anderen Grunde schwach: Ab welchem Niveau der "Sehfaehigkeit" sprichst Du denn hier von "Sehfaehigkeit"? Scharfes Erkennen von Gegenstaenden oder Hell/Dunkel-Unterscheidung? Oder schon beim photoelektrischen Effekt? Da laesst sich vermutlich zu fast jedem bisher gedachten Anfangspunkt der Selektion ein weiterer davor/darunter plausibel denken.
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El Schwalmo
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Beitrag(#789657) Verfasst am: 12.08.2007, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

@kolja, horstsson, (Darwin Upheaval, danke für den Hinweis, ist ein anderer Thread, wir sind uns eher einig)

durch Eure Postings wurde mir klar, dass ich nicht deutlich genug dargestellt habe, um was es mir eigentlich geht, und, noch schlimmer, ich habe mehrere Ebenen gleichzeitig angeschnitten.

Vielleicht 'systematisch':

Ebene 1: wie erklärt Dawkins die Entstehung 'designoider' Strukturen?

Ebene 2: welche Bedingungen müssen nach Dawkins erfüllt sein, damit seine Erklärung zutrifft?

Ebene 3: sind diese Bedingungen innerhalb von Dawkins Argumentation erfüllt?

Ebene 4: sind diese Bedingungen tatsächlich erfüllt?

Ebene 5: könnten diesen Strukturen naturalistisch auf andere Art und Weise entstehen, als Dawkins beschreibt?

Ebene 6: sind diese Vorstellungen Denkmodelle oder konkret aufgezeigte Entwicklungswege?

Ebene 7: wie stimmig ist Dawkins 'weltanschauliche' Argumentation, wenn sie auf der Basis von 'design vs. Evolution' erfolgt, wenn er, mechanismisch gesehen, eine angreifbare Position vertritt?

Es sollte klar geworden sein, dass mich ID als Alternative gar nicht interessiert. ID ist als supranaturalistische Auffassung innerhalb der Naturwissenschaften gar nicht diskutierbar. Die Diskussion kann aber auf der einen Seite dazu führen, die eigene Position zu verbessern, man kann aber auch falsche Auffassungen von ID-Vertretern kritisieren. Letztendlich sind das aber Diskurse, die man nicht innerhalb der Wissenschaft führen kann, weil ID innerwissenschaftlich nichts beitragen kann. Es bleibt aber ein 'Stachel im Fleisch', weil es den Blick auf die Grenzen lenkt, die in den üblichen Darstellungen, die den Schwerpunkt auf das Erreichte legen, leicht übersehen werden. Letztendlich führt das dazu, dass Menschen aus unserem Lager in der Diskussion mit ID-Vertretern 'die Karten überreizen', was die eigene Position unnötig schwächt.

Wir sind uns vermutlich in Ebene 5 einig, möglicherweise mit Abstrichen in Ebene 6. Ich meine, zeigen zu können, dass schon Ebene 3 nicht zutrifft, auf jeden Fall räumt Dawkins Probleme mit Ebene 4 ein. Unsere Differenzen beruhen vermutlich darauf, dass wir Ebene 2 klären müssten.

Ich stelle Dawkins Position in einen größeren Kontext, eben die Diskussion über die Reichweite der Selektionstheorie, die vor allem in den 1930er bis 1950er Jahren erfolgte, aber auch in den 1970er Jahren wieder auflebte. Ob ID diese Diskussion wiederbelebt (Behe benannte sein aktuelles Buch nicht ohne Grund The Edge of Evolution, wobei er aber, wie im Untertitel The Search for the Limits of Darwinism deutlich wird, unter 'Evolution' speziell Darwinismus versteht, was, von den Mechanismen her gesehen, bestenfalls eine Teilmenge der Evolutionsfaktoren abdeckt) ist eine offene Frage. Ich gehe davon aus, dass die Evolutionsbiologie sehr davon profitieren würde, diese Frage aufzugreifen.

Ich bin der Überzeugung, dass die Charakterisierung von Dawkins Position als 'Ultradarwinismus' durchaus zutreffend ist, weil er die Rolle der Selektion höher ansetzt als es andere Autoren machen. Die Mechanismen, die Ihr diskutiert habt, sind eher auf Ebene 5 anzusiedeln. Bei Koja scheint mir 'zwischen den Zeilen' ein Schwerpunkt auf Mutationsdruck zu liegen, einer Auffassung, die Dawkins Position eher schwächen als stützen würde. Das gilt auch für andere Mechanismen aus der Ebene 5. Daraus folgt IMAO, dass Ebene 7 nicht besonders sinnvoll ist. Die Ebene 6 ist wieder ein anderer Thread, der eher für die Diskussion mit ID relevant ist.

Ich müsste meine Thesen jetzt belegen, angefangen von einer Darstellung der Position Dawkins auf der Basis seiner Arbeiten, der innerwissenschaftlichen Kritik an diesen Positionen und schließlich auf der Basis der außerwissenschaftlichen Kritik, wie sie beispielsweise von ID aber auch Naturphilosophen geübt wird. Viele Bausteinchen dazu habe ich in meiner Exzerpt-Datenbank, aber mir fehlt zurzeit die Motivation und vor allem die Zeit, das auszuformulieren. Sorry.

BTW, danke für die sachliche inhaltliche Diskussion
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Sokrateer
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Beitrag(#789684) Verfasst am: 12.08.2007, 11:02    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht entsteht das Missverständnis über die Frage, ob der Genotyp oder der Phänotyp betrachtet wird.

Von oben gesehen sieht der Weg, den jemand in der Hügellandschaft nimmt, immer graduell bzw. stetig aus, egal ob sich da Rampen oder Klippen befinden.

Ein besserer Vergleich zur Evolution wäre der eines Roboters, der von A nach B kommen muss, sich aber zu Beginn noch nicht einmal bewegen kann. Er muss bestimmte Bewegungsmuster graduell erlernen (laufen, gehen, schwimmen, klettern, springen, ...) und er muss je nach Terrain ein entsprechendes Bewegungsmuster aktivieren. Auch das Umschalten erfolgt graduell, nur, dass in diesem Fall für den Betrachter ein großer Verhaltensunterschied zu sehen ist, der auf den ersten Blick nicht erklärbar ist, wenn er nicht die ganze Geschichte des Roboters kennt.

Dieser "Streit" in der Evolution dreht sich aber sowieso nur um Betrachtungsweisen und die Frage, für wie bedeutsam man welchen Aspekt hält. Das ist eher ein ästhetischer Streit, wie man ihn vielleicht aus der Kunst kennt, aber soweit ich das verstanden habe, gibt es keine Meinungsunterschiede über die Mechanismen der Evolution.

Das alles betrifft Dawkins Argumentation in the God Delusion nicht. Aber das erwähnte ich ja schon.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
ID ist als supranaturalistische Auffassung innerhalb der Naturwissenschaften gar nicht diskutierbar.

Sind sie sehr wohl. Selbst der verschleierte Kreationsimus der IDler macht aussagen über das Universum, die ganz offensichtlich falsch sind. Man weiß ja schließlich, dass das Design des Universums, als auch des Menschen und seiner Umwelt aus anthropozentrischer Sicht hirnverbrannt ist. Die IDler müssten eigentlich einen intelligenten Designer postulieren, der seine Spuren verwischen wollte, indem er ein idiotisches Design hinterließ. Das wäre dann wirklich nicht mehr falsifizierbar. Eine Aussage über unser Universum wäre es dennoch.

Abgesehen davon sind alle Unterstützer von ID samt und sonders Kreationisten, die glauben, Gott damit einen Gefallen zu tun. Man muss sie direkt bei ihrer Motivation angreifen, also bei ihrem haltlosen Glauben an ihren persönlichen und intervenierenden Gott, der sich wiederum innerhalb der Reichweite der wissenschaftlichen Betrachtung findet.
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El Schwalmo
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Beitrag(#789760) Verfasst am: 12.08.2007, 13:07    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Vielleicht entsteht das Missverständnis über die Frage, ob der Genotyp oder der Phänotyp betrachtet wird.

das ist zweifellos oft der Fall. Du kannst davon ausgehen, dass ich das in meine Argumentation einpreise. Auf der Ebene des Genotyps gibt es nur Sprünge.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Von oben gesehen sieht der Weg, den jemand in der Hügellandschaft nimmt, immer graduell bzw. stetig aus, egal ob sich da Rampen oder Klippen befinden.

Klar. Aber wenn man dann nach Mechanismen fragt, spielt es durchaus eine Rolle, welche 'constraints' man ansetzt. Bestimmte Mechanismen sind mit Sprüngen nicht kompatibel, andere funktioneren nur mit Sprüngen. Das ist dann das, was für Dich 'Ästhetik' ist.

Ich habe mal ein wenig zur Problematik des Begriffs 'Evolution' geschrieben. Evolution ist zwar eine historische Tatsache (das wirft YEC aus dem Rennen), aber sowohl Deszendenz als auch Mechanismen lassen Platz für einen (allerdings nicht jeden) Designer.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:

[ ... ]

Auf Dein Beispiel gehe ich nicht näher ein, mein Punkt sollte auch so klar werden.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Dieser "Streit" in der Evolution dreht sich aber sowieso nur um Betrachtungsweisen

Nein, er dreht sich um die Mechanismen.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
und die Frage, für wie bedeutsam man welchen Aspekt hält. Das ist eher ein ästhetischer Streit, wie man ihn vielleicht aus der Kunst kennt, aber soweit ich das verstanden habe, gibt es keine Meinungsunterschiede über die Mechanismen der Evolution.

Dann kann ich Dir nur dringendst empfehlen, in ein moderners Lehrbuch der Evolutionsbiologie zu schauen. Oder, noch besser, in ein Lehrbuch der Wissenschaftsgeschichte. Das Probelm besteht darin, dass die meisten Fachwissenschaftler kein Interesse an theoretischen Fragen haben. Auf der einen Seite sind sie pragmatisch, oft fehlt ihnen auch die Zeit für derartige Beschäftigungen. Sie drehen zudem meist ein so kleines Rädchen, dass ihnen gar nicht auffällt, ob das in ein System passt, das sie gar nicht kennen. Ich halte jede Wette, dass Du, auch wenn Du viele fachwissenschaftlich aktive Biologen fragen würdest, was sie unter dem derzeitigen Standard der Evolutionsbiologie (und in dem Bereich ist die Mechanismenfrage zentral) verstehen, kaum zwei fändest, die in der Lage wären, den Namen der Theorie, die sie vertreten, anzueben, beziehungsweise, falls sie einen Namen nennen würden, in der Lage wären, zu beschreiben, was diese Theorie eigentlich besagt.

Wenn Du nur einen Artikel lesen willst:

Gayon, J. (1990) 'Critics and criticism of the modern Synthesis. The viewpoint of a philosopher' Evolutionary Biology 24:1-50

Da werden nur innerwissenschaftliche Debatten dargestellt, behandelt wird zudem nur ein kleiner Ausschnitt aus der Gesamtproblematik.

Du hast natürlich mit einem Recht: falls es 'nur' um das Weltbild, also um Diskussionen mit Evolutionsgegnern geht, muss man derartige Details gar nicht kennen. Das Problem entsteht dann, wenn die Evolutionsgegner sich mit diesen Fragen befasst haben und man einen herrschaftsfreien Diskurs führen muss. Dann kann man sich sehr blamieren.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Das alles betrifft Dawkins Argumentation in the God Delusion nicht. Aber das erwähnte ich ja schon.

Und ich betone noch einmal, dass ich vollkommen anderer Meinung bin. Evolution bildet einen Grundpfeiler seiner Argumentation. Ich habe das Buch gerade (wieder) gelesen, für mich war das deutlich. Kann sein, dass das daran liegt, dass ich den Schwerpunkt anders setze als Dawkins oder Du. Alle Argumente gegen Religion interessieren mich nicht, weil ich nicht religiös bin und hinreichend eigene Argumente für die Diskussion habe. Mich interessiert auch nicht, ob es wichtig und richtig ist, Menschen, die religiös sind, von irgendwas zu überzeugen (kann natürlich objektiv sehr wichtig und richtig sein, aber eben nicht für meine Person). Mich interessiert allerdings sehr, welche Rolle Dawkins der Evolutionsbiologie zuweist, weil ich der Meinung bin, dass das Probleme nicht nur für ihn bringt. Das war aber Punkt 7 in meiner Liste, den man offenbar erst am Schluss behandeln kann.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
ID ist als supranaturalistische Auffassung innerhalb der Naturwissenschaften gar nicht diskutierbar.

Sind sie sehr wohl.

Nein. ID argumentiert explizit mit Grenzen der Erkenntnis, auf der Basis, dass dann nichts mehr erforscht werden kann. ID-Vertreter räumen ein, dass dann nur noch Offenbarung helfen kann. Natürlich hat Dawkins Recht, wenn er sagt, dass es einen gewaltigen Unterschied ausmacht, ob es ein Universum mit Schöpfer oder ohne gibt, wenn man davon ausgeht, dass der Schöpfer sich um uns kümmert. Der ID-Designer ist hingegen eine Art 'Naturkraft', die irgendwas bastelt oder auch nicht. Er kann angeblich mit den Mitteln der Naturwissenschaften erkannt werden, aber nur in der Form, dass man erkennen kann, dass es eben nicht naturalistisch funktionieren kann. Wie so ein Beweis konkret aussehen könnte, wie bewiesen werden könnte, dass Design und kein bisher unbekannter naturalistischer Mechanismus vorliegt, ist mir schleierhaft.

Vielleicht ein wissenschaftshistorisches Beispiel. Darwin sah den schwerwiegendsten Einwand gegen seine Evolutionstheorie in den Alterbestimmungen Lord Kelvins. Der hatte, von Fachwissenschaftlern anerkannt und auf dem Stand der Erkenntnis, nachgewiesen, dass die Erde nicht alt sein kann (ursprünglich ging er von etwa 100 Jahrmillionen aus, später von weniger). Darwin hatte wenige Optionen: Sprünge annehmen (wozu ihm seine 'Bulldogge' Huxley riet), seine Theorie zu modifizieren (das tat er) oder 'aufzugeben'. Er wagte nicht, gegen das Fachwissen von Lord Kelvin zu argumentieren. Ein bislang unbekanntes Phänomen (die Radioaktivität) ließ dieses Problem Darwins verschwinden. ID müsste nun begründen, warum irgendeines ihrer Argumente anders zu beurteilen wäre: unser Wissen ist fallibel, daher ist es ziemlich unmöglich, mit dessen immer vorläufigen Grenzen zu argumentieren. Das schließt natürlich nicht aus, dass man bestimmte Mechanismen als so unplausibel aufweisen kann, dass sie als widerlegt gelten können. Ich gehe davon aus, dass das auf den Mechanismus, nach dem Evolution nach Dawkins angeblich funktioniert, zutrifft. Allerdings ist er 'nur' unvollständig, nicht falsch. Aber um sein Weltbild infrage zu stellen, reicht das vollkommen.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Selbst der verschleierte Kreationsimus der IDler macht aussagen über das Universum, die ganz offensichtlich falsch sind.

Nein, explizit nicht. Denn sie erkennen alles an, was nach ihren Kriterien erforscht wurde. Daher können sie keine falschen Aussagen machen.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Man weiß ja schließlich, dass das Design des Universums, als auch des Menschen und seiner Umwelt aus anthropozentrischer Sicht hirnverbrannt ist. Die IDler müssten eigentlich einen intelligenten Designer postulieren, der seine Spuren verwischen wollte, indem er ein idiotisches Design hinterließ. Das wäre dann wirklich nicht mehr falsifizierbar. Eine Aussage über unser Universum wäre es dennoch.

'Intelligent' in ID bedeutet nicht 'intelligent', sondern nur den Gegensatz zu anderen Formen des 'Designs', eben dem, das beispielsweise Dawkins vertritt. Über die Eigenschaften des oder der Designer werden keine Aussagen gemacht, die über 'er ist in der Lage, irgendwas zu schaffen' hinausgehen.

Nur für den Fall, dass Du ID in seiner 'stärksten' Form vorgestellt haben möchtest, zwei Arbeiten (die Autoren sind, wie Du sicher vermutet hast, Christen, einer davon ZJ):

Rammerstorfer, M. (2006) 'Intelligent Design – Jenseits des Schlagworts' Religion-Staat-Gesellschaft 7 (2):249-270

Meyer, S.C. (2006) 'A Scientific History - and Philosophical Defense - of the Theory of Intelligent Design' Religion-Staat-Gesellschaft 7 (2):203-247

Ich kann nur wärmstens dafür plädieren, ID auf der Basis derartiger Artikel anzugreifen, denn sonst ist man immer in Gefahr, Strohmänner abzufackeln.

Natürlich gibt es auch eine ID-Bewegung, die man bekämpfen muss. Das sollte man aber so machen, dass die kein Schlupfloch dadurch haben, dass man ID insuffizient kritisiert. Nur falls es Dich interessiert, ich habe ein paar Überlegungen dazu auf meiner Site stehen.

BTW, Dawkins mach in The God Delusion die selben falschen Aussagen zu IC, die er von Miller übernommen hat. Ein kurzer Blick in

Behe, M.J. (1996) 'Darwin's Black Box: The Biochemical Challenge to Evolution' New York, Free Press

belegt das eindeutig, Details auch im Nachwort der Ausgabe von 2006, in dem er explizit auf Kritiker eingeht.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Abgesehen davon sind alle Unterstützer von ID samt und sonders Kreationisten, die glauben, Gott damit einen Gefallen zu tun. Man muss sie direkt bei ihrer Motivation angreifen, also bei ihrem haltlosen Glauben an ihren persönlichen und intervenierenden Gott, der sich wiederum innerhalb der Reichweite der wissenschaftlichen Betrachtung findet.

Natürlich. Aber wenn sich jemand auf 'reines ID' zurückzieht, klappt das nicht. Im Gegenteil, dieser Mensch fragt Dich, was Dich motiviert. Und schon bist Du außerhalb des Bereichs der Naturwissenschaften.
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Beitrag(#789775) Verfasst am: 12.08.2007, 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verstehe den Sinn der Diskussion nicht so ganz.
Seinen Atheismus in der Evolutionstheroie zu begründen ist genauso objektiv zwingend wie seinen Glauben in überwältigenden Naturphänomenen.
Schön wenn es jemandem hilft, seine Weltanschauung zu festigen aber nichts mit dem man unbedingt hausieren gehen sollte.

Und wenn man die Mechanismen des Evolutionsprozesses komplett verstünde und nachvollzogen hätte, wüsste man rein gar nichts über den Ursprung des Prozesses.

Die Naturwissenschaften sind auch ein denkbar ungünstiger Rahmen, um sich mit dem Kern religiösen Glaubens auseinanderzusetzen.
Wenn man den Entwicklungen in der Informatik und den Kognitionswissenschaften ein wenig folgt, dann liegt auf der Hand, dass viele hier heiß diskutierte Phänomene wie Schöpfung oder Tod rein technische Probleme sind. Dazu wieder der Verweis auf die Arbeiten von Prof. Schmidhuber von der TU München.

Kürzlich habe ich auch mal in "The God Delusion" reingelesen. Meine Erwartungen, die sich daraus gespeist haben, wer hier Dawkins als "große Autorität" anpreist und dass das "so einflussreiche" Buch selbst in der Münchener Stabi nur über Fernleihe zu bekommen ist haben sich auch beim kurzen Reinlesen mehr als bestätigt.
Dawkins mag hervorragende Beiträge zur Entwicklung der Evolutionstheorie leisten, das kann ich nicht beurteilen. Aber seine Argumentation in weltanschaulichen Dingen ist ein intellektueller Tiefflug, der vor allem diejenigen bedient, die Balsam aufs weltanschauliche Ego brauchen. Freidenker sind meiner Meinung nach mit "Darwin's Cathedral" besser bedient und sollten sich "The God Delusion" v.a. deswegen anschauen, um zu sehen, was Glauben intellektuell so anrichten kann.

Na ja seine Fans wirds nicht erschüttern. Es hat sich ja auch niemand an MSS Maischbergerauftritt gestört (Stalin, Anhänger eines "religiösen Atheismus")
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Sokrateer
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Wohnort: Wien

Beitrag(#789777) Verfasst am: 12.08.2007, 13:37    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Vielleicht entsteht das Missverständnis über die Frage, ob der Genotyp oder der Phänotyp betrachtet wird.

das ist zweifellos oft der Fall. Du kannst davon ausgehen, dass ich das in meine Argumentation einpreise. Auf der Ebene des Genotyps gibt es nur Sprünge.

Fragt sich, was du als Sprung betrachtest. Ich würde sagen, dass der Genotyp sich über elementare Schritte verändert. Das dürfte Dawkins unter graduell verstehen, auch wenn es streng genommen keine stetige Veränderung ist, sondern eine diskrete mit geringer Schrittweite.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Von oben gesehen sieht der Weg, den jemand in der Hügellandschaft nimmt, immer graduell bzw. stetig aus, egal ob sich da Rampen oder Klippen befinden.

Klar. Aber wenn man dann nach Mechanismen fragt, spielt es durchaus eine Rolle, welche 'constraints' man ansetzt. Bestimmte Mechanismen sind mit Sprüngen nicht kompatibel, andere funktioneren nur mit Sprüngen. Das ist dann das, was für Dich 'Ästhetik' ist.

Das einzige, was ich von diesem Satz verstehe, ist das Wort constraints und das bedeutet Bedingung, Randbedingung, Einschränkung.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Dieser "Streit" in der Evolution dreht sich aber sowieso nur um Betrachtungsweisen

Nein, er dreht sich um die Mechanismen.

PZ Meyers sagt was anderes.

Um welche Mechanismen soll es den gehen? Welchen Mechanismus wirfst du Dawkins vor, zu verleugnen?

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Das alles betrifft Dawkins Argumentation in the God Delusion nicht. Aber das erwähnte ich ja schon.

Und ich betone noch einmal, dass ich vollkommen anderer Meinung bin. Evolution bildet einen Grundpfeiler seiner Argumentation. Ich habe das Buch gerade (wieder) gelesen, für mich war das deutlich. Kann sein, dass das daran liegt, dass ich den Schwerpunkt anders setze als Dawkins oder Du.

So ist es. Du störst dich an beiläufig erwähnten Theorien, bei denen Dawkins das Wort Evolution benutzt. Auf Basis älterer Bücher Dawkins konstruierst du hier eine Problematik. Stattdessen müsstest du eigentlich den Evolutionsbegriff von Pascal Boyer, Michael Shermer und den vielen anderen Autoren hinterfragen, aus deren Werken Dawkins seine Spekulation zur Entstehung der Religion und anderen Fragestellungen bezieht.

Bitte nenne doch konkret die fraglichen Kapitel und Passagen.

[quote="El Schwalmo" postid=789760]Nein. ID argumentiert explizit mit Grenzen der Erkenntnis, auf der Basis, dass dann nichts mehr erforscht werden kann. ID-Vertreter räumen ein, dass dann nur noch Offenbarung helfen kann.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Selbst der verschleierte Kreationsimus der IDler macht aussagen über das Universum, die ganz offensichtlich falsch sind.

Nein, explizit nicht. Denn sie erkennen alles an, was nach ihren Kriterien erforscht wurde. Daher können sie keine falschen Aussagen machen.

Deren Kriterien interessieren mich nicht. Wünschelrutengänger, Astrologen und Theologen haben auch Kriterien. Da müssten sie erst mal zeigen, dass ihre Methode zur Wahrheitsfindung dienen kann.
Aussagen über das Universum machen sie alle.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Man weiß ja schließlich, dass das Design des Universums, als auch des Menschen und seiner Umwelt aus anthropozentrischer Sicht hirnverbrannt ist. Die IDler müssten eigentlich einen intelligenten Designer postulieren, der seine Spuren verwischen wollte, indem er ein idiotisches Design hinterließ. Das wäre dann wirklich nicht mehr falsifizierbar. Eine Aussage über unser Universum wäre es dennoch.

'Intelligent' in ID bedeutet nicht 'intelligent', ...

Von der Wortbedeutung her schon. Dass die IDler Ausreden für Zeichen von unintelligentem Design finden müssen, ist klar.

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Abgesehen davon sind alle Unterstützer von ID samt und sonders Kreationisten, die glauben, Gott damit einen Gefallen zu tun. Man muss sie direkt bei ihrer Motivation angreifen, also bei ihrem haltlosen Glauben an ihren persönlichen und intervenierenden Gott, der sich wiederum innerhalb der Reichweite der wissenschaftlichen Betrachtung findet.

Natürlich. Aber wenn sich jemand auf 'reines ID' zurückzieht, klappt das nicht. Im Gegenteil, dieser Mensch fragt Dich, was Dich motiviert. Und schon bist Du außerhalb des Bereichs der Naturwissenschaften.

Frieda aus der Bibelgruppe zieht sich sichern nicht auf ID zurück, genausowenig, wie die Zeugen Jehovas, die an deine Tür klopfen. Aber sie kaufen ID-Bücher und finanzieren diesen Zirkus.


Zuletzt bearbeitet von Sokrateer am 12.08.2007, 13:42, insgesamt einmal bearbeitet
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Sokrateer
souverän



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Beitrag(#789782) Verfasst am: 12.08.2007, 13:42    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Und wenn man die Mechanismen des Evolutionsprozesses komplett verstünde und nachvollzogen hätte, wüsste man rein gar nichts über den Ursprung des Prozesses.

Urpsprung? Sobald es eine Struktur gibt, die sich selbst vervielfältigen kann, gibt es Evolution.

Latenight hat folgendes geschrieben:

Die Naturwissenschaften sind auch ein denkbar ungünstiger Rahmen, um sich mit dem Kern religiösen Glaubens auseinanderzusetzen.
Wenn man den Entwicklungen in der Informatik und den Kognitionswissenschaften ein wenig folgt, dann liegt auf der Hand, dass viele hier heiß diskutierte Phänomene wie Schöpfung oder Tod rein technische Probleme sind. Dazu wieder der Verweis auf die Arbeiten von Prof. Schmidhuber von der TU München.

Hä?
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L.E.N.
im falschen Film



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Beitrag(#789789) Verfasst am: 12.08.2007, 13:55    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Die Naturwissenschaften sind auch ein denkbar ungünstiger Rahmen, um sich mit dem Kern religiösen Glaubens auseinanderzusetzen.


was ist "kern religiösen glaubens"? die gottesannahme vermute ich.
(natur)wissenschaftliche methoden sind am besten geeignet, sich mit allen wahrnehmbaren phänomenen inklusive religiösem glauben auseinanderzusetzen.
_________________
Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Latenight
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Beiträge: 2549

Beitrag(#789806) Verfasst am: 12.08.2007, 14:33    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Urpsprung? Sobald es eine Struktur gibt, die sich selbst vervielfältigen kann, gibt es Evolution.


Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Hä?

Was genau verstehst du nicht?



L.E.N. hat folgendes geschrieben:
(natur)wissenschaftliche methoden sind am besten geeignet, sich mit allen wahrnehmbaren phänomenen inklusive religiösem glauben auseinanderzusetzen.

Na wenn du's sagst. zwinkern
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#789905) Verfasst am: 12.08.2007, 17:18    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Vielleicht entsteht das Missverständnis über die Frage, ob der Genotyp oder der Phänotyp betrachtet wird.

das ist zweifellos oft der Fall. Du kannst davon ausgehen, dass ich das in meine Argumentation einpreise. Auf der Ebene des Genotyps gibt es nur Sprünge.

Fragt sich, was du als Sprung betrachtest. Ich würde sagen, dass der Genotyp sich über elementare Schritte verändert. Das dürfte Dawkins unter graduell verstehen, auch wenn es streng genommen keine stetige Veränderung ist, sondern eine diskrete mit geringer Schrittweite.

ist natürlich nur ein Nebenaspekt. Man könnte sagen, dass es auf der Ebene der Gene so was wie ein 'Wirkungsquantum' gibt: weniger als eine Base kann nicht mutieren.

Natürlich hast Du Recht: Dawkins geht nur von geringen Schrittweiten aus. Das geht so weit, dass er PunkEek als 'speedy gradualism' bezeichnet hat. Wieder ein Beispiel für ein Prinzip: wenn man keinen großen Schritt haben möchte, postuliert man halt, dass in diesem Zeitraum eben viel mehr Schritte erfolgten als üblich, was dann, ex post factu, nur wie ein Sprung aussieht.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Von oben gesehen sieht der Weg, den jemand in der Hügellandschaft nimmt, immer graduell bzw. stetig aus, egal ob sich da Rampen oder Klippen befinden.

Klar. Aber wenn man dann nach Mechanismen fragt, spielt es durchaus eine Rolle, welche 'constraints' man ansetzt. Bestimmte Mechanismen sind mit Sprüngen nicht kompatibel, andere funktioneren nur mit Sprüngen. Das ist dann das, was für Dich 'Ästhetik' ist.

Das einzige, was ich von diesem Satz verstehe, ist das Wort constraints und das bedeutet Bedingung, Randbedingung, Einschränkung.

In diesem Fall meine ich Gradualismus. Wenn man diesen als Postulat einfordert, werden alle Veränderungen in diesen Rahmen gezwängt. Andere Auffassungen von Evolution sind hier flexibler.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Dieser "Streit" in der Evolution dreht sich aber sowieso nur um Betrachtungsweisen

Nein, er dreht sich um die Mechanismen.

PZ Meyers sagt was anderes.

Hmmmm, PZ Meyers ist sicher eine Koryphäe der Blogosphäre, aber in der evolutionstheoretischen Fachliteratur wirst Du seinen Namen selten finden. Würdest Du es als Argument betrachten, wenn ich Dir nun eine Reihe relevanter Arbeiten bzw. Autoren nennen würde?

In einem gewissen Sinn hast Du natürlich Recht: wenn es um einen außerparadigmatischen Streit mit Evolutionsgegnern im Sinne von YEC geht, ist es Hose wie Jacke, wie die Evolution konkret abgelaufen ist, hier reicht das Dass vollkommen aus, um die Diskussion zu 'gewinnen'. Ich war aber noch bei der innerparadigmatischen Diskussion auf der Basis der Anerkennung einer Deszendenz. Das war schon etwa 10 Jahre nach Darwins Origin der Fall, obwohl sein Evolutionsmechanismus um 1900 als widerlegt galt (interessanterweise durch die Wiederentdeckung der Mendelschen Regeln), aber, was in der Wissenschaftsgeschichte ziemlich einmalig ist, dann zum Standard wurde, der von 1950 bis in die 1970er Jahre galt. Aber inzwischen hat sich das geändert, es gibt wieder konträre Vorstellungen.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Um welche Mechanismen soll es den gehen? Welchen Mechanismus wirfst du Dawkins vor, zu verleugnen?

Die Selektionstheorie kann man als externalistisch, extrapolationistisch und gradualistisch charakterisieren. Zu jedem dieser Punkte gibt es alternative Modelle, beispielsweise internalistische (hier spielen constraints eine große Rolle), 'dualistische' (das bedeutet, dass man unterschiedliche Mechanismen für die Anpassung und die 'Höher'entwicklung ansetzt, während in der Selektonstheorie von einem Mechanismus extrapoliert wird, hier wäre EvoDevo zu nennen) und saltationistische (hierher gehören etwa systemtheoretische Vorstellungen). Zudem gibt es andere Kombinationen.

Dawkins 'verleugnet' diese Faktoren nicht, aber er schätzt deren Rolle als gering ein. Und genau hier findet die evolutionstheoretische Diskussion statt: welche Mechanismen gibt es? Welche relative Rolle spielen sie? Dazu kommen dann natürlich Fragen wie: wo setzt die Selektion an (am Gen? Am Organismus? An der Gruppe? An der Population? An de Art? An mehreren Stellen? Falls ja, welche relative Bedeutung haben diese Prozesse?).

Dawkins vertritt den sogenannten Ultra-Darwinismus, der dadurch charakterisiert ist, dass die Selektion der einzige richtende Faktor der Evolution ist. Andere Evolutionstheorien relativieren die Bedeutung der Selektion, beispielsweise durch 'constraints', Sprünge oder andere Prozesse.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Das alles betrifft Dawkins Argumentation in the God Delusion nicht. Aber das erwähnte ich ja schon.

Und ich betone noch einmal, dass ich vollkommen anderer Meinung bin. Evolution bildet einen Grundpfeiler seiner Argumentation. Ich habe das Buch gerade (wieder) gelesen, für mich war das deutlich. Kann sein, dass das daran liegt, dass ich den Schwerpunkt anders setze als Dawkins oder Du.

So ist es. Du störst dich an beiläufig erwähnten Theorien, bei denen Dawkins das Wort Evolution benutzt. Auf Basis älterer Bücher Dawkins konstruierst du hier eine Problematik.

Nein, ich konstruiere keine Problematik, sondern referiere Positionen aus der Evolutionsliteratur. Zudem mache ich darauf aufmerksam, dass das für die weltanschauliche Basis Dawkins nicht irrelvant ist.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Stattdessen müsstest du eigentlich den Evolutionsbegriff von Pascal Boyer, Michael Shermer und den vielen anderen Autoren hinterfragen, aus deren Werken Dawkins seine Spekulation zur Entstehung der Religion und anderen Fragestellungen bezieht.

Warum? Mich interessiert hier nur die Biologie, denn die ist die Basis dessen, was Dawkins vertritt. Die Entstehung der Religion ist für mich uninteressant, nicht meine Baustelle. Mir geht es primär um 'designoide Strukturen' und der Erklärung deren Entstehung durch Dawkins. Das sind dann Fragen, die explizit mit dem zu tun haben, was ich eben dargestellt habe.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Bitte nenne doch konkret die fraglichen Kapitel und Passagen.

Hmmmm, ich habe das Buch nicht als so wichtig erachtet, dass ich es exzerpiert hätte (wie gesagt, nicht meine Baustelle). Wenn ich Zeit habe, schaue ich mal nach. Ich weiß aber nicht, ob Dich das interessiert, denn, wie gesagt, wir sehen das Buch mit vollkommen anderen Augen. Vielleicht nur zur Verdeutlichung: ab dem Kapitel 5 interessiert mich das Buch eigentlich nicht mehr. Sehr fraglich finde ich vor allem Details in Kapitel 4.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Selbst der verschleierte Kreationsimus der IDler macht aussagen über das Universum, die ganz offensichtlich falsch sind.

Nein, explizit nicht. Denn sie erkennen alles an, was nach ihren Kriterien erforscht wurde. Daher können sie keine falschen Aussagen machen.

Deren Kriterien interessieren mich nicht.

Genauer: sie erkennen das an, was nach den üblichen wissenschaftstheoretischen Standards erforscht wurde. Hier spielt eine wesentliche Rolle, was ich zu Dawkins geschrieben habe. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man seine Theorie voraussetzt und dann mögliche Entwicklungswege darstellt, oder ob man zeigt, dass etwas der Fall ist. In meinem Beispiel: man hat Berge, und man hat Rampen. Es ist weder fraglich, ob es Berge, noch dass es Rampen gibt. Die Frage ist, ob auf einen konkreten Gipfel eine Rampe führt. Wenn die gezeigt werden kann, erkennt das der ID-Vertreter an. Behe beispielsweise diskutiert in Darwins Black Box die Entstehung des Linsensauges genau so, wie Darwin und Dawkins das tun, weil das für ID kein Problem ist. Diese Rampe wird anerkannt, allerdings mit der Frage, ob der Beginn der Rampe vorhanden ist, denn die IC Struktur am Auge ist nach Behe die Transduktionskaskade. Wenn die vorhanden ist, ist die Rampe befahrbar und führt zum Linsenauge.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wünschelrutengänger, Astrologen und Theologen haben auch Kriterien. Da müssten sie erst mal zeigen, dass ihre Methode zur Wahrheitsfindung dienen kann.

Sorry, mein Fehler, jetzt deutlicher?

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Aussagen über das Universum machen sie alle.

Klar. Aber ID macht eine ganz spezielle Aussage: mit den üblichen Methoden der Naturwissenschaften kann man herausfinden, dass bestimmte Systeme ohne Lenkung nicht entstehen können. Man kann sich natürlich darüber streiten, ob so etwas prinzipiell möglich ist. Es ist aber eine prüfbare Aussage über das Universum. ID ist sehr leicht zu widerlegen: man muss 'nur' zeigen, dass es eben doch ohne Lenkung funktioniert. Das stellt natürlich die Beweislastfrage. Vom Prinzip her muss ID ein Negativum beweisen ('bestimmte Strukturen können ohne Lenkung nicht entstehen'), wir können positiv zeigen, dass das geht. Und Behe und andere haben sich schon festgelegt: sie sagen, dass sie, falls das für eine Struktur gezeigt werden kann, nicht auf andere, noch nicht erklärte, ausweichen würden.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Man weiß ja schließlich, dass das Design des Universums, als auch des Menschen und seiner Umwelt aus anthropozentrischer Sicht hirnverbrannt ist. Die IDler müssten eigentlich einen intelligenten Designer postulieren, der seine Spuren verwischen wollte, indem er ein idiotisches Design hinterließ. Das wäre dann wirklich nicht mehr falsifizierbar. Eine Aussage über unser Universum wäre es dennoch.

'Intelligent' in ID bedeutet nicht 'intelligent', ...

Von der Wortbedeutung her schon. Dass die IDler Ausreden für Zeichen von unintelligentem Design finden müssen, ist klar.

Ich habe Dir Literatur genannt, in der Deine Frage beantwortet wird. Muss ich die referieren, oder kannst Du das selber nachlesen?

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Abgesehen davon sind alle Unterstützer von ID samt und sonders Kreationisten, die glauben, Gott damit einen Gefallen zu tun. Man muss sie direkt bei ihrer Motivation angreifen, also bei ihrem haltlosen Glauben an ihren persönlichen und intervenierenden Gott, der sich wiederum innerhalb der Reichweite der wissenschaftlichen Betrachtung findet.

Natürlich. Aber wenn sich jemand auf 'reines ID' zurückzieht, klappt das nicht. Im Gegenteil, dieser Mensch fragt Dich, was Dich motiviert. Und schon bist Du außerhalb des Bereichs der Naturwissenschaften.

Frieda aus der Bibelgruppe zieht sich sichern nicht auf ID zurück, genausowenig, wie die Zeugen Jehovas, die an deine Tür klopfen. Aber sie kaufen ID-Bücher und finanzieren diesen Zirkus.

Natürlich. Aber dann sollte am auf diese Menschen eindreschen, und nicht auf ID. Denn da kann man ganz böse Überraschungen erleben, wenn man einen herrschaftsfreien Diskurs führen muss. ID ist zwar hinsichtlich der 'positiven' Apologetik äußerst schwach auf der Brust, aber die 'negative' hat sich durchaus gewaschen. Nicht, weil ID so pfiffig wäre, sondern weil wir viel weniger wissen, als von vielen Menschen unseres Lagers, auch Dawkins, behauptet wird und vor allem wurde. Das kann sich rächen, denn dann kann man 'Icons of Evolution' verblassen lassen.
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Algol
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Beitrag(#789926) Verfasst am: 12.08.2007, 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Algol hat folgendes geschrieben:

Gedankenexperiment:


Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was Du mir damit sagen willst.

Das tut mir leid.
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Algol
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Beitrag(#789935) Verfasst am: 12.08.2007, 17:46    Titel: Re: End of faith Antworten mit Zitat

Bianca Mux hat folgendes geschrieben:
Ich hatte über weite Strecken des Buches den Eindruck, eine platte Hetzschrift in den Händen zu halten, eine Art atheistischen Hexenhammer. Nun sind aber die amerikanischen Atheisten scheinbar hell begeistert von Harris Buch, und Dawkins äußert sich rundweg positiv. Bin ich also vielleicht nur einfach doof? ...

Ganz im Gegenteil!
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L.E.N.
im falschen Film



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Beitrag(#790002) Verfasst am: 12.08.2007, 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
(natur)wissenschaftliche methoden sind am besten geeignet, sich mit allen wahrnehmbaren phänomenen inklusive religiösem glauben auseinanderzusetzen.

Na wenn du's sagst. zwinkern


es ist nicht wichtig wer etwas sagt, sondern inwieweit es der realität entspricht.
wenn du gegenanstinken willst dann nenne mir ne bessere methode.
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