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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#784554) Verfasst am: 06.08.2007, 22:45 Titel: |
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Algol:
Zitat: | wie kann jemand eine Wahrscheinlichkeit für etwas angeben, das mit dem "Urknall" oder vor dem Urknall entstanden ist und worüber wir nichts wissen? |
für etwas wofür es weder be- noch hinweise gibt gibt es keine wahrscheinlichkeit.
Zitat: | Ist es also undenkbar, daß am Anfang unseres Universums ein ganz anderer "Urknall" stand, als der, den das momentane Modell postuliert?
Und ist es weiter undenkbar, daß dieser Anfang irgend etwas sein könnte, das man irgendwie als göttliches Wesen bezeichnen könnte? |
denkbar ist vieles, bloss ist es damit erst plausibel oder überhaupt wahrscheinlich wenn es dafür hinweise oder besser beweise gibt.
sicherlich konkurriert die urknalltheorie mit allen bisherigen theorien, die die menschheit in ihrer kurzen geschichte bislang hervorgebracht hat. doch offenbar hat keine wirklich überzeugende beweise um ihre version zu untermauern. die urknalltheorie hingegen schon (glaub ich jedenfalls den betreffenden wissenschaftlern)
Zitat: | Wie genau schätzt denn Dawkins die Wahrscheinlichkeiten ab, für
a) ein Universum, das als eine Art Strahlung entstand
b) ein Universum, das als eine Art göttliches Wesen entstand |
er sammelt hin- und beweise pro wahrscheinlichkeit a) und pro wahrscheinlichkeit b)
erwähnen sollte man dazu, dass alte schriften mangels falsifizierbarkeit keine beweise für b) sind.
wenn diese aber als hinweise gelten lässt, gibt es keine wertmäßigen unterschiede zwischen allen religionen der menschheitsgeschichte, egal ob steinzeitkult, polytheismus oder monotheistische offenbarungsreligion.
wenn man eingesehen hat, dass keine gottesvorstellung eine bessere beweiskraft als eine andere besitzt erkennt man, dass im grunde keine notwendig ist um irgendetwas zu erklären ausser sich selbst.
Zitat: | und welche praktischen Auswirkungen soll eine solche Abschätzung auf eine mögliche Existenzaussagen haben? |
sie bedürfen nicht eines besonderen schutzes. oder anders gesagt: sie bedürfen eines gleich hohen schutzes wie das fliegende spaghettimonster oder das unsichtbare lila einhorn.
Zitat: | Dazu kommt als zweiter Kritikpunkt, daß Menschen über Götter nichts wissen können, das ist der Standpunkt der Agnostiker.
Dieser Standpunkt ist geprüft, bewährt, konsistent und mehrere tausend Jahre alt. |
dieser standpunkt setzt aber voraus, dass es götter gibt.
mit der bezeichnung erkennt man bereits ihre existenz an, gibt aber zu nichts über sie wissen zu können.
dawkins behauptet nicht es zu wissen, er macht aber hinreichend deutlich, weshalb es, erst recht in hinblick auf widersprechende hinweise, sehr unwahrscheinlich ist.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#784614) Verfasst am: 06.08.2007, 23:30 Titel: |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Algol:
Zitat: | wie kann jemand eine Wahrscheinlichkeit für etwas angeben, das mit dem "Urknall" oder vor dem Urknall entstanden ist und worüber wir nichts wissen? |
für etwas wofür es weder be- noch hinweise gibt gibt es keine wahrscheinlichkeit. |
Woher weißt Du denn, daß es für Götter keine Hinweise gibt?
(Siehst Du das Problem?)
L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ist es also undenkbar, daß am Anfang unseres Universums ein ganz anderer "Urknall" stand, als der, den das momentane Modell postuliert?
Und ist es weiter undenkbar, daß dieser Anfang irgend etwas sein könnte, das man irgendwie als göttliches Wesen bezeichnen könnte? |
denkbar ist vieles, bloss ist es damit erst plausibel oder überhaupt wahrscheinlich wenn es dafür hinweise oder besser beweise gibt. |
Hinweise kann man nur für etwas finden, das man kennt.
Außerdem ist der Glaube an Götter erworben wie eine Sprache und wird nicht diskutiert wie eine Hypothese.
(Auch unser momentanes Modell vom Urknall hat seine Gestalt aus historischen, entwicklungsgeschichtlichen Gründen und nicht, weil es momentan das beste denkbare Modell darstellt. Die Immunisierungen (Inflation mit Überlichtgeschw., Ungleichverteilung von Materie/Antimaterie, schwarze Materie, schwarze Energie usw.) kamen nach und nach als "Feintuning" dazu.
Vom ursprünglichen "Big Bang" ist außer dem Namen nichts mehr übrig.
Aber das ist ein anderes Thema ...)
L.E.N. hat folgendes geschrieben: | ... wenn man eingesehen hat, dass keine gottesvorstellung eine bessere beweiskraft als eine andere besitzt erkennt man, dass im grunde keine notwendig ist um irgendetwas zu erklären ausser sich selbst. |
Vorsicht mit "Beweisen" - da kämen wir auf ein anderes Feld ...
(wie sähen denn "Beweise" aus?
Ist das momentane Urknallmopdell "bewiesen"?)
L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | und welche praktischen Auswirkungen soll eine solche Abschätzung auf eine mögliche Existenzaussagen haben? |
sie bedürfen nicht eines besonderen schutzes. oder anders gesagt: sie bedürfen eines gleich hohen schutzes wie das fliegende spaghettimonster oder das unsichtbare lila einhorn. |
Über die Götter wissen wir nichts.
(Wenn sich jetzt jemand dennoch ein Bild machen will, weshalb dann nicht als eine Art Spaghettimonster, also eine mit Pasta nährende Gottheit?)
L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Dazu kommt als zweiter Kritikpunkt, daß Menschen über Götter nichts wissen können, das ist der Standpunkt der Agnostiker.
Dieser Standpunkt ist geprüft, bewährt, konsistent und mehrere tausend Jahre alt. |
dieser standpunkt setzt aber voraus, dass es götter gibt. |
Eben nicht, wir wissen auch nichts über "deren" Existenz/Nichtexistenz.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | ... mit der bezeichnung erkennt man bereits ihre existenz an, gibt aber zu nichts über sie wissen zu können. |
Womit Dawkins also die Existenz des Christengottes anerkannt hat, indem er ihn bezeichnete ...
(so einfach ist das nicht ...)
_________________ Leben kann tödlich sein
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#784625) Verfasst am: 06.08.2007, 23:34 Titel: |
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Algol hat folgendes geschrieben: |
Woher weißt Du denn, daß es für Götter keine Hinweise gibt? |
Kennst Du einen?
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#784636) Verfasst am: 06.08.2007, 23:45 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | Algol hat folgendes geschrieben: |
Woher weißt Du denn, daß es für Götter keine Hinweise gibt? |
Kennst Du einen? |
_________________ Leben kann tödlich sein
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#784641) Verfasst am: 06.08.2007, 23:58 Titel: |
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Algol hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | Algol hat folgendes geschrieben: |
Woher weißt Du denn, daß es für Götter keine Hinweise gibt? |
Kennst Du einen? | |
Meinst Du nicht, wenn es es einen Gott gäbe, der will, dass wir von ihm wissen, dass es einen deutlichen Hinweis gäbe, den wir von gefälschten Offenbarungen unterscheiden könnten?
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#784697) Verfasst am: 07.08.2007, 01:23 Titel: |
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Aus einem Interview mit Alister McGrath:
Zitat: | Really, the only obvious position is to say: We don’t know, we need to be persuaded one way or the other. The default position in other words is: not being sure. |
McGrath bringt hier - natürlich ungewollt - den Denkfehler des "starken Agnostizismus" auf den Punkt. Das Problem ist kein erkenntnistheoretisches Problem, sondern ein kulturelles. Kaum jemand würde heute noch dem Glauben an Teutates eine gleichrangige Startposition mit dem Christentum, dem Atheismus oder Agnostizismus einräumen. Niemand behauptet heute: Wenn der Atheismus sich als falsch erweist, dann ist der Glaube an Teutates bewiesen. Umgekehrt behaupten ja auch die Atheisten nicht, dass der Atheismus wahr wäre, weil niemand (oder kaum jemand?) mehr an Teutates glaubt.
In einer Kultur, die an Teutates glaubt, die Teutates als höchsten oder einzigen Gott verehrt, würden die Teutatesgläubigen aber genau das behaupten, was McGrath und einige Agnostiker behaupten: Nicht der Nichtglaube an Teutates wäre die "default position", sondern ein "not being sure".
Der andere Denkfehler ist, dass es beim Glauben an Gott um den neutralen Gott der Philosophen geht, in dessen Geschichte weder Moses, noch das Konzil von Nicäa, oder Mohammed eine Rolle gespielt haben. Die einzigen Menschen, die an den Gott der Philosphen glauben, sind die angeblich ungläubigen Agnostiker. Kein Jude, kein Protestant, kein Katholik, kein Christ, kein Moslem betet zu einem Gott, der sich laut seiner Glaubenslehre nicht irgenwann einmal irgendeinem Menschen gegenüber offenbart und verkündet hat, wie sich die Menschen zu verhalten haben. Agnostiker sind einem Gott gegenüber agnostisch, an den niemand wirklich glaubt. Der Agnostizismus ist die Lösung für ein Problem, das gar nicht existiert. Der Gott der Agnostiker ist ein Gott ohne eigene Meinung, aber er ist nicht der Gott, an den gottgläubige Menschen glauben und dessen Lehre sie befolgen und verbreiten.
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kereng Privateer
Anmeldungsdatum: 12.12.2006 Beiträge: 3052
Wohnort: Hamburg
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(#784730) Verfasst am: 07.08.2007, 07:40 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | Der Gott der Agnostiker ist ein Gott ohne eigene Meinung, aber er ist nicht der Gott, an den gottgläubige Menschen glauben und dessen Lehre sie befolgen und verbreiten. |
Im Bahai-geprägten Forum http://www.geistigenahrung.org/ findest du eine Menge Gläubige, die so einen abstrakten Gottesbegriff haben.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#784788) Verfasst am: 07.08.2007, 10:33 Titel: |
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Algol hat folgendes geschrieben: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Algol:
Zitat: | wie kann jemand eine Wahrscheinlichkeit für etwas angeben, das mit dem "Urknall" oder vor dem Urknall entstanden ist und worüber wir nichts wissen? |
für etwas wofür es weder be- noch hinweise gibt gibt es keine wahrscheinlichkeit. |
Woher weißt Du denn, daß es für Götter keine Hinweise gibt? |
sie sind nicht wahrnehmbar, weder spontan noch mit technischen hilfsmitteln oder anders gesagt: sie offenbaren sich uns nicht. für die urknalltheorie dagegen gibt es, soweit ich den profis vertrauen kann, klare hinweise.
Zitat: | (Siehst Du das Problem?) |
sicher. allerdings anders als du nehme ich an.
Zitat: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ist es also undenkbar, daß am Anfang unseres Universums ein ganz anderer "Urknall" stand, als der, den das momentane Modell postuliert?
Und ist es weiter undenkbar, daß dieser Anfang irgend etwas sein könnte, das man irgendwie als göttliches Wesen bezeichnen könnte? |
denkbar ist vieles, bloss ist es damit erst plausibel oder überhaupt wahrscheinlich wenn es dafür hinweise oder besser beweise gibt. |
Hinweise kann man nur für etwas finden, das man kennt. |
unsinn. ich kann auch etwas wahrnehmen oder zumindest spuren von etwas finden, dass ich (noch) nicht kenne. von göttern findet man weder das eine noch das andere, dagegen ist es wesentlich plausibler davon auszugehen, dass gott/götter ein machtinstrument von cleveren hominiden sind, die es nicht ausstehen konnten ihre macht in frage gestellt zu sehen.
Zitat: | Außerdem ist der Glaube an Götter erworben wie eine Sprache und wird nicht diskutiert wie eine Hypothese. |
richtig [swissmode]und wer hats erfunden?[/swissmode]
ich behandle religion aber wie eine hypothese, das recht nehme ich mir einfach
Zitat: | (Auch unser momentanes Modell vom Urknall hat seine Gestalt aus historischen, entwicklungsgeschichtlichen Gründen und nicht, weil es momentan das beste denkbare Modell darstellt. |
Zitat: | Die Immunisierungen (Inflation mit Überlichtgeschw., Ungleichverteilung von Materie/Antimaterie, schwarze Materie, schwarze Energie usw.) kamen nach und nach als "Feintuning" dazu.
Vom ursprünglichen "Big Bang" ist außer dem Namen nichts mehr übrig.
Aber das ist ein anderes Thema ...) |
na schön, denkbar ist es. allerdings nur wenn man sich strikt weigert messergebnisse anzuerkennen oder mit wissenschaftlichen maßstäben nachvollziehbar oder besser wiederholbar zu deuten.
ich hab mich nicht mit dem thema beschäftigt und würde es wohl nur verstehen, wenn ich einen großteil meiner wertvollen zeit damit verschwende. allerdings vertraue/glaube ich leuten wie einstein. das reicht mir völlig aus um zu sagen: gott/götter sind nicht nur nicht notwendig um unser universum zu verstehen, auch wenn wir vom verständnis noch unendlich weit entfernt sind, nein im sie behindern sogar dass verständnis für das was wir untersuchen oder aufklären wollen!
Zitat: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | ... wenn man eingesehen hat, dass keine gottesvorstellung eine bessere beweiskraft als eine andere besitzt erkennt man, dass im grunde keine notwendig ist um irgendetwas zu erklären ausser sich selbst. |
Vorsicht mit "Beweisen" - da kämen wir auf ein anderes Feld ...
(wie sähen denn "Beweise" aus?
Ist das momentane Urknallmopdell "bewiesen"?) |
quatsch mit soße. gib mir beweise dann glaub ich. da brauchst du mich nicht warnen.
zum urknallmodell: soweit ich weiß gibt es mindestens hinweise. und solange die mehrheit der astrophysiker sich in dieser sache weitgehend einig sind und keine ernstzunehmende kritik an deren theorie vorhanden ist bleib ich dabei.
weisst du, dies nicht zu tun entspräche in etwa einer haltung die sagt:
"die gravitationstheorie ist auch nur eine unbewiesene theorie. es könnte genausogut sein, dass das FSM mit seinen unsichtbaren tentakeln verhindert, dass dinge wegfliegen."
Zitat: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | und welche praktischen Auswirkungen soll eine solche Abschätzung auf eine mögliche Existenzaussagen haben? |
sie bedürfen nicht eines besonderen schutzes. oder anders gesagt: sie bedürfen eines gleich hohen schutzes wie das fliegende spaghettimonster oder das unsichtbare lila einhorn. |
Über die Götter wissen wir nichts.
(Wenn sich jetzt jemand dennoch ein Bild machen will, weshalb dann nicht als eine Art Spaghettimonster, also eine mit Pasta nährende Gottheit?) |
ja, gern, nur hat diese anthropogene vorstellung keine beweis- oder auch nur hinweiskraft, solange sie nicht unabhängig reproduzierbar ist. soweit ich weiß gab es niemals gleiche religiöse kulte an unterschiedlichen orten unabhängig voneinander. man stelle sich vor: kolumbus wäre auf ein indianisches volk mit marienkult gestoßen.
Zitat: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Dazu kommt als zweiter Kritikpunkt, daß Menschen über Götter nichts wissen können, das ist der Standpunkt der Agnostiker.
Dieser Standpunkt ist geprüft, bewährt, konsistent und mehrere tausend Jahre alt. |
dieser standpunkt setzt aber voraus, dass es götter gibt. |
Eben nicht, wir wissen auch nichts über "deren" Existenz/Nichtexistenz. |
ok. da es aber wie gesagt keinen validen unterschied zwischen zeus, donar, jhwe, allah, IPU oder FSM gibt ist diese erkenntnis völlig wertlos und damit erkenntnistheoretisch irrelevant. man kann also von iherer nichtexistenz ausgehen, wie es etliche christen bereits tun (mit einer winzigen ausnahme versteht sich)
Zitat: | Sokrateer hat folgendes geschrieben: | ... mit der bezeichnung erkennt man bereits ihre existenz an, gibt aber zu nichts über sie wissen zu können. |
Womit Dawkins also die Existenz des Christengottes anerkannt hat, indem er ihn bezeichnete ...  |
iwo. er hat ihn als denkmodell anerkannt wie das FSM auch. es gibt götter so wie es die traumwelt der aborigines gibt, allerdings nur als menschliches hirnkonstrukt und höchstwahrscheinlich nicht als supranatürliches wesen. götter sind mit wesentlich höherer wahrscheinlichkeit ein ergebnis der kulturellen evolution ähnlich wie kunst, musik, architektur etc. das macht dawkins recht gut deutlich.
Zitat: | (so einfach ist das nicht ...) |
nicht für jeden. die frage ist nur: liegt das am nicht-können oder am nicht-wollen. dir möchte ich letzteres unterstellen
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
Zuletzt bearbeitet von L.E.N. am 07.08.2007, 16:44, insgesamt einmal bearbeitet |
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#784862) Verfasst am: 07.08.2007, 12:44 Titel: |
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Urknall: Hintergrundstrahlung, Rotverschiebung der Galaxien
Gott: ?
Ich verstehe Algols Konzentration auf die Urknalltheorie sowieso nicht. Dawkins Argumentation hängt auch nicht vom Urknall ab.
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#785690) Verfasst am: 08.08.2007, 01:58 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | Algol hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | Algol hat folgendes geschrieben: |
Woher weißt Du denn, daß es für Götter keine Hinweise gibt? |
Kennst Du einen? | |
Meinst Du nicht, wenn es es einen Gott gäbe, der will, dass wir von ihm wissen, dass es einen deutlichen Hinweis gäbe, den wir von gefälschten Offenbarungen unterscheiden könnten? |
Woher soll ich denn das wissen?
Gedankenexperiment:
Bei Einzellern gibt es vier Glaubensrichtungen:
die eine glaubt an den "Zonk", die andere an den "Worschtun", die dritte, daß sie über solche Dinge nichts wissen könne und die vierte glaubt weder an die Existenz von Zonks, noch von Worschtuns.
Nun können sich Einzeller natürlich keinen Zonk/Worschtun vorstellen und haben auch nicht die geringste Idee, wie ein Zonk/Worschtun beschaffen ist, aber sie spekulieren wild herum und setzen fest: der Zonk/Worschtun ist eins, manchmal auch zwei oder sogar drei, aber eine Substanz und verschiedene Zellen und Ursache ihres Seins.
Wer sich mit dem Zonk/Worschtun gut stellt, den nimmt er in den Himmel, alle anderen schickt er zur Hölle.
Die dritte Glaubensrichtung unter den Einzellern glaubt, daß man über solche Dinge wie Schlutnicks nichts wissen könne.
Es gibt auch noch eine andere Richtung, die behauptet, einen Zonk gibt es überhaupt nicht, weil sein Modell Widersprüche enthalte und wenn, dann wäre die Wahrscheinlichkeit seiner Existenz nahe Null.
Angenommen, Zonk bedeute annähernd "Mensch" (von dem sich Einzeller natürlich nicht im geringsten ein treffendes Bild machen können) und viele der spekulierenden Einzeller lebten im menschlichen Darm.
Welche der obigen Einzellergruppen kommt denn nun mit ihren Ansichten unseren menschlichen Beobachtungen am nächsten?
Diejenigen, welche behaupten, man müsse sich mit dem "Menschen" gut stellen, um in den Himmel zu kommen, diejenigen, die meinen, man müsse sich mit dem "Wolperdinger" gut stellen, um in den Himmel zu kommen, diejenigen, die meinen, über "Menschen", "Wolperdinger" und andere Schlutnicks könnten Einzeller nichts wissen, oder diejenigen, die behaupten, "Menschen" oder "Wolperdinger" würden nicht existieren?
_________________ Leben kann tödlich sein
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#785712) Verfasst am: 08.08.2007, 02:49 Titel: |
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Algol hat folgendes geschrieben: |
Gedankenexperiment: |
Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was Du mir damit sagen willst.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#785716) Verfasst am: 08.08.2007, 03:25 Titel: |
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otto blei hat folgendes geschrieben: | Nun, wenn nicht mal meine, Deine und die Existenz der Welt gesichertes Wissen sind, was unterscheidet Dein aktuelles Wissen von dem aktuellen Wissen eines Gläubigen, ist er ebenso im Recht wie Du, wenn er nach seinem Wissen handelt? |
Der Gläubie hat keine Theorien, die einen Erklärungswert haben und sind deshalb weniger brauchbar.
Zitat: | Wie kann beurteilt werden, ob Deine ethischen Handlungsmaßstäbe oder die eines religiösen Menschen im praktischen ethischen Handeln die richtigen sind, wenn sie einander wiedersprechen. |
In dem man sieht, ob sie konsensuellen Zielen besser oder schlechter dienen.
Zitat: | Weder Deine noch seine ethischen Maßstäbe sind ohne Münchhausentrilemma letztbegründbar. |
Nein, sie sind prinzipiell nicht begründbar, zumindest bis das Münchausentrillemma gelöst wurde. Solange kann ich aber zurecht sagen, dass ethische Maßstäbe nicht begründbar sind. Der unbegründete Abbruch des Begründungsregress ist eben unbegründet und der Zirkelschluss ist ungültig.
Zitat: | Trotzdem werdet ihr beide nach ihnen handeln, der Unterschied besteht darin, dass seine mit Münchhausentrilemma letztbegründeten ethischen Handlungsmaßstäbe doktrinär sind und dass Deine nicht letztbegründeten Handlungsmaßstäbe willkürlich und subjektiv sind. |
Sie hängen tatsächlich vom Willen, von dem Gewollten ab und sind letztendlich eine Frage der Entscheidung. Rein Subjektiv sind sie aber nicht, da man sich intersubjektiv auf Ziele einigen kann, d. h. dass man sich darauf einigen kann, welche Probleme gelöst werden sollen - wie die Probleme gelöst werden können ist dann prinzipiell objektiv bestimmbar. Objektiv bedeutet hier selbstverständlich im Rahmen von Kriterien, auf die man sich genau wie beim Wissenschaftsbereich einigen muss. Ich verweise gerne auch hier auf den Artikel von Niemann: Wie objektiv kann Ethik sein?
Ich bin letztendlich Konventionalist, der sich aber herausnimmt Konventionen zu kritisieren und zu meinen, bessere Alternativen zu kennen - bevor diese aber zum festgeschriebenen Regelwerk werden, muss ich davon überzeugen und werde dabei vielleicht davon überzeugt, dass ich mich irre oder jemand liefert noch bessere Problemlösungen...
Kramer hat folgendes geschrieben: | Dass wir existieren und dass die Welt existiert ist doch unstrittig. Das ist der gemeinsame Konsens unserer Debatte. Wenn Du diesen Konsens bestreitest, ziehst Du nicht nur den Atheisten den Boden unter den Füssen weg, sondern auch dem christlichen Glauben. Was versprichst Du Dir davon? |
Ich habe gesagt, dass auch das nicht sicheres Wissen ist, sondern wie du zurecht sagst einen Konsens darstellt; letztlich finde ich die Frage, ob die Welt wirklich existiert oder ob irgendetwas diese nur simuliert völlig irrelevant, weil es so oder so meine Welt bleibt.
Kramer hat folgendes geschrieben: | otto blei hat folgendes geschrieben: | Trotzdem werdet ihr beide nach ihnen handeln, der Unterschied besteht darin, dass seine mit Münchhausentrilemma letztbegründeten ethischen Handlungsmaßstäbe doktrinär sind und dass Deine nicht letztbegründeten Handlungsmaßstäbe willkürlich und subjektiv sind. |
Der Abruch des unendlichen Regresses im Münchhausentrilemma führt im kR nicht zu doktrinären, also allgemein und letztendlich gültigen Sätzen, sondern immer zu vorläufig gültigen Sätzen, die weiterhin der Kritik unterliegen. |
Otto Blei sprach davon, dass das willkürlich und subjektivität wäre. Die doktrinären Sätze unterstellt er nur denen, die "mit Münchhausentrilemme letztbegründen", also soweit ich das verstehe, diejenigen, die dem Dogmatismus folgen, eben keine kritische Rationalisten.
otto blei hat folgendes geschrieben: | Du vertrittst also die Meinung, dass es nicht fallibles Wissen gibt? Ist die unstrittige Existenz der Welt falsifizierbar und damit wissenschaftlich überprüfbare Theorie oder ist sie nicht falsifizierbar und damit religiöser Glaube? (Sind eigentlich Raum, Zeit und Kausalität falsifizierbar?) |
Erstmal nur ein kleiner Hinweis: Erstens ist der klassische kritische Rationalismus nicht anti-metaphysich, was allerdings nicht ganz meiner Position entspricht und zweitens gibt es hier auch noch das Konzept der Widerlegbarkeit, die nicht das gleiche ist wie Falsifzierbarkeit - Raum, Zeit und Kausalität sind übrigens mehr oder weniger zu erklärende Phänomene und damit Objekte von Theorien aber keine Theorien.
otto blei hat folgendes geschrieben: | Es gibt für mich und dich keine ethischen Maßstäbe außerhalb unseres Willens? Habe ich Dich richtig verstanden? Ich würde also unethisch handeln, wenn ich nicht gemäß meiner persönlich gesetzten Maßstäbe handele? |
Es gibt keine ethischen Maßstäbe außerhalb des Willens von Menschen. Natürlich nicht.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#785723) Verfasst am: 08.08.2007, 04:01 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | Dass wir existieren und dass die Welt existiert ist doch unstrittig. Das ist der gemeinsame Konsens unserer Debatte. Wenn Du diesen Konsens bestreitest, ziehst Du nicht nur den Atheisten den Boden unter den Füssen weg, sondern auch dem christlichen Glauben. Was versprichst Du Dir davon? |
Ich habe gesagt, dass auch das nicht sicheres Wissen ist, sondern wie du zurecht sagst einen Konsens darstellt; letztlich finde ich die Frage, ob die Welt wirklich existiert oder ob irgendetwas diese nur simuliert völlig irrelevant, weil es so oder so meine Welt bleibt. |
Entschuldige mal, ich aber natürlich habe ich als quasireligöse Verdummung eine Hoffnung oder sowas, dass diese Welt echt wirklich richtig eine Elbenseil ist. Nee, dass es sie "irgendwie" so in echt gibt, und dass das nicht nur "meine" Welt ist, sondern dass da noch was hinterher, auch wenn es "mich" gar nicht mehr gibt", etwas nach mir "dableibt".
Wozu sollte ich denn ansonsten einen Gdenaken dran verschwinden, wozu Morgen das Kinderzimmer aufgeräumt sein sollte, das ergäbe doch dann gar keinen Sinn mehr? :verwirrt:
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#785724) Verfasst am: 08.08.2007, 04:06 Titel: |
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Ich nehme das ja auch an, begründbar ist das aber nicht, das ist was man aus pragmatischen Erwägungen zwangsläufig annimmt, Hume würde davon sprechen, dass die Natur solche Zweifel übermannt, da man mit ihnen lebensunfähig wäre.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Bianca Mux registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.09.2006 Beiträge: 14
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(#786831) Verfasst am: 09.08.2007, 10:00 Titel: End of faith |
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Ich habe gerade Harris, "The end of faith" gelesen und dabei ein deutliches Unbehagen empfunden. Ich weiß durchaus die klaren Worte über die Irrationalität und das Gefährdungspotential der Religionen zu schätzen, und auch seine Ausführungen darüber, daß der so oft verlange Respekt vor aller Religion eine hole Phrase ist, die sich so nicht rechtfertigen läßt. Trotzdem lesen sich die Stellen über moderate Gläubige für mich stellenweise übertrieben, fast paranoid. Und ganz und gar aus dem Ruder läuft Harris, wenn man sich die Frage stellt, was denn jetzt mit den Gläubigen zu tun sei. Die einzige Antwort, die Harris darauf hat, besteht nämlich in Gewaltphantasien. Seitenweise schwadroniert er über die Rechtfertigung des Militäreinsatzes der USA, einschließlich "Kollateralschäden" sowie über die Rechtfertigung der Folter; er phantasiert gar über einen eventuell notwendig werdenden atomaren Erstschlag der USA zur Ausrottung der muslimischen Welt. Folgerichtig wischt er Ansätze wie Demokratisierung, Förderung des Wohlstandes und der Bildung einfach weg - für das Wahlrecht seien die Muslime der arabischen Welt zu unreif, und Wohlstand und Bildung verhinderten keinen Terror. Mir standen jedenfalls die Haare zu Berge. Ich hatte über weite Strecken des Buches den Eindruck, eine platte Hetzschrift in den Händen zu halten, eine Art atheistischen Hexenhammer. Nun sind aber die amerikanischen Atheisten scheinbar hell begeistert von Harris Buch, und Dawkins äußert sich rundweg positiv. Bin ich also vielleicht nur einfach doof? Habe ich den Witz nicht verstanden? Vielleicht könnte ihn mir ja jemand erklären; ich wäre sehr dankbar.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#786835) Verfasst am: 09.08.2007, 10:07 Titel: Re: End of faith |
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Bianca Mux hat folgendes geschrieben: | Seitenweise schwadroniert er über die Rechtfertigung des Militäreinsatzes der USA, einschließlich "Kollateralschäden" sowie über die Rechtfertigung der Folter; er phantasiert gar über einen eventuell notwendig werdenden atomaren Erstschlag der USA zur Ausrottung der muslimischen Welt. |
Oha. Mal danke für diese Auskunft.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#786841) Verfasst am: 09.08.2007, 10:16 Titel: |
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Sam Harris war sowohl gegen den Irak-Krieg und auch gegen eine Einführung der Folter. Das sagt er, wenn man ihn auf diese Passagen anspricht.
Ich kenne die die Passagen nicht, aber ich befürchte, er hat das gemacht, was viele tun, um eine situationsbedingte Moral zu verteidigen. Er erwähnte in seinem Buch das Szenario mit der tickenden Zeitbombe, in der die Folter legitim wäre, weil man nur durch sie die Menschheit retten könnte. Ähnliche Szenarien kann man auch für die Legitimation von Vergewaltigung oder Nekrophilie finden. Es gibt ja da auch die abgeschwächte Frage an den Vegetarier: "Würdest du ein Huhn essen, wenn ich ein weiteres töten würde, falls du es nicht tust.".
Das sind Gedankenexperimente, mit der wir die Grenzen unserer Ethik und die zugrundeliegenden Prinzipien ausloten können, die aber keine praktische Relevanz für die Gesetzgebung haben. Missverständnisse sind aber vorprogrammiert.
Was die Atombombe angeht, so haben die USA nunmal Nuklearwaffen. Das wird von der Mehrheit der Amerikaner unterstützt und das bedeutet natürlich auch, dass man ihren Einsatz für bestimmte Fälle für gut befindet. Meiner Erfahrung nach hält die Mehrheit der Amerikaner die Abwürfe über Nagasaki und Hiroshima immer noch für eine großartige Sache, die angeblich den Krieg verkürzt und Leben gerettet hätte. Wir wissen, dass das nicht die Motivation dafür gewesen sein kann und das desweiteren ein idiotischer Plan gewesen wäre, dessen Erfolg nicht abschätzbar war.
Nachdem Sam Harris aber gegen den Irak-Krieg war, scheint er friedliebender zu sein, als der durchschnittliche Landsmann. Für den pazifistischen Deutschen mag seine Position radikal klingen. In seinem Umfeld gehört er wohl eher zu den pazifistischeren. Schon die Franzosen denken da anders. Jacques Chirac hat schließlich letztes Jahr auch angekündigt, dass Frankreich auf Terroranschläge mit Atombomben antworten würde.
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otto blei registrierter User
Anmeldungsdatum: 11.06.2007 Beiträge: 74
Wohnort: Berlin
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(#787144) Verfasst am: 09.08.2007, 15:38 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | otto blei hat folgendes geschrieben: | Nun, wenn nicht mal meine, Deine und die Existenz der Welt gesichertes Wissen sind, was unterscheidet Dein aktuelles Wissen von dem aktuellen Wissen eines Gläubigen, ist er ebenso im Recht wie Du, wenn er nach seinem Wissen handelt? |
Der Gläubie hat keine Theorien, die einen Erklärungswert haben und sind deshalb weniger brauchbar.
Zitat: | Wie kann beurteilt werden, ob Deine ethischen Handlungsmaßstäbe oder die eines religiösen Menschen im praktischen ethischen Handeln die richtigen sind, wenn sie einander wiedersprechen. |
In dem man sieht, ob sie konsensuellen Zielen besser oder schlechter dienen.
Zitat: | Weder Deine noch seine ethischen Maßstäbe sind ohne Münchhausentrilemma letztbegründbar. |
Nein, sie sind prinzipiell nicht begründbar, zumindest bis das Münchausentrillemma gelöst wurde. Solange kann ich aber zurecht sagen, dass ethische Maßstäbe nicht begründbar sind. Der unbegründete Abbruch des Begründungsregress ist eben unbegründet und der Zirkelschluss ist ungültig.
Zitat: | Trotzdem werdet ihr beide nach ihnen handeln, der Unterschied besteht darin, dass seine mit Münchhausentrilemma letztbegründeten ethischen Handlungsmaßstäbe doktrinär sind und dass Deine nicht letztbegründeten Handlungsmaßstäbe willkürlich und subjektiv sind. |
Sie hängen tatsächlich vom Willen, von dem Gewollten ab und sind letztendlich eine Frage der Entscheidung. Rein Subjektiv sind sie aber nicht, da man sich intersubjektiv auf Ziele einigen kann, d. h. dass man sich darauf einigen kann, welche Probleme gelöst werden sollen - wie die Probleme gelöst werden können ist dann prinzipiell objektiv bestimmbar. Objektiv bedeutet hier selbstverständlich im Rahmen von Kriterien, auf die man sich genau wie beim Wissenschaftsbereich einigen muss. Ich verweise gerne auch hier auf den Artikel von Niemann: Wie objektiv kann Ethik sein?
Ich bin letztendlich Konventionalist, der sich aber herausnimmt Konventionen zu kritisieren und zu meinen, bessere Alternativen zu kennen - bevor diese aber zum festgeschriebenen Regelwerk werden, muss ich davon überzeugen und werde dabei vielleicht davon überzeugt, dass ich mich irre oder jemand liefert noch bessere Problemlösungen...
Kramer hat folgendes geschrieben: | Dass wir existieren und dass die Welt existiert ist doch unstrittig. Das ist der gemeinsame Konsens unserer Debatte. Wenn Du diesen Konsens bestreitest, ziehst Du nicht nur den Atheisten den Boden unter den Füssen weg, sondern auch dem christlichen Glauben. Was versprichst Du Dir davon? |
Ich habe gesagt, dass auch das nicht sicheres Wissen ist, sondern wie du zurecht sagst einen Konsens darstellt; letztlich finde ich die Frage, ob die Welt wirklich existiert oder ob irgendetwas diese nur simuliert völlig irrelevant, weil es so oder so meine Welt bleibt.
Kramer hat folgendes geschrieben: | otto blei hat folgendes geschrieben: | Trotzdem werdet ihr beide nach ihnen handeln, der Unterschied besteht darin, dass seine mit Münchhausentrilemma letztbegründeten ethischen Handlungsmaßstäbe doktrinär sind und dass Deine nicht letztbegründeten Handlungsmaßstäbe willkürlich und subjektiv sind. |
Der Abruch des unendlichen Regresses im Münchhausentrilemma führt im kR nicht zu doktrinären, also allgemein und letztendlich gültigen Sätzen, sondern immer zu vorläufig gültigen Sätzen, die weiterhin der Kritik unterliegen. |
Otto Blei sprach davon, dass das willkürlich und subjektivität wäre. Die doktrinären Sätze unterstellt er nur denen, die "mit Münchhausentrilemme letztbegründen", also soweit ich das verstehe, diejenigen, die dem Dogmatismus folgen, eben keine kritische Rationalisten.
otto blei hat folgendes geschrieben: | Du vertrittst also die Meinung, dass es nicht fallibles Wissen gibt? Ist die unstrittige Existenz der Welt falsifizierbar und damit wissenschaftlich überprüfbare Theorie oder ist sie nicht falsifizierbar und damit religiöser Glaube? (Sind eigentlich Raum, Zeit und Kausalität falsifizierbar?) |
Erstmal nur ein kleiner Hinweis: Erstens ist der klassische kritische Rationalismus nicht anti-metaphysich, was allerdings nicht ganz meiner Position entspricht und zweitens gibt es hier auch noch das Konzept der Widerlegbarkeit, die nicht das gleiche ist wie Falsifzierbarkeit - Raum, Zeit und Kausalität sind übrigens mehr oder weniger zu erklärende Phänomene und damit Objekte von Theorien aber keine Theorien.
otto blei hat folgendes geschrieben: | Es gibt für mich und dich keine ethischen Maßstäbe außerhalb unseres Willens? Habe ich Dich richtig verstanden? Ich würde also unethisch handeln, wenn ich nicht gemäß meiner persönlich gesetzten Maßstäbe handele? |
Es gibt keine ethischen Maßstäbe außerhalb des Willens von Menschen. Natürlich nicht. |
Ich habe den sehr schönen Artikel von Niemann gelesen, das ist eine hübsch begründete utilitaristische Ethik, allerdings scheint dem Autor nicht klar zu sein, dass sein Argumentationsgang nur überzeugt, wenn man seine utilitaristischen und 'metaphysischen' Grundüberzeugungen teilt. Er hat einen Begriff von 'Verbrechen' der jeder konkreten Ethik vorausgeht und der auf seiner zugrundegelegten utilitaristischen Ethik beruht.
Persönlich finde ich witzig, dass sein und Dein Ethikkonzept im Grunde politisch und sozial Konservativ (oder liberal-konservativ) ist.
Natürlich sind er und Du nur widerlegbar, wenn seine und Deine metaphysischen Grundentscheidungen angegriffen werden, aber im Rahmen Deiner Grundüberzeugungen hast Du völlig recht. Anders gesagt, wir haben uns wohl nix zu sagen, mir hätte das auch klar sein müssen, folglich geht diese dumme Diskussion auf meine Kappe. Ich entschuldig mich dafür, Dich und die Diskussion über das Thema gestört zuhaben.
Ich bitte den zuständigen Moderator meine Account zu löschen. Danke
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#787147) Verfasst am: 09.08.2007, 15:42 Titel: |
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otto blei hat folgendes geschrieben: | Ich bitte den zuständigen Moderator meine Account zu löschen. Danke |
Warum denn das? Du hast mich nicht gestört, ich finde das interessant und Du kannst gerne meine (und seine) metaphysischen Grundentscheidungen - auch wenn ich mit dem Begriff nicht einverstanden bin - angreifen.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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otto blei registrierter User
Anmeldungsdatum: 11.06.2007 Beiträge: 74
Wohnort: Berlin
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(#787220) Verfasst am: 09.08.2007, 16:51 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | otto blei hat folgendes geschrieben: | Ich bitte den zuständigen Moderator meine Account zu löschen. Danke |
Warum denn das? Du hast mich nicht gestört, ich finde das interessant und Du kannst gerne meine (und seine) metaphysischen Grundentscheidungen - auch wenn ich mit dem Begriff nicht einverstanden bin - angreifen. |
Um ehrlich zu sein, ich habe festgestellt, dass mich das zuviel Zeit kostet, die ich nicht habe. Mit Dir zu diskutieren macht trotzdem Spaß. Ich bin der Sohn eines Mannes der stolz darauf ist, dass seine Familie seit drei Generationen aus Freidenkern, Humanisten und Naturalisten besteht (zuzüglich FKK und Vegetarismus), ich teile seine Einstellungen in denen er mich erzogen hat nicht mehr (meine Geschwister schon). Ich habe hier versucht eine Ersatzdiskussion zu führen, die mit meinem Vater nicht möglich ist (Du darfst das psychoanalytisch ausdeuten, ich habe provoziert und Du hast genau richtig reagiert), das war falsch, ich kenne Deine Position und ich weis das kein Argument der Welt Dich davon abbringen wird und ich weis dass auch Du mich nicht überzeugen kannst. Ein Diskussion mit Dir würde mir helfen meine eigenen Standpunkt zu akzentuieren und zu schärfen, doch habe ich wie gesagt nicht genügend Zeit dafür.
Lösch meine Account halt nicht, vielleicht schalte ich mich ein anderesmal in die Diskussion ein.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#787222) Verfasst am: 09.08.2007, 16:54 Titel: |
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Ok, nimm dir Zeit, wenn Du sie hast und sie Dir nehmen willst - das ist hier kein Zwang. Du musst nicht posten, nur weil Du angemeldet bist. - Das mich kein Argument überzeugen würde (prinzipiell) bezweifel ich übrigens.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#787962) Verfasst am: 10.08.2007, 08:57 Titel: |
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Sehwolf hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Natürlich. Aber das war ja mein Punkt: Dawkins bindet seinen Atheismus an die Evolutionstheorie, und zwar an eine spezielle Form derselben. Natürlich nicht nur an die Evolutionstheorie. |
Nutzt alles nix. Jetzt musst du doch erklären was dM an der ET, die Dawkins vertritt falsch ist. |
sie ist nicht falsch, sondern unvollständig. Dawkins erkennt an, dass es in der Natur 'designoide' Strukturen gibt, die so aussehen, als seien sie designed. An vielen Stellen konstatiert Dawkins, dass diese Strukturen entweder designed sind, oder aber durch eine spezifische Form von Evolution entstanden.
Das kommt sehr klar in folgender Passage zum Ausdruck
Dawkins, R. (1995) 'River Out of Eden. A Darwinian View of Life' London, Phoenix, S. 97f (Hervorhebungen nicht im Original)
Zitat: | Do good by stealth. A key feature of evolution is its gradualness. This is a matter of principle rather than fact. It may or may not be the case that some episodes of evolution take a sudden turn. There may be punctuations of rapid evolution, or even abrupt macromutations-major changes dividing a child from both its parents. There certainly are sudden extinctions - perhaps caused by great natural catastrophes such as comets striking the Earth - and these leave vacuums to be filled by rapidly improving understudies, as the mammals replaced the dinosaurs. Evolution is very possibly not, in actual fact, always gradual. But it must be gradual when it is being used to explain the coming into existence of complicated, apparently designed objects, like eyes. For if it is not gradual in these cases, it ceases to have any explanatory power at all. Without gradualness in these cases, we are back to miracle, which is simply a synonym for the total absence of explanation.
The reason eyes and wasp-pollinated orchids impress us so is that they are improbable. The odds against their spontaneously assembling by luck are odds too great to be borne in the real world. Gradual evolution by small steps, each step being lucky but not too lucky, is the solution to the riddle. But if it is not gradual, it is no solution to the riddle: it is just a restatement of the riddle.
There will be times when it is hard to think of what the gradual intermediates may have been. These will be challenges to our ingenuity, but if our ingenuity fails, so much the worse for our ingenuity. It does not constitute evidence that there were no gradual intermediates. |
Dawkins spricht zwar nur allgemein von 'gradualness', aber das ist nur eine Komponente. Diesen Schritten muss noch eine Richtung gegeben werden (sonst hätte man einen 'random walk'), und der erfolgt eben durch die Selektion.
Dawkins räumt expressis verbis ein, dass Evolution eben nicht so verläuft. Aber dann hat er ein Problem: letztendlich verliert Evolution die Bedeutung für sein Weltbild.
Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Wie soll ich sonst nachvollziehen können, ob sie sich als Stütze für eine "atheistisches Weltbild" (gräßliches Wort übrigens) eignet, bzw. warum sie sich nicht eignet. |
Sie eignet sich einfach deshalb nicht, weil sie nicht mit den Befunden übereinstimmt. Dawkins konstruiert den Gegensatz 'Design vs. Evolution', wobei er unter 'Evolution' einen ganz bestimmten Mechanismus versteht. Wenn der nun aber nicht mehr alles erklärt, ist sein Weltbild nicht konsistent. Denn, wie Dawkins an anderer Stelle explizit schreibt
Dawkins, R. (1985) 'What was all the fuss about' Nature 316:683-684, 683f:
Zitat: | In the context of the fight against creationism, gradualism is more or less synonymous with evolution itself. If you throw out gradualness you throw out the very thing that makes evolution more plausible than creation. Creation is a special case of saltation - the saltus is the large jump from nothing to fully formed modern life. When You think of what Darwin was fighting against, is it any wonder, that he continually returned to the theme of slow, gradual, step-by-step change? |
Und, noch deutlicher weiter (S. 684)
Zitat: | Darwin's own bulldog, Huxley, as Eldredge reminds us yet again, warned him against his insistent gradualism, but Darwin had good reason. His theory was largely aimed at replacing creationism as an explanation of how living complexity could arise out of simplicity. Complexity cannot spring up in a single stroke of chance: that would be like hitting upon the combination number that opens a bank vault. But a whole series of tiny chance steps, if non-randomly selected, can build up almost limitless complexity of adaptation. It is as though the vault's door were to open another chink every time the number on the dials moved a little closer to the winning number. |
Die beiden Texte sind im Abstand von 10 Jahren verfasst, ähnliche Passagen findet man auch in Dawkins' aktuellen Arbeiten. Seine Argumentation basiert auf Evolution, die kann aber nur leisten, was er benötigt, falls sie auf bestimmte Art und Weise abläuft. Nach neueren Theorien (Systemtheorie, EvoDevo etc.) ist das aber explizit nicht der Fall.
Natürlich folgt daraus nicht, dass die Alternative nun Design ist. Es ist Dawkins Fehler, diese Alternative explizit zu formulieren. Das tat er auf der Basis seiner Überzeugung, Evolution sei geklärt. Das bedeutet aber, dass jede nicht-gradualistische Evolutionstheorie (es gibt eine ganze Reihe solcher Auffassungen), selbst wenn sie, wie üblich, im Rahmen des Naturalismus verbleibt, sein Gedankengebäude infrage stellt.
Letztendlich kann aber passieren, was Flannery in einer Rezension über Goulds magnum opus schrieb:
Flannery, T. (2002) 'A New Darwinism?'
Zitat: | How are we to judge Stephen Jay Gould's additions to the knowledge of evolution and the history of life, particularly as presented in The Structure of Evolutionary Theory? I could not help but feel that the diverse matter fails to gel into a cohesive theory; yet remarkably Gould leaves us with a self-acknowledged paradox that may explain why this is so. He says that one of his principal themes has been the importance of nonadaptational features of evolution such as spandrels, and of the effects of accidents such as asteroid-induced mass extinctions on the course of evolution. By their very nature such phenomena resist being part of an inclusive evolutionary theory, yet they remain central to Gould's view. If he is correct, then evolution may be one field of science that is not amenable to the application of a grand, overarching theory. This seems an entirely plausible if disconcerting possibility. |
Das wäre dann der GAU für Dawkins: eine nicht-gradualistische Evolution, in deren Sprüngen jeder Theist problemlos seinen Designer unterbringen kann. Das ist keine theoretische Überlegung, in
Horn, S.O.; Wiedenhofer, S.; (Hrsg.) (2007) 'Schöpfung und Evolution. Eine Tagung mit Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo' Augsburg, Sankt Ulrich Verlag
wird das ziemlich explizit in den Diskussionen formuliert.
_________________ Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)
Der Christengott ist immens schwach!
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#788191) Verfasst am: 10.08.2007, 15:32 Titel: |
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Ääh ...?
Argumentiert Dawkins tatsächlich nach dem Muster "Die Befunde geben eine graduelle Evolution zwar nicht immer her, wir müssen aber dennoch davon ausgehen, weil's sonst das Weltbild sprengt"?
Das kann er doch nicht ernsthaft so meinen, oder? Da hab ich doch was mistverstanden?
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#788213) Verfasst am: 10.08.2007, 15:51 Titel: |
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Wenn man nicht nur die fett hervorgehobenen Texte liest, sondern die ganzen Passagen, wird doch deutlich, wie Dawkins es gemeint hat. Ich kann Schwalmos Interpretation nicht nachvollziehen, er argumentiert an Dawkins vorbei.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#788232) Verfasst am: 10.08.2007, 16:11 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Wenn man nicht nur die fett hervorgehobenen Texte liest, sondern die ganzen Passagen, wird doch deutlich, wie Dawkins es gemeint hat. Ich kann Schwalmos Interpretation nicht nachvollziehen, er argumentiert an Dawkins vorbei. |
Dawkins meint das exakt so, wie ich angab: seit Darwin, und damit kann nur die Selektionstheorie gemeint sein, ist nach Dawkins Auffassung ein Mechanismus bekannt, der erklären kann, wie Strukturen, die designed aussehen, ohne Designer entstehen können.
In dem Kapitel, aus dem mein erstes Zitat stammt, argumentiert Dawkins expressis verbis gegen ein bestimmtes Argument für Schöpfung, das er anhand eines Briefs eines Ex-Atheisten einführt.
Lies einfach das komplette Kapitel und überleg' Dir dann, ob ich wirklich an Dawkins vorbei argumentiere. Oder, noch besser, den Blind Watchmaker. Dort formuliert Dawkins das, was ich in den beiden nächsten Zitaten dargestellt habe, ausführlicher.
Natürlich argumentiert Dawkins nicht nur mit Evolution. Die Argumentation, die ich dargestellt habe, zieht sich aber seit vielen, vielen Jahren durch seine Arbeiten. Kann aber sein, dass ich mich täusche. Kannst Du mir konkret zeigen, wie Dawkins die Passagen, die ich zitiert habe, anders gemeint hat als ich es darstellte?
_________________ Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)
Der Christengott ist immens schwach!
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Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
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(#788233) Verfasst am: 10.08.2007, 16:12 Titel: |
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El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Sehwolf hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Natürlich. Aber das war ja mein Punkt: Dawkins bindet seinen Atheismus an die Evolutionstheorie, und zwar an eine spezielle Form derselben. Natürlich nicht nur an die Evolutionstheorie. |
Nutzt alles nix. Jetzt musst du doch erklären was dM an der ET, die Dawkins vertritt falsch ist. |
sie ist nicht falsch, sondern unvollständig. Dawkins erkennt an, dass es in der Natur 'designoide' Strukturen gibt, die so aussehen, als seien sie designed. An vielen Stellen konstatiert Dawkins, dass diese Strukturen entweder designed sind, oder aber durch eine spezifische Form von Evolution entstanden.
Das kommt sehr klar in folgender Passage zum Ausdruck
Dawkins, R. (1995) 'River Out of Eden. A Darwinian View of Life' London, Phoenix, S. 97f (Hervorhebungen nicht im Original)
Zitat: | Do good by stealth. A key feature of evolution is its gradualness. This is a matter of principle rather than fact. It may or may not be the case that some episodes of evolution take a sudden turn. There may be punctuations of rapid evolution, or even abrupt macromutations-major changes dividing a child from both its parents. There certainly are sudden extinctions - perhaps caused by great natural catastrophes such as comets striking the Earth - and these leave vacuums to be filled by rapidly improving understudies, as the mammals replaced the dinosaurs. Evolution is very possibly not, in actual fact, always gradual. But it must be gradual when it is being used to explain the coming into existence of complicated, apparently designed objects, like eyes. For if it is not gradual in these cases, it ceases to have any explanatory power at all. Without gradualness in these cases, we are back to miracle, which is simply a synonym for the total absence of explanation.
The reason eyes and wasp-pollinated orchids impress us so is that they are improbable. The odds against their spontaneously assembling by luck are odds too great to be borne in the real world. Gradual evolution by small steps, each step being lucky but not too lucky, is the solution to the riddle. But if it is not gradual, it is no solution to the riddle: it is just a restatement of the riddle.
There will be times when it is hard to think of what the gradual intermediates may have been. These will be challenges to our ingenuity, but if our ingenuity fails, so much the worse for our ingenuity. It does not constitute evidence that there were no gradual intermediates. |
Dawkins spricht zwar nur allgemein von 'gradualness', aber das ist nur eine Komponente. Diesen Schritten muss noch eine Richtung gegeben werden (sonst hätte man einen 'random walk'), und der erfolgt eben durch die Selektion. |
Na und. Was er mM offensichtlich meint ist: Eine Orchidee kann nicht sich nicht spontan zufällig aus Atomen/Einzellern oder so zusammensetzen. Sie ist entweder desight oder hat sich sukzessive entwickelt. Eien solche Entwicklung muss doch (irgendwie) graduell ablaufen, oder nicht. Mein Eindruck - als Laie - ist, dass du vielleicht zu sehr an den Fachtermini klebst. Anders kann ich mir das (Miss)-verständnis nicht erklären.
El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Dawkins räumt expressis verbis ein, dass Evolution eben nicht so verläuft. Aber dann hat er ein Problem: letztendlich verliert Evolution die Bedeutung für sein Weltbild.
Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Wie soll ich sonst nachvollziehen können, ob sie sich als Stütze für eine "atheistisches Weltbild" (gräßliches Wort übrigens) eignet, bzw. warum sie sich nicht eignet. |
Sie eignet sich einfach deshalb nicht, weil sie nicht mit den Befunden übereinstimmt. Dawkins konstruiert den Gegensatz 'Design vs. Evolution', wobei er unter 'Evolution' einen ganz bestimmten Mechanismus versteht. Wenn der nun aber nicht mehr alles erklärt, ist sein Weltbild nicht konsistent. Denn, wie Dawkins an anderer Stelle explizit schreibt
Dawkins, R. (1985) 'What was all the fuss about' Nature 316:683-684, 683f:
Zitat: | In the context of the fight against creationism, gradualism is more or less synonymous with evolution itself. If you throw out gradualness you throw out the very thing that makes evolution more plausible than creation. Creation is a special case of saltation - the saltus is the large jump from nothing to fully formed modern life. When You think of what Darwin was fighting against, is it any wonder, that he continually returned to the theme of slow, gradual, step-by-step change? |
Und, noch deutlicher weiter (S. 684)
Zitat: | Darwin's own bulldog, Huxley, as Eldredge reminds us yet again, warned him against his insistent gradualism, but Darwin had good reason. His theory was largely aimed at replacing creationism as an explanation of how living complexity could arise out of simplicity. Complexity cannot spring up in a single stroke of chance: that would be like hitting upon the combination number that opens a bank vault. But a whole series of tiny chance steps, if non-randomly selected, can build up almost limitless complexity of adaptation. It is as though the vault's door were to open another chink every time the number on the dials moved a little closer to the winning number. |
Die beiden Texte sind im Abstand von 10 Jahren verfasst, ähnliche Passagen findet man auch in Dawkins' aktuellen Arbeiten. Seine Argumentation basiert auf Evolution, die kann aber nur leisten, was er benötigt, falls sie auf bestimmte Art und Weise abläuft. Nach neueren Theorien (Systemtheorie, EvoDevo etc.) ist das aber explizit nicht der Fall.
Natürlich folgt daraus nicht, dass die Alternative nun Design ist. Es ist Dawkins Fehler, diese Alternative explizit zu formulieren. Das tat er auf der Basis seiner Überzeugung, Evolution sei geklärt. Das bedeutet aber, dass jede nicht-gradualistische Evolutionstheorie (es gibt eine ganze Reihe solcher Auffassungen), selbst wenn sie, wie üblich, im Rahmen des Naturalismus verbleibt, sein Gedankengebäude infrage stellt. |
Ist vielleicht ein bisschen doof an dieser Stelle Wikipedia zu zitieren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gradualismus
Zitat: | Besonders in der Geologie und Biologie bezeichnet Gradualismus die Grundannahme, dass alle Veränderungen allmählich, in kleinen Schritten, vor sich gehen.
...
Charles Darwin übetrug das Konzept auf die Biologie und machte es zu einem seiner wichtigsten Theoreme. Der Gradualismus meint, dass die Evolution der Lebewesen durch eine stetige Anhäufung von geringen Modifikationen, ohne Stillstand (Stasis), über eine Zeitspanne von vielen Generationen hinweg entsteht. Evolutionärer Wandel geschieht in kleinen, wahrscheinlichen Schritten. Evolution in unwahrscheinlich großen Schritten kann es nicht geben, da auch in der Gegenwart keine plötzlichen Veränderungen in der Gestalt (dem Phänotyp) der Lebewesen zu beobachten sind. Außerdem würden sehr große Abweichungen von den üblichen phänotypischen Variationen mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder ausgelesen. Diese Theorie bezieht sich jedoch nicht auf die Intensität der Veränderungsrate als solche.
Seit den 1960er Jahren wird der Gradualismus in der Biologie durch das Konzept des Punktualismus ergänzt, das von den US-amerikanischen Evolutions-Biologen Stephen Jay Gould und Niles Eldredge entwickelt wurde. Der Punktualismus hält auch gelegentliche sprunghaften Änderungen in der Evolution für möglich. Er ist eine zusätzliche Annahme, die zutreffen kann, aber nicht muss. Jeder evolutionäre Wandel kann gradualistisch erklärt werden, unabhängig davon, ob er auch wirklich so ablief. |
Als Laie würde ich das Prinzip Evolution genau so umschreiben. Ist das falsch? Ist es nicht genau das was Dawkins hier tut?
Zitat: | Das wäre dann der GAU für Dawkins: eine nicht-gradualistische Evolution, in deren Sprüngen jeder Theist problemlos seinen Designer unterbringen kann. Das ist keine theoretische Überlegung, in
Horn, S.O.; Wiedenhofer, S.; (Hrsg.) (2007) 'Schöpfung und Evolution. Eine Tagung mit Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo' Augsburg, Sankt Ulrich Verlag
wird das ziemlich explizit in den Diskussionen formuliert. |
Kannst du dazu vielleicht ein paar Stichworte verlieren oder was verlinken? Ich weiss ehrlich gesagt nicht genau was ich mir unter sprunghafter Evolution vorzustellen habe. Katastrophismus zb kann ja nicht darunter fallen. Und selbst große Veränderung müssten sich doch in kleine Schritte zerlegen lassen, oder nicht. Gibt es dafür irgendwelche (vielleicht hypothetischen) Beispiele? Mögliche Kandidaten?
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#788259) Verfasst am: 10.08.2007, 16:43 Titel: |
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El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Kannst Du mir konkret zeigen, wie Dawkins die Passagen, die ich zitiert habe, anders gemeint hat als ich es darstellte? |
Ja, wobei ich mich nur auf das Zitat beziehe, da ich außer "Das egoistische Gen" nichts von Dawkins gelesen habe, und selbst das ist schon länger her.
El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Dawkins räumt expressis verbis ein, dass Evolution eben nicht so [graduell] verläuft. Aber dann hat er ein Problem: letztendlich verliert Evolution die Bedeutung für sein Weltbild. |
Ich verstehe nicht, wie Du das aus dem Zitat herausliest. Dawkins räumt lediglich ein, dass Evolution nicht immer graduell verläuft:
Zitat: | Evolution is very possibly not, in actual fact, always gradual. |
Das ist aber auch gar nicht nötig:
Zitat: | But it must be gradual when it is being used to explain the coming into existence of complicated, apparently designed objects, like eyes. |
"But it must be gradual" bezieht sich nicht auf die Evolution als Ganzes, die im vorherigen Satz gemeint war, sondern nur auf die Evolution eines bestimmten komplizierten Subsystems.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#788305) Verfasst am: 10.08.2007, 17:37 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Kannst Du mir konkret zeigen, wie Dawkins die Passagen, die ich zitiert habe, anders gemeint hat als ich es darstellte? |
Ja, wobei ich mich nur auf das Zitat beziehe, da ich außer "Das egoistische Gen" nichts von Dawkins gelesen habe, und selbst das ist schon länger her. |
hmmmm ....
kolja hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Dawkins räumt expressis verbis ein, dass Evolution eben nicht so [graduell] verläuft. Aber dann hat er ein Problem: letztendlich verliert Evolution die Bedeutung für sein Weltbild. |
Ich verstehe nicht, wie Du das aus dem Zitat herausliest. Dawkins räumt lediglich ein, dass Evolution nicht immer graduell verläuft:
Zitat: | Evolution is very possibly not, in actual fact, always gradual. |
Das ist aber auch gar nicht nötig:
Zitat: | But it must be gradual when it is being used to explain the coming into existence of complicated, apparently designed objects, like eyes. |
"But it must be gradual" bezieht sich nicht auf die Evolution als Ganzes, die im vorherigen Satz gemeint war, sondern nur auf die Evolution eines bestimmten komplizierten Subsystems. |
Mein Punkt war: Dawkins erkennt an, dass es in der Natur Strukturen gibt, die wie designed aussehen. Eine Erklärung deren Entstehung ist entweder Design (menschlich oder anderes) oder Evolution. Damit Evolution als Erklärung dienen kann, muss sie auf die beschriebene Art und Weise ablaufen. Nun räumt Dawkins explizit ein, dass Evolution eben nicht immer so verläuft. Und damit hat er ein Problem.
Das Buch wurde vor Behes Black Box geschrieben. Behe räumt explizit das ein, was Dawkins darstellt und zeigt, dass das, was ihn zur Annahme eines Designers bewegt, exakt in den Gebieten liegt, die Dawkins eben nicht erklären kann bzw. voraussetzt. Dawkins schreibt beispielsweise hinsichtlich der Arbeit von Nilsson und Pelger (S. 92f)
Zitat: | It would be nice, in the future, to do another computer model, this time at the level of the inside of the cell, to show how the first living photocell came into being by step-by-step modification of an earlier, more general-purpose cell. |
Und genau hier setzt Behe ein: er erkennt das an, was Dawkins schreibt, aber IC ist genau das, was die Autoren voraussetzen, eben die Transduktionskaskade der primären Sinneszellen. Wo Dawkins hier 'mogelt' ist, aus einer Entstehung einer Struktur, von deren Zwischenstufen man zeigen kann, dass 1 Prozent besser ist als Null Prozent bzw. 50 Prozent besser als 49, geschlossen werden soll, dass das auch für den Schritt von Null auf irgendwas gilt. Genau das ist der Punkt, an dem Dawkins ein Problem hat.
Natürlich kann er sagen, 'das passiert halt einfach'. Aber, wie ich zeigte, liegt da der Hund begraben: die Selektionstheorie kann das nicht erklären, wenn man die von Dawkins selbst gesetzten Standards einführt (S. 92):
Zitat: | Is there a smooth gradient of change, from flat skin to full camera eye, such that every intermediate is an improvement? (Unlike human designers, natural selection can't go downhill-not even if there is a tempting higher hill an the other side of the valley.) |
Mein Punkt war nicht, dass das nun für einen Designer spricht, sondern dass es naturalistische Mechanismen (Systemtheorie, EvoDevo etc. sollen als Schlagworte genügen), die aber eins gemeinsam haben: sie sind mit Dawkins' Ansatz nicht kompatibel.
_________________ Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)
Der Christengott ist immens schwach!
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#788359) Verfasst am: 10.08.2007, 18:34 Titel: |
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Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Als Laie würde ich das Prinzip Evolution genau so umschreiben. Ist das falsch? Ist es nicht genau das was Dawkins hier tut? |
Natürlich, und ich habe geschrieben, warum das nicht stimmt. EvoDevo oder systemtheoretische Versionen gehen zum Beispiel von Sprüngen aus.
Zitat: | Jeder evolutionäre Wandel kann gradualistisch erklärt werden,unabhängig davon, ob er auch wirklich so ablief . |
Das ist genau das, was ich auch hervorgehoben habe. Der Punkt war doch, dass Dawkins betonte, dass das nur gradualistisch erklärt werden kann. Der Knaller ist doch, was ich oben im Wikipedia-Text hervogehoben habe. Was meint denn wohl 'unabhäng davon ...' anders als: meine Theorie stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein? Das war doch mein Punkt: erklärbar ist nur, was gradualistisch verläuft. Dawkins räumt ein, dass das nicht (zumindest nicht immer) der Fall ist, stützt sich aber auf eben diese Erklärung, wenn er gegen Design argumentiert. Merkst Du das nicht?
_________________ Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#788389) Verfasst am: 10.08.2007, 19:25 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | "But it must be gradual" bezieht sich nicht auf die Evolution als Ganzes, die im vorherigen Satz gemeint war, sondern nur auf die Evolution eines bestimmten komplizierten Subsystems. |
So sehe ich das auch. Ich sehe hier überhaupt keinen Widerspruch.
Dawkins: Ein Auto muss nicht aus Kurvenflächen bestehen, aber die Räder müssen rund sein, damit das Auto fahren kann.
El Schwalmo: Ha! Ein 1982 Ford Crown Victoria hat aber lauter Ecken und ebene Flächen. Wie kann Dawkins also behaupten, dass Autos Kurvenflächen haben müssen?
Den Bezug dieses Einwands auf sein jüngstes Buch kann ich sowieso nicht erkennen.
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