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Das angezüchtete Christentum
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otto blei
registrierter User



Anmeldungsdatum: 11.06.2007
Beiträge: 74
Wohnort: Berlin

Beitrag(#795388) Verfasst am: 18.08.2007, 17:50    Titel: Antworten mit Zitat

astarte007 hat folgendes geschrieben:
otto blei hat folgendes geschrieben:
astarte007 hat folgendes geschrieben:

Ein blöder alter Hut, dieses Schuld und Sühne Zeuch:

http://www.sueddeutsche.de/,tt7l1/wissen/artikel/462/127260/


Hab ich gelesen, der gute Mann erledigt gleichzeitig auch noch Ethik, freien Willen und Verantwortung. Damit ist er zumindest intellektuell sehr redlich. Und er spricht unserer Gesellschaft aus dem Herzen, es ist halt doof Kantianer zu sein, wenn man dem armen Opi den Gnadeschuß geben will und keine Lust hat die Folgen des geplatzen Überziehers zu tragen. Kann ich schon verstehen.
Und seit wir die armen Kranken nicht mehr kostengünstig Ausmerzen sondern ihre soziale Non-Konformität therapieren, kann jeder bei sowas ein ruhiges nicht vorhandenen Gewissen haben.

Jaja, wer nach Gründen von Willensbildung, Verhalten und Andere schädigendem Verhalten sucht, der treibt jeden Monat ab, und killt die Omma, sobald sie nicht mehr hatschen kann... Mit den Augen rollen

Und wer Schuld uns Sühne gut findet, schickt verhaltensauffällige Kinder zur Beichte, damit sie ihre Sünden und IHRE SCHULD beichten und IHNEN vergeben wird, der züchtigt Kleinkinder für ihre Trotzphase, weil sie ja willentlich die Eltern ärgern, Kinder mit Lernstörungen wollen ja nicht, also strafen, Jugendliche die selbstständig werden wollen: strafen. Warum einer später straffällig wird, scheiß egal, er will es und dafür gibt es Strafe! Wozu der ganze Psychokram, wer nicht spurt, der kriegt halt sein Fett weg. Bis zur Todesstrafe, die schreckt zwar Gewaltverbrecher nicht ab, aber egal, Hauptsache es wurde gesühnt und der EDELmensch (wie es Esperanto auf den Punkt bringt) kann sich als was besseres fühlen, er ist ja nur gerecht, er verlangt ja nur gerechte Sühne für eine Schuld!

Das wäre die entsprechende Reaktion in grün. Ich finde es allerdings blöde so zu "argumentieren". Aber mit einem EDELMenschen kann ich halt nicht mithalten, ich bin nur ein ganz normaler Mensch.


Nun meine Liebe ganz so grob denke ich nicht, es geht mir nur um die letzten Kosequenzen die jede Form von Denken beinhaltet - die hast Du allerdings, wenn auch polemisch sehr Gut beschrieben. Nur mit Edelmenschen hat das nix zu tun, sondern ob ich Freiheit als ein Leben in leiblicher Problemlosigkeit auffasse (dann hast du übrigens völlig recht) oder ob mir meine Freiheit ein unverrückbare Tatsache ist, für die mein Wohlergehen zweitrangig ist und die ich von gut meinenden Utilitaristen genauso wenig eingeschränkt haben möchte wie von eifernden Christen.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#795399) Verfasst am: 18.08.2007, 18:07    Titel: Antworten mit Zitat

otto blei hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
otto blei hat folgendes geschrieben:
Penolph hat folgendes geschrieben:
Ach west`e otto blei. Aus meiner Verantwortung habe ich mich nie gestohlen. Sonst hätte ich es nämlich trotz der ganzen christen-schei..... so weit gebracht.
Wer sich aus der Verantwortung gestohlen hat (wenn es ihn denn gäbe) das ist diese Schimäre- ein Fantasiegebilde, den die christen ihren gott. Nennen. Der Allmäch` Schläft sozusagen seelenruhig, während sich seine Ebenbilder grausam, auch noch in seinem Namen umbringen. Das nenne ich sich aus der Verantwortung stehlen. Ich bin nur froh, dass ich, wenn auch verdammt spät endlich mir eingestehen kann, dass es so ein Gebilde nicht gibt. Gäbe es diesen gott, wäre er der größte Sadist, den das Universum jemals hervorgebracht hätte.
Penolph: der sehr gerne die Verantwortung für sich selbst übernimmt und sie nicht anderen überläßt. Und schon gar nicht religiösen grausamen intoleranten Fantasten.


Wo keine Schuld und Sünde ist, da kann auch kein Gott sein, da kann auch kein freier Wille und damit auch kein Mensch sein, sondern ein Tier mit Instinkten. Und wo kein freier Wille ist, da kann es auch keine Verantwortung geben (und auch kein Verbrechen). Wofür hast Du Verantwortung übernommen?


Erschließt sich mir nicht wirklich. Ich bin eh Immoralist, ich glaube nicht an das "ontische Böse". An das faktische Böse wohl. Und an diesem faktischen Bösen sind die Christen und Muslime nicht gerade unschuldig. Ich habe mich als Mensch immer "unschuldig" gefühlt und lasse mir das auch nicht ausreden.

Meine Großtante Annie greinte vor der katholischen Kirche, weil sie nicht mehr zum Abendmahl durfte, denn sie hatte ja sosehr gesündigt, weil sie einen zweiten Mann geheiratet hatte ( einen Schotten), der erste aber unerwarteterweise aus dem Krieg zurück kam. Und während die ganze Welt in Schutt und Asche lag, machte die katholische Kirche munter weiter ihre "Sexualpolitik" und der kleine Sünder greint ob seiner Sünden, während gleichzeitig die größten Verbrechen geschahen. Da wird mir übel.

Gruß Martin


Danke für deine ehrliche Antwort. Könntest Du mir sagen worin für eine Immoralisten ein Verbrechen besteht?


Ich denke das was ich als ein Verbrechen ansehe, wird wohl ungefähr dasselbe sein wie für Dich. Nur was genau ist das, das Böse? Kannst Du mir dies beantworten? Was soll das sein?

Für mich ist in jedem Fall der Mensch das Maß aller Dinge. Der entscheidet welches Verhalten für eine Gesellschaft tollerabel ist und welche nicht. Und die Gesellschaft mag es als ihr gutes Recht erachten, "böses Verhalten" zu bestrafen als Abschreckung. Gegen diesen praktischen Gesichtspunkt habe ich nichts.

Ich habe nur ein Problem mit deinem Konstrukt des freien Willens. Natürlich hat ein Mensch einen freien Willen, sofern sein Verhalten nicht "zwanghaft" erfolgt. Wenn du "freier Wille" mit "nicht zwanghaft" übersetzen willst na dann meinetwegen. Nur es wird mit dem freien Willen ja etwas konstruiert, was über diesen freien Willen noch hinausgeht. Ich bin gar kein Determinist. Aber ich sehe doch, daß das "freie Handeln" Ausfluß einer Persönlichkeit ist, die sich in einer Umwelt bewegt. Und ich denke, daß ein Mensch in einer identischen Situation ( wenn du das, was ich Situation nenne, in einem umfassenden Sinne auffaßt) immer gleich handeln wird. Für einen freien Willen, der von sich selber und von der Situation absieht, sehe ich keinen Platz.

Letzlich halte ich diese Behauptung, daß jemand "auch anders hätte handeln können" für ein Konstrukt. Wenn jemand anders hätte handeln können, so hätte er anders gehandelt. Ich habe nichts gegen einen "Apell" an den freien Willen. Ich glaube aber letztenendes, daß alles Verhalten und Geschehen mit Notwendigkeit erfolgt. Wir brauchen den "freien Willen" nicht. Die Religion braucht ihn. Sie braucht diese Freiheit, die noch jenseits von Person und Situation existieren soll. Wobei ich mit Nietzsche mich schon fragt, wieso Gott ein solch fehlerhaftes Wesen wie den Menschen bestraft. Hat er ihn nicht selber erschaffen? Warum hat er uns fehlerhaft geschaffen, um uns dann nachträglich für die Fehlerhaftigkeit zu bestrafen? Das ist doch absurd.

Und wiegesagt, daß ich nicht an den freien Willen im christlichen Sinne glaube, hat nichts mit Determinismus zu tun. Umstände kommen immer mildernd hinzu, aber den Menschen als bloßen Sklaven seiner Umstände zu sehen entspricht nicht meinem Menschenbild.

Gruß Martin
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Wolf
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Beitrag(#795446) Verfasst am: 18.08.2007, 19:07    Titel: Antworten mit Zitat

otto blei hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
otto blei hat folgendes geschrieben:
Du darfst mir gerne ganz unscheinlogisch erläutern, welcher Sinn und welche
Bedeutung den Begriffen 'Verantwortung' und 'Verbrechen' noch zukommt, wenn man das Vorhandensein eines freien Willens verneint.


Oumpf. Da gibt es hier schon ellenlange Threads drüber.. im endeffekt ganz einfach: Ich habe es getan, also nehme ich die Konsequenzen auf mich. Ob determiniert oder nicht.


Das hätte ich mir denken können. Kennst Du die hübsche Stelle über die Dialektik des Monisten bei Günther Anders? Jedenfalls scheinen Logik und Rationalität nich unbedingt verbreitete Eigenschaften bei Atheistens zu sein.

Wie wär's wenn du die entsprechenden Threads erst mal liest, bevor sämtliche Atheisten verunglimpfst.
Aber Ratio und Logik scheinen bei Gläubigen ja nicht weit verbreitet zu sein.
_________________
Trish:(
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#796410) Verfasst am: 20.08.2007, 06:12    Titel: Antworten mit Zitat

otto blei hat folgendes geschrieben:
Ich bedenke bei den Ausführungen des guten Herrn Wuketis immer mit, welche Konsequenzen sein Freund, Kollege und Mitstreiter PG Lorenz vor ca. 65 Jahren aus solchen Überlegungen gezogen hat.


Geht das auch konkreter?
_________________
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Esperanto
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Beitrag(#796423) Verfasst am: 20.08.2007, 07:57    Titel: Antworten mit Zitat

@Malcolm
Gott hat den Menschen eben nicht fehlerhaft geschaffen, sondern perfekt.
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Kival
Profeminist Ghost



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Beiträge: 24071

Beitrag(#796425) Verfasst am: 20.08.2007, 08:03    Titel: Antworten mit Zitat

Esperanto hat folgendes geschrieben:
@Malcolm
Gott hat den Menschen eben nicht fehlerhaft geschaffen, sondern perfekt.


Du bildest Dir was ein Lachen
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Esperanto
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Anmeldungsdatum: 25.06.2007
Beiträge: 333

Beitrag(#796426) Verfasst am: 20.08.2007, 08:04    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Esperanto hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:


Leuchtet mir alles überhaupt nicht ein. Freiheit des Willens hat doch mit Ethik überhaupt nichts zu tun. Wenn ich etwa eine Beziehungskiste anfange oder eine beende, was hat das mit "ethischem Handeln" zu tun? Ich bin ein freier Mensch, ich suche mir meine Freunde aus, bestimme selber, welcher Mensch oder welche Sache mich interessiert oder nicht, was ich zu jemandem sage oder auch nicht. Dieses Moralgeklapper von Kant geht mir nur auf den Sack. Der größte Teil meines Handelns hat mit Moral überhaupt nichts zu tun und mit "Instinkthandlungen" genauso wenig.

Das was Kant da anbietet ist doch Christentum für die Gebildeten. Und das interessiert mich nicht. Über Moral redet man nicht, man hat sie. Kant ist so redselig mit seiner Ethik, wie die Christen mit der Sünde.

Gruß Martin



Ja mein Gott, wenn du natürlich nur deinen niederen Trieben wie ein Kleinkind folgen willst, bist du eigentlich ein Tier......gefangen in einem Berg Fleisch mit Hormonen. Erst wer gegen die Triebe ankämpft, wird wirklich zum Edelmenschen.


Und ich sage, daß es eigentlich ziemlich unedel ist, vor seinen Bedürfnissen davon zu laufen. Unedel weil feige. Von Trieben rede ich nicht. Das ist eine primitiv biologische Betrachtung des Menschen. Und es ist schon erstaunlich, daß Du als Katholik mit solchen Argumentationen aus der biologistischen Mottenkiste kommst.

Was ein Tier eigentlich ist, wissen wir gar nicht. Was wir an ihm ausmachen können ist, daß sie in erster Linie Instinktwesen sind. Alles läuft instinktmäßig ab, auch die Sexualität. All das läßt sich erforschen und generalisieren. Kennst du ein Huhn, kennst du im Grunde alle. Der Mensch dagegen hat Wünsche und Sehnsüchte, auch Ängste, auch Vernunftgründe. Und natürlich religiöse Vorurteile, aber auf die kann ich gerne verzichten.

Im übrigen: Woher glaubst Du mich so gut zu kennen, um mich so plump anzumachen? Denn darauf läuft es ja wohl hinaus. Kann ja schon sein, daß bei Dir, wenn man den "Edelmenschen" abzöge, dann tatsächlich ein "Tier - gefangen in einem Berg von Hormonen" übrigbliebe. Aber du solltest nicht von dir auf andere schließen.



Die Frage ist, ob du gegen das freudsche Es ankämpfst, die tierischen Triebe also. Wir Christen nennen dieses Es die Erbsünde. Durch unseren Verstand können wir sehr wohl gegensteuern, sei es aus Idealismus oder Religion, sei es aus Eigennutz. Das ist der kleine Spielraum freien Willens, den wir immerhin haben. Aber es ist natürlich schwer genug, keiner kann ganz aus seiner Haut.
Primitive, wenig intelligente Leute sind tatsächlich ihren Trieben verfallen, lassen sich gehen und steuern nicht gegen, weil die Disziplin fehlt. Das geht dann schon in Richtung Tier. Bei dir ist das aber sicher nicht der Fall, denn solche Leute können eigentlich nicht im Internet schreiben.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#796433) Verfasst am: 20.08.2007, 08:19    Titel: Antworten mit Zitat

Esperanto hat folgendes geschrieben:
Durch unseren Verstand können wir sehr wohl gegensteuern, sei es aus Idealismus oder Religion, sei es aus Eigennutz.

Gerade die Religion dient häufig genug aber auch dazu, diesen Trieben mit gutem Gewissen freien Lauf zu lassen. Wie das dann aussieht, ist beispielsweise hier zu sehen.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#796516) Verfasst am: 20.08.2007, 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

Esperanto hat folgendes geschrieben:


Die Frage ist, ob du gegen das freudsche Es ankämpfst, die tierischen Triebe also. Wir Christen nennen dieses Es die Erbsünde. Durch unseren Verstand können wir sehr wohl gegensteuern, sei es aus Idealismus oder Religion, sei es aus Eigennutz. Das ist der kleine Spielraum freien Willens, den wir immerhin haben. Aber es ist natürlich schwer genug, keiner kann ganz aus seiner Haut.
Primitive, wenig intelligente Leute sind tatsächlich ihren Trieben verfallen, lassen sich gehen und steuern nicht gegen, weil die Disziplin fehlt. Das geht dann schon in Richtung Tier. Bei dir ist das aber sicher nicht der Fall, denn solche Leute können eigentlich nicht im Internet schreiben.


Ich finde es schon interessant, daß Du als Christ die Biologie und die Psychoanalyse bemühst, während ich als Atheist den Wissenschaften eher skeptisch gegenüber eingestellt bin - das sind alles interessante Hypothesen, die vieles sinnträchtig machen können - mehr aber auch nicht. Ich glaube schlicht nicht an Wissenschaften und ich finde es fatal den Glauben an Religion auf einen Glauben an Wissenschaften zu übertragen. Einmal hieß es: Ich weiß, daß ich nichts weiß, inzwischen weiß man vermutlich schon bald alles.

Ich mag den Begriff der tierischen Triebe nicht. Einmal ist es begrifflich falsch, hätte der Mensch tierische Triebe, dann wären es zumindestens auch menschliche. Aber ich weiß sowieso nicht, warum wir zum Verständnis des Menschen das Tier bemühen müssen sollten.

Ich glaube nicht, daß es "primitiven, wenig intelligenten Menschen" unbedingt an Disziplin fehlt, vielleicht fehlt es ihnen auch einfach an Würde. Insbesondere gilt das wohl für den Sexualtrieb. Aber ich wehre mich eigentlich gegen die Entmenschung des Menschen noch in seiner verkommensten Gestalt. Die ganze Sache mit den Trieben ist mir eigentlich ziemlich wurscht, ich glaube es sagt nicht viel über einen Menschen aus, wenn er ein bißchen verfressen ist. Die Sexualität ist der entscheidende Punkt.

Ich muß sagen, es gibt wirklich Auswüchse im Bereich der Sexualität, die ich ungeheuer befremdlich finde. Also wenn ich etwa lese, daß es in Japan jetzt "Bordelle" für Sexpuppen gibt, natürlich diese wunderbar lebensechten Sexpuppen aus Venyl oder so, dann finde ich das schon sehr befremdlich ( und die Nachfrage nach solchen Puppen soll in Deutschland auch groß sein). Damit ist die Verdinglichung des Sexuellen an einen Punkt getrieben, der wohl kaum noch überbietbar ist, es geht also auch ganz ohne Frauen, Venyl reicht völlig. Nur ist das tierisch? Ja sicher, der Stier bespringt auch das Surrogat einer Kuh, wenn man ihm eine hinhält, der Unterschied liegt nur darin, der Stier ist einfach zu blöd, den Unterschied zu bemerken, der Mensch weiß es ganz genau, daß er eine Atrappe vor sich hat, er macht es trotzdem. Mir wird dabei übel.

Ich finde das alles nicht schön. "Make love not war" hieß es bei den 68 ern und das war eine romantische Parole sexueller Befreiung und wo sind wir gelandet? Bei Sexpuppen. Ich habe nichts gegen erotische Bilder, auch nichts gegen Bilder die sexuel stimulieren, aber ich habe etwas dagegen, daß sich der Sex als Ware ( der er immer schon war) von einem schmuddeligen Handwerk zu einer geachteten Industrie entwickelt hat. Inzwischen gibt es hier in Hamburg schon "Sexmessen". Was für Idioten müssen das sein, die da hingehen.

Und ich kann nicht sagen, daß mich dieses Dauerbombardement mit Sex Sex Sex in den Trivialmedien, denen du einfach nicht entgehen kannst sonderlich stimuliert, es ödet mich einfach nur noch an. Diese ewigen Nackten an den Illustriertenständen, diese "Ruf mich an" Scheiße dieser Sexnummern, dieser ewig durchsichtige Versuch, nach dem Motto "Sex sells" alles mit Sex zu verkaufen.

Sexuelle Befreiung? Was ist dafür der Maßstab? Können sich Männer und Frauen in ihren gegenseitigen Bedürnissen besser verstehen? Das bezweifle ich. Der Primitivling fühlt sich vielleicht ermutigt, aber der kompliziertere Mensch, der doch immer auch ein "Romantiker der Befreiung" ist, scheitert oft an den Komplexitäten seiner emotionalen Bedürfnisse, da kann er so liberal sein wie er will.
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otto blei
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Anmeldungsdatum: 11.06.2007
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Beitrag(#796715) Verfasst am: 20.08.2007, 15:55    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
otto blei hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
otto blei hat folgendes geschrieben:
Du darfst mir gerne ganz unscheinlogisch erläutern, welcher Sinn und welche
Bedeutung den Begriffen 'Verantwortung' und 'Verbrechen' noch zukommt, wenn man das Vorhandensein eines freien Willens verneint.


Oumpf. Da gibt es hier schon ellenlange Threads drüber.. im endeffekt ganz einfach: Ich habe es getan, also nehme ich die Konsequenzen auf mich. Ob determiniert oder nicht.


Das hätte ich mir denken können. Kennst Du die hübsche Stelle über die Dialektik des Monisten bei Günther Anders? Jedenfalls scheinen Logik und Rationalität nich unbedingt verbreitete Eigenschaften bei Atheistens zu sein.

Wie wär's wenn du die entsprechenden Threads erst mal liest, bevor sämtliche Atheisten verunglimpfst.
Aber Ratio und Logik scheinen bei Gläubigen ja nicht weit verbreitet zu sein.


Lieber Wolf, wenn jemand den Menschen einerseits als determiniert betrachtet und andererseits meint er (der Mensch) sei für die Konsequenzen seines Handelns verantwortlich, dann hat er entweder Probleme mit dem logischen Denken oder er ist intellektuell unerhrlich, entweder aus ideologischer Verblendung oder weil er nicht wirklich bereit ist den Konseqenzen, die sich aus einer Weltanschauung ergeben in die Augen zu sehen.

Logisch und rational denkende Atheisten sind mir sehr wohl bekannt, nur wie gesagt die Konsequenzen ihres Denkens sind sehr unangenehm.
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otto blei
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Anmeldungsdatum: 11.06.2007
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Beitrag(#796731) Verfasst am: 20.08.2007, 16:37    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
otto blei hat folgendes geschrieben:
Ich bedenke bei den Ausführungen des guten Herrn Wuketis immer mit, welche Konsequenzen sein Freund, Kollege und Mitstreiter PG Lorenz vor ca. 65 Jahren aus solchen Überlegungen gezogen hat.


Geht das auch konkreter?


Professor Lorenz, Mitinhaber des Kantlehrstuhls der Universität Königsberg, hat 1941 einen Aufsatz mit dem Titel: 'Kants Lehre vom Apriorischen im Lichte gegenwärtigern Biologie' veröffentlicht, der in dem von ihm und Wuketis herausgegebenen Sammelband 'Die Evolution des Denkens' wiederveröffentlicht ist, ein Jahr davor hat er den Aufsatz 'Durch Domestikation verursachte Störungen arteigene Verhaltens' (in: Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde, Bd. 59, Heft 1 und 2 (Juni 1940), S. 2-81) veröffentlicht, der ihm später so peinlich war, dass er ihn verschwiegen hat. Die Konsequenzen seiner Widerlegung Kants kannst Du in diesem Aufsatz nachlesen, da hat der PG Lorenz mal ganz frei formuliert, worauf ein Denken wie das seinige unter günstigen Umständen hinausläuft.

Ich gebe Dir zu das Wuketis Realismus nicht so weit geht, sondern sehr viel humaner ist, ob er dabei intellektuell ehrlich und stringent denkt, ist eine andere Frage.

Hier noch ein Link: http://www.wernerbrill.de/downloads/LorenzKonradAusmerze.pdf
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Wolf
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Beitrag(#796775) Verfasst am: 20.08.2007, 17:21    Titel: Antworten mit Zitat

otto blei hat folgendes geschrieben:

Lieber Wolf, wenn jemand den Menschen einerseits als determiniert betrachtet und andererseits meint er (der Mensch) sei für die Konsequenzen seines Handelns verantwortlich, dann hat er entweder Probleme mit dem logischen Denken oder er ist intellektuell unerhrlich, entweder aus ideologischer Verblendung oder weil er nicht wirklich bereit ist den Konseqenzen, die sich aus einer Weltanschauung ergeben in die Augen zu sehen.
Du unterscheidest nicht zwischen Schuld und Verantwortung. Zugeben ist der Gebrauch des Wortes verantwortlich leicht missverständlich. (Kival hat ihn aber auch gar nicht gebraucht). Nun die Konsequenzen die sich aus dem eigenen Handeln ergeben muss jeder tragen unabhängig von einem freien Willen.
Step hat ein Recht interessante Konzept zum nachlesen, als Schuldersatz vorgestellt. An die Stelle der Schuld tritt der Verantwortungsverlust.(Verantwortung hat die Gesellschaft dem Subjekt vorher gegeben. Bei einer Straftat entzieht sie ihm sie aber wieder[d.h. es muss sich für seine Tat verantworten].)
Anstelle von Verantwortungsverlust sprach ich desöfteren von "relativer Schuld". Jetzt im Nachhinein denke ich das es auf das selbe hinausläuft.
Zitat:


Logisch und rational denkende Atheisten sind mir sehr wohl bekannt, nur wie gesagt die Konsequenzen ihres Denkens sind sehr unangenehm.
Die wären? Zudem ist der freier Wille unabhängig vom Atheismus ein Stumpfsinn.
_________________
Trish:(
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otto blei
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Beitrag(#796942) Verfasst am: 20.08.2007, 21:06    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
otto blei hat folgendes geschrieben:

Lieber Wolf, wenn jemand den Menschen einerseits als determiniert betrachtet und andererseits meint er (der Mensch) sei für die Konsequenzen seines Handelns verantwortlich, dann hat er entweder Probleme mit dem logischen Denken oder er ist intellektuell unerhrlich, entweder aus ideologischer Verblendung oder weil er nicht wirklich bereit ist den Konseqenzen, die sich aus einer Weltanschauung ergeben in die Augen zu sehen.
Du unterscheidest nicht zwischen Schuld und Verantwortung. Zugeben ist der Gebrauch des Wortes verantwortlich leicht missverständlich. (Kival hat ihn aber auch gar nicht gebraucht). Nun die Konsequenzen die sich aus dem eigenen Handeln ergeben muss jeder tragen unabhängig von einem freien Willen.
Step hat ein Recht interessante Konzept zum nachlesen, als Schuldersatz vorgestellt. An die Stelle der Schuld tritt der Verantwortungsverlust.(Verantwortung hat die Gesellschaft dem Subjekt vorher gegeben. Bei einer Straftat entzieht sie ihm sie aber wieder[d.h. es muss sich für seine Tat verantworten].)
Anstelle von Verantwortungsverlust sprach ich desöfteren von "relativer Schuld". Jetzt im Nachhinein denke ich das es auf das selbe hinausläuft.
Zitat:


Logisch und rational denkende Atheisten sind mir sehr wohl bekannt, nur wie gesagt die Konsequenzen ihres Denkens sind sehr unangenehm.
Die wären? Zudem ist der freier Wille unabhängig vom Atheismus ein Stumpfsinn.


Lieber Wolf, natürlich muss ein jeder die Konsequenzen seines Handelns tragen, die Frage ist nur welche? In einer Gesellschaft ohne funktionierende Rechtsordnung kann ich unter Umständen meinen Nebenbuhler erschießen und dann als angenehme Konsequenz mein Leben mit der Angebeteten genießen. In Amerika werde ich dafür als schuldiger Mörder hingerichtet. Was geschieht in Steps Verantwortungsordnung mit mir, verliere ich die Verantwortung (wofür eigentlich?) oder werde ich therapiert? Offensichtlich sind also verschieden Konsequenzen aus der Selben Handlung möglich, eine wird schon eintreten, da hast Du Recht.
Dass dem Menschen sein Tun irgendwie zuzurechnen ist, ist ehrlich gesagt eine banale Feststellung. Und ich kann dem Menschen sein gesamtes Tun als Bereich seiner Verantwortung zuweisen. Allerdings ist Verantwortung, dann ein völlig sinnentleerter Begriff, der zu keiner Verwendung im ethischen oder rechtlichen Bereich mehr fähig ist. Verantwortlichkeit kann nur bedeuten, dass der Mensch fähig ist zwischen mindesten zwei Handlungsmöglichkeiten zu entscheiden. Verletzte er ethische Normen und die Rechte oder Güter Anderer, so kann er dabei vorsätzlich (Schuld), fahrlässig (zurechenbar Unklug) oder ohne beides handeln (also ein nicht durch Kenntnis und Alternativhandlungen vermeidbarere Unfall, formal wäre er trotzdem verantwortlich). Verantwortlich in dem Sinne, dass ein äußerer Beobachter ihm alle seine Handlungen zurechnen muss, ist er in allen 3 Fällen, aber seine Motivation und seine Schuld unterscheiden sich erheblich. Glaube ich allerdings, dass der Mensch determiniert ist, wird der Unterschied zwischen seinen Motivationen bedeutungslos, er wäre gleichzeitig für alles verantwortlich, ob Mord oder Unfall, und doch wieder für nichts.

Es gibt keine relative Schuld, sondern nur mildernde Umstände.

Nietzsche war z.B: ein ehrlicher Atheist.
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