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dofan1
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Anmeldungsdatum: 21.07.2007
Beiträge: 15

Beitrag(#801067) Verfasst am: 25.08.2007, 14:31    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
dofan1 hat folgendes geschrieben:
Einfache Frage von einfachem, auf eigenen Willen bestehenden Menschen (also nicht so viele Fachwörter): Wenn es keinen freien Willen gibt, müßten dann nicht die meisten Menschen das gleiche als richtig empfinden, mit Ausnahme sehr weniger mit genetisch eindeutigen Veränderungen?

- Die meisten Menschen haben weitgehend dieselben Vorlieben. Sie wollen überleben, essen, sexuelle Befriedigung, soziale Kontakte, sie handeln nach Mitleid, Rache usw.
- Daß es dennoch je nach Situation unterschiedlich geprägte Präferenzen (Vorlieben) gibt, spricht nicht für den freien Willen. Zum Vergleich: Menschen unterscheiden sich auch körperlich individuell, ohne daß sie darauf Einfluß hätten. Und auch Tiere, die ja angeblich keinen freien Willen haben, verhalten sich individuell unterschiedlich, schon allein weil sie in unterschiedliche Situationen geraten.

Grundsätzlich stimme ich beiden Pkt. zu.
Aber als Beispiel: In Deutschland macht es keinen großen Unterschied, ob ich mich als Christ, Atheist oder garnichts bezeichne. Ich habe in Pkt1, Bedürfniserfüllung keine großen Nachteile.
Bezeichne ich mich aber in einem streng gläubigem Land als Atheist, habe ich in Pkt 1 kaum eine Chance. Sind die dann alle masochistisch veranlagt?
Oder warum nimmt jemand sonst freiwillig solche Nachteile in Kauf?
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#801079) Verfasst am: 25.08.2007, 14:41    Titel: Antworten mit Zitat

dofan1 hat folgendes geschrieben:
Aber als Beispiel: In Deutschland macht es keinen großen Unterschied, ob ich mich als Christ, Atheist oder garnichts bezeichne. Ich habe in Pkt1, Bedürfniserfüllung keine großen Nachteile.
Bezeichne ich mich aber in einem streng gläubigem Land als Atheist, habe ich in Pkt 1 kaum eine Chance. Sind die dann alle masochistisch veranlagt?
Oder warum nimmt jemand sonst freiwillig solche Nachteile in Kauf?

Eben nicht freiwillig. Bestimmte äußere und innere Verhältnisse drängen ihn zum Glauben, andere dagegen. Sein Bewertungssystem könnte sich z.B. den "Virus" eingefangen haben, an eine Belohnung oder Bestrafung durch Gott nach dem Tode zu glauben. Oder jemand weiß, daß Glauben zwar sozial weniger Angriffsfläche bietet, aber er hat eine bestimmte Haltung (Rationalität, Ehrlichkeit, ...) so verinnerlicht, daß er zum Atheismus steht. Ob sich beide dadurch nun wirklich besser fühlen oder eher nur "getrieben", ist eine andere Frage.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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dofan1
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Anmeldungsdatum: 21.07.2007
Beiträge: 15

Beitrag(#801094) Verfasst am: 25.08.2007, 14:58    Titel: Antworten mit Zitat

@ step
Was wäre das für eine andere Frage?
Was ist die Definition FÜR freien Willen?
Macht es einen Unterschied, im Denken, fühlen, handeln ob man einen freien Willen hat oder nicht?
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#801105) Verfasst am: 25.08.2007, 15:12    Titel: Antworten mit Zitat

dofan1 hat folgendes geschrieben:
@ step Was wäre das für eine andere Frage?

Naja, wie Du weißt, handelt der Mensch nicht immer so, daß er sich danach in Summe besser fühlt. Es gibt Reflexe, Zwangshandlungen etc. - man kann nicht allgemein sagen, ob sich der Atheist oder der Gläubige besser/schlechter oder freier/unfreier fühlen.

dofan1 hat folgendes geschrieben:
Was ist die Definition FÜR freien Willen?

Für mich ist die Gretchenfrage, ob bei gleicher Ausgangssituation zwei alternative effektiv unterschiedliche Handlungswege physikalisch möglich sind. Da ich das verneine, gibt es für mich keinen FW. Das Gefühl, einen zu haben, ensteht mE aus dem Unwissen über die Zukunft, plus der nachträglichen Sinnzuweisung des Gehirns. Oder so.

dofan1 hat folgendes geschrieben:
Macht es einen Unterschied, im Denken, fühlen, handeln ob man einen freien Willen hat oder nicht?

Mögliche Antworten aus meiner Sicht:
- Ja, wenn man einen freien Willen hätte, könnte man die physikalischen Gesetze beeinflussen. Oder sie sind sowieso falsch.
- Nein, die Illusion des FW prägt unser Alltagshandeln, da wir die Welt eh falsch interpretieren. Das reicht aber im Alltag aus, zumindest haben genügend von uns bisher damit überlebt. Man braucht auch keine Relativitätstheorie.
- Ja, weil die Erkenntnis, daß es keinen FW gibt, mittelfritig unsere Handlungen, Gesetze, das Design unserer Art mitprägen wird (siehe die laufende Diskussion über Neuro-Enhancements, Strafrecht und dgl.)
- ...
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#801142) Verfasst am: 25.08.2007, 16:02    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ein Widerspruch besteht nur zu denjenigen, die nicht full circle gekommen sind und z.B. im Extremfall die Entlassung aller Straftäter fordern.

Naja, aus meiner Sicht würde strenggenommen tatsächlich nur der Aspekt der Sicherheitsverwahrung (wenn es keine geeigneteren Wiederholungsprävention gibt) eine Nichtentlassung legitimieren.

Ich verstehe nicht, warum du Abschreckung und Rache als Prävention ablehnst, wo du doch sogar unfrewilligen Gehirnoperationen zustimmst. Die Bestrafung eines Täters müsste in deinem Weltbild, wenn du es konsequent durchdenkst, einfach als eine von vielen Methoden der Prävention gelten. Da kann man ja auch mit Statistik arbeiten. Alle Menschen denken manchmal an Mord und alle Menschen können leicht in Situationen geraten, in denen sich ein Mord für sie auszahlen könnte. Folglich ist es sinnvoll alle abzuschrecken, was sehr gut geht, wenn man Straftäter bestraft.

Übrigens hat natürlich auch deine Sicherheitsverwahrung den Effekt der Abschreckung. Wenn du Abschreckung ablehnst, müsstest du diese Sicherheitsverwahrung nicht konsequenterweise genauso ablehnen, da es ja damit defacto auch ein "rächendes Strafsystem" ist?

step hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ich betrachte die Androhung von Freiheitsstrafe für den Fall, dass ich jemanden ermorden sollte jedenfalls nicht als Repressalium.

Aber diese Ankündigung übt doch einen starken Druck von außen aus, es nicht zu tun. Du selbst hast argumentiert, er müsse sogar stärker sein als der Druck des "kriminellen Umfelds". Du willst also eigentlich den "freien Willen" des pot. Täters einschränken und ihn zwingen, sich normgerecht zu verhalten. Nicht daß ich das per se schlimm finde, in meinem System wäre es ja nicht anders. Nur ist es absurd, gleichzeitig weiter an freiwillige Entscheidungen zu glauben, zumindest in diesem Zusammenhang.

Druck ist, wenn jemand neben mir steht und auf mich einredet, nicht das entfernte Wissen um Strafen für Mord.

Dass jede freiwillige Entscheidung auf beiden Seiten Vor- und Nachteile hat, ist klar. Das widerspricht meiner Definition des freien Willens überhaupt nicht.

step hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ehrenmorde einer importierten Parallelgesellschaft verstehst du nicht als Konflikt???

Nein, in meinem Weltbild entsteht kein Konflikt, wenn die Mehrheit Druck auf die Minderheiten ausübt, wenigstens an den zentralen Interessenüberlappungen (z.B. bei Mord) zu einem Wertekonsens zu finden.

Argh
Ich meinte nicht Konflikt im Sinne von Inkonsistenz in deinem Weltbild, sondern den Konflikt zwischen den Einheimischen, dem Staat und der Parallelgesellschaft.

step hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wie wäre es mal mit Begriffen wie "Hetze" sparsam umzugehen.

Damit gehe ich sehr sparsam um.

Offenbar sitzt der Begriff bei dir paranoid locker. Mit den Augen rollen

"Die Juden haben sich gegen uns verschworen und trinken das Blut unserer Kinder" = Hetze
Eine fehlerhafte Darstellung deiner Argumentation = keine Hetze
Eine generelle Beobachtung, die nicht konkret auf dich bezogen ist = schon gar keine Hetze

step hat folgendes geschrieben:
Der Staat würde den Nichteingriff ja nicht direkt bestrafen, sondern die Strafe für die Tat wäre nur abschreckend hoch.

Das ist nicht das Gleiche.

step hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Und ohne Schuldbegriff frage ich mich übrigens, wessen Gehirn du eigentlich manipulieren willst. Das des Vergewaltigers, oder das der frigiden Zicke, die ihn nicht ranlassen wollte.
Das hängt davon ab, auf welche Grundziele wir uns einigen, also ob wir eine Gesellschaft von V. oder eine von f.Z. für das geringere Übel halten. Ich persönlich würde eher den Aggressiven behandeln, also den V.
Wieso aggressiv? Wenn die f.Z. freiwillig die Beine breit macht, dann gäbe es gar keine Gewalt.

Das ist eine Tautologie, es geht ja hier um einen aktuellen Interesssenkonflikt. Aber wenn Du schon dabei bist: Du präferierst also eine Gesellschaft, in der die Frauen "freiwillig" die Beine breitmachen, damit es nicht zu männlicher Gewalt kommt? Ich nehme aber mal an, daß man sie dE nicht durch Abschreckung dazu motivieren sollte?

Ich habe ja einen Schuldbegriff und deshalb darf ausschließlich der Vergewaltiger eingesperrt werden.

Du hast zur Frage, wer am Gehirn zwangsbehandelt werden soll, geschrieben: "das hängt davon ab". Nur in deinem nicht full-circle Determinismus-UFW-Weltbild besteht überhaupt eine ernsthafte Frage darüber, ob man nicht eigentlich die Frauen operieren sollte.

step hat folgendes geschrieben:

- Ja, wenn man einen freien Willen hätte, könnte man die physikalischen Gesetze beeinflussen.

Ich habe einen freien Willen und ich kann die physikalischen Gesetze nicht verändern. Aber mein freier Wille hat physikalisch Effekte, genauso wie ein Motor, ein Baum oder ein Flügelschlag physikalische Effekte hat.
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kolja
der Typ im Maschinenraum
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#801152) Verfasst am: 25.08.2007, 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Hm, das ist ja mal wieder eine schöne Ansammlung von Buzzwords und Diskreditierungen.

Wo habe ich Buzzwords verwendet? Kannst ja nachfragen, wenn Du etwas nicht verstehst. Ich halte meine Kritik für wohlbegründet, und scheinbar hattest Du nichts inhaltliches entgegenzusetzen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe nicht, warum Du jetzt auf der Frage, ob Zuschreibung der eigenen Entscheidungen und Handlungen Sanktionen (Strafen) legitimieren können, herumreitest, denn dieser Punkt war bislang eigentlich nicht strittig. Eigentlich vertraten bisher in dieser Diskussion beide Seiten dieselbe Meinung (Selbstbestimmung -> Verantwortung -> Legitimation zu gesellschaftlich festgelegten Sanktionen vs. Keine Selbstbestimmung -> keine Verantwortung -> keine Legitimation zu gesellschaftlich festgelegten Sanktionen).

Dieser Punkt ist sehr wohl strittig. Hatte ich nicht schon mehrfach erwähnte, dass Du in dieser Kette entweder einen naturalistischen Fehlschluss machst oder eine verborgene Prämisse einführst? Selbst wenn es "selbstbestimmte Handlungen" geben sollte (nach irgendeiner Definition), würde daraus noch kein Sollen (bzw. Bestrafen-Dürfen) folgen. Selbst wenn es einen "echten FW (tm)" geben sollte, würde daraus kein Sollen folgen. Bloß weil der intuitive Übergang vom "echten FW" zum Bestrafen-Dürfen bei uns kulturell so tief verwurzelt ist, fällt es zunächst leichter, die FW-Illusion zu dekonstruieren. Daraus folgt aber nicht, dass dies der einzige Fehler in diesem Denksystem ist. Du bist halt ein hartnäckiger Fall, da hilft nur eine komplette Dekonstruktion.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es geht doch hier um zwei unterschiedliche Menschenbilder [...]

Nein, es geht hier nur um Kritik an Deinem Begründungsverfahren und Deiner Bedarfslogik. Dieser bist Du bisher ausgewichen.

Deine Gegenüberstellung der Positionen ist dafür eher nebensächlich und außerdem verzerrt, darauf gehe ich nicht ein.

kolja hat folgendes geschrieben:
Das ist aber kein tauglicher Einwand, denn wenn es darum geht, den Nutzen des Schuldkonzepts zu begründen, kannst Du es in der Begründung nicht als schon gegeben voraussetzen.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das Schuldkonzept berücksichtigt und respektiert die Selbstbestimmung des Einzelnen [...] Ich meine schlicht, dass wir extrem schlechte Erfahrungen mit Systemen gemacht haben, die das Wohl der Gesellschaft derart über das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen stellt.

Das Schuldkonzept schützt lediglich die Selbstbestimmung der Unschuldigen, also das Wohl eines Teils der Gesellschaft, und zwar auf Kosten der Schuldigen, in deren Selbstbestimmung es massiv eingreift. Wie kommst Du zu dem Schluss, dass Schuldprinzip wäre für den von Dir genannten Zweck tauglich, wenn nicht durch (a) utilitaristische Aufrechnung dieses Nutzens und dieses Übels oder durch (b) zirkuläre Logik?
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Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.


Zuletzt bearbeitet von kolja am 25.08.2007, 16:43, insgesamt einmal bearbeitet
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#801154) Verfasst am: 25.08.2007, 16:43    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe nicht, warum du Abschreckung und Rache als Prävention ablehnst, wo du doch sogar unfrewilligen Gehirnoperationen zustimmst. Die Bestrafung eines Täters müsste in deinem Weltbild, wenn du es konsequent durchdenkst, einfach als eine von vielen Methoden der Prävention gelten. Da kann man ja auch mit Statistik arbeiten. Alle Menschen denken manchmal an Mord und alle Menschen können leicht in Situationen geraten, in denen sich ein Mord für sie auszahlen könnte. Folglich ist es sinnvoll alle abzuschrecken, was sehr gut geht, wenn man Straftäter bestraft.

Im Prinzip gebe ich Dir hier insofern recht, als ich prinzipiell in der Tat alle Maßnahmen als Methode in Erwägung ziehe. Ich denke nur eben, daß man bestimmte Maßnahmen in einer Gesellschaft aufgeklärter ethischer Subjekte nicht vertreten kann, ohne zuviele Interessen zu gefährden und daher unpopulär zu sein. Zum Beispiel wird ein auf Rache basierendes hohes Strafmaß in dem Moment als ungerecht empfunden, wo hinreichend klar wird, daß sich die Welt deterministisch und zufällig verhält, und wo bessere Präventionstechnik zur Verfügung steht. Wer dann immer noch auf Rache besteht, symbolisiert damit (anders als früher), daß er eigene irrationalen Triebe über das Gemeinziel stellt, und verhält sich damit vermutlich unmoralisch.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Übrigens hat natürlich auch deine Sicherheitsverwahrung den Effekt der Abschreckung. Wenn du Abschreckung ablehnst, müsstest du diese Sicherheitsverwahrung nicht konsequenterweise genauso ablehnen, da es ja damit defacto auch ein "rächendes Strafsystem" ist?

Nein, SV ist kein rächendes Strafsystem, sondern legitimiert durch konkrete Sicherheitsinteressen der Gemeinschaft. Diese sind immer nur auf die Zukunft gerichtet. Haft nur zur Abschreckung Dritter lehne ich ab. Allerhöchstens die Abschreckung des Täters (vor Wiederholungstaten) könnte ich akzeptieren, falls das denn funktioniert.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ich meinte nicht Konflikt im Sinne von Inkonsistenz in deinem Weltbild, sondern den Konflikt zwischen den Einheimischen, dem Staat und der Parallelgesellschaft.

Naja, dieser Konflikt - also der echte oder scheinbare Interessenkonflikt zwischen kulturell verscheidenen Menschen - ist natürlich Fakt, auch innerhalb unserer Kultur gibt es solche Konflikte, z.B. reich/arm. "Unterschicht" und "Oberschicht" sind im Prinzip kulturell gesehen bereits Parallelgesellschaften.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Und ohne Schuldbegriff frage ich mich übrigens, wessen Gehirn du eigentlich manipulieren willst. Das des Vergewaltigers, oder das der frigiden Zicke, die ihn nicht ranlassen wollte.
Das hängt davon ab, auf welche Grundziele wir uns einigen, also ob wir eine Gesellschaft von V. oder eine von f.Z. für das geringere Übel halten. Ich persönlich würde eher den Aggressiven behandeln, also den V.
... Ich habe ja einen Schuldbegriff und deshalb darf ausschließlich der Vergewaltiger eingesperrt werden.

Das ist ein Kategorienfehler, wie auch kolja schon mehrfach angedeutet hat. Die Tatsache, daß Du einen Schuldbegriff hast, beantwortet eben nicht die Frage, wen Du einsperrst. Sondern nur, daß Du den einsprerren darfst, den Du für schuldig hältst. Du benötigst also neben dem Schuldkonzept auch noch eine Antwort auf die untilitaristische Frage, in welcher Gesellschaft Du leben möchtest. Erst daraus kannst Du ein Gebot-/Verboteliste und einen entsprechenden Vergeltungskatalog generieren.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Du hast zur Frage, wer am Gehirn zwangsbehandelt werden soll, geschrieben: "das hängt davon ab". Nur in deinem nicht full-circle Determinismus-UFW-Weltbild besteht überhaupt eine ernsthafte Frage darüber, ob man nicht eigentlich die Frauen operieren sollte.

Daß nicht auch in Deinem nicht full-circle FW-Weltbild eine ernsthafte Frage darüber besteht, ob man nicht eigentlich die Frau einsperren sollte, scheint mir nur darin begründet zu sein, daß Du die Schuldzuweisung (die moralische Bewertung) in diesem Fall für eindeutig bzw. selbstverständlich hältst.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
- Ja, wenn man einen freien Willen hätte, könnte man die physikalischen Gesetze beeinflussen.
Ich habe einen freien Willen und ich kann die physikalischen Gesetze nicht verändern. ...

Nein, Du hast keinen freien Willen nach meiner zuvor gegebenen Definition. Du bezeichnest im Gegensatz zu mir als "Freier Wille" so etwas wie die Tatsache, daß die Umsetzung von (geprägten) Präferenzen in Handlungen bewußt erfolgt. Oder so ähnlich.
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Tapuak
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Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#801163) Verfasst am: 25.08.2007, 17:16    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
1. der Mensch als (in Grenzen) selbstbestimmtes und daher eigenverantwortliches Wesen, dem aus diesem Grunde in einer Gesellschaft bestimmte Rechte und Pflichten zugesprochen werden können und der bei Verletzung dieser Pflichten vorher benannte und bekannte Sanktionen erwarten kann

Diese Argumentation hat m.E. zwei wesentliche Schwächen:

1) Sie ist in gewisser Weise zirkulär: Du schreibst den Subjekten bestimmte ideell-normative Eigenschaften zu (z.B. Eigenverantwortlichkeit), nur um sie daraufhin wieder aus den Subjekten "herauszulesen" und sie als Begründung für andere Rechte und Pflichten zu benutzen. Daher entsteht bei mir der Eindruck, dass die zugeschriebenen Eigenschaften lediglich ad-hoc-Konstruktionen sind, die der Stützung der Schlussfolgerungen dienen sollen.

2) Es wird (mir) nicht klar, wie du von der zugesprochenen Eigenschaften (Prämissen) zu den weiteren Rechten und Pflichten (Schlussfolgerungen) gelangst. Sie stehen offenbar in einem Abhängigkeitsverhältnis, denn du schreibst ja, dass den Subjekten "aus diesem Grunde" (da sie über bestimmte Eigenschaften verfügen) weitere Rechte und Pflichten zugeteilt werden. Wie aber genau die Schlussfolgerungen von den Prämissen abhängen, bleibt unklar.
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Malcolm
Ekelpaket



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Beiträge: 1231
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Beitrag(#801180) Verfasst am: 25.08.2007, 17:56    Titel: Antworten mit Zitat

Freier Wille hin oder her, in der "schönen neuen Welt" mancher Schreiber hier, die alles für machbar und alles für denkbar halten, möchte ich nicht leben! Gehirnoperationen ... gruselig.

Ist der freie Wille so wichtig? Wenn einer eine verabscheuenswürdige Tat begeht, was kümmert mich da sein freier Wille? Wenn er sie unter Zwang begeht, ja dann kommen wieder die "verminderte Zurechnungsfähigkeit ins Spiel, wenn er diese Tat aber "verantwortet" hat, dann verdient diese Tat Abscheu und Verachtung und sie will gesühnt werden.

Ob ich deshalb die Begriffe von Schuld, Sühne, Verantwortung, freier Wille etc. für "theoretisch haltbar" halte ist eine ganz andere Sache. Ich halte sie letzlich nicht für "haltbar", aber sie sind für mich Begriffe einer humanen Betrachtung, jenseits dessen für mich die Willkür einer sich vom menschlichen Maß lösenden Vernunft einsetzt, und in der für mich die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, wenn man sie in ihren Konsequenzen durchdenkt. Und die Schuld Sühne Konzeption ist letzlich doch auch eine idealistische Konstruktion, die den "Erfolg" der Justiz nicht zum Maßstab aller Dinge macht. Da gibt es noch eine andere Kategorie als den Erfolg, nämlich die Schuld. Und damit ist ja nicht gesagt, daß die Kategorie "Erfolg von Rechtssprechung" nicht auch heute schon eine Kategorie wäre, die ein wichtiger Gesichtspunkt der Betrachtung wäre, sie ist es in der Tat, aber es gibt nachwievor dieses "wichtige Korrektiv" der Schuld, daß der "Erfolgsbetrachtung" zumindestens Grenzen setzt. Eine materialistische Betrachtung wird aber schnell den Erfolg zum alleinigen Maßstab der Dinge machen. Nach dem Motto "von individueller Schuld" kann man ja absehen, denn dies ist eine "antiquierte", "nicht haltbare" Betrachtung. Da gruseltst mich.

Ich schließe mich jedenfalls weitgehend den Ausführungen von Agent Provokatuer und auch Sokrateer an.
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Johnnyboy
Stück Scheiße



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Wohnort: Babylon

Beitrag(#801185) Verfasst am: 25.08.2007, 18:04    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ob ich deshalb die Begriffe von Schuld, Sühne, Verantwortung, freier Wille etc. für "theoretisch haltbar" halte ist eine ganz andere Sache. Ich halte sie letzlich nicht für "haltbar", aber sie sind für mich Begriffe einer humanen Betrachtung, jenseits dessen für mich die Willkür einer sich vom menschlichen Maß lösenden Vernunft einsetzt, und in der für mich die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, wenn man sie in ihren Konsequenzen durchdenkt.


Man sollte hierbei aber nicht vergessen, dass eben auch Konzepte wie das von Schuld und Sühne unmenschliche Grausamkeiten hervorgebracht haben. Auch ein Homosexueller war zu gewissen Zeiten "schuldig im Sinne der Anklage".

Ich gehöre ja zu denen die glauben, dass Menschlichkeit sich in nichts anderem als in dem Gefühl begründet und weltanschauliches Theoretisieren jeder Art hier vollkommen sinnlos ist. Das läuft meistens ohnehin auf einen naturalisitschen Fehlschluss hinaus.

Dementsprechend möchte ich nicht in einer Welt leben, in der Menschen deshalb nett zueinander sind, weil sie glauben sonst einen auf den Deckel zu bekommen. Genausowenig wie ich in einer Welt leben wollte, in der jeder Mensch ein klatblüter Soziopath ist. Aber eben hahnebüchene Argumentationen werden einem da nicht weiter helfen.

Ach ja und: Die ultimative Lösung gibt es ohnehin nicht. Da brauchen wir uns gar nicht die Köpfe einzuschlagen.
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Tapuak
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Beitrag(#801198) Verfasst am: 25.08.2007, 18:18    Titel: Antworten mit Zitat

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Ich gehöre ja zu denen die glauben, dass Menschlichkeit sich in nichts anderem als in dem Gefühl begründet und weltanschauliches Theoretisieren jeder Art hier vollkommen sinnlos ist.

OK, Forum bitte schließen. Die Welt ist eh nur ein Traum.
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Johnnyboy
Stück Scheiße



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Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon

Beitrag(#801199) Verfasst am: 25.08.2007, 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Ich gehöre ja zu denen die glauben, dass Menschlichkeit sich in nichts anderem als in dem Gefühl begründet und weltanschauliches Theoretisieren jeder Art hier vollkommen sinnlos ist.

OK, Forum bitte schließen. Die Welt ist nur ein Traum.


Ehrlich gesagt überfordern mich langsam die beknackten Antworten die man hier so bekommt. Welche Bedeutungen des Wortes "Gefühl" sind dir so geläufig? Hast du den nächsten Satz gelesen? Hast du eventuell darüber nachgedacht was ich meine?
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Tapuak
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Beitrag(#801203) Verfasst am: 25.08.2007, 18:24    Titel: Antworten mit Zitat

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Ehrlich gesagt überfordern mich langsam die beknackten Antworten die man hier so bekommt. Welche Bedeutungen des Wortes "Gefühl" sind dir so geläufig?

Was soll dabei herauskommen, wenn ich die jetzt aufzähle?

Zitat:
Hast du den nächsten Satz gelesen?

Ja.

Zitat:
Hast du eventuell darüber nachgedacht was ich meine?

Ja.
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Johnnyboy
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Beitrag(#801204) Verfasst am: 25.08.2007, 18:26    Titel: Antworten mit Zitat

Okay. Dann erläutere mir einmal, was ich den gemeint haben soll. Vielleicht verstehe ich deine Antwort ja dann.
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Tapuak
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Beitrag(#801213) Verfasst am: 25.08.2007, 18:35    Titel: Antworten mit Zitat

Du hast vermutlich gemeint, dass intersubjektive Erkenntnis im moralischen Bereich unmöglich ist, da die "Vernunft die Sklavin der Leidenschaft" ist, d.h. unsere diesbezüglichen Einstellungen und Handlungen von Gefühlen geleitet werden und nicht durch rationale Argumentation. Aber da ich ja "beknackt" bin, war das wohl eine falsche Interpretation.
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Johnnyboy
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Beitrag(#801216) Verfasst am: 25.08.2007, 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

Und wie kommst du dann auf "Die Welt ist eh nur ein Traum"? Ich würde es ja verstehen, wenn es um erkenntnistheoretische Fragen gehen würde. Aber so? Und ja ich bin der Ansicht, das Bedürfnisse der grundlegende Antriebsmotor für Handlungen jedweder Art sind, die Vernunft hilft einem nur dabei möglichst effizient dabei vorzugehen. Ich halte dehalb die meisten Moralphilosophien für reine Zweckkonstrukte.

Nur weil ich deine Antwort beknackt fand, heißt es nicht, dass du folgerichtig auch beknackt sein musst.
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Tapuak
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Beitrag(#801231) Verfasst am: 25.08.2007, 18:58    Titel: Antworten mit Zitat

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Ich würde es ja verstehen, wenn es um erkenntnistheoretische Fragen gehen würde. Aber so? Und ja ich bin der Ansicht, das Bedürfnisse der grundlegende Antriebsmotor für Handlungen jedweder Art sind, die Vernunft hilft einem nur dabei möglichst effizient dabei vorzugehen.

Das sehe ich teilweise ähnlich. Nur ist es eben ein typisch skeptizistischer Fehlschluss, von dieser Einsicht auf die "Sinnlosigkeit" entsprechender Diskussionen zu schließen. Dabei geht es ja um erkenntnistheoretische Fragen. Da intersubjektive Erkenntnis erstens möglich ist und zweitens praktisch wirksam werden kann, sind Diskussionen eben keineswegs sinnlos. Die Erkenntnisse, die wir über die Welt haben, normieren unsere Wahrnehmung und unser Denken und beeinflussen auf diese Weise auch unser Verhalten. Aus diesem Grund kann ich mich der intellektuellen Resignation, die in deinen Worten zum Ausdruck kommt, nicht anschließen.
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zelig
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Beiträge: 25405

Beitrag(#801237) Verfasst am: 25.08.2007, 19:09    Titel: Antworten mit Zitat

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Ich gehöre ja zu denen die glauben, dass Menschlichkeit sich in nichts anderem als in dem Gefühl begründet und weltanschauliches Theoretisieren jeder Art hier vollkommen sinnlos ist.

Ich gebe Dir insofern Recht, als daß es einen Fehler darstellt, beispielsweise Empathie und das Denken in Abbildungsverhältnissen als conditio humana zu vernachlässigen.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#801239) Verfasst am: 25.08.2007, 19:12    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe nicht, warum du Abschreckung und Rache als Prävention ablehnst, wo du doch sogar unfrewilligen Gehirnoperationen zustimmst. Die Bestrafung eines Täters müsste in deinem Weltbild, wenn du es konsequent durchdenkst, einfach als eine von vielen Methoden der Prävention gelten. Da kann man ja auch mit Statistik arbeiten. Alle Menschen denken manchmal an Mord und alle Menschen können leicht in Situationen geraten, in denen sich ein Mord für sie auszahlen könnte. Folglich ist es sinnvoll alle abzuschrecken, was sehr gut geht, wenn man Straftäter bestraft.

Im Prinzip gebe ich Dir hier insofern recht, als ich prinzipiell in der Tat alle Maßnahmen als Methode in Erwägung ziehe. Ich denke nur eben, daß man bestimmte Maßnahmen in einer Gesellschaft aufgeklärter ethischer Subjekte nicht vertreten kann, ohne zuviele Interessen zu gefährden und daher unpopulär zu sein.

Aha. Und und unbescholtene Bürger auf Basis eines DNA-Tests mit Gewalt auf den Operationstisch zu zerren, hältst du für keine unpopuläre Maßnahme in einer Gesellschaft aufgeklärter, ethischer Subjekte?

Naja. Halten wir jedenfalls fest, dass in deiner Weltsicht Strafen zur Abschreckung Dritter prinzipiell genauso zulässig wären, wie in meiner, was ja auch nicht verwunderlich ist, da deine Grundaussage meiner Weltsicht überhaupt nicht widerspricht. Ich lehne nur deine Defintion des freien Willens ab und alle die Fehlschlüsse die du daraus ziehst, die dich davon abhalten, full circle zu kommen.
Deine Ablehnung der Abschreckung Dritter ergibt sich einzig aus der angeblichen Unpopularität und Ablehnung in einer Gesellschaft, die ja noch gar nicht existiert, da du der Gesellschaft erst noch deine unpopuläre und unintuitive Auffassung des unfreien Willens eintrichtern müsstest.

step hat folgendes geschrieben:
Zum Beispiel wird ein auf Rache basierendes hohes Strafmaß in dem Moment als ungerecht empfunden, wo hinreichend klar wird, daß sich die Welt deterministisch und zufällig verhält, und wo bessere Präventionstechnik zur Verfügung steht. Wer dann immer noch auf Rache besteht, symbolisiert damit (anders als früher), daß er eigene irrationalen Triebe über das Gemeinziel stellt, und verhält sich damit vermutlich unmoralisch.

Rache durch den Staat wird auch heute schon geächtet. Ich spreche mich allerdings für die Legitimität der Rache im Kleinen aus. Aber das alles hängt nicht davon ab, ob wir deine oder meine Definition des FW heranziehen.

step hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Übrigens hat natürlich auch deine Sicherheitsverwahrung den Effekt der Abschreckung. Wenn du Abschreckung ablehnst, müsstest du diese Sicherheitsverwahrung nicht konsequenterweise genauso ablehnen, da es ja damit defacto auch ein "rächendes Strafsystem" ist?

Nein, SV ist kein rächendes Strafsystem, sondern legitimiert durch konkrete Sicherheitsinteressen der Gemeinschaft. Diese sind immer nur auf die Zukunft gerichtet. Haft nur zur Abschreckung Dritter lehne ich ab. Allerhöchstens die Abschreckung des Täters (vor Wiederholungstaten) könnte ich akzeptieren, falls das denn funktioniert.

Auf das Unterstrichene will ich hinaus. Wenn du die Abschreckung Dritter ablehnst, warum lässt du diese dann als Kollateralschaden quasi doch zu? Weil du diesen Effekt als Teil einer Abwägung als das geringere Übel für die Gesellschaft in Kauf nimmst? Falls ja, dann unterscheiden wir uns nur mehr in der konkreten Abwägung in der Frage der Abschreckung Dritter durch Strafen für Täter. Aber dieser Unterschied ergibt sich nicht aus irgendwelchen prinzipiellen Auffassungsunterschieden.
Ob, wer wofür und wie stark bestraft wird, das muss natürlich diskutiert werden, egal, wie man den FW definiert.

step hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ich meinte nicht Konflikt im Sinne von Inkonsistenz in deinem Weltbild, sondern den Konflikt zwischen den Einheimischen, dem Staat und der Parallelgesellschaft.

Naja, dieser Konflikt - also der echte oder scheinbare Interessenkonflikt zwischen kulturell verscheidenen Menschen - ist natürlich Fakt, auch innerhalb unserer Kultur gibt es solche Konflikte, z.B. reich/arm. "Unterschicht" und "Oberschicht" sind im Prinzip kulturell gesehen bereits Parallelgesellschaften.

Gut, somit kannst du mir nicht mehr vorwerfen, dass ich die Mitglieder der Parallelgesellschaft im Kreuzfeuer zwischen Staat und PG aufreiben würde. Denn das ist einfach unvermeidlich und hängt auch nicht von der Def des FW ab.

step hat folgendes geschrieben:
Das ist ein Kategorienfehler, wie auch kolja schon mehrfach angedeutet hat. Die Tatsache, daß Du einen Schuldbegriff hast, beantwortet eben nicht die Frage, wen Du einsperrst. Sondern nur, daß Du den einsprerren darfst, den Du für schuldig hältst. Du benötigst also neben dem Schuldkonzept auch noch eine Antwort auf die untilitaristische Frage, in welcher Gesellschaft Du leben möchtest. Erst daraus kannst Du ein Gebot-/Verboteliste und einen entsprechenden Vergeltungskatalog generieren.

Das ist sowieso klar. Unsere Betrachtungen hier sind alle meta-ethisch. Vergewaltigung, Mord usw. sind alles nur Beispiele um diese meta-ethischen Überlegungen zu erörtern. Welche Taten konkret als unethisch abzulehnen ist, ist eine andere Frage.

Eigentlich habe ich kolja diesebezüglich schon geantwortet, aber vielleicht habe ich micht nicht ausreichend genau ausgedrückt. Ich habe nirgendwo gesagt, dass aus der Schuld ein automatischer Zwang zur Strafe entsteht. "schuldig" ist einfach eine Bezeichnung für jemanden, der sich kraft seines freien Willens für Unethisches entschieden hat. Unabhängig davon muss man sich die utilitaristische Frage stellen, wie man das Übel eindämmen kann. Und dabei greife ich, neben Prävention, die ich genauso befürworte, eben auch auf die Bestrafung von (manchen) Schuldigen zurück.

Hier eine Analogie: Es gibt bekömmliche Pilze, als auch Giftpilze. Aus der Bekömmlichkeit eines Pilzes ergibt sich keine zwingende Konsequenz, diesen zu essen. Aber falls ich Hunger habe, dann greife ich unter anderem auf bekömmliche Pilze zurück.

step hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Du hast zur Frage, wer am Gehirn zwangsbehandelt werden soll, geschrieben: "das hängt davon ab". Nur in deinem nicht full-circle Determinismus-UFW-Weltbild besteht überhaupt eine ernsthafte Frage darüber, ob man nicht eigentlich die Frauen operieren sollte.

Daß nicht auch in Deinem nicht full-circle FW-Weltbild eine ernsthafte Frage darüber besteht, ob man nicht eigentlich die Frau einsperren sollte, scheint mir nur darin begründet zu sein, daß Du die Schuldzuweisung (die moralische Bewertung) in diesem Fall für eindeutig bzw. selbstverständlich hältst.

Mein FW-Weltbild ist nicht full-circle, sondern es ist der Ausgangspunkt zu dem der naturalistisch-deterministische UFW-Anhänger auf einem steinigen und verwirrenden Weg letztlich wieder ankommt, falls er konsequent ist.

Dass Vergewaltigung abzulehnen ist, setze ich für diese meta-ethische Betrachtung mal als Beispiel voraus. Aber ein nicht full-circle UFW-Anhänger und Ablehner des Schuldbegriffs müsste sich ernsthaft überlegen, ob er nicht tatsächlich die f.Z. am Gehirn operieren will und nicht den Vergewaltiger.

step hat folgendes geschrieben:
Du bezeichnest im Gegensatz zu mir als "Freier Wille" so etwas wie die Tatsache, daß die Umsetzung von (geprägten) Präferenzen in Handlungen bewußt erfolgt. Oder so ähnlich.

Wesentlich ist, dass es keinen außergewöhnlichen Eingriff in den eigenen Denkprozess gibt, durch Telepathie, Gedankenstrahlen, Dämonen usw.
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Tapuak
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Beiträge: 1264

Beitrag(#801245) Verfasst am: 25.08.2007, 19:22    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Ich gebe Dir insofern Recht, als daß es einen Fehler darstellt, beispielsweise Empathie und das Denken in Abbildungsverhältnissen als conditio humana zu vernachlässigen.

Ja, ich vermute, dass hier auch niemand ein Weltbild vertritt, in dem der Mensch als völlig freies Vernunftwesen auftritt, das auf der Grundlage reiner Erkenntnis rein moralische Entscheidungen fällt und diese Entscheidungen in die Tat umsetzt, ohne dabei irgendwelchen Gefühlen, Zwängen, Einschränkungen usw. unterworfen zu sein. Das wäre ja noch viel mehr verlangt als beim "echten freien Willen", wie es in diesem Forum so schön genannt wird. zwinkern
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Sokrateer
souverän



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Wohnort: Wien

Beitrag(#801250) Verfasst am: 25.08.2007, 19:26    Titel: Antworten mit Zitat

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Man sollte hierbei aber nicht vergessen, dass eben auch Konzepte wie das von Schuld und Sühne unmenschliche Grausamkeiten hervorgebracht haben. Auch ein Homosexueller war zu gewissen Zeiten "schuldig im Sinne der Anklage".

Das Konzept der Schuld hat die Homophobie sicher nicht hervorgebracht. Du verwechselst Ursache und Wirkung.

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Dementsprechend möchte ich nicht in einer Welt leben, in der Menschen deshalb nett zueinander sind, weil sie glauben sonst einen auf den Deckel zu bekommen. Genausowenig wie ich in einer Welt leben wollte, in der jeder Mensch ein klatblüter Soziopath ist. Aber eben hahnebüchene Argumentationen werden einem da nicht weiter helfen.

Und ich will in keiner Welt leben, in der es Hunger gibt. Gibt es aber nunmal. Und es ist hinreichend dokumentiert, dass es in primitiven Kulturen ohne Rechtsstaat, Mord und Totschlag an der Tagesordnung stehen. Darüber hinaus hat der Kanadier Steven Pinker anhand eines sehr interessanten Beispiels aufgezeigt, wie sehr Abschreckung doch funktioniert und nötig ist. In seiner Jugend glaubte er, dass die Polizei unnötige Repression sei und die Menschen von sich aus gut wären. Als dann 1969 die Polizei in Montreal für 16 Stunden streikte, war binnen kurzer Zeit die Hölle los. Geschäfte wurden geplündert, es wurde gebrandschatzt und geraubt, es gab Schießereien und Tote. Das Militär und die Mounties mussten eingreifen und der Polizei wurde der Streik verboten. Und dabei kommen in der meisten Städte auf tausende Menschen jeweils nur ein Polizist.
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zelig
Kultürlich



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Beitrag(#801261) Verfasst am: 25.08.2007, 19:47    Titel: Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Ich gebe Dir insofern Recht, als daß es einen Fehler darstellt, beispielsweise Empathie und das Denken in Abbildungsverhältnissen als conditio humana zu vernachlässigen.

Ja, ich vermute, dass hier auch niemand ein Weltbild vertritt, in dem der Mensch als völlig freies Vernunftwesen auftritt, das auf der Grundlage reiner Erkenntnis rein moralische Entscheidungen fällt und diese Entscheidungen in die Tat umsetzt, ohne dabei irgendwelchen Gefühlen, Zwängen, Einschränkungen usw. unterworfen zu sein. Das wäre ja noch viel mehr verlangt als beim "echten freien Willen", wie es in diesem Forum so schön genannt wird. ;)

Da hast Du Recht. Die Pointe geht allerdings in Richtung Veränderbarkeit der conditio. Und wie Du weißt, werden hier diesebezüglich Standpunkte vertreten, die kaum noch ironisierbar sind. ; )
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AgentProvocateur
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Beitrag(#801289) Verfasst am: 25.08.2007, 20:24    Titel: Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
1. der Mensch als (in Grenzen) selbstbestimmtes und daher eigenverantwortliches Wesen, dem aus diesem Grunde in einer Gesellschaft bestimmte Rechte und Pflichten zugesprochen werden können und der bei Verletzung dieser Pflichten vorher benannte und bekannte Sanktionen erwarten kann

Diese Argumentation hat m.E. zwei wesentliche Schwächen:

1) Sie ist in gewisser Weise zirkulär: Du schreibst den Subjekten bestimmte ideell-normative Eigenschaften zu (z.B. Eigenverantwortlichkeit), nur um sie daraufhin wieder aus den Subjekten "herauszulesen" und sie als Begründung für andere Rechte und Pflichten zu benutzen. Daher entsteht bei mir der Eindruck, dass die zugeschriebenen Eigenschaften lediglich ad-hoc-Konstruktionen sind, die der Stützung der Schlussfolgerungen dienen sollen.

2) Es wird (mir) nicht klar, wie du von der zugesprochenen Eigenschaften (Prämissen) zu den weiteren Rechten und Pflichten (Schlussfolgerungen) gelangst. Sie stehen offenbar in einem Abhängigkeitsverhältnis, denn du schreibst ja, dass den Subjekten "aus diesem Grunde" (da sie über bestimmte Eigenschaften verfügen) weitere Rechte und Pflichten zugeteilt werden. Wie aber genau die Schlussfolgerungen von den Prämissen abhängen, bleibt unklar.

Das ist keine wenn-dann- (aus x folgt y) -Argumentation und ist auch nicht so gedacht. Die Ansprechbarkeit für Normen und die Selbstbestimmung des eigenen Handelns ist lediglich die Voraussetzung dafür, jemanden als autonomes Subjekt ansehen zu können, woraus dann diese Rechte und Pflichten erst erwachsen können. Aber nicht müssen, d.h. aus dieser Voraussetzung ergibt sich das nicht direkt.

Aber man kann sich darauf einigen, das zu tun.

Rechte und Pflichten zuzusprechen, scheint mir sinnvoll, da ich a) bestimmte Bedürfnisse habe, die ich erfüllt und nicht verletzt sehen möchte, b) ich darauf angewiesen bin, mit anderen in einer Gesellschaft zusammenzuleben und c) ich von der Idee der Gleichheit/Gleichberechtigung der Menschen ausgehe, d.h. was ich für mich fordere, muss ich demnach auch für anderen fordern. Aus meinen Bedürfnissen und derer der anderen ergeben sich dann die Rechte/Pflichten und Normen/Gesetze, die für alle verbindlich festgehalten werden. Wenn ich also demnach Rechte will, muss ich auch Rechte für andere einräumen und ich muss aufgrund dessen auch bestimmte Pflichten einhalten, nämlich die Rechte der anderen nicht zu verletzen. Und um dafür zu sorgen, diese Rechte auch durchzusetzen, liegt es mMn eben bei Pflichtverletzungen nahe, diese nicht einfach so durchgehen zu lassen.

Der Punkt c) ist übrigens eine Prämisse, der man zustimmen kann oder nicht. Stimmt man nicht zu, ist eine völlig andere Ethik möglich, zum Beispiel das Recht des Stärkeren.

Meiner Meinung nach ist all dies weder ein naturalistischer Fehlschluss noch zirkulär.
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Johnnyboy
Stück Scheiße



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Beitrag(#801486) Verfasst am: 25.08.2007, 22:22    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Das Konzept der Schuld hat die Homophobie sicher nicht hervorgebracht. Du verwechselst Ursache und Wirkung.


Das Konzept der Schuld im pragmatischen, d.h. rechtstaatlichen Sinne vielleicht nicht, aber ein absoluter Schuldbegriff (im metapysischen Sinne) ist sehr wohl Steigbügelhalter für alle möglichen Abartigkeiten. Oder sagen wir es mal so: Ein verrohter Moralismus ohne einen solchen Schuldbegriff ist kaum haltbar. Ich habe mich übrigens nie gegen einen Rechtstaat geäußert.
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Johnnyboy
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Beitrag(#801491) Verfasst am: 25.08.2007, 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Nur ist es eben ein typisch skeptizistischer Fehlschluss, von dieser Einsicht auf die "Sinnlosigkeit" entsprechender Diskussionen zu schließen.


Sagen wirs mal so: Im Wesentlichen bin ich daran interessiert, dass alles nach meinem Willen läuft, bzw. dass ich die Maxime meines Willens aufs Maximalste befriedigt sehe. Das allein gibt mir eine recht klare Leitlinie für mein Leben, großartig herumphilosophieren muss ich da nicht. So einfach das klingen mag, aber betrachtet man den Menschen als Zweckwesen - und zwar durch und durch - ist Philosophieren über rein pragmatisches Zweckdenken hinaus eben doch sinnlos oder müßig, d.h. man macht es zum Spass. Wesentlich ist es aber nicht mehr.
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Tapuak
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Beitrag(#801502) Verfasst am: 25.08.2007, 22:35    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das ist keine wenn-dann- (aus x folgt y) -Argumentation und ist auch nicht so gedacht. Die Ansprechbarkeit für Normen und die Selbstbestimmung des eigenen Handelns ist lediglich die Voraussetzung dafür, jemanden als autonomes Subjekt ansehen zu können, woraus dann diese Rechte und Pflichten erst erwachsen können. Aber nicht müssen, d.h. aus dieser Voraussetzung ergibt sich das nicht direkt. [...]

Mir ist ganz ehrlich gesagt immer noch nicht klar geworden, wie du vorgehst, aber ich will jetzt auch nicht weiter darauf herumreiten. Vielen Dank jedenfalls, dass du nochmals versucht hast, es zu erklären.
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Tapuak
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Beitrag(#801515) Verfasst am: 25.08.2007, 22:46    Titel: Antworten mit Zitat

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Sagen wirs mal so: Im Wesentlichen bin ich daran interessiert, dass alles nach meinem Willen läuft, bzw. dass ich die Maxime meines Willens aufs Maximalste befriedigt sehe. [...]

Probleme wirst du bekommen, wenn du nicht der einzige mit dieser fixen Idee bist, sondern andere ebenso "die Maxime ihres Willens aufs Maximalste befriedigen", indem sie dich ausrauben und dich zusammenschlagen. Aber das brauche ich ja nicht zu erwähnen, da Diskussionen darüber dir zufolge ja sinnlos sind.

Winken
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Johnnyboy
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Beitrag(#801561) Verfasst am: 25.08.2007, 23:11    Titel: Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Sagen wirs mal so: Im Wesentlichen bin ich daran interessiert, dass alles nach meinem Willen läuft, bzw. dass ich die Maxime meines Willens aufs Maximalste befriedigt sehe. [...]

Probleme wirst du bekommen, wenn du nicht der einzige mit dieser fixen Idee bist, sondern andere ebenso "die Maxime ihres Willens aufs Maximalste befriedigen", indem sie dich ausrauben und dich zusammenschlagen. Aber das brauche ich ja nicht zu erwähnen, da Diskussionen darüber dir zufolge ja sinnlos sind.

Winken


Nochmal: Wo habe ich was gegen einen Rechtstaat gesagt, der mich schützt? zwinkern
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Zumsel
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Beitrag(#801804) Verfasst am: 26.08.2007, 10:44    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Zum Beispiel wird ein auf Rache basierendes hohes Strafmaß in dem Moment als ungerecht empfunden, wo hinreichend klar wird, daß sich die Welt deterministisch und zufällig verhält, und wo bessere Präventionstechnik zur Verfügung steht.


Glaub ich nicht. Ist ja nicht so, als wäre der Determinismus eine moderne Erfindung. Ich glaube auch nicht, dass es eines absoluten Freiheitsbegriffes bedarf, um Bestrafung als gerecht zu empfinden. Sieh dir zum Beispiel nur mal die griechische Mythologie an. Da werden ständig Menschen für allerlei Vergehen bestraft, selbst wenn sie (wie eigentlich immer) nur als Schachfiguren der Götter fungierten. Überhaupt sind die Personen dort doch allesamt sehr schicksalsgläubig und zugleich rachsüchtig.
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Malcolm
Ekelpaket



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Beitrag(#801856) Verfasst am: 26.08.2007, 11:24    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube nicht an den Determinismus. Jeder Mensch muß sein Handeln verantworten. Freiheit ist für mich nur Abwesenheit von Zwang, auch innerem Zwang, und jeder Mensch der in diesem Sinne frei ist, muß sich verantworten.

Und daß wir dies so sehen, ist ein großer Fortschritt. Ein darüber "hinausgehender" Fortschritt wird von mir als Rückschritt empfunden.

Wissenschaftlichkeit ist naiv. Es ist naiv anzunehmen, daß man nur im Gehirn forschen müsse, um dort irgendwann im Gehirn ein kleines schwarzes Kästchen zu finden, auf dem "Seele" oder "Selbst" steht. Es ist noch naiver, nur weil man das kleine schwarze Kästchen nicht gefunden hat, anzunehmen, daß es dergleichen nicht gibt.

Es ist auch naiv anzunehmen, daß wir ein kleines schwarzes Kästchen finden, auf dem "Schuld" oder "Sünde" steht. Trotzdem finde ich, ein Mensch sollte sich seiner Schuld auch stellen müssen. Erst wenn er diese Schulderfahrung macht, kann er sich in einem zweiten oder dritten Schritt auch auf die "Unschuld des Werdens" zurückziehen. Dagegen habe ich gar nichts. Aber ein Mensch ohne Schulderfahrung ist nicht in der Lage, sich auch nur im geringsten weiterzuentwickeln.

Was ist Schulderfahrung? Es ist die Erfahrung, aus niedrigen, jedenfalls niederen Motiven, eine Tat begangen zu haben, die anderen geschadet hat oder in ihren Rechten verletzt hat. Es ist dann die Reue, die am besten die Tat ungeschehen machen möchte und das Versprechen, so etwas nie wieder zu tun. Das hat zum Teil sicher auch im Christentum seine Wurzel, aber sicher nicht nur. Ich finde diese Schulderfahrung von Schuld und Reue jedenfalls enorm wichtig für einen Menschen.

Die Haltung, einen Menschen von jeder Schuld immer und überall freizusprechen, halte ich für kontraproduktiv. Erst muß sich ein Mensch seiner Schuld stellen. Erst muß er diese Schuld bereuen. Dann kann man ihm vielleicht in einem zweiten Schritt sagen, daß doch letztenendes in der Welt alles mit Notwendigkeit geschieht, auch das sogenannte Böse und daß er sich nicht damit quälen soll, daß er auch anders hätte handeln können. Beides ist im Grunde wichtig: Die Schuld- wie die Unschuldserfahrung, nur liegen beide auch auf verschiedenen Ebenen, die Schulderfahrung auf einer praktischen Ebene, die Unschulderfahrung auf einer theoretischen. Beide Erfahrungen, beide Ebenen machen erst den automomen wirklich freien Menschen aus. Und insofern die Religion eher die erste, die Aufklärung eher die zweite Einstellung transportiert, mag man auch daraus wieder ableiten, daß wir im Grunde beides brauchen: Aufklärung und christliche Kultur.
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