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Wissenschaft und Verantwortung
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Chipsfrisch
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Anmeldungsdatum: 29.10.2007
Beiträge: 2
Wohnort: Essen

Beitrag(#848759) Verfasst am: 29.10.2007, 16:20    Titel: Wissenschaft und Verantwortung Antworten mit Zitat

Hallo,
ich bin Schülerin eines Philosophie-Kurses in der Oberstufe und bräuchte ein paar Anregungen für das oben genannte Thema. Könnte mir vll. jmd helfen?
Danke schonmal im Vorraus
mfg. Carina
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Johnnyboy
Stück Scheiße



Anmeldungsdatum: 26.06.2005
Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon

Beitrag(#848764) Verfasst am: 29.10.2007, 16:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Chipsfrisch,

normalerweise bespricht man solche Themen in Bezug auf Positionen bestimmter Persönlichkeiten. Bei uns z.b. waren das Jonas und von Weizäcker. Es wäre nett wenn du zuerst einmal näher erläutern würdest, was ihr den bereits besprochen habt.
_________________
"Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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boomklever
Impfgegnergegner



Anmeldungsdatum: 25.07.2006
Beiträge: 11112
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#848765) Verfasst am: 29.10.2007, 16:37    Titel: Antworten mit Zitat

http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftsethik
http://de.wikipedia.org/wiki/Medizinethik
http://www.google.co.uk/search?q=ethik+wissenschaft

... sind gute Ausgangspunkte. Das Referat/Klausur etc. wird hier aber wahrscheinlich niemand für dich schreiben. zwinkern

Oder konkretisiere doch einfach welches Thema der Wissenschaftsethik (oder anderer ethischer Teilgebiete) dich interessiert. Dann wird's einfacher "ein paar Anregungen" zu geben.
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Don't gift pearls before casting an octopus in a movie.
-- Cherry (ACNH)
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Roter Ballon
Lifted



Anmeldungsdatum: 22.12.2006
Beiträge: 2631
Wohnort: München

Beitrag(#848770) Verfasst am: 29.10.2007, 16:44    Titel: Antworten mit Zitat

Immo erinner mich an diesen Fredl, da sollt sich schon was finden lassen

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=15914

sind imerhin 30 Seiten

viel spaß
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ertrage die Clowns!
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pariparo
Bright & HyperAtheist



Anmeldungsdatum: 22.06.2007
Beiträge: 2378
Wohnort: Berlin

Beitrag(#848776) Verfasst am: 29.10.2007, 16:51    Titel: Re: Wissenschaft und Verantwortung Antworten mit Zitat

Chipsfrisch hat folgendes geschrieben:
Hallo,
ich bin Schülerin eines Philosophie-Kurses in der Oberstufe und bräuchte ein paar Anregungen für das oben genannte Thema. Könnte mir vll. jmd helfen?
Danke schonmal im Vorraus
mfg. Carina


Prima! Es soll ja Schüler geben, die Religion wählen (mussten). Coole Sache, das...
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Glaubst du noch oder denkst du schon?
Ich bin selbst gegenüber allen bekannten Religionen Dissident, und ich hoffe, dass jede Art religiöser Gläubigkeit ausstirbt. (B.Russell)

muede
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#848784) Verfasst am: 29.10.2007, 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

Das Problem mit der Wissenschaftsethik vom Philosophischen Standpunkt ist m.E., dass es verschiedene Ansichten zu den verschiedenen wissenschaftlichen Themen, aber keine jederzeit gültige Moral gibt.

Daraus stellt sich die Frage ob es richtig ist, wenn sich Wissenschaft von den moralischen Gesetzen abhängig macht, die gerade gültig sind?

Das war wohl auch das große Problem zu Zeiten kirchlicher Machtherrschaft. Es war einfach "unmoralisch" in Frage zu stellen ob die Erde eine Scheibe ist.

Man könnte jetzt natürlich sagen, dass Wissenschaft nur zum "guten" angewendet werden darf. Hier ist aber schon der Widerspruch in sich - Denn wer deffiniert was "gut" und was "böse" ist? Ausschließlich zum Wohle der Menschheit wurde Wssenschaft nie betrieben - Eher im Gegenteil. Wenn der Mensch die Atomspaltung entdeckt, dann baut er keine Kraftwerke mit dieser Erkenntnis, sondern zuerst mal Bomben.

Mal ganz frech auf Nietzsche verweis!
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"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#848801) Verfasst am: 29.10.2007, 17:17    Titel: Antworten mit Zitat

Dürrenmatts "Die Physiker" schon durchgenommen und ggf. einbezogen?
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#848823) Verfasst am: 29.10.2007, 17:37    Titel: Re: Wissenschaft und Verantwortung Antworten mit Zitat

Chipsfrisch hat folgendes geschrieben:
Hallo,
ich bin Schülerin eines Philosophie-Kurses in der Oberstufe und bräuchte ein paar Anregungen für das oben genannte Thema. Könnte mir vll. jmd helfen?
Danke schonmal im Vorraus
mfg. Carina


Ein schönes Zitat dazu:

Wernher v. Braun, dt. amerikan. Physiker, 1912-77 hat folgendes geschrieben:
Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise.

Darüber wird man einiges diskutieren können... zwinkern

Definiert man Wissenschaft als
wikipedia hat folgendes geschrieben:
die Tätigkeit des Erwerbs von Wissen durch Forschung, seine Weitergabe durch Lehre

, würde ich dem ollen Wernher zustimmen: Die Methode des Erwerbs, die Verwendung des Wissens kann unmoralisch sein - niemals aber die Wissenschaft selbst.

Andererseits: Was war mit der Atombombe, biologischen Waffen etc? Ist der Bau der Atombombe Wissenschaft? Oder hörte die Wissenschaft bei der Entdeckung der Grundlagen (Einstein etc) auf - und kann man sich deshalb bei dem Problem von Waffen für die "Moralität" der Wissenschaft zurücklegen - weil dies gar nicht mehr zur Wissenschaft gehört? Die Konstruktion eines Fernsehers würden ja die meisten vermutlich auch nicht als Wissenschaft bezeichnen (im Gegensatz zu den Tätigkeiten, die die Voraussetzungen für den Bau eines Fernsehers schafften).

Andererseits, muss man nicht die Konstruktino des ersten funktionierenden Fernsehers als Wissenschaft betrachten? Und analog dazu auch mindestens die erste Atombombe?

Viele Gedanken drängen sich zumindest auf.


p.s.: Ich habe Verantwortung und Moral hier mal gleichgesetzt.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#848836) Verfasst am: 29.10.2007, 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

@Carina: Hier ein paar Gedankenfragmente zur freien Ausschlachtung, ungeordnet und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

- Unterscheidung Wissenschaft - Technologie - Anwendung. Moralische Neutralität des Wissens und der Technologie, aber nicht der Methodik seiner Erlangung und bes. seiner Anwendung? Was ist jeweils das Ziel, die Intention?

- Wer ist wem gegenüber verantwortlich? Individuum vs. Gemeinschaft

- Wird alles, was mißbrauchbar ist, auch mißbraucht? Sollte man deshalb lieber weniger wissen? Wer möchte lieber wie in der Steinzeit leben? Z.B. Umweltverschmutzende Technik vs. Umweltschutztechnik.

- Der Stand des Wissens ändert die Moral. Wissen löst alte moralische Dilemmata (z.B. daß Leben, Freud und Leid nicht von Göttern kommt) und wirft neue auf (z.B. daß es keinen freien Willen gibt).

- konkrete Beispiele aus der heutigen Naturwissenschaft, z.B. Bioethik (IVF, PID, Organzüchtung ...), Neuroethik, Radiosignale ins Weltall, erneuerbare Energien, Medizin (z.B. ewiges Koma), ...

- Verarbeitung des Themas in der Literatur ("Die Physiker", "Oppenheimer", ...)

- theologische Aspekte, z.B. Glorifizierung von Unwissen und Unschuld, Erkenntnis als Ursünde, Aufklärung als Gefahr für Kirchenmacht ...

- Prozess-Aspekte, z.B. Ethikkommissionen, Technikfolgenabschätzung, demokratische und fachliche Kontrollmechanismen, Patientenverfügungen, ...

hth
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Chipsfrisch
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Anmeldungsdatum: 29.10.2007
Beiträge: 2
Wohnort: Essen

Beitrag(#848848) Verfasst am: 29.10.2007, 17:51    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten!
Wir haben im Kurs noch garnicht darüber gesprochen. Das ganze ist eine Projektarbeit. Nach ca. 4 Wochen wird das ganze präsentiert.
Deshalb hatte ich am Anfang auch noch nicht wirklich einen Plan von dem Thema.
mfg. Carina

PS: Ich verlange auch garnicht das ihr hier etwas schreibt und ich es kopiere. Ich wollte lediglich ein paar Anregungen zu dem Thema haben.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
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Beitrag(#848868) Verfasst am: 29.10.2007, 18:10    Titel: Re: Wissenschaft und Verantwortung Antworten mit Zitat

jagy hat folgendes geschrieben:
Wernher v. Braun, dt. amerikan. Physiker, 1912-77 hat folgendes geschrieben:
Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise.

Darüber wird man einiges diskutieren können... zwinkern

Ja. Ich halte die Aussage für falsch.

jagy hat folgendes geschrieben:
Definiert man Wissenschaft als
wikipedia hat folgendes geschrieben:
die Tätigkeit des Erwerbs von Wissen durch Forschung, seine Weitergabe durch Lehre

, würde ich dem ollen Wernher zustimmen: Die Methode des Erwerbs, die Verwendung des Wissens kann unmoralisch sein - niemals aber die Wissenschaft selbst.

Andererseits: Was war mit der Atombombe, biologischen Waffen etc? Ist der Bau der Atombombe Wissenschaft? Oder hörte die Wissenschaft bei der Entdeckung der Grundlagen (Einstein etc) auf - und kann man sich deshalb bei dem Problem von Waffen für die "Moralität" der Wissenschaft zurücklegen - weil dies gar nicht mehr zur Wissenschaft gehört?

Meiner Auffassung nach war der Bau der Atombombe Wissenschaft. Ich fände es seltsam, Wissenschaft auf allgemeinste Grundlagenforschung beschränken zu wollen.

Auch die Entwicklung sonstiger Waffen (biologische, chemische, Mikrowellen usw.) ist die Arbeit von Wissenschaftlern.

Mir gefällt es nicht so gut, dass Du hier Moral und Verantwortung gleich setzt. Ob etwas unmoralisch ist, ist noch einmal eine andere Frage, als die, ob man für etwas Verantwortung trägt.

Wissenschaft ist kein abgehobenes Ding, sondern wird von Menschen durchgeführt. Es gibt bestimmte Ziele der Forschung und diese sind nicht neutral.

Es macht zum Beispiel mMn schon einen Unterschied, ob man daran forscht, wie man Menschen am effektivsten Schmerzen zufügen kann oder ob man daran forscht, Umweltschäden zu minimieren. Sich jedoch einfach hinzustellen und zu behaupten, beides sei Wissen und solches sei völlig neutral und man trage überhaupt keine Verantwortung für seine Forschung, erscheint mir sehr merkwürdig.
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Nergal
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Beiträge: 11433

Beitrag(#848873) Verfasst am: 29.10.2007, 18:20    Titel: Antworten mit Zitat

edit
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#848876) Verfasst am: 29.10.2007, 18:26    Titel: Re: Wissenschaft und Verantwortung Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Es macht zum Beispiel mMn schon einen Unterschied, ob man daran forscht, wie man Menschen am effektivsten Schmerzen zufügen kann oder


Das würde ich aber nicht als Wissenschaft bezeichnen (auch wenn ich momentan nicht genau sagen kann warum nicht). Als Wissenschaft würde ich die Forschung für ein Verständnis über Ursache, Wirkung etc von Schmerzen sehen. Die Anwendung dieses Wissens ist dann wiederum moralisch bewertbar (ob das Wissen um den Schmerz zB zur Verursachung oder Vermeidung benutzt wird).


Aber wie gesagt, mein obiges Posting sollte ja auch keinen abgeschlossenen Gedankengang darstellen. Sondern nur ein kurzes Brainstorming meinerseits, über was man bei der Frage diskutieren könnte.

Im übrigen hast du mein zweites "andererseits" vergessen zwinkern Damit wollte ich ja zeigen, dass der vorherige Gedankengang nicht der letzte war...
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Zuletzt bearbeitet von jagy am 29.10.2007, 18:29, insgesamt einmal bearbeitet
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
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Beitrag(#848877) Verfasst am: 29.10.2007, 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

Wernher von Braun hat übrigens im 3. Reich die V2 entwickelt. Schon irgendwie verständlich, wenn er im Nachhinein alle Verantwortung dafür von sich weg schieben will.
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jagy
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Beiträge: 7275

Beitrag(#848881) Verfasst am: 29.10.2007, 18:33    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wernher von Braun hat übrigens im 3. Reich die V2 entwickelt. Schon irgendwie verständlich, wenn er im Nachhinein alle Verantwortung dafür von sich weg schieben will.

Andererseits legte von Braun damit auch (wenn auch vielleicht unbewusst) den Grundstein für die friedliche Nutzung von Raketen zur Erforschung des Kosmos und für die gesamte Raumfahrt...

Spricht für mich eher dafür, dass die Verwendung der Ergebnisse der Wissenschaft moralisch zu bewerten sind...

Oder anders gesagt: Wenn das Problem der Missbrauch von Wissen ist, sollte dann das Wissen oder der Missbrauch bekämpft werden?
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Zuletzt bearbeitet von jagy am 29.10.2007, 18:37, insgesamt einmal bearbeitet
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#848888) Verfasst am: 29.10.2007, 18:36    Titel: Antworten mit Zitat

- Ist Wissenschaft durch ihr Ziel (Wissen) oder durch die Anwendung bestimmter Methoden definiert, z.B. Berechnungen und Versuchsreihen?

- Ist Wissenschaft nur moralisch neutral, wenn ihr Ziel die reine Erkenntnis ist?

AP hat folgendes geschrieben:
Wernher von Braun hat übrigens im 3. Reich die V2 entwickelt. Schon irgendwie verständlich, wenn er im Nachhinein alle Verantwortung dafür von sich weg schieben will.

WvB war übrigens formal kein Naturwissenschaftler, sondern Ingenieur für Mechanik.
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Ölbendölp
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Beiträge: 514
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Beitrag(#848904) Verfasst am: 29.10.2007, 18:59    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht ist das was für dich.
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Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch.

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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#848905) Verfasst am: 29.10.2007, 19:01    Titel: Antworten mit Zitat

Die Atombombe wurde größtenteils von Technikern und nicht von Physikern gebaut.
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jagy
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Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#848915) Verfasst am: 29.10.2007, 19:10    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Die Atombombe wurde größtenteils von Technikern und nicht von Physikern gebaut.

Ähnlich meinte ich es glaube ich oben. Techniker, Ingenieure, etc, zählt man sowas zur Wissenschaft?
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DeHerg
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Anmeldungsdatum: 28.04.2007
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Beitrag(#848939) Verfasst am: 29.10.2007, 19:58    Titel: Antworten mit Zitat

jagy hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Die Atombombe wurde größtenteils von Technikern und nicht von Physikern gebaut.

Ähnlich meinte ich es glaube ich oben. Techniker, Ingenieure, etc, zählt man sowas zur Wissenschaft?

nun es giebt auch bei Ingeneuren den Bereich Wissenschaft/Forschung.
So gesehen: ja wissenschaft giebt es dort auch(häufig ist dies dort empierische Grundlagenforschung manchmal auch mit Konstruktiven Verallgemeinerungen (z.B. allg zusammenhäng zwischen Schiffsform und Eigenschaften)
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satsche
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Wohnort: Südhessen

Beitrag(#848952) Verfasst am: 29.10.2007, 20:18    Titel: Antworten mit Zitat

In der ersten Novemberwoche läuft im TV ein Zweiteiler über Contergan, dessen Ausstrahlung die Produzenten von C. gerne verhindert hätten.
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Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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jagy
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Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#848955) Verfasst am: 29.10.2007, 20:21    Titel: Antworten mit Zitat

satsche hat folgendes geschrieben:
In der ersten Novemberwoche läuft im TV ein Zweiteiler über Contergan, dessen Ausstrahlung die Produzenten von C. gerne verhindert hätten.


Was Contergan ja so interessant macht ist, dass man bis heute nicht weiß, warum und wie Contergan die Missbildungen hervorgerufen hat.
Von daher würde ich den Conterganherstellern jetzt keinen moralischen Vorwurf machen. (wissenschaftlich prinzipiell jetzt - von so Dingen wie möglicherweise verspätete Rückrufe etc mal abgsehen).
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AgentProvocateur
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Beitrag(#848982) Verfasst am: 29.10.2007, 20:51    Titel: Re: Wissenschaft und Verantwortung Antworten mit Zitat

jagy hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Es macht zum Beispiel mMn schon einen Unterschied, ob man daran forscht, wie man Menschen am effektivsten Schmerzen zufügen kann oder

Das würde ich aber nicht als Wissenschaft bezeichnen (auch wenn ich momentan nicht genau sagen kann warum nicht). Als Wissenschaft würde ich die Forschung für ein Verständnis über Ursache, Wirkung etc von Schmerzen sehen. Die Anwendung dieses Wissens ist dann wiederum moralisch bewertbar (ob das Wissen um den Schmerz zB zur Verursachung oder Vermeidung benutzt wird).

Es ist doch noch keine Anwendung von Wissen, wenn man erforscht, wie man Menschen am effektivsten foltern oder töten kann. Das ist erst mal nur eine Ansammlung von Wissen. Und solches ist selbstverständlich Wissenschaft. Was sonst?

Die Anwendung ist dann noch einmal ein anderer Schritt.

Nur ist eben nicht alles Wissen zu vergleichen mit einem Messer, das man gleichermaßen im Guten und im Schlechten anwenden kann. Diese Gleichsetzung greift viel zu kurz.

jagy hat folgendes geschrieben:
Aber wie gesagt, mein obiges Posting sollte ja auch keinen abgeschlossenen Gedankengang darstellen. Sondern nur ein kurzes Brainstorming meinerseits, über was man bei der Frage diskutieren könnte.

Ja, schon klar. Ich habe dazu dann meine Sicht beigesteuert. Ich wollte Dich gar nicht widerlegen.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#848990) Verfasst am: 29.10.2007, 20:56    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
- Ist Wissenschaft durch ihr Ziel (Wissen) oder durch die Anwendung bestimmter Methoden definiert, z.B. Berechnungen und Versuchsreihen?

Hm, mMn ist Wissenschaft durch die Anwendung bestimmter Methoden definiert. Nur bezweifle ich, dass das einzige Ziel von Wissenschaft schlichtes Wissen sei. Es gibt keine Forschung im luftleeren Raum. Forschung ist immer in die Gesellschaft eingebettet.

step hat folgendes geschrieben:
- Ist Wissenschaft nur moralisch neutral, wenn ihr Ziel die reine Erkenntnis ist?

Es gibt keine "reine Erkenntnis".

step hat folgendes geschrieben:
AP hat folgendes geschrieben:
Wernher von Braun hat übrigens im 3. Reich die V2 entwickelt. Schon irgendwie verständlich, wenn er im Nachhinein alle Verantwortung dafür von sich weg schieben will.

WvB war übrigens formal kein Naturwissenschaftler, sondern Ingenieur für Mechanik.

Naja, wahrscheinlich müssten wir erst einmal klären, was denn Wissenschaft überhaupt ist. Wissenschaft besteht für mich nicht nur aus theoretischer Physik.
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Roter Ballon
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Beiträge: 2631
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Beitrag(#849048) Verfasst am: 29.10.2007, 21:47    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
(...) Forschung ist immer in die Gesellschaft eingebettet.(...)

Huch jetzt kommen wir aber gleich vom Hundertsten

über das Tausendste

ins "Aber doch"
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
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Beitrag(#849056) Verfasst am: 29.10.2007, 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
- Ist Wissenschaft durch ihr Ziel (Wissen) oder durch die Anwendung bestimmter Methoden definiert, z.B. Berechnungen und Versuchsreihen?
Hm, mMn ist Wissenschaft durch die Anwendung bestimmter Methoden definiert.
So wichtig ich die wissenschaftliche Methode finde, so denke ich doch, daß die Definition von "Wissenschaft" schon aus historischen Gründen eher auf das Ziel / die Tätigkeit als auf die Methodik abhebt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaft hat folgendes geschrieben:
Wissenschaft ist die Tätigkeit des Erwerbs von Wissen durch Forschung, seine Weitergabe durch Lehre, der gesellschaftliche, historische und institutionelle Rahmen, in dem dies organisiert betrieben wird, sowie die Gesamtheit des so erworbenen menschlichen Wissens.

Bei den Naturwissenschaften ist nach meiner Erfahrung die Definition enger und tatsächlich heutzutage meist auf die Methode bezogen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Naturwissenschaft hat folgendes geschrieben:
Die Naturwissenschaften befassen sich mit der unbelebten und belebten Natur, versuchen diese zu beschreiben und zu erklären. ... Heute definieren sich die Naturwissenschaften über ihre Methoden und den Wissenschaftsprozess.

Diverse Geisteswissenschaften könnten unter diesem methodischen Ansatz gar nicht bestehen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nur bezweifle ich, dass das einzige Ziel von Wissenschaft schlichtes Wissen sei. Es gibt keine Forschung im luftleeren Raum. Forschung ist immer in die Gesellschaft eingebettet.

Letzteres ist zweifellos richtig, unstrittig und wichtig für das Thema dieses threads. Ein Student, dessen Ziel die Beschäftigung mit dem Wissenserwerb über die Welt ist, sieht sich einem gesellschaftlichen Kontext gegenüber: Was will der Professor? Wofür gibt es Geld? Welche Forschungsmethoden lehnen die Lobbygruppen und Stammtische ab? ... Seine Tätigkeit wird also geprägt sein von diesen und anderen Randbedingungen.

Dazu kommt, daß manche Menschen Wissenschaft bewußt nur als Mittel zum Zweck betreiben, z.B. um irgendwann mal eine Krankheit heilen, die Nation verteidigen oder fremde Planeten besiedeln zu können. Und selbst der reine Wissenserwerb als Ziel ließe sich sicherlich auf irgendwelche erwarteten Lustgewinne zurückführen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
- Ist Wissenschaft nur moralisch neutral, wenn ihr Ziel die reine Erkenntnis ist?
Es gibt keine "reine Erkenntnis".

Das sehe ich zwar ebenso, aber erstens glaubten und glauben viele Wissenschaftler das dennoch, zweitens ging es mir nicht um die erkenntnistheoretische Ebene, sondern um die gesellschaftliche Relevanz. Du kannst also getrost "bessere Theorie" statt "reine Erkenntis" einsetzen.

Im ethischen Kontext muß sich ein Wisssenschaftler, der eine gute Theorie sucht, einfach weil er neugierig ist, dennoch in gewissem Ausmaß Gedanken darüber machen, welche Anwendungen diese Theorie, fände er sie, durch Andere erfahren könnte. Zumindest ist das die Ansicht vieler Wissenschaftsethiker. Er wäre also nicht nur für seine eigenen Taten verantwortlich, sondern darüberhinaus mitverantwortlich für die Taten aller Anderen, die seine Theorie zur Verfolgung gesellschaftlich unerwünschter Ziele mißbrauchen werden. Ebensolches gälte prinzipiell für jeden Lehrer, Sachbuchautor usw. - das Dilemma besteht also darin, eine Nutzen/Schaden-Schätzung machen zu müssen.

Interessant scheint mir in diesem Zusammenhang, daß nach meinem Empfinden keine der aus heutiger Sicht grundlegenden Theorien der Naturwissenschaften mehr Schaden als Nutzen angrichtet hat, obwohl fast alle auch mal mißbraucht wurden. Fällt Dir eine ein? Oder ist die Frage zu zynisch, da sie Menschenleben oder Lebensjahre gegeneinander aufrechnet?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AP hat folgendes geschrieben:
Wernher von Braun hat übrigens im 3. Reich die V2 entwickelt. Schon irgendwie verständlich, wenn er im Nachhinein alle Verantwortung dafür von sich weg schieben will.
WvB war übrigens formal kein Naturwissenschaftler, sondern Ingenieur für Mechanik.
Naja, wahrscheinlich müssten wir erst einmal klären, was denn Wissenschaft überhaupt ist. Wissenschaft besteht für mich nicht nur aus theoretischer Physik.

Für mich auch nicht. S.o.
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Anmeldungsdatum: 18.02.2007
Beiträge: 827

Beitrag(#849155) Verfasst am: 30.10.2007, 00:10    Titel: Re: Wissenschaft und Verantwortung Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Es ist doch noch keine Anwendung von Wissen, wenn man erforscht, wie man Menschen am effektivsten foltern oder töten kann. Das ist erst mal nur eine Ansammlung von Wissen. Und solches ist selbstverständlich Wissenschaft. Was sonst?


So etwas kann man auch durch Erfahrung wissen, ein Folterknecht, der Methoden entwickelt hat, wie man seine Opfer effektiv zum Reden bringt, hat in gewisserweise auch erforscht, wie so etwas geht. Ist er deshalb ein Wissenschaftler?

Um in deinem Beispiel zu bleiben, würde ein Wissenschaftler versuchen, zu verstehen, warum diese Methoden so effektiv sind.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#849176) Verfasst am: 30.10.2007, 02:17    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Naturwissenschaft hat folgendes geschrieben:
Die Naturwissenschaften befassen sich mit der unbelebten und belebten Natur, versuchen diese zu beschreiben und zu erklären. ... Heute definieren sich die Naturwissenschaften über ihre Methoden und den Wissenschaftsprozess.

Diverse Geisteswissenschaften könnten unter diesem methodischen Ansatz gar nicht bestehen.

Ich weiß zwar nicht so genau, was Du mit "diverse" Geisteswissenschaften meinst, aber generell gesagt definieren sich mMn auch Geisteswissenschaften über ihren methodischen Ansatz und den Wissenschaftsprozess. Dass dieser ein anderer ist als bei Naturwissenschaften, liegt in der Natur der Sache.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nur bezweifle ich, dass das einzige Ziel von Wissenschaft schlichtes Wissen sei. Es gibt keine Forschung im luftleeren Raum. Forschung ist immer in die Gesellschaft eingebettet.

Letzteres ist zweifellos richtig, unstrittig und wichtig für das Thema dieses threads.

Okay, dann sind wir ja einer Meinung.

step hat folgendes geschrieben:
Im ethischen Kontext muß sich ein Wisssenschaftler, der eine gute Theorie sucht, einfach weil er neugierig ist, dennoch in gewissem Ausmaß Gedanken darüber machen, welche Anwendungen diese Theorie, fände er sie, durch Andere erfahren könnte. Zumindest ist das die Ansicht vieler Wissenschaftsethiker.

Das sehe ich ebenso.

step hat folgendes geschrieben:
Er wäre also nicht nur für seine eigenen Taten verantwortlich, sondern darüberhinaus mitverantwortlich für die Taten aller Anderen, die seine Theorie zur Verfolgung gesellschaftlich unerwünschter Ziele mißbrauchen werden.

Naja, das ist ein wenig zu weit gegriffen. Man kann nur nicht die Verantwortung von Vorneherein einfach komplett von sich weisen und behaupten, Wissen sei prinzipiell immer gut und eine (vorhersehbare) Anwendung dieses Wissens läge außerhalb des eigenen Verantwortungsbereiches.

step hat folgendes geschrieben:
Ebensolches gälte prinzipiell für jeden Lehrer, Sachbuchautor usw. - das Dilemma besteht also darin, eine Nutzen/Schaden-Schätzung machen zu müssen.

Ja, ganz genau.

step hat folgendes geschrieben:
Interessant scheint mir in diesem Zusammenhang, daß nach meinem Empfinden keine der aus heutiger Sicht grundlegenden Theorien der Naturwissenschaften mehr Schaden als Nutzen angrichtet hat, obwohl fast alle auch mal mißbraucht wurden. Fällt Dir eine ein? Oder ist die Frage zu zynisch, da sie Menschenleben oder Lebensjahre gegeneinander aufrechnet?

Nein, die Frage ist nicht zynisch, allerdings ist sie auch nicht so richtig zielführend, denn zur Verantwortung gehört es mE nur, im Vorneherein mit dem aktuellen Wissen die Folgen seines Tuns abzuschätzen. Im Nachhinein können neue Faktoren hinzukommen, die man vorher nicht abschätzen konnte und daraus kann sich eine neue Bewertung ergeben. Dies würde ich aber nicht mehr in den Verantwortungsbereich des Wissenschaftlers rechnen.

Was ich aber einfach falsch finde, ist die Behauptung, Forschung und Wissenserwerb sei einfach nur neutral und sonst nichts und für eine (vorhersehbare) Anwendung des gefundenen Wissens könne man ja nichts. Dieser Auffassung entspricht ziemlich genau das immer wieder gebrachte Zitat von Werher von Braun. Man scheint zu meinen, damit sei alles gesagt. Auch diese Behauptung:

narziss hat folgendes geschrieben:
Die Atombombe wurde größtenteils von Technikern und nicht von Physikern gebaut.

ist mMn vollkommen unsinnig. Am Manhattan-Projekt haben viele sehr namhafte Physiker mitgearbeitet. Ich möchte das gar nicht moralisch werten, aber zu behaupten, das sei keine wissenschaftliche Arbeit gewesen, halte ich für falsch.

Es kommt mir so vor, als ob damit ein extrem enger Wissenschaftsbegriff propagiert werden soll, mit dem Ziel, die Wissenschaft "sauber" zu halten und diesen eng umgrenzten Wissenschaftler aller Verantwortung zu entheben. Der Elfenbeinturm also. Aber diesen gibt es mMn so nicht, jeder ist verantwortlich für das, was er tut.

Das heißt nicht, dass jede wissenschaftliche Theorie moralisch zu bewerten sei. Ich kann keine moralische Bewertung der Relativitätstheorie anbieten. Es heißt einfach nur, dass ich das Zitat von Wernher von Braun für ziemlichen Unsinn halte.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#849179) Verfasst am: 30.10.2007, 02:28    Titel: Re: Wissenschaft und Verantwortung Antworten mit Zitat

Mr Schnuffi hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es ist doch noch keine Anwendung von Wissen, wenn man erforscht, wie man Menschen am effektivsten foltern oder töten kann. Das ist erst mal nur eine Ansammlung von Wissen. Und solches ist selbstverständlich Wissenschaft. Was sonst?

So etwas kann man auch durch Erfahrung wissen, ein Folterknecht, der Methoden entwickelt hat, wie man seine Opfer effektiv zum Reden bringt, hat in gewisserweise auch erforscht, wie so etwas geht. Ist er deshalb ein Wissenschaftler?

Wenn sich der Folterknecht wissenschaftlicher Methoden bedient, dann ist er ein Wissenschaftler. Wenn nicht, dann nicht. Nur ist natürlich seine Vorgehensweise schon abzulehnen. Dieses Wissen kann man aber auch ohne diese (brutale) Vorgehensweise sammeln. Das (extreme) Beispiel war ja dazu gedacht, um zu zeigen, dass Wissen nicht per se neutral, bzw. ein Wissenszuwachs nicht immer auch erstrebenswert ist.

Mr Schnuffi hat folgendes geschrieben:
Um in deinem Beispiel zu bleiben, würde ein Wissenschaftler versuchen, zu verstehen, warum diese Methoden so effektiv sind.

Nein, eben nicht nur das. Wenn es das Ziel des Wissenschaftlers ist, möglichst effektive Methoden zu erforschen, dann wird er auch neue Methoden ersinnen. Und das gehört dann auch zur Wissenschaft. Was mMn zeigt, dass Wissenschaft eben nicht so neutral ist, wie hier anscheinend teilweise behauptet wird.
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step
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Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#849291) Verfasst am: 30.10.2007, 13:31    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Interessant scheint mir in diesem Zusammenhang, daß nach meinem Empfinden keine der aus heutiger Sicht grundlegenden Theorien der Naturwissenschaften mehr Schaden als Nutzen angrichtet hat, obwohl fast alle auch mal mißbraucht wurden. Fällt Dir eine ein? Oder ist die Frage zu zynisch, da sie Menschenleben oder Lebensjahre gegeneinander aufrechnet?

Nein, die Frage ist nicht zynisch, allerdings ist sie auch nicht so richtig zielführend, denn zur Verantwortung gehört es mE nur, im Vorneherein mit dem aktuellen Wissen die Folgen seines Tuns abzuschätzen. Im Nachhinein können neue Faktoren hinzukommen, die man vorher nicht abschätzen konnte und daraus kann sich eine neue Bewertung ergeben. Dies würde ich aber nicht mehr in den Verantwortungsbereich des Wissenschaftlers rechnen.

Um das mal an einem konkreten Beispiel zu erläutern: Die Erfinder der Kernspaltung, Hahn, Meitner u.a., waren sich der großen Energiemengen bewußt, die da freigesetzt wurden. Tragen sie damit Deiner Ansicht nach eine Verantwortung für
a) die Konstruktion von Atombomben, die Aufrüstung etc.?
b) den tatsächlichen Abwurf von Atombomben auf Japan?

Wie hätten sie sich Deiner Meinung nach verhalten sollen, angesichts ihres Wissensstandes?

Würdest Du (ethisch) erwarten, daß ein heutiger Theoretiker eine Theorie nicht veröffentlicht oder sogar absichtlich fälscht, wenn sie sich u.a. auch zur Konstruktion tödlicher Waffen eignet? Etwa in der Laserforschung?
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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