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Nietzsche
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
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Beitrag(#854386) Verfasst am: 06.11.2007, 20:53    Titel: In der Postkutsche Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Wenn etwa gewisse Postmodernisten mit dem Hammer die großen philosophischen Systeme - insbesondere den Marxismus - zertrümmern möchten und gleichzeitig jede wissenschaftliche oder moralische Verbindlichkeit vernichten wollen, dann steht dahinter sehr wohl ein dezidiertes politisches, um nicht zu sagen ökonomisches Programm, welches man gelinde als "Neoliberalismus" zu bezeichnen pflegt.

Klar, hinter Foucault, Lyotard und Derrida steht der Neoliberalismus. Und natürlich die Illuminaten. Und die wiederum werden von satanistischen Außerirdischen gelenkt. Cool

Weiß ich nicht, ob diese auch noch dahinter stecken. Die Illuminaten und satanistischen Außerirdischen sind mir bisher auch noch nie begegnet.

Ich spreche hier von Dekonstruktion und sprachlicher Zerstückelung von Zusammenhängen der Realität, wie sie den postmodernen Denkern eigen ist.

Eine philosophische Theorie hat immer eine materielle Grundlage. Diese Aussage ist kein Dogma und kann bzw. muss stets im Einzelfall nachgewiesen werden.

Es gibt hier zwei gute Texte zum Thema Postmoderne und "Neoliberalismus", auf die ich hinweisen will:

Zitat:
Die Theorie des Neoliberalismus ist die Postmoderne. Wo der Neoliberalismus auf Deregulierung und den totalen Markt setzt, auf die Atomisierung und den Egoismus der Marktteilnehmer, da dekonstruiert die postmoderne Theorie die gesellschaftliche Wirklichkeit und zergliedert sie in handliche Stücke, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Die postmoderne Theorie lebt davon, daß sie ohne globalen Gesellschaftsentwurf auskommt und die verschiedenen dekonstruierten Teile nicht mehr zueinander in Beziehung setzen muß. Deshalb erblühen in Universitäten und intellektuellen Zirkeln Gedankengänge, die bei genauerer Betrachtung eigentlich absurd zu nennen wären.

Eine solche Absurdität ist die Theorie der Zivilgesellschaft. Sie kann dort erblühen, wo der unverstandene Markt und sein globales Gewaltregime ausgeklammert und nur noch die Folgen einer unverstandenen Macht untersucht werden. Die Theorie der Zivilgesellschaft soll die Gesellschaft und ihre Gewaltförmigkeit vor sich selbst bewahren und begründen, warum es aus zivilisatorischen Gründen richtig und notwendig sein kann, nein sein muß, Gewalt anzuwenden. Die Theorie der Zivilgesellschaft wäre demnach als das ideologische Fundament des Imperialismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu begreifen.


http://www.waltpolitik.powerbone.de/kv/kv_barba.htm

Im Wunderland der Postmoderne

Eleganter Unsinn von Alan Sokal und Jean Bricmont


Was ist Postmodernismus?

Sokal und Bricmont haben genügend Material zusammengetragen, um einleuchtend zu belegen, dass der Postmodernismus mindestens so viel Unsinn hervorgebracht hat wie die alte theologische Debatte darüber, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können. Aber besteht er nur aus Unsinn und sonst nichts? Was ist überhaupt der Postmodernismus? Wo liegen seine Wurzeln?

Sokal und Bricmont machen in dieser Hinsicht eine Reihe von interessanten Bemerkungen. Zunächst stellen sie zurecht fest, dass die allgemeine Tendenz der postmodernen Denkrichtung in der Ablehnung einer begreifbaren objektiven Realität und in der Einführung von Relativismus in jeden Bereich des Denkens und der Wissenschaft liegt.

Außerdem stellen die Autoren fest, dass breite Schichten der "akademischen Linken" für postmoderne Theorien besonders empfänglich sind. Als Antwort auf eine Reihe von "linken" Kritiken der ursprünglichen Ausgabe von Eleganter Unsinn erläutert Sokal, warum er dieses Buch geschrieben hat: "Aber was hat mich dazu bewogen? Ich gestehe, dass ich ein unbeeindruckter Altlinker bin, der nie richtig verstanden hat, wie die Dekonstruktion der Arbeiterklasse helfen soll. Und ich bin ein spießiger alter Wissenschaftler, der naiv glaubt, dass eine äußere Welt existiert, dass es objektive Wahrheiten über sie gibt und dass meine Aufgabe darin besteht, ein paar davon zu entdecken." (S. 320)

Sokal und Bricmont identifizieren französische Intellektuelle als treibende Kraft der postmodernen Denkschule, weisen jedoch auch darauf hin, dass sich intellektuelle Kreise in Großbritannien und Amerika dieser Bewegung angeschlossen haben: "Die laxe Haltung in puncto wissenschaftlicher Klarheit, der man bei Lacan, Kristeva, Baudrillard und Deleuze begegnet, hatte in den 70er Jahren in Frankreich unbestreitbaren Erfolg und ist dort immer noch erstaunlich erfolgreich. Diese Art des Denkens verbreitete sich in den 80er und 90er Jahren über Frankreich hinaus vor allem in der englischsprachigen Welt." (S. 256)

An einer Stelle des Buchs räumen Sokal und Bricmont ein, dass es einen "(allerdings oftmals überbewerteten) soziologischen Bezug" des Postmodernismus gibt. Doch dann fahren sie fort: "Insbesondere haben die hier analysierten Ideen - wenn überhaupt - nur eine sehr geringe Beziehung zur Politik." Als Folge dieser Hypothese haben die Autoren nur wenig Interessantes über die Wurzeln des Postmodernismus zu berichten.

Im Gegensatz dazu sind die Leitfiguren der Postmoderne nicht so zurückhaltend bei der Darstellung der sozialen, historischen und politischen Wurzeln ihrer eigenen Denkweise. Jean-Francois Lyotard wird von vielen als der Großvater oder "Papst" der Postmoderne betrachtet. In seinem Buch Das postmoderne Wissen unterscheidet Lyotard folgendermaßen zwischen modern und postmodern:

"Ich werde den Begriff ‘modern' verwenden, um jede Wissenschaft zu bezeichnen, die sich durch den Bezug auf eine Metaerzählung dieser Art rechtfertigt, wobei sie sich explizit auf irgend eine grandiose Erzählung wie die Dialektik des Geistes, die Hermeneutik der Bedeutung, die Emanzipation des rationalen oder arbeitenden Subjekts oder die Schaffung von Reichtum beruft.

Um es äußerst vereinfacht auszudrücken, definiere ich das Postmoderne als Skepsis gegenüber den Metaerzählungen. Diese Skepsis ist zweifelsohne ein Produkt des wissenschaftlichen Fortschritts, wobei jedoch dieser Fortschritt eine solche Skepsis voraussetzt. Der Obsoleszenz des metaerzählerischen Rechtfertigungsapparats entspricht vor allem die Krise der metaphysischen Philosophie und der universitären Funktion, die sich teilweise auf ihr stützte. Die erzählerische Funktion verliert ihre Funktionsträger, ihren großen Helden, ihre großen Reisen, ihr großes Ziel." (Jean-Francois Lyotard, Das postmoderne Wissen. Ein Bericht, Wien 1993 - frz. Original: La Condition postmoderne: Rapport sur le savoir, Paris 1979)

Als "Metaerzählung" versteht Lyotard alle philosophischen und sozialen Konzeptionen, die von der Möglichkeit ausgehen, dass man zu einem allgemeinen Verständnis der Welt und der Gesellschaft gelangen kann - einem wissenschaftlichen Verständnis, das dann die Grundlage für eine bewusste Veränderung der Welt liefern könnte. Lyotard lehnt jede Konzeption dieser Art strikt ab.

Er ist bei weitem nicht der einzige unter den Postmodernisten, der den deutschen Philosophen Hegel ("die Dialektik des Geistes") als den in dieser Hinsicht größten Übeltäter betrachtet. Die Feindseligkeit der Postmodernisten gegenüber Hegel (mehr dazu weiter unten) richtet sich insbesondere gegen dessen allumfassende Weltsicht, die auf der dialektischen Methode beruhte. Für die Postmodernisten ebenso suspekt ist die materialistische Umarbeitung von Hegels Dialektik durch Marx und Engels, welche in der Gestalt der sozialistischen Arbeiterbewegung zu einer gesellschaftlichen Kraft wurde.


http://www.wsws.org/de/2000/aug2000/post-a15_prn.html


Im Prinzip handelt es sich darum, dass von seiten Nietzsches und der postmodernen Philosophie dem Menschen die Fähigkeiten abgesprochen werden, die Welt zu erkennen und zu verändern.

Diese Ansicht bietet natürlich sogleich Energie für diverse kulturpessimistische bis (militant) konterrevolutionäre Bewegungen.

Diese Einstellung Nietzsches oder Deleuzes ist deshalb eine religiöse, weil Religion in ihrem Glauben an die überlegenen und unerkennbaren Kräfte metaphysischer Wesen bei genauerem Hinsehen nie etwas anderes war und ist, als der Unglaube an die menschlichen Kräfte.

Und in diesem Punkt treffen sich "Gott"-Gläubige und jene genannten Nihilisten und Post"Modernisten".

Skeptiker
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Tarvoc
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Beitrag(#854426) Verfasst am: 06.11.2007, 21:24    Titel: Re: In der Postkutsche Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ich spreche hier von Dekonstruktion und sprachlicher Zerstückelung von Zusammenhängen der Realität, wie sie den postmodernen Denkern eigen ist.

Zitat:
Die Theorie des Neoliberalismus ist die Postmoderne. Wo der Neoliberalismus auf Deregulierung und den totalen Markt setzt, auf die Atomisierung und den Egoismus der Marktteilnehmer, da dekonstruiert die postmoderne Theorie die gesellschaftliche Wirklichkeit und zergliedert sie in handliche Stücke, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Die postmoderne Theorie lebt davon, daß sie ohne globalen Gesellschaftsentwurf auskommt und die verschiedenen dekonstruierten Teile nicht mehr zueinander in Beziehung setzen muß. Deshalb erblühen in Universitäten und intellektuellen Zirkeln Gedankengänge, die bei genauerer Betrachtung eigentlich absurd zu nennen wären.

Eine solche Absurdität ist die Theorie der Zivilgesellschaft. Sie kann dort erblühen, wo der unverstandene Markt und sein globales Gewaltregime ausgeklammert und nur noch die Folgen einer unverstandenen Macht untersucht werden. Die Theorie der Zivilgesellschaft soll die Gesellschaft und ihre Gewaltförmigkeit vor sich selbst bewahren und begründen, warum es aus zivilisatorischen Gründen richtig und notwendig sein kann, nein sein muß, Gewalt anzuwenden. Die Theorie der Zivilgesellschaft wäre demnach als das ideologische Fundament des Imperialismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu begreifen.

Ich werde noch nicht einmal versuchen, auf einen derartigen Bullshit argumentativ einzugehen. Man merkt, dass du schlichtweg keine Ahnung hast, wovon du redest - und zumindest deine erste "Quelle" ist auch nicht besser als dein eigenes Geschwätz. Mit dem, was man Dekonstruktion nennt, hat das, was da - sowohl in dem Zitat von dir als auch in dem aus deiner ersten Quelle - behauptet wird, schlichtweg nichts zu tun. Zu deiner Teilrehabilitierung könnte man höchstens anführen, dass deine zweite Quelle wenigstens nicht ganz schlecht ist. Was Sokal und Bricmont angeht, so könnte man zu ihnen sicherlich einiges sagen, aber ich lasse es jetzt einfach mal, da ich allen Grund habe, anzunehmen, dass es dich sowieso einen Scheißdreck interessiert. Leute wie Derrida oder Lyotard bieten sicherlich auch durchaus genug Ansätze für Kritik. Nur soll man sich doch bitte mit ihnen auseinandersetzen, bevor man was zu ihnen sagt, anstatt einfach irgendeinen Wust aus kruden Assoziationen, argumentativen Kurzschlüssen, ungeprüften Sekundarquellen und offensichtlicher Ahnungslosigkeit in den Raum setzt, so wie du das hier betreibst. Der Gipfel ist, dass ich Derridas Namen nenne, und du anfängst, von Dekonstruktion zu reden, ohne das auch nur im Ansatz richtig eingeordnet zu haben. In den Augen eines jeden, der auch nur irgendwie Ahnung von der Thematik hat, machst du dich gerade einfach nur zum Affen. Komm' wieder, wenn du was zu sagen hast. Dann diskutiere ich gerne mit dir. Bis dahin: EoD
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte


Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 06.11.2007, 22:19, insgesamt 5-mal bearbeitet
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#854451) Verfasst am: 06.11.2007, 22:07    Titel: Antworten mit Zitat

Rückblickend auf die letzten Beiträge sei kurz angemerkt, dass Nietzsche nicht nur ein Exponent des Imperialismus ist, sondern auch ganz gut die Dekadenz der spätbürgerlichen Gesellschaft teils verkörpert, teils ihr Vorschub leistet. Gemeint ist hierbei der Wertezerfall der spätbürgerlichen Gesellschaft, wo so ziemlich alles der Beliebigkeit anheimfällt und der Relativismus triumphiert. Dies ist dann das Einfallstor, sowie Ausdruck eines Immoralismus, wo dann nur noch parallel dazu, eine nackte platte bürgerliche Moral hinzukommt, die nur mühsam die bestehenden Ausbeutungsverhältnisse sanktioniert. Teils ist in einem solchen Umfeld die nietzesche Geisteshaltung schon latent "eingewoben", teils bedarfs nur noch eines kleinen Schrittes, um sie wieder zu reaktivieren.
Ist ein kulturelles Wertgefüge schon recht morsch, dann kann es da und dort, mit einem bloßen Fußtritt zum Einsturz gebracht werden.
Es ist ja nicht allzu schwer, z.b. den Begriff westliche Wertegemeinschaft ad absurdum zu führen, in dem man ihn der blanken Heuchelei zichtigt. Wer nun nicht sozialistisch ausgerichtet ist, wie wird er wohl auf solche "Wertephrasen" reagieren? Er wird u.a. eine offene Antimoral im Sinne Nietzsches predigen. So steht der Nietzsche-Anhänger mitunter bei einigen Intellektuellen fragwürdiger Art, sogar recht aufrichtig da. Dabei hat er dann nix anderes getan, als das vorherrschende Gesülze durch derbe Offenheit auszutauschen, gewürzt mit altgriechischen und lateinischen Floskeln.
Da er die Massen als doof betrachtet, dünkt er sich als unerschrockener durchblickender Streiter.
Aber ach, er hat geflissentlich übersehen, warum die Massen so unwissend sind. Sie wurden und werden systematisch von den Herrschenden geistig niedergedrückt. Das übersieht dann doch der Nietzsche-Freund, will es garnicht sehen, denn dann müßte er anfangen, von all der N.-Schöngleißnerei zu lassen.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44650

Beitrag(#854467) Verfasst am: 06.11.2007, 22:28    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Ist ein kulturelles Wertgefüge schon recht morsch, dann kann es da und dort, mit einem bloßen Fußtritt zum Einsturz gebracht werden. Es ist ja nicht allzu schwer, z.b. den Begriff westliche Wertegemeinschaft ad absurdum zu führen, in dem man ihn der blanken Heuchelei zichtigt. Wer nun nicht sozialistisch ausgerichtet ist, wie wird er wohl auf solche "Wertephrasen" reagieren? Er wird u.a. eine offene Antimoral im Sinne Nietzsches predigen. So steht der Nietzsche-Anhänger mitunter bei einigen Intellektuellen fragwürdiger Art, sogar recht aufrichtig da. Dabei hat er dann nix anderes getan, als das vorherrschende Gesülze durch derbe Offenheit auszutauschen, gewürzt mit altgriechischen und lateinischen Floskeln. Da er die Massen als doof betrachtet, dünkt er sich als unerschrockener durchblickender Streiter. Aber ach, er hat geflissentlich übersehen, warum die Massen so unwissend sind. Sie wurden und werden systematisch von den Herrschenden geistig niedergedrückt.

Keine schlechte Argumentation. Daumen hoch!
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Ramon Rocco
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Beitrag(#854477) Verfasst am: 06.11.2007, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

Wie hier Menschen als Masse deklariert, durch die Luft geschleudert werden und dabei Hegel aus jeder Zeile tropft, ist wirklich faszinierend. Der Blick einiger Zeitgenossen auf die Sogenannte Geschichte, kommt wirklich mit wenigen Akteuren aus.
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Skeptiker
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Beitrag(#854535) Verfasst am: 06.11.2007, 23:47    Titel: Re: In der Postkutsche Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ich spreche hier von Dekonstruktion und sprachlicher Zerstückelung von Zusammenhängen der Realität, wie sie den postmodernen Denkern eigen ist.

Zitat:
Die Theorie des Neoliberalismus ist die Postmoderne. Wo der Neoliberalismus auf Deregulierung und den totalen Markt setzt, auf die Atomisierung und den Egoismus der Marktteilnehmer, da dekonstruiert die postmoderne Theorie die gesellschaftliche Wirklichkeit und zergliedert sie in handliche Stücke, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Die postmoderne Theorie lebt davon, daß sie ohne globalen Gesellschaftsentwurf auskommt und die verschiedenen dekonstruierten Teile nicht mehr zueinander in Beziehung setzen muß. Deshalb erblühen in Universitäten und intellektuellen Zirkeln Gedankengänge, die bei genauerer Betrachtung eigentlich absurd zu nennen wären.

Eine solche Absurdität ist die Theorie der Zivilgesellschaft. Sie kann dort erblühen, wo der unverstandene Markt und sein globales Gewaltregime ausgeklammert und nur noch die Folgen einer unverstandenen Macht untersucht werden. Die Theorie der Zivilgesellschaft soll die Gesellschaft und ihre Gewaltförmigkeit vor sich selbst bewahren und begründen, warum es aus zivilisatorischen Gründen richtig und notwendig sein kann, nein sein muß, Gewalt anzuwenden. Die Theorie der Zivilgesellschaft wäre demnach als das ideologische Fundament des Imperialismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu begreifen.

Ich werde noch nicht einmal versuchen, auf einen derartigen Bullshit argumentativ einzugehen. Man merkt, dass du schlichtweg keine Ahnung hast, wovon du redest - und zumindest deine erste "Quelle" ist auch nicht besser als dein eigenes Geschwätz. Mit dem, was man Dekonstruktion nennt, hat das, was da - sowohl in dem Zitat von dir als auch in dem aus deiner ersten Quelle - behauptet wird, schlichtweg nichts zu tun. Zu deiner Teilrehabilitierung könnte man höchstens anführen, dass deine zweite Quelle wenigstens nicht ganz schlecht ist. Was Sokal und Bricmont angeht, so könnte man zu ihnen sicherlich einiges sagen, aber ich lasse es jetzt einfach mal, da ich allen Grund habe, anzunehmen, dass es dich sowieso einen Scheißdreck interessiert. Leute wie Derrida oder Lyotard bieten sicherlich auch durchaus genug Ansätze für Kritik. Nur soll man sich doch bitte mit ihnen auseinandersetzen, bevor man was zu ihnen sagt, anstatt einfach irgendeinen Wust aus kruden Assoziationen, argumentativen Kurzschlüssen, ungeprüften Sekundarquellen und offensichtlicher Ahnungslosigkeit in den Raum setzt, so wie du das hier betreibst. Der Gipfel ist, dass ich Derridas Namen nenne, und du anfängst, von Dekonstruktion zu reden, ohne das auch nur im Ansatz richtig eingeordnet zu haben. In den Augen eines jeden, der auch nur irgendwie Ahnung von der Thematik hat, machst du dich gerade einfach nur zum Affen. Komm' wieder, wenn du was zu sagen hast. Dann diskutiere ich gerne mit dir. Bis dahin: EoD


Aber aber. Solange es nicht die drei Affen sind: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen

Es handelt sich übrigens bei diesen um Lyotard, Derrida und der kleine Fritz.

Skeptiker
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Hornochse
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Anmeldungsdatum: 22.07.2007
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Beitrag(#854595) Verfasst am: 07.11.2007, 01:10    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:

Der von mir aufgezeigte Konnex von Nietzsche zu den sozialistischen Eugenikern um Forel, die dann zu den führenden Rassenhygienikern der Nazis wurden, ist keine Behauptung von mir, ich habe auf wissenschaftliche Arbeiten verlinkt.
Die Herren Forel, Plöetz und Rüdin waren keine Marsmännchen, sondern real existierende Eugeniker mit immenser Durchschlagskraft.
Aber ich stelle dir gerne noch ein weiteres Marsmännchen vor.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Tille
1896 veröffentlichte er die erste englische Übersetzung von „Also sprach Zarathustra“, in den folgenden Jahren schrieb er Einleitungen zu weiteren englischen Übersetzungen von Werken Nietzsches, in denen er diesen insbesondere als Sozialdarwinistendarstellte.

Das wohl wichtigste Wort in diesem Satz ist das von mir fett markierte. Dass man aus Nietzsche, mit etwas Geschick und möglichst noch mit den durch seine extrem-nationalistische Schwester gefälschten Texten (die übrigens eine Zeit lang mit ihrem Mann in Südamerika versuchte, eine deutsche Kolonie aufzubauen) alles mögliche machen kann - unter anderem auch einen Nazi - ist unbestritten. Dass die Nazis sich allerdings auf das stützen konnten, was Nietzsche schrieb, wenn man es im Kontext liest - und er somit als deren Wegbereiter gelten könne - ist doch etwas weit hergeholt; nur drei ausgewählte Zitate, bezogen auf die Deutschen, die Masse, den Nationalismus und die Politik:

Zitat:
Die Deutschen - man hieß sie einst das Volk der Dichter und Denker: denken sie heute überhaupt noch? -- Die Deutschen langweilen sich jetzt am Geiste, die Deutschen mißtrauen jetzt dem Geiste, die Politik verschlingt allen Ernst für wirklich geistige Dinge - "Deutschland, Deutschland über alles" , ich fürchte, das war das Ende der deutschen Philosophie..."

Was den Deutschen abgeht; Götzendämmerung

Zitat:
Die Kultur und der Staat - man betrügt sich hierüber nicht - sind Antagonisten: "Kultur-Staat" ist bloß eine moderne Idee. Das eine lebt vom andern, das eine gedeiht auf Unkosten des andern. Alle großen Zeiten der Kultur sind politische Niedergangs-Zeiten: was groß ist im Sinn der Kultur, war unpolitisch, selbst antipolitisch...

Was den Deutschen abgeht; Götzendämmerung

Zitat:
Der Handel und die Industrie, der Bücher- und Briefverkehr, die Gemeinsamkeit aller höheren Kultur, das schnelle Wechseln von Ort und Landschaft, das jetzige Nomadenleben aller Nicht-Landbesitzer, — diese Umstände bringen notwendig eine Schwächung und zuletzt eine Vernichtung der Nationen, mindestens der europäischen, mit sich: so dass aus ihnen allen, in Folge fortwährender Kreuzungen, eine Mischrasse, die des europäischen Menschen, entstehen muss. Diesem Ziele wirkt jetzt bewusst oder unbewusst die Abschließung der Nationen durch Erzeugung nationaler Feindseligkeiten entgegen, aber langsam geht der Gang jener Mischung dennoch vorwärts, trotz jener zeitweiligen Gegenströmungen: dieser künstliche Nationalismus ist übrigens so gefährlich wie der künstliche Katholicismus es gewesen ist, denn er ist in seinem Wesen ein gewaltsamer Not- und Belagerungszustand, welcher von Wenigen über Viele verhängt ist, und braucht List, Lüge und Gewalt, um sich in Ansehen zu halten. Nicht das Interesse der Vielen (der Völker), wie man wohl sagt, sondern vor Allem das Interesse bestimmter Fürstendynastien, sodann das bestimmter Klassen des Handels und der Gesellschaft, treibt zu diesem Nationalismus; hat man dies einmal erkannt, so soll man sich nur ungescheut als guten Europäer ausgeben und durch die Tat an der Verschmelzung der Nationen arbeiten: wobei die Deutschen durch ihre alte bewährte Eigenschaft, Dolmetscher und Vermittler der Völker zusein, mitzuhelfen vermögen. — Beiläufig: das ganze Problem der Juden ist nur innerhalb der nationalen Staaten vorhanden, insofern hier überall ihre Tatkräftigkeit und höhere Intelligenz, ihr in langer Leidensschule von Geschlecht zu Geschlecht angehäuftes Geist- und Willens-Kapital, in einem neid- und hasserweckenden Maße zum Übergewicht kommen muss, so dass die litterarische Unart fast in allen jetzigen Nationen überhand nimmt — und zwar je mehr diese sich wieder national gebärden —, die Juden als Sündenböcke aller möglichen öffentlichen und inneren Übelstände zur Schlachtbank zu führen. Sobald es sich nicht mehr um Konservierung von Nationen, sondern um die Erzeugung einer möglichst kräftigen europäischen Mischrasse handelt, ist der Jude als Ingredienz ebenso brauchbar und erwünscht, als irgend ein anderer nationaler Rest.

Der europäische Mensch und die Vernichtung der Nationen; Menschliches, Allzumenschliches

Das alles lässt sich überhaupt nicht mit der Nationalsozialistischen Ideologie vereinbaren, und diese Linie - und das ist recht außergewöhnlich für Nietzsche - zieht sich beinahe durch seine gesamte Schaffenszeit.
Nietzsche war Rassist - wie so ziemlich alle seiner Zeitgenossen - und wie die Nazis. Nietzsche war Antihumanist - wie viele seiner Zeitgenossen - und die Nazis. Ich kann beim besten Willen keinen besonderen Zusammenhang erkennen - bis auf die Tatsache, dass die Nazis sich gerne ein paar Sprüche von ihm ausborgten.

Zitat:
Wenn du dich der gesteltzten Ironie in dieser Diskussion enthältst, werde ich mich auch für den Spruch mit der Hohlheit entschuldigen aber nicht vorher.


Du musst dich nicht entschuldigen - so zart besaitet bin ich dann doch nicht - ohne solche kleinen Bösartigkeiten wären die Diskussionen doch schrecklich langweilig. Aber danke für das Angebot.

Edit: Zitat repariert.
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Hornochse
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Beitrag(#854602) Verfasst am: 07.11.2007, 01:18    Titel: Antworten mit Zitat

@Peter H. und Skeptiker:

Für die Einen sind's die Juden, für die anderen die geheimnisumwitterten, kapitalistischen Imperialisten - beides ist ähnlich paranoid.
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Hornochse
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Beitrag(#854612) Verfasst am: 07.11.2007, 01:27    Titel: Re: "Kritik der christlichen Moral" Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Also die "Kritik der christlichen Moral" à la Nietzsche hat ja allein den Zweck, moralische Skrupel, wie sie nun mal auch u.a. im Christentum enthalten sind, angesichts der Klassenherrschaft, angesichts auch von Imperialismus und damals langsam herauf ziehendem Faschismus bzw. AntiMarxismus aus dem Weg zu räumen.

Also z.B. Mitleid und Nächstenliebe.

Deshalb richtet sich der Kampf von Nietzsche & co. nicht nur gegen diese Anteile des Christentums, sondern gegen jede menschliche Moral und gegen die Menschenrechte als solche.


Ich habe auch einmal etwas interessantes gelesen:
Zitat:
Gut und Böse: Dieser Gegensatz bewegt sich ausschließlich auf moralischem, also auf einem der Menschengeschichte angehörigen Gebiet... Von Volk zu Volk, von Zeitalter zu Zeitalter haben die Vorstellungen über Gut und Böse so sehr gewechselt, dass sie einander oft geradezu widersprachen.... Wie steht es aber heute? Welche Moral wird uns heute gepredigt? Da ist zuerst die christlich-feudale, ... die sich wesentlich wieder in eine katholische und protestantische teilt, wobei wieder Unterabteilungen von der jesuitisch-katholischen und orthodox-protestantischen bis zur lax-aufgeklärten Moral nicht fehlen. Daneben figuriert die modern-bürgerliche und neben dieser wieder die proletarische Zukunftsmoral, so dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft allein in den fortgeschrittensten Ländern Europas drei große Gruppen gleichzeitig und nebeneinander geltender Moraltheorien liefern. Welche ist nun die wahre? Keine einzige, im Sinn absoluter Endgültigkeit...
Wenn wir nun aber sehen, dass die drei Klassen der modernen Gesellschaft, die Feudalaristokratie, die Bourgeoisie und das Proletariat jede ihre besondere Moral haben, so können wir daraus nur den Schluss ziehen, dass die Menschen, bewusst oder unbewusst, ihre sittlichen Anschauungen in letzter Instanz aus den praktischen Verhältnissen schöpfen, in denen ihre Klassenlage begründet ist – aus den ökonomischen Verhältnissen, in denen sie produzieren und austauschen...

Friedrich Engels, Anti-Dühring

Edit: Nietzsche bezeichnet sich übrigens mehrfach als Immoralist, was allerdings nicht bedeutet, dass er glaubt, die Moral gänzlich abschaffen zu können/müssen.
Als Nietzschekenner wirst du das sicherlich wissen.
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Beitrag(#854628) Verfasst am: 07.11.2007, 02:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:

Der von mir aufgezeigte Konnex von Nietzsche zu den sozialistischen Eugenikern um Forel, die dann zu den führenden Rassenhygienikern der Nazis wurden, ist keine Behauptung von mir, ich habe auf wissenschaftliche Arbeiten verlinkt.
Die Herren Forel, Plöetz und Rüdin waren keine Marsmännchen, sondern real existierende Eugeniker mit immenser Durchschlagskraft.
Aber ich stelle dir gerne noch ein weiteres Marsmännchen vor.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Tille
1896 veröffentlichte er die erste englische Übersetzung von „Also sprach Zarathustra“, in den folgenden Jahren schrieb er Einleitungen zu weiteren englischen Übersetzungen von Werken Nietzsches, in denen er diesen insbesondere als Sozialdarwinistendarstellte.

Das wohl wichtigste Wort in diesem Satz ist das von mir fett markierte. Dass man aus Nietzsche, mit etwas Geschick und möglichst noch mit den durch seine extrem-nationalistische Schwester gefälschten Texten (die übrigens eine Zeit lang mit ihrem Mann in Südamerika versuchte, eine deutsche Kolonie aufzubauen) alles mögliche machen kann - unter anderem auch einen Nazi - ist unbestritten. Dass die Nazis sich allerdings auf das stützen konnten, was Nietzsche schrieb, wenn man es im Kontext liest - und er somit als deren Wegbereiter gelten könne - ist doch etwas weit hergeholt; nur drei ausgewählte Zitate, bezogen auf die Deutschen, die Masse, den Nationalismus und die Politik:

Zitat:
Die Deutschen - man hieß sie einst das Volk der Dichter und Denker: denken sie heute überhaupt noch? -- Die Deutschen langweilen sich jetzt am Geiste, die Deutschen mißtrauen jetzt dem Geiste, die Politik verschlingt allen Ernst für wirklich geistige Dinge - "Deutschland, Deutschland über alles" , ich fürchte, das war das Ende der deutschen Philosophie..."

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Zitat:
Die Kultur und der Staat - man betrügt sich hierüber nicht - sind Antagonisten: "Kultur-Staat" ist bloß eine moderne Idee. Das eine lebt vom andern, das eine gedeiht auf Unkosten des andern. Alle großen Zeiten der Kultur sind politische Niedergangs-Zeiten: was groß ist im Sinn der Kultur, war unpolitisch, selbst antipolitisch...

Was den Deutschen abgeht; Götzendämmerung

Zitat:
Der Handel und die Industrie, der Bücher- und Briefverkehr, die Gemeinsamkeit aller höheren Kultur, das schnelle Wechseln von Ort und Landschaft, das jetzige Nomadenleben aller Nicht-Landbesitzer, — diese Umstände bringen notwendig eine Schwächung und zuletzt eine Vernichtung der Nationen, mindestens der europäischen, mit sich: so dass aus ihnen allen, in Folge fortwährender Kreuzungen, eine Mischrasse, die des europäischen Menschen, entstehen muss. Diesem Ziele wirkt jetzt bewusst oder unbewusst die Abschließung der Nationen durch Erzeugung nationaler Feindseligkeiten entgegen, aber langsam geht der Gang jener Mischung dennoch vorwärts, trotz jener zeitweiligen Gegenströmungen: dieser künstliche Nationalismus ist übrigens so gefährlich wie der künstliche Katholicismus es gewesen ist, denn er ist in seinem Wesen ein gewaltsamer Not- und Belagerungszustand, welcher von Wenigen über Viele verhängt ist, und braucht List, Lüge und Gewalt, um sich in Ansehen zu halten. Nicht das Interesse der Vielen (der Völker), wie man wohl sagt, sondern vor Allem das Interesse bestimmter Fürstendynastien, sodann das bestimmter Klassen des Handels und der Gesellschaft, treibt zu diesem Nationalismus; hat man dies einmal erkannt, so soll man sich nur ungescheut als guten Europäer ausgeben und durch die Tat an der Verschmelzung der Nationen arbeiten: wobei die Deutschen durch ihre alte bewährte Eigenschaft, Dolmetscher und Vermittler der Völker zusein, mitzuhelfen vermögen. — Beiläufig: das ganze Problem der Juden ist nur innerhalb der nationalen Staaten vorhanden, insofern hier überall ihre Tatkräftigkeit und höhere Intelligenz, ihr in langer Leidensschule von Geschlecht zu Geschlecht angehäuftes Geist- und Willens-Kapital, in einem neid- und hasserweckenden Maße zum Übergewicht kommen muss, so dass die litterarische Unart fast in allen jetzigen Nationen überhand nimmt — und zwar je mehr diese sich wieder national gebärden —, die Juden als Sündenböcke aller möglichen öffentlichen und inneren Übelstände zur Schlachtbank zu führen. Sobald es sich nicht mehr um Konservierung von Nationen, sondern um die Erzeugung einer möglichst kräftigen europäischen Mischrasse handelt, ist der Jude als Ingredienz ebenso brauchbar und erwünscht, als irgend ein anderer nationaler Rest.

Der europäische Mensch und die Vernichtung der Nationen; Menschliches, Allzumenschliches

Das alles lässt sich überhaupt nicht mit der Nationalsozialistischen Ideologie vereinbaren, und diese Linie - und das ist recht außergewöhnlich für Nietzsche - zieht sich beinahe durch seine gesamte Schaffenszeit.
Nietzsche war Rassist - wie so ziemlich alle seiner Zeitgenossen - und wie die Nazis. Nietzsche war Antihumanist - wie viele seiner Zeitgenossen - und die Nazis. Ich kann beim besten Willen keinen besonderen Zusammenhang erkennen - bis auf die Tatsache, dass die Nazis sich gerne ein paar Sprüche von ihm ausborgten.

Zitat:
Wenn du dich der gesteltzten Ironie in dieser Diskussion enthältst, werde ich mich auch für den Spruch mit der Hohlheit entschuldigen aber nicht vorher.


Du musst dich nicht entschuldigen - so zart besaitet bin ich dann doch nicht - ohne solche kleinen Bösartigkeiten wären die Diskussionen doch schrecklich langweilig. Aber danke für das Angebot.

Edit: Zitat repariert.


Ich habe immer darauf hingewiesen, dass man in Nietzsches Werk das Eine und sein Gegenteil, das Andere und dessen Gegenteil, und auch das Gegenteil der Vereinigungsmenge des Einen und des Anderen finden kannst.

Aber Rassenhygienische Ueberlegungen findest du immer wieder genauso wie du philosemitisches und antisemitsches finden kannst.
Was sich aber durch Nietzsches ganzes Werk durchzieht ist die Einteilung in höhere Menschen und in tiefere Menschen.
Und dass es falsch ist, wenn sich der höhere Mensch der Moral der tieferen aussetzt.
Nur das Ausleben der eigenen Privilegien der höheren ist deren moralische Pflicht.

Die von dir geposteten Beispiele zeigen u.a. den Nietzsche, der in der Reichsbildung den Untergang Deutscher Kultur heraufziehen sah.

Und darum habe ich auch gar kein Problem damit, zu sagen:
Das für Hitler Wagner und vor allem dessen Oper Rienzi viel wichtiger war, als der indirekte Einfluss Nietzsches.

Für die Rassenhygieniker im 2. und im 3. Reich war aber Nietzsche wie sie in lesen wollten und auch konnten, weil es bei Nietzsche eben auch drin steht ein immenser Einfluss.

Und da du brav ganz unironisch warst, ziehe ich hiermit huldvoll den Vorwurf der Hohlheit zurück.


@Algol,

Elitisten, die ich treffe und ab und zu auch schlagen kann, muss ich mir nicht backen, solche Leute begegnen mir immer wieder mal und es ist mir jedesmal ein Vergnügen, wenn ich es schaffe die Luft aus ihrem Thron rauszulassen.

Etwas anderes sind Leute, die nahezu alles besser können als ich; denen würde ich aus schierer Eifersucht mal gerne eine Bananenschale vor die Läufe schmeissen, damit sie unschuldig mal ulkig wirken.
Ich machs dann doch nicht, meine Sklavenmoral verbietet es mir. Weinen [/b]
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Algol
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Beitrag(#854632) Verfasst am: 07.11.2007, 02:38    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Elitisten, die ich treffe und ab und zu auch schlagen kann, muss ich mir nicht backen, solche Leute begegnen mir immer wieder mal und es ist mir jedesmal ein Vergnügen, wenn ich es schaffe die Luft aus ihrem Thron rauszulassen.

Es ging um den Feind:

Algol hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Man schlägt den Feind wo immer man ihn trifft.

Dazu muß man sich erst einmal einen basteln, zwinkern
ihn dann auch schlagen und kein Schattenboxen veranstalten.

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Agnost
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Beitrag(#854633) Verfasst am: 07.11.2007, 02:48    Titel: Antworten mit Zitat

Algol hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Elitisten, die ich treffe und ab und zu auch schlagen kann, muss ich mir nicht backen, solche Leute begegnen mir immer wieder mal und es ist mir jedesmal ein Vergnügen, wenn ich es schaffe die Luft aus ihrem Thron rauszulassen.

Es ging um den Feind:

Algol hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Man schlägt den Feind wo immer man ihn trifft.

Dazu muß man sich erst einmal einen basteln, zwinkern
ihn dann auch schlagen und kein Schattenboxen veranstalten.


Zuerst war mein Sprüchlein aber auf Elitisten gemünztt.
Erst dann habe ich ihn verallgemeinert.

Es gibt hier wo ich wohne genügend Blocher-SVP-Fuzzis die ich schlagen kann.
Da muss ich mir keine Feind backen.
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Hornochse
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Beitrag(#854634) Verfasst am: 07.11.2007, 02:50    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Die von dir geposteten Beispiele zeigen u.a. den Nietzsche, der in der Reichsbildung den Untergang Deutscher Kultur heraufziehen sah.


Sie zeigen mehr als das; sie zeigen Nietzsches Verachtung für den überbetonten Nationalismus seiner Zeit und den Missbrauch der Juden als Sündenbock.

Zitat:
Was sich aber durch Nietzsches ganzes Werk durchzieht ist die Einteilung in höhere Menschen und in tiefere Menschen.
Und dass es falsch ist, wenn sich der höhere Mensch der Moral der tieferen aussetzt.
Nur das Ausleben der eigenen Privilegien der höheren ist deren moralische Pflicht.


Nietzsches Unterscheidung der "höheren" und "niederen" Menschen bezieht sich hierbei auf ihre Moral; der "höhere" Mensch bejaht sich und sein Leben. Seine Moral ist dadurch gekennzeichnet, dass er das gut heißt, was ihm dienlich ist.
Die Moral des "niederen" Menschen ist durch Neid und Missgunst gekennzeichnet, sie ist aus dem Ressentiment gegenüber den Herrschenden geboren und darauf ausgerichtet, schlechtzuheißen, was die "höheren" Menschen gut heißen (und sich unter anderem ein Jenseits als Ort der Vergeltung zu schaffen, daher die Verachtung für das Christentum). Nietzsche nennt dies Sklavenmoral, wobei der Begriff wohl eher auf die Herkunft dieser Art der Moral hindeuten soll.
Eine "moralische Pflicht" ist hieraus allerdings nicht abzuleiten, zumal Nietzsche auch diese "höheren" Menschen nur als eine Brücke zum Übermenschen sieht, der sich wiederum durch anderes auszeichnet als die bloße Abwesenheit einer bestimmten Art von Moral.

Zitat:
Für die Rassenhygieniker im 2. und im 3. Reich war aber Nietzsche wie sie in lesen wollten und auch konnten, weil es bei Nietzsche eben auch drin steht ein immenser Einfluss.


Der springende Punkt ist doch gerade, dass sie ihn so lesen wollten - was doch wohl bedeutet, dass es seinen Einfluß nicht brauchte, um sie zu Nazis zu machen, sondern dass er von ihnen zu einem der ihren gemacht wurde.
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Agnost
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Beitrag(#854638) Verfasst am: 07.11.2007, 03:01    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, jetzt blendest du dir den Herrenmenschen Nietzsche wieder aus.

Eine hohe Kultur ist für ihn nur möglich, wenn der Höhere den Unteren ausbeutet.
Denn der höhere, soll wie bei den kultiivierten Griechen sich mit Kunst, Staatsführung und ab uns zu mal Krieg befassen aber nicht seine wertvolle Zeit mit Arbeit vergeuden.

Sklavenmoral ist hingegen jede Moral, die den Höheren die bedingungslose Ausbeutung der Unteren madig macht.

Und diese Moral haben nach Nietsche die Juden in die Welt gebracht.

Nationalismus war Nietzsche allerdings ein Greuel.

Er träumte von einer emporgezüchteten europäischen Rasse.

Die Rassenhygieniker machten mit Nietzsche nur das, was heutige philosophische Spieler auch machen:
Sie nehmen sich aus dem Steinbruch Nietzsche was ihnen in den Kram passt.

Sloterdijk z.Bsp. die Menschenzüchtung.
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Hornochse
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Beitrag(#854639) Verfasst am: 07.11.2007, 03:15    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Nein, jetzt blendest du dir den Herrenmenschen Nietzsche wieder aus.

Eine hohe Kultur ist für ihn nur möglich, wenn der Höhere den Unteren ausbeutet.
Denn der höhere, soll wie bei den kultiivierten Griechen sich mit Kunst, Staatsführung und ab uns zu mal Krieg befassen aber nicht seine wertvolle Zeit mit Arbeit vergeuden.


Wenn man einmal von deinem sozialistisch/kommunistischen Vokabular absieht, gebe ich dir durchaus recht. Dem widersprach ich an sich auch nicht - ich glaube, dass Problem besteht darin, dass du das Ganze unter dem ökonomischen Gesichtspunkt betrachtest (Ausbeutung...), während das für Nietzsche im Hintergrund stand; ihm ging es mehr darum, den Mensch in seiner Entwicklung zum Übermenschen zu fördern. Ein schönes Zitat hierzu (wenn es auch vor der Idee des Übermenschen entstand):

Zitat:
In einer besseren Ordnung der Gesellschaft wird die schwere Arbeit und Not des Lebens Dem zuzumessen sein, welcher am wenigsten durch sie leidet, also dem Stumpfesten, und so schrittweise aufwärts bis zu Dem, welcher für die höchsten sublimiertesten Gattungen des Leidens am empfindlichsten ist und deshalb selbst noch bei der größten Erleichterung des Lebens leidet.

Meine Utopie; Menschliches, Allzumenschliches

Zitat:
Sklavenmoral ist hingegen jede Moral, die den Höheren die bedingungslose Ausbeutung der Unteren madig macht.

Hier gilt das gleiche: Du misst der ökonomischen Perspektive zuviel Bedeutung bei.

Zitat:
Die Rassenhygieniker machten mit Nietzsche nur das, was heutige philosophische Spieler auch machen:
Sie nehmen sich aus dem Steinbruch Nietzsche was ihnen in den Kram passt.

Sloterdijk z.Bsp. die Menschenzüchtung.


Absolut. Das mit Sloterdijk und der Menschenzüchtung ist mir übrigens unbekannt, würde mich aber interessieren. Hast du einen Link dafür?
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Agnost
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Beitrag(#854645) Verfasst am: 07.11.2007, 03:44    Titel: Antworten mit Zitat

Das du mich den Kommunisten/Sozilisten zuschlägst, dafür würden dich Skeptiker, Peter H. und Tarvoc aber in die Backen kneifen wollen, bist du weinen müsstest.

Schau dich mal im 68er Thread oder im Schwächen der Demokratie Thread um, dann würdest du dein blaues Wunder erleben.

Ich bin Martktwirtschaftlich orientierter Sozialdemokrat und lehne Planwirtschaft ab, weil es ein elitäres Konzept ist.
Die Avantgarde der Arbeiterklasse ist für die Linke was für die Rechte die Eliten sind.

Zitat:
In einer besseren Ordnung der Gesellschaft wird die schwere Arbeit und Not des Lebens Dem zuzumessen sein, welcher am wenigsten durch sie leidet, also dem Stumpfesten, und so schrittweise aufwärts bis zu Dem, welcher für die höchsten sublimiertesten Gattungen des Leidens am empfindlichsten ist und deshalb selbst noch bei der größten Erleichterung des Lebens leidet.


Und wer bestimmt hier, wer der Neger ist?
Genau wegen solch überheblichen Geschwurbel bin ich gegen Nietzsche.

Dieses Elitebild erinnert mich an Jagdhunde, die man zum Jagen tragen muss.

Oder an einen Philosophen der davon träumt, dass man ihm die Schuhe bindet, weil er selbst dazu nicht fähig ist.

Hier geht es zu Sloterdjik

http://de.wikipedia.org/wiki/Regeln_f%C3%BCr_den_Menschenpark
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Zumsel
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Beitrag(#854701) Verfasst am: 07.11.2007, 10:15    Titel: Re: In der Postkutsche Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Also die "Kritik der christlichen Moral" à la Nietzsche hat ja allein den Zweck, moralische Skrupel, wie sie nun mal auch u.a. im Christentum enthalten sind, angesichts der Klassenherrschaft, angesichts auch von Imperialismus und damals langsam herauf ziehendem Faschismus bzw. AntiMarxismus aus dem Weg zu räumen.


Nette Verschwörungstheorie. Aber leider hatte Nietzsche weder was für Politik noch für Nationalstaaten übrig. Und wenn Marxisten tatsächlich glauben, seine Philosphie habe primär das Ziel, die geistige Grundlage zu ihrer Vernichzung zu bereiten, nehmen sie sich wichtiger, als er sie nahm.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Deshalb richtet sich der Kampf von Nietzsche & co...


Und co? Wusste gar nicht, dass der Mann `ne Factory gegründet hat.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
...nicht nur gegen diese Anteile des Christentums, sondern gegen jede menschliche Moral...


Gut zu wissen immerhin, dass er nicht gegen die elefantische Moral kämpfte.
Und dein Pauschalurteil kann man so natürlich auch nicht stehen lassen. Obgleich er die Vorurteile moralischer Weltbetrachtungen bloßzulegen und zu überwinden trachtete, differenzierte er durchaus zwischen den Moralsystemen der Religionen und Kulturen. Für den Buddhismus beispielsweise hatte er sehr viel Lob übrig. Auch vom Leben Jesu, das er als "echtes, ursprüngliches Christentum" bezeichnete, zeigte er sich beeindruckt. Deine Verschwörungstheorie verfängt auch hier nicht.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ein Religionskritiker sieht dagegen ganz anders aus.


Nämlich wie? Ich nehme an, marxistisch!?


Peter H. hat folgendes geschrieben:
Rückblickend auf die letzten Beiträge sei kurz angemerkt, dass Nietzsche nicht nur ein Exponent des Imperialismus ist, sondern auch ganz gut die Dekadenz der spätbürgerlichen Gesellschaft teils verkörpert, teils ihr Vorschub leistet. Gemeint ist hierbei der Wertezerfall der spätbürgerlichen Gesellschaft, wo so ziemlich alles der Beliebigkeit anheimfällt und der Relativismus triumphiert. Dies ist dann das Einfallstor, sowie Ausdruck eines Immoralismus, wo dann nur noch parallel dazu, eine nackte platte bürgerliche Moral hinzukommt, die nur mühsam die bestehenden Ausbeutungsverhältnisse sanktioniert. Teils ist in einem solchen Umfeld die nietzesche Geisteshaltung schon latent "eingewoben", teils bedarfs nur noch eines kleinen Schrittes, um sie wieder zu reaktivieren.
Ist ein kulturelles Wertgefüge schon recht morsch, dann kann es da und dort, mit einem bloßen Fußtritt zum Einsturz gebracht werden.
Es ist ja nicht allzu schwer, z.b. den Begriff westliche Wertegemeinschaft ad absurdum zu führen, in dem man ihn der blanken Heuchelei zichtigt. Wer nun nicht sozialistisch ausgerichtet ist, wie wird er wohl auf solche "Wertephrasen" reagieren? Er wird u.a. eine offene Antimoral im Sinne Nietzsches predigen.


Ersetze "bürgerlich" durch "atheistisch", "Ausbeutungsverhältnisse" durch "Sündhaftigkeit", "sozialistisch durch "christlich" und der Text könnte vom Papst stammen.

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Dabei hat er dann nix anderes getan, als das vorherrschende Gesülze durch derbe Offenheit auszutauschen,


Was du "derbe Offenheit" nennst, kann man auch "aufrichtige philosophische Reflexion" nennen.

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Da er die Massen als doof betrachtet, dünkt er sich als unerschrockener durchblickender Streiter.


Das kannst du aber über alle Philosophen und Intelektuellen mutmaßen, die Dinge in Frage stellen, die Andere für selbstverständlich nehmen. Was genau willst du damit sagen?

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Aber ach, er hat geflissentlich übersehen, warum die Massen so unwissend sind. Sie wurden und werden systematisch von den Herrschenden geistig niedergedrückt.


Wie stellst du dir diese "systematische Unterdrückung" denn konkret vor?
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Peter H.
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Beitrag(#854824) Verfasst am: 07.11.2007, 14:01    Titel: Re: In der Postkutsche Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
[
Wie stellst du dir diese "systematische Unterdrückung" denn konkret vor?


Die Unterdrückung der Massen hat recht viele Gesichter. sie nimmt ihren Anfang in der Familie, Kindergarten und dann Schule. In den sogenannten Bildungseinrichtungen wird eine kritiklose Wiedergabe des Bestehenden gelehrt, es werden die Großtaten der Herrschenden herausgestrichen, Volksbewegungen, das Leben der Werktätigen sowie sonstiger Beherrschter stillschweigend ausgeblendet oder falsch wiedergegeben. Viele soziale Angelegenheiten werden einfach nicht mitgeteilt, so wußte ich z.b. als Schüler nicht, was ein Tarif ist, ein Ecklohn war mir unbekannt, den Begriff Aussperrung kannte ich gleichfalls nicht, (wie andere hier übrigens auch) und Vieles mehr, was ich mir erst jenseits der Schule aneignete.
Die Unterdrückung setzt sich fort über die bürgerlichen Medien, wo Proteste u.a. entweder verunglimpft oder verschwiegen werden. Bei der Bild Zeitung, die für die Massen da ist, kommt es zu einer immensen Verblödung. die Lesenden werden zudem von ihren wirklichen Leben abgelenkt und durch Mist und Firlefanz betört.
Die Unterdrückung existiert in konzentrierter Form in den Betrieben, wo blinder Gehorsam, Arbeitshetze und Ausbeutung vorherrschen. Nur ein Narr, Dummkopf oder Gauner übersiehrt so etwas, bzw. leugnet eine solche Tatsache.
Nietzsche verhöhnt die Massen, wenn er christliche Neigungen bei ihnen feststellt. doch wehe, wenn sie sich in Richtung sozialismus bewegen, dann spricht er von der Kanaille, fängt regelrecht an zu toben, labert was von einer Dschandarei etc.

Übrigens es wurde von Hegel recht gut in seiner "Phänomenologie des Geistes" herausgearbeitet, dass es keine Herren ohne Knechte geben kann. Sie bedingen sich gegenseitig. Daher ist es offenkundig, dass Nietzsche, wenn er vom Herrentum schwärmt, stillschweigend deren Knechte voraussetzt. Eine ganz reale Knechtschaft für die Massen sollte es denn doch schon sein.

@Hornochse: Imperialisten sind nur für den geheimnisumwittert, der sich nicht in Politik auskennt. Die deutschen Imperialisten sind alles andere als geheimnisumwittert. Ihre Namen lauten: Deutsche,-Dresdner u. Commerzbank, Siemens, VW, EON, Vattenfall, Bayer, BASF etc.
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Beitrag(#854960) Verfasst am: 07.11.2007, 17:19    Titel: Re: In der Postkutsche Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
@Hornochse: Imperialisten sind nur für den geheimnisumwittert, der sich nicht in Politik auskennt. Die deutschen Imperialisten sind alles andere als geheimnisumwittert. Ihre Namen lauten: Deutsche,-Dresdner u. Commerzbank, Siemens, VW, EON, Vattenfall, Bayer, BASF etc.


...und um den Wichtigsten, sozusagen den Urvater aller Imperialisten, nicht zu vergessen: Nietzsche! Lachen
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Beitrag(#854968) Verfasst am: 07.11.2007, 17:34    Titel: Antworten mit Zitat

Nietzsche war "nur" so was wie die ideologische Begleitmusik, der geistige Wehihrauch, aber auch deren kultureller Dünger. zwinkern
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Beitrag(#854976) Verfasst am: 07.11.2007, 17:50    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:

Zitat:
In einer besseren Ordnung der Gesellschaft wird die schwere Arbeit und Not des Lebens Dem zuzumessen sein, welcher am wenigsten durch sie leidet, also dem Stumpfesten, und so schrittweise aufwärts bis zu Dem, welcher für die höchsten sublimiertesten Gattungen des Leidens am empfindlichsten ist und deshalb selbst noch bei der größten Erleichterung des Lebens leidet.


Und wer bestimmt hier, wer der Neger ist?


Der Text ist ja nicht umsonst mit "Meine Utopie" überschrieben.

Zitat:
Genau wegen solch überheblichen Geschwurbel bin ich gegen Nietzsche.

Dieses Elitebild erinnert mich an Jagdhunde, die man zum Jagen tragen muss.

Oder an einen Philosophen der davon träumt, dass man ihm die Schuhe bindet, weil er selbst dazu nicht fähig ist.


Ob du Nietzsche magst oder nicht, bleibt natürlich dir überlassen und war auch nicht Gegenstand der Diskussion.
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Hornochse
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Beitrag(#854980) Verfasst am: 07.11.2007, 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Nietzsche war "nur" so was wie die ideologische Begleitmusik, der geistige Wehihrauch, aber auch deren kultureller Dünger. zwinkern


Glaubst du nicht, dass sich dafür deutliche besser geeignete Philosophen finden lassen?
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Agnost
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Beitrag(#855005) Verfasst am: 07.11.2007, 18:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:

Zitat:
In einer besseren Ordnung der Gesellschaft wird die schwere Arbeit und Not des Lebens Dem zuzumessen sein, welcher am wenigsten durch sie leidet, also dem Stumpfesten, und so schrittweise aufwärts bis zu Dem, welcher für die höchsten sublimiertesten Gattungen des Leidens am empfindlichsten ist und deshalb selbst noch bei der größten Erleichterung des Lebens leidet.


Und wer bestimmt hier, wer der Neger ist?


Der Text ist ja nicht umsonst mit "Meine Utopie" überschrieben.

Zitat:
Genau wegen solch überheblichen Geschwurbel bin ich gegen Nietzsche.

Dieses Elitebild erinnert mich an Jagdhunde, die man zum Jagen tragen muss.

Oder an einen Philosophen der davon träumt, dass man ihm die Schuhe bindet, weil er selbst dazu nicht fähig ist.


Ob du Nietzsche magst oder nicht, bleibt natürlich dir überlassen und war auch nicht Gegenstand der Diskussion.


Ja, aber wenn man Nietzsche der ja nun so tot wie Gott ist, rezipiert, stellt sich die Frage ja doch, wer bestimmt wer sich müssig ins Oberengadin zurückziehen darf und wer im Ruhrpost malochen muss.

Eine neutrale Betrachtung von Philosophen ist mir selten möglich, ich bin zwar in der Schweiz geboren aber kein Schweizer, die totale Neutralität ist mir also noch nicht ins Blut geronnen.
Darum lege ich meinen Standpunkt lieber offen.
Dass der nur für mich und ganz wenige relevant ist, nun ja, so ist das Leben.
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Beitrag(#855006) Verfasst am: 07.11.2007, 18:34    Titel: Antworten mit Zitat

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Skeptiker
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Beitrag(#855055) Verfasst am: 07.11.2007, 19:52    Titel: Re: "Kritik der christlichen Moral" Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Also die "Kritik der christlichen Moral" à la Nietzsche hat ja allein den Zweck, moralische Skrupel, wie sie nun mal auch u.a. im Christentum enthalten sind, angesichts der Klassenherrschaft, angesichts auch von Imperialismus und damals langsam herauf ziehendem Faschismus bzw. AntiMarxismus aus dem Weg zu räumen.

Also z.B. Mitleid und Nächstenliebe.

Deshalb richtet sich der Kampf von Nietzsche & co. nicht nur gegen diese Anteile des Christentums, sondern gegen jede menschliche Moral und gegen die Menschenrechte als solche.


Ich habe auch einmal etwas interessantes gelesen:
Zitat:
Gut und Böse: Dieser Gegensatz bewegt sich ausschließlich auf moralischem, also auf einem der Menschengeschichte angehörigen Gebiet... Von Volk zu Volk, von Zeitalter zu Zeitalter haben die Vorstellungen über Gut und Böse so sehr gewechselt, dass sie einander oft geradezu widersprachen.... Wie steht es aber heute? Welche Moral wird uns heute gepredigt? Da ist zuerst die christlich-feudale, ... die sich wesentlich wieder in eine katholische und protestantische teilt, wobei wieder Unterabteilungen von der jesuitisch-katholischen und orthodox-protestantischen bis zur lax-aufgeklärten Moral nicht fehlen. Daneben figuriert die modern-bürgerliche und neben dieser wieder die proletarische Zukunftsmoral, so dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft allein in den fortgeschrittensten Ländern Europas drei große Gruppen gleichzeitig und nebeneinander geltender Moraltheorien liefern. Welche ist nun die wahre? Keine einzige, im Sinn absoluter Endgültigkeit...
Wenn wir nun aber sehen, dass die drei Klassen der modernen Gesellschaft, die Feudalaristokratie, die Bourgeoisie und das Proletariat jede ihre besondere Moral haben, so können wir daraus nur den Schluss ziehen, dass die Menschen, bewusst oder unbewusst, ihre sittlichen Anschauungen in letzter Instanz aus den praktischen Verhältnissen schöpfen, in denen ihre Klassenlage begründet ist – aus den ökonomischen Verhältnissen, in denen sie produzieren und austauschen...

Friedrich Engels, Anti-Dühring

Edit: Nietzsche bezeichnet sich übrigens mehrfach als Immoralist, was allerdings nicht bedeutet, dass er glaubt, die Moral gänzlich abschaffen zu können/müssen.
Als Nietzschekenner wirst du das sicherlich wissen.


Ich weiß, dass Nietzsche einerseits jeder absoluten, "göttlichen" Moral für alle widersprach und dafür lieber Moralvorstellungen für die höheren und niederen Kasten wollte.

Ähnlich scheint es auch Engels zu sagen.

Doch vorsicht!, dies wäre eine allzu oberflächliche Betrachtung.

Es geht Engels mit seinem dialektischen Moralverständnis nicht einfach darum, die Existenz verschiedener Moralen zu konstatieren, sondern deren ständige Entwicklung bzw. Veränderung auf der Basis der Veränderung der Klassenverhältnisse. Darin ist er Dialektiker, darin ist er Materialist.

Bei Nietzsche verhält es sich völlig undialektisch und unmaterialistisch. Für ihn gibt es sozusagen die ewige/zeitlose "Herrenmoral" und die ewige/zeitlose "Sklavenmoral".

Weil Nietzsche die gesellschaftliche Basis und vor allem historische Entwicklung ausblendet, bindet er diese unterschiedlichen Moralvorstellungen an quasi "ewige" Konstanten, die er biologisch definiert.

Insofern hat Nietzsche ein völlig statisches Moralverständnis - im Unterschied zum aufgeklärten Verständnis der materialistischen Dialektiker.

Insofern finde ich es sehr schön, dass Du dieses Zitat von dem etwas anderen Friedrich hier im Forum gebracht hast.

Und es wäre auch schön, wenn es Dich und einige andere hier zum Nachdenken bringen würde. bravo

Skeptiker
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Beitrag(#855057) Verfasst am: 07.11.2007, 19:55    Titel: Antworten mit Zitat

Algol hat folgendes geschrieben:
In Bayreuth befinden sich eine Großloge (...)


Nein, es bafnd sich dort früher eine Großloge ("Zur Sonne").


Algol hat folgendes geschrieben:
Die Zentrale Wagners befindet sich in Bayreuth.
In Bayreuth befinden sich eine Großloge und das Freimaurermuseum.


Ja und in Bayreuth befindet sich auch sonst noch allerhand...aber nicht alles hat mit allem etwas zu tun. zwinkern


Algol hat folgendes geschrieben:
(Btw: war Wagner FM? Meister-Singer ... )


Nein, Wagner fragte mal an, ihm wurde aber von einem Aufnahmegesuch abgeraten, weil seine Ablehnung absehbar gewesen wäre.

Zitat:
In die Bayreuther Zeit fällt auch die Freundschaft mit dem Bankier Friedrich Feustel, der von 1863 bis 1872 und 1878 bis 1882 Großmeister der Großloge "Zur Sonne" ist. Die Begegnung und Freundschaft mit Freimaurern löst beim alten Richard Wagner den Wunsch aus, in eine Freimaurerloge aufgenommen zu werden. Nach eigenem Bericht Feustels hält dieser ein solches Begehren aufgrund logeninterner Gegensätze für wenig erfolgreich und rät Richard Wagner von einem Aufnahmegesuch an die Bayreuther Loge "Eleusis zur Verschwiegenheit" ab.



Wie auch immer, Mitglied war er definitiv nicht.


Algol hat folgendes geschrieben:
Somit besteht ein Link zwischen den Freimaurern und den Nazis (die unter anderem auch Freimaurer verfolgt und deren Logen geschlossen haben). zwinkern


Schon alleine deshalb nicht, weil Wagner kein Freimaurer war. Aber selbst wenn er einer gewesen wäre, kannst Du doch nicht durch eine solche Verkettung ("Hitler mochte Wagner - Wagner war Freimaurer - ergo gibt es eine Verbindung Hitler/NS und Freimaurerei") irgendwelche Argumentationen aufbauen. Irgendwie findest Du auf diese Weise immer Zusammenhänge (das ist die Methode der Weltverschwörungsgläubigen). Gebe mir ein paar Daten von Dir und ich führe locker den "Beweis", dass Du etwas mit mir zu tun hast Lachen



Algol hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Richard Wagners Interesse für die Freimaurerei und seine Kontakte zu Freimaurern bewirken, daß ihm die freimaurerischen Ideen und Rituale nicht unbekannt bleiben. Besonders im "Lohengrin" und im "Parzival" ist dies nachzuvollziehen. In beiden Werken spielt ein geheimnisvoller Tempel eine Rolle. Auch die Ähnlichkeit des "Parzifal" mit Mozarts Freimaurer-Oper "Die Zauberflöte" ist nicht zu übersehen. Parsifal muß wie Tamino wandern und wird in einen Tempel eingeführt. Sein weiser alter Führer Gurnemanz ist eine Steigerung des Sarastro in der Zauberflöte. Die zwei großen Tempelfeierlichkeiten, das Liebesmahl im ersten Akt und die Trauerfeier im dritten Akt, haben Anklänge zu zeitgenössischen Tafel- und Trauerlogen-Ritualen. Wesentliche Ereignisse beginnen am Mittag bzw. wenn die Sonne hoch steht oder mit anderen Worten um "Hoch Mittag". Wie im freimaurerischen Tempel die Arbeitstafel aufgedeckt wird, wird im Tempel des "Parsifal" der heilige Gral enthüllt.

Teufel


Vorstellbar...aber was sagt Wagners evtl. zeitweises Interesse über Freimaurerei und ggf. Verarbeitung dessen, was er in ihr evtl. gesehen haben mag, in seinen Werken aus? Du schreibst hier auch immer wieder über das, was Du Dir immer so unter Freimaurerei vorstellst (und sei es in deinem Fall noch so abstrus). Gibt es jetzt auch eine direkte Verbindung von Dir zur Freimaurerei, nur weil du dich damit beschäftigst?


Algol hat folgendes geschrieben:
(Meine Frage, ob R.W. ein FM war, besteht noch.)


Wie gesagt: Deutliches Nein.
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wenn ich es nicht lebe?"
(James Bond)

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Hornochse
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Beitrag(#855066) Verfasst am: 07.11.2007, 20:11    Titel: Re: "Kritik der christlichen Moral" Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Bei Nietzsche verhält es sich völlig undialektisch und unmaterialistisch. Für ihn gibt es sozusagen die ewige/zeitlose "Herrenmoral" und die ewige/zeitlose "Sklavenmoral".

Weil Nietzsche die gesellschaftliche Basis und vor allem historische Entwicklung ausblendet, bindet er diese unterschiedlichen Moralvorstellungen an quasi "ewige" Konstanten, die er biologisch definiert.

Insofern hat Nietzsche ein völlig statisches Moralverständnis - im Unterschied zum aufgeklärten Verständnis der materialistischen Dialektiker.


Nein. Herren- und Sklavenmoral bezeichnen zwei Grundtypen der Moral; die Moral der "sich selbst bejahenden" Menschen und die Moral, die aus dem Ressentiment entsteht.
Nietzsche sieht keineswegs über die historische Entwicklung und den gesellschaftlichen Kontext der Moralvorstellungen hinweg (Genealogie der Moral sagt dir ja bestimmt etwas, oder? Vielleicht liest du einmal ein wenig darin.).

Zitat:
Insofern finde ich es sehr schön, dass Du dieses Zitat von dem etwas anderen Friedrich hier im Forum gebracht hast.

Und es wäre auch schön, wenn es Dich und einige andere hier zum Nachdenken bringen würde. bravo


Es ist recht vermessen zu glauben, ein solches Zitat, wie dies von Engels, könne hier jemanden zum Nachdenken bringen - dafür ist es zu belanglos.
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Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.

- Niklas Luhmann -
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Peter H.
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Beitrag(#855159) Verfasst am: 07.11.2007, 22:27    Titel: Antworten mit Zitat

Und Du Hornochse machst es Dir verdammt einfach, wenn Du das Engelsche Zitat meinst einfach wegwischen zu können. du machst so Deinen Namen alle Ehren!
Skeptiker hat darauf hingewisen, dass Nietzsche eine zeitlose Moral präsentierte, mithin weder materialistisch noch dialektisch war! Darauf bist Du garnicht eingegangen. Dabei liegt gerade in dem Hinweis, eine ziemliche Brisanz.
Wenn man nämlich Moral als zeitlos ansieht, klopft man die vorherrschende Moral fest, segnet sie geradewegs ab. Dies ist dann reines Apologetentum. Genau das ist dem Herrn Nietzsche vorzuwerfen.
Bei ihm gibt es nur die sogenannten ewigen Werte, so wie dies nun mal die Metaphysiker behaupten.
Es versteht sich eo ipso, dass der Altphilologe, zwar historisch dachte, aber dennoch den Wandel der Wert,-Kultur,-u. Moralvorstellungen nicht wahrnahm. War das so seine Art von Genealogie? Dann hatte sie allerdings nur einen Art Registerwert.
Nun frage ich mich, wie kann ein sogenannter Philosoph nach Hegel kommend, die Bewegung der Dinge übersehen? Es kann nicht anders sein, als dass er sie nicht sehen wollte. Warum? Ganz einfach, dann wäre sein Weltbild nämlich ins Wanken gekommen. Er hätte dann nämlich nicht mehr so ohne Weiteres, dreist von einem Oben und Unten, sowie einer Herren,-u.Sklavenmoral sprechen können.
Wer es aber nun liebt, dass es Herren gibt, der hat auch Wohlgefallen an der Existenz von Sklaven. Der empört sich dann ja auch nicht, dass es sie gibt, sondern macht dann nur eines, er höhnt über die Geknechteten. Dieser sein Zynismus, ist ziemlich unerträglich, denn er kommt nämlich noch durchblickerisch daher. weiterhin sagte er uns, dass es die Geknechteten nicht bringen, daher müssen sie auch getreten werden.
Was soll bei einer solchen "Geisteshaltung" eigentlich anziehend sein? Ist es nicht so, dass dies nur die Seelenspeise von bedrängten Bourgeois, sowie dem aus dem Geleis geworfenen Intellektuellen sein kann?
Wer die bestehenden Herrschaftsverhältnisse gutheißt, der kann natürlich keine Dialektik und auch keinen Materialismus gebrauchen, daher Hornochse Deine Ignoranz gegenüber Skeptikers Hinweis.
Dass die Dialektik die Wandelbarkeit der Verhältnisse aufzeigt, hatte ich bereits gesagt, bleibt nur noch der Hinweis, dass der Materialismus unser Augenmerk auf die Produktionsverhältnisse, Produktivkräfte sowie Produktionsweisen lenkt. Weiterhin schauen wir dann auf das Wechselspiel von Basis zu Überbau und vice versa. Haben wir dies getan, dann fällt uns auf, dass die Moral darin ihre Geburtsstätte sowie Wiege inne hat!
"per aspera ad astra", merk Dir das Hornochse! Cool
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Agnost
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Beiträge: 5618

Beitrag(#855185) Verfasst am: 07.11.2007, 23:02    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H.

Es gibt natürlich bei Nietzsche auch einen Aphorismus, wo er postuliert, dass es am besten ist, wenn die schwächsten der Höheren zu den Tieferen und die stärksten der Tieferen zu den absinken oder aufsteigen können.

Ma wünscht er sich z.Bsp. die Einzüchtung der besten Juden in die besten europäischen Arier und dann polemisiert er wieder gegen Mischrassen.

Er kann auch behaupten, dass der blonde Germanen von ehedem wenig bis gar nichts mit dem Deutschen von 1880 zu tun hat um dann wieder das vorarische europäsiche Element als etwas vom "Niedrigsten", aus der europäischen Zuchtmasse aussonder zu wollen.

Im Grunde genommen ist bei ihm Gut, was aus "gutem Hause2 kommt.

Ein Terminus, der ja heute noch gängig ist.

Den Unternehmer-Boss, der aus Geschäftigkeit über Menschen regiert, siedelt er weit tiefer an als den Offizier, der Aufgrund seine Herkunft befiehlt.

Dass sich gegen den ersteren ein Sozialismus regen kann, versteht er.

Denkt aber, wenn der "Niedere" einem Herrn von "guter" Herkunft furchtsam dienen "dürfte", Sozialismus nicht entstünde.

Ich werde entsprechende Zitate noch liefern, aber ich brauch dafür Zeit.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#855233) Verfasst am: 07.11.2007, 23:51    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Und Du Hornochse machst es Dir verdammt einfach, wenn Du das Engelsche Zitat meinst einfach wegwischen zu können. du machst so Deinen Namen alle Ehren!
Skeptiker hat darauf hingewisen, dass Nietzsche eine zeitlose Moral präsentierte, mithin weder materialistisch noch dialektisch war! Darauf bist Du garnicht eingegangen. Dabei liegt gerade in dem Hinweis, eine ziemliche Brisanz.
Wenn man nämlich Moral als zeitlos ansieht, klopft man die vorherrschende Moral fest, segnet sie geradewegs ab. Dies ist dann reines Apologetentum. Genau das ist dem Herrn Nietzsche vorzuwerfen.
Bei ihm gibt es nur die sogenannten ewigen Werte, so wie dies nun mal die Metaphysiker behaupten.
Es versteht sich eo ipso, dass der Altphilologe, zwar historisch dachte, aber dennoch den Wandel der Wert,-Kultur,-u. Moralvorstellungen nicht wahrnahm. War das so seine Art von Genealogie? Dann hatte sie allerdings nur einen Art Registerwert.


Mit den Augen rollen

Hornochse hat folgendes geschrieben:
Nein. Herren- und Sklavenmoral bezeichnen zwei Grundtypen der Moral; die Moral der "sich selbst bejahenden" Menschen und die Moral, die aus dem Ressentiment entsteht.
Nietzsche sieht keineswegs über die historische Entwicklung und den gesellschaftlichen Kontext der Moralvorstellungen hinweg (Genealogie der Moral sagt dir ja bestimmt etwas, oder? Vielleicht liest du einmal ein wenig darin.).


Zu Nietzsche:

Zitat:
Es gibt ein fortwährendes Umwandeln und Arbeiten an der Moral, — das bewirken die Verbrechen mit glücklichem Ausgange (wozu zum Beispiel alle Neuerungen des moralischen Denkens gehören).

Wandel der Moral; Morgenröte

Zitat:
[...]Alles auf dem Gebiete der Moral ist geworden, wandelbar, schwankend, Alles ist im Flusse, es ist wahr[...]

Unverantwortlichkeit und Unschuld; Menschliches, Allzumenschliches

Vielleicht liest du ja tatsächlich erst einmal in seinen Werken, bevor du sagst, was in ihnen steht.
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