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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22261
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(#864509) Verfasst am: 20.11.2007, 14:55 Titel: |
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edderkopp hat folgendes geschrieben: | G.E. Lessing - Nathan der Weise
So langsam geht mir das ewige "alle Religionen sind gleich gut und toll" auf den Keks. |
Du hast nicht verstanden.
Das ist auch nicht der Inhalt.
Es geht einfach um das Zurückstellen eines endgültigen, essentiellen Urteils zugunsten der Bewährung im Zusammenleben.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#864523) Verfasst am: 20.11.2007, 15:13 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | edderkopp hat folgendes geschrieben: | G.E. Lessing - Nathan der Weise
So langsam geht mir das ewige "alle Religionen sind gleich gut und toll" auf den Keks. |
Du hast nicht verstanden.
Das ist auch nicht der Inhalt.
Es geht einfach um das Zurückstellen eines endgültigen, essentiellen Urteils zugunsten der Bewährung im Zusammenleben. |
"Der echte, scheint mir ging verloren..." so ähnlich ging das doch.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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gwarpy Psychonaut
Anmeldungsdatum: 19.09.2004 Beiträge: 2012
Wohnort: KinA
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(#864572) Verfasst am: 20.11.2007, 16:16 Titel: |
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Volker Kriegel - Der Rock `n´Roll König
gwarpy
_________________ Die Menschen glauben das, was sie wünschen.
Gaius Julius Caesar
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#864776) Verfasst am: 20.11.2007, 21:03 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | edderkopp hat folgendes geschrieben: | G.E. Lessing - Nathan der Weise
So langsam geht mir das ewige "alle Religionen sind gleich gut und toll" auf den Keks. |
Du hast nicht verstanden.
Das ist auch nicht der Inhalt.
Es geht einfach um das Zurückstellen eines endgültigen, essentiellen Urteils zugunsten der Bewährung im Zusammenleben. |
Herr Noch-Nicht-Lehrer, wollen sie damit etwa andeuten, dass es eine richtige und eindeutige Interpretation des Lessing'schen Nathan gibt?
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#869513) Verfasst am: 26.11.2007, 20:48 Titel: |
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"Meteor", von Dan Brown.
Spannen, aber anspruchslos, typischer Ami Schmöker halt.
Wenn man über Sätze wie "Seine Augen waren so kalt und hart wie Eis" gnädig hinwegsehen kann, eine angenehme Bettlektüre.
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Holly Blue auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 15.02.2005 Beiträge: 2684
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(#870534) Verfasst am: 27.11.2007, 23:18 Titel: |
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Zoff hat folgendes geschrieben: | "Meteor", von Dan Brown.
Spannen, aber anspruchslos, typischer Ami Schmöker halt.
Wenn man über Sätze wie "Seine Augen waren so kalt und hart wie Eis" gnädig hinwegsehen kann, eine angenehme Bettlektüre. |
Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen und fand es ganz okay. Deine Beschreibung ist sehr passend. Es ist eine angenehme Lektüre, bei der man ab und an ein Auge zukneifen muss, aber ansonsten sehr kurzweilig.
Viel Spaß damit!
Ich lese gerade "Diner des Grauens". Den Autoren hab ich gerade vergessen. Ich hatte das Buch vor einiger Zeit schon mal weggelegt, aber im Moment ist seichte Fantasycomic genau das richtige für mich. Einfach nur berieseln lassen, aber wirklich empfehlen würde ich das Buch nicht.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#870944) Verfasst am: 28.11.2007, 15:49 Titel: |
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Ich lese zur Zeit für die Uni (Seminar "Damned & Banned in Ireland") "The Dark" von John McGahern, aber der eigentliche Grund für meinen Beitrag ist leicht OT:
http://www.yankodesign.com/index.php/2007/11/26/escape-into-your-cave/
Find ich klasse.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22261
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(#871017) Verfasst am: 28.11.2007, 16:52 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | edderkopp hat folgendes geschrieben: | G.E. Lessing - Nathan der Weise
So langsam geht mir das ewige "alle Religionen sind gleich gut und toll" auf den Keks. |
Du hast nicht verstanden.
Das ist auch nicht der Inhalt.
Es geht einfach um das Zurückstellen eines endgültigen, essentiellen Urteils zugunsten der Bewährung im Zusammenleben. |
Herr Noch-Nicht-Lehrer, wollen sie damit etwa andeuten, dass es eine richtige und eindeutige Interpretation des Lessing'schen Nathan gibt? |
Nein. Aber Interpretationen sind trotzdem nicht beliebig, sondern müssen am Werk belegt werden. (Wofür das nicht gelingt, das kann dann schon mal landläufig als "falsch" bezeichnet werden - wenn auch sicher mit anderer Bedeutung als in der Mathematik).
Und das Belegen kommt mir, wenn man sich zB die Ringparabel als für die Frage zentralen Ausschnitt ansieht, für die Aussage "alle Religionen sind gleich gut und toll" schwieriger vor als für die Aussage "lass mal die Leute machen; woraufs ankommt, is wat rauskommt".
Aber keine Sorge, die zweite Aussage ist nur mein Urteil, die ich hier in diesem Rahmen recht selbstsicher zum Besten gebe (weil ich das Bewusstsein um ihre Relativität voraussetze). Im Unterrichtsgespräch wurde ich mich zurückhaltender äußern bzw. schauen, ob sich diese Meinung nicht eh anderswo entwickelt. die Relativität von literarischen Urteilen dieser Art (und die Grebnzen dieser Relativität) deutlicher hervorheben - und vor allem viel pädagogischer formulieren.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#871429) Verfasst am: 29.11.2007, 00:44 Titel: |
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Pädagogischer
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#871437) Verfasst am: 29.11.2007, 00:49 Titel: |
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*schauder*
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#871439) Verfasst am: 29.11.2007, 00:50 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Und das Belegen kommt mir, wenn man sich zB die Ringparabel als für die Frage zentralen Ausschnitt ansieht, für die Aussage "alle Religionen sind gleich gut und toll" schwieriger vor als für die Aussage "lass mal die Leute machen; woraufs ankommt, is wat rauskommt". |
Meines Erachtens steht da beides nicht.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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King-of-fools Demon of the Fall
Anmeldungsdatum: 09.04.2006 Beiträge: 792
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(#872328) Verfasst am: 29.11.2007, 22:45 Titel: |
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ich lieg grad in den letzten zügen von Moers' "Die Stadt der Träumenden Bücher"
bin nur noch unschlüssig, was ich danach les. entweder gar nichts (mangels zeit) oder ich betrachte meine frisch bestellte CD "Liebe" von Hagen Rether als so ne art hörbuch und hör sie an, bis ich sie auswendig kann...
_________________ Ich hab nen Tinnitus im Auge.
Ich seh nur Pfeifen.
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Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
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(#872354) Verfasst am: 29.11.2007, 23:07 Titel: |
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Lesen
Küng: Kleine Geschichte der katholischen Kirche
Hören:
Eco: Baudolino
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alae auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.03.2006 Beiträge: 7039
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(#873213) Verfasst am: 30.11.2007, 20:45 Titel: |
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Contact von Carl Sagan.
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alae auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.03.2006 Beiträge: 7039
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(#873214) Verfasst am: 30.11.2007, 20:45 Titel: |
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edderkopp hat folgendes geschrieben: | Svea hat folgendes geschrieben: | edderkopp hat folgendes geschrieben: | G.E. Lessing - Nathan der Weise
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Liest du das freiwillig? |
Nee, Schule. -.- |
Bin ich der einzige, der das freiwillig gelesen hat?
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#873532) Verfasst am: 01.12.2007, 05:24 Titel: |
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alae hat folgendes geschrieben: | edderkopp hat folgendes geschrieben: | Svea hat folgendes geschrieben: | edderkopp hat folgendes geschrieben: | G.E. Lessing - Nathan der Weise
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Liest du das freiwillig? |
Nee, Schule. -.- |
Bin ich der einzige, der das freiwillig gelesen hat? |
Nein.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#873538) Verfasst am: 01.12.2007, 08:55 Titel: |
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Ich habe es auch irgendwann einmal vor langer, langer Zeit freiwillig gelesen.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#874096) Verfasst am: 01.12.2007, 23:17 Titel: |
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Im Gedichteband "Los der Menschen" von Norbert Elias und höre Schumann-Lieder im DRadio.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#874183) Verfasst am: 02.12.2007, 00:50 Titel: |
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Wolf Schneider, Deutsch für Kenner. Die neue Stilkunde, Piper Verlag
Das ist eine Stilkunde, die guten Stil lehrt und dabei unterhält. Ich habe dieses Werk vor ein paar Jahren gekauft und viel zu lange im Bücherschrank verstauben lassen. Wolf Schneider eifert gegen die unnötig umständliche, aufgeblähte Sprache vieler Professoren, Experten und Journalisten und lehrt mich durch geschickt gewählte Beispiele das Grausen. Er nimmt zum Glück nicht nur Stilblüten aufs Korn, sondern zeigt auch, wie klare und verständliche Sprache, guter Stil eben, aussehen kann. Dabei sind die Regeln des guten Stils seit Jahrhunderten bekannt und heute durch die Verständlichkeitsforschung ebenso gut belegt wie häufig ignoriert. Das Ziel guten Stils ist nicht allein ein ästhetisches, nein, guter Stil bedeutet Klarheit.
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#874206) Verfasst am: 02.12.2007, 01:10 Titel: |
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pyrrhon hat folgendes geschrieben: | Das Ziel guten Stils ist nicht allein ein ästhetisches, nein, guter Stil bedeutet Klarheit. |
Wenn ich mir mal einen neuen Sig zulege, kommt der Satz in die engere Wahl.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#874220) Verfasst am: 02.12.2007, 01:26 Titel: |
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Für eine Hausarbeit über deliberative Demokratie:
Jürgen Habermas - Faktizität und Geltung
Jürgen Habermas - Die Einbeziehung des Anderen
Und aus persönlichem Interesse:
Jacques Derrida - Chôra
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
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(#874229) Verfasst am: 02.12.2007, 02:03 Titel: |
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Schade dass Schneider ein Feind des Schachtelsatzes ist:
Denken sie, wie schön der Krieger, der die Botschaft, die den Sieg, den die Athener bei Marathon, obwohl sie in der Minderheit waren, nach Athen, das in großer Sorge, ob es die Perser nicht zerstören würden, schwebte, erfochten hatten, verkündete, brachte, starb.
pyrrhon hat folgendes geschrieben: | Wolf Schneider, Deutsch für Kenner. Die neue Stilkunde, Piper Verlag |
"Deutsch für Profis" hat mir besser gefallen. (Genutzt hat mir offensichtlich keines von beiden )
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Norton dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 11.11.2006 Beiträge: 4372
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(#874231) Verfasst am: 02.12.2007, 02:10 Titel: |
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Von einem Verlagsmenschen abgestaubt:
Peter Sloterdijk : Gottes Eifer,
großartig und gnadenlos unterrepräsentiert in diesem Forum und im öff. Diskurs um die "Neuen Atheisten" (auch weil er, sollte es diese überhaupt geben, keiner ist)
Bin erst beim ersten Kapitel, zufällig schon eine Seite schon angelesen auf der er Dawkins schmäht (... Der dawkinsische "Gotteswahn" als erneuter Beleg der Seichtigkeit des angelsächsischen Atheismus..)
Rezension auf Amazon:
Beim Lesen eines Buches habe ich es mir mittlerweile angewöhnt immer einen Bleistift zur Hand zu haben, um wichtige Textstellen markieren zu können. Bei besonders wichtigen Aussagen umkringele ich auch die Seitenzahl, um die entsprechende Stelle später beim schnellen Durchblättern problemlos wiederentdecken zu können. Nun ist das Problem jedoch, dass bei Peter Sloterdijks "Gottes Eifer - Vom Kampf der drei Monotheismen" so viele bemerkenswerte Dinge und rhetorische Bonmots enthalten sind, dass nun nahezu jede Seite markiert ist, was das obligatorische Schreiben einer Rezension, die ja bekanntlich eine kurze und präzise Zusammenfassung samt subjektiver Bewertung bieten soll, erschwert. Das ist natürlich kein Hinderungsgrund, sondern stellt vielmehr eine neue Herausforderung dar.
Zunächst einmal: Was ist die Kernthese der Darstellung? Dazu muss erwähnt werden, dass Sloterdijk Religionen und alle anderen Weltanschauungen als durch unterschiedliche Faktoren motivierte menschliche Konstrukte ansieht. Diese Faktoren analysiert er im ersten Kapitel unter der Fragestellung "Wie entsteht Transzendenz?" (1 Allein die präzise Analyse der sieben für Sloterdijk entscheidenden Voraussetzungen für Transzendenz (Verkennung des Langsamen; Verkennung des Heftigen; Verkennung der 'Unerreichbarkeit des Anderen'; Verkennung der Immunitätsfunktionen; Fähigkeit des Menschen, sich Intelligenz vorstellen zu können; die Endlichkeit des menschlichen Lebens; die Frage nach dem 'Woher' einer bestimmten Botschaft) ist Grund genug, dieses Buch zu kaufen.
Religiös motiviertes Zelotentum, so der Autor weiter, entstehe durch das Insistieren der monotheistischen Religionen, allein im Besitz einer bestimmten offenbarten Wahrheit zu sein. Eiferer seien nicht in der Lage, die Konstruiertheit ihrer Weltanschauung zu begreifen. Sie akzeptieren widerspruchslos den von den kirchlichen Institutionen geschaffenen und propagierten Wahrheitsanspruch einer Religion. Hier schließt sich Sloterdijk der These des Ägyptologen Jan Assmanns an, der in seinem Buch "Die mosaische Unterscheidung" darlegt, dass das Neue an den monotheistischen Religionen gewesen sei, dass sie die Prinzipien von wahr und falsch, und somit die Vorbedingungen für Intoleranz und Gewaltbereitschaft, geschaffen hätten (vgl. 54). Daraus entstehe eine "Genugtuung der Gläubigen, durch Unterwerfung unter den Höchsten einen wie auch immer bescheidenen Anteil an dessen Souveränität zu gewinnen" (41).
Die vor allem im Islam stark ausgeprägte Neigung zur Ritualisierung des Glaubens (fünfmal täglich beten mit jeweils siebzehn Verbeugungen) dient dazu, den Glauben in das kulturelle Gedächtnis einer ideologischen Gemeinschaft zu prügeln. Wenn man gezwungen ist, sich 85 Mal am Tag zu unterwerfen, ist es ein Ding der Unmöglichkeit den Kitt zu verdrängen, der die Gemeinschaft konstituiert und zusammenhält. Bedenklich wird es, wenn diese strengen Regeln auf Dummheit treffen, oder in den Worten von Sloterdijk: "Wenn Strenge auf Unterkomplexität trifft, kommt das Eifern in sein Element" (136). Oder noch pointierter seine Bemerkungen zu Eiferern, die bereit sind, sich und Unschuldige zu ermorden: "Sie verkörpern die organisierte Form des mangelnden Willens, bis drei zu zählen" (147). Wem eine passendere Beschreibung von religiösen Fundamentalisten einfällt, der möge mir eine Email schicken.
Brillant auch Sloterdijks Neuinterpretation von der Ringparabel aus Lessings Drama "Nathan der Weise". Der Taxt legt nahe, dass diejenige Religion die beste sei, die am meisten Zuspruch bekäme. Sloterdijk hingegen argumentiert, dass monotheistische Religionen aufgrund ihres alleinigen Wahrheitsanspruchs geradezu darauf angewiesen seien, sich unbeliebt zu machen, sich einen "Wettbewerb um nobel Verhaßtheit" (177) zu liefern. Der Widerstand gegen die eigene Position ist ein geradezu konstituierendes Element aller monotheistischen Religionen. Ohne die ungläubigen Anderen wäre es ja gar nicht nötig, für eine bestimmte Wahrheit zu kämpfen.
Sloterdijk schließt mit der Aufforderung, den Todeskult der Religionen zu bekämpfen, der die Wurzel zu religiös motivierter Gewalt darstelle: "Hierzu gehört die Dekonstruktion des Jenseitsfurors und jeder Form von Hinterweltlertum, das mit Verrat am diesseitigen Leben bezahlt wird" (213). Es wird höchste Zeit, dass sich Intellektuelle aus verschiedenen Disziplinen gegen den religiös begründete Vorzug des Jenseits vor dem Diesseits zur Wehr setzen. Denn mit Verweis auf das Jenseits lässt sich nahezu jedes menschenverachtende Verbrechen im Diesseits rechtfertigen. Wenn dieser "Gotteswahn" (So der Titel von Richard Dawkins furioser Abrechnung mit dem Konzept des Religiösen) nicht endgültig gestoppt wird, waren die Anschläge vom 11. September 2001 nur ein milder Vorgeschmack zu dem, was noch kommen wird.
Fazit: Kurz, präzise und einfach nur brillant. Mit eine der stimulierendsten Analysen des monotheistischen Phänomens, die ich seit langem gelesen habe. Es bleibt zu hoffen, dass "Gottes Eifer" eine möglichst breite Leserschaft findet. Uns allen wäre es zu gönnen.
Kaufbefehl !
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Norton dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 11.11.2006 Beiträge: 4372
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(#874233) Verfasst am: 02.12.2007, 02:16 Titel: |
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Ahja, Rezension der in der " Welt" :
Mutter der Intoleranz
Peter Sloterdijk baut auf eine Zivilisierung der Religionen
Solange Religionen nur bis Eins zählen wollen, existiert für sie lediglich ein "Für uns oder Gegen uns". Gibt es noch eine Chance, die Schätze der Religionen und unser Wissen von deren geistigem Reichtum in "lebendige Kapitale" umzuwandeln, die sich in die unterschiedlichsten Kulturen investieren lassen? An der Kulturwissenschaft sei es, so Peter Sloterdijks Appell in seinem neuen Buch, die Voraussetzungen dafür zu erörtern und zu zeigen, warum allein der "zivilisatorische Weg" weiterführt. Dies heißt, dass die zu "Eiferkollektiven" verzerrten Religionen von ihrem affektiv aufgeladenen Alleinvertretungsanspruch abrücken und Parteien einer Zivilgesellschaft werden müssten. Damit würde das Ideal friedlicher Koexistenz zum Gespräch erweitert werden. Es bleibt aber die Frage, wie weitgehend dies mit den Ansprüchen eines universalen Verkündigungsgehalts und, im Fall des Islams, eines militärisch-politischen Expansionsmodus, eines "Heiligen Kriegs", vereinbar ist.
Sloterdijk breitet in seiner Studie "Gottes Eifer" umfangreichen Stoff aus, um zu beweisen: Den jüdischen, christlichen und islamischen Monotheismen ist, mit unterschiedlichen Gewichtungen, ein messianisches und aktivistisches Material eigen. Dessen Explosionskraft reicht weit über die Lehren der Religionen im engeren Sinn hinaus. Dieses Exzesshafte, der Antriebsüberschuss und die Überreaktion verweisen auf eine immense Triebdynamik. Sie agiert die Anrufung Gottes auf eine schwer kontrollierbare Weise aus.
Religionen stellen in ihrer Nähe zum Eifer und ihrem tendenziell universalistischen Anspruch erst einmal, und dies ist wichtig festzuhalten, einen verhältnismäßig überschaubaren Gegenstand dar. Gefährlich werden die extremistischen destruktiven und selbstdestruktiven Ideologien und Aktionen. Sie machen die Kontrolle und Dämpfung zum Problem. Die von Sloterdijk klar formulierte, schwer lösbare Aufgabe würde darin bestehen, den Affekt und den religiösen Code zu entkoppeln.
Das Konfliktpotenzial im Kampf der drei Monotheismen erklärt sich zu einem großen Teil daraus, dass sie aus jeweils älteren Quellen hervorgegangen sind. Dem Islam kommt dabei seine "Spätankunft" zugute. Dies ist, so Sloterdijk, seine wertvollste spirituelle Chance, da er für sich den Vorzug in Anspruch nimmt, "die vermeintlichen und wirklichen Irrwege der beiden Vorgängermonotheismen zu überblicken und zu korrigieren". So wird aus der Not des Nicht-Originären eine Tugend. Die islamische Offenbarung nimmt ihren Ausgang beim Widerruf der jüdischen und christlichen Lehren, beim Falschlesen, bei der Fehllektüre heiliger Texte.
Wie die monotheistischen Vorgänger war auch der Islam - und hier setzt Sloterdijks Deutung religiöser Haltungen mithilfe des Begriffs Stress an - "auf die Schaffung eines maximalen Stressmythos" angewiesen. Dieser bestand in der Erfindung eines mühevollen Unternehmens, der Wallfahrt nach Mekka, die für die Gläubigen zur Pflicht erklärt wurde. Der Pilger nimmt teil an der Steinigung des Teufels und der Schlachtung eines Opfertiers: eine alle Teilnehmer emotional tief ins Ritual verstrickende Handlung; und zwar so weitgehend, dass sie vom Ritus oder Kult beherrscht werden.
Im Westen ist heute nur noch den Wenigsten die Erfolgsgeschichte des Islams bis ins 15. Jahrhundert hinein bekannt; ebenso wenig die dramatische Umkehrung des siegreichen Feldzugs in eine "Kränkungsgeschichte ohne Ende". Diese historische und psychologische Dimension steht denn auch in Sloterdijks Studie im Zentrum des Kapitels über "Die Feldzüge".
In enger Anbindung an den in "Zorn und Zeit" entfalteten Begriff der thymotischen Energien (der Affekte Zorn, Wut und Stolz) ist jetzt von einer "hochgradig thymotisch geprägten Kultur der islamischen Länder", auf denen der "Schleier des Zorns" liegt, die Rede. Dieser Schleier ist von widersprüchlichen Affekten durchwoben. Einmal konkurriert die seit dem Aufstieg Europas erlebte Zurücksetzung mit dem Verlangen nach Vorrang und einem glanzvollen Erscheinungsbild. Zum anderen steht dem Stolz auf die ökonomische, wissenschaftliche und künstlerische Vormachtstellung oder doch Gleichstellung in der Vergangenheit die Scham über die gegenwärtigen Verhältnisse gegenüber. Der gesellschaftliche Aufstieg des Islam in der Gegenwart wäre ohne neuere Entwicklungen, die nur zum Teil etwas mit der islamischen Religion zu tun haben, chancenlos geblieben: Erst der ökonomisch-technische Aspekt der Ölreserven und die biopolitische Tatsache einer beispiellosen Vermehrungsdynamik (der sogenannte "Jungmännerüberschuss") ermöglichte "die Wiederaufnahme offensiv universalistischer Programme".
weiter:
http://www.welt.de/welt_print/article1261802/Mutter_der_Intoleranz.html
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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#874279) Verfasst am: 02.12.2007, 09:56 Titel: |
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Norton hat folgendes geschrieben: |
Peter Sloterdijk : Gottes Eifer,
großartig und gnadenlos unterrepräsentiert in diesem Forum und im öff. Diskurs um die "Neuen Atheisten" (auch weil er, sollte es diese überhaupt geben, keiner ist)
Kaufbefehl ! |
Verweigert. Grund: Banale Thematik
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#874463) Verfasst am: 02.12.2007, 14:03 Titel: |
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Ich habe eine wunderschöne Ausgabe von Sartres "Le Mur" von 1939 erstanden.
Und da mich nicht nur der Blattgoldschmuck interessiert lese ich es natürlich auch.
Ein schön klares Französisch, sehr schön auch zum Auffrischen, wenn man etwas eingerostet ist.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#875397) Verfasst am: 03.12.2007, 17:32 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Ich habe eine wunderschöne Ausgabe von Sartres "Le Mur" von 1939 erstanden.
Und da mich nicht nur der Blattgoldschmuck interessiert lese ich es natürlich auch.
Ein schön klares Französisch, sehr schön auch zum Auffrischen, wenn man etwas eingerostet ist. |
Das passt ja fast zu mir.
Ich lese gerade Harry Potter. Das erste mal und dann gleich auf französich. Anfangs war es echt ein Krampf, aber jetzt geht es und mittlerweile bin ich auf Seite 50.
Erstaunt hat mich, dass ich viele Wörter aus dem Englischen ableiten konnte.
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Tassilo Deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.05.2004 Beiträge: 7361
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(#875401) Verfasst am: 03.12.2007, 17:34 Titel: |
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Alchemist hat folgendes geschrieben: | Erstaunt hat mich, dass ich viele Wörter aus dem Englischen ableiten konnte. |
Im englischen Wortschatz gibt es sehr viele Wörter, die aus dem Französischen stammen.
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