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Lukrez auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.11.2007 Beiträge: 20
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(#957843) Verfasst am: 18.03.2008, 19:54 Titel: |
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Ich verstehe ehrlich gesagt diese ganze verbissene Diskussion nicht.
Einen freien Willen kann es nicht geben - unfrei muss er deshalb aber lange nicht sein.
Dieser angebliche Gegensatz besteht hier einfach nicht!
Sehr gewitzt hat Schopenhauer die Illusion der Willensfreiheit erklärt:
"Weil aber im Selbstbewusstseyn der Wille unmittelbar und an sich erkannt wird, so liegt auch in diesem Bewusstseyn das der Freiheit. Allein es wird übersehen, daß das Individuum, die Person, nicht Wille als Ding an sich, sondern schon Erscheinung des Willens ist, als solche schon determiniert und in die Form der Erscheinung, den Satz vom Grund, eingegangen.
Daher kommt die wunderliche Tatsache, daß Jeder sich a priori für ganz frei, auch in seinen einzelnen Handlungen, hält und meint, er könne jeden Augenblick einen anderen Lebenswandel anfangen, welches hieße ein Anderer werden. Allein a posteriori, durch die Erfahrung, findet er zu seinem Erstaunen, daß er nicht frei ist, sondern der Notwendigkeit unterworfen, daß er aller Vorsätze und Reflexionen unbeachtet, sein Thun nicht ändert, und von Anfang seines Lebens bis zum Ende denselben von ihm selbst mißbilligten Charakter durchführen und gleichsam die übernommen Rolle bis zu Ende spielen muss."
(Die Welt als Wille und Vorstellung/zweites Buch/Welt als Wille /Die Objektivation des Willens)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#957851) Verfasst am: 18.03.2008, 20:10 Titel: |
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Zitat: | Einen freien Willen kann es nicht geben - unfrei muss er deshalb aber lange nicht sein. |
Das hältst du für eine genügende Zusammenfassung wovon?
Zitat: | Daher kommt die wunderliche Tatsache, daß Jeder sich a priori für ganz frei, auch in seinen einzelnen Handlungen, hält und meint, er könne jeden Augenblick einen anderen Lebenswandel anfangen, welches hieße ein Anderer werden. Allein a posteriori, durch die Erfahrung, findet er zu seinem Erstaunen, daß er nicht frei ist, sondern der Notwendigkeit unterworfen, daß er aller Vorsätze und Reflexionen unbeachtet, sein Thun nicht ändert, und von Anfang seines Lebens bis zum Ende denselben von ihm selbst mißbilligten Charakter durchführen und gleichsam die übernommen Rolle bis zu Ende spielen muss. |
Das ist eine psychologisierende Aufblähung von Sprüchen wie "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" und durch keine Notwendigkeit an die vorhergehende Analyse gebunden. Also eine schlechte Interpretation von ein par Konklusionen, deren enthaltende Begriffe der Rahmengebung durch moderne Wissenschaften nicht mehr standhält.
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Lukrez auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.11.2007 Beiträge: 20
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(#957861) Verfasst am: 18.03.2008, 20:33 Titel: |
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Und was sagen die modernen Wissenschaften zur Willensfreiheit?
Sind sie überhaupt in der Lage, den Begriff "Freiheit" oder "Wille" genau zu definieren?
Was ist Freiheit für die moderne Wissenschaft?
Dazu kommt noch das Problem was hier eigentlich frei sein soll:
Das Ich, das Selbstbewusstsein, der Körper, das Gehirn... oder was?
Wie will Naturwissenschaft dieses Problem überhaupt lösen können?
Zuerst wäre doch die Frage zu klären, was dieses sich selbst für frei im Willen haltende Bewusstsein überhaupt ist.
Aus diesen Gründen ist das hier doch eine Scheindiskussion ohne sinnvollen Inhalt.
Der Glaube an Willensfreiheit ist in etwa dem Glauben an einen Gott gleichzusetzen.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#957870) Verfasst am: 18.03.2008, 20:58 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Es zeigt doch, daß Subsysteme gegen andere Subsysteme (selbst gegen allwissende Subsysteme) in ihrer Handlung frei sind. |
Es zeigt lediglich, dass ein Subystem nicht unbedingt das Verhalten des Gesamtsystems berechnen kann. |
Der Skeptiker kann von der vorausgesagten Handlung abweichen.
kolja hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Ein Freiheitsbegriff, der darauf beruht, scheint mir nicht so abwegig |
Finde ich weit hergeholt und stimmt meiner Meinung nach nicht mit der üblichen Auffassung des FW überein. Es ist jedenfalls nicht mehr die gleiche Freiheit wie in: "ich hätte in dieser speziellen Situation anders handeln können". Siehe auch meine Antwort an Semnon weiter oben. |
Es ist die gleiche Freiheit, wie in "ich werde so oder auch so, also Rot oder Grün drücken können".
Könnten wir künftig diesen Unterschied beachten? Ich rede ja selber von der "unveränderlichen Vergangenheit".
kolja hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | [...] solange keine normativen Aussagen daraus gefolgert werden. |
Wer tut das denn? |
Markowitsch beispielsweise? Und diejenigen, die mit seinen Vorstellungen eines präventiven Strafrechts sympathisieren?
Verlinkung hier wäre doof.
kolja hat folgendes geschrieben: | Das wäre ein naturalistischer Fehlschluss. |
Es wundert mich ja auch des öfteren, daß dieser Fehler begangen wird.
edit: kleine korrekturen, falsches zitat repariert
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
Zuletzt bearbeitet von zelig am 18.03.2008, 21:09, insgesamt einmal bearbeitet |
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#957872) Verfasst am: 18.03.2008, 20:59 Titel: |
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Lukrez hat folgendes geschrieben: | Wie will Naturwissenschaft dieses Problem überhaupt lösen können? |
Die Naturwissenschaften sind hier nicht zuständig. ; )
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#957895) Verfasst am: 18.03.2008, 21:21 Titel: |
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@Erwin: Noch etwas zum Quantenindeterminismus:
Das grundlegende Missverständnis darin zu meinen, hier eine Grenze des Determinismus überhaupt ziehen zu können, liegt in der Unterstellung einer falsch vermuteten Notwendigkeit des quantenmechanischen Formalismus. Die prinzipielle Natur der Heisenbergschen Unschärferelation kann nicht so aufgefasst werden, als sei die Wahrscheinlichkeitsinterpretation eine unvermeidliche Folge der Herleitung der Quantentheorie aus dem hamiltonschen Prinzip, quasi als könne die nächstübergeordnete Theorie, an die die Quantentheorie eine Annäherung darstellen würde, ebenfalls nicht auf die Wahrscheinlichkeitsinterpretation verzichten. Die Lösungen der Schrödinger-, bzw. 'Heisenberggleichung', sind komplexwertig und sehen zwar so ähnlich aus, wie die Lösungen der Maxwellgleichung(en), was auch erwartet wurde, sie lassen aber einen Schrödinger oder Heisenberg vorerst alt aussehen, weil die Realteile scheinbar nichts aussagen. Aber man kennt vom Elektromagnetismus, dass man zB eine Verteilungsdichte des Wellenfeldes aufstellt und Erwartungswerte berechnet. Das macht man mit den Lösungen der SG ebenfalls und nutzt einfach, dass Observablen selbstadjungierte Operatoren sind (also hermitesch) und somit kann man auch zB eine untere Schranke für das Produkt der Standardabweichungen zweier hermitescher Operatoren definieren und das sind, Mangels Auswahl, die Produkte der Standardabweichungen, bzw Varianzen, von Impuls und Ort, sowie Energie und Zeit für die Fouriertransformierte. Die Tatsache der "Unschärfe" ist also kein intrinsischer Aspekt der Quantentheorie, sondern nur deshalb für die QT von gesonderter Bedeutung, weil eine direkte Verwertbarkeit der Lösungen des quantenmechanischen Analogons der Hamiltonfunktion schlicht und einfach nicht gegeben ist. Diese Schwäche der Quantentheorie ergibt sich offenbar aus den Quantisierungsregeln selbst, die nicht streng herleitbar sind! Unschärfe findet man auch sonstwo, zB bei elektromagnetischen Wellenbündeln oder bei sonst irgendwelchen statistischen Betrachtungen. Dem Quantenindeterminismus also irgendwelche fundamentale Bedeutung zuzuordnen, ist eigentlich lächerlich, da die Wahrscheinlichkeitsinterpretation versucht, lediglich heuristisch der genannten Schwäche der Quantentheorie gerecht zu werden, sie ist aber keine Herleitungsgrundlage.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#957903) Verfasst am: 18.03.2008, 21:29 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Es zeigt doch, daß Subsysteme gegen andere Subsysteme (selbst gegen allwissende Subsysteme) in ihrer Handlung frei sind. |
kolja hat folgendes geschrieben: | Es zeigt lediglich, dass ein Subystem nicht unbedingt das Verhalten des Gesamtsystems berechnen kann. |
zelig hat folgendes geschrieben: | Der Skeptiker kann von der vorausgesagten Handlung abweichen. |
Das ist nicht das gleiche! Wenn die Berechnung nicht möglich sein sollte, gibt es auch keine Voraussage, von der abgewichen werden kann.
zelig hat folgendes geschrieben: | Ein Freiheitsbegriff, der darauf beruht, scheint mir nicht so abwegig |
kolja hat folgendes geschrieben: | Finde ich weit hergeholt und stimmt meiner Meinung nach nicht mit der üblichen Auffassung des FW überein. Es ist jedenfalls nicht mehr die gleiche Freiheit wie in: "ich hätte in dieser speziellen Situation anders handeln können". Siehe auch meine Antwort an Semnon weiter oben. |
zelig hat folgendes geschrieben: | Es ist die gleiche Freiheit, wie in "ich werde so oder auch so, also Rot oder Grün drücken können. Könnten wir künftig diesen Unterschied beachten? Ich rede ja selber von der "unveränderlichen Vergangenheit". |
Sind wir uns also soweit einig, dass wir, nachdem Du gedrückt hast, sagen können, dass Du nichts anderes drücken konntest? Also können wir auch für zukünftige Knopfspielchen sagen, dass wir anschließend wissen werden, dass Du nichts anderes drücken konntest, als Du gedrückt haben wirst, auch wenn weder Du noch wir wissen, was Du drücken wirst. Wo ist hier bitte der relevante Unterschied?
zelig hat folgendes geschrieben: | [...] solange keine normativen Aussagen daraus gefolgert werden. |
kolja hat folgendes geschrieben: | Wer tut das denn? |
zelig hat folgendes geschrieben: | Markowitsch beispielsweise? Und diejenigen, die mit seinen Vorstellungen eines präventiven Strafrechts sympathisieren? |
Die Forderung, präventiv tätig zu werden, wird aus dem (unterstellten konsenten) Ziel des Schutzes der Gesellschaft abgeleitet, und nicht aus der Widerlegung des FW. Diese Widerlegung dient nur der Dekonstruktion des traditionellen Schuld-Sühne-Denkens.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#957919) Verfasst am: 18.03.2008, 21:43 Titel: |
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Lukrez hat folgendes geschrieben: | Und was sagen die modernen Wissenschaften zur Willensfreiheit?
Sind sie überhaupt in der Lage, den Begriff "Freiheit" oder "Wille" genau zu definieren?
Was ist Freiheit für die moderne Wissenschaft?
Dazu kommt noch das Problem was hier eigentlich frei sein soll:
Das Ich, das Selbstbewusstsein, der Körper, das Gehirn... oder was?
Wie will Naturwissenschaft dieses Problem überhaupt lösen können?
Zuerst wäre doch die Frage zu klären, was dieses sich selbst für frei im Willen haltende Bewusstsein überhaupt ist.
Aus diesen Gründen ist das hier doch eine Scheindiskussion ohne sinnvollen Inhalt.
Der Glaube an Willensfreiheit ist in etwa dem Glauben an einen Gott gleichzusetzen. |
Die Natur-Wissenschaft hat Einfluss auf "Bewußtsein", "Person". ´Logik, bzw Mathematik sollte eigentlich Zeugs wie "Freiheit" beeinflussen, aber auch die Philosophie, aber ich sehe das ier nicht hinreichend verwirklicht. Schopenhauers Analyse hängt ja geradezu von einer bequemen Schwammigkeit der Begriffe
Zitat: | Weil aber im Selbstbewusstseyn der Wille unmittelbar und an sich erkannt wird, so liegt auch in diesem Bewusstseyn das der Freiheit...[usw] | ab, also im Prinzip von der Schwammigkeit jeden Subjekts udn Objekts in dem Satz.
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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(#957948) Verfasst am: 18.03.2008, 22:05 Titel: |
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@semnon
Zitat: | Meinst du damit, dass eine Präferenz, sofern man sich ihr bewußt ist, willentlich vermieden werden kann, also etwas anderes zur Präferenz wird? |
Ja und nein
An deiner Frage merke ich wieder die starken Differenzen in der modellhaften Vorstellung des Denkprozesses als "höchster" Systemschicht des Hirns.
Die vielbemühten Präferenzen "formen" die im Hirn abstrahierten Bedeutungsmuster sicher ganz wesentlich ! Ihre Verwendung im bewußten Denken, kann aber - soferne man so denken kann bzw. es übt (in Grundzügen ist das wohl in jedem vorhanden) - zur Dekomposition des komplexen Musters führen, dh. ich werde mir der Präferenz bewußt. Jetzt kann ich mich natürlich gegen die Präferenz entscheiden, was aber überhaupt nicht heißt, daß dadurch irgendeine andere Gegen-Präferenz (im Sinne von persistenter neuronaler Musterbildung) Platz greift, sondern daß einfach als singuläres Ergebnis meines Denkprozesses eine freiwillige Wahl gegen meine Präferenz erfolgt ist.
In der Psychologie ist hinlänglich bekannt, wie schwierig es ist, einmal sich "verfestigt" habende Muster wieder los zu werden. Aber es ist (insbesondere unter Anwendung entsprechender Methoden) nicht unmöglich. Auch so ein langfristiger Prozess kann als Folge des (singulären) Entschlusses eines FW gesehen werden.
Zitat: | Also ist es wohl eher so, dass die letzgültige Präferenz sich aus der (quantenmäßig willkürlichen?) Unterbrechung eines potentiell unendlich vortsetzbaren, nichtlinearen Bewertungsprozess ergibt? Wenn dieser Bewertungsprozess strikt logisch gesteuert abliefe ... |
dieser angebliche bzgl. des Hirns ubiquitäre Bewertungsprozess findet so einfach nicht statt, das ist eine völlig "irgendwie-algorithmisch-prozesshafte" Vorstellung von Inputbearbeitung in (zB.) Wahlsituationen. Nur die gibt es in dieser Weise nicht. Das (langfristiges) Lernen/Üben sowie die (direkten bzw. späteren, va. wiederholten !) Rückmeldungen der Sensorik prägen Musterverknüpfungen bzw. eigene, neue (aber meist bewußt dekompositionierbare) komplexe Bedeutungsmuster. In denen "versteckt" sich die Präferenz, aber nicht algorithmisch sondern strukturell und vielfach gekoppelt an die momentanen aktiven (un- oder bewußten) emotionalen Muster. zB. simpel: Der bekannte Satz vom Glas, das einmal halbleer und das andere mal halbvoll ist.
Ein auch nur entfernter modellhafter, systemstruktureller Vergleich mit irgendwelchen computergestützten Wissens- und Entscheidungssystemen greift leider auch völlig daneben.
Ich bin momentan nicht der Auffassung, daß sich im Hirn etwas abspielt, was auf höheren Modellschichten irgendwie direkt mit QM-Effekten zu tun hat.
Die (zufällige) Wahlmöglichkeit in nichtentscheidbaren Situationen halte ich per se als essentiell für höhere Lebewesen und diese Systemeigenschaft sehe ich auch direkt evolutionsverknüpft, in dem Sinne, daß in neuen, noch mangels Erfahrung unentscheidbaren Situationen die Handlungsfähigkeit gegeben bleibt.
Erwin
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#957952) Verfasst am: 18.03.2008, 22:09 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | "Umkehrautomaten" S | Zunächst mal muss der Skeptiker keineswegs ein "Umkehrautomat" sein. Es steht im frei, der Voraussage des Allwissenschaftlers zu entsprechen oder auch nicht. |
Nein, nach Deiner Definition der Situation hieß es:
zelig hat folgendes geschrieben: | Nun kommt der Skeptiker ins Spiel, der dem Allwissenschaftler eine Wette anbietet ... sodann würde er sich anders als vorausgesagt verhalten ... danach würde er den anderen Knopf drücken. Das könne man beliebig oft wiederholen. |
Und in der Tat, der S hat ja ein von Dir so vorgegebenes Interesse, die Wette zu gewinnen.
zelig hat folgendes geschrieben: | Wenn wir uns auf eine Reihe von vielleicht 100 Versuchen einigen, können wir uns auf eine Mindestzahl nicht erfüllter Prophezeiungen einigen (vielleicht 5 oder 10?), die belegen würden, daß der Allwissenschaftler nicht Recht behalten kann. |
Du bist ein Schlingel. Ein Determinist muß ja gar nicht der Meinung sein, daß der A recht behält!
zelig hat folgendes geschrieben: | Damit wird auch folgender Einwand hinfällig:
step hat folgendes geschrieben: | Im Gegenteil, das Beispiel setzt eine extrem determinierte Handlung des S sogar voraus. |
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Nun, ich habe natürlich Deine Argumentation erstmal für den Regelfall widerlegt, da dieser etwas so schön Reproduzierbares hat und besonders einfach ist, weil er mit einem einzigen Durchlauf auskommt, und weil ich so besonders schön zeigen kann, daß möglicherweise selbst ein billiger Automat ausreichen würde, um die Berechenbarkeit zu verhindern.
Aber natürlich bleibt mein Einwand auch in der von Dir indeterministisch vernebelten Aufweichung gültig, da der S sich ja mindestens einmal determiniert paradox verhalten muß. Außer er verhält sich immer explizit zufällig.
Letztlich ist dies aber gar nicht notwendig für meine Erklärung, es sollte nur dazu dienen zu zeigen, wie leicht wir Handlungsfreiheit sehen, wo keine ist.
zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Die Situation, in der ein "Rechenautomat" A in einer deterministischen Welt eine Handlung eines "Umkehrautomaten" S voraussagt, muß nicht unbedingt eine physikalische Lösung besitzen, in der die Voraussage stimmt. |
Darüber musste ich nachdenken. Du meinst, daß die zutreffende Voraussage einer Handlung nicht zwangsläufig "eine physikalische Lösung" zur Folge hat. Auf welche Weise wäre die Voraussage denn noch zutreffend, wenn die physikalische Realität deren Falschheit belegen würde? |
Nein, ich meine, daß ein Modell(!), in dem Deine Vorgaben gelten, physikalisch paradox sein könnte, so daß es unphysikalisch wäre, in einem solchen Fall die richtigen Voraussagen zu treffen.
zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Generell möchte ich "gegen" dieses Beispiel einwenden, daß es wieder nur einen Einwand gegen die vollständige Berechenbarkeit der Zukunft aus der Vergangenheit darstellt, aber in keiner Weise zum Beleg einer Handlungsfreiheit dienen kann. |
Das finde ich eine steile These. Es zeigt doch, daß Subsysteme gegen andere Subsysteme (selbst gegen allwissende Subsysteme) in ihrer Handlung frei sind. |
Nein. Daß eine Situation physikalisch ist, in der jemand etwas nicht berechnen kann, eignet sich mE nicht als Beleg für Freiheit. Selbst wenn man zeigen könnte, daß es zwei getrennte Welten gäbe, die nicht über Naturgesetze zusammenhängen, so wäre allein deswegen noch keine von ihnen frei oder undeterminiert.
zelig hat folgendes geschrieben: | Ein Freiheitsbegriff, der darauf beruht, scheint mir nicht so abwegig. |
Ich sehe aber immer noch keinen echten Freiheitsgrad. Du argumentierst im Prinzip doch nur, daß die Berechnung offener nichttrivialer Subsysteme überkomplex ist, oder von mir aus, daß es keinen Allwissenden geben kann.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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(#957972) Verfasst am: 18.03.2008, 22:24 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | @Erwin: Noch etwas zum Quantenindeterminismus:
Das grundlegende Missverständnis [...]
Unschärfe findet man auch sonstwo, zB [...] |
damit erzählst du mir nichts neues
Wenn man den Bereich der menschlichen Motorik betrachtet geschieht die Steuerung da auch nicht deterministisch, sondern "unscharf". In diesem Bereich ist die Mathematik/Informatik mittels der sg. Fuzzy-Logik auch schon recht erfolgreich in der "künstlichen" Modellbildung solcher Steuerungsprozesse. Und die nötige Defuzzyfikation um konkrete Werte zu erhalten, könnte man auch als zufällige Wahl in einem beschränkten Möglichkeitsraum sehen.
Erwin
PS: edit, Ergänzung Fuzzylogik
Zuletzt bearbeitet von Er_Win am 19.03.2008, 08:37, insgesamt einmal bearbeitet |
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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(#957987) Verfasst am: 18.03.2008, 23:05 Titel: |
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Zitat: | Diese Widerlegung dient nur der Dekonstruktion des traditionellen Schuld-Sühne-Denkens.
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diese Dekonstuktion habe ich schon vor Jahrzehnten vorgenommen und argumentiere qua meines Wissens über komplexe, selbstorganisierende Systeme und eines Mathe-Studiums und der interessierten Beschäftigung mit Philosophie für den FW in der von mir dargestellten Bedeutung.
Aber der Aspekt ist mir auch schon vor längerem bei den wenigen ewig gleichen Argumenten wider den FW gekommen. Es scheint - mal küchenpsychologisch formuliert - hier bei einigen eine starke (unbewußte ?) Konotation von FW und Gottesbegriff zu geben. Also Atheist => FW darf nicht sein.
Besonders widersinnig wird das beim (Gegen-)"Argument" der nur gefühlten, eingebildeten Freiheit in meinem konstruierten Testszenario. Die Erkenntnis des (einfachen) FW's in Form der freien Wahlmöglichkeit ist bei mir ein unmittelbares Denkergebnis des Metadenkprozesses und hat nichts mit dem Argument zB. eines MSS zu tun, der diese (nur) gefühlte (Willens-)Freiheit (nämlich Freiheit von äusseren Zwängen) angesichts dem Ertöner der Pausenklingel beispielhaft beschreibt. Diese beiden Sachen haben bis auf denselben Begriff, ziemlich wenig miteinander zu tun.
Weil Begriffe aus der QM "in" sind, habe ich mal folgende Analogie bei Studenten bzgl. meiner Def. des FW gebracht (bitte nicht wörtlich nehmen ):
Der bewußte Denkprozess "quantisiert" in Wahlsituationen einen abzählbar endlichen Möglichkeitsraum. Die konkrete willentliche freie Entscheidung (bzw. als Wirkung erst die entsprechende Handlung) ist dann als "Dekohärenz" zu sehen.
Erwin
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#958262) Verfasst am: 19.03.2008, 11:28 Titel: |
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Er_Win hat folgendes geschrieben: | Es scheint - mal küchenpsychologisch formuliert - hier bei einigen eine starke (unbewußte ?) Konotation von FW und Gottesbegriff zu geben. Also Atheist => FW darf nicht sein. |
Die Zusammenhänge beschränken sich darauf, daß ernsthafte FW-Vertreter letztlich Supernaturalisten bzw. Irrationalisten sind (was aber nicht heißt, daß sie an Gott glauben müssen)
Die von Dir dargestellte Folgerung ist also zumindest für mich nicht zutreffend: Ich bin Naturalist, und daraus folgt, neben vielem anderen, auch der Atheimus und die Ablehnung eines FW.
Unter den Vertretern eines FW gibt es verschiedene Typen, z.B.
- zelig: glaubt wirklich an durch Personen wählbare und realisierbare Möglichkeiten
- AP: hat seit einiger Zeit eine eher naturalistische Sichtweise, sein FW ist daher nurmehr eine rein soziale, psychologische Gefühlsgröße, deren Nutzwert sich aus der Vereinfachung des täglichen Lebens ergibt.
- Erwin: meint durch Intuition bewiesen zu haben, daß alles Zufall ist und daher auch der FW (oder so, ich habs immer noch nicht kapiert).
Er_Win hat folgendes geschrieben: | Besonders widersinnig wird das beim (Gegen-)"Argument" der nur gefühlten, eingebildeten Freiheit in meinem konstruierten Testszenario. |
Ich finde, das haben wir sehr gut dekonstruiert.
Er_Win hat folgendes geschrieben: | Die Erkenntnis des (einfachen) FW's in Form der freien Wahlmöglichkeit ist bei mir ein unmittelbares Denkergebnis des Metadenkprozesses ... |
O heilige Unschuld.
Er_Win hat folgendes geschrieben: | Weil Begriffe aus der QM "in" sind, habe ich mal folgende Analogie bei Studenten bzgl. meiner Def. des FW gebracht (bitte nicht wörtlich nehmen ):
Der bewußte Denkprozess "quantisiert" in Wahlsituationen einen abzählbar endlichen Möglichkeitsraum. Die konkrete willentliche freie Entscheidung (bzw. als Wirkung erst die entsprechende Handlung) ist dann als "Dekohärenz" zu sehen. |
Die armen Studenten! Jetzt dürfen sie es nicht wörtlich nehmen, wissen vermutlich auch nichts über QM und meinen, sie wüßten jetzt, was FW ist.
Du hast übrigens immer noch nicht spezifiziert, was denn der reale "abzählbar endliche Möglichkeitsraum" überhaupt ist. Meinst Du damit so etwas wie die noch nicht gezogenen Lottozahlen?
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#958284) Verfasst am: 19.03.2008, 12:09 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | "Umkehrautomaten" S | Zunächst mal muss der Skeptiker keineswegs ein "Umkehrautomat" sein. Es steht im frei, der Voraussage des Allwissenschaftlers zu entsprechen oder auch nicht. |
Nein, nach Deiner Definition der Situation hieß es:
zelig hat folgendes geschrieben: | Nun kommt der Skeptiker ins Spiel, der dem Allwissenschaftler eine Wette anbietet ... sodann würde er sich anders als vorausgesagt verhalten ... danach würde er den anderen Knopf drücken. Das könne man beliebig oft wiederholen. |
Und in der Tat, der S hat ja ein von Dir so vorgegebenes Interesse, die Wette zu gewinnen. |
Das ist richtig. Und wer auf den Skeptiker setzt, gewinnt nicht nur, wenn der sich als Umkehrmaschine erweist, sondern auch dann, wenn er sich in einer Versuchsreihe (jedoch nicht immer) entsprechend der Prophezeiung verhält. Es sei mir gegönnt, das Gedankenspiel auf Einwände hin zu erläutern und ggf anzupassen. Sonst müsste ich glauben, es ginge nur um Rechthaberei. Und dafür ist uns unserer Lebenszeit zu wertvoll, denke ich.
step hat folgendes geschrieben: | Nun, ich habe natürlich Deine Argumentation erstmal für den Regelfall widerlegt, da dieser etwas so schön Reproduzierbares hat und besonders einfach ist, weil er mit einem einzigen Durchlauf auskommt, und weil ich so besonders schön zeigen kann, daß möglicherweise selbst ein billiger Automat ausreichen würde, um die Berechenbarkeit zu verhindern. |
Das finde ich redlich, daß Du diese Einschränkung des deterministischen Standpunktes durch bereits einen simplen Automaten konzidierst. Ich frage mich nur, wenn ein einfacher Versuchsaufbau bereits Unberechenbarkeit belegt, wie dann eine universale (Natur)Gesetzmäßigkeit überhaupt noch begründet werden kann. Da Logik und Berechenbarkeit nach meinem Verständnis eine grundlegende Voraussetzung für die Postulierung von Gesetzmäßigkeiten darstellt.
step hat folgendes geschrieben: | Aber natürlich bleibt mein Einwand auch in der von Dir indeterministisch vernebelten Aufweichung gültig, da der S sich ja mindestens einmal determiniert paradox verhalten muß. Außer er verhält sich immer explizit zufällig. |
Weder zufällig noch paradox, sondern unabhängig, und zwar von der Voraussage des Allwissenschaftlers.
step hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Die Situation, in der ein "Rechenautomat" A in einer deterministischen Welt eine Handlung eines "Umkehrautomaten" S voraussagt, muß nicht unbedingt eine physikalische Lösung besitzen, in der die Voraussage stimmt. |
Darüber musste ich nachdenken. Du meinst, daß die zutreffende Voraussage einer Handlung nicht zwangsläufig "eine physikalische Lösung" zur Folge hat. Auf welche Weise wäre die Voraussage denn noch zutreffend, wenn die physikalische Realität deren Falschheit belegen würde? |
Nein, ich meine, daß ein Modell(!), in dem Deine Vorgaben gelten, physikalisch paradox sein könnte, so daß es unphysikalisch wäre, in einem solchen Fall die richtigen Voraussagen zu treffen. |
Das habe ich auch so verstanden. Aber ich kann das als Argument nicht durchgehen lassen, da dies, gerade aus deterministischer Sicht, für jede hypothetische Realität gilt.
step hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Generell möchte ich "gegen" dieses Beispiel einwenden, daß es wieder nur einen Einwand gegen die vollständige Berechenbarkeit der Zukunft aus der Vergangenheit darstellt, aber in keiner Weise zum Beleg einer Handlungsfreiheit dienen kann. |
Das finde ich eine steile These.[...] |
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Ja. Ich möchte mich zunächst dahingehend korrigieren, daß mein Standpunkt nicht beweisbar ist. Das ist kein Beleg. Eher eine Annäherung.
step hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Generell möchte ich "gegen" dieses Beispiel einwenden, daß es wieder nur einen Einwand gegen die vollständige Berechenbarkeit der Zukunft aus der Vergangenheit darstellt, aber in keiner Weise zum Beleg einer Handlungsfreiheit dienen kann. |
Das finde ich eine steile These. Es zeigt doch, daß Subsysteme gegen andere Subsysteme (selbst gegen allwissende Subsysteme) in ihrer Handlung frei sind. |
Nein. Daß eine Situation physikalisch ist, in der jemand etwas nicht berechnen kann, eignet sich mE nicht als Beleg für Freiheit. Selbst wenn man zeigen könnte, daß es zwei getrennte Welten gäbe, die nicht über Naturgesetze zusammenhängen, so wäre allein deswegen noch keine von ihnen frei oder undeterminiert. |
Wir brauchen keine zweite Welt für das Gedankenspiel. Es soll nur zeigen, daß, nach unserem bisherigen Kenntnisstand, jeder Versuch, den Determinismus in Praxii zu belegen, zum Scheitern verurteilt ist. Und daher die Behauptung, er sei empirisch gestützt, nicht haltbar ist. Diesen Punkt halte ich für den Wesentlichen in allen Diskussionen zur Handlungsfreiheit.
@kolja Und daher ist die sprachliche Genauigkeit von Bedeutung. Niemand soll denken, daß hier ein Standpunkt vertreten wird, in dem eine andere Vergangenheit real werden könnte. Dies ist eben durch die Faktizität der Gegenwart ausgeschlossen. Du musst aber keineswegs meiner Bitte um Beachtung nachkommen.
step hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Ein Freiheitsbegriff, der darauf beruht, scheint mir nicht so abwegig. |
Ich sehe aber immer noch keinen echten Freiheitsgrad. Du argumentierst im Prinzip doch nur, daß die Berechnung offener nichttrivialer Subsysteme überkomplex ist, oder von mir aus, daß es keinen Allwissenden geben kann. |
Nein, aus meiner Sicht ist das Gesamtsystem unterbestimmt. Und das ist der Grund dafür, daß sich der Determinismus nicht empirisch begründen lässt. Und wenn es keinen Allwissenden geben kann, dann muss dies auch nicht nur bezüglich konkreter empirischer Aussagen gelten, sondern auch bezüglich der Modellierfähigkeit des Allwissenden. Bzw die erkenntnistheoretische Lücke dazwischen müsste eingestanden werden.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#958288) Verfasst am: 19.03.2008, 12:14 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | [...] solange keine normativen Aussagen daraus gefolgert werden. |
kolja hat folgendes geschrieben: | Wer tut das denn? |
zelig hat folgendes geschrieben: | Markowitsch beispielsweise? Und diejenigen, die mit seinen Vorstellungen eines präventiven Strafrechts sympathisieren? |
Die Forderung, präventiv tätig zu werden, wird aus dem (unterstellten konsenten) Ziel des Schutzes der Gesellschaft abgeleitet, und nicht aus der Widerlegung des FW. Diese Widerlegung dient nur der Dekonstruktion des traditionellen Schuld-Sühne-Denkens. |
Das ist unvollstädig, da der Gedanke des präventiven Strafrechts ohne eine deterministische Basis (also nur unter der Voraussetzung, daß der potentielle Deliquent mit Sicherheit so wie vorausgesagt handeln wird) nicht haltbar ist.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
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(#958296) Verfasst am: 19.03.2008, 12:29 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Das ist unvollstädig, da der Gedanke des präventiven Strafrechts ohne eine deterministische Basis (also nur unter der Voraussetzung, daß der potentielle Deliquent mit Sicherheit so wie vorausgesagt handeln wird) nicht haltbar ist. |
Dennoch war Deine obige Behauptung falsch! Es wird eben nicht aus der Nichtexistenz des FW irgendeine normative Aussage abgeleitet, und es liegt auch kein naturalistischer Fehlschluss vor. Die Vorhersagbarkeit delinquenten Verhaltens ist hier lediglich eine der Voraussetzung, die erfüllt sein muss, damit die Erreichung des (vorgeschlagenen) Ziels mit den (vorgeschlagenen) Mitteln möglich ist.
Im Falle der Spezialprävention wird die bereits erfolgte Tat übrigens auch nur als ein Indikator für zukünftiges delinquentes Verhalten gesehen, hier stört sich seltsamerweise keiner an der fehlenden absoluten Sicherheit dieser Vorhersage. Vermutlich, weil das Schuldprinzip hier greift. Womit auch gezeigt wäre, wer hier eigentlich den naturalistischen Fehlschluss macht oder zumindest seine Ziele nicht benennt.
Übrigens kann man durchaus gegen rein präventive Maßnahmen sein, ohne den FW oder das Schuldprinzip vertreten zu müssen, zum Beispiel indem man argumentiert,
- dass die relative Sicherheit der Voraussagen derzeit noch zu gering ist,
- dass die Eingriffe in die Privatsphäre zur Sammlung der benötigten Daten den erzielten Nutzen nicht aufwiegen,
- dass wir dem derzeitigen Staat/Justizsystem nicht ausreichend vertrauen,
- usw.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
Zuletzt bearbeitet von kolja am 19.03.2008, 12:40, insgesamt einmal bearbeitet |
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zelig Kultürlich
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(#958301) Verfasst am: 19.03.2008, 12:33 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Dem stimme ich zu und würde noch ergänzen, daß es manchmal hilft, eine Vogelperspektive in der Formulierung der Naturgesetzlichkeit einzunehmen: |
Mir liegt noch was daran, speziell auf diese Metapher einzugehen, da Metaphern machtvoll sind, aber diese hier leider, in dieser Diskussion, mehr Irritation als Erklärung einbringt.
Denn die Einnahme der Vogelperspektive setzt voraus, worüber wir hier doch erst streiten.
Der Vogel hebt vom empirischen Land ab und behauptet nun gewissermaßen, aus seiner Perspektive sei alles feste Erde. Aber in Wirklichkeit sind wir Kiwis, die nur davon träumen, fliegen zu können.
Und manchmal wird der Traum als Realität verteidigt.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#958304) Verfasst am: 19.03.2008, 12:38 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Das ist unvollstädig, da der Gedanke des präventiven Strafrechts ohne eine deterministische Basis (also nur unter der Voraussetzung, daß der potentielle Deliquent mit Sicherheit so wie vorausgesagt handeln wird) nicht haltbar ist. |
Dennoch war Deine obige Behauptung falsch! |
Und diese?
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
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(#958310) Verfasst am: 19.03.2008, 12:47 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Und diese? |
zelig hat folgendes geschrieben: | Das ist unvollstädig, da der Gedanke des präventiven Strafrechts ohne eine deterministische Basis (also nur unter der Voraussetzung, daß der potentielle Deliquent mit Sicherheit so wie vorausgesagt handeln wird) nicht haltbar ist. |
"Mit [absoluter] Sicherheit" ist keine Voraussetzung, es sei denn man hängt immer noch heimlich dem Schuldprinzip an, so dass man eine Maßnahme nur dann für gerechtfertigt halten würde, wenn jemand sozusagen "zur Schuld determiniert" sei. Für mich würde, von den oben erwähnten anderen Überlegungen mal abgesehen, ein Maß an Sicherheit hinreichend sein, das experimentell prüfbar ist.
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Roter Ballon Lifted
Anmeldungsdatum: 22.12.2006 Beiträge: 2631
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(#958335) Verfasst am: 19.03.2008, 13:27 Titel: |
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Der Determinismus bleibt inkonsistent.
Wenn alles natur ist, kann es sowas wie einen naturalistischen Fehlschluss gar nicht geben - man wäre ja gar ned determiniert dafür.
Also Paradoxon eins.
Weiterhin kann bereits von einem "gefühlten" Bewußtsein nicht gesprochen werden, es wäre ja nur eine Illusion
... oopsa, selbst wenn es eine Illusion ist, ist es bereits mehr als die deterministische Vorgabe an Elemten enthält.
=> Emergenz komplexer Systeme.
Und überhaupt warum glauben die Determisnisten im Fred an soetwas wie einer hypothethisch möglichen KI?
Wenn alles determiniert ist, ist der Mensch, bzw dessen Bewußtsein bereits eine KI erster Ordnung.
Was sollte denn dann einer "zukünftigen" KI möglich sein was nicht bereits im Menschen veranlgt ist?
Den strengen Determinismus kann es nicht geben, auch bleibt es Einbildung alles Dekonstruieren zu können.
Bewußtsein ist ein emergentes Phänomen der Lebenswirklichkeit.
Die Herausbildung eines Selbstbewußtseins bereits der nächst höhere "Quanten"sprung in der Selbstorganisation.
ein weiterer Grad der zunehmenden Kpmplexität aüßerst sich dann im herausbilden eines willetlichen eingreifens in die Lebenswelt.
somit aber auch in die Erfahrungswelt, was wiederum neue Interpretationen = neue Begriffe zur Beschreibung der nun veränderten Natur notwendig macht
Das beschreiben der Welt geht natürlich mit einem "es kann nur so sein wie es geworden ist"-determinismus einher.
Dadurch das die Deterministen die "zivilisationstufen"-bzw Bewußtwerdung des menschen mitmachen, ist die Illusion alles in einem finiten Regress zurückbilden zu können die Illusion der Stepisten.
btw halte ich eine determinierte Welt für die Glaubenswelt, weil nur der Glaube an einen Schöpfungsplan dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest einen Zweck = ein Determinz vorgibt -
daher muß ich allein schon aus Prinzip den Stepisten meinen Pier(e)rot entgegensetzen.
_________________ ____________________
ertrage die Clowns!
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
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(#958337) Verfasst am: 19.03.2008, 13:31 Titel: |
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Robbe Piere hat folgendes geschrieben: | Wenn alles natur ist, kann es sowas wie einen naturalistischen Fehlschluss gar nicht geben - man wäre ja gar ned determiniert dafür. |
Hä? Das ist doch Quatsch. Was hat der naturalistische Fehlschluss per se mit dem Determinismus zu tun?
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#958341) Verfasst am: 19.03.2008, 13:36 Titel: |
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Robbe Piere hat folgendes geschrieben: | [...] auch bleibt es Einbildung alles Dekonstruieren zu können. |
Derrida dreht sich gerade mal wieder im Grab um...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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(#958387) Verfasst am: 19.03.2008, 14:29 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Er_Win hat folgendes geschrieben: | Es scheint - mal küchenpsychologisch formuliert - hier bei einigen eine starke (unbewußte ?) Konotation von FW und Gottesbegriff zu geben. Also Atheist => FW darf nicht sein. |
Die Zusammenhänge beschränken sich darauf, daß ernsthafte FW-Vertreter letztlich Supernaturalisten bzw. Irrationalisten sind [...] |
Da jene Menschen mit denen ich mich im RL mit solchen Themen befasse eigentlich großteils entweder im universitären Bereich tätig, oder Studenten technischer Fachrichtungen sind, ist von Irrationalisten zu sprechen eher vermessen und was ein "Supernaturalist" wieder sein soll müßtest du erst definieren. Ein leeres Schlagwort bzw. eine SciFi-Novelle von Eoin Colfer
Daß du dich persönlich ev. gekränkt fühlst, wenn ich deine Ansichten als mechanistisch ver-bildet und im Sinne der Philosophie auf dem Level des naiven Realismus befindlich einordnen muss kann ich nachvollziehen. Ich kenne kaum andere Physiker, die solche "Schwierigkeiten" wie du mit dem Zufall haben bzw. die Physik = Natur(gesetz) setzen. Die Physik ist ein hinreichend genaues und mathematisch gut abstrahiertes Modell der Realität, aber jedes reale Experiment, das irgendwie mit Messung zu tun hat ist "unscharf". Da die makroskopische Physik sich nur mit ziemlich einfachen Objekten befaßt scheint es da so, als ob reiner Determinismus herrscht, da die experimentellen Ergebnisse immer hinreichend genau dem mathematisch berechneten Ergebnis entsprechen. Daraus jetzt zu folgern, daß Physik die Naturgesetze "erfunden" hat, nach der sich die ganze Natur natürlich richten muss, ist aber hochgradig naiv, es bedeutet nur, daß die Physik ein sehr gutes Modell der (unbelebten) Natur darstellt.
Komplexe biologische Systeme mathematisch gesehen auf rein physikalische Ebene herunterzubrechen ist (noch) nicht möglich. Es fehlen einfach noch passende Modelle. Für die vollständige "Physikalisierung" eines Modells von E-coli werden wohl auch noch einige hundert Jährchen vergehen
Nebenbei stellt sich die Frage des Sinns solcher reduktionistischen Gesamtmodelle. Es bringt schon keinen Erkenntnisgewinn oder praktischen Nutzen, wenn ich zB. einen Algorithmus wie B+Bäume auf Basis einzelner Speicherzellen, Register und Maschineninstruktionen beschreibe, obwohl das dann die "Basis" ist, auf der er funktioniert. Auch auf der höheren Modellebene kann ich mathematisch/logisch wunderbar arbeiten. Dasselbe gilt auch in dem Falle der unscharfen Fuzzy-Logik, die ich schon erwähnt habe. Der "Erfinder" wurde seinerzeit übrigens auch von mechanistisch, 2-wertig-logisch überzeugten Computer-"Experten" nicht ernst genommen und als "Spinner" abgetan
Der manchmal anzutreffende Streit zwischen Physikern und Philosophen dürfte auch am ehesten persönlichen Eitelkeiten entspringen, wer nun "Wichtigeres" zur Erkenntnis und zum Verständnis der Welt beigetragen hat.
Zitat: | Ich bin Naturalist, und daraus folgt, neben vielem anderen, auch der Atheimus und die Ablehnung eines FW. |
ich wüßte nicht, was aus einer semantischen Etikettierung logisch folgen sollte. Du möchtest daß daraus folgt, daß deine Meinung mit Natur gleichzusetzen ist und du somit natürlich Recht hast
Zitat: | Unter den Vertretern eines FW gibt es verschiedene Typen ... |
das ist kaum von irgendeinem wissenschaftlichem Interesse. Wesentlicher scheint mir da die Feststellung, daß Menschen unter FW verschiedene Sachen verstehen. Ich habe auch schon dargelegt, daß ich bei gewissen Def. von FW durchaus auch der Meinung bin, daß FW in dessen Sinne nicht existiert.
Zitat: | - Erwin: meint durch Intuition bewiesen zu haben, daß alles Zufall ist und daher auch der FW (oder so, ich habs immer noch nicht kapiert). |
Schon dieser Quatsch, der völlig an dem vorbeigeht, was ich ausgeführt habe, deutet darauf hin, daß dein Nachsatz in der Klammer zutreffend sein dürfte.
Zitat: | O heilige Unschuld. |
ist das jetzt als Argument zu werten, daß deiner Meinung nach zwischen (logisch) denken und fühlen kein Unterschied besteht
Zitat: | Die armen Studenten! Jetzt dürfen sie es nicht wörtlich nehmen, wissen vermutlich auch nichts über QM und meinen, sie wüßten jetzt, was FW ist. |
wieso arm ? Ich freue mich, wenn mir jemand geistig folgen kann und abstrakte Modellanalogien versteht. Und du vermutest natürlich (als Naturalist *fg* ) wieder mal "richtig" - ich gehe auch davon aus, daß höhere Semester der theoretischen Physik nix von QM verstehen ...
iA. verstehen intelligente Menschen meine Ausführungen und was ich unter FW verstehe erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sonder nur den Anspruch darauf, daß die Bezeichnung doch hinreichend semantisch "passend" ist, in dem Sinne, daß ich auch keinen Fernseher als "eine Art Spiegel" bezeichnen würde.
Zitat: | Du hast übrigens immer noch nicht spezifiziert, was denn der reale "abzählbar endliche Möglichkeitsraum" überhaupt ist. |
Die modellhafte Abstraktion realer Wahlobjekte in "Muster" des bewußten Denkprozesses. Die Endlichkeit und Abzählbarkeit folgt aus der (psychologisch experimentell nachgewiesenen) Beschränktheit der Aufmerksamkeitsspanne und des Kurzzeitgedächtnisses, sowie der Unterscheidbarkeit der Muster.
Zitat: |
Meinst Du damit so etwas wie die noch nicht gezogenen Lottozahlen? |
Nicht gezogene Lottozahlen sind keine Elemente eines komplexen selbstorganisierenden Systems, sondern zukünftige Ergebnisse eines chaotischen physikalischen Vorgangs.
Erwin
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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(#958406) Verfasst am: 19.03.2008, 14:46 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Robbe Piere hat folgendes geschrieben: | Wenn alles natur ist, kann es sowas wie einen naturalistischen Fehlschluss gar nicht geben - man wäre ja gar ned determiniert dafür. |
Hä? Das ist doch Quatsch. [...] |
nö - ironische Anwendung formaler Logik
@robbe p.
Zitat: | btw halte ich eine determinierte Welt für die Glaubenswelt ... |
das empfinde (!) ich auch so
Erwin
Zuletzt bearbeitet von Er_Win am 19.03.2008, 14:52, insgesamt einmal bearbeitet |
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#958409) Verfasst am: 19.03.2008, 14:48 Titel: |
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Er_Win hat folgendes geschrieben: | kolja hat folgendes geschrieben: | Robbe Piere hat folgendes geschrieben: | Wenn alles natur ist, kann es sowas wie einen naturalistischen Fehlschluss gar nicht geben - man wäre ja gar ned determiniert dafür. |
Hä? Das ist doch Quatsch. [...] |
nö - ironische Anwendung formaler Logik |
Nur wenn man den naturalistischen Fehlschluss nicht versteht.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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(#958420) Verfasst am: 19.03.2008, 15:04 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Er_Win hat folgendes geschrieben: | kolja hat folgendes geschrieben: | Robbe Piere hat folgendes geschrieben: | Wenn alles natur ist, kann es sowas wie einen naturalistischen Fehlschluss gar nicht geben - man wäre ja gar ned determiniert dafür. |
Hä? Das ist doch Quatsch. [...] |
nö - ironische Anwendung formaler Logik |
Nur wenn man den naturalistischen Fehlschluss nicht versteht. |
ich bin nicht sicher, dass genau der naturalistische Fehlschluss gemeint war. Ich habe das ugs. verstanden und die Ironie darin, daß die Philosophie sich dieses semantischen Konstrukts bedient ...
Erwin
Zuletzt bearbeitet von Er_Win am 19.03.2008, 15:09, insgesamt einmal bearbeitet |
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#958422) Verfasst am: 19.03.2008, 15:08 Titel: |
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Er_Win hat folgendes geschrieben: | Jetzt kann ich mich natürlich gegen die Präferenz entscheiden, was aber überhaupt nicht heißt, daß dadurch irgendeine andere Gegen-Präferenz (im Sinne von persistenter neuronaler Musterbildung) Platz greift, sondern daß einfach als singuläres Ergebnis meines Denkprozesses eine freiwillige Wahl gegen meine Präferenz erfolgt ist. |
Warum? Wie? Wille ist doch nichts anderes als das Besitzen einer Präferenz?! Ist man also freien Willens, wenn man überhaupt nichts will und gleichzeitig doch was will, häh?
Zitat: | In der Psychologie ist hinlänglich bekannt, wie schwierig es ist, einmal sich "verfestigt" habende Muster wieder los zu werden. Aber es ist (insbesondere unter Anwendung entsprechender Methoden) nicht unmöglich. Auch so ein langfristiger Prozess kann als Folge des (singulären) Entschlusses eines FW gesehen werden. |
Das ist etwas ganz anderes und das bestreite ich auch nicht, darum gehts auch nicht. Ich würde das, im Gegensatz zur physikalisch-trivialen, die eigentlich wesentliche Einschränkung des 'Entscheidungsapparates' nennen.
Zitat: | dieser angebliche bzgl. des Hirns ubiquitäre Bewertungsprozess findet so einfach nicht statt, das ist eine völlig "irgendwie-algorithmisch-prozesshafte" Vorstellung von Inputbearbeitung in (zB.) Wahlsituationen.Nur die gibt es in dieser Weise nicht. Das (langfristiges) Lernen/Üben sowie die (direkten bzw. späteren, va. wiederholten !) Rückmeldungen der Sensorik prägen Musterverknüpfungen bzw. eigene, neue (aber meist bewußt dekompositionierbare) komplexe Bedeutungsmuster. |
Nein, eigentlich denke ich, dass es mehrere, gleichzeitig ablaufende Prozesse sind, die höchstens im Idealfall, dass sie irgendwie strikt logisch ablaufen, periodische Struktur haben, wie ich ja schon sagte. Wenn du nicht verstanden hast, wie etwas gemeint war, dann frag doch nach, mach ich doch auch. Es ist mir schon klar, dass das Denken keine endgültigen Rechenresultate liefert, sondern teils methodisch, teils 'zufällig' neue Inputs erhält. Ein Denkvorgang ist nie abgeschlossen sobndern wird im Grunde nur an sinnvollen Stellen, deren Auffinden ebenfalls ein Denkprozes ist, unterbrochen, usw, ich will mich jetzt nicht wiederholen.
Zitat: | Der bekannte Satz vom Glas, das einmal halbleer und das andere mal halbvoll ist. |
Zitat: | Ein auch nur entfernter modellhafter, systemstruktureller Vergleich mit irgendwelchen computergestützten Wissens- und Entscheidungssystemen greift leider auch völlig daneben. |
Mach ich nicht, Strohmann.
Zitat: | Ich bin momentan nicht der Auffassung, daß sich im Hirn etwas abspielt, was auf höheren Modellschichten irgendwie direkt mit QM-Effekten zu tun hat. |
aber wenn es auf 'zufällige Auswahl' schaltet, ansonsten hast du eine Revison deiner Ansicht erklärt.
Zitat: | Die (zufällige) Wahlmöglichkeit in nichtentscheidbaren Situationen halte ich per se als essentiell für höhere Lebewesen und diese Systemeigenschaft sehe ich auch direkt evolutionsverknüpft, in dem Sinne, daß in neuen, noch mangels Erfahrung unentscheidbaren Situationen die Handlungsfähigkeit gegeben bleibt. |
Ich meinte es aber als Kriterium für ein Bewußtsein. Egal.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#958429) Verfasst am: 19.03.2008, 15:14 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: |
"Mit [absoluter] Sicherheit" ist keine Voraussetzung, es sei denn man hängt immer noch heimlich dem Schuldprinzip an, so dass man eine Maßnahme nur dann für gerechtfertigt halten würde |
Hier liegt zunächst deine Anhängerschaft an eine blödsinnige Vorstellung von "gerechtfertigt" zugrunde.
Zitat: | , wenn jemand sozusagen "zur Schuld determiniert" sei. |
Uih, man kann auch neuerdings zu irgendwas nicht determiniert sein?
Zitat: | Für mich würde, von den oben erwähnten anderen Überlegungen mal abgesehen, ein Maß an Sicherheit hinreichend sein, das experimentell prüfbar ist. |
Hat dich ein Knastinsasse je angegriffen?
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#958433) Verfasst am: 19.03.2008, 15:19 Titel: |
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Er_Win hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: | @Erwin: Noch etwas zum Quantenindeterminismus:
Das grundlegende Missverständnis [...]
Unschärfe findet man auch sonstwo, zB [...] |
damit erzählst du mir nichts neues
Wenn man den Bereich der menschlichen Motorik betrachtet geschieht die Steuerung da auch nicht deterministisch, sondern "unscharf". In diesem Bereich ist die Mathematik/Informatik mittels der sg. Fuzzy-Logik auch schon recht erfolgreich in der "künstlichen" Modellbildung solcher Steuerungsprozesse. Und die nötige Defuzzyfikation um konkrete Werte zu erhalten, könnte man auch als zufällige Wahl in einem beschränkten Möglichkeitsraum sehen.
Erwin
PS: edit, Ergänzung Fuzzylogik |
Willst du mich eigentlich verarschen??? Das sind berechnungsprobleme, die sich aus der Komplexität ergeben und die numerisch prinzipiell lösbar sind. Du hast zuvor die ganze Zeit die Entscheidungsfreiheit zum Quantenindetzerminismus hinübergeretettet, was man nur machen kann, wenn man die Bornsche Interpretation für deduktiv notwendig hält.
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