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Forscher widerlegen Willensfreiheit
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#985615) Verfasst am: 21.04.2008, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Genauso wenn ich bei Rot vor der Ampel stehe ohne Verkehr weit und breit und mal rübergehe und manchmal nicht.

Daß Du mal rübergehst und mal nicht, bedeutet doch erstmal nur, daß jedesmal eine (leicht) andere Situation herrscht.

Agnost hat folgendes geschrieben:
Diese Handlungsoptionen sind real vorhanden.

Nur zur Sicherheit nochmal nachgefragt: Wären aus Deiner Sicht bei einer einzigen (!) Ampelsituation beide Möglichkeiten mit den bekannten Naturgesetzen vereinbar? Würdest Du unterschiedliche Ergebnisse erhalten, wenn Du in einer hypothetischen Zeitreise zurück in dieselbe Situation reist (mit Gedächtnisverlust), oder jedesmal dasselbe Ergebnis?


Wofür brauchst du eine Zeitreise?

Ich frage dich doch mal, steht die Ampel nur für mich da?
Und sind nur für mich keine Autos weit und breit?

Oder stehen die Ampeln auch dort wenn es mich nicht gäbe?

Das man nicht bei Rot über die Ampel geht ist gesetzlich geregelt. Wir wissen, dass diese Regeln generell Sinn machen, wir wissen aber auch, dass sie nicht immer "Sinnvoll" sind.
Ist kein Auto weit und breit vorhanden, hielte uns nur einem mögliche Strafe von der Gesetzesübertretung ab.
Wenn wir nun manchmal Lust auf den kleinen subversiven Akt verspüren und manchmal weniger, dann ist die Situation zwar nie ganz gleich, aber ähnlich.
Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass ich die Handlungsopitonen realiter habe.

Denn eine physikalische Notwendigkeit, dass ich stehen bleibe ist nicht da und eine physikalische Notwendigkeit, dass ich stehen bleibe ist auch nicht da.

Die Ampel blinkt auch ohne mich vor sich hin, die Autos sind auch ohne mich nicht in der Nähe der Ampel und jemand anders könnte vor der Ampel stehen und entweder bei Rot stehen bleiben oder bei Rot über die Strasse gehen.

Glaubst du aber, dass die Ampel nur für mich dasteht, nur für mich auf Rot geschaltet ist, so bin ich ja dann tatsächlich nur ein Traumfigur im Hirn eines schlafendes Allbewusstseins.

Das müsstest du mir nun aber wieder beweisen.

Step, es gibt tatsächlich mehrere Wege nach Rom und darum gibt es reale Handlungs-Alternativen nur schon in der Wahl des Weges.
Es gibt aber auch noch die Wahl des Zieles.
Ich kann auch in Florenz bleiben.

Es gibt kein Teleologisches Vermächtnis für uns.

Agnost
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PataPata
Agnostiker und Pataphysiker



Anmeldungsdatum: 05.11.2007
Beiträge: 2977
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Beitrag(#985618) Verfasst am: 21.04.2008, 13:29    Titel: Antworten mit Zitat

durial hat folgendes geschrieben:
Und für Dich nochmal extra:
Zitat:
Soziologiekongress
"Der Mensch hat keine Tötungshemmung"

Papier ist geduldig! Man kann gerade so gut die gegenteilige Behauptung geschrieben finden.
_________________
Alles denkbare ist real
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#985622) Verfasst am: 21.04.2008, 13:54    Titel: Antworten mit Zitat

Okay, ich geh jetzt nochmals ins politisch-ökonomische-sportliche.

Sowohl die Schweiz, wie Deutschland sind Länder die bekannt sind dafür, das viel Wert auf Pünktlichkeit und Präzission wert gelegt wird.

Für die Mehrheit der Schweizer muss diese Pünktlichkeit und Präzision allerdings Werte im Joe Ackermannschen Sinne schaffen, oder wie es Marx nennen würde: Mehrwert.

In Deutschland sind Pünktlichkeit und Präzision Werte an sich, man tut es wie ein guter Deutscher um ihrer selbst willen. Darum lässt man auch keine "Spatzung" (ein Wort und ein Element ohne die Schweizerische Präzision und Pünktlichkeit undenkbar wäre.)

Nun wissen wir, dass die Mehrheit der Dänen auch nicht gerade zu den unpünktlichen und unpräzisen Völkern gehören, aber lockerer wie die Mehrheit der Deutschen nehmen sie es schon.

Und auch in Dänemark ist der Wohlstand genauso wie in der Schweiz höher als in Deutschland und das obwohl die geographischen Bedingungen in beiden Ländern schlechter sind als in Deutschland.

In Deutschland wird alles überdeterminiert, es wird für alles mögliche in Gesetz, zu jedem Gesetz ein Verordnung und zu jeder Verordnung eine Ausführungsbestimmung festgelegt.

Ein Schweizerischer Beamter hat Gesetze und Verordnungen "Verhältnismässig" umzusetzen.
Das ist ihm vorgegeben, es kann seine Karriere bremsen, wenn er den Amtsschimmel reiten lässt.

In Dänemark ist es ähnlich.

In Deutschland sind die Beamten sicher nicht dümmer als in der Schweiz, aber die Ueberdeterminiertheit ihrer Reglemente bestraft Handlungen nach Augenmass.

Im Fussball bildete sich ab den mittleren 70er Jahren in Deutschland die Philosophie aus, dass der Deutsche als solchiger nur über den Kampf siegen könne.
Man vergass die eigenen Supertechniker immer mehr, bestrafte Dribblings schon bei den Junioren, weil unnützlich, denn der Deutsche als solcher sei ja kein Däne, Holländer, Tscheche, Italiener, Franzose oder gar Brasilianer.

Statt der Wundermannschaft von 1972 erhielt man die Knorzkampfmannschaften der 90er Jahre.

Der moderne Fussball, den Deutschland in den späten 60ern und frühen 70ern mit den technisch und spielerischen starken Verteidigern wie Beckenbauer und Breitener erst so richtig erfunden hatte, wurde in Deutschland wieder abgeklemmt.

Es gab keine physikalische und keine genetischen Gründe dafür, es gab nur die geistige Sklaverei einer Generation von Trainern, die vor den Beckenbauers und Breitners gross geworden sind und zu denkfaul waren die Prophetien aus dem eigenen Lager umzusetzen.

Wenn du dir ein Fussballspiel anschaust, wirst du sehen, dass etliche "Bewegungen" der Spieler nur Reaktionen auf "hochkomplexe" "Zufälle" sind, aber wenn dann früher ein Beckenbauer oder heute ein Ronaldo von Manchester United oder bis vor 2 Jahren Ronaldinho vom FC Barcelona, Zeit, Raum und den Ball haben, dann entscheiden sie in diesen Situationen frei.
Das machte und macht sie zu den "Grossen".
Sie konnten und können eine Spielsituation lesen und den Gegner düpieren.

Agnost
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#985655) Verfasst am: 21.04.2008, 15:16    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Genauso wenn ich bei Rot vor der Ampel stehe ohne Verkehr weit und breit und mal rübergehe und manchmal nicht.

Daß Du mal rübergehst und mal nicht, bedeutet doch erstmal nur, daß jedesmal eine (leicht) andere Situation herrscht.

Agnost hat folgendes geschrieben:
Diese Handlungsoptionen sind real vorhanden.

Nur zur Sicherheit nochmal nachgefragt: Wären aus Deiner Sicht bei einer einzigen (!) Ampelsituation beide Möglichkeiten mit den bekannten Naturgesetzen vereinbar? Würdest Du unterschiedliche Ergebnisse erhalten, wenn Du in einer hypothetischen Zeitreise zurück in dieselbe Situation reist (mit Gedächtnisverlust), oder jedesmal dasselbe Ergebnis?


Agnost hat folgendes geschrieben:
Wofür brauchst du eine Zeitreise?

Weil dieses Gedankenexperiment "gleichere" Situationen ermöglicht. Also, dasselbe Ergebnis oder auch mal ein anderes?

Agnost hat folgendes geschrieben:
Ich frage dich doch mal, steht die Ampel nur für mich da?

Nein, außer jemand hat sie extra für Dich dahingestellt. Aber was soll die Frage? Mich interessiert ja nur, ob Du wirklich >1 Möglichkeit hast.

Agnost hat folgendes geschrieben:
... dann ist die Situation zwar nie ganz gleich, aber ähnlich. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass ich die Handlungsopitonen realiter habe.

Und sind es die kleinen Unterschiede, die beim anderen Mal unausweichlich zu einer anderen Wahl führen, oder ist es die partielle Autarkie Deines Selbst?

Agnost hat folgendes geschrieben:
Denn eine physikalische Notwendigkeit, dass ich stehen bleibe ist nicht da und eine physikalische Notwendigkeit, dass ich [hier fehlt vermutlich "nicht"] stehen bleibe ist auch nicht da.

Das sehe ich als Physiker eben anders. Eine von beiden Notwendigkeiten ist da, auch wenn sie DIr nicht bewußt ist.

Agnost hat folgendes geschrieben:
Es gibt kein Teleologisches Vermächtnis für uns.

Das behauptet hier niemand. Vollständig naturgestzliche Abläufe müssen nicht unbedingt von einem intentionalen Wesen designt sein.
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Agnost
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Beitrag(#985670) Verfasst am: 21.04.2008, 16:11    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, ich habe aufgrund der Komplexität des menschlichen Hirnes und der "Spatzungen" in funktionierenden Systemen mehr als nur eine Möglichkeit.

(Danke für das Einfügen des "nicht".)

"Spatzung" = Slack.

Funktionierende Systeme sind desto "sicherer" und "langlebiger" je mehr Systemwidriges verhalten sie tolerieren können ohne kaputt zu gehen.
Solche Systeme können logischerweise auch einfacher umgenutzt werden.

Ich bin kein Physiker aber die "Spatzung" alias "Slack" wird meines Erachtens gerade von Intellektuellen genauso sehr unterschätzt wie die postitiven Seiten der Redundanz.

Auch kann ich mir nicht vorstellen, Step, wie so viele Muster nur auf eine Wellenfunktion zurückzuführen sein soll.

Ich halte Reduktion für eine Methode der Erkenntnis, aber ich bezweifle, dass sich die Welt, das Universum und wir Menschen auf eine Formel reduzieren lassen.

Ich bin da wohl zu sehr "polytonaler " "Polyrhythmiker" und "Polymetriker."

Und wenn die Welt , das Universum und wir Menschen aus verschiedenen nicht komensurablen Wellenfunktionen zusammengesetzt sind, dann ergeben sich an den diversen Knoten der verschiedenen Wellenbahnen auch immer wieder Wahlmöglichkeiten, von denen die meisten wohl ungenutzt bleiben aber nicht zwangsläufig ungenutzt bleiben müssen.
Und wenn wir dann noch "Unschärfen" und "Spatzungen" einbauen wird wohl alles noch ein klein bisschen freier.

Agnost
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PataPata
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Beitrag(#985695) Verfasst am: 21.04.2008, 17:07    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Wenn du dir ein Fussballspiel anschaust, wirst du sehen, dass etliche "Bewegungen" der Spieler nur Reaktionen auf "hochkomplexe" "Zufälle" sind, aber wenn dann früher ein Beckenbauer oder heute ein Ronaldo von Manchester United oder bis vor 2 Jahren Ronaldinho vom FC Barcelona, Zeit, Raum und den Ball haben, dann entscheiden sie in diesen Situationen frei.
Das machte und macht sie zu den "Grossen".
Sie konnten und können eine Spielsituation lesen und den Gegner düpieren.

Ja, aber das ist von langer Hand vorbereitet. Diese haben x-mal Situationen studiert (langsam, mit dem ganzen Hirn inkl. Grosshirnrinde) und überlegt, welche die beste Reaktion ist. Sie haben dann (zusätzlich auch noch mit der Erfahrung und Analyse von reellen Spielen) ein Arsenal von Aktionsmöglichkeiten im Kleinhirn gespeichert und können - ohne zu überlegen - zum richtigen Zeitpunkt die beste herauspicken.

Dasselbe mit Federer. Seine berühmte Longline hat er für verschiedene Spielsituationen vorbereitet, und er muss dem Kleinhirn nur "sagen": Sobald sich eine der vorbereiteten Gelegenheiten bietet, schlag eine Longline! Oder dann eben einen Lob oder was auch immer. Strategien kann er sich im Laufe des Spieles überlegen, wenn er sieht, welche Gelegenheiten ihm der Gegner öfters bietet - für den einen z.B. die Longline eher auf der Seite lassen aber dafür Volley den Vorzug geben. Wenn sich dann aber die entsprechende Gelegenheit bietet, dann darf kein Zögern durch bewusstes Entscheiden entstehen, dann muss es blitzschnell gehen - eben vom Kleinhirn her.

Dasselbe mit dem Klavierspiel. Zuerst übt der Anfänger ein Stück sehr langsam und überlegt - so kann das Grosshirn noch mitkommen und den Lernprozess unterstützen. Mit der Zeit wird die Kenntnis der Bewegungsabläufe immer mehr ans Kleinhirn delegiert, und das Grosshirn übt nur noch eine modulierende Funktion aus: So kann es sich voll auf den musikalischen Aspekt des Klavierspieles konzentrieren. Geübte Klavierspieler können dann sogar die erstmalige Umsetzung vom Notenlesen ins Spiel ganz den optischen Neuronennetzen und dem Kleinhirn überlassen und so sich mit dem Bewusstsein auf den musikalischen Inhalt des Stückes konzentrieren. (So wie laut lesen automatisch ablaufen kann, ohne dass das Bewusstsein überhaupt realisiert, was da gelesen wird.)

Das nennt man parallele Prozesse in der Informatik - und um das geht es schlussendlich im Hirn.
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step
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Beitrag(#985849) Verfasst am: 21.04.2008, 19:35    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Ja, ich habe aufgrund der Komplexität des menschlichen Hirnes und der "Spatzungen" in funktionierenden Systemen mehr als nur eine Möglichkeit.

Du bist also nach der wikpiedia Klassifikation ein Inkompatibilist, und zwar ein Libertarianer. Also jemand, der - außer bei rein zufälligen Entscheidungen - an eine teilweise unbedingte Auslösung durch das Selbst glaubt (anders etwa als die Kompatibilisten Bieri, AgentProvocateur usw.). Oder siehst Du Die Freiheit NUR durch Zufall gegeben, so wie Erwin?

Agnost hat folgendes geschrieben:
"Spatzung" = Slack.

Ich nehme mal an, du meinst hier so etwas wie "Schlupf".

Agnost hat folgendes geschrieben:
Funktionierende Systeme sind desto "sicherer" und "langlebiger" je mehr Systemwidriges verhalten sie tolerieren können ohne kaputt zu gehen. Solche Systeme können logischerweise auch einfacher umgenutzt werden.

Das mag schon sein, aber wieso sollte eine gewisse Toleranz des Systems gegenüber den Parametern zu mehr Möglichkeiten in EINER Situation führen? Zudem führt eine solche Toleranz doch eher dazu, daß das Ergebnis trotz Abweichungen meist verläßlich dasselbe bleibt. So sollte meine Entscheidung, nicht aus dem Fenster zu springen, doch möglicht unabhängig von der genauen Anordnung der Blutkörperchen in meinem Finger sein.

Agnost hat folgendes geschrieben:
Auch kann ich mir nicht vorstellen, Step, wie so viele Muster nur auf eine Wellenfunktion zurückzuführen sein soll.

Kannst Du es Dir bei einem Atom, bei einer Schneeflocke vorstellen?
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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#985881) Verfasst am: 21.04.2008, 19:57    Titel: kurzer Zwischenruf Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Ja, ich habe aufgrund der Komplexität des menschlichen Hirnes und der "Spatzungen" in funktionierenden Systemen mehr als nur eine Möglichkeit.

Du bist also nach der wikpiedia Klassifikation ein Inkompatibilist, und zwar ein Libertarianer. Also jemand, der - außer bei rein zufälligen Entscheidungen - an eine teilweise unbedingte Auslösung durch das Selbst glaubt (anders etwa als die Kompatibilisten Bieri, AgentProvocateur usw.). Oder siehst Du Die Freiheit NUR durch Zufall gegeben, so wie Erwin?


Der Schluss, dass nur das geschehen konnte, was geschehen ist, sollte schon näher begründet und nicht bloß postuliert werden. Des weiteren werden ja bei diesem Postulat die Gründe verschluckt, ebenso wie Aspekte der Zielsetzungen und subjektiver Versuche der ständigen Optimierung in Bezug auf (wechselnde) Ziele.

Also bitte Erklärung statt nur Beschreibung!

step hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Auch kann ich mir nicht vorstellen, Step, wie so viele Muster nur auf eine Wellenfunktion zurückzuführen sein soll.

Kannst Du es Dir bei einem Atom, bei einer Schneeflocke vorstellen?


Woher kommen eigentlich die Naturgesetze?

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Agnost
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Beitrag(#985962) Verfasst am: 21.04.2008, 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

Agnostiker hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Wenn du dir ein Fussballspiel anschaust, wirst du sehen, dass etliche "Bewegungen" der Spieler nur Reaktionen auf "hochkomplexe" "Zufälle" sind, aber wenn dann früher ein Beckenbauer oder heute ein Ronaldo von Manchester United oder bis vor 2 Jahren Ronaldinho vom FC Barcelona, Zeit, Raum und den Ball haben, dann entscheiden sie in diesen Situationen frei.
Das machte und macht sie zu den "Grossen".
Sie konnten und können eine Spielsituation lesen und den Gegner düpieren.

Ja, aber das ist von langer Hand vorbereitet. Diese haben x-mal Situationen studiert (langsam, mit dem ganzen Hirn inkl. Grosshirnrinde) und überlegt, welche die beste Reaktion ist. Sie haben dann (zusätzlich auch noch mit der Erfahrung und Analyse von reellen Spielen) ein Arsenal von Aktionsmöglichkeiten im Kleinhirn gespeichert und können - ohne zu überlegen - zum richtigen Zeitpunkt die beste herauspicken.

Dasselbe mit Federer. Seine berühmte Longline hat er für verschiedene Spielsituationen vorbereitet, und er muss dem Kleinhirn nur "sagen": Sobald sich eine der vorbereiteten Gelegenheiten bietet, schlag eine Longline! Oder dann eben einen Lob oder was auch immer. Strategien kann er sich im Laufe des Spieles überlegen, wenn er sieht, welche Gelegenheiten ihm der Gegner öfters bietet - für den einen z.B. die Longline eher auf der Seite lassen aber dafür Volley den Vorzug geben. Wenn sich dann aber die entsprechende Gelegenheit bietet, dann darf kein Zögern durch bewusstes Entscheiden entstehen, dann muss es blitzschnell gehen - eben vom Kleinhirn her.

Dasselbe mit dem Klavierspiel. Zuerst übt der Anfänger ein Stück sehr langsam und überlegt - so kann das Grosshirn noch mitkommen und den Lernprozess unterstützen. Mit der Zeit wird die Kenntnis der Bewegungsabläufe immer mehr ans Kleinhirn delegiert, und das Grosshirn übt nur noch eine modulierende Funktion aus: So kann es sich voll auf den musikalischen Aspekt des Klavierspieles konzentrieren. Geübte Klavierspieler können dann sogar die erstmalige Umsetzung vom Notenlesen ins Spiel ganz den optischen Neuronennetzen und dem Kleinhirn überlassen und so sich mit dem Bewusstsein auf den musikalischen Inhalt des Stückes konzentrieren. (So wie laut lesen automatisch ablaufen kann, ohne dass das Bewusstsein überhaupt realisiert, was da gelesen wird.)

Das nennt man parallele Prozesse in der Informatik - und um das geht es schlussendlich im Hirn.


Sorry, das sind nur Behauptungen, die du nicht beweisen kannst.
Natürlich hat der Federer oftmals Zeit zum Entscheiden. Unser Hirn funktioniert im Flowzustand bei hoher Konzentration und Fokusierung viel schneller als ihr "Mechaniker" denkt.
Und sorry, Skifahren, Tennisspielen, Autofahren und viele andere Komplexe Tätigkeiten wurden erst in den letzten 200 Jahren entwickelt, ja nachgerade durch unser Grosshirn und und die Stirnlappen erst ersonnen.
Agnostiker, wenn du nur mit dem Kleinhirn skifährst, was erlebst du dann überhaupt?
Das muss ja ziemlich langweilig sein.

Du kannst den Fall der aufspringenden Bindung nicht üben, was meinst du warum ich das Beispiel genommen habe.

Aber du kannst dich jederzeit dafür entscheiden weniger zu riskieren als du glaubst dass du kannst.
Wenn ich versuche den Schwung auf einem Bein zu stehen, dann weil ich das gerne will und glaube, dass ich das kann.
Bei der Textilbremse, weiss ich genau das ich sie kann.

Und wenn es mir in einer Buckelpiste die Bindung aufschlägt, wie ich das in meinem Beispiel erwähnt habe ist die Unterlage so komplex "gewellt", dass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass sie einfacher durche viele Wellenfunktionen dargestellt werden kann wie nur durch eine Wellenfunktion.

Es tut mir leid, ihr seid "Philosophische Reduktionisten". Euer Axiom, dass ihr nicht beweisen könnt, ist das es für alle Dinge aller Welten und aller Universen und aller Menschen genau nur eine Ursache hat.

Das war aber bisher nie beweisbar und es gibt auch keine Hinweise darauf, dass es diese einzige Erstursache oder Schöpfer/In jemals gab.

Ihr macht aus dem Denk-Instrument der Reduktion eine Philosophie.
Das hat aber nichts mehr mit Wissen aber um so mehr mit Glauben zu tun.

Agnost

Step:

Für einen Phyisiker hast du schon ein ziemlich "naives" Vertrauen in die verbalen Kategorisierungen der Philosophie.
Die Sprache ist noch viel widersprüchlicher als die Mathematik.

Natürlich bin ich der Meinung, dass wir sehr stark determiniert sind.
Meine Definition der bedingten Freiheit ist der Bieris ähnlich, dass sie deckungsgleich sei, würde ich nicht behaupten.
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step
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Beitrag(#986060) Verfasst am: 21.04.2008, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

@Agnost: Deine Argumentation ist extrem konfus und widersprüchlich.

- Du erfindest im Zusammenhang mit dem Freiheitsbegriff neue Kategorien wie etwa die "Spatzung", die Du weder definierst noch irgendwie belegst. Gleichzeitig bezweifelst Du die Brauchbarkeit bekannter philosophischer Kategorien aufgrund der "Widersprüchlichkeit der Sprache".

- Du hast null Wissen über Kausalität, maßt Dir aber an, über Erstursachen und Schöpfer zu spekulieren.

- Deine "Argumente" sind bestenfalls intuitiv ("Wenn du dir ein Fussballspiel anschaust, wirst du sehen, ..."), wissenschatlich fundiertere, systematischere Gegenargumente versuchst Du mit Killerphrasen abzuwehren ("Es tut mir leid, ihr seid "Philosophische Reduktionisten").

- Nachfragen, die dem nötigen Aufräumen in Deinem eigenen Kopf dienen, beantwortest Du 3 mal gegensätzlich oder verstehst sie überhaupt nicht, sondern kommst mit irgendwelchen Strohmännern. ("es gibt auch keine Hinweise darauf, dass es diese einzige Erstursache oder Schöpfer/In jemals gab. ... Das hat aber nichts mehr mit Wissen aber um so mehr mit Glauben zu tun. )

- Über zwei Seiten erklärt Du auf mehrmaliges Nachfragen, daß Du an echte Wahlmöglichkeiten glaubst, und dann behauptest Du, Du stündest Bieris bedingter Wahlfreiheit nahe. Hast Du den überhaupt gelesen? Weißt Du, was man unter bedingter Willensfreiheit versteht?

Gib Dir mal mehr Mühe, so ist das unerträglich.
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step
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Beitrag(#986068) Verfasst am: 21.04.2008, 21:53    Titel: Re: kurzer Zwischenruf Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Ja, ich habe aufgrund der Komplexität des menschlichen Hirnes und der "Spatzungen" in funktionierenden Systemen mehr als nur eine Möglichkeit.

Du bist also nach der wikpiedia Klassifikation ein Inkompatibilist, und zwar ein Libertarianer. Also jemand, der - außer bei rein zufälligen Entscheidungen - an eine teilweise unbedingte Auslösung durch das Selbst glaubt (anders etwa als die Kompatibilisten Bieri, AgentProvocateur usw.). Oder siehst Du Die Freiheit NUR durch Zufall gegeben, so wie Erwin?


Der Schluss, dass nur das geschehen konnte, was geschehen ist, sollte schon näher begründet und nicht bloß postuliert werden. Des weiteren werden ja bei diesem Postulat die Gründe verschluckt, ebenso wie Aspekte der Zielsetzungen und subjektiver Versuche der ständigen Optimierung in Bezug auf (wechselnde) Ziele. Also bitte Erklärung statt nur Beschreibung!

Lies Dir doch nochmal Deine letzte Antwort durch. Ich habe Agnost eine Frage gestellt, um zwischen verschiedenen Sorten von FW-Gläubigen unterscheiden zu können. Ein Postulat habe ich da überhaupt nicht aufgestellt. Wieso soll ich plötzlich was begründen?

Mein Postulat habe ich an anderer Stelle aufgestellt, und ich habe es physikalisch gut begründet (Unitarität der Zeitentwicklung der Gesamtwellenfunktion). Die Begründung wird von den kompatibilistischen FW-Anhängern (z.B. AP) im allgemeinen so akzeptiert, da diese verstanden haben, daß echte Wahlmöglchkeiten unmöglich sind. Sie definieren daher den FW als "bedingt", was bedeutet, daß es ihnen ausreicht, daß die Entscheidung im Gehirn getroffen wurde, auch wenn sie determiniert ist.

Andere wiederum akzeptieren meine Begründung nicht, meist mit einem der folgenden Motive:
- der FW basiert auf Zufall
- es gibt echte Möglichkeiten, Physik gilt nicht für komplexe Systeme
- es gibt FW, das weiß doch jeder
- wo kämen wir denn hin!

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Auch kann ich mir nicht vorstellen, Step, wie so viele Muster nur auf eine Wellenfunktion zurückzuführen sein soll.
Kannst Du es Dir bei einem Atom, bei einer Schneeflocke vorstellen?
Woher kommen eigentlich die Naturgesetze?

Schon wieder, was soll das? Deine Frage (diese hier meine ich) ist durchaus interessant, ist aber keine Antwort auf meine. Mach doch einen thread auf "Woher kommen die Naturgesetze?"
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Agnost
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Beitrag(#986092) Verfasst am: 21.04.2008, 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

Step,

Ich bin philosophischer Antipurist, ich denke also, das Leben in einem reinen System nicht entstehen könnte.

Ich habe die "Spatzung/Slack" erwähnt.

Du redest jetzt von der Gesammt-Wellen-Funktion, das ist mir neu.

Es kann sein, dass du schon mal früher etwas geschrieben hast, was dem entspricht, dann ist es mir entfleucht.

Aber wenn es eine Gesammt-Wellen-Funktion gibt, dann könnte sicher jemand, es musst nicht du sein, darstellen wie die ungefähr aussieht, damit klar wird warum Westrom und nicht Ostrom untergegangen ist.

Das wir nicht so frei sind wie wir das gerne hätten, das ist wohl auch in diesem Thread unbestritten, den sonst würde ich dir nicht mit meiner "beschränkten Buchhalterweisheit" antworten und würde mich mit dir auf die Ebene der "physikalischen Theorien" und der "mathematischen Theoreme" begeben.

Nur bin ich leider nicht so determiniert, dass ich das kann.

Ich kann nur bei Rot über die Strasse gehen, wenn ich will oder es bleiben lassen wenn ich will.

Agnost
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Heiner
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Beitrag(#986101) Verfasst am: 21.04.2008, 22:24    Titel: Re: kurzer Zwischenruf Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Die Begründung wird von den kompatibilistischen FW-Anhängern (z.B. AP) im allgemeinen so akzeptiert, da diese verstanden haben, daß echte Wahlmöglchkeiten unmöglich sind. Sie definieren daher den FW als "bedingt", was bedeutet, daß es ihnen ausreicht, daß die Entscheidung im Gehirn getroffen wurde, auch wenn sie determiniert ist.


Die Vertreter des "bedingt" freien Willens erinnern mich irgendwie an moderne Theologen.
Man glaubt längst nicht mehr "wirklich" an die Glaubensinhalte, z.B. an übernatürliche göttliche Eingriffe, deutet den Glauben nur noch irgendwie "symbolisch" - aber rhetorisch beweist man sich noch als Christ.
So ähnlich die Kompatibilisten (erinnert mich auch irgendwie an "Religion und Wissenschaft sind miteinander vereinbar"). Ein gutes Beispiel ist Bieri. Da referiert er anfangs klar die wissenschaftliche Höhe der Diskussionsstandes um den "freien Willen" und distanziert sich von metaphysischen Spekulationen. Und was dann kommt, ist eine bloße rhetorische Verschleierung der anfänglichen Erkenntnis, so als sei dem Leser nicht zuzutrauen, dass er die Erkenntnis fehlender Willensfreiheit verkraften könne. Erinnert an moderne Theologen, die sagen: Also, wisst ihr, so real wie in der Bibel geschildert, gibt es den lieben Gott ja nicht, aber irgendwie so abstrakt halt schon noch...

Meine Vermutung ist, dass Agnost, wenn er von "realen Möglichkeiten" spricht, eben just das meint, wovon Bieri anfangs spricht (und was er selbst ablehnt): also die "echte", "unbedingte" Möglichkeit, den Willen willentlich wollen zu lassen, was immer man will...


Zuletzt bearbeitet von Heiner am 21.04.2008, 22:39, insgesamt einmal bearbeitet
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Beiträge: 1055

Beitrag(#986112) Verfasst am: 21.04.2008, 22:31    Titel: Re: äquivalente Wege und Beliebigkeitsfaktor Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AXO hat folgendes geschrieben:
Ob es nicht regnet obwohl es determiniert regnen müßte ist weder feststellbar noch relevant.

Greasel hat folgendes geschrieben:
(size=17+1) Ob es nicht regnet obwohl es determiniert regnen müßte ist weder feststellbar noch relevant.
(3 mal)
Gilt das nur für das Wetter oder generell?


Letztlich gilt das generell!
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Heiner
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Anmeldungsdatum: 29.05.2006
Beiträge: 1217

Beitrag(#986113) Verfasst am: 21.04.2008, 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:


Ich kann nur bei Rot über die Strasse gehen, wenn ich will oder es bleiben lassen wenn ich will.

Agnost


Aber kannst du auch WOLLEN, über die Straße zu gehen, wenn du WILLST, und WOLLEN, es bleiben zu lassen, wenn du WILLST?
Lachen
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step
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Wohnort: Germering

Beitrag(#986131) Verfasst am: 21.04.2008, 22:43    Titel: Re: kurzer Zwischenruf Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Die Begründung wird von den kompatibilistischen FW-Anhängern (z.B. AP) im allgemeinen so akzeptiert, da diese verstanden haben, daß echte Wahlmöglchkeiten unmöglich sind. Sie definieren daher den FW als "bedingt", was bedeutet, daß es ihnen ausreicht, daß die Entscheidung im Gehirn getroffen wurde, auch wenn sie determiniert ist.

Die Vertreter des "bedingt" freien Willens erinnern mich irgendwie an moderne Theologen.
Man glaubt längst nicht mehr "wirklich" an die Glaubensinhalte, z.B. an übernatürliche göttliche Eingriffe, deutet den Glauben nur noch irgendwie "symbolisch" - aber rhetorisch beweist man sich noch als Christ.
So ähnlich die Kompatibilisten (erinnert mich auch irgendwie an "Religion und Wissenschaft sind miteinander vereinbar"). Ein gutes Beispiel ist Bieri. Da referiert er anfangs klar die wissenschaftliche Höhe der Diskussionsstandes um den "freien Willen" und distanziert sich von metaphysischen Spekulationen. Und was dann kommt, ist eine bloße rhetorische Verschleierung der anfänglichen Erkenntnis, so als sei dem Leser nicht zuzutrauen, dass er die Erkenntnis fehlender Willensfreiheit verkraften könne. Erinnert an moderne Theologen, die sagen: Also, wisst ihr, so real wie in der Bibel geschildert, gibt es den lieben Gott ja nicht, aber irgendwie so abstrakt halt schon noch...

Meine Vermutung ist, dass Agnost, wenn er von "realen Möglichkeiten" spricht, eben just das meint, wovon Bieri anfangs spricht (und was er selbst ablehnt): also die "echte", "unbedingte" Möglichkeit, den Willen willentlich wollen zu lassen, was immer man will...

Yep, so sehe ich das auch. Der mystische "Schlupf" eben ...
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step
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Beitrag(#986136) Verfasst am: 21.04.2008, 22:45    Titel: Re: äquivalente Wege und Beliebigkeitsfaktor Antworten mit Zitat

Greasel hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Greasel hat folgendes geschrieben:
Ob es nicht regnet obwohl es determiniert regnen müßte ist weder feststellbar noch relevant.

Gilt das nur für das Wetter oder generell?
Letztlich gilt das generell!

Du meinst also, alle Ereignisse könnten auch "Wunder" sein?
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Agnost
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Beitrag(#986159) Verfasst am: 21.04.2008, 23:01    Titel: Re: kurzer Zwischenruf Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Heiner hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Die Begründung wird von den kompatibilistischen FW-Anhängern (z.B. AP) im allgemeinen so akzeptiert, da diese verstanden haben, daß echte Wahlmöglchkeiten unmöglich sind. Sie definieren daher den FW als "bedingt", was bedeutet, daß es ihnen ausreicht, daß die Entscheidung im Gehirn getroffen wurde, auch wenn sie determiniert ist.

Die Vertreter des "bedingt" freien Willens erinnern mich irgendwie an moderne Theologen.
Man glaubt längst nicht mehr "wirklich" an die Glaubensinhalte, z.B. an übernatürliche göttliche Eingriffe, deutet den Glauben nur noch irgendwie "symbolisch" - aber rhetorisch beweist man sich noch als Christ.
So ähnlich die Kompatibilisten (erinnert mich auch irgendwie an "Religion und Wissenschaft sind miteinander vereinbar"). Ein gutes Beispiel ist Bieri. Da referiert er anfangs klar die wissenschaftliche Höhe der Diskussionsstandes um den "freien Willen" und distanziert sich von metaphysischen Spekulationen. Und was dann kommt, ist eine bloße rhetorische Verschleierung der anfänglichen Erkenntnis, so als sei dem Leser nicht zuzutrauen, dass er die Erkenntnis fehlender Willensfreiheit verkraften könne. Erinnert an moderne Theologen, die sagen: Also, wisst ihr, so real wie in der Bibel geschildert, gibt es den lieben Gott ja nicht, aber irgendwie so abstrakt halt schon noch...

Meine Vermutung ist, dass Agnost, wenn er von "realen Möglichkeiten" spricht, eben just das meint, wovon Bieri anfangs spricht (und was er selbst ablehnt): also die "echte", "unbedingte" Möglichkeit, den Willen willentlich wollen zu lassen, was immer man will...

Yep, so sehe ich das auch. Der mystische "Schlupf" eben ...


Billige Ausrede.

Heiner glaubt nämlich, das der Theismus an den Glauben der Menschen an den "freien Willen" gebunden sei.

Ich habe hinlänglich genug bewiesen, dass das Quatsch ist.

Heiner glaubt auch, das Marx bewiesen habe, dass Freiheit eine Illusion sei.
Skeptiker, der fleissigste Marxist in diesem Forum hat stringent bewiesen, dass das Quatsch ist.

Wenn du Step, dich also mit Heiner (der sicher ein lieber Kerl ist) gemein machst, dann musst du mir erklären, welche "Allgemeine Wellenfunktion" dich dazu zwingt.

Nein, ich bin gnädiger, welche Wellenfuktion unter vielen erlaubt es dir, auf diese Art und Weise schlafen zu gehen?

Agnost
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Agnost
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Beitrag(#986163) Verfasst am: 21.04.2008, 23:04    Titel: Re: kurzer Zwischenruf Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Die Begründung wird von den kompatibilistischen FW-Anhängern (z.B. AP) im allgemeinen so akzeptiert, da diese verstanden haben, daß echte Wahlmöglchkeiten unmöglich sind. Sie definieren daher den FW als "bedingt", was bedeutet, daß es ihnen ausreicht, daß die Entscheidung im Gehirn getroffen wurde, auch wenn sie determiniert ist.


Die Vertreter des "bedingt" freien Willens erinnern mich irgendwie an moderne Theologen.
Man glaubt längst nicht mehr "wirklich" an die Glaubensinhalte, z.B. an übernatürliche göttliche Eingriffe, deutet den Glauben nur noch irgendwie "symbolisch" - aber rhetorisch beweist man sich noch als Christ.
So ähnlich die Kompatibilisten (erinnert mich auch irgendwie an "Religion und Wissenschaft sind miteinander vereinbar"). Ein gutes Beispiel ist Bieri. Da referiert er anfangs klar die wissenschaftliche Höhe der Diskussionsstandes um den "freien Willen" und distanziert sich von metaphysischen Spekulationen. Und was dann kommt, ist eine bloße rhetorische Verschleierung der anfänglichen Erkenntnis, so als sei dem Leser nicht zuzutrauen, dass er die Erkenntnis fehlender Willensfreiheit verkraften könne. Erinnert an moderne Theologen, die sagen: Also, wisst ihr, so real wie in der Bibel geschildert, gibt es den lieben Gott ja nicht, aber irgendwie so abstrakt halt schon noch...

Meine Vermutung ist, dass Agnost, wenn er von "realen Möglichkeiten" spricht, eben just das meint, wovon Bieri anfangs spricht (und was er selbst ablehnt): also die "echte", "unbedingte" Möglichkeit, den Willen willentlich wollen zu lassen, was immer man will...


Das ist nur Theo-Retisches Geschwurbel.

Wer hier an den "Ersten Determinator" glaubt wird immer klarer.

Agnost
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Heiner
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Beitrag(#986166) Verfasst am: 21.04.2008, 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Bieri
Es könnte einer erschrecken, weil er gedacht hatte, die Freiheit des Willens müsse darin bestehen, dass der Wille durch nichts bedingt sei. Dass er unter exakt denselben inneren und äußeren Bedingungen ganz unterschiedliche Wege nehmen könnte. Dass er in jedem Moment sein müsste wie ein unbewegter Beweger. Gesagt zu bekommen, dass es tausend Dinge im Gehirn gibt, von denen der Wille abhängt, ist dann ein Schock.

Doch einen in diesem Sinne freien Willen kann sich niemand wünschen, denn er wäre ein Wille, der niemandem gehörte: verknüpft weder mit dem Körper noch dem Charakter, noch dem Erleben, noch der Lebensgeschichte einer bestimmten Person. Er wäre vollkommen zufällig, unbegründet, unbelehrbar und unkontrollierbar. Einen solch launischen Willen zu haben wäre nicht die Erfahrung der Freiheit, sondern ein Alptraum.


Ja, genau lieber Herr Bieri, und aus dem Grund kann ich auch bestens mit dem Gedanken leben, keinen freien Willen zu haben.
Ich stelle mir vor, wie eine Welt aussähe, in der die Menschen tatsächlich einen freien Willen hätten: Das wäre eine völlig chaotische Welt, eine Welt, in der keine Gesetze walten würden.
Unsere Mitmenschen wäre nicht berechenbar, vollkommen unkalkulierbar! Weinen Man stelle sich vor, man müsste jederzeit damit rechnen, dass, wenn man nach Hause kommst, man einen Zettel findet, auf dem einem die Liebste geschrieben hat: Schatz, ich wollte mal schauen, wie's sich in Spanien so lebt, hab den nächsten Flug genommen. Warum? Weil ich es halt so WOLLTE..."
Allerdings, hätte es nicht auch Vorteile, einen freien Willen zu haben? Die Leute hätten morgens kein Problem mehr, früh aufzustehen. Sie könnten einfach WOLLEN, früh aufzustehen. Oder würden sie dann überhaupt noch morgens aufstehen und zur Arbeit gehen WOLLEN? Sie könnten ja dann auch einfach wollen, nicht zur Arbeit gehen zu wollen... Hm. Lachen
Ach ja, und die Raucher erst, die sich das Rauchen abgewöhnen WOLLEN... und die......jajaja... Lachen
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Heiner
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Beitrag(#986176) Verfasst am: 21.04.2008, 23:16    Titel: Re: kurzer Zwischenruf Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:

Nein, ich bin gnädiger, welche Wellenfuktion unter vielen erlaubt es dir, auf diese Art und Weise schlafen zu gehen?

Agnost


Nun, ich für meinen Teil will (!) jedenfalls jetzt schlafen gehen. Und da ich das Gegenteil nicht zu wollen vermag, soll es denn auch so sein!
Guts Nächtle allerseits.
zwinkern
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Greasel
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Beitrag(#986197) Verfasst am: 21.04.2008, 23:40    Titel: Re: äquivalente Wege und Beliebigkeitsfaktor Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Greasel hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Greasel hat folgendes geschrieben:
Ob es nicht regnet obwohl es determiniert regnen müßte ist weder feststellbar noch relevant.

Gilt das nur für das Wetter oder generell?
Letztlich gilt das generell!

Du meinst also, alle Ereignisse könnten auch "Wunder" sein?


Nein, denn das Wort Wunder impliziert ja, dass ein Ereignis ohne kausale Verbindung stattfindet.

Mit der von AXO übernommenen Aussage wollte ich aufzeigen, dass im Zweifel, ähnlich wie beim Solipsismus, der determinierende Faktor gedanklich immer wieder auf die nächst höhere Ebene abstrahiert werden kann. Determinismus als Vorstellung birgt eine Art Unendlichkeitsmoment. Deswegen ist der Determinismus in letzter Konsequenz nicht wiederlegbar und scheidet somit als Theorie im wissenschaftlichen Sinne aus. Des Weiteren ändert es für mich als erlebendes Wesen nichts, ob meine Existenz vollständig determiniert ist oder nicht. Mit der Illusion der Willensfreiheit ist auch eine determinierte Zukunft unglaublich aufregend.

Gruß
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kolja
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Beitrag(#986214) Verfasst am: 22.04.2008, 00:12    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Mein intuitiver Schluss ist, dass Du das geschrieben hast und nicht irgendwelche außerhalb Dir liegender Determinanten

Du glaubst vermutlich auch, es macht einen Unterschied, ob man ein Glas als halbvoll oder halbleer bezeichnet?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
und deswegen halte ich Dich auch dafür verantworltlich, was Du geschrieben hast.

Und dieser Schluss ("deswegen") ist auch wiederum gar kein richtiger, sondern nur eine Intuition?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was sind denn nun die zugrundeliegenden Fakten und welche Auswirkungen haben sie?

Die zugrundeliegenden Fakten sind die Basis, die zwischen uns unstrittig ist: Entscheidungen entstehen komplett physikalisch und damit probabilistisch-deterministisch in Gehirnen, der Schuldige hätte nur anders handeln können, wenn er auch anders gewollt hätte, und zu diesem dieses anders-wollen wären andere Ursachen notwendig gewesen.

Dein Streit geht nur noch darum, wie man das ganz nun nennen sollte und wie nicht. Also darum, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. Und Du glaubst ernsthaft, man könnte aus einer anderen Benennung der gleichen Fakten auch andere Schlüsse ziehen? Das kann man vermutlich nur intuitiv "ergründen".

Nochmal knapp zusammengefasst. In der FW-Diskussion geht es um folgende Aussagen:

(1) Ein Mensch kann selbstbestimmt handeln.
(2) Wenn ein Mensch selbstbestimmt handelt, dann ist es legitim, ihn dafür verantwortlich zu machen.

Bei den Inkompatibilisten ist der Streit um (1) noch ein Streit um Fakten. Bei den Kompatibilisten ist dieser Streit zu einem Ringen um philosophische Deutungen (halbvoll vs. halbleer) degeneriert. Hinzu kommt, dass (2) auch nur eine willkürliche, d.h. nicht zwingend logisch begründbare, sondern eine zweckdienliche normative Setzung ist, die allerdings praktischerweise von den meisten Menschen intuitiv nachvollzogen wird, so dass man einer kritischen Betrachtung und rationalen Begründung erstmal ausweichen kann. Dann konzentrieren kompatibilistische Philosophen 99% ihres Wortnebels auf die Schlacht um (1), damit ihre unkritisch-affirmative und nur auf die Intuition zielende Haltung zu (2) nicht so dolle auffällt.
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Agnost
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Beitrag(#986224) Verfasst am: 22.04.2008, 00:23    Titel: Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Bieri
Es könnte einer erschrecken, weil er gedacht hatte, die Freiheit des Willens müsse darin bestehen, dass der Wille durch nichts bedingt sei. Dass er unter exakt denselben inneren und äußeren Bedingungen ganz unterschiedliche Wege nehmen könnte. Dass er in jedem Moment sein müsste wie ein unbewegter Beweger. Gesagt zu bekommen, dass es tausend Dinge im Gehirn gibt, von denen der Wille abhängt, ist dann ein Schock.

Doch einen in diesem Sinne freien Willen kann sich niemand wünschen, denn er wäre ein Wille, der niemandem gehörte: verknüpft weder mit dem Körper noch dem Charakter, noch dem Erleben, noch der Lebensgeschichte einer bestimmten Person. Er wäre vollkommen zufällig, unbegründet, unbelehrbar und unkontrollierbar. Einen solch launischen Willen zu haben wäre nicht die Erfahrung der Freiheit, sondern ein Alptraum.


Ja, genau lieber Herr Bieri, und aus dem Grund kann ich auch bestens mit dem Gedanken leben, keinen freien Willen zu haben.
Ich stelle mir vor, wie eine Welt aussähe, in der die Menschen tatsächlich einen freien Willen hätten: Das wäre eine völlig chaotische Welt, eine Welt, in der keine Gesetze walten würden.
Unsere Mitmenschen wäre nicht berechenbar, vollkommen unkalkulierbar! Weinen Man stelle sich vor, man müsste jederzeit damit rechnen, dass, wenn man nach Hause kommst, man einen Zettel findet, auf dem einem die Liebste geschrieben hat: Schatz, ich wollte mal schauen, wie's sich in Spanien so lebt, hab den nächsten Flug genommen. Warum? Weil ich es halt so WOLLTE..."
Allerdings, hätte es nicht auch Vorteile, einen freien Willen zu haben? Die Leute hätten morgens kein Problem mehr, früh aufzustehen. Sie könnten einfach WOLLEN, früh aufzustehen. Oder würden sie dann überhaupt noch morgens aufstehen und zur Arbeit gehen WOLLEN? Sie könnten ja dann auch einfach wollen, nicht zur Arbeit gehen zu wollen... Hm. Lachen
Ach ja, und die Raucher erst, die sich das Rauchen abgewöhnen WOLLEN... und die......jajaja... Lachen


In einer determinierten Welt würdest du Heiner. nicht kalkulieren, du wärst kalkuliert.

Und in der realen Welt passiert es tatsächlich, dass jemand einfach mal so "Zigaretten kaufen geht".

Da ist dann noch nicht mal ein Abschiedsbrief drin.

Gebt sie mir endlich, die "Allumfassende Wellenfunktion".

Als "James Brown" Fan würde ich den Rest meines Leben den "Sex Machine" dazu tanzen.

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AgentProvocateur
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Beitrag(#986303) Verfasst am: 22.04.2008, 10:05    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was sind denn nun die zugrundeliegenden Fakten und welche Auswirkungen haben sie?

Die zugrundeliegenden Fakten sind die Basis, die zwischen uns unstrittig ist: Entscheidungen entstehen komplett physikalisch und damit probabilistisch-deterministisch in Gehirnen, der Schuldige hätte nur anders handeln können, wenn er auch anders gewollt hätte, und zu diesem dieses anders-wollen wären andere Ursachen notwendig gewesen.

Dein Streit geht nur noch darum, wie man das ganz nun nennen sollte und wie nicht. Also darum, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. Und Du glaubst ernsthaft, man könnte aus einer anderen Benennung der gleichen Fakten auch andere Schlüsse ziehen? Das kann man vermutlich nur intuitiv "ergründen".

Nö, der Streit geht darum, ob Menschen selbstbestimmt handeln können oder nicht. Und ob die Fakten tatsächlich beweisen, dass der Mensch das nicht kann, wie Du wohl zu glauben scheinst.

Und der Streit geht darum, warum es überhaupt zur Selbstbestimmung notwendig sein sollte, dass jemand anders handeln wollen sollen könnte, als er letztlich handeln will, ein Setzung, die mir ja nun so ganz und gar nicht einleuchten will.

kolja hat folgendes geschrieben:
Nochmal knapp zusammengefasst. In der FW-Diskussion geht es um folgende Aussagen:

(1) Ein Mensch kann selbstbestimmt handeln.
(2) Wenn ein Mensch selbstbestimmt handelt, dann ist es legitim, ihn dafür verantwortlich zu machen.

Bei den Inkompatibilisten ist der Streit um (1) noch ein Streit um Fakten. Bei den Kompatibilisten ist dieser Streit zu einem Ringen um philosophische Deutungen (halbvoll vs. halbleer) degeneriert.

Richtig erst einmal: um diese Punkte geht es. Da haben wir doch schon mal eine Übereinstimmung. Sehr schön.

Allerdings ist es schon ein wenig merkwürdig, tatsächlich glauben zu wollen, dass Fakten keiner Deutung, keiner Interpretation bedürften, sondern einfach so alleine für sich stehen könnten und die Interpretation eine automatische und in den Fakten selber liegende sei. So ist das nämlich nicht. Oder anders gesagt: es ist furchtbar anmaßend von Dir, einfach so zu behaupten, dass Deine Deutung die einzig Wahre sei.

Warum sollten diese Fakten eine Selbstbestimmung ausschließen? Das ist die Frage und dieser Frage seid Ihr bisher immer ausgewichen, weil Ihr Euer Dogma habt, dass Selbstbestimmung eine Verletzung von Naturgesetzen verlange und jedes Anzweifeln dieses Dogmas als Sakrileg anseht. Also auch für Dich nochmal als Anregung: hier werden einige Argumente für den Inkompatibilismus behandelt. Die sind nicht so besonders überzeugend, wie ich finde und schon gar nicht so zwingend und evident, wie Ihr immer behauptet.

kolja hat folgendes geschrieben:
Hinzu kommt, dass (2) auch nur eine willkürliche, d.h. nicht zwingend logisch begründbare, sondern eine zweckdienliche normative Setzung ist, die allerdings praktischerweise von den meisten Menschen intuitiv nachvollzogen wird, so dass man einer kritischen Betrachtung und rationalen Begründung erstmal ausweichen kann. Dann konzentrieren kompatibilistische Philosophen 99% ihres Wortnebels auf die Schlacht um (1), damit ihre unkritisch-affirmative und nur auf die Intuition zielende Haltung zu (2) nicht so dolle auffällt.

Ist es legitim, jemanden für verantwortlich zu halten? Hm, diese Frage stellt sich eigentlich so gar nicht. Jemand, der selbstbestimmt ist, ist dadurch automatisch verantwortlich für seine selbstbestimmten Handlungen. Das eine bedingt mMn das andere, es hängt sehr eng zusammen. Wieso sollte dafür eine Legitimation notwendig sein?

Wahrscheinlich meinst Du aber eigentlich etwas anderes hier: ist es legitim, jemanden für seine Handlungen zur Verantwortung zu ziehen? Das aber ist eine andere Frage, um die es eigentlich nicht geht und zu der ich hier auch nichts gesagt habe. Diese Frage ist unabhängig von der eigentlichen Grundfrage dieses Threads. Es ist eine Zusatzfrage, eine anschließende Frage.

Jeder, der zum Beispiel in einem Forum mit jemand anderem auf gleicher Augenhöhe diskutiert, tut das deswegen, weil er den anderen für selbstbestimmt hält, für fähig, Argumente zu verstehen und umzusetzen. Das mag natürlich bei jemandem, der andere lediglich als Manipulationsmasse ansieht, anders sein. Oder jemand, der meint, ausgerechnet er habe die Weisheit mit Löffeln gefressen und er habe jetzt eine Mission, er sei dazu berufen, den armen nicht selbstbestimmten Tröpfen die Wahrheit einzutrichtern. Auch der sieht wohl sein Gegenüber dann nicht als selbstbestimmtes verantwortliches Individuum an.
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kolja
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Beitrag(#986315) Verfasst am: 22.04.2008, 10:33    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nö, der Streit geht darum, ob Menschen selbstbestimmt handeln können oder nicht. Und ob die Fakten tatsächlich beweisen, dass der Mensch das nicht kann, wie Du wohl zu glauben scheinst.

Du hast immer noch nicht verstanden, worauf ich hinaus will.

Der Streit um "selbstbestimmt durch die Person" vs. "fremdbestimmt durch Determinanten außerhalb der Person", so wie Du und andere Kompatibilisten in führen, ist genauso belanglos wie der Streit darum, ob ein Glas halbvoll oder halbleer ist. Du unterstellst mir fälschlicherweise, eine dieser beiden Positionen zu beziehen, während ich nur ein sinnloses Ringen um Deutungen sehe. Ich bezeichne Personen weder als "selbstbestimmt" noch als "fremdbestimmt", ich halte bereits die Rede von einem "etwas, welches bestimmt" für überflüssig. Wie ich schon mehrfach sagte, Du bist derjenige, der diese Dichotomie für seine Argumentation benötigt, ich nicht!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und der Streit geht darum, warum es überhaupt zur Selbstbestimmung notwendig sein sollte, dass jemand anders handeln wollen sollen könnte, als er letztlich handeln will, ein Setzung, die mir ja nun so ganz und gar nicht einleuchten will.

Nein, das ist ein anderer Streitpunkt, Du kannst diese beiden Punkte bloß nicht auseinanderhalten.

kolja hat folgendes geschrieben:
Nochmal knapp zusammengefasst. In der FW-Diskussion geht es um folgende Aussagen:

(1) Ein Mensch kann selbstbestimmt handeln.
(2) Wenn ein Mensch selbstbestimmt handelt, dann ist es legitim, ihn dafür verantwortlich zu machen.

Bei den Inkompatibilisten ist der Streit um (1) noch ein Streit um Fakten. Bei den Kompatibilisten ist dieser Streit zu einem Ringen um philosophische Deutungen (halbvoll vs. halbleer) degeneriert.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Richtig erst einmal: um diese Punkte geht es. Da haben wir doch schon mal eine Übereinstimmung. Sehr schön.

Allerdings ist es schon ein wenig merkwürdig, tatsächlich glauben zu wollen, dass Fakten keiner Deutung, keiner Interpretation bedürften, sondern einfach so alleine für sich stehen könnten

Doch, das können sie.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
und die Interpretation eine automatische und in den Fakten selber liegende sei. So ist das nämlich nicht. Oder anders gesagt: es ist furchtbar anmaßend von Dir, einfach so zu behaupten, dass Deine Deutung die einzig Wahre sei.

Gleicher Fehler wie oben.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ist es legitim, jemanden für verantwortlich zu halten? Hm, diese Frage stellt sich eigentlich so gar nicht. Jemand, der selbstbestimmt ist, ist dadurch automatisch verantwortlich für seine selbstbestimmten Handlungen.

In früheren Diskussionen hattest Du schon mal eingeräumt, das Verantwortung eine menschliche Erfindung ist und zugewiesen wird. Hier argumentierst Du wieder so, als ob Verantwortung irgendwie "an sich" existiert. Rückfall?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das eine bedingt mMn das andere, es hängt sehr eng zusammen.

Ah ja, dann begründe diesen Zusammenhang doch mal ohne auf die Intuition und dergleichen zu verweisen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wieso sollte dafür eine Legitimation notwendig sein?

Weil es sich um eine normative Setzung handelt!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wahrscheinlich meinst Du aber eigentlich etwas anderes hier: ist es legitim, jemanden für seine Handlungen zur Verantwortung zu ziehen? Das aber ist eine andere Frage, um die es eigentlich nicht geht und zu der ich hier auch nichts gesagt habe. Diese Frage ist unabhängig von der eigentlichen Grundfrage dieses Threads. Es ist eine Zusatzfrage, eine anschließende Frage.

Nein, diese Fragen lassen sich nicht so einfach voneinander trennen, weil die Zuweisung von Verantwortung letztlich nur erfolgt, um die Legitimation für die Konsequenzen zu schaffen!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Jeder, der zum Beispiel in einem Forum mit jemand anderem auf gleicher Augenhöhe diskutiert, tut das deswegen, weil er den anderen für selbstbestimmt hält, für fähig, Argumente zu verstehen und umzusetzen. Das mag natürlich bei jemandem, der andere lediglich als Manipulationsmasse ansieht, anders sein. Oder jemand, der meint, ausgerechnet er habe die Weisheit mit Löffeln gefressen und er habe jetzt eine Mission, er sei dazu berufen, den armen nicht selbstbestimmten Tröpfen die Wahrheit einzutrichtern. Auch der sieht wohl sein Gegenüber dann nicht als selbstbestimmtes verantwortliches Individuum an.

Und das ist auch keine rationale Argumentation, sondern eine Diffamierung derer, die Deine Setzungen nicht teilen.
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Skeptiker
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Beitrag(#986340) Verfasst am: 22.04.2008, 12:02    Titel: Re: kurzer Zwischenruf Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Ja, ich habe aufgrund der Komplexität des menschlichen Hirnes und der "Spatzungen" in funktionierenden Systemen mehr als nur eine Möglichkeit.

Du bist also nach der wikpiedia Klassifikation ein Inkompatibilist, und zwar ein Libertarianer. Also jemand, der - außer bei rein zufälligen Entscheidungen - an eine teilweise unbedingte Auslösung durch das Selbst glaubt (anders etwa als die Kompatibilisten Bieri, AgentProvocateur usw.). Oder siehst Du Die Freiheit NUR durch Zufall gegeben, so wie Erwin?


Der Schluss, dass nur das geschehen konnte, was geschehen ist, sollte schon näher begründet und nicht bloß postuliert werden. Des weiteren werden ja bei diesem Postulat die Gründe verschluckt, ebenso wie Aspekte der Zielsetzungen und subjektiver Versuche der ständigen Optimierung in Bezug auf (wechselnde) Ziele. Also bitte Erklärung statt nur Beschreibung!

Lies Dir doch nochmal Deine letzte Antwort durch. Ich habe Agnost eine Frage gestellt, um zwischen verschiedenen Sorten von FW-Gläubigen unterscheiden zu können. Ein Postulat habe ich da überhaupt nicht aufgestellt. Wieso soll ich plötzlich was begründen?

Mein Postulat habe ich an anderer Stelle aufgestellt, und ich habe es physikalisch gut begründet (Unitarität der Zeitentwicklung der Gesamtwellenfunktion). Die Begründung wird von den kompatibilistischen FW-Anhängern (z.B. AP) im allgemeinen so akzeptiert, da diese verstanden haben, daß echte Wahlmöglchkeiten unmöglich sind. Sie definieren daher den FW als "bedingt", was bedeutet, daß es ihnen ausreicht, daß die Entscheidung im Gehirn getroffen wurde, auch wenn sie determiniert ist.


Das ist so durchaus nicht umfassend konsistent. Wenn die Zeitentwicklung auch für bestimmte Sektoren der Physik kommutativ sein mag, so ist dies aus der Sicht anderer damit nicht unbedingt kompatibler Theorien nicht notwendig der Fall und ist auch nicht der Fall.

Mit anderen Worten: Ein umfassender Determinismus ist eine Theorie, aber keine bewiesene Tatsache.

Das gilt erst Recht, wenn wir uns mit immer komplexeren Systemen befassen, die dann nicht mehr mit den bisherigen physikalischen Paradigmen erfasst werden können, zum jetzigen Zeitpunkt.

Hier also müsste eine zukünftige Physik - oder sagen wir mal - ein zukünftige Theorie der Wechselbeziehungen der Systeme der Welt - sich weiter entwickeln.

Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt zu wenig z.B. über Bewusstsein oder über Gesetzmäßigkeiten.

Meiner Ansicht nach kommen wir mit den bisherigen Paradigmen (Determinismus, Wellenfunktion, (In-)Kompatibilismus, etc.) nicht weit genug, bzw. hier muss man - gerade als Physiker - mal den Blick wenden und weiten und sich ein bischen mehr mit umfassenderen theoretischen Ansätzen beschäftigen.

Die Komplexitätstheorie zeigt uns bereits jetzt auf, dass das "Gesamtgesetz" komplexer Systeme eben nicht restlos in den "Einzelgesetzen" der entsprechenden Bestandteile aufgeht.

Das gilt jetzt nicht nur für lebende Systeme, sondern generell.

Dieser Frage weichen solche Physikalisten wie Du, step, permanent aus. Aber das ist genau der Punkt.

step hat folgendes geschrieben:
Andere wiederum akzeptieren meine Begründung nicht, meist mit einem der folgenden Motive:
- der FW basiert auf Zufall
- es gibt echte Möglichkeiten, Physik gilt nicht für komplexe Systeme
- es gibt FW, das weiß doch jeder
- wo kämen wir denn hin!


Der Zufall ist meiner Ansicht nach nur ein Spezialfall von in verschiedenen Variationen existierenden Freiheitsgraden der Materiebewegung und -entwicklung.

Echte Möglichkeiten setzen u.a. Erkenntnis voraus, sonst gibt es sie quasi nicht für das Subjekt.

Wenn aber ein Spektrum äquivalenter Möglichkeiten erkannt ist - sei es für ein Individuum, sei es für einen Planungsstab von Ingenieuren oder Betriebswirten - so könnte man hier in der Tat einen Würfel entscheiden lassen. Hier gibt es einen freien Willen, der stets zum gleichen (optimalen) Ziel dieses Willens führt.

Denkbar wäre aber auch, dass es im Gehirn ein Art "Sprungfunktion" gibt, die dann quasi zu fraktalen Handlungsmustern führen würde.

step hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Auch kann ich mir nicht vorstellen, Step, wie so viele Muster nur auf eine Wellenfunktion zurückzuführen sein soll.
Kannst Du es Dir bei einem Atom, bei einer Schneeflocke vorstellen?
Woher kommen eigentlich die Naturgesetze?

Schon wieder, was soll das? Deine Frage (diese hier meine ich) ist durchaus interessant, ist aber keine Antwort auf meine. Mach doch einen thread auf "Woher kommen die Naturgesetze?"


Das gehört schon hier hin. Ich müsste dazu nur einige zusätzliche Ausführungen machen. Später.

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Beitrag(#986384) Verfasst am: 22.04.2008, 13:39    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Oder siehst Du Die Freiheit NUR durch Zufall gegeben, so wie Erwin?

das ist eine unzulässige Verkürzung meiner Darstellungen. Ich sehe den Zufall innerhalb eines stark selbstbezüglichen, vielschichtigen, komplexen Systems als jenes Element, daß auf "höchster" Systemschicht - also dem (Selbst-)Bewußtsein, Freiheitsgrade ermöglicht, die selbst wieder die "Systemstruktur" mitprägen, also das System nicht als völlig kausal "von aussen" determiniert, was für mich (sowie auch etliche andere mir bekannte Physiker) keinerlei Widerspruch zu momentan bekannten physikalischen "Gesetzen" darstellt.

Erwin


Zuletzt bearbeitet von Er_Win am 22.04.2008, 13:41, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag(#986385) Verfasst am: 22.04.2008, 13:40    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nö, der Streit geht darum, ob Menschen selbstbestimmt handeln können oder nicht. Und ob die Fakten tatsächlich beweisen, dass der Mensch das nicht kann, wie Du wohl zu glauben scheinst.

Du hast immer noch nicht verstanden, worauf ich hinaus will.

Der Streit um "selbstbestimmt durch die Person" vs. "fremdbestimmt durch Determinanten außerhalb der Person", so wie Du und andere Kompatibilisten in führen, ist genauso belanglos wie der Streit darum, ob ein Glas halbvoll oder halbleer ist. Du unterstellst mir fälschlicherweise, eine dieser beiden Positionen zu beziehen, während ich nur ein sinnloses Ringen um Deutungen sehe.

Warum ist das belanglos und warum siehst Du nur ein sinnloses Ringen um Deutungen und was ist eigentlich Dein Punkt und um was geht es Dir eigentlich? Was ist also nicht belanglos und was ist kein sinnloses Ringen um Deutungen?

kolja hat folgendes geschrieben:
Ich bezeichne Personen weder als "selbstbestimmt" noch als "fremdbestimmt", ich halte bereits die Rede von einem "etwas, welches bestimmt" für überflüssig.

Und warum, bitteschön? Ich halte das nicht für überflüssig, ich unterscheide, wenn mir jemand auf den Fuß tritt, ob er das absichtlich gemacht hat oder nicht.

kolja hat folgendes geschrieben:
Wie ich schon mehrfach sagte, Du bist derjenige, der diese Dichotomie für seine Argumentation benötigt, ich nicht!

Und wie ich auch schon gesagt habe, ist das für mich keine Dichotomie. Es ist wirklich furchtbar ermüdend, dass Du mir das permanent unterschiebst.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Allerdings ist es schon ein wenig merkwürdig, tatsächlich glauben zu wollen, dass Fakten keiner Deutung, keiner Interpretation bedürften, sondern einfach so alleine für sich stehen könnten

Doch, das können sie.

Interessant. Wie sollte das gehen? Du jedenfalls ziehst zweifellos eine Deutung aus den Fakten, eine Deutung, die ich nicht ziehe, weil Du keine Argumente für Deine Deutung hast.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
und die Interpretation eine automatische und in den Fakten selber liegende sei. So ist das nämlich nicht. Oder anders gesagt: es ist furchtbar anmaßend von Dir, einfach so zu behaupten, dass Deine Deutung die einzig Wahre sei.

Gleicher Fehler wie oben.

Watt nu? Du willst ernsthaft behaupten, Du würdest keine Folgerungen aus den Fakten ziehen? Nee, oder?

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ist es legitim, jemanden für verantwortlich zu halten? Hm, diese Frage stellt sich eigentlich so gar nicht. Jemand, der selbstbestimmt ist, ist dadurch automatisch verantwortlich für seine selbstbestimmten Handlungen.

In früheren Diskussionen hattest Du schon mal eingeräumt, das Verantwortung eine menschliche Erfindung ist und zugewiesen wird. Hier argumentierst Du wieder so, als ob Verantwortung irgendwie "an sich" existiert. Rückfall?

Nö, ich habe nur keinen Bock mehr auf Eure Nomenklaturen. Meiner Meinung nach sind alle Abstraktionen notwendigerweise Konstrukte. Daher sehe ich nicht die Notwendigkeit, jedesmal explizit darauf hinzuweisen. Du weißt aber nun, wie es gemeint ist. Es wäre sehr freundlich von Dir, wenn Du es Dir diesmal ausnahmsweise mal verkneifen könntest, mir Deinen Sprachgebrauch als den einzig Richtigen vorschreiben zu wollen. Vielen Dank im Voraus.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das eine bedingt mMn das andere, es hängt sehr eng zusammen.

Ah ja, dann begründe diesen Zusammenhang doch mal ohne auf die Intuition und dergleichen zu verweisen.

Das ist schlicht und einfach mein Verständnis von "Verantwortung": Verantwortung ist die Zurechenbarkeit von Handlungen, die im eigenen Einflussbereich liegen und die selbst bestimmt/gesteuert werden.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wahrscheinlich meinst Du aber eigentlich etwas anderes hier: ist es legitim, jemanden für seine Handlungen zur Verantwortung zu ziehen? Das aber ist eine andere Frage, um die es eigentlich nicht geht und zu der ich hier auch nichts gesagt habe. Diese Frage ist unabhängig von der eigentlichen Grundfrage dieses Threads. Es ist eine Zusatzfrage, eine anschließende Frage.

Nein, diese Fragen lassen sich nicht so einfach voneinander trennen, weil die Zuweisung von Verantwortung letztlich nur erfolgt, um die Legitimation für die Konsequenzen zu schaffen!

Nö, keineswegs. Jemand anderen als selbstbestimmtes Individuum anzusehen, dem daraus bestimmte Rechte erwachsen, weil man ihn für eigenverantwortlich und steuerungsfähig hält, hat noch nix mit Strafe zu tun, sondern diese Rechte sind mE der eigentliche Grund, eine Verantwortlichkeit anzunehmen. Und diese Rechte sind die Grundlage einer freiheitlichen Gesellschaft. Allerdings ist es durchaus die andere Seite der Medaille, dass, wenn jemand für seine Handlung verantwortlich ist, er dafür auch gerade stehen muss.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Jeder, der zum Beispiel in einem Forum mit jemand anderem auf gleicher Augenhöhe diskutiert, tut das deswegen, weil er den anderen für selbstbestimmt hält, für fähig, Argumente zu verstehen und umzusetzen. Das mag natürlich bei jemandem, der andere lediglich als Manipulationsmasse ansieht, anders sein. Oder jemand, der meint, ausgerechnet er habe die Weisheit mit Löffeln gefressen und er habe jetzt eine Mission, er sei dazu berufen, den armen nicht selbstbestimmten Tröpfen die Wahrheit einzutrichtern. Auch der sieht wohl sein Gegenüber dann nicht als selbstbestimmtes verantwortliches Individuum an.

Und das ist auch keine rationale Argumentation, sondern eine Diffamierung derer, die Deine Setzungen nicht teilen.

Stimmt wohl, ich hätte das auch anders ausdrücken können. Ich bin halt ein bisschen genervt von Deiner Art, von Deiner permanenten Weigerung, Deinen Standpunkt zu begründen und dem seltsamen Gerede von halbvollen und halbleeren Gläsern. Und zu behaupten, Dein Standpunkt brauche nicht begründet zu werden, weil er sich automatisch aus den Fakten ergäbe, setzt dem Ganzen wirklich noch die Krone auf.

Aber was soll's, das hat wohl keinen Zweck. Mir ist ja inzwischen sogar unklar, was Du eigentlich willst.
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#986386) Verfasst am: 22.04.2008, 13:40    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn wir mal die Diskussion in die "alte" Links-Rechts-Schematik pressen tun, also linearisieren.

Dann stehen Rechts die "Konservativen" Inkompatibilisten für die der Mensch total Determiniert ist.
In der Mitte die Kompatibilisten für die diverse Grade "bedingter Freiheit" möchlich sind.
Und Links die "Libertärnen" Inkompatibilisten für die der Mensch noch weitgehender Frei ist.

Alle bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Leben in "Reinheit" nicht existieren kann.
Alle bisherigen Erfahrungen zeigen, dass unser Denken in unserem Körper, höchstwahrscheinlich in unserem Hirn stattfindet.

Für die strengen Deterministen ist die Zukunft nur offen, weil wir nicht in der Lage sind, die Wellenformel (oder den Willen des Schöpfers) richtig zu erkennen.

Für den Libertärnen Popperschen Zuschnittes ist die Zukunft undeterminiert offfen.

Für den Kompatibilisten ist die Zukunft offen so lange sie den tatsächlich abgelaufenen Geschehnissen in der Vergangenheit nicht widersprechen.

Für die strengen Deterministen sind wir also "Marionetten-Puppen" oder "Nussschalen ohne Ruder" die dem Wellengang der "Weltmeere" ausgeliefert sind.

Wir sind auch nicht lernfähig, wir werden bestenfalls durch das Leben belehrt.

Nun frage ich Step:
Wie brachtest du die Energie auf Physiker zu werden, warum hast du dich so angestrengt und hast dich nicht zurückgelehnt und bist Buchhalter geworden.

Denn was hat die Wellenfunktion (wenn es ja kein Schöpfer sein soll, weil ich hier niemandem "zwingend" Religiosität anhängen will) davon, dass wir Menschen sie entdecken?

Steht in der Wellenfunktion drin, dass es irgendwann in ihrer Entfaltung auf der Erde sich Zellklumpen so clustern, dass diese Zellcluster fähig werden die Wellenfunktion immer besser zu verstehen.

Steht in dieser Wellenformel auch drin, dass wir Menschen im Moment erst über sie spekulieren können?

Warum erlaubt uns die Wellenfunktion darüber zu spekulieren ob es sie gibt oder nicht gibt, oder ob sie noch einige Kollegen und Kolleginnen hat?

Und dann noch ne ganz naive Buchhalter-Frage:

Ist nicht auch das Licht sowahl als Welle und als Quanten denkbar?

Agnost
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