Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Ja. Nur gibt es durchaus Gründe, warum das beim Begriff "Totalitarismus" interessanter ist als beim Begriff "Schokoriegel". |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Wenn das Selbst sozusagen zugeschüttet ist, dann kann es sich eben nicht mehr selbst bestimmen. Dann schützt Du das Fremdbestimmungsrecht. |
Assarhaddon hat folgendes geschrieben: | ||
Klar, wenn das Selbst "zugeschüttet" ist, muss ein Fremder bestimmen, was man zu tun hat. Natürlich nur, um der Fremdbestimmung entgegenzuwirken. Skeptiker weiß halt, was Frauen wollen... |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Mir geht es darum, sozusagen eine Karte dieses Feldes zu zeichnen - und auch aufzuzeigen, wo dieses Feld Lücken und Unschärfen enthält. |
pewe hat folgendes geschrieben: |
Bei ständiger Ausweitung des Begriffs ist es ja sogar möglich den Schulzwang als totalitär zu bezeichnen. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Das ließe sich diskutieren. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Hm. Kann jemand z.B. Totalitarismus wollen, wenn er nicht einmal einen Begriff von Totalitarismus hat? Was hieße denn dann "Totalitarismus wollen"? |
Zitat: |
Kritik am Totalitarismuskonzept
Nach Meinung Wippermanns (Jahrgang 1945) weise die Geschichte der Totalitarismusdiskussion Schwankungen auf, die eher politische als wissenschaftliche Ursachen gehabt hätten. Dies belege den „Doppelcharakter“ (Wippermann, S. 111) des Totalitarismus als Ideologie wie Theorie; die Stoßrichtung sei auf jeden Fall klar antikommunistisch. Die BRD hätte ein ‚demokratisches Totalitarismuskonzept‘ als Staatsverständnis, die Staatsideologie sei die eines ‚antitotalitären‘ Staates. Deutlich sei dies geworden v.a. ab den 70er Jahren durch exekutive und legislative Maßnahmen gegen Links. (...) Während Wippermann eine Neuformulierung einer Totalitarismustheorie noch für sinnvoll hält, um kommunistische und faschistische Gesellschaften zu erklären und die Legitimation zur Verteidigung der parlamentarischen Demokratie gegenüber ihren Feinden zu geben (vgl. 2.1.1. dieser Arbeit), hält Kühnl das Totalitarismuskonzept von seiner Entstehung an für ein Kampfmittel gegen Links und als wissenschaftlich nicht haltbar. (...) Inhaltliche Mängel gäbe es folgende: Die Darstellung, dass das Eingreifen der Massen ins historische Geschehen und die Demokratisierung von Staat und Gesellschaft Ursachen des Faschismus seien, sei unhaltbar. Ebenso sei es falsch, der kommunistischen wie der faschistischen Ideologie zu unterstellen, sie proklamiere ein „Paradies auf Erden“ oder „den Traum der klassenlosen Gesellschaft“ (Friedrich, S. 15, zit. nach Kühnl 1990, S. 135). Real baue die faschistische Ideologie auf der Naturnotwendigkeit von Herrschaft und Unterordnung sowie dem ewigen Kampf der Völker und Rassen ums Dasein, das Recht des Stärkeren. Die kommunistische Ideologie baue hingegen real auf einer klassenlosen, auf Solidarität beruhenden Gesellschaftsordnung auf. Die Behauptung, der Faschismus hätte die „zentrale Lenkung und Beherrschung der gesamten Wirtschaft“ (ebd.) gehabt, sei falsch, da der Faschismus die Organe der Lohnabhängigen und Mittelschichten zerschlug; die großen Industrie- und Bankkonzerne hatten ein hohes Maß an Selbtverwaltung und eine starke Machtposition im politischen und ökonomischen Herrschaftssystem. Kühnl widerlegt ebenso die Behauptung, dass der Kommunismus wie der Faschismus „den Glauben an die Stelle der Vernunft“ (Friedrich, S. 54, zit. nach Kühnl 1990, S. 138) gesetzt hätte. Denn es sei der Faschismus gewesen, der die Irrationalität und Denunziation, Blut und Boden, Glaube und Gemüt vor Vernunft und Aufklärung gesetzt hätte, während der Kommunismus sich in der Tradition von Aufklärung, Vernunft und Wissenschaft befunden hätte. Zudem deckt Kühnl auf, dass Friedrich einige seiner Thesen durch verfälschte Marx- Zitate begründet. http://www.hilfsschule-im-nationalsozialismus.de/seite-17.html |
Zitat: |
Die latente Faschismusgefahr in der BRD
Laut Kühnl sei auch in der heutigen Gesellschaft der BRD die Gefahr einer Wiedererstarkung des Faschismus latent vorhanden, da die Sozialstruktur des Kapitalismus sich nicht wesentlich verändert habe. Selbständiger Mittelstand und andere Sozialgruppen seien bedroht von sozialer Deklassierung; ökonomische Rezessionen verursachten immer wieder Krisenangst; autoritäre Mentalitäten seien weit verbreitet; ... ein jederzeit aktualisierbares Agressionspotential gegen Minderheiten sei beträchtlich; die herrschende Klasse könnte wieder in eine Lage geraten, in der ihr ein Bündnis mit dem Faschismus opportun erscheint. Der Faschismus bestehe also weiter als Möglichkeit, solange der Kapitalismus besteht. Lösungsmöglichkeit sei nicht allein die Verstaatlichung der Wirtschaft, wenn sich die Menschen, wie das Beispiel der sozialistischen Länder zeige, nicht als Subjekte des Geschehens erführen. Zur Faschismusüberwindung sei dementsprechend ein Sozialismus mit einer Fundamentaldemokratisierung zu schaffen. http://www.hilfsschule-im-nationalsozialismus.de/seite-20.html |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Das heisst, dass die Menschen nicht Objekte, sondern gemeinsam & selbstorganisiert gestaltende und kommunizierende Subjekte sein sollten, was dem Kapitalismus - nicht nur in seiner faschistischen Variante - diametral entgegen steht. |
Zitat: |
Erziehung für den Führer
Um eine Generation aus Mitläufern und Soldaten heranzuziehen, forderte das NS-Regime von Müttern, die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder gezielt zu ignorieren. Die Folgen dieser Erziehung wirken bis heute nach, sagen Bindungsforscher. ... Und ein besonders perfider Aspekt von Haarers Erziehungsphilosophie könnte sogar von Generation zu Generation weitergegeben worden sein: Um sie zu guten Soldaten und Mitläufern zu machen, forderte das NS-Regime Mütter dazu auf, die Bedürfnisse ihrer Babys gezielt zu ignorieren. Sie sollten emotions- und bindungsarm werden. Wenn eine ganze Generation systematisch dazu erzogen worden ist, keine Bindungen zu anderen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren Kindern oder Enkelkindern beibringen? ... Ein Baby weinte. Die Mutter ging auf das Kleine zu, doch kurz bevor sie bei ihm war, stoppte sie. Obwohl nur wenige Meter weiter ihr Kind schrie, machte sie keine Anstalten, es hochzuheben oder zu trösten. »Wenn wir die Mütter fragten, warum sie das taten, sagten sie: Sie dürften das Kind ja nicht verwöhnen.« Sätze wie dieser und Sprichwörter wie »Ein Indianer kennt keinen Schmerz« sind bis heute verbreitet. Selbst der Bestsellers »Jedes Kind kann schlafen lernen« von Annette Kast-Zahn und Hartmut Morgenroth deutet in eine ähnliche Richtung. Das Buch rät, Kinder mit Ein- oder Durchschlafproblemen allein in ein Zimmer zu legen und in immer länger werdenden Abständen zwar nach ihnen zu sehen und mit ihnen zu sprechen, sie aber nicht hochzuheben – selbst wenn sie weinen. ... Schon bevor sie ihre »Erziehungsbibel« veröffentlichte, schrieb Johanna Haarer in Zeitungen über Säuglingspflege. Später erschienen weitere Bücher von ihr, unter anderem »Mutter, erzähl von Adolf Hitler«, eine Art Märchen, das kindgerecht Antisemitismus und Antikommunismus propagierte, sowie »Unsere kleinen Kinder«, ein weiterer Erziehungsratgeber. Nach der NS-Zeit wurde die Münchnerin anderthalb Jahre lang interniert. Begeisterte Nationalsozialistin blieb sie den Aussagen zweier ihrer Töchter zufolge bis zu ihrem Tod 1988. Und nicht nur ihre persönliche Einstellung überdauerte das Dritte Reich – auch ihr Hauptwerk »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« blieb noch lange verbreitet. Bis Kriegsende erreichte es, durch NS-Propaganda beworben, eine Auflage von 690 000 Stück. Aber auch nach dem Krieg wurde es – vom gröbsten Nazijargon bereinigt – bis 1987 noch einmal von fast genauso vielen Deutschen gekauft: am Ende insgesamt 1,2 Millionen Mal. |
zelig hat folgendes geschrieben: |
Eine Gemeinsamkeit totalitärer Systeme ist sicher der Versuch, Menschen zu willigen Unterstützern zu erziehen, so daß Opposition oder Freiheit im Denken erst gar nicht aufkommen. Die Deutschen im NS waren auch hier besonders gründlich. Man vermutet, daß die propagierte Lieblosigkeit gegenüber dem eigenen Kind über Generationen bis in die Gegenwart wirkt..... |
Zitat: |
Zudem sei eine strenge Erziehung bereits vor 1934 in Preußen gang und gäbe gewesen. Nur eine Kultur, die ohnehin eine gewisse Neigung zu solchen Ideen von Härte und Drill besaß, habe so etwas umsetzen können, glaubt Grossmann. Dazu würden auch die Befunde von Studien aus den 1970er Jahren passen, die beispielsweise darauf hindeuten, dass im norddeutschen Bielefeld damals etwa jedes zweite Kind ein unsicheres Bindungsverhalten aufwies, im süddeutschen Regensburg, das nie zum preußischen Einflussgebiet gehört hat, hingegen nicht einmal jedes dritte. |
luc hat folgendes geschrieben: |
Ich denke, dass übermäßiges Leistungsdenken, Konkurrenz unter den Menschen totalitäre Strukturen fördern. |
unquest hat folgendes geschrieben: | ||
Wenn totalitäre Strukturen irgend etwas mit Befehl und Gehorsam zu tun haben, dürfte Leistung und Konkurrenz genau das Gegenteil bewirken. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||
Ich vermute, dass man die Nazis und auch Johanna Haaren überschätzt, wenn man davon ausgeht, dass ihnen diese Zusammenhänge so klar waren. Es war auch insgesamt nichts wirklich Neues, was Haaren da propagierte:
Sparta als wilhelminisches Erziehungsziel - das passt schon. Aber wir befinden uns hier einfach noch im (Spät-)Wilhleminismus. Auf der anderen Seite bin ich mir, was den politischen Erfolg dieser Erziehungsmethode angeht, nicht so sicher, ob die in diesem Artikel gezogenen Schlüsse wirklich stimmen, wenn ich mir die Hartnäckigkeit der geistigen Relikte in der Verteilung in der Republik ansehe - da ist nämlich dieses Nord-Süd-Gefälle nicht in dieser Art zu sehen - vielleicht sogar eher andersherum. Die Perfidie, die Du da siehst, ist im Rückblick zu sehen, aber für die Planung hatten die das Wissen gar nicht. Wenn wir ehrlich sind, haben wir es heute auch noch nicht, denn die Empörung, die hier über die Haltung des Kindes als Tyrann, den es zu brechen gilt, geäußert wird, ist zwar verständlich aber auf der anderen Seite gibt es diese Tyrannen, jeder kennt sie aus seiner Umgebung, und die Kaufhäuser kalkulieren sie teilweise ein, indem sie direkt vor der Kasse ein Süßigkeitenregal auf Kinderhöhe haben. Es ist möglich, Kinder zu verwöhnen, und auch davon abgesehen, dass sie dann sehr anstrengend werden, tun wir ihnen selbst keinen Gefallen damit. |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | ||||
Weswegen ja auch bekanntermßen z.B. das Militär mit Leistungsdruck und Konkurrenz bis aufs Blut traditionell so gar nichts anfangen kann? |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | ||||
Weswegen ja auch bekanntermßen z.B. das Militär mit Leistungsdruck und Konkurrenz bis aufs Blut traditionell so gar nichts anfangen kann? |
zelig hat folgendes geschrieben: |
Eine Gemeinsamkeit totalitärer Systeme ist sicher der Versuch, Menschen zu willigen Unterstützern zu erziehen, so daß Opposition oder Freiheit im Denken erst gar nicht aufkommen. Die Deutschen im NS waren auch hier besonders gründlich. Man vermutet, daß die propagierte Lieblosigkeit gegenüber dem eigenen Kind über Generationen bis in die Gegenwart wirkt.
... |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||||||
Vielleicht solltet ihr die Totalitarismustheorie nur auf das anwenden, für das sie gedacht ist, die Gemeinsamkeiten von faschistischen und kommunistischen Diktaturen. Alles andere ist Ablenkung. |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Also die Aristokratie hat fwo hier eingebracht. Wir können auch meinetwegen konkret über die Leistungs- und Konkurrenzaversionen bspw. der Napola reden... |
zelig hat folgendes geschrieben: | ||
Eine Gemeinsamkeit totalitärer Systeme ist sicher der Versuch, Menschen zu willigen Unterstützern zu erziehen, so daß Opposition oder Freiheit im Denken erst gar nicht aufkommen. Die Deutschen im NS waren auch hier besonders gründlich. Man vermutet, daß die propagierte Lieblosigkeit gegenüber dem eigenen Kind über Generationen bis in die Gegenwart wirkt.
https://www.spektrum.de/news/paedagogik-die-folgen-der-ns-erziehung/1555862 |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||||||||||
Leistung und Konkurrenz sind wie Kooperation und Faulheit Eigenschaften jeder menschlichen Gesellschaft. |
Zumsel hat folgendes geschrieben: |
Da gibt es dann ja aber doch gewisse graduelle Unterschiede. Der Faschismus hat die Konkurrenz und den Kampf ja geredezu zum allgemeinen Lebensprinzip erhoben, deswegen sind Faschisten ja auch quasi notwendig Sozialdarwinisten. Und das ist keine nebensächliche Eigenschaft des Faschismus. |
Zumsel hat folgendes geschrieben: |
...
Da gibt es dann ja aber doch gewisse graduelle Unterschiede. Der Faschismus hat die Konkurrenz und den Kampf ja geredezu zum allgemeinen Lebensprinzip erhoben, deswegen sind Faschisten ja auch quasi notwendig Sozialdarwinisten. Und das ist keine nebensächliche Eigenschaft des Faschismus. |
MadMagic hat folgendes geschrieben: | ||
ja, bei dem selbstorganisiert GESTALTEND da hapert es ein wenig fundamental.... Weshalb eigentlich? |
zelig hat folgendes geschrieben: | ||
Eine Gemeinsamkeit totalitärer Systeme ist sicher der Versuch, Menschen zu willigen Unterstützern zu erziehen, so daß Opposition oder Freiheit im Denken erst gar nicht aufkommen. Die Deutschen im NS waren auch hier besonders gründlich. Man vermutet, daß die propagierte Lieblosigkeit gegenüber dem eigenen Kind über Generationen bis in die Gegenwart wirkt.
https://www.spektrum.de/news/paedagogik-die-folgen-der-ns-erziehung/1555862 |
unquest hat folgendes geschrieben: | ||
Wenn totalitäre Strukturen irgend etwas mit Befehl und Gehorsam zu tun haben, dürfte Leistung und Konkurrenz genau das Gegenteil bewirken. |
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