Sind Soldaten Mörder? | ||||||||||||||||||||||||||||
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Stimmen insgesamt : 101 |
Baldur hat folgendes geschrieben: |
.....
Wenn ein Soldat aus dem Hinterhalt und aus der Deckung heraus seinen Gegner tötet, dann sind damit doch wohl auch die (Arg-)List und Heimtücke erfüllt, oder etwa nicht? Über niedere Beweggründe und böswillige Absicht ließe sich dann wiederum streiten. |
Baldur hat folgendes geschrieben: |
Das sind doch alles nur juristische Spitzfindigkeiten. Es genügt doch eigentlich zwischen fahrlässiger oder beabsichtigter Tötung zu unterscheiden.
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Surata hat folgendes geschrieben: | ||
Hä? Nein? Notwehr kann auch beabsichtigt sein in gewissen Umständen. |
Surata hat folgendes geschrieben: |
Wo genau liegt eigentlich dein Problem?
Das sind keine "juristischen Spitzfindigkeiten". |
Baldur hat folgendes geschrieben: |
Vielleicht bin ich auch zu blöd, es zu kapieren. |
Baldur hat folgendes geschrieben: | ||||||
Das stimmt.
Vermutlich liegt mein Problem darin, dass die Konsequenz (ein Mensch ist tot) die gleiche ist. Einmal steht eine Absicht dahinter, einmal nicht. Auch ein Totschlag in Notwehr ist ein Totschlag (eine Tötung). Lediglich die juristische Bewertung ist hier eine unterschiedliche. Um (juristisch) von einem Mord zu sprechen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: Arglist, Hinterlist, böswillige Absicht. Daher bezeichnete ich es als juristische spitzfindigkeit, weil die Konsequenz eben die selbe ist: Ein Mensch stirbt durch die Handlung eines anderen. Man kann alerdings auch bei jedem Soldaten, der einen anderen Soldaten tötet von Notwehr sprechen, sofern die klar ist, dass der andere den einen Töten würde, wenn der eine dies nicht zuerst tut. Oder aber wenn der andere den einene ebenfalls töten würde, wenn er die Gelegenheit dazu hätte. Auf der anderen Seite kann man es auch als einen Mord ansehen. Denn es steht die Absicht dahinter, den Feind zu bezwingen und als der Überlegene aus dem Gefecht hervorzugehen. Hierfür werden alle Mittel des Hinterhalts und der Arglist herangezogen. Letztlich bliebe also die Frage, welche Seite den Krieg mit welchen Motiven begonnen oder erwidert hat um zu beurteilen, ob es sich eher um niedere Beweggründe handelt, oder um eine "ehrenvolle Absicht". Auf die einzelne Mission und letztlich den einzelnen Soldaten heruntergebrochen, muss ich dann allerdings auch wieder Defätist zustimmen, das bei jeder Tötung (auch im Krieg) eine Einzelfallprüfung vorzunehmen ist. Es wäre aber für jeden Soldaten ein leichtes, anzunehmen, dass der Feind ihn ohne Zögern töten würde, wenn er diese Gelegenheit hätte. Daher also quasi jede Kriegshandlung als Notwehr anzusehen ist. Der einzelne Soldat wäre also komplett von der Verantwortung befreit, und die Verantwortung läge allein auf der politischen Ebene, die die Kriegshandlungen auslöst und befiehlt. Die Tötung von unbeteiligten Zivilisten müsste wiederum vor dem Hintergrund der gesamten Kriegsgeschehnisse burteilt werden. blablabla ... schwafel schwafel Fazit: Ich finde die Frage nicht so einfach zu beantworten. Das ist mein Problem. Aber vielleicht kann der weitere Diskussionsverlauf mir ja noch dabei helfden einem abschließenden Urteil weiterhelfen. Vielleicht bin ich auch zu blöd, es zu kapieren. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Ob also Soldaten Mörder sind, erschließt sich nur, wenn man sich den Gesamtzusammenhang anguckt. |
Surata hat folgendes geschrieben: | ||
Glaube ich nicht. Eher "verzweifelt". Vielleicht gehen dir passende Argumente für Systemkritik aus, also weichst du auf unpassende Nebengleise aus. |
Surata hat folgendes geschrieben: | ||
Ebend. |
Baldur hat folgendes geschrieben: |
Über niedere Beweggründe und böswillige Absicht ließe sich dann wiederum streiten. |
Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: |
Wer Soldat wird, beabsichtigt sehr wohl Menschen zu töten. Dafür hat man Soldaten. Wer nicht bereit dazu ist, ist als Soldat nicht zu gebrauchen. |
Uriziel hat folgendes geschrieben: |
- Lässt du dich zum Soldaten ausbilden, "lernst" du, zu töten. Das ist Fakt. ( Jedliche "Unschuld" und gleichwertiger "Schutzwert" neben dem' unausgebildeten Zivilisten enfällt damit schonmal. |
Uriziel hat folgendes geschrieben: |
....
- Lässt du dich zum Soldaten ausbilden, "lernst" du, zu töten. Das ist Fakt..... |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Das Problem sind nicht die Soldaten, sondern die, die sie losschicken, also ihr und ich. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Das Problem sind nicht die Soldaten, sondern die, die sie losschicken, also ihr und ich. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Das Problem sind nicht die Soldaten, sondern die, die sie losschicken, also ihr und ich. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Das Problem sind nicht die Soldaten, sondern die, die sie losschicken, also ihr und ich. |
feuerbachmarsch hat folgendes geschrieben: |
Nun, ich würde sagen, dass Soldaten nicht unbedingt Mörder sind. Damit versucht man nur die Souveranität eines Staates zu unterminieren, was mir eigentlich egal sein sollte. Aber keiner von euch kann mir sagen, er würde sich freiwillig einer Diktatur oder irgendwelchen Spinnern, die ihm nach dem Leben trachten. Mein Selbsterhaltungstrieb funktioniert. Wenn das eurer auch tut umso schöner. Es tut mir leid, sollte ich ausfallend gewesen zu sein. Aber Tucholvskys Aussage, Soldaten sind Mörder, kann nur von einem kommen, der glaubt, der Mensch sei von Natur aus friedlich und das ist einfach nur linkes Menschenbild, was dermassen falsch ist, dass man getrost ignorieren könnte. |
beachbernie hat folgendes geschrieben: | ||
Gut argumentiert! Deshalb will ich hier mal anknuepfen. Deiner Auffassung nach haengt es also von der historischen Situation ab, ob der Tucholsky-Spruch seine Berechtigung hat oder nicht. Ich kann Dir noch soweit folgen, dass Tucholsky seinen beruehmten Satz im Kontext der Befreiung Europas von den Nazis zumindest so nicht formuliert haette. Eben weil diese, sicher auch von Tucholsky als notwendig agesehene (falls er da noch gelebt haette) Befreiung, ueberwiegend von Soldaten durchgefuehrt wurde. Er verwandte seine provokativ pauschaule Aussage im Gefolge des ersten Weltkrieges als sich keinesfalls so klar zwischen "gut und boese" unterscheiden liess, sondern die Position saemtlicher Kriegsparteien moralisch fragwuerdig war und er den gesamten Krieg, ja den Krieg schlechthin, als Verbrechen brandmarken wollte. Gemeint war allerdings keineswegs "einen ganzen Berufsstand" herabzuwuerdigen, sondern allgemein Soldaten durch die provokative Pauschalitaet daran zu erinnern, dass sie auch im Krieg fuer ihre Handlungen voll verantwortlich sind und eigentlich die Pflicht haetten sich in einem sinnlosen Konflikt, wie es der erste Weltkrieg zweifellos war, zu verweigern, wollten sie nicht persoenlich mitschuldig werden an den unsaeglichen Verbrechen dieser Jahre. Die grosse Frage ist jetzt wie Tucholsky die heutige "historische Situation", die scheinbar endlose Kette von weltweiten militaerischen Interventionen der NATO, inklusive der ganzen "Kollateralschaeden", der aus Kampfhubschraubern heraus gejagten Zivilisten, den Drohnenkrieg, die Folterlager von Abu Ghraib bis Guantanamo, einordnen wuerde. Ein aehnlich sinnloses Schlachten wie der erste Weltkrieg oder ein Befreiungskrieg wie im zweiten Weltkrieg in Europa? Gerne wird von den heutigen Kriegstreibern der Vergleich mit dem zweiten Weltkrieg bemueht, wo die Fronten halbwegs klar waren. Ein scharfsinniger Denker wie Tucholsky wuerde aber sicher keinerlei Probleme damit haben diese Propaganda zu durchschauen und zu erkennen, dass es hier nur sehr vordergruendig um die Befreiung fremder Menschen von diversen Totalitarismen geht, sondern sehr egoistische Wirtschaftsinteressen der Westmaechte im Vordergrund stehen. Es geht um Oel und andere Rohstoffe und zu deren Erlangung ist jedes Mittel recht, auch niedertraechtigster Mord an Zivilisten wie z.B. bei der Zerstoerung Faludschas. Wuerde Tucholsky nun angesichts der heutigen "historischen Situation" seinen Satz genauso radikal und unmissverstaendlich formulieren? Ich meine ja und er wuerde ihn sogar noch dreimal dick unterstreichen! Ich wuerde ausserdem noch anfuehren, dass historische Situationen, in denen der Tucholsky-Ausspruch, auch in seiner provozierenden Pauschalilitaet, volle Berechtigung hat, eindeutig in der Mehrzahl und dass richtigehende mit regulaeren Soldaten gefuehrte Befreiungskriege wie die Befreiung Europas in den 40ger Jahren eher seltene Ausnahme sind. (Haette der wortgewaltige Tucholsky das anders gesehehen und seinen Spruch nur auf die spezielle Situation nach dem ersten Weltkrieg gemuenzt und nicht auf andere Kriege, er haette sich mit Sicherheit weniger pauschal ausgedrueckt!) Wirkliche Befreiungskriege werden zumeist nicht von Soldaten, sondern von eher unorganisierten Zivilisten gegen Soldaten gefuehrt. In regulaeren Kriegen zwischen verschiedenen Laendern gibt es zumeist keine klare Trennungslinie zwischen "gut und boese", sondern zumeist dominieren auf beiden Seiten die verbrecherischen Motive, so wie zur Zeit im Krieg zwischen Libyen und der NATO oder beim Ueberfall der NATO auf den Irak und die Zivilbevoelkerung muss unter den Verbrechen beider Seiten leiden. Sind Soldaten in solchem "historischem Kontext" Moerder? Unbedingt! Denn ohne sie waeren diese Verbrechen nicht moeglich! |
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