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Was für Werte haben wir? Brauchen wir Werte und Moral?
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#954396) Verfasst am: 13.03.2008, 20:31    Titel: Antworten mit Zitat

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Die Falschheit unprüfbarer Aussagen besteht darin, daß sie[...]einen Wahrheits-, bzw. Falschheitswert haben müßten, ihn aber aufgrund ihrer Unprüfbarkeit nicht haben.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wahrheit ist ein Attribut von Aussagen. Alle Aussagen haben dieses Attribut, wie auch jedes Ding Eigenschaften hat.[...].




Ascanius hat folgendes geschrieben:
Hier ein hübsches Beispiel aus Mahner/Bunges Biophilosophie: "So kann ein logisch gültiger Schluß aus lauter faktisch falschen Prämissen und einer falschen Konklusion bestehen: "Alle Giraffen haben 15 Halswirbel; Darwin ist eine Giraffe. Ergo hat Darwin 15 Halswirbel".

Das Beispiel besagt nur, daß ein Syllogismus auch gültig ist, wenn eine der Prämissen, und damit möglicherweise der Schluss ebenfalls unzutreffend ist. Das ist trivial.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Um den faktischen Wahrheitswert von Aussagen ermitteln zu können, muß also eine Korrespondenz zwischen diesen Aussagen und ihren realen Bezugsobjekten hergestellt werden. Das ist nur durch empirische Prüfung möglich.

Es gibt synthetische Urteile a priori. Du verwechselst vielleicht Prämissen mit Aussagen allgemein.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Mithin ist es genauso absurd, empirisch unprüfbare Aussagen über vorgeblich reale Sachverhalte zu treffen, wie es absurd ist, von Dingen ohne Eigenschaften (oder umgekehrt) zu reden.

Jetzt ist es also nur noch absurd und nicht „selbstwidersprüchlich und deshalb falsch“.
Gut, dann sind wir nur bei Deinem persönlichen Empfinden (und nicht bei einer formal nicht haltbaren Aussage).
Allerdings täuscht Dich meines Erachtens hier Dein Empfinden, da wir meines Wissens kein formales Kriterium kennen, anhand dessen sich „prüfbare“ von „unprüfbaren“ Aussagen unterscheiden lassen.
_________________
Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#954401) Verfasst am: 13.03.2008, 20:37    Titel: Antworten mit Zitat

Die Frage ist aber, ob wir Werte und Moral brauchen.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#954403) Verfasst am: 13.03.2008, 20:42    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Die Frage ist aber, ob wir Werte und Moral brauchen.


Ja, sorry. Stimmt. Hab ja gesagt, daß wir die in der Praxis brauchen.
Welche Werte überhaupt?
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Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#954433) Verfasst am: 13.03.2008, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Die Frage ist aber, ob wir Werte und Moral brauchen.
Ja, sorry. Stimmt. Hab ja gesagt, daß wir die in der Praxis brauchen. Welche Werte überhaupt?

Z.B. ein grober Zielkonsens wäre nicht schlecht. Wo / wie wollen wir die Erde / die Menschen in 20/50/100 Jahren haben? In welche Richtung soll es gehen?
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#954435) Verfasst am: 13.03.2008, 21:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Deiner ethischen Zentralprämisse kann ich übrigens nicht zustimmen, denn mir fehlen dabei a) ein Recht auf Selbstbestimmung und b) ein Recht auf Leben.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Weshalb - konkret! - sollte man einem Objekt diese Rechte überhaupt zugestehen???

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Einem Subjekt, nicht einem Objekt.

[...]
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und warum man ihm das zugestehen sollte: aus demselben Grund, warum man ihm ein Recht auf Nicht-Leiden zugestehen sollte.

Wie kann das derselbe Grund sein??? Es handelt sich doch um unterschiedliche Rechte, die sich logischerweise auf unterschiedliche Eigenschaften der betreffenden Wesen beziehen müssen.

Ja, natürlich. Ein Recht auf Selbstbestimmung macht nur Sinn für ein Wesen, das diese auch ausüben kann. Logisch. Trotzdem bleibt der Grund doch derselbe: ich halte die Gewährung von Selbstbestimmung eines Wesens für ähnlich grundlegend wie das Zugestehen eines Rechtes auf Leidminimierung.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Weil Setzungen Willkürakte sind, denen man sich ebenso willkürlich verweigern kann, mache ich lieber auf reale Sachverhalte aufmerksam, aus denen alle geistig gesunden Menschen ableiten können, warum wir überhaupt eine Ethik brauchen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aus realen Sachverhalten folgt überhaupt nichts.

Aus ihnen folgt nichts Normatives,

Jo, das war es, was ich eigentlich sagen wollte.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
aber sie können wenigstens als echte Begründung für Normatives dienen. Setzungen wie "Gott will 'A'" oder "der Mensch hat ein Lebensrecht" oder "der Mensch besitzt Würde" lassen sich beliebig gegen Setzungen wie "Gott will 'nicht-A'" oder "der Mensch hat kein Lebensrecht" oder "der Mensch besitzt keine Würde" austauschen, denn sie sind allesamt gleichermaßen willkürlich.

Nein, sind sie nicht. Setzungen, die kritisierbar und hinterfragbar sind, (z.B. "wir sehen unser Leben als Wert an und gewähren daher auch anderen Menschen ein Lebensrecht"), sind dadurch weniger willkürlich, als solche, die das von Vorneherein nicht sind ("Gott willl 'A").

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ich hingegen erkenne in dem Umstand, daß die meisten Menschen leben und möglichst nicht leiden wollen, den einzigen erfolgversprechenden Anknüpfungspunkt für eine funktionale Ethik.

Nein, das stimmt nicht. Du siehst nur die Leidvermeidung als einzigen Anknüpfungspunkt für eine Ethik an und sonst nichts. Du wehrst Dich ja sogar dagegen, das Leben eines erwachsenen Menschen als Wert anzusehen. Vielleicht, weil Du glaubst, ganz ohne den Begriff "Wert" auskommen zu können. Wüsste aber nicht, wie das in einer Ethik zu machen wäre. Das geht mE nur mit großen Verrenkungen und letztlich verwendet man irgendwie ein anderes Wort, das aber letztlich dasselbe bedeutet. Zum Beispiel siehst Du wohl Leidfreiheit als zu erstrebendes Gut an, was aber nun mal bedeutet, dass Du ihr damit einen Wert zumisst.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Sie müssen interpretiert werden und dann kann man sich auch bestimmte Grundsätze einigen. Ich wüsste wirklich nicht, wie man das anders handhaben könnte. Und diese Grundsätze sind Setzungen, klar, was sonst.

Wie willst Du verhindern, daß sich Menschen auf Grundsätze einigen, die geradewegs in den nächsten Holocaust führen??? Nicht jeder Grundsatz, auf den man sich einigen kann, ist auch ein ethischer!

Weiß nicht, inwiefern Grundsätze einer Ethik selber ethisch sein könnten. Scheint mir ein Widerspruch in sich zu sein.

Wahrscheinlich meinst Du das wohl anders: nicht jeder Grundsatz wird uns im Lichte unserer Erfahrungen als gleich annehmbar, gleich plausibel, gleich nachvollziehbar erscheinen. Wenn Du das so meinst: ja, natürlich.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es müsste halt begründet werden, dass alle Interessen irgendwie auf Leid zurückzuführen seien und daher Dein Grundsatz als alleiniger so tragfähig ist, wie Du zu meinen scheinst. Und das sehe ich bisher nicht.

Dann versuch doch mal Folgendes: Triff einige Aussagen der Form "du sollst 'A' tun". Dann frage so oft "warum", bis Du nicht mehr weiterkommst. Spätestens an dieser Stelle sollte es um Leid gehen - und sei es noch so indirekt. Falls nicht, war die Aussage ethisch unbegründet.

Schiffbrüchiger: Warum soll ich den bewusstlosen anderen Schiffbrüchigen nicht töten?
Antwort: Weil er Dir ein guter Gefährte sein kann und Du dann nicht alleine bist.
Schiffbrüchiger: Ich kann den aber nicht leiden, der geht mir auf die Nerven. Mir ist es egal, dass ich dann alleine bin, ich wäre froh drum.
Antwort: Wenn Du ihn tötest, dann tust Du ihm weh, er muss leiden. Du willst doch selber auch nicht leiden.
Schiffbrüchiger: Der ist doch bewusstlos, der merkt gar nichts. Ich habe hier eine Ampulle mit einem Kontaktgift, wenn ich ihm das auf die Haut träufele, dann ist er sofort tot.
Antwort: Ja, gut, also wenn er nicht leidet dabei, dann gibt es ja nichts weiter dagegen einzuwenden. Dann mach mal ruhig.
Schiffbrüchiger: Muss ich ein schlechtes Gewissen dabei haben?
Antwort: Nein, natürlich nicht: wenn er nicht leidet, ist es ethisch neutral.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Es ist und bleibt ethischer Nonsens, Wesen ein Lebensrecht zu gewähren, die nicht wissen, daß sie leben, und demzufolge auch kein Interesse daran haben können.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nein, selbst unter der Prämisse, nur die Gefühle reflektionsfähiger Wesen [...] seien zu berücksichtigen, ist das kein ethischer Nonsens, denn die Aufhebung des Lebensrechtes von Neugeborenen hätte auch Auswirkungen auf diese Wesen.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Nur so lange, wie ihr ethisches Denken defekt ist und sie "nicht-verboten-Sein" mit "erlaubt-Sein" oder "geboten-Sein" verwechseln!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
"Ethisch defekt"? Hm, ja, ich meine in diesem Zusammenhang durchaus, dass "nicht-verboten-sein" so ziemlich dasselbe ist wie "erlaubt-sein".

Dann bist Du in "guter" Gesellschaft mit einem Haufen moralischer Crétins, die das Gemeinwesen schädigen, indem sie Gesetzeslücken ausbeuten oder Rechte nur deshalb in Anspruch nehmen, weil es sie eben gibt. Auch das sind Leute, die nicht zwischen Recht und Ethik unterscheiden (können, weil sie es nie gelernt haben).

Wenn es (moralisch/ethisch) falsch ist, das Gemeinwesen zu schädigen, dann ist es falsch, eine Gesetzeslücke dazu auszunutzen, um eben das zu tun.

Wenn es aber ethisch neutral ist, jemanden zu töten, dann kann es nicht gleichzeitig ethisch falsch sein, das zu tun und deswegen kann man nicht jemanden, der etwas als explizit "ethisch Neutrales" Kategorisiertes tut, als "ethisch defekt" bezeichnen.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Setze einen Blinden an das Steuer eines LKW, und es dürfte eine Katastrophe geben. Erzähle einem ethisch Ahnungslosen, Neugeborene "hätten kein Lebensrecht", und es dürfte ebenfalls eine Katastrophe geben.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wieso sind ethisch als neutral bewertete Tötungen Katastrophen oder verstehe ich da was falsch?

Aber ganz entschieden! Die Tötung Neugeborener kann für Dritte schweres Leid bedeuten.

Ja, sicher. Aber dann wäre die Tötung ja nicht mehr ethisch neutral und auch Du würdest diesen speziellen Säuglingen (zu denen eine nennenswerte emotionale Beziehung bewusster Dritter besteht) wohl ein Lebensrecht zugestehen wollen. Oder nicht?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Faschistisches Denken besteht in seinem Kern darin, gleiche erE nicht in gleicher Weise zu würdigen:

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich halte nicht viel von dem Begriff Faschismus, das ist in diesem Zusammenhang ein nichtssagendes Wort, unter dem jeder etwas anderes versteht.

Meine Beispiele lassen an Aussagekraft ja wohl nichts zu wünschen übrig! Warum bist Du eigentlich nicht auf sie eingegangen? Waren sie vielleicht doch zu entlarvend?

Unsere Beiträge sind sehr länglich. Würde ich nichts kürzen, dann wären sie schnell noch viel länger. Zu Deinen Beispielen von Missständen kann ich nicht viel sagen. Klar wäre es schön, wenn alle Missstände abgeschafft würden.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wäre es übrigens ethisch einwandfrei oder sogar geboten, Leute (von Geburt an oder später gegen ihren expliziten Willen oder auch ungefragt) mit hypothetischen Glücksdrogen vollzupumpen, so dass sie nicht mehr leiden können, (testhalber mal ein Tötungsverbot angenommen)?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
In der folgenden Aussage steckt alles, was Du zur Beantwortung Deiner Frage brauchst: Handlungen, die keinem beteiligten oder betroffenen Wesen Leid zufügen, sind moralisch weder ge- noch verboten.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das verstehe ich nicht.

Das ist leider auch an Deinen vollkommen irrwitzigen Beispielen zu erkennen.

Du hast hier meine Erläuterung, warum ich es nicht verstehe, weggeschnitten.

Deswegen noch einmal: müsste es nach Zugrundelegung Deiner Prämissen nicht geboten sein, Leid zu vermindern? Wenn ja: wie verträgt sich das mit der dazu widersprüchlichen Aussage: "Handlungen, die keinem beteiligten oder betroffenen Wesen Leid zufügen, sind moralisch weder ge- noch verboten."?

Und noch einmal auf den Kern des Beispieles zurückzukommen: wenn es geboten ist, Leid zu vermindern, müsste man das nicht auch immer gegen einen anfänglich entgegengesetzten Willen durchziehen, vorausgesetzt, man bewertet die Summe der Leidvermeidung größer als das Leid, das anfangs durch das Brechen des Willens verursacht wird?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wer darunter leidet, Neugeborene zu töten, sollte es einfach unterlassen. Wer mit einer Gefängnisstrafe rechnen muß und darunter leiden würde, sollte das vernünftigerweise - zusammen mit etlichen anderen Aspekten - in seine ethische Reflexion mit einbeziehen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Hm. Wenn die Tötung ethisch neutral ist, dann darf es natürlich auch keine Sanktionen dafür geben,

Ethik bedarf keiner Sanktionen im juristischen Sinne, denn die schlimmste Strafe für einen moralischen Menschen ist sein eigenes schlechtes Gewissen!

Es geht mir darum, dass aus Deiner Ethik folgt, dass diese rechtlichen Sanktionen falsch sind und es also ethische Einwände gegen diese Sanktionen geben müsste. Die Sanktionen aber einfach so als gegeben anzusehen und zu fordern, jemand solle sich gefälligst daran orientieren, ist merkwürdig und führt zu den seltsamsten Ergebnissen. Ich spare mir ein paar Beispiele dazu.

Und wieso sollte man eigentlich bei einer ethisch neutralen Tat Gewissensbisse bekommen?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Sollte man also zum Beispiel Löwen davon abhalten, Antilopen leiden zu lassen?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Das könnte man beispielsweise tun, indem man die Antilope schnell tötet und dann dem Löwen überläßt.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Genau. Und das wäre ja wohl Deiner Meinung nach ethisch geboten.

Wenn man die Szene zufällig beobachtet, und wenn man zufällig ein Gewehr zur Hand hat, und wenn man zufällig ein sehr guter Schütze ist, dann wäre das moralisch geboten. Natürlich wird kaum jemand überhaupt in eine solche Situation geraten können, aber mir ist schon aufgefallen, daß Du eine gewisse Vorliebe für Abwegigkeiten hast.

Leidverminderung ist nur dann geboten, wenn man sie zufällig konkret beobachtet?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Unfall ist geschehen. Fünf Unfallopfer werden in die Klinik eingeliefert. Bei jedem ist ein Organ derart verletzt, dass er/sie nur noch zwei Tage zu leben hat. Es gibt zufällig eine Krankenschwester auf der Station, deren Organe alle fünf retten könnten. Ist der Chirurg nun ethisch verpflichtet, die Krankenschwester zu töten, um die fünf Schwerverletzten zu retten?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Falls es absolut keine Alternative gibt (was ich schwer bezweifle) und die Krankenschwester eine moralische Person ist, würde sie das sogar selbst anbieten. (Nicht erst) in einer Welt, die keine wesentlich größeren Probleme als dieses mehr kennt, sollte das von jedem moralischen Subjekt zu erwarten sein.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Frage ist aber nicht, ob Du oder die Krankenschwester das von sich heraus tun würden, (ich würde mich übrigens nicht opfern), sondern die Frage ist, ob der Chirurg unter Berücksichtigung Deiner Prämissen nicht ethisch verpflichtet wäre, die Krankenschwester auch gegen ihren Willen zu töten, um das Leid der Verletzten und ihrer Angehörigen zu mindern.

Auch dieses Beispiel ist dermaßen wirklichkeitsfremd, daß jede Antwort falsch wäre.

Das ist erstens ein ethisches Standardbeispiel, müsstest Du doch kennen und zweitens ist es keineswegs wirklichkeitsfremd.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Nur so viel: es sind extremste (!!!) Ausnahme(!!!)situationen denkbar, in denen ein Mensch gegen seinen Willen getötet werden muß, damit andere weiterleben können.

Was ist aber nun mit obigem Ethik-Standardbeispiel? Gibt es ein Handlungsgebot für den Chirurgen oder nicht? Und wenn nein, warum gibt es das nicht, wenn doch "sterbenlassen" für dich gleichbedeutend ist mit "töten" und wenn die Summe des Leides im Falle des Tötens geringer ist als im Falle des Sterbenlassens?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Moralische Menschen wissen, wann sie ihr Leben aufzugeben haben. Sie wissen auch, daß man sie wahrscheinlich töten wird, wenn sie unter dem psychischen Druck in einer extremen (!!!) Ausnahme(!!!)situation nicht fähig sind, ihr Leben selbst zu beenden. Sie werden sogar froh darüber sein, denn ein Weiterleben mit schlechtem Gewissen gehört für sie zum schlimmsten Leid, das sie sich vorstellen können. Wo moralische Menschen sind. ist alles darauf ausgerichtet, Situationen vorzubeugen, in denen Leid entsteht, also auch und gerade solchen, wie Du sie Dir ein ums andere Mal aus den Fingern saugst! [...]
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich zum Beispiel bin in dem Sinne kein moralischer Mensch: ich würde weder freiwillig mein Leben opfern, noch hätte ich ein schlechtes Gewissen dabei,

Woher sollte das auch kommen? Keine Ethik -> kein Gewissen. Bezeichnend übrigens, daß Du bei der Stellungnahme zu einer Frage, mit der Du mich in Schwierigkeiten bringen wolltest, nun selber versagst, und zwar auf ganzer Linie.

Das ist wohl Ansichtssache. Eine Ethik, die mir kein Recht auf Leben zugestehen will, ist mir sehr suspekt.

Auf jegliche moralischen Appelle, ich solle mein Leben einer guten Sache opfern, kann ich dankend verzichten.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
noch würde ich es akzeptieren, dazu (moralisch) gedrängt zu werden, auf mein Leben zugunsten anderer zu verzichten,

Dann müßtest Du natürlich auch akzeptieren, daß Andere es genauso halten und Du zu deren Opfer werden kannst.

Natürlich finde ich es richtig, wenn andere es genauso halten.

Wieso Opfer?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
noch könnte ich ein solches moralisches Gebot für gut heißen.

Dann gib doch besser zu, daß Du gar kein ernsthaftes Interesse an Ethik hast! Das wäre wenigstens ehrlich.

Schulterzucken

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Religiöse Wissenschaftler sind philosophisch schizophren (was sich nur dann nicht auf ihre Arbeit auswirkt, wenn sie ganz besonders schizophren sind), und Utilitaristen, denen es nicht wenigstens indirekt um eine "Aufwertung" nichtmenschlichen Lebens geht, haben die innere Systematik des Utilitarismus nicht begriffen - so einfach ist das...

Tja, wohl überflüssig zu sagen, dass ich das anders sehe. Der "echte" Wissenschaftler und der "echte" Utilitarist also. Naja. Aber egal, anderes Thema.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber die Menschenwürde liegt mir schon am Herzen.

"Menschenwürde" ist eine speziesistische Wahnvorstellung, denn es handelt sich dabei um eine Äquivalenzkategorie von Rassismus, Sexismus und auch Antisemitismus! Es schüttelt mich vor Ekel!

Aha.

Menschenwürde bedeutet konkret, dass wir den Mitgliedern unserer Gesellschaft explizit ein von uns nicht antastbares Bündel an (minimalen) Grundrechten zugestehen. Das ist mMn wichtig für das Funktionieren unserer Gesellschaft.

"Menschenwürde" sagt noch nichts aus darüber aus, wen konkret wir zu unserer Gesellschaft zurechnen und nichts darüber, wie wir mit Nicht-Mitgliedern unserer Gesellschaft umgehen, welche Rechte wir ihnen zugestehen und welche nicht.

Und wieso ist das nun eine Äquivalenzkategorie von Rassismus, Sexismus und auch Antisemitismus?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Sie verbietet nämlich konkret eine solche Verdinglichung und Aufrechnung von Menschen gegeneinander, wie Du es oben im Unfall-Beispiel tust.

Menschen sind Dinge! Nur, weil sie Dinge sind, können sie spezifische Eigenschaften besitzen, die ihre moralische Objekt- und Subjekthaftigkeit konstituieren! Was Du als "Aufrechnung" bezeichnest, ist übrigens praktische Ethik! Willkommen in diesem Thread!

Nö, das ist keine praktische Ethik, das ist nur falsch verstandener Utilitarismus.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ich dagegen weiß, daß wir können, was wir wollen, solange es keinem grundlegenden Naturgesetz widerspricht. Wenn Du die Welt zu keinem besseren Ort machen willst, dann sag es doch einfach!

Oh, habe ich nichts dagegen. Nur zweifele ich halt daran, dass Deine Vorstellungen tatsächlich das leisten können, was Du meinst.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich fasse zusammen: indirekte Gründe sind für Dich weniger ausschlaggebend als direkte Gründe. Sie reichen nicht aus für die Begründung zum Beispiel eines Tötungsverbotes.

"Mein" Tötungsverbot ist indirekt begründet, weil es eine direkte Begründung nicht geben kann! Außerdem sollte man sich schon die Mühe machen, jede zu beurteilende Situation genauestens zu analysieren. Um eine wohlreflektierte Entscheidung treffen zu können, müssen alle verfügbaren Anhaltspunkte auf den Tisch. Liegen keine direkten Gründe vor, etwas zu tun oder zu unterlassen, geben natürlich die indirekten Gründe den Ausschlag. Ist die Methodik meines Systems wirklich so schwer zu durchschauen?

Nein, keineswegs. Sie ist sehr einfach zu durchschauen, weil sie auf einer einfachen Prämisse beruht: nur das kann von ethischer Bedeutung sein, was Leid verursacht. Wenn eine Tötung kein Leid verursacht, darf sie nicht abgelehnt werden.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und: es gibt ein nebulöses und nicht weiter zu begründendes "moralisch Gebotenes".

Wer sagt das und warum?

Du sagst das permanent, indem Du behauptest, eine Ethik sei letztlich verzichtbar, weil Du anscheinend noch irgend etwas dazu Übergeordnetes postulierst, den "geistig gesunden Menschen", der "ethisch intakt" sei und deshalb gar keiner ethischen Begründung bedürfe.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Er benötigt dazu keine Ethik, keine Vorschriften und keine Ge-/Verbote. Es liegt einfach in ihm drin, weil er "geistig gesund" ist.

Willst jetzt auch Du in Gefasel abgleiten?

Dieses "Gefasel" ist lediglich die Zusammenfassung des hier bisher von Dir Gebrachten.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
[...]
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ich habe es gar nicht nötig, irgendein Heil zu "versprechen", denn es geht fast zwangsläufig aus meinem System hervor.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Genau das verstehe ich unter Heilsversprechungen.

Dann müßtest Du wohl jedes zu erwartende Ergebnis einer systematischen Vorgehensweise als Heilsversprechung betrachten - das ist doch lächerlich! Heilsversprechungen zeichnen sich gerade dadurch aus, daß sie in keinem systemischen Kontext stehen und teilweise kraß irrational sind. Etwas dergleichen gibt es in meinem System nicht!

Dein System ist mMn undurchdacht, mit mir unannehmbar erscheinenden Folgen und daher sind auch die versprochenen, aber für mich sich nicht ergebenden Auswirkungen nicht nachvollziehbar:

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
[...] Solltest Du das hier überlesen haben?:

"• Die Ressourcen der Welt wären gleich verteilt, weil - gemäß dem Prinzip der gleichen Berücksichtigung gleicher B&I - niemand mehr von ihnen für sich in Anspruch nehmen wollte, als auch alle Anderen haben können. Schon das würde gewaltig viel Leid beseitigen.
• Menschen würden sich ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechend in ihre Gesellschaften einbringen können, weil sie nicht mehr als absolut unvermeidbar daran gehindert werden. Das wiederum würde die wirtschaftliche Produktivität erhöhen und über eine größere Zufriedenheit auch die allgemeine psychische und physische Gesundheit fördern.
• Jegliches Handeln würde Umwelt- und Tierschutzaspekte berücksichtigen. So ließe sich ein nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen gewährleisten.
• Es gäbe keine Kriege mehr, und Morde würden nur noch von Psychopathen begangen."


Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Tötung in meinem Beispiel ist für Dich ethisch neutral. Das genau ist der Punkt. Alles Gerede von meinem Menschenbild usw. ist nur Ablenkung.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Im Gegenteil! Nur jemand mit einem solchen Menschenbild kann auf den auch logisch aberwitzigen Gedanken kommen, daß nicht-Tun (schon "Unterlassung" wäre ein inadäquater Begriff) nur mit Verboten einhergehen kann.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nö, habe ich nicht gesagt.

Du hattest behauptet, der wache Schiffbrüchige bräuchte ein Tötungsverbot, um den schlafenden nicht einfach umzubringen.

In einer Ethik müsste eine Handlung als ethisch falsch deklariert werden, um als ethisch falsch angesehen zu werden. Ist sie als ethisch neutral deklariert, dann ist sie ethisch neutral und nicht ethisch falsch (Tautolgiealaram!). Das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich halte die Tötung eines selbst-bewussten Wesens für falsch, [...] weil ich es dadurch seiner Zukunft beraube.

Na und? Wie kann etwas, das 'X' nicht erlebt, wenn man 'A' tut, der Grund dafür sein, 'A' zu unterlassen? Bitte sammle Dich!!!

Ich bin gesammelt. Es mag Dir merkwürdig erscheinen, aber ich finde es gar nicht so abwegig wie wohl Du, die künftigen Auswirkungen meiner Handlungen theoretisch durchzuspielen.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Deswegen ist die Tötung für mich hier ein Problem. Und wenn Du jetzt behaupten solltest, das sei willkürlich: es ist jedenfalls auch nicht willkürlicher als die unnötige Zufügung von Leid für falsch zu halten.

Und noch einmal:

Die Empfindung von Leid ist unabhängig davon, ob ein Wesen weiß, daß es leidet. Darum ist es gleichgültig, ob es sein Leid mit Worten beschreiben kann oder "nur" winselt und wegläuft.

Ja. Und?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Das selbst-Bewußtsein bestimmter Wesen ist nur von sekundärer ethischer Relevanz, weil es sie lediglich dazu befähigt, ihr Leid als ihr Leid wahrzunehmen.

Wenn denn die Leid-Prämisse tatsächlich ausreichend wäre als einzige Grundprämisse für eine Ethik, was ich doch aber bezweifle.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ein schneller und schmerzloser Tod ist für das betroffene Wesen selbst bedeutungslos, weil der Tod kein Zustand ist, unter dem es leiden kann. Also gibt es auch kein direkt begründbares Tötungsverbot.

Entweder spielt es keine Rolle, ob man etwas als primär oder sekundär klassifiziert oder aber man nimmt eine Wertung vor (sekundär ist weniger wichtig als primär).

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Die Empfindung von Todesangst ist abhängig davon, ob das Wesen weiß, daß es lebt und sterben kann. Nur lebensbewußte Wesen können leben wollen. Darum haben auch nur sie "Verwendung" für ein Lebensrecht.

Warum sollte aber die (bewusste) "Verwendung" die einzig ausschlaggebende Rolle spielen?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Fazit: Es ist sinnlos, Wesen Rechte zuzubilligen, die sich auf nicht-vorhandene Eigenschaften beziehen oder an denen sie kein Interesse haben können.

Nein, ist es nicht. Es müssen selbstverständlich (utilitaristisch argumentiert) hierbei die Interessen der bewussten Wesen berücksichtigt werden.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Auch Dir wird also nichts anderes übrig bleiben, als moralische Subjekt- und Objekthaftigkeit von Vorhandensein und Ausprägung bestimmter Eigenschaften abhängig zu machen. Solange Du Dich dem verweigerst, werden wir auf der Stelle treten.

Ich verweigere mich dem doch gar nicht.

Ich halte nur Deine Prämisse für haaresträubend unbegründet und unlogisch, es seien für die Behandlung von X nur die aktuellen Eigenschaften von X ausschlaggebend.
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Wolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#954474) Verfasst am: 13.03.2008, 23:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Es gibt sehr wohl eine Vielzahl an mathematischen Objekten mit einer Masse, Größe(zB Volumen) usw.


Wolf hat folgendes geschrieben:
ZB ein eliptischer Zylinderhuf eine Kugel usw(messbare Menge des R3) haben ein Volumen(Inhalt).


Volumina mathematischer Objekte sind natürlich ebenso fiktiv wie diese Objekte selbst (und nein, es gibt keine massehaltigen Konstrukte!)!
Sowie es keine math. Objekte mit Volumen gibt?
Zitat:

Wolf hat folgendes geschrieben:
Wie willst du die genannte Dinge berechnen, wenn es dafür kein math. Konzept gibt?

Mathematische Objekte sind keine Dinge!
Ich meinte auch eher das Volumen, etc, von Dingen.
Zitat:

Sie können bestenfalls Dinge repräsentieren, aber sie selbst bleiben fiktiv! Mit der Sprache verhält es sich genauso: Begriffe können Dinge repräsentieren, sind ihrerseits aber nicht real.
Was ist schon real?
Zitat:

Wolf hat folgendes geschrieben:
Was für einen Unterschied macht es, wenn man Haus nur dann existiert, wenn ich es beobachte?


DRINGEND! - Philosophische Grundschule - DRINGEND!

George H. Smith
Atheism: The Case Against God
Taschenbuch, Prometheus Books, Buffalo, NY, 1980, 355 Seiten.
ISBN 087975124X
Kannst du nicht deine eigenen Worte verwenden? Oder hast du die verloren?
Zitat:

Wolf hat folgendes geschrieben:
Aber welchen Unterschied macht dies jetzt zum Mittelwertsatz?


Der Mittelwertsatz existiert nicht! Nur Gehirne (und Häuser) existieren!
Hier habe ich einen anderen Existenzbegriff. Der Mittelwertsatz existiert innerhalb seines Axiomensystems. Völlig gleichgültig ob ihn bereits wer entdeckt hat.
Zitat:

Wolf hat folgendes geschrieben:
Verliert der seine Gültigkeit wenn ich mir ihm nicht bewusst bin?


Ein Konstrukt kann nichts verlieren, schon gar nichts, was es nicht hat, weil es niemand denkt!
Der Mittelwertsatz hat Gültigkeit, aber ich gebe dir recht, dass er diese nicht verlieren kann.
Zitat:

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Solltest Du Dich ernsthaft mit philosophischen Fragen auseinandersetzen wollen, wirst Du dringend gegen Deine semantische Unbekümmertheit vorgehen müssen!


Wolf hat folgendes geschrieben:
Nein, weswegen sollte ich?

O.k., dann wird diese Antwort meine letzte gewesen sein. Ich habe keine Zeit für Kindereien.
Wie du willst. Ich halte Kindereien für wichtig.
Zitat:

Wolf hat folgendes geschrieben:
Ich finde diese Auffassung von Existenz und Wirklichkeit keineswegs dumm, sondern halte sie viel mehr für einen logisch vertretbaren Standpunkt, der den Wirklichkeitsbegriff auf eine für die Ich-perspektive höchstpassende Weise einschränkt.

Dinge sind durch ihre Eigenschaften das, was sie sind.
Ist das jetzt eine Definition von Eigenschaft, eine Tautologie oder was? Ich sehe darin nicht mehr Information, als Dinge, sind was sie sind.
Zitat:

Weil sie einfach sie selbst sind, verhalten sie sich gesetzmäßig,
SO? Da hätte ich jetzt gerne eine strenge Herleitung. Setzt du nicht a priori voraus, dass Dinge sich gesetzmäßig verhalten und weil Dinge einfach sich selbst sind, also sind wie sind, verhalten sie sich gesetzmäßig, weil sie sich gesetzmäßig verhalten.
Zitat:

was wiederum eine der Voraussetzungen dafür ist, daß wir sie erkennen können.
Von Sesseln sind keinerlei Eigenschaften bekannt, aufgrund derer sie sich in nichts auflösen könnten
Ja habe ich auch nie abgestritten.
Zitat:

(Energieerhaltungssatz!!!
Denn gibts doch gar nicht, der ist doch bloß ein Konstrukt.
Zitat:
). Wie wäre das überhaupt zu prüfen? Merke: unprüfbare Aussagen sind erkenntnistheoretisch selbstwidersprüchlich und deshalb falsch.
Unüberprüfbare Aussagen sind nicht per se widersprüchlich. Du hast übrigens die unüberprafe Existenz des Sessels angenommen, während ihm niemand beobacht.
Warum? Weil du dich gerne rasierst?
Unüberprüfbare Aussagen bringen allerdings keinen Erkenntnisgewinn.
Zitat:

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Sätze sind Aussagen, Aussagen sind Äquivalenzklassen von Gedanken, und die wiederum sind Äquivalenzklassen von Gehirnprozessen. Kurzum: kein Subjekt -> keine Gehirnprozesse -> keine Aussagen/Sätze.


Wolf hat folgendes geschrieben:
Realität ist äquivalent zur Beobachtung, kein Beobachter-> keine Realität)

Tja, so ist das, wenn man Metaphysik und Erkenntnistheorie nicht auseinanderhalten kann...
Tja so ist das, du kannst mich ja sicher aufklären, wo der Fehler ist.
Huch benütze ich hier ein anderes Verständnis von Wirklichkeit. Nein was du nicht sagst.
Zitat:

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Natürlich ist es möglich, daß in den Gehirnen verschiedener Lebewesen unabhängig voneinander so ähnliche Prozesse ablaufen, daß die gleichen Ergebnisse dabei herauskommen. Solche Zufälle können durchaus spektakulär sein, aber analytische Philosophen und Wissenschaftler halten sich mit dergleichen nicht lange auf.


Wolf hat folgendes geschrieben:
Schade für sie.


Eigentlich nicht. Sie haben Wichtigeres zu tun.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wahrheit ist ein Attribut von Aussagen, Aussagen sind Äquivalenzklassen von Gedanken, und die wiederum sind Äquivalenzklassen von Gehirnprozessen. Kurzum: keine Gehirne -> keine Sätze -> keine Wahrheit.


Wolf hat folgendes geschrieben:
Nun hast dein eigenes Konzept von Dinge(so zeug das wirklich existiert, also deren Existenz wahr ist) selbst widerlegt.


Dann lies den Satz einfach nochmal und versuche wenigstens, ihn zu verstehen!

Auf den Rest Deines Beitrages gehe ich nicht ein. Ich bin es leid, mich zu wiederholen.
Oh ich will gar nicht das du dich wiederholst. Ich will, dass du versuchst darüber nachzudenken.
Zitat:

Laß uns Schluß machen.

Ein Rückzieher?

P.S.:Ich vertrete übrigens keinen Platonismus, falls du dies meinst.
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Wolf
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Beitrag(#954500) Verfasst am: 14.03.2008, 00:08    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:

Wie kann das derselbe Grund sein??? Es handelt sich doch um unterschiedliche Rechte, die sich logischerweise auf unterschiedliche Eigenschaften der betreffenden Wesen beziehen müssen.

Ja, natürlich. Ein Recht auf Selbstbestimmung macht nur Sinn für ein Wesen, das diese auch ausüben kann. Logisch. Trotzdem bleibt der Grund doch derselbe: ich halte die Gewährung von Selbstbestimmung eines Wesens für ähnlich grundlegend wie das Zugestehen eines Rechtes auf Leidminimierung.

An Ascanius den berühmten Logiker:
Weshalb können aus einer Eigenschaft nicht mehre Rechte "folgen".
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Ascanius
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Beitrag(#957467) Verfasst am: 18.03.2008, 05:36    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Es gibt synthetische Urteile a priori.


Definiere bitte den Begriff "synthetisches Urteil a priori". Ich selbst verwende ihn nicht. Soltest Du schlicht "Postulate" meinen? Sogar sie können in ihrem Kontext logisch geprüft werden und sich als falsch oder überflüssig erweisen.

zelig hat folgendes geschrieben:
Du verwechselst vielleicht Prämissen mit Aussagen allgemein.


Nicht, daß ich wüßte, aber vielleicht haben diese Begriffe ja für Dich eine andere Bedeutung als für mich.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Mithin ist es genauso absurd, empirisch unprüfbare Aussagen über vorgeblich reale Sachverhalte zu treffen, wie es absurd ist, von Dingen ohne Eigenschaften (oder umgekehrt) zu reden.


zelig hat folgendes geschrieben:
Jetzt ist es also nur noch absurd und nicht „selbstwidersprüchlich und deshalb falsch“.


Sind Widersprüche etwa nicht absurd?:

Jemand trifft die empirisch unprüfbare Aussage 'A' über einen angeblich realen Sachverhalt. Dadurch entsteht folgender Widerspruch:

'A' hat einen faktischen Wahrheitswert, weil sie eine Aussage über einen angeblich realen Sachverhalt ist.

'A' hat keinen faktischen Wahrheitswert, weil sie empirisch unprüfbar ist.

zelig hat folgendes geschrieben:
Allerdings täuscht Dich meines Erachtens hier Dein Empfinden, da wir meines Wissens kein formales Kriterium kennen, anhand dessen sich „prüfbare“ von „unprüfbaren“ Aussagen unterscheiden lassen.


Was meinst Du mit "formales Kriterium"? Der Begriff der Prüfbarkeit muß definiert und dann gemäß seiner Definition gebraucht werden. Wie kann eine Erkenntnistheorie ohne ihn auskommen???
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Ascanius
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Beitrag(#957468) Verfasst am: 18.03.2008, 05:50    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Recht auf Selbstbestimmung macht nur Sinn für ein Wesen, das diese auch ausüben kann. Logisch. Trotzdem bleibt der Grund doch derselbe: ich halte die Gewährung von Selbstbestimmung eines Wesens für ähnlich grundlegend wie das Zugestehen eines Rechtes auf Leidminimierung.


Dringende Bitte: unterscheide sorgfältig zwischen Mitteln und Zwecken! Auch ein "Recht" auf Selbstbestimmung wäre sinnlos, wenn niemand unter dessen Mißachtung leiden würde. Das gilt entsprechend für alle "Rechte" und ist der Grund dafür, warum ich meine Ethik entschieden und konsequent um den Leidbegriff entwickle.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Setzungen, die kritisierbar und hinterfragbar sind, (z.B. "wir sehen unser Leben als Wert an und gewähren daher auch anderen Menschen ein Lebensrecht"), sind dadurch weniger willkürlich, als solche, die das von Vorneherein nicht sind ("Gott willl 'A").


Gewiß kommt auch Willkür in Graden, aber soll ein ethisches System funktionieren, muß es jede Form von Willkür meiden - von Anfang an und aus Prinzip!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du wehrst Dich ja sogar dagegen, das Leben eines erwachsenen Menschen als Wert anzusehen.


Warum sollte ich das auch tun? Was ist an "Erwachsensein" (im Gegensatz zu nicht-Erwachsensein) ethisch relevant? Was ist an "Menschsein" (im Gegensatz zu nicht-Menschsein) ethisch relevant?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Vielleicht, weil Du glaubst, ganz ohne den Begriff "Wert" auskommen zu können. Wüsste aber nicht, wie das in einer Ethik zu machen wäre. Das geht mE nur mit großen Verrenkungen und letztlich verwendet man irgendwie ein anderes Wort, das aber letztlich dasselbe bedeutet.


Ich meide den Wertbegriff - übrigens vollkommen mühelos - wegen seiner Beliebigkeit und seinem gefährlichen Dogmatismus. Jeder Deiner Beiträge bestärkt mich darin - Dein letzter ganz besonders! Wenn Du mein ethisches System und seine Methodik wirklich verstehen und hinterfragen willst, müßtest auch Du wenigstens testweise auf das Denken in Wertkategorien verzichten. Ohnehin scheint es so, als würde es Dich gleichsam in einer Endlosschleife gefangen halten.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wie willst Du verhindern, daß sich Menschen auf Grundsätze einigen, die geradewegs in den nächsten Holocaust führen??? Nicht jeder Grundsatz, auf den man sich einigen kann, ist auch ein ethischer!


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Weiß nicht, inwiefern Grundsätze einer Ethik selber ethisch sein könnten. Scheint mir ein Widerspruch in sich zu sein.


Diese Grundsätze müssen natürlich auf ein ethisches Ziel ausgerichtet sein, und das ist - ich wiederhole es immer wieder gern - die Vorbeugung, Linderung und Beseitigung von Leid! Es kann nicht durch irgendein anderes ersetzt werden, ohne daß Ethik aufhört, Ethik zu sein. Jede Handlung eines moralischen Menschen muß sich an ihm orientieren, und ob sie das auch wirklich tut, kann er feststellen, indem er das zu erwartende Resultat seiner Handlung auf dessen Essenz herunterbricht. Nur dann, wenn diese Essenz in einer situationsgerechten Umsetzung der ethischen Zentralprämisse besteht, kann die zu ihr hinführende Handlung als moralisch und vorbildfähig gelten. Genau dieses Procedere macht die Funktionalität meiner Ethik aus: das Ziel einer Handlung muß ethisch bestimmt werden und sie selbst geeignet sein, dieses Ziel auf möglichst effiziente und ihrerseits moralische Weise zu erreichen. Sämtliche Elemente dieses Verfahrens sind prüfbar und können gegebenenfalls optimiert werden.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Schiffbrüchiger: Warum soll ich den bewusstlosen anderen Schiffbrüchigen nicht töten?


Schon diese Frage setzt ja eine gewisse Bereitschaft voraus, einen anderen Menschen zu töten. Wie kommst Du zu einer solchen Unterstellung, aus der Du ja immerhin die Notwendigkeit für ein selbst in einer Inselsituation anwendbares Tötungsverbot herleitest? Warum überhaupt sollte ein postuliertes Lebensrecht tragfähiger sein als ein Tötungsverbot, dessen Begründung in einem weiten systemischen Kontext steht? Immerhin sind Denkstrukturen von wesentlich größerer Tragweite als isolierte Ideen. Darum kann auch die "beste" Idee nichts ausrichten, wenn sie Teil korrupter Denkstrukturen ist. Es hat seine Gründe, daß ich wiederholt auf die Beliebigkeit und faschistoiden Schemata traditioneller Ethiken hinweise und darum bemüht bin, statt eines weiteren Regelwerkes eine neue Art des Denkens zu etablieren.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wenn es (moralisch/ethisch) falsch ist, das Gemeinwesen zu schädigen, dann ist es falsch, eine Gesetzeslücke dazu auszunutzen, um eben das zu tun.


Also doch Ethik vor Recht? Sollte nun doch nicht mehr alles "erlaubt" sein, was nicht ausdrücklich verboten ist?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wenn es aber ethisch neutral ist, jemanden zu töten, dann kann es nicht gleichzeitig ethisch falsch sein, das zu tun und deswegen kann man nicht jemanden, der etwas als explizit "ethisch Neutrales" Kategorisiertes tut, als "ethisch defekt" bezeichnen.


Das ethisch defekte Denken besteht in der Gleichsetzung von "nicht-verboten-Sein" und "erlaubt-Sein". Man kann eine Entscheidung für oder gegen eine Handlung überhaupt nur dann ethisch begründen, wenn ein ethischer Sachverhalt vorliegt. Wann immer das nicht der Fall ist, stehen nur nicht-ethische Begründungen zur Verfügung, die ebenfalls für oder gegen eine Handlung sprechen können. Ich z.B. bringe nicht mal Insekten um, ohne einen speziellen Grund dafür zu haben.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Die Tötung Neugeborener kann für Dritte schweres Leid bedeuten.


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ja, sicher. Aber dann wäre die Tötung ja nicht mehr ethisch neutral


Meine Rede: möglichst alle Aspekte einer Situation müssen untersucht werden, bevor man sich für eine Handlung entscheidet.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
und auch Du würdest diesen speziellen Säuglingen (zu denen eine nennenswerte emotionale Beziehung bewusster Dritter besteht) wohl ein Lebensrecht zugestehen wollen. Oder nicht?


Nur, wenn sie plötzlich und mysteriöserweise ein Lebensbewußtsein entwickelt hätten, aber solche Vorgänge sind noch nicht beobachtet worden. Wenn man "diese speziellen Säuglinge" am Leben läßt, dann also nicht deshalb, weil sie ein "Lebensrecht" hätten, sondern weil Dritte unter ihrer Tötung leiden würden - das ist ein enorm wichtiger methodischer Unterschied!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Unsere Beiträge sind sehr länglich.


Das läßt sich kaum vermeiden, wenn man nicht nur an Oberflächen kratzen möchte.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Zu Deinen Beispielen von Missständen kann ich nicht viel sagen. Klar wäre es schön, wenn alle Missstände abgeschafft würden.


Es ging nicht um "Mißstände", sondern um die Verdeutlichung faschistischer Denkstrukturen:

• "Arische" Mütter und ihre Kinder mit KdF in die Sommerfrische - jüdische Mütter und ihre Kinder mit Viehwaggons nach Auschwitz
• Wohlgenährte Menschen in Nordamerika - unterernährte und verhungernde Menschen in Afrika
• Mit AIDS lebende Menschen in Frankreich - an AIDS sterbende Menschen in Bangladesh
• Gesunde und entspannte Ziervögel in großen Volieren - kranke und gestreßte Hühner in Massenhaltung
• Verwöhnte Schweine als Haustiere - sich in ihren Pferchen gegenseitig zerfleischende und mit Krankheiten infizierende Schweine als "Nutztiere"
• "Heilige" Entrüstung über Säuglingsmord - bestenfalls erhobener Zeigefinger für Katzenmord
• Viel Gezerre um Stammzellforschung - wenig Gezerre um Tierversuche

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
wenn es geboten ist, Leid zu vermindern, müsste man das nicht auch immer gegen einen anfänglich entgegengesetzten Willen durchziehen, vorausgesetzt, man bewertet die Summe der Leidvermeidung größer als das Leid, das anfangs durch das Brechen des Willens verursacht wird?


Korrekt. Ein "anfänglich entgegengesetzter Wille" weist ja auch auf ethisch defektes Denken hin. Wenn man dessen schädliche Folgen nur abwenden kann, indem man den Willen der betreffenden Person bricht, dann sei es so.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Hm. Wenn die Tötung ethisch neutral ist, dann darf es natürlich auch keine Sanktionen dafür geben,

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es geht mir darum, dass aus Deiner Ethik folgt, dass diese rechtlichen Sanktionen falsch sind und es also ethische Einwände gegen diese Sanktionen geben müsste.


Natürlich habe ich ethische Einwände dagegen, aber der erste Schritt muß doch sein, die Gesellschaft ethisch zu bilden. Gesetzesänderungen oder -abschaffungen werden folgen, wenn die Zeit reif dafür ist.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Sanktionen aber einfach so als gegeben anzusehen und zu fordern, jemand solle sich gefälligst daran orientieren, ist merkwürdig und führt zu den seltsamsten Ergebnissen.


Welche praktikable Alternative sollte es geben? Die Verhältnisse sind, wie sie sind und werden sich erst ändern, wenn sich die Menschen geändert haben - einer nach dem anderen und über vermutlich sehr lange Zeit hinweg. Bereits ethisch entwickelte Menschen müssen bis dahin versuchen, sich unter den gegebenen Umständen situationsgerecht zu verhalten - das geht mit psychischen Belastungen einher, die Du Dir wahrscheinlich gar nicht vorstellen kannst.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und wieso sollte man eigentlich bei einer ethisch neutralen Tat Gewissensbisse bekommen?


Von welcher "ethisch neutralen Tat" sprichst Du? Übrigens ist es höchste Zeit für den Hinweis, daß es echte ethische Neutralität praktisch nicht gibt, weil sich so gut wie jede Handlung auf leidensfähige Wesen auswirkt - und sei es noch so indirekt. Ob und wann jemand eine Tat als ethisch neutral einstuft, hängt in der Regel von der Tiefe seiner Analyse ab, die wiederum von seiner philosophischen und wissenschaftlichen Bildung abhängt. In meiner Lebenspraxis spielt ethische Neutralität kaum eine Rolle, denn selbst die banalsten Alltagshandlungen haben moralische Aspekte.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Leidverminderung ist nur dann geboten, wenn man sie zufällig konkret beobachtet?


Natürlich nicht, aber es ist doch illusorisch, überall dort sein und eingreifen zu wollen, wo irgendein Wesen irgendeinem anderen Leid zufügt. Überhaupt hätten wir mehr als genug zu tun, wenn wir der ethischen Zentralprämisse in unseren unmittelbaren Lebensräumen folgen wollten.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Unfall ist geschehen. Fünf Unfallopfer werden in die Klinik eingeliefert. Bei jedem ist ein Organ derart verletzt, dass er/sie nur noch zwei Tage zu leben hat. Es gibt zufällig eine Krankenschwester auf der Station, deren Organe alle fünf retten könnten. Ist der Chirurg nun ethisch verpflichtet, die Krankenschwester zu töten, um die fünf Schwerverletzten zu retten?


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gibt es ein Handlungsgebot für den Chirurgen oder nicht? Und wenn nein, warum gibt es das nicht, wenn doch "sterbenlassen" für dich gleichbedeutend ist mit "töten" und wenn die Summe des Leides im Falle des Tötens geringer ist als im Falle des Sterbenlassens?


Bitte berücksichtige doch endlich, daß mit der beschriebenen Situation unter den gegenwärtig herrschenden Bedingungen anders umgegangen werden muß, als in einer ethisch gebildeten Gesellschaft. Dort würde sie wahrscheinlich gar nicht auftreten, weil z.B. immer genug Spenderorgane zur Verfügung stehen und Menschen bereit sind, in bestimmten und äußerst seltenen Notlagen ihr Leben zum Wohle anderer aufzugeben. Bis wir soweit sind, kommen moralische Menschen an für sie sehr belastenden Kompromissen nicht vorbei. Dennoch: sollte es absolut keine Alternative geben und sich der Chirurg entscheiden, die Krankenschwester umzubringen, wäre er moralisch nicht, bzw. nur insofern zu verurteilen, als er damit in einer ethisch rückständigen Gesellschaft Signale setzt, die unerwünschte Auswirkungen haben können. Wie ich das geistige Klima (nicht nur) in Deutschland kenne, wäre mit allen möglichen Reaktionen auf eine drastische Maßnahme wie diese zu rechnen, nur nicht mit der einzig vernünftigen: einer sprunghaften Vermehrung von Organspendern.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Bezeichnend übrigens, daß Du bei der Stellungnahme zu einer Frage, mit der Du mich in Schwierigkeiten bringen wolltest, nun selber versagst, und zwar auf ganzer Linie.


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das ist wohl Ansichtssache.


Definitiv nicht! Deine Haltung ist ethisch kraß fehlerhaft, weil Du Dein vermeintliches "Lebensrecht" für gewichtiger hältst als das aller Mitglieder jener Gruppe zusammengenommen, die Du zum Sterben verurteilst (falls Dich dieser konkrete Gedanke überhaupt je tangiert hat).

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Eine Ethik, die mir kein Recht auf Leben zugestehen will, ist mir sehr suspekt.


Niemand kann ein bedingungsloses "Recht" auf irgendwas haben - nicht mal auf Leben - denn rigoristische Positionen führen zu unlösbaren Konflikten oder geradewegs in die Katastrophe. Wenn Du eine Ethik ablehnst, weil sie mit sich bringt, daß Du Deine B&I gegenüber denen Anderer häufig zurückstellen mußt, kann man Dir nur totale ethische Verständnislosigkeit bescheinigen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
noch würde ich es akzeptieren, dazu (moralisch) gedrängt zu werden, auf mein Leben zugunsten anderer zu verzichten,


Ascanius hat folgendes geschrieben:
Dann müßtest Du natürlich auch akzeptieren, daß Andere es genauso halten und Du zu deren Opfer werden kannst.


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Natürlich finde ich es richtig, wenn andere es genauso halten.

Wieso Opfer?


Weil Du in eine Situation gezwungen würdest, in der Deine B&I nicht berücksichtigt werden. Genau das soll Ethik ja verhindern!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Menschenwürde bedeutet konkret, dass wir den Mitgliedern unserer Gesellschaft explizit ein von uns nicht antastbares Bündel an (minimalen) Grundrechten zugestehen.


Wenn es nur darum ginge, könnte man auch andere Formulierungen wählen. Tatsächlich aber impliziert der Begriff der "Menschenwürde", daß Menschen einen besonderen "Wert" haben, weil sie einer bestimmten Spezies angehören. Das ist faschistisches Denken! Es bemerkt nur kein Mensch, weil kein Mensch direkt davon betroffen ist.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und wieso ist das nun eine Äquivalenzkategorie von Rassismus, Sexismus und auch Antisemitismus?


Rassisten, Sexisten, Antisemiten und andere Verwandte im Geiste behaupten, bestimmte Wesen seien nur deshalb "mehr wert" als andere, weil sie sind, was sie sind, und nicht etwa, weil bestimmte erE eine solche Beurteilung rechtfertigen (bist Du eigentlich über das Inhaltsverzeichnis von Singers Ethik hinausgekommen???).

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wenn eine Tötung kein Leid verursacht, darf sie nicht abgelehnt werden.


Sie kann nicht aus ethischen Gründen abgelehnt werden, aber natürlich darf man sie aus nicht-ethischen Gründen unterlassen oder schlicht, weil es keinen Grund dafür gibt! Warum nur fallen Dir diese Unterscheidungen so schwer? Selbst Du wirst doch nicht für jede Unterlassung ein ausdrückliches Verbot brauchen - schon gar nicht, wenn es um die Tötung von Menschen geht!?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und: es gibt ein nebulöses und nicht weiter zu begründendes "moralisch Gebotenes".


Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wer sagt das und warum?


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du sagst das permanent, indem Du behauptest, eine Ethik sei letztlich verzichtbar, weil Du anscheinend noch irgend etwas dazu Übergeordnetes postulierst, den "geistig gesunden Menschen", der "ethisch intakt" sei und deshalb gar keiner ethischen Begründung bedürfe.


Es beginnt mich zu ärgern, daß auch Du meine Texte nicht sorgfältig genug liest! Wenn Du nicht zur Kenntnis nimmst, was ich sage, wirst Du es natürlich auch nicht so verstehen können, wie ich es gemeint haben muß, falls ich nicht gerade der Schwachkopf bin, für den Du mich zu halten scheinst. Nimm einfach an, daß meine Beiträge mehr Substanz haben, als sich Dir auf den ersten Blick erschließt! Dann wird es Dir auch leichter fallen, gezielt auf das zu reagieren, was ich tatsächlich geschrieben und gemeint habe. Doch zurück zum Thema:
Ethik wird immer unverzichtbar bleiben, weil wir immer damit konfrontiert sein werden, unsere B&I mit jenen anderer leidensfähiger Wesen abzuwägen, um unser Verhalten entsprechend steuern, vor uns selbst und den davon Betroffenen rechtfertigen und laufend weiterentwickeln zu können.
Meine Einschränkung "geistig gesunde Menschen" soll darauf hinweisen, daß wir von geistig kranken Menschen weder ethisches Verständnis noch moralisches Verhalten erwarten können. Ihre moralische Subjekthaftigkeit ist eingeschränkt bis nicht vorhanden.
Was der Schluß Deines Satzes bedeuten soll, ist mir gänzlich rätselhaft. Ich habe nie etwas dergleichen gesagt!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Dein System ist mMn undurchdacht, mit mir unannehmbar erscheinenden Folgen und daher sind auch die versprochenen, aber für mich sich nicht ergebenden Auswirkungen nicht nachvollziehbar:


Um Dir bei der Korrektur dieser Ansicht zu helfen, enthielt mein letzter Beitrag folgende Passage:

"Es wird wohl seine Gründe haben, warum Du noch nicht versucht hast, mein System - soweit Du es überblickst - einfach mal ganz praxisorientiert auf Dich selbst und Dein alltägliches Leben anzuwenden.

Fragen:

Siehst Du einen Zusammenhang zwischen Dir und dem Umstand, daß Menschen dürsten, verdursten, hungern, verhungern oder an heilbaren Krankheiten leiden und sterben?

Siehst Du einen Zusammenhang zwischen Dir und dem Umstand, daß die Natur zerstört und Tiere gequält werden?

Falls Du solche Zusammenhänge siehst: welche Konsequenzen ziehst Du daraus?"

Es geht um die Feststellung, daß es keinen ethisch relevanten Unterschied zwischen Tun und Unterlassen gibt (auch dazu äußert sich Singer in epischer Breite). Statt zu überlegen, was das für Dich ganz konkret bedeuten könnte, bist Du auf das abwegige Krankenhausbeispiel verfallen. Auch das finde ich durchaus bezeichnend.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
In einer Ethik müsste eine Handlung als ethisch falsch deklariert werden, um als ethisch falsch angesehen zu werden. Ist sie als ethisch neutral deklariert, dann ist sie ethisch neutral und nicht ethisch falsch (Tautolgiealaram!). Das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein.


Du gehst nach wie vor davon aus, daß Menschen einfach tun, was ethisch nicht ausdrücklich verboten ist. Ich wiederhole: eine Handlung, die ethisch weder ge- noch verboten ist, wird aus nicht-ethischen Gründen ausgeführt oder unterlassen. Aus ethischem nicht-verboten-Sein folgt also absolut gar nichts! Wenn man bedenkt, daß die Welt in diesem grauenhaften Zustand ist, weil Menschen mit traditionellen Ethikvorstellungen Vieles unterlassen, was erlaubt oder geboten wäre, und Vieles tun, was verboten ist, wird vollends unverständlich, worauf Du eigentlich hinaus willst.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Und noch einmal:

Die Empfindung von Leid ist unabhängig davon, ob ein Wesen weiß, daß es leidet. Darum ist es gleichgültig, ob es sein Leid mit Worten beschreiben kann oder "nur" winselt und wegläuft.


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ja. Und?


Will sagen: Leidensfähigkeit ist speziesübergreifend und - im Gegensatz zum Lebensbewußtsein - unabhängig von begrifflichem Denken. Aus diesem Grunde entfällt "Menschsein" als ethische Kategorie.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ein schneller und schmerzloser Tod ist für das betroffene Wesen selbst bedeutungslos, weil der Tod kein Zustand ist, unter dem es leiden kann. Also gibt es auch kein direkt begründbares Tötungsverbot.


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Entweder spielt es keine Rolle, ob man etwas als primär oder sekundär klassifiziert oder aber man nimmt eine Wertung vor (sekundär ist weniger wichtig als primär).


Was hat das mit dem vorangehenden Absatz zu tun? Die Worte "primär" und "sekundär" kommen darin gar nicht vor.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Die Empfindung von Todesangst ist abhängig davon, ob das Wesen weiß, daß es lebt und sterben kann. Nur lebensbewußte Wesen können leben wollen. Darum haben auch nur sie "Verwendung" für ein Lebensrecht.


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Warum sollte aber die (bewusste) "Verwendung" die einzig ausschlaggebende Rolle spielen?


Weil man an etwas, von dem man nichts weiß, kein Interesse haben kann. Also gibt es auch nichts, was zu enttäuschen wäre und kein Leid, das aus einer Enttäuschung erwachsen könnte.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Fazit: Es ist sinnlos, Wesen Rechte zuzubilligen, die sich auf nicht-vorhandene Eigenschaften beziehen oder an denen sie kein Interesse haben können.


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nein, ist es nicht. Es müssen selbstverständlich (utilitaristisch argumentiert) hierbei die Interessen der bewussten Wesen berücksichtigt werden.


Beispiel: Plüschtiere sind keine moralischen Objekte, weil sie nicht leidensfähig sind. Wenn man darauf verzichtet, ein Plüschtier zu zerstören, dann nie-nie-niemals deshalb, weil es plötzlich irgendein "Recht" erworben hätte, sondern weil z.B. ein kleines Mädchen darunter leiden würde. Sie wäre das moralische Objekt, dessen B&I zu berücksichtigen sind, nicht das Plüschtier!!!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich halte nur Deine Prämisse für haaresträubend unbegründet und unlogisch, es seien für die Behandlung von X nur die aktuellen Eigenschaften von X ausschlaggebend.


Das habe ich so nie gesagt. Gib doch mal ein Beispiel, anhand dessen ich diesen Irrtum korrigieren kann.
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Wolf
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Beitrag(#957593) Verfasst am: 18.03.2008, 13:12    Titel: Antworten mit Zitat

Da nichts mehr zu erwarten ist ein paar kleine Antworten.
Wolf hat folgendes geschrieben:
Was für einen Unterschied macht es, wenn man Haus nur dann existiert, wenn ich es beobachte?

Es macht keinen Unterschied für meine Wahrnehmung. Jedoch lässt sich vieles besser erklären, wenn man annimmt, dass die Objekte trotzdem existieren. Wenn einem jetzt Erklärung wichtiger ist, als das rein Beobachte ist, ist die unbeobachte Existenz hypothetisch anzunehmen.[Du nimmst sie ja nicht nur hypothetisch an oder?]
Wolf hat folgendes geschrieben:
Aber welchen Unterschied macht dies jetzt zum Mittelwertsatz?
Ascanius hat folgendes geschrieben:

Der Mittelwertsatz existiert nicht! Nur Gehirne (und Häuser) existieren!
Ich sehr hier keinen qualitativen Unterschied zum Energieerhaltungssatz.
Klar ist der Mittelwertsatz ist innerhalb seines Axiomensystems wahr. Die Frage ist welche Gültigkeit hat dieses Axiomensystem in unsere Welt.(Für diese Frage Ist eine geeignete Indentifizierung zwischen den mathematischen und den physischen Objekten erforderlich.)
Ich halte es zumindest näherungsweise für sehr gut.
Ascanius du könntest dir aus einem Platt Papier ein rechtwinkliges, gleichschenkliges Dreieck ausschneiden und den Mittelwertsatz mal testen.(Ist hier relativ einfach.)
Nebenbei mit Existenz des Mittelwertsatz ist natürlich gemeint, der Mittelwertsatz ist wahr.
Wolf hat folgendes geschrieben:
Ich halte Kindereien für wichtig.

Tue ich immer noch.
Wolf hat folgendes geschrieben:
Ich finde diese Auffassung von Existenz und Wirklichkeit keineswegs dumm, sondern halte sie viel mehr für einen logisch vertretbaren Standpunkt, der den Wirklichkeitsbegriff auf eine für die Ich-perspektive höchstpassende Weise einschränkt.
Ascanius hat folgendes geschrieben:

Dinge sind durch ihre Eigenschaften das, was sie sind.
Hier suche ich immer noch Information.
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Merke: unprüfbare Aussagen sind erkenntnistheoretisch selbstwidersprüchlich und deshalb falsch.
Welch eine seltsame Teildefinition von Wahrheit. Obwohl so seltsam ist die gar nicht. Oder doch. Ein ähnlicher Standpunkt: Nur was (ich) beobachte/wahrnehme ist wahr/existiert. Beispiel meine Frau betrügt mich solange nicht, bis ich sie erwische. Denn solange hat sich nicht zwischen der Beziehung von mir zu ihr geändert. Nun ich vertrete diesen Standpunkt meistens nicht.
Nebenbei halte ich es für nicht zielführend nicht überprüfbare Aussagen per se als widersprüchlich zu bezeichnen. Im Widerspruch zur unserer wahrgenommen Welt können sie nicht stehen da sie unüberprüfbar sind. Im Widerspruch zu sich selbst können sie aber müssen sie nicht stehen. Erkenntnis bringe sie keine.
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Sätze sind Aussagen, Aussagen sind Äquivalenzklassen von Gedanken, und die wiederum sind Äquivalenzklassen von Gehirnprozessen. Kurzum: kein Subjekt -> keine Gehirnprozesse -> keine Aussagen/Sätze.
Kein Energieerhaltungssatz und vieles mehr nicht.
Wolf hat folgendes geschrieben:
Realität ist äquivalent zur Beobachtung, kein Beobachter-> keine Realität)
Ascanius hat folgendes geschrieben:

Tja, so ist das, wenn man Metaphysik und Erkenntnistheorie nicht auseinanderhalten kann...
Mich wundert nur das Aussagen, also die Beziehung zwischen den Dingen im Gegensatz zu ihnen nicht existieren.
Diesen Standpunkt kann ich nicht nachvollziehen.
Ich kann nachvollziehen, wenn jemand nur das Beobachte als Realität ansieht.
Ich kann nachvollziehen, wenn jemand die Venuft/Logik als Realität ansieht, auch wenn mir dieser Standpunkt persönlich zu wider ist, denn die Logik ist eines der wenigen Sachen von den wir halbwegs sicher sein können, dass sie absolut ist.
Ich kann nachvollziehen, wenn jemand nicht beobachte Dinge aufgrund guter Theorien, für real hält z.B.: schwarze Materie und der unbeobachte Sessel.
Ich kann nachvollziehen, wenn jemand "Dinge" mit ihren Beziehungen zwischen einander für real hält.
Ich kann nicht nachvollziehen, dass jemand "Dinge" für real hält, aber ihre Beziehung untereinander welche sich durch ihre Eigenschaften ergeben, nicht für wahr hält.
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Wolf
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Beitrag(#957627) Verfasst am: 18.03.2008, 14:03    Titel: Antworten mit Zitat

Ascanius hat folgendes geschrieben:

zelig hat folgendes geschrieben:
Jetzt ist es also nur noch absurd und nicht „selbstwidersprüchlich und deshalb falsch“.


Sind Widersprüche etwa nicht absurd?:

Jemand trifft die empirisch unprüfbare Aussage 'A' über einen angeblich realen Sachverhalt. Dadurch entsteht folgender Widerspruch:

'A' hat einen faktischen Wahrheitswert, weil sie eine Aussage über einen angeblich realen Sachverhalt ist.

'A' hat keinen faktischen Wahrheitswert, weil sie empirisch unprüfbar ist.

Was bezeichnest du mit faktischen Wahrheitswert?
So wie es dasteht ist dein faktischer Wahrheitswert widersprüchlich und nicht die unüberprüfbare Aussage.
Natürlich kannst du daraus auch ableiten, dass die Aussage einen Widerspruch hat.
Ich kann auch ableiten, dass sie keinen Widerspruch hat:
A hat keinen faktischen Wahrheitsgehalt und A hat einen faktischen Wahrheitsgehalt, also folgt A ist widerspruchsfrei. Auf den Arm nehmen
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Beitrag(#958066) Verfasst am: 19.03.2008, 00:48    Titel: Antworten mit Zitat

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Recht auf Selbstbestimmung macht nur Sinn für ein Wesen, das diese auch ausüben kann. Logisch. Trotzdem bleibt der Grund doch derselbe: ich halte die Gewährung von Selbstbestimmung eines Wesens für ähnlich grundlegend wie das Zugestehen eines Rechtes auf Leidminimierung.

Dringende Bitte: unterscheide sorgfältig zwischen Mitteln und Zwecken!

Das tue ich.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Auch ein "Recht" auf Selbstbestimmung wäre sinnlos, wenn niemand unter dessen Mißachtung leiden würde.

Nein, genau das meine ich nicht. Ich halte es für richtig, es zum Beispiel Kindern zu ermöglichen, später ein selbstbestimmtes Leben zu führen, denn ich meine, dies ist ein Wert an sich, da sie dadurch (mAn) wertvolle Erfahrungen machen können, die sie nicht machen könnten, wenn ich sie von Anfang an unter Glücksdrogen setzen würde. Letzteres würde sicherstellen, dass sie niemals Leid erfahren könnten (noch einfacher wäre natürlich, sie zu töten). Dass ich beides falsch finde, hat also nichts mit der Menge an Leid zu tun, die sich jeweils ergeben würde. Was aber nun mal eindeutig Deiner Ethik, jedenfalls so, wie Du sie bisher hergeleitet hast, widerspricht.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Das gilt entsprechend für alle "Rechte" und ist der Grund dafür, warum ich meine Ethik entschieden und konsequent um den Leidbegriff entwickle.

Weswegen Deine Ethik auch scheitert.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Gewiß kommt auch Willkür in Graden, aber soll ein ethisches System funktionieren, muß es jede Form von Willkür meiden - von Anfang an und aus Prinzip!

Willkür im Sinne von "keine Letztbegründung" ist mMn immer gegeben. Da kommt niemand drum herum und wer das dennoch glaubt, der irrt schlicht.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du wehrst Dich ja sogar dagegen, das Leben eines erwachsenen Menschen als Wert anzusehen.

Warum sollte ich das auch tun?

Vielleicht weil Du nicht mit Deiner Ethik ganz alleine dastehen willst.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Was ist an "Erwachsensein" (im Gegensatz zu nicht-Erwachsensein) ethisch relevant? Was ist an "Menschsein" (im Gegensatz zu nicht-Menschsein) ethisch relevant?

Ein bestimmter Grad von Selbstbewusstsein? Die Fähigkeit, Normen und Ethiken zu diskutieren und zu verstehen? Normative Ansprechbarkeit? Die Fähigkeit, Pflichten zu übernehmen im Austausch dazu, Rechte zu erhalten?

Abgesehen davon bin ich ja übrigens gar nicht der Meinung, dass dazu nur momentane Fähigkeiten berücksichtigt werden sollten, sondern auch zum Beispiel zukünftige Fähigkeiten eine Rolle spielen sollten.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Vielleicht, weil Du glaubst, ganz ohne den Begriff "Wert" auskommen zu können. Wüsste aber nicht, wie das in einer Ethik zu machen wäre. Das geht mE nur mit großen Verrenkungen und letztlich verwendet man irgendwie ein anderes Wort, das aber letztlich dasselbe bedeutet.

Ich meide den Wertbegriff - übrigens vollkommen mühelos - wegen seiner Beliebigkeit und seinem gefährlichen Dogmatismus.

A) glaube ich, dass es immer Beliebigkeit (im Sinne von "Nicht-Letztbegründbar") geben muss, das ist unvermeidlich (es sei denn, man würde eine solche Letztbegründung haben) und b) verstehe ich unter Dogmatismus etwas grundsätzlich nicht Hinterfragbares. Letzteres aber ist dem Wertbegriff keineswegs immanent.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Jeder Deiner Beiträge bestärkt mich darin - Dein letzter ganz besonders! Wenn Du mein ethisches System und seine Methodik wirklich verstehen und hinterfragen willst, müßtest auch Du wenigstens testweise auf das Denken in Wertkategorien verzichten. Ohnehin scheint es so, als würde es Dich gleichsam in einer Endlosschleife gefangen halten.

Vielleicht verstehe wir etwas anderes unter "Wertkategorien". Es ist mMn gänzlich unverzichtbar zum Entwurfe einer Ethik, Handlungen/Vorgänge/Zustände zu bewerten. Das ist die Basis jeglicher Ethik. Wie sollte man ein Ziel einer Ethik entwickeln können, wenn man von Vorneherein darauf verzichtet?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wie willst Du verhindern, daß sich Menschen auf Grundsätze einigen, die geradewegs in den nächsten Holocaust führen??? Nicht jeder Grundsatz, auf den man sich einigen kann, ist auch ein ethischer!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Weiß nicht, inwiefern Grundsätze einer Ethik selber ethisch sein könnten. Scheint mir ein Widerspruch in sich zu sein.

Diese Grundsätze müssen natürlich auf ein ethisches Ziel ausgerichtet sein, und das ist - ich wiederhole es immer wieder gern - die Vorbeugung, Linderung und Beseitigung von Leid!

Tut mir leid, wenn Du nicht erkennen kannst, dass das selbstwidersprüchlich, weil rückbezüglich ist.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Es kann nicht durch irgendein anderes ersetzt werden, ohne daß Ethik aufhört, Ethik zu sein.

Willkürliche und dogmatische Setzung.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Schiffbrüchiger: Warum soll ich den bewusstlosen anderen Schiffbrüchigen nicht töten?

Schon diese Frage setzt ja eine gewisse Bereitschaft voraus, einen anderen Menschen zu töten.

Du setzt hier mal einfach so voraus, dass dem nicht so sein könnte. Wie kommst Du darauf?

Es gibt nun mal Menschen, die andere Menschen töten, da muss ich gar nichts voraussetzen, im Gegenteil zu Dir. Und wenn eine Tötung explizit als ethisch neutral deklariert ist, dann wird es noch mehr Menschen geben, die das tun.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wie kommst Du zu einer solchen Unterstellung, aus der Du ja immerhin die Notwendigkeit für ein selbst in einer Inselsituation anwendbares Tötungsverbot herleitest?

Ich frage mich schlicht, ob es in Deiner Ethik falsch ist, einen Bewusstlosen zu töten. Die Antwort habe ich ja bereits bekommen: nein, es kann ethisch nicht falsch sein, wenn dem Bewusstlosen (und Dritten) kein Leid zugefügt wird.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Warum überhaupt sollte ein postuliertes Lebensrecht tragfähiger sein als ein Tötungsverbot, dessen Begründung in einem weiten systemischen Kontext steht?

Ein gegenseitiges Anerkennen des Lebensrechtes des Gegenübers bietet vielleicht eine gewisse Sicherheit und wäre eventuell eine Voraussetzung dafür, sich über andere Dinge überhaupt unterhalten zu können/wollen.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wenn es (moralisch/ethisch) falsch ist, das Gemeinwesen zu schädigen, dann ist es falsch, eine Gesetzeslücke dazu auszunutzen, um eben das zu tun.

Also doch Ethik vor Recht? Sollte nun doch nicht mehr alles "erlaubt" sein, was nicht ausdrücklich verboten ist?

Ja, Ethik vor Recht. Das sind zwei unterschiedliche Bereiche (was nicht heißt, dass sie nicht voneinander abhängen können/sollen).

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wenn es aber ethisch neutral ist, jemanden zu töten, dann kann es nicht gleichzeitig ethisch falsch sein, das zu tun und deswegen kann man nicht jemanden, der etwas als explizit "ethisch Neutrales" Kategorisiertes tut, als "ethisch defekt" bezeichnen.

Das ethisch defekte Denken besteht in der Gleichsetzung von "nicht-verboten-Sein" und "erlaubt-Sein".

"Ethisch-nicht-falsch-sein" ist für mich dasselbe wie "ethisch-erlaubt-sein". Hier haben wir es nämlich mit der selben Kategorie zu tun und nicht mehr mit zwei verschiedenen wie oben.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Man kann eine Entscheidung für oder gegen eine Handlung überhaupt nur dann ethisch begründen, wenn ein ethischer Sachverhalt vorliegt. Wann immer das nicht der Fall ist, stehen nur nicht-ethische Begründungen zur Verfügung, die ebenfalls für oder gegen eine Handlung sprechen können. Ich z.B. bringe nicht mal Insekten um, ohne einen speziellen Grund dafür zu haben.

Meinst Du das exakt so, wie Du keinen Stein aufhebst, ohne einen Grund dafür zu haben? Das ist doch reichlich banal, oder nicht? Und wenn Du das nicht so meinst, wenn Du also einen Unterschied zwischen Stein und Insekt machst, warum? Das wäre nicht aus Deinen bisherigen Prämissen ableitbar.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wenn man "diese speziellen Säuglinge" am Leben läßt, dann also nicht deshalb, weil sie ein "Lebensrecht" hätten, sondern weil Dritte unter ihrer Tötung leiden würden - das ist ein enorm wichtiger methodischer Unterschied!

Es ist ein Grund dafür, ihnen ein Lebensrecht zuzusprechen und wenn man das täte, dann hätten sie eines. Wo ist jetzt der wichtige methodische Unterschied und wofür genau ist der wichtig?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
wenn es geboten ist, Leid zu vermindern, müsste man das nicht auch immer gegen einen anfänglich entgegengesetzten Willen durchziehen, vorausgesetzt, man bewertet die Summe der Leidvermeidung größer als das Leid, das anfangs durch das Brechen des Willens verursacht wird?

Korrekt. Ein "anfänglich entgegengesetzter Wille" weist ja auch auf ethisch defektes Denken hin. Wenn man dessen schädliche Folgen nur abwenden kann, indem man den Willen der betreffenden Person bricht, dann sei es so.

Du meinst also die Deutungshoheit darüber zu besitzen, welches Denken "ethisch defekt" sei?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Hm. Wenn die Tötung ethisch neutral ist, dann darf es natürlich auch keine Sanktionen dafür geben,

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es geht mir darum, dass aus Deiner Ethik folgt, dass diese rechtlichen Sanktionen falsch sind und es also ethische Einwände gegen diese Sanktionen geben müsste.

Natürlich habe ich ethische Einwände dagegen, aber der erste Schritt muß doch sein, die Gesellschaft ethisch zu bilden. Gesetzesänderungen oder -abschaffungen werden folgen, wenn die Zeit reif dafür ist.

Trotzdem kann man jetzt schon darüber reden, oder etwa nicht? Wenn nein: wieso nicht?

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Sanktionen aber einfach so als gegeben anzusehen und zu fordern, jemand solle sich gefälligst daran orientieren, ist merkwürdig und führt zu den seltsamsten Ergebnissen.

Welche praktikable Alternative sollte es geben?

Wenn man meint, dass jemand aufgrund der eigenen Ethik aufgrund von bestehenden Gesetzen ethisch nicht akzeptables Leid zugefügt wird, dann könnte man zumindest dies so sagen und nicht von demjenigen explizit fordern, er solle sich gefälligst an die Gesetze halten.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Leidverminderung ist nur dann geboten, wenn man sie zufällig konkret beobachtet?

Natürlich nicht, aber es ist doch illusorisch, überall dort sein und eingreifen zu wollen, wo irgendein Wesen irgendeinem anderen Leid zufügt.

Ja, man müsste dann natürlich Maßnahmen ergreifen, die das voraussehbare Leid eben verhindern/verringern.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Überhaupt hätten wir mehr als genug zu tun, wenn wir der ethischen Zentralprämisse in unseren unmittelbaren Lebensräumen folgen wollten.

Stört Dich jetzt der Löwe, der nicht in Deinem unmittelbaren Lebensraum lebt? Dann nimm halt Katzen, die Vögel reißen. Das müsste ja wohl Dein Lebensraum sein.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Unfall ist geschehen. Fünf Unfallopfer werden in die Klinik eingeliefert. Bei jedem ist ein Organ derart verletzt, dass er/sie nur noch zwei Tage zu leben hat. Es gibt zufällig eine Krankenschwester auf der Station, deren Organe alle fünf retten könnten. Ist der Chirurg nun ethisch verpflichtet, die Krankenschwester zu töten, um die fünf Schwerverletzten zu retten?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gibt es ein Handlungsgebot für den Chirurgen oder nicht? Und wenn nein, warum gibt es das nicht, wenn doch "sterbenlassen" für dich gleichbedeutend ist mit "töten" und wenn die Summe des Leides im Falle des Tötens geringer ist als im Falle des Sterbenlassens?

[...] Dennoch: sollte es absolut keine Alternative geben und sich der Chirurg entscheiden, die Krankenschwester umzubringen, wäre er moralisch nicht, bzw. nur insofern zu verurteilen, als er damit in einer ethisch rückständigen Gesellschaft Signale setzt, die unerwünschte Auswirkungen haben können. Wie ich das geistige Klima (nicht nur) in Deutschland kenne, wäre mit allen möglichen Reaktionen auf eine drastische Maßnahme wie diese zu rechnen, nur nicht mit der einzig vernünftigen: einer sprunghaften Vermehrung von Organspendern.

Ich halte fest: Du hältst Dich selber für einen ethischen Menschen, die Gesellschaft für ethisch rückständig und Du hältst Dich für vernünftig, wiederum im Gegensatz zu (den meisten) anderen.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Bezeichnend übrigens, daß Du bei der Stellungnahme zu einer Frage, mit der Du mich in Schwierigkeiten bringen wolltest, nun selber versagst, und zwar auf ganzer Linie.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das ist wohl Ansichtssache.

Definitiv nicht! Deine Haltung ist ethisch kraß fehlerhaft, weil Du Dein vermeintliches "Lebensrecht" für gewichtiger hältst als das aller Mitglieder jener Gruppe zusammengenommen, die Du zum Sterben verurteilst (falls Dich dieser konkrete Gedanke überhaupt je tangiert hat).

Natürlich ist das Ansichtssache. Es sei denn, Du könntest hier irgend einen guten Grund für Deine Ansicht anführen. Meine Ansicht ist hier nämlich eine andere: ich halte mein Lebensrecht für ziemlich gewichtig, das stimmt. Und ich verurteile dadurch mMn auch nicht jemanden zum Sterben. Die anderen haben in meiner Sicht nicht das Recht, mein Leben für ihres einzufordern. Ich hänge nun mal irgendwie an meinem Leben.

Mal ganz abgesehen davon, dass eine Ethik/Gesellschaft, die solches einfordern würde, aus verschiedenen Gründen keine wünschenswerte wäre.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
noch würde ich es akzeptieren, dazu (moralisch) gedrängt zu werden, auf mein Leben zugunsten anderer zu verzichten,

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Dann müßtest Du natürlich auch akzeptieren, daß Andere es genauso halten und Du zu deren Opfer werden kannst.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Natürlich finde ich es richtig, wenn andere es genauso halten.
Wieso Opfer?

Weil Du in eine Situation gezwungen würdest, in der Deine B&I nicht berücksichtigt werden. Genau das soll Ethik ja verhindern!

Ich würde schlicht nicht von jemandem erwarten, er solle mir selbstloserweise seine Organe spenden und damit auf sein weiteres Leben verzichten.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Menschenwürde bedeutet konkret, dass wir den Mitgliedern unserer Gesellschaft explizit ein von uns nicht antastbares Bündel an (minimalen) Grundrechten zugestehen.

Wenn es nur darum ginge, könnte man auch andere Formulierungen wählen.

Ja, das könnte man und wahrscheinlich wäre es auch besser, das zu tun.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und wieso ist das nun eine Äquivalenzkategorie von Rassismus, Sexismus und auch Antisemitismus?

Rassisten, Sexisten, Antisemiten und andere Verwandte im Geiste behaupten, bestimmte Wesen seien nur deshalb "mehr wert" als andere, weil sie sind, was sie sind, und nicht etwa, weil bestimmte erE eine solche Beurteilung rechtfertigen

Unterschiedliches kann unterschiedlich behandelt werden. Das widerspricht überhaupt keinen ethischen Setzungen, noch nicht mal Deiner.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
(bist Du eigentlich über das Inhaltsverzeichnis von Singers Ethik hinausgekommen???).

Spielt doch hier gar keine Rolle, da wir gar nicht über Singers Ethik reden, sondern über Deine, die sich in wesentlichen Punkten von Singers Ethik unterscheidet. Oder willst Du mir hier etwa sagen, Singer würde in bestimmten Punkten (und zwar zufällig denjenigen, denen Du zustimmst), die "Wahrheit" sagen (und in den Punkten, in denen Du nicht zustimmst, nicht)? Nee, kann ja wohl nicht sein.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wenn eine Tötung kein Leid verursacht, darf sie nicht abgelehnt werden.

Sie kann nicht aus ethischen Gründen abgelehnt werden, aber natürlich darf man sie aus nicht-ethischen Gründen unterlassen oder schlicht, weil es keinen Grund dafür gibt! Warum nur fallen Dir diese Unterscheidungen so schwer? Selbst Du wirst doch nicht für jede Unterlassung ein ausdrückliches Verbot brauchen - schon gar nicht, wenn es um die Tötung von Menschen geht!?

Ich bin, wie gesagt, gar nicht auf ein "ausdrückliches Verbot" aus, sondern lediglich auf eine ethische Bewertung. Ansonsten verstehe ich absolut nicht, was Du mir eigentlich sagen willst. Natürlich ist eine Unterlassung von egal was nur dann ethisch geboten, wenn die Ethik dies als falsch ansieht. Es ist doch sinnlos, wenn man über eine Ethik redet, zu behaupten, X sei zwar ethisch falsch, aber die Ethik brauche das nicht zu sagen, denn X würde eh nie vorkommen. Wenn dem so wäre, dann bräuchte man keine Ethik mehr.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Es geht um die Feststellung, daß es keinen ethisch relevanten Unterschied zwischen Tun und Unterlassen gibt (auch dazu äußert sich Singer in epischer Breite). Statt zu überlegen, was das für Dich ganz konkret bedeuten könnte, bist Du auf das abwegige Krankenhausbeispiel verfallen. Auch das finde ich durchaus bezeichnend.

Wie gesagt, das Beispiel ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ein Standardbeispiel aus der Ethik. Solche Beispiele sind sehr nützlich, um konkrete Auswirkungen von theoretischen Überlegungen zu zeigen. Meiner Meinung nach zeigt das Beispiel sehr schön, dass Deine Aussage, es gäbe keinen ethisch relevanten Unterschied zwischen einer Handlung und einer Unterlassung, so generell gesehen falsch ist.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
In einer Ethik müsste eine Handlung als ethisch falsch deklariert werden, um als ethisch falsch angesehen zu werden. Ist sie als ethisch neutral deklariert, dann ist sie ethisch neutral und nicht ethisch falsch (Tautolgiealaram!). Das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein.

Du gehst nach wie vor davon aus, daß Menschen einfach tun, was ethisch nicht ausdrücklich verboten ist.

Um eine Handlung als ethisch falsch zu bezeichnen, muss man sie als ethisch falsch bezeichnen. Und es wäre gut, das im Vorneherein zu tun.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ich wiederhole: eine Handlung, die ethisch weder ge- noch verboten ist, wird aus nicht-ethischen Gründen ausgeführt oder unterlassen. Aus ethischem nicht-verboten-Sein folgt also absolut gar nichts!

Doch. Es folgt zum Beispiel, dass, wenn jemand eine solche Handlung ausführt, man sie nicht als ethisch falsch ansehen kann.

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Und noch einmal:

Die Empfindung von Leid ist unabhängig davon, ob ein Wesen weiß, daß es leidet. Darum ist es gleichgültig, ob es sein Leid mit Worten beschreiben kann oder "nur" winselt und wegläuft.


AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ja. Und?

Will sagen: Leidensfähigkeit ist speziesübergreifend und - im Gegensatz zum Lebensbewußtsein - unabhängig von begrifflichem Denken. Aus diesem Grunde entfällt "Menschsein" als ethische Kategorie.

Und auch noch einmal: Deine Grundprämisse, als einziges Grundfundament für eine Ethik sei die Leidensfähigkeit ausreichend, scheint mir nicht plausibel.
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
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Beitrag(#959728) Verfasst am: 21.03.2008, 01:39    Titel: Antworten mit Zitat

In meiner unermesslichen Güte habe ich mich dazu entschieden eine etwas strukturietere Kritik zu schreiben.
Unwichtiger Teil kursiv geschrieben.
Mir missfällt das unsaubere deduzieren, wie es inder Philosophie im Sprachgebrauch und auch von mir recht gebräuchlich ist, verbunden mit den absoluten Anspruch den ich in Ascanius Beiträge herrauslese.
1)Der Begriff "Wirklichkeit"
Der Begriff "Wirklichkeit" ist nicht definiert, und es meines Erachtens unmöglich ihn sinnvoll zudefinieren. Wenn man Wirklichkeit durch Welt uä definiert hat man nichts gewonnen.
Es handelt sich hierbei um eine nichtsagende Tautologie, da uns die Begriffe wie Welt uä auch nicht mehr vertraut sind als Wirklichkeit. Wir müssen mit undefinierten Begriffen auskommen, ansonsten gerraten wir ähnlich wie mit einer Ethik ohne Letzbegründung in einen endlosen Regress.
Deswegen muss der Begriff aber noch nichts beliebiges sein. Wir können ihn in geeigneterweise einschränken, sodass der Bergriff nur sinnvoll verwendet werden kann.
Wie genau wir den Begriff einschränken, hängt natürlich davon ob was wir jetzt als sinnvoll betrachten. Es gibt mehre mögliche sich gegenseitig ausschließende Einschränkungen, die zu verschieden Modellen führen, die aber jeweils in sich konsistent sind bzw denen zumindest kein Widerspruch nachgewiesen werden kann.
Als Beispiel sei der Solipismus genannt. Eben weil wir dieser logisch ebenso sein könnte wie die Existenz unseres Sessel, sollten wir dem Sessel nur eine hypothetische Existenz einräumen und keine absolute("Sagt man in dem Kontext ontologische?"), hypothetische deshalb weil wir sie begründen können, doch dazu später mehr.
2)Wahrnehmung und Wirklichkeit
Wenn wir die Welt beobachten, so können wir nicht Welt "an sich" (sofern es sie überhaupt gibt) beobachten. Unsere Beobachtungen unterliegen Interpretationen und Messfehler. Unsere Beobachtungen können aber dazu führen, dass wir Modelle über die Welt schaffen, welche sich durch Vorraussagungen 'schwach' verifizieren lassen.
Diese Modelle können eine gute Annäherung sein, zB newtonsche Mechanik, flache Erde usw. und die Ergebnisse liegen können alle innerhalb der Messtoleranz liegen, dennoch müssen sie nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen, wenn sie es tun lässt sich dies leider nicht feststellen. Daher ist es wichtiger sie falsifizieren zu können.
Die von Ascanius beschrieben Eigenschaften von Dingen fallen zumindest teilweise in diese Kategorie. Man wird nicht beweisen können, dass ein symmetrischer Würfel bei einem "zufälligen" Wurf(bewusste "") die Wahrscheinlichkeit mit der 4 nach oben zu liegen bei 1/6 liegt(das verstehe ich unter Eigenschaft). Erst recht wird man es nicht logisch beweisen können ohne Annahme(n) die zwar plausibel sind, aber eben nicht streng logisch aus der Symmetrie des Würfel folgen.
3)Können wir ungesetzmäßiges Verhalten erkennen?
Nun würde das Gesetz der großen Zahlen für einen Würfel nicht gelten, würde er sich also ungesetzmäßig verhalten, also irgendwie so wie es der Zufall suggiert, wir könnten es messen. Wie? Mit sehr sehr sehr sehr sehr vielen Würfen.
Natürlich könnte es sein, dass man bei einer größeren Anzahl an Würfen doch feststellt, dass die Zahl der Augensummen "konvergiert". Andersrum könnte dies aber auch passieren. zwinkern
4)Unüberprüfbare Aussagen sind per se widersprüchlich?
Da ich dies weiter oben schon hinreichend kritisiert habe, sei hier nur ein Beispiel angeführt.
In der Antike war es unmöglich die Existenz von Atomen zu überprüfen.
Gab es damals keine Atome?
Nun es gibt auch noch Aussagen die niemals überprüfbar sein werden, man wird aus ihnen deshalb keine Erkenntnis ziehen können, aber man kann sicher nicht per se feststellen, dass sie in sich selbst widersprüchlich sind. Oft ist gerade auch das Gegenteil unüberprüfbar. Angenommen A und B:= nichtA sind nicht überprüfbar, nach Ascanius "Logik" folgt A und B ist falsch. Widerspruch zur Annahme.
Als Beispiel für A und B sei Determinismus und Indeterminismus genannt. (Wobei hier eine schwache Verifizierung durchaus möglich ist, aber ich bin zufaul ein besseres Beispiel zu suchen)
5)Formalisierung
Die Welt lässt sich teilweise sehr gut durch Formelisierung modellieren. Es stellt sich die Frage ob man die Welt oder Teile der Welt als Formales System auffassen kann. Wenn ja dann gälten dort nämlich die Sätze, deren Existenz Ascanius bestreitet. Zumindest eines wissen wir viele Sätze liefern eine gute Annäherung an die Wirklichkeit.
Zudem sehe ich keinen qualitativen Unterschied zwischen empirisch entdeckten Sätzen, wie den Energieerhaltungssatz und Sätzen die sich aus (der Anschauung entnommen) Axiomen herleiten, sofern diese Sätze nicht empirisch widerlegt werden[dass würde bedeuten, dass Axiomensystem lässt sich nicht auf diesen Teil der Welt übertragen], und zahlreiche Sätze empirsch bestätigt sind, und somit auch ihre Axiome.
6)Welches Wirklichkeitsmodell ist sinnvoll?
Das hängt davon ab, wenn man viel erklären will, scheint mir der Solipismus ungeeignet.
Zudem habe ich jetzt keine Lust mehr zum Schreiben. Wollte Punkt 6 eigentlich ausführlich anstelle von Punkt 2 schreiben. Naja mit Struktur habe ichs nicht so.
_________________
Trish:(
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Anmeldungsdatum: 19.03.2008
Beiträge: 25

Beitrag(#959809) Verfasst am: 21.03.2008, 05:42    Titel: Re: Was für Werte haben wir? Brauchen wir Werte und Moral? Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:

[...] Sondern wirklich Gutes, was auch tatsächlich greifbar ist. Dazu gehört für mich zumindest bewusster Konsum, Naturschutz, Liebe (aller Art), Gerichtigkeit, Gesundheit und sonstige ethische humanistische Werte, die den Menschen wirklich helfen und die wirklich gut sind.

Ich weiß ja nicht was ihr darüber denkt, aber ich finde Religion in manchen Bereiche einfach sehr gutherzig und sind wir das eigentlich auch in der breiten Masse? [...]


Hi G_d_L,

bist Du relativ jung & unbelesen? Noch nicht zur breiten Masse der Literatur vorgestoßen? Kennst Du z.B.:
Russell: Ehe und Moral;
Dessau & Kanitscheider: Von Lust und Freude;
Schmidt-Salomon: Manifest des evolutionären Humanismus?
(Diese kurze Liste in Richtung Ethik/Epikur/Hedonismus/Humanismus etc. ließe sich, denke ich, fast unendlich fortsetzen.)

Gibt Dir sicher viele Antworten auf Deine Frage, ob Nicht-Gläubige ethik-unfähig seien.
Sorry, habe hier nur die erste und die letzte (ätzend lange) Seite(n) überflogen.
Wer soll dieser unendlichen Grundsatzdiskussion eigentlich noch folgen können? Ich nich.

An AgentP, Ascanius & Wolf: Vielleicht macht Ihr mal 'nen flotten Dreier via PN und kommt dann mit mit 'ner maximal halbseitigen Zusammenfassung zurück?

Würde/könnte es evtl. auf den Punkt bringen...

Liebe Grüße,
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"sz" ist eine Verbalhohrnung oder vehl am Platsz.
Aber ohne Philosophikerinnen wäre die Welt arm dran.
Jedoch lieber arm dran als schwans app.
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Ascanius
abnorm



Anmeldungsdatum: 14.06.2005
Beiträge: 375
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Beitrag(#1050752) Verfasst am: 25.07.2008, 07:39    Titel: Antworten mit Zitat

@ AgentProvocateur:

Gelegentlich bin ich so genervt und/oder verärgert darüber, wie sich eine Forumsdiskussion entwickelt, daß ich meiner angeschlagenen Gesundheit zuliebe eine Pause einlegen muß. Diesmal ist sie arg lang geraten, aber auf einige abschließende Worte will ich trotzdem nicht verzichten. (Der FGH-Server scheint mit üppigeren Postings überfordert zu sein. Darum ein Beitrag in zwei Teilen.)

Wieder einmal hat sich meine Geduld als Schwäche erwiesen, denn eine Rückschau auf diesen Thread offenbart, wie oft ich mich wiederholen mußte, obwohl meine Äußerungen an inhaltlicher und sprachlicher Genauigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Ehrlicherweise hast Du nie einen Hehl daraus gemacht, mit Singers Ethik nur "ein wenig vertraut" zu sein (was für ein umfassendes Verständnis einfach nicht ausreicht) und von Bunges Philosophie gar nichts zu wissen. Es hätte mir also schon sehr früh klarwerden können, daß unser Disput höchstwahrscheinlich fruchtlos bleiben wird.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Recht auf Selbstbestimmung macht nur Sinn für ein Wesen, das diese auch ausüben kann. Logisch. Trotzdem bleibt der Grund doch derselbe: ich halte die Gewährung von Selbstbestimmung eines Wesens für ähnlich grundlegend wie das Zugestehen eines Rechtes auf Leidminimierung.

Dringende Bitte: unterscheide sorgfältig zwischen Mitteln und Zwecken!

Das tue ich.


Eben nicht, denn: Selbstbestimmung ist das Mittel, Leidfreiheit ist der Zweck! Unterscheidungen wie diese sind grundlegend für jedes ethische Verständnis!

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Auch ein "Recht" auf Selbstbestimmung wäre sinnlos, wenn niemand unter dessen Mißachtung leiden würde.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nein, genau das meine ich nicht.


Und genau das ist das Problem!: Du leugnest den logischen Zusammenhang zwischen erE und moralischer Objekthaftigkeit sowie jenen zwischen ethischer Motivation und moralischer Handlung. Einem Sack Mehl ist es schnurz, ob Du ihn streichelst oder mit nem Spaten draufhaust, und Computer "heilt" man nicht mit Antibiotika!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich halte es für richtig, es zum Beispiel Kindern zu ermöglichen, später ein selbstbestimmtes Leben zu führen, denn ich meine, dies ist ein Wert an sich,


Es gibt keine "Werte an sich", wie es überhaupt keine fiktiven Objekte "an sich" gibt! Selbstbestimmung ist also nicht nur kein Zweck, sondern auch kein "Wert an sich" = zwei Irrtümer in einem.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
da sie dadurch (mAn) wertvolle Erfahrungen machen können, die sie nicht machen könnten, wenn ich sie von Anfang an unter Glücksdrogen setzen würde.


Was sind das für "wertvolle" Erfahrungen, die man unter dem Einfluß von Glücksdrogen nicht machen kann? Warum sollten Erfahrungen mit Glücksdrogen nicht genauso "wertvoll" sein? Können nicht gemachte (!) Erfahrungen Leid verursachen (!)? Wenn ja: Warum sollten wir dieses Leid akzeptieren? Wenn nein: Wo ist das Problem?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Letzteres würde sicherstellen, dass sie niemals Leid erfahren könnten (noch einfacher wäre natürlich, sie zu töten). Dass ich beides falsch finde, hat also nichts mit der Menge an Leid zu tun, die sich jeweils ergeben würde.


Darum ist Deine rigoristische Ablehnung ja auch irrational in Hinsicht auf Dein unbegründetes, bzw. logisch unhaltbares Tötungsverbot und antimoralisch in Hinsicht auf Deine geradezu infame Einstellung zum Leid anderer Menschen! Niemand hindert Dich daran, Deinen Masochismus (?) nach Herzenslust auszuleben, bzw. Deinem stumpfen Selbst (?) noch irgendeine Empfindung abzutrotzen, aber Du solltest Dich unterstehen, anderen Menschen unerwünschte Qual zu bescheren oder sie unfreiwillig und vermeidbarerweise leiden zu lassen!!!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Das gilt entsprechend für alle "Rechte" und ist der Grund dafür, warum ich meine Ethik entschieden und konsequent um den Leidbegriff entwickle.

Weswegen Deine Ethik auch scheitert.


Das kannst Du gar nicht wissen, weil Du sie weder verstanden hast noch anwendest. Ohne "Rechts-" und "Wert"-Schablonen als Denk-Ersatz mag das Leben sehr anstrengend sein - das will ich gar nicht leugnen - aber Bequemlichkeit ist wohl kein Kriterium, nach dem man Ethiken beurteilt. Auch ich bin im Grunde ein faules Stück und würde gern in jenen verantwortungslosen Dämmerzustand zurückkehren, in dem ich als Kind und Jugendlicher, partiell auch noch als Erwachsener recht unbeschwert lebte, aber mit der Ethik ist es wie mit dem Atheismus: einmal begriffen, gibt es kein Zurück mehr. Ganz abgesehen von alledem ist bisher noch jede Ethik an Leuten gescheitert, die sich einen feuchten Kehricht um das Leid anderer Wesen scheren!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Gewiß kommt auch Willkür in Graden, aber soll ein ethisches System funktionieren, muß es jede Form von Willkür meiden - von Anfang an und aus Prinzip!

Willkür im Sinne von "keine Letztbegründung" ist mMn immer gegeben. Da kommt niemand drum herum und wer das dennoch glaubt, der irrt schlicht.


Die Willkür traditioneller Ethiken besteht darin, beliebige oder falsche Behauptungen aufzustellen und aus ihnen primitive und/oder absurde Ge-, bzw. Verbote abzuleiten, an denen selbst dann starrsinnig festgehalten wird, wenn sie absehbar in die Katastrophe führen oder nichts zu deren Verhinderung beitragen. Meine Ideen sind ausdrücklich gegen all das gerichtet - wie's scheint, bist Du es, der sich irrt!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du wehrst Dich ja sogar dagegen, das Leben eines erwachsenen Menschen als Wert anzusehen.

Warum sollte ich das auch tun?

Vielleicht weil Du nicht mit Deiner Ethik ganz alleine dastehen willst.


Das liegt ja nicht an mir, sondern an der Begriffsstutzigkeit all jener ZeitgenossInnen, die nicht willens oder fähig sind, sich über tief inkulturierte Denkblockaden hinwegzusetzen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Was ist an "Erwachsensein" (im Gegensatz zu nicht-Erwachsensein) ethisch relevant? Was ist an "Menschsein" (im Gegensatz zu nicht-Menschsein) ethisch relevant?

Ein bestimmter Grad von Selbstbewusstsein? Die Fähigkeit, Normen und Ethiken zu diskutieren und zu verstehen? Normative Ansprechbarkeit? Die Fähigkeit, Pflichten zu übernehmen im Austausch dazu, Rechte zu erhalten?


Das ist gleich dreifach falsch!:
1. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten sind bestenfalls Voraussetzungen für moralische Subjekthaftigkeit, selbst aber nicht ethisch relevant in dem Sinne, daß sie moralische Objekthaftigkeit konstituieren würden. Genau darum aber geht es mir: Was sind moralische Objekte, woran erkennen wir sie und was bedeutet das für unser Verhalten ihnen gegenüber?
2. "Normen", "Pflichten" und "Rechte" sind Termini aus dem juristischen Sprachgebrauch. Noch immer unterscheidest Du nicht zwischen Rechtswesen und Ethik, die - wie bereits mehrfach festgestellt - in unauflöslichem Widerspruch zueinander stehen. Um Denkfehler zu vermeiden, muß sich dieser Widerspruch auch in einer scharfen begrifflichen Abgrenzung niederschlagen.
3. Weder alle Menschen noch alle erwachsenen Menschen besitzen die von Dir angeführten Eigenschaften und Fähigkeiten. Darum ist Deine Zuordnung ethisch-methodisch unbrauchbar. Das wüßtest Du auch, wenn Du Singer sorgfältig gelesen und verstanden hättest.
À propos: Du behauptest, meine Ethik unterscheide sich "in wesentlichen Punkten" von der Singers. Das ist inkorrekt! Es gibt lediglich geringfügige Abweichungen im Sinne des Emergentistischen Materialismus, die weder Singers Theorie in ihrer Gesamtheit noch meine allgemeine Zustimmung in Frage stellen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Abgesehen davon bin ich ja übrigens gar nicht der Meinung, dass dazu nur momentane Fähigkeiten berücksichtigt werden sollten, sondern auch zum Beispiel zukünftige Fähigkeiten eine Rolle spielen sollten.


Man kann, ja muß zukünftige Fähigkeiten zu Vielerlei heranziehen, nur eben nicht zur Begründung eines Tötungsverbotes, und zwar aus logischen Gründen. Der Eintritt des Todes markiert den irreversiblen Verlust moralischer Objekthaftigkeit. Es besteht also ein PRINZIPIELLER (--->!!!<---) Unterschied zwischen Tötungen und anderen moralisch verwerflichen Handlungen: Das "geschädigte" Wesen erlebt seine "Schädigung" nicht mehr!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ich meide den Wertbegriff - übrigens vollkommen mühelos - wegen seiner Beliebigkeit und seinem gefährlichen Dogmatismus.

A) glaube ich, dass es immer Beliebigkeit (im Sinne von "Nicht-Letztbegründbar") geben muss, das ist unvermeidlich (es sei denn, man würde eine solche Letztbegründung haben)


Diese "Letztbegründung" ist meine ethische Zentralprämisse. Sie ist weder beliebig noch eine Setzung sondern ein aus realen Sachverhalten deduzierter Vorschlag, den man annehmen oder ablehnen kann. Auch das unterscheidet sie übrigens formal vom Rechtswesen (Vorsicht: Theorie-Alarm!): Während Ethik so lange unverzichtbar bleiben wird, wie es moralische Subjekte gibt, wird das Rechtswesen gegenstandslos, sobald die Menschheit ethisch voll entwickelt ist.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
und b) verstehe ich unter Dogmatismus etwas grundsätzlich nicht Hinterfragbares. Letzteres aber ist dem Wertbegriff keineswegs immanent.


Theoretisch sicher nicht, aber die Praxis sieht anders aus: Sobald ein bestimmter "Wert" postuliert ist, fragt niemand mehr, wozu er überhaupt gut sein soll - am allerwenigsten, ob und wann er der Leidminimierung dient oder eher das Gegenteil fördert. "Werte" sind viel zu plump, um ethisch funktional sein zu können, und schränken die Denkfähigkeit auf ähnliche Weise ein, wie es religiöse Überzeugungen tun. Jemand, dessen Beurteilen und Handeln sich in jeder Lebenssituation an der ethischen Zentralprämisse orientiert, braucht keine "Werte" (wie es z.B. auch Wüstenbewohnern vollkommen egal sein kann, welchen "Wert" die IsländerInnen ihrem Trinkwasser zuordnen).

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wie willst Du verhindern, daß sich Menschen auf Grundsätze einigen, die geradewegs in den nächsten Holocaust führen??? Nicht jeder Grundsatz, auf den man sich einigen kann, ist auch ein ethischer!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Weiß nicht, inwiefern Grundsätze einer Ethik selber ethisch sein könnten. Scheint mir ein Widerspruch in sich zu sein.

Diese Grundsätze müssen natürlich auf ein ethisches Ziel ausgerichtet sein, und das ist - ich wiederhole es immer wieder gern - die Vorbeugung, Linderung und Beseitigung von Leid!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Tut mir leid, wenn Du nicht erkennen kannst, dass das selbstwidersprüchlich, weil rückbezüglich ist.


Eine moralische Handlung ist eine ethisch motivierte Handlung. Ethische Motivation besteht im Streben danach, Leid vorzubeugen, zu lindern und zu beseitigen. Was soll daran "rückbezüglich" sein?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Es kann nicht durch irgendein anderes ersetzt werden, ohne daß Ethik aufhört, Ethik zu sein.

Willkürliche und dogmatische Setzung.


Wenn das zuträfe, müßte die Definition eines jeden Begriffes, der ein fiktives Objekt repräsentiert, "willkürlich" und "dogmatisch" sein. Natürlich ist das Unfug! Der Begriff der Ethik muß etwas Bestimmtes bedeuten, und das Konstrukt "Ethik" muß einem bestimmten Zweck dienen! Wir könnten natürlich behaupten, der Ethikbegriff bedeute "Kuchenbacken" und das Konstrukt "Ethik" bestehe in Backrezepten - wie fändest Du das?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Schiffbrüchiger: Warum soll ich den bewusstlosen anderen Schiffbrüchigen nicht töten?

Schon diese Frage setzt ja eine gewisse Bereitschaft voraus, einen anderen Menschen zu töten.

Du setzt hier mal einfach so voraus, dass dem nicht so sein könnte. Wie kommst Du darauf?


In der Psychologie ist eine solche Neigung als intrinsische Eigenschaft des Menschen nicht bekannt. Vielmehr gibt es eine natürliche Scheu davor, andere Menschen umzubringen. Dein Beispiel ist also ganz besonders abwegig: Von den wenigen Menschen, die Schiffbrüche er-, bzw. überleben, werden nur sehr wenige zu zweit auf einer einsamen Insel anlanden. Von diesen wenigen dürfte die Mehrzahl eher froh über Gesellschaft sein, weil sie ihre Überlebenschancen erhöht und Einsamkeitsgefühlen vorbeugt. Von den wenigen, die das anders sehen, wird nur ein Teil grundsätzlich bereit sein, einen Mord zu begehen. Von den wenigen, die dazu bereit sind, werden einige trotzdem - wie auch immer begründet - darauf verzichten. Aus dem Verhalten des ethisch wahrscheinlich ohnehin nicht ansprechbaren Restes schließt Du, daß "Dein" Tötungsverbot "wirksamer" sein müsse als "meines" - etwas Lächerlicheres ist mir selten untergekommen!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es gibt nun mal Menschen, die andere Menschen töten, da muss ich gar nichts voraussetzen, im Gegenteil zu Dir. Und wenn eine Tötung explizit als ethisch neutral deklariert ist, dann wird es noch mehr Menschen geben, die das tun.


Nur, wenn sie mein System nicht begriffen haben! Auch Du wendest wiederum isolierte Elemente auf ethisch Ahnungslose an. Bitte nimm zur Kenntnis, daß meine Ethik von einer starken Orientierung der moralischen Subjekte auf die B&I anderer empfindungsfähiger Wesen geprägt ist und so eine allgemein zugewandt-kooperative Haltung erzeugt. Offensichtlich steht das in krassem Gegensatz zu Deinem willkürlichen Rechts- und Wertedenken, das unweigerlich zu Konflikten führt, wo es auf das willkürliche Rechts- und Wertedenken Anderer trifft. Vermutlich kannst Du Dir gar nicht vorstellen, daß moralische Menschen ethische Neutralität nur als formales Element kennen und die Zentralprämisse als Entscheidungshilfe für jede ihrer Handlungen anwenden können. Sonst würdest Du wohl kaum auf Beispielen herumreiten, die nur von Deiner traditionell-ethisch-juristisch-verworrenen Warte aus als Probleme erscheinen, während Du Dich jedem Nachvollzug utilitaristischer Denkstrukturen (statt einzelner Gedanken!) verweigerst.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wie kommst Du zu einer solchen Unterstellung, aus der Du ja immerhin die Notwendigkeit für ein selbst in einer Inselsituation anwendbares Tötungsverbot herleitest?

Ich frage mich schlicht, ob es in Deiner Ethik falsch ist, einen Bewusstlosen zu töten. Die Antwort habe ich ja bereits bekommen: nein, es kann ethisch nicht falsch sein, wenn dem Bewusstlosen (und Dritten) kein Leid zugefügt wird.


"Wenn"!!! Trotzdem folgt daraus kein konkretes Verhalten - weder ein am-Leben-Lassen noch ein Mord. Du willst es partout nicht wahrhaben, aber Tötungsverbote sind nun mal nicht direkt begründbar! Statt sie zu postulieren (was ja nachweislich des Zustandes der Welt nicht einmal dann funktioniert, wenn sie obendrein im Rechtswesen verankert sind), setze ich lieber auf die beste indirekte Begründung, die es zu geben scheint. Einen dritten Weg gibt es nicht!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Warum überhaupt sollte ein postuliertes Lebensrecht tragfähiger sein als ein Tötungsverbot, dessen Begründung in einem weiten systemischen Kontext steht?

Ein gegenseitiges Anerkennen des Lebensrechtes des Gegenübers bietet vielleicht eine gewisse Sicherheit und wäre eventuell eine Voraussetzung dafür, sich über andere Dinge überhaupt unterhalten zu können/wollen.


"Rechte" haben nur dort einen Sinn, wo sie auch durchgesetzt werden können. Ethik aber kennt weder Legislative, noch Judikative oder Exekutive! Da sie ganz ohne diese Elemente auskommen muß, hat sie auch keine Verwendung für "Rechte". Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre Prinzipien zu begründen, damit sie umgesetzt werden können, weil sie verstanden worden sind. Was Du als "Lebensrecht" bezeichnest, ist leider nach wie vor unbegründet: welchen Objekten soll aufgrund welcher ihrer erE, bzw. B&I ein "Lebensrecht" gewährt werden??? Übrigens gehe ich davon aus, daß auch Du es nicht so ernst nimmst, wie Du glauben möchtest. Es dürfte sich zumindest grob berechnen lassen, wie viele Menschen täglich sterben, weil Du es nicht verhinderst, obwohl Du es möglicherweise könntest, ohne Dich wesentlich einzuschränken, geschweige denn Vergleichbares entbehren zu müssen wie sie.

...
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Ascanius
abnorm



Anmeldungsdatum: 14.06.2005
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Beitrag(#1050753) Verfasst am: 25.07.2008, 07:39    Titel: Antworten mit Zitat

...

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Sanktionen aber einfach so als gegeben anzusehen und zu fordern, jemand solle sich gefälligst daran orientieren, ist merkwürdig und führt zu den seltsamsten Ergebnissen.

Welche praktikable Alternative sollte es geben?

Wenn man meint, dass jemand aufgrund der eigenen Ethik aufgrund von bestehenden Gesetzen ethisch nicht akzeptables Leid zugefügt wird, dann könnte man zumindest dies so sagen und nicht von demjenigen explizit fordern, er solle sich gefälligst an die Gesetze halten.


Obacht!: Ich sagte, Gesetze müssen berücksichtigt werden! Das sollte Dich nicht überraschen, denn immerhin sind sie Teil der Situation, die das jeweilige moralische Subjekt zu analysieren und zu bewerten hat, bevor es sich für eine Handlung entscheidet.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Unfall ist geschehen. Fünf Unfallopfer werden in die Klinik eingeliefert. Bei jedem ist ein Organ derart verletzt, dass er/sie nur noch zwei Tage zu leben hat. Es gibt zufällig eine Krankenschwester auf der Station, deren Organe alle fünf retten könnten. Ist der Chirurg nun ethisch verpflichtet, die Krankenschwester zu töten, um die fünf Schwerverletzten zu retten?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gibt es ein Handlungsgebot für den Chirurgen oder nicht? Und wenn nein, warum gibt es das nicht, wenn doch "sterbenlassen" für dich gleichbedeutend ist mit "töten" und wenn die Summe des Leides im Falle des Tötens geringer ist als im Falle des Sterbenlassens?

[...] Dennoch: sollte es absolut keine Alternative geben und sich der Chirurg entscheiden, die Krankenschwester umzubringen, wäre er moralisch nicht, bzw. nur insofern zu verurteilen, als er damit in einer ethisch rückständigen Gesellschaft Signale setzt, die unerwünschte Auswirkungen haben können. Wie ich das geistige Klima (nicht nur) in Deutschland kenne, wäre mit allen möglichen Reaktionen auf eine drastische Maßnahme wie diese zu rechnen, nur nicht mit der einzig vernünftigen: einer sprunghaften Vermehrung von Organspendern.

Ich halte fest: Du hältst Dich selber für einen ethischen Menschen, die Gesellschaft für ethisch rückständig und Du hältst Dich für vernünftig, wiederum im Gegensatz zu (den meisten) anderen.


Abgesehen davon, daß Du Dir diesen ad-hominem-Unterton sparen kannst: korrekt! Ich weiß, was ich denke und tue und wozu ich darüberhinaus bereit bin. Ebenso höre und sehe ich, was die Menschen in meiner Umgebung und anderswo denken, wie sie sich aufgrund dessen verhalten, wie das mit dem Zustand der Welt korrespondiert und warum. Daraus ziehe ich meine Schlüsse, die auch Du bislang nur unentwegt bestätigst.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Bezeichnend übrigens, daß Du bei der Stellungnahme zu einer Frage, mit der Du mich in Schwierigkeiten bringen wolltest, nun selber versagst, und zwar auf ganzer Linie.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das ist wohl Ansichtssache.

Definitiv nicht! Deine Haltung ist ethisch kraß fehlerhaft, weil Du Dein vermeintliches "Lebensrecht" für gewichtiger hältst als das aller Mitglieder jener Gruppe zusammengenommen, die Du zum Sterben verurteilst (falls Dich dieser konkrete Gedanke überhaupt je tangiert hat).

Natürlich ist das Ansichtssache. Es sei denn, Du könntest hier irgend einen guten Grund für Deine Ansicht anführen.


Das hatten wir doch schon im Zusammenhang mit dem Krankenhausbeispiel!: Wenn jemand sterben muß, damit Andere weiterleben können, dann ist natürlich eine Auswahl zu treffen! Ethisch Gebildete werden sich auf die Person einigen, deren Tod die am wenigsten katastrophalen Folgen hat, also sicher nicht gerade den verwitweten siebenfachen Vater, sondern eher einen chronisch kranken Single wie mich.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Meine Ansicht ist hier nämlich eine andere: ich halte mein Lebensrecht für ziemlich gewichtig, das stimmt. Und ich verurteile dadurch mMn auch nicht jemanden zum Sterben.


Wenn 100 Menschen sterben müssen, nur weil Du Dich um die Erfüllung Deiner ethischen Pflicht drückst, dann verurteilst Du 100 Menschen zum Tode - schmeichelhaftere Formulierungen können an diesem Sachverhalt nichts ändern!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die anderen haben in meiner Sicht nicht das Recht, mein Leben für ihres einzufordern.


Das müßten sie gar nicht, wenn Du Dich beizeiten über Deine "Schönwetter-Ethik" hinausentwickelt hättest. Natürlich kann niemand mit letzter Sicherheit vorhersagen, ob er gegebenenfalls zu moralischen Maximalleistungen imstande sein wird, aber für ein Versagen kann es nur psychologische Erklärungen geben, keine Entschuldigungen!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich hänge nun mal irgendwie an meinem Leben.


Das dürfte Dich wohl kaum von den meisten anderen Menschen unterscheiden. Genau darum brauchen wir ja eine funktionale Ethik und nicht bloß vage Intuition.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Mal ganz abgesehen davon, dass eine Ethik/Gesellschaft, die solches einfordern würde, aus verschiedenen Gründen keine wünschenswerte wäre.


Es verstärkt sich mein Eindruck, daß Du überhaupt keine Ethik "wünschenswert" findest, die Unbequemlichkeiten mit sich bringt. Zum zweiten Mal bist Du folgender Passage aus meinem vorletzten Posting ausgewichen:

"Es wird wohl seine Gründe haben, warum Du noch nicht versucht hast, mein System - soweit Du es überblickst - einfach mal ganz praxisorientiert auf Dich selbst und Dein alltägliches Leben anzuwenden.

Fragen:

Siehst Du einen Zusammenhang zwischen Dir und dem Umstand, daß Menschen dürsten, verdursten, hungern, verhungern oder an heilbaren Krankheiten leiden und sterben?

Siehst Du einen Zusammenhang zwischen Dir und dem Umstand, daß die Natur zerstört und nichtmenschliche Tiere gequält werden?

Falls Du solche Zusammenhänge siehst: welche Konsequenzen ziehst Du daraus?"

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich würde schlicht nicht von jemandem erwarten, er solle mir selbstloserweise seine Organe spenden und damit auf sein weiteres Leben verzichten.


Selbstlosigkeit ist die Antithese zum Egoismus und ebenso unmoralisch! Ethische Reflexion soll beidem vorbeugen! Wenn also ein moralischer Mensch zu dem Schluß kommt, daß es in der gegebenen Situation geboten ist, sein Leben zugunsten anderer aufzugeben, tut er nichts anderes, als seinem Sterben einen Sinn verleihen, denn die Alternative wäre, unter schlechtem Gewissen zu leiden und womöglich qualvoll daran zu zerbrechen, ohne daß es noch irgendjemandem genützt hätte. Wer kein Gewissen hat, weil es seine "Ethik" nicht hergibt, muß sich von solchen Vorkommnissen natürlich nicht peinigen lassen. Allerdings besteht genau darin das Problem, nicht seine Lösung.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und wieso ist das nun eine Äquivalenzkategorie von Rassismus, Sexismus und auch Antisemitismus?

Rassisten, Sexisten, Antisemiten und andere Verwandte im Geiste behaupten, bestimmte Wesen seien nur deshalb "mehr wert" als andere, weil sie sind, was sie sind, und nicht etwa, weil bestimmte erE eine solche Beurteilung rechtfertigen

Unterschiedliches kann unterschiedlich behandelt werden. Das widerspricht überhaupt keinen ethischen Setzungen, noch nicht mal Deiner.


Wie sollte es auch? Ich nehme ja keine ethischen Setzungen vor. Statt dessen habe ich durchaus unmißverständlich erklärt, worin der Kern faschistischen Denkens besteht. Zur wiederholten Verdeutlichung noch einmal folgender Abschnitt:

• "Arische" Mütter und ihre Kinder mit KdF in die Sommerfrische - jüdische Mütter und ihre Kinder mit Viehwaggons nach Auschwitz
• Wohlgenährte Menschen in Nordamerika - unterernährte und verhungernde Menschen in Afrika
• Mit AIDS lebende Menschen in Frankreich - an AIDS sterbende Menschen in Bangladesh
• Gesunde und entspannte Ziervögel in großen Volieren - kranke und gestreßte Hühner in Massenhaltung
• Verwöhnte Schweine als Haustiere - sich in ihren Pferchen gegenseitig zerfleischende und mit Krankheiten infizierende Schweine als "Nutztiere"
• "Heilige" Entrüstung über Säuglingsmord - bestenfalls erhobener Zeigefinger für Katzenmord
• Viel Gezerre um Stammzellforschung - wenig Gezerre um Tierversuche

Es geht also um Gemeinsamkeiten, nicht um Unterschiede!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Du gehst nach wie vor davon aus, daß Menschen einfach tun, was ethisch nicht ausdrücklich verboten ist.

Um eine Handlung als ethisch falsch zu bezeichnen, muss man sie als ethisch falsch bezeichnen. Und es wäre gut, das im Vorneherein zu tun.


Etwa unabhängig von den jeweiligen Umständen??? Das wäre Rigorismus - einer der schwersten Fehler ethischer Methodik!!! Was in einer Situation falsch ist, kann in einer anderen richtig sein - noch ein Grund, sich nicht von "Werten" oder aus Rücksicht auf vorgebliche "Rechte" zu unmoralischen Handlungen verleiten zu lassen!

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Deine Grundprämisse, als einziges Grundfundament für eine Ethik sei die Leidensfähigkeit ausreichend, scheint mir nicht plausibel.


Leidensfähigkeit ist nun mal die einzige Eigenschaft, die alle moralischen Objekte gemeinsam haben. Sie allein bildet den maßgeblichen Unterschied zu solchen Gegenständen, die keine enttäuschbaren Bedürfnisse und Interessen hegen (können). Sie allein ist der Grund, warum wir überhaupt eine Ethik brauchen! Es hat Dir während unserer gesamten Debatte freigestanden, sie durch eine andere zu ersetzen, die Klasse der moralischen Objekte entsprechend neu zu bestimmen und in logischer Ableitung daraus zumindest die Skizze einer Alternative zu meiner Ethik vorzulegen, aber Du hast nicht einmal den Versuch dazu unternommen. Die Desorganisation und Kurzschlüssigkeit traditioneller Ethiken scheint Deinen Interessen so sehr entgegenzukommen, daß Du Dich den Komplikationen analytischer Zwänge lieber entziehst. Wie dem auch sei - solltest Du nichts Wegweisendes mehr mitzuteilen haben, können wir unsere Diskussion gern endgültig einstellen.
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boule-de-neige
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Anmeldungsdatum: 13.05.2008
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Beitrag(#1050960) Verfasst am: 25.07.2008, 13:31    Titel: Antworten mit Zitat

hab jetzt nicht alles nachgelesen, darum ist es möglich, dass es schon erwähnt wurde. aber neuste studien mit kindern haben gezeigt, dass moralgefühl angeboren ist.

http://german.china.org.cn/txt/2008-07/23/content_16056339.htm
_________________
Es reicht nicht nur gegen eine dumme Sache zu sein, man muss auch dumme Alternativen aufzeigen.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
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Beitrag(#1051021) Verfasst am: 25.07.2008, 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Gelegentlich bin ich so genervt und/oder verärgert darüber, wie sich eine Forumsdiskussion entwickelt, daß ich meiner angeschlagenen Gesundheit zuliebe eine Pause einlegen muß. [...] Wieder einmal hat sich meine Geduld als Schwäche erwiesen, denn eine Rückschau auf diesen Thread offenbart, wie oft ich mich wiederholen mußte, obwohl meine Äußerungen an inhaltlicher und sprachlicher Genauigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Ehrlicherweise hast Du nie einen Hehl daraus gemacht, mit Singers Ethik nur "ein wenig vertraut" zu sein (was für ein umfassendes Verständnis einfach nicht ausreicht) und von Bunges Philosophie gar nichts zu wissen. Es hätte mir also schon sehr früh klarwerden können, daß unser Disput höchstwahrscheinlich fruchtlos bleiben wird.

Ach, Deine Geduld hat sich als Schwäche erwiesen und unser Disput ist fruchtlos? Du scheinst eine recht merkwürdige Vorstellung eines Disputes zu haben, eine, die Dir die einseitige Rolle des missionarischen Verkünders absoluter Wahrheiten zuspricht und dem Diskussionspartner die Rolle des Ja-und-Amen-Sagers, der sowieso erst mal Singer und Bunge sorgfältig lesen muss, um mitreden zu können, anscheinend ebenso wie Du Ausrufer ewiger und nicht hinterfragbarer Wahrheiten.

--

Damit das hier nicht zu lang wird, möchte ich nicht auf jede Aussage von Dir einzeln eingehen, sondern einfach mal die Punkte auflisten, bei denen ich anderer Meinung bin als Du:

1. Deiner Zentralprämisse, Leidvermeidung sei das einzige Ziel einer Ethik, kann ich nicht folgen. Für mich ist das Ziel des selbstbestimmten Lebens für Menschen ein höheres Ziel, wobei ich in Kauf nehmen muss, dass dies Leid erzeugt. Oder anders gesagt: ich glaube, dass Glück Leid aufwiegen kann. Ein selbstbestimmtes Leben mit Enttäuschungen und vielleicht (auch) leidvollen Erfahrungen scheint mir erstrebenswerter als ein fremdbestimmtes Leben unter Glücksdrogen ohne Leid.

2. "Normen", "Pflichten" und "Rechte" sind für mich keineswegs nur Termini aus dem juristischen Sprachgebrauch. Ich gestehe anderen Rechte zu und erwarte Bestimmtes von anderen, d.h. ich bin der Meinung, sie hätten Pflichten. Darauf und auf dem, was ich als Wert ansehe, folgen meine Normen und diese sind sehr wohl von ethischer Bedeutung, wenn sie sich auf das Miteinander beziehen. Und dies muss keineswegs in aktuellen Gesetzen festgeschrieben sein.

3. Auch das Wort "Wert" spielt für mich eine ähnliche Rolle. Um ethische Überlegungen anzustellen, muss man sich erst einmal klar werden, was einem wichtig ist und was man erreichen will. Und das bedeutet nun mal unweigerlich eine Bewertung. Dem kann man gar nicht entgehen. Die krampfhafte Vermeidung des Wortes "Wert" ist für mich nicht nachvollziehbar. Bringt auch nix, denn egal, wie man es letztlich nennt: es ist und bleibt eine Bewertung.

4. Ich meine nicht, dass man eine Ethik nur auf aktuellen Eigenschaften und Fähigkeiten eines Wesens aufbauen kann, sondern ich meine, dass man a) zukünftige wahrscheinliche Entwicklungen in seine Überlegungen einbeziehen sollte, d.h. auch jemandem, der momentan noch nicht bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten hat (welche auch immer, diese sind willkürlich festgelegt), können bestimmte ethische Rechte zugesprochen werden und b) können hier indirekte Gründe, die Dritte betreffen, eine wichtige Rolle spielen für die ethische Bewertung einer bestimmten Handlung.

5. Ich glaube kaum, dass das Rechtswesen unverzichtbar würde, wenn es eine "voll entwickelte Ethik" gäbe. Es sei denn, man entwickelte irgendwelche technischen Möglichkeiten, Gentechnik oder so, um den "ethisch perfekten Menschen" herzustellen. Ich halte das übrigens für einen totalitären Anspruch, für eine maßlose und gefährliche Überschätzung Deiner angeblichen Wahrheit.

6. Ich bin keineswegs ein Gegner des Utilitarismus. Nur speziell der Utilitarismus von Singer scheint mir zu sehr eingeengt, da er zu wenige indirekte Auswirkungen berücksichtigt und zu sehr auf konkrete und aktuelle Fähigkeiten und Eigenschaften abhebt. Auch Du tust dies und kommst noch nicht einmal auf die Idee, etwas weiter zu denken ("muß", "natürlich", "ethisch Gebildete"):
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Wenn jemand sterben muß, damit Andere weiterleben können, dann ist natürlich eine Auswahl zu treffen! Ethisch Gebildete werden sich auf die Person einigen, deren Tod die am wenigsten katastrophalen Folgen hat, also sicher nicht gerade den verwitweten siebenfachen Vater, sondern eher einen chronisch kranken Single wie mich.

7. Meiner Meinung nach kann es keine ethische Pflicht geben, sein Leben für das Leben anderer zu opfern, zum Beispiel, weil die ein paar Organe benötigen, um weiterleben zu können. Das ist mE weder eine Pflicht, noch eine zu erwartende moralische Maximalleistung, noch muss man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man das ablehnt. Das ist mMn eine ganz wesentliche Grundlage einer Ethik, die Grundvoraussetzung, warum es überhaupt eine Ethik geben sollte und warum man hoffen kann, dass sie allgemein akzeptiert würde. Es sei denn wiederum, man akzeptiere die heutigen Menschen generell nicht und möchte wieder den perfekten Menschen schaffen. Aber auf welcher Grundlage sollte das überhaupt möglich sein, wenn man sich mal bewusst macht, dass es keine Letztbegründung gibt? Man kann nun mal nichts aus dem Nichts schaffen und das müsste man für Perfektion. Oder man glaubte, man selber und seine Vorstellungen seien schon perfekt und somit eine gute Grundlage für den perfekten Menschen.

8. Ich finde es höchst bemerkenswert, dass Du Dich aufgrund Deiner Prämissen nicht dazu durchringen kannst, die Tötung eines Bewusstlosen als ethisch falsch oder nicht falsch zu deklarieren. Das alleine zeigt mE schon die Fragwürdigkeit Deiner Ethik. Eine Ethik sollte nämlich mMn auf diese Frage eine Antwort haben. Und sie kann sich dieser Antwort nicht mit folgenden Ausweichmanövern entziehen: a) "es ist nicht falsch, aber falsch, wenn es jemand tut", b) "es ist nicht falsch, aber das tut sowieso keiner, der richtig gepolt ist".
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CoS
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Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#1052418) Verfasst am: 27.07.2008, 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

boule-de-neige hat folgendes geschrieben:
hab jetzt nicht alles nachgelesen, darum ist es möglich, dass es schon erwähnt wurde. aber neuste studien mit kindern haben gezeigt, dass moralgefühl angeboren ist.

http://german.china.org.cn/txt/2008-07/23/content_16056339.htm

Aber Empathie ist doch nicht gleich Moral. Empathie ist Mitgefühl und Mitgefühl basiert wohl eher auf eigenen Erfahrungen, als auf Moral. Wenn ich jemanden sehe der starke Schmerzen hat, kann ich mitfühlen, weil ich selber weiß was schmerzen sind.

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Also sie sehen uns als Menschen, die andere ausbeuten und sich keine Gedanken um die Welt machen und sowieso total egoistisch sind.

Faszinierender Weise sind genau die Menschen die andere Menschen auf gedeih und verderb ausbeuten und pure Egoisten sind genau die Menschen, die auf dieser Welt Erfolg haben und von anderen Menschen als "hohe Persönlichkeit" angesehen werden. Und es waren auch genau die Menschen, die moralische Maßstäbe schaffen und ändern, denn Moral dient auch IMMER ökonomischen Zwecken!

Einem "Bill Gates" ist man wohl bereit eher zuzuhören, als der Frau Müller um die Ecke. Einem BMW Chef ist man eher bereit sich unterzuordnen, als Herr Meier vom Wurststand!

Es waren immer Könige, Wirtschaftsbosse und selbsternannte Herrscher die mit gnadenloser Strenge und unmenschlichkeit andere regierten, Moral, Gesetze und Religionen schufen, Rücksichtnahme und Verzicht predigten und selbst in Reichtum und Prunk lebten!

Da stellt sich dann doch tatsächlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einiger moralischer Maßstäbe...
_________________
"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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