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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1041056) Verfasst am: 08.07.2008, 20:04 Titel: |
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Du hast das recht schön auf den Punkt gebracht und ich stimme im Wesentlichen zu.
Nur einen kleinen Punkt möchte ich bemängeln und zwar diese Aussage:
step hat folgendes geschrieben: | Man könnte meinen Atheismus vergleichen mit der Tatsache, daß ich zur Gruppe jener gehöre, die die Todesstrafe ablehnen, |
denn diese Analogie finde ich nicht stimmig. Um einen Standpunkt zur Todesstrafe zu haben, ist es notwendig, sich mit der Todesstrafe und ihren Auswirkungen auseinander zu setzen.
Jemand, der nicht an einen Gott glaubt - und der deswegen nach meinem Verständnis Atheist ist - benötigt jedoch weder eine Kenntnis, noch eine Auseinandersetzung mit einem Gott-Glauben.
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River Runs Red registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.09.2007 Beiträge: 336
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(#1041057) Verfasst am: 08.07.2008, 20:05 Titel: |
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Schalker hat folgendes geschrieben: |
So ist es. Und deshalb sind Gerichtsentscheidungen, die Schwule und Atheisten nicht als beleidigbare Gruppe annehmen, Juden und Katholiken aber schon, m.E. völliger Unfug. Ich kann mich der Beleidigung von Hr. Meisner, dass ich aufgrund meines Unglaubens einen Hang zur Unmenschlichkeit hätte, nicht entziehen, denn ich bin ja ungläubig. Ich will und kann das nicht ändern. Und somit gehöre ich qua Fremddefinition von Hr. Meisner unausweichlich auch zur Gruppe der Unmenschen. Ob ich mich qua Selbstdefinition bitte nur mit denjenigen aus der Gruppe der Ungläubigen verbunden fühle, die (mindestens) keine Unmenschen sind, spielt für die Frage "Beleidigung oder nicht" keine Rolle, weil Hr. Meisner bereits behauptet hat, dass es die nicht gibt. |
*Zustimm*
_________________ "Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man sie einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise."
(Wernher v. Braun)
"Those who would sacrifice freedom for peace deserve neither"
(B. Franklin)
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Jossele anerkannter Nichtsnatz
Anmeldungsdatum: 01.05.2008 Beiträge: 352
Wohnort: Freiburg
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(#1041071) Verfasst am: 08.07.2008, 20:25 Titel: |
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@Step
Sehr geil!
@AgenProvocateur
Jemand der keinerlei Kenntnis über die Todesstrafe hat, ist ebenso unwahrscheinlich, wie ein Mensch ohne jegliche Kenntnis der Gotteside. Strafe ist Alltag, die Todesstrafe in vielen Ländern noch heute, also ist sie präsent. Ebenso Religion in irgendeiner Form. Demnach, ist deine Frage nicht nur hypothetisch, sondern ingnoriert, die kulturelle Verankerung beider Aspekte. Es gibt noch viel mehr Unterschiede zwischen beiden Aspekten, aber der Vergleich bezieht sich auch auf die Haltung die Step den Dingen gegenüber einnimmt, nicht primär deren Inhalt.
Jossele
_________________ Also wenn sie meinen sie müssen, dann sollen sie doch, wenn sie können ...
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tribald registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.06.2008 Beiträge: 114
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(#1041120) Verfasst am: 08.07.2008, 21:23 Titel: |
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Es ist wohl so, nach meiner Erfahrung mit ähnlich denkenden Menschen wie ich, dass Atheisten.........mal so als Gruppenbezeichnung gemeint. Ich weiß natürlich, dass es da wie überall viele Unterschiede im Detail geben kann..........eher nicht Mitglieder in Vereinigungen, Parteien, und dergleichen werden wollen. Man/Frau will ja eben nicht eine vorgegebene Grundmaxime einfach so akzeptieren.
Nur, und das scheint mir für viele nicht so ganz klar zu sein, Änderungen in diesem Staat in Bezug auf: Religionsunterricht in Schulen, quasi verbeamtete Funktionäre eines Aberglaubens, in sämtlichen wichtigen Gremien des Staates sitzende Mitglieder der Kirchen und all das was ja jeder hier eh weiß, sind nur möglich über organisierten Einfluss. Wenn man das alles zurückdrängen will, geht das nicht ohne Macht. Und Macht geht nur über Gruppenbildung.
Nur wenn diese Gruppe erstmal nennenswerte Größendimensionen erreicht hat, kann sie was bewirken.
Sei es als Partei, als Stiftung, als Verein, als was auch immer. Und nur dann.
Es soll doch keiner glauben, die diversen Kirchenoberen würden in diesen verschiedenen Grüppchen und gelegentlich auftauchenden öffentlichen sich atheistisch nennenden Personen irgendeine Gefahr sehen.
Einfluss entsteht erst durch Menge, und/oder durch viel Geld. In alle Regel ist das Geld nicht an Weltanschauungen interesiert. Da wo es sich möglichst ungestört vermehren kann, da fühlt es sich wohl. Und Kirchen aller Art sind in der Regel ein sehr fruchtbares Biotop für Geldvermehrung. Daher ist von Seiten der wirklich Wohlhabenden, selbst wenn diese auch im Inneren Atheisten wären, keine Unterstützung zu erwarten.
Also gilt es, sowohl Mitglieder als auch Geld zu gewinnen, wenn man wirklich was erreichen möchte.
Da aber.....siehe den Anfang dieses Textes........das mit Atheisten nur sehr schwer zu machen ist, dürfte eine wirkungsvolle Gegenbewegung zum Aberglauben in der Gesellschaft nur schwer bis garnicht zu erreichen sein.
Es werden sich weiterhin Leute in Foren, privat bis zu einem gewissen Grad, oder sonstwo treffen, um über die seltsame Neigung der meisten Leute, wenns um Glauben geht, den Verstand und die Logik auszuschalten zu wundern.
Nur, es wird sich nix änderen. nothing, nada!!
Tja, um keine falschen Verdachte aufkommen zu lassen, ich gehör wohl auch zu denen, die sich nur äuserst ungern in Vereine oder ähnliches wohlfühlen.
nur mal so bemerkend..........tribald
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1041147) Verfasst am: 08.07.2008, 21:43 Titel: |
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Jossele hat folgendes geschrieben: | @AgenProvocateur
Jemand der keinerlei Kenntnis über die Todesstrafe hat, ist ebenso unwahrscheinlich, wie ein Mensch ohne jegliche Kenntnis der Gotteside. |
Ich denke, dass es viele Leute gibt, die keinen Bezug zu Religionen haben und denen eine Gottesidee fremd ist. Diese Leute sind meiner Definition nach Atheisten, denn ich denke schlicht, dass alle diejenigen, die nicht an Gott glauben, Atheisten sind. Das ergibt sich mMn aus der Definition.
Mit anderen Worten: Atheist sein ist (in meinem Verständnis) keine aktive Position. So wie jemand, der keine Locken hat, in die Gruppe der Lockenlosen einsortiert werden kann.
Jemand hingegen, der die Todesstrafe ausdrücklich ablehnt oder befürwortet, nimmt im Unterschied dazu eine explizite weltanschauliche Position ein.
Es wäre mMn sehr viel hilfreicher, dass man, wenn man zum Beispiel das Ziel hat, Religionen zu bekämpfen oder den Naturalismus zu proklamieren oder sich für bestimmte ethische oder politische Grundsätze einsetzt, das auch ausdrücklich so sagen würde und nicht meinen würde, jeder Atheist müsse automatisch deswegen, weil er auch nicht an einen Gott glaubt, dieselben Einstellungen haben wie man selber. Das ist eine mE unzulässige Vereinnahmung, die etwas sauer aufstoßen kann.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1041190) Verfasst am: 08.07.2008, 22:16 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Ich denke, dass es viele Leute gibt, die keinen Bezug zu Religionen haben und denen eine Gottesidee fremd ist. |
Sehe ich ebenso.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Diese Leute sind meiner Definition nach Atheisten, denn ich denke schlicht, dass alle diejenigen, die nicht an Gott glauben, Atheisten sind. Das ergibt sich mMn aus der Definition. |
Viele Leute verstehen aber unter "Atheist" jemand, der auf die hypoth. Frage, ob es Götter gebe, mit Nein antworten würde - auch wenn er faktisch keinen Bezug zu Religion hat. Also nicht dasselbe wie "nicht gläubig". Umgekhrt muß auch ein Gläubiger u.U. keinen Bezug zur Religion haben.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Mit anderen Worten: Atheist sein ist (in meinem Verständnis) keine aktive Position. So wie jemand, der keine Locken hat, in die Gruppe der Lockenlosen einsortiert werden kann. |
Aber vielleicht nicht in die der A-Lockigen.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Jemand hingegen, der die Todesstrafe ausdrücklich ablehnt oder befürwortet, nimmt im Unterschied dazu eine explizite weltanschauliche Position ein. |
Warum das? Vielleicht hat er auch noch nie darüber nachgedacht, würde aber, wenn man ihn fragt, so etwas ablehnen. Zudem diente mir der Vergleich ja nur für den Aspekt der Nichtwesentlichkeit. Mein Vergleich wird natürlich falsch, wenn jemand seinen Lebenssinn im Kampf gegen die Todesstrafe sieht.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Es wäre mMn sehr viel hilfreicher, dass man, wenn man zum Beispiel das Ziel hat, Religionen zu bekämpfen oder den Naturalismus zu proklamieren oder sich für bestimmte ethische oder politische Grundsätze einsetzt, das auch ausdrücklich so sagen würde und nicht meinen würde, jeder Atheist müsse automatisch deswegen, weil er auch nicht an einen Gott glaubt, dieselben Einstellungen haben wie man selber. |
Das sehe ich wieder genauso, und man sieht hier im Forum ja auch deutlich, daß das nicht so ist.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Jossele anerkannter Nichtsnatz
Anmeldungsdatum: 01.05.2008 Beiträge: 352
Wohnort: Freiburg
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(#1041196) Verfasst am: 08.07.2008, 22:24 Titel: |
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AgentProvocateur schrieb
Zitat: | Jemand, der nicht an einen Gott glaubt - und der deswegen nach meinem Verständnis Atheist ist - benötigt jedoch weder eine Kenntnis, noch eine Auseinandersetzung mit einem Gott-Glauben. |
Das ist bloße Theorie. Ich glaube nicht dass auf diesem jemand lebt, der noch nie etwas von Gott oder Göttern gehört hat (ein bestimmtes Alter vorausgesetzt). Darum kann Step die Analogie ja benutzen. Nicht jeder der lebt ist vom Virus Religion betroffen, so wie viele Menschen in Staaten Leben, in denen die Todesstrafe kein Thema ist. Dennoch ist es notwendig sich damit auseinander zu setzen, um einen Standpunkt haben zu können. Ergo ist es eine aktiv erlangte Posistion. Sie zu haben erfordert nichts, aber sie zu erlangen relativ viel (sieht nachher immer lässiger aus, als es vorher war). Der Lockenlose ordnet sich nicht in diese Gruppe ein, weil er sich nicht über seine Lockenlosigkeit definieren möchte. Das tun andere.
Wenn ich mal erkannt habe, dass die Gotteside Humbug ist, muss ich mich nicht permanent damit auseinandersetzten, das mache ich eher zum Vergnügen.
Steps Analogie geht in meinen Augen völlig in Ordnung. Und nochmal, es geht um die Frage, ob meine Haltung zu etwas mich automatisch zu einem Mitglied von irgendwas macht. Von außen betrachtet vielleicht, aber aus meiner eigenen Perspektive nicht.
Jossele
_________________ Also wenn sie meinen sie müssen, dann sollen sie doch, wenn sie können ...
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1041228) Verfasst am: 08.07.2008, 22:46 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Diese Leute sind meiner Definition nach Atheisten, denn ich denke schlicht, dass alle diejenigen, die nicht an Gott glauben, Atheisten sind. Das ergibt sich mMn aus der Definition. |
Viele Leute verstehen aber unter "Atheist" jemand, der auf die hypoth. Frage, ob es Götter gebe, mit Nein antworten würde - auch wenn er faktisch keinen Bezug zu Religion hat. Also nicht dasselbe wie "nicht gläubig". |
Mag schon sein. Sind dann schlicht zwei unterschiedliche Definitionen. Meiner Definition nach ist ein Atheist jeder, der nicht gläubig ist. Egal, ob das irgendwann reflektiert wurde oder nicht.
D.h. nach meiner Definition gibt es nichts Drittes (tertium non datur): entweder glaubt jemand an Gott oder er tut es nicht.
Ich möchte gar nicht behaupten, dass meine Definition nun die Richtige / die einzig Wahre sei. Man muss sich lediglich in einem Diskurs darüber verständigen, auf welche Definition man gerade Bezug nimmt, denn das macht durchaus einen Unterschied.
Jossele hat folgendes geschrieben: | Nicht jeder der lebt ist vom Virus Religion betroffen, so wie viele Menschen in Staaten Leben, in denen die Todesstrafe kein Thema ist. Dennoch ist es notwendig sich damit auseinander zu setzen, um einen Standpunkt haben zu können. Ergo ist es eine aktiv erlangte Posistion. Sie zu haben erfordert nichts, aber sie zu erlangen relativ viel (sieht nachher immer lässiger aus, als es vorher war). |
Tja, dann kann ich mich nur wiederholen. Meinem Verständnis nach ist Atheismus keine aktive Position und daher verlangt er keineswegs eine aktive Auseinandersetzung mit Religionen und er ist auch genau genommen gar kein Standpunkt.
Anyway, sind eben unterschiedliche Definitionen / Auffassungen. Da werden wir uns wohl nicht einigen können. Wir könnten jedoch unterschiedliche Begriffe finden, zum Beispiel "reflektierter Atheist" und "unreflektierter Atheist", um unsere unterschiedlichen Auffassungen unterscheiden zu können.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1041243) Verfasst am: 08.07.2008, 22:58 Titel: |
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Jossele hat folgendes geschrieben: | Das ist bloße Theorie. Ich glaube nicht dass auf diesem jemand lebt, der noch nie etwas von Gott oder Göttern gehört hat (ein bestimmtes Alter vorausgesetzt). |
Das ist aber schon eine willkürliche Einschränkung. Ja, ic bin der Meinung das kleine Kinder Atheisten sind, bis ihnen jemand den Unsinn einredet.
Zitat: | Darum kann Step die Analogie ja benutzen. Nicht jeder der lebt ist vom Virus Religion betroffen, so wie viele Menschen in Staaten Leben, in denen die Todesstrafe kein Thema ist. Dennoch ist es notwendig sich damit auseinander zu setzen, um einen Standpunkt haben zu können. |
Wieso muss ich einen Standpunkt haben? Auf welche Themen trifft das noch zu, und auf welche nicht? Wie kann ich die eine Sorte von Thema zuverlässig von der anderen unterscheiden?
Zitat: | Ergo ist es eine aktiv erlangte Posistion. Sie zu haben erfordert nichts, aber sie zu erlangen relativ viel (sieht nachher immer lässiger aus, als es vorher war). |
Nein. Atheismus ist schlicht keine Position, d.h. die Frage ob die Position erlangt worden ist stellt sich nicht.
Zitat: | Der Lockenlose ordnet sich nicht in diese Gruppe ein, weil er sich nicht über seine Lockenlosigkeit definieren möchte. Das tun andere. |
Und?
Dafür muss er nich nicht die Haare geglättet haben, geschweige denn jemals schon jemanden mit Locken gesehen haben.
Zitat: | Wenn ich mal erkannt habe, dass die Gotteside Humbug ist, muss ich mich nicht permanent damit auseinandersetzten, das mache ich eher zum Vergnügen. |
Und?
Zitat: | Steps Analogie geht in meinen Augen völlig in Ordnung. Und nochmal, es geht um die Frage, ob meine Haltung zu etwas mich automatisch zu einem Mitglied von irgendwas macht. Von außen betrachtet vielleicht, aber aus meiner eigenen Perspektive nicht. |
Trivial.
Ich spreche z.B. kein Telegu. Bis vor knapp zwei Minutnen hätte ich mich aber nicht als Telegu-Unfähig betrachtet, weil ich da noch nicht wusste, daß es sowas wie Telegu überhaupt gibt, geschweige denn, daß das eine Sprache ist.
Es ist völlig albern, meine Unfähigkeit Telegu zu sprechen von vor zwei Minuten für etwas grundsätzlich anderes zu halten als meine aktuelle Unfähigkeit, Telegu zu sprechen.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1041254) Verfasst am: 08.07.2008, 23:14 Titel: |
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Zitat: | Ich spreche z.B. kein Telegu. Bis vor knapp zwei Minutnen hätte ich mich aber nicht als Telegu-Unfähig betrachtet, weil ich da noch nicht wusste, daß es sowas wie Telegu überhaupt gibt, geschweige denn, daß das eine Sprache ist.
Es ist völlig albern, meine Unfähigkeit Telegu zu sprechen von vor zwei Minuten für etwas grundsätzlich anderes zu halten als meine aktuelle Unfähigkeit, Telegu zu sprechen. |
An Gott zu glauben oder nicht ist keine Fähigkeit. Nachdem du von Gott erfahren hast und den Glauben an ihn ablehnen kannst, hast du die Sprache natürlich gelernt, du willst sie nur nicht benutzen.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1041257) Verfasst am: 08.07.2008, 23:19 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ich spreche z.B. kein Telegu. Bis vor knapp zwei Minutnen hätte ich mich aber nicht als Telegu-Unfähig betrachtet, weil ich da noch nicht wusste, daß es sowas wie Telegu überhaupt gibt, geschweige denn, daß das eine Sprache ist.
Es ist völlig albern, meine Unfähigkeit Telegu zu sprechen von vor zwei Minuten für etwas grundsätzlich anderes zu halten als meine aktuelle Unfähigkeit, Telegu zu sprechen. |
An Gott zu glauben oder nicht ist keine Fähigkeit. |
Hat nichts mit dem zu tun, was ich gesagt habe.
Zitat: | Nachdem du von Gott erfahren hast und den Glauben an ihn ablehnen kannst, hast du die Sprache natürlich gelernt, du willst sie nur nicht benutzen. |
Ach?
Dann müsstest du jetzt entweder Telegu sprechen oder dich bewusst dagegen entschieden haben ...
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
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"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1041259) Verfasst am: 08.07.2008, 23:20 Titel: |
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ach was solls
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1041262) Verfasst am: 08.07.2008, 23:22 Titel: |
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Es mag ja vielleicht legitim sein, nur solche Leute als Atheisten anzusehen, die sich bewusst mit mindestens einer Religion auseinander gesetzt haben und nach reiflicher Überlegung zu dem Entschluss gekommen sind, das sei nichts für sie.
Aber, wenn man das tut, dann stellen sich einige Fragen: wie bezeichnet man dann Leute, die zwar nicht an einen Gott glauben, die aber auch nicht den Hauch eines Interesses an einer Auseinandersetzung mit einer Religion und einem bestimmten Gottesbild haben und dies daher noch nie taten und auch nicht zu tun gedenken? Und reicht es denn dann eigentlich aus, die Selbstbezeichnung "Atheist" rechtmäßig für sich in Anspruch nehmen zu können, wenn man nur eine einzige Religion ausgiebig studiert hat? Müsste man dann nicht auch alle anderen Religionen energisch erforschen, um sie aktiv ablehnen zu können? Sollte man vielleicht besser noch unterscheiden zum Beispiel zwischen "Christen-Atheist" und "Islam-Atheist"? Ist man also dann nur in Bezug auf bestimmte Religionen und Gottesbilder ein Atheist?
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1041268) Verfasst am: 08.07.2008, 23:42 Titel: |
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Roter Ballon Lifted
Anmeldungsdatum: 22.12.2006 Beiträge: 2631
Wohnort: München
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(#1041290) Verfasst am: 09.07.2008, 00:27 Titel: |
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http://atheistempire.com/atheism/atheism.php hat folgendes geschrieben: |
non-believer synonyms
agnostic
atheist
bright
disbeliever
doubter
faithless
freethinker
godless
heretic
ill religious
infidel
materialist
nihilist
non-believer
non-religious
objectivist
rationalist
secularist
skeptic
unbeliever
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in meinen teenagertagen, kamen damals die "Buttons" auf - ich hab nie kapiert wozu es gut sein soll sich damit zu "schmücken".
Verrent ihr euch ned in Details?
es ist etwas fundamentales: das Universum ist gottlos.
Selbstzuschreibungen sind daher reine folkloristische Tradition,
überlieferte Unterscheidungsmerkmale.
_________________ ____________________
ertrage die Clowns!
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Werner Otto Humanist
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 63
Wohnort: Kaitaia/Neuseeland
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(#1041326) Verfasst am: 09.07.2008, 01:45 Titel: |
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Ich sprach in meinem Anfangsposting über Gruppenbildung.
Nun gut, man sollte besser unterscheiden zwischen Gruppe und Organisation.
Jedoch sehe ich, dass die Grenze sehr fliessend ist.
Sicherlich, wenn ich nicht an die Existenz eines Gottes glaube, bin ich Atheist und somit gehöre ich automatisch zu der aus diesem Glauben oder Nicht-Glauben automatisch entstandene "Gruppe". Insofern bedarf es keiner Gruppenbildung, denn ist ist per se schon da, auch wenn man sich nicht dazugehörig fühlt oder nichts weiter dazu beigetragen hat.
An diese Art der "Gruppe" dachte ich eigentlich nicht, als ich den Anfangsthread erstellte.
Aber ganz so einfach scheint es mit dem Auseinanderhalten von Gruppe und Organisation nicht zu sein. Wie ich schon sagte, sind die Grenzen fliessend. Denn selbst eine Unterhaltung mit anderen Menschen - und auch hier im Forum - können zur Gruppenverstärkung führen. Und dann kann es weiter gehen (muss natürlich nicht!).
Was mich beim Lesen eurer Antworten etwas stutzig gemacht hat, das ist die Bewegung der Neuen Atheisten. Ein dumpfes Gefühl sagt mir, dass dies ja auch wieder so was wie eine Religion ist. Dieses Gefühl, das sich hier bei mir regt, kommt wahrscheinlich daher, dass ich in einem der angegebenen Links gelesen habe, dass in den USA sogar Aufrufe GEGEN die Religion erfolgen. Das hat kämpferischen Charakter und wird weiterhin zu Organisationen führen. Und dann ist der Schritt zur Verfolgung - oder im harmloseren Fall: zum Lächerlichmachen - nicht mehr weit.
Da frage ich mich nun, ob so etwas auch noch zur Freiheit der Meinungsäusserung gehört. Ist dies noch die Toleranz, die eigentlich doch die Grundlage aller Menschensrechte und einer freiheitlichen Gesellschaft ist?
Ich persönlich finde zwar jede Religion abwegig und manche sind (einige mehr, andere nicht ganz so gravierend) nicht nur irreführend, sondern auch gefährlich. Vielleicht nicht sehr gefährlich für das Individuum, sondern für dei Entwicklung der Menschheit ganz allgemein.
Und hier komme ich zu einer Frage, die mich schon sehr lange beschäftigt: Es gibt viele Menschen, die eine Religion brauchen. Es sind solche Menschen, die sich ständig nach dem "verlorenen Paradies" sehnen. In Wahrheit ist dieses verlorene Paradies nichts anderes als die Kindheit. Man sehnt sich nach der Geborgenheit bei der Mutter und dem Schutz des Vaters, der Familie. Man wurde damals bedingungslos geliebt und versorgt und musste keine Verantwortung tragen. Und deshalb konnte man auch nicht bestraft werden. Da der Mensch eine sehr lange Kindheit hat und gerade in den ersten Lebensjahre die Hauptprägungen für das ganze Leben stattfinden, sind fast alle Menschen so konditioniert, dass sie eigentlich ihr Leben lang in der kindlichen Haltung festsitzen.
Der liebende Gott ist dann eine logische Folge aus dem Sehnen nach der "Liebe". Dass diese Liebe nur in der Fantasie stattfindet, stört viele Menschen nicht. So wie es auch Menschen gibt, die sich einem gar nicht verhandenen Geliebten in Gedanken hingeben. Wer keinen Liebhaber hat, der erfindet einen. Sexuelle Fantasien sind etwas, das in diese Richtung geht. Daran ist eigentlich nichts auszusetzen. Also ist auch an dem Bedürfnis, sich einen allmächtigen und liebenden Gott zu erfinden, nichts auszusetzen.
Das Delemma liegt also nicht an der Existenz einer Religion, sondern an der Auswirkung. Zum Beispiel, dass man die Menschen daran hindert, reif und erwachsen zu werden. Das ist nur ein Punkt, es gibt noch viele weitere! Aber das kann ich jetzt hier nicht lang und breit ausführen.
Nun stellt sich mir die Frage: Ist es sinnvoll, dass man für den Atheismus in solcher Weise eintritt, dass man den Spieß jetzt umdreht und für den Atheismus kämpft, Kampagnen anführt, Vorträge hält, um von den Gefahren der Religion in fast schon hetzerischer Weise zu berichten, wie dies offensichtlich in den USA heute vorkommt oder sogar schon recht häufig ist, etc???
Bitte mich nicth falsch zu verstehen: Ich bin sehr wohl dafür, seine Meinung auszudrücken oder auch ein Buch darüber zu schreiben. Ich selbst habe ja auch ein Buch geschrieben, das sich mit diesen Inhalten beschäftigt. Und wer will, kann auch einen Vortrag halten. Nur sehe ich, dass man all das nicht zu einem "neuen Glauben" hochjubeln sollte. Denn dann ist es mit der Meinugnsfreiheit vorbei und man agiert nicht anders als die Kirchen.
Ich sehe ein gewisses Dilemma in dieser Thematik:
Einesteils sehe ich (und erlebe das auch immer wieder bei Menschen, die mir nahe stehen), dass es ein für viele Menschen doch ein recht großes Bedürfnis ist, sich einem Gott, einer Vorsehung oder sonst einer "höheren Macht" anzuvertrauen. Das kann Kraft und Vertrauen in die Zukunft und zur Bewältigung des Lebens geben.
Andererseits sehe ich die negativen Auswirkungen von Religionen sehr deutlich.
Wie kann man diese beiden gegenläufigen Erkenntnisse zusammenbringen ?
Deshalb steht für mich die offene Frage immer noch im Raum: Ist es sinnvoll, sich als Gruppe zu organisieren? Wo ist die Grenze zwischen der Verbreitung von Information und Beeinflussung? Und so weiter....
Eine Lösung dieses angsprochenen Problems sehe ich eigentlich nur darin, dass wir, die wir uns Atheisten nennen, dies zwar offen aussprechen sollten und durch unser Leben und unser Verhalten beweisen, dass man auch als Atheist die Menschenrechte achtet, ein liebevoller Mensch ist und so weiter. Auch darf man sicher Religionen kritisieren, so lange dies sachlich ist und man Menschen, denen die Religion viel bedeutet, nicht verletzt. Dies scheint mir ganz besonders wichtig zu sein!
Eine Umstellung des Denkens in allen Gesellschaftsschichten und in vielen westlichen Ländern hat bereits angefangen. Ich glaube, dass solche Entwicklungen ganz automatisch weiter gehen. Es ist ein Prozess des Reifens und Erwachsenwerdens der Menschheit. Noch ist die Menschheit nicht ganz aus dem Zustand der kindlichen Abhängigkeit herausgewachsen und noch brauchen viele Menschen den Glauben an einen schützenden und sorgenden Gott. So wie auch ein heranwachsender Jugendlicher immer noch die schützende Familie braucht, auch wenn er sich noch so erwachsen gibt und so tut, als wäre das alles gar nicht mehr notwendig. Am Ende läßt er sich dann doch ganz gerne von der lieben Mammi das Essen auf den Tisch stellen. Ich glaube, die Menschheit ist jetzt an diesem Punkt angekommen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Menschheit im Ganzen erwachsen und reif genug ist, dass man erkennen kann, dass kein Gott da ist, der uns das Essen auf den Tisch stellt, sondern dass wir selbst für alles verantwortlich sind und auch für unser Leben und für die Befriedigung unserer Bedürfnisse selbst tätig werden müssen.
Schöne Grüße
Werner Otto
_________________ Ich weiss, dass ich nicht weiss
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Jossele anerkannter Nichtsnatz
Anmeldungsdatum: 01.05.2008 Beiträge: 352
Wohnort: Freiburg
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(#1041348) Verfasst am: 09.07.2008, 08:05 Titel: |
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Rasmus hat geschrieben:
Zitat: | Das ist aber schon eine willkürliche Einschränkung. Ja, ic bin der Meinung das kleine Kinder Atheisten sind, bis ihnen jemand den Unsinn einredet. |
Ich denke nicht, dass dies eine willkürliche Einteilung ist. Die Auseinandersetzung mit religiösen und komplexen moralischen Fragen bedingt einen gewissen geistigen Stand und den haben Kleinkinder noch nicht. Abstraktionsvermögen wird im Verlaufe der Entwicklung erlangt. Kleinkinder sind eventuell Atheisten (je nach Definition) aber eben so wie sie weder Befürworter noch Gegner der Todesstrafe sind, weil diese ihren Horizont übersteigt.
Zitat: | Wieso muss ich einen Standpunkt haben? Auf welche Themen trifft das noch zu, und auf welche nicht? Wie kann ich die eine Sorte von Thema zuverlässig von der anderen unterscheiden? | Wenn ich dir das erklären muss, bildet das ein eigenartiges Bild von dir. Hättest Du keinen Standpunkt, wärst Du nicht hier um zu diskutieren!
Zitat: | Nein. Atheismus ist schlicht keine Position, d.h. die Frage ob die Position erlangt worden ist stellt sich nicht. | s.o. Atheismus ist unter gegebenen Bedingungen (niemand bleibt von dem Unsinn verschont!) sehr wohl ein Standpunkt und es ist absolut entscheidend wie man den erlangt. Der nachsabbelnde Theist, der sich nie Gedanken gemacht hat, sondern fröhlich nachbetet hat seinen anders erlangt als ich und deshalb ist es auch ein anderer!
Zitat: | Und?
Dafür muss er nich nicht die Haare geglättet haben, geschweige denn jemals schon jemanden mit Locken gesehen haben. | Hä? – of topic but totally!
Blub …
Zitat: | Trivial.
Ich spreche z.B. kein Telegu. Bis vor knapp zwei Minutnen hätte ich mich aber nicht als Telegu-Unfähig betrachtet, weil ich da noch nicht wusste, daß es sowas wie Telegu überhaupt gibt, geschweige denn, daß das eine Sprache ist.
Es ist völlig albern, meine Unfähigkeit Telegu zu sprechen von vor zwei Minuten für etwas grundsätzlich anderes zu halten als meine aktuelle Unfähigkeit, Telegu zu sprechen. | Of topic!!!
Zitat: | Argaith hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Ich spreche z.B. kein Telegu. Bis vor knapp zwei Minutnen hätte ich mich aber nicht als Telegu-Unfähig betrachtet, weil ich da noch nicht wusste, daß es sowas wie Telegu überhaupt gibt, geschweige denn, daß das eine Sprache ist.
Es ist völlig albern, meine Unfähigkeit Telegu zu sprechen von vor zwei Minuten für etwas grundsätzlich anderes zu halten als meine aktuelle Unfähigkeit, Telegu zu sprechen.
Zitat: | An Gott zu glauben oder nicht ist keine Fähigkeit. |
Hat nichts mit dem zu tun, was ich gesagt habe. |
Aber hallo hat es damit was zu tun. Es hat nur nichts mit dem Thema zu tun, aber das ist was anderes. Es ist einfach völlig neben der Schiene. Du verrennst dich da in eine völlig absurde Argumentation.
@Werner Otto
Bezogen auf den letzten Abschnitt sehe ich das genauso. Religion ist ein Überbleibsel, das mit steigendem Wissen verschwinden wird (wer weiß wodurch es ersetzt wird, ob das dann besser ist, bleibt abzuwarten). Aber in der Diskussion muss sich der Nichtgläubig gegenüber dem Gläubigen verhalten, wie ein Erwachsener gegenüber einem kleinen Kind. Reine Sachargumentation ist nicht unbedingt dienlich, weil man einen emotionalen Aspekt anspricht. Es ist äußerste Vorsicht und Geduld geboten, will man nicht nur stänkern sondern etwas erreichen. Ich lehene es dennoch ab, mich zu Organisationen zu bekennen, die atheistische Zielsetzungen haben. Damit wird etwas importiert, dass sonst nur in religiösen Organisationen zu finden ist und meiner Ansicht nach mit ein Grund für die Auseinandersetzun zwischen Atheisten und Theisten ist. Ich gehöre ja auch niicht zum Klub derer, die die Welt als Kugel und nicht als Scheibe begreifen. Es ist einfach so ...
Jossele
_________________ Also wenn sie meinen sie müssen, dann sollen sie doch, wenn sie können ...
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1041427) Verfasst am: 09.07.2008, 11:46 Titel: |
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Hallo, Werner Otto
Zitat: | Aber ganz so einfach scheint es mit dem Auseinanderhalten von Gruppe und Organisation nicht zu sein. Wie ich schon sagte, sind die Grenzen fliessend. Denn selbst eine Unterhaltung mit anderen Menschen - und auch hier im Forum - können zur Gruppenverstärkung führen. Und dann kann es weiter gehen (muss natürlich nicht!). |
Das ist offensichtlich richtig, ja. Die Aussage, sie würden 'per se' eine Gruppe bilden ist ja bereits Resultat einer Selbstwahrnehmung, egal wer sie äußert. Je mehr eine Gruppe aber in Richtung Organisation tendiert, desto lohnender muss die Kohäsion der Gruppe für jedes Gruppenmitglied ausfallen. Solange also die (größtmögliche) Gruppe von Atheisten eine Ansammlung von Teilmengen von Gruppen mit stärkeren Kohäsionsinteressen ist, wird man berechtigt die Organisierbarkeit bezweifeln dürfen. Das ist jedoch natürlich etwas anderes, als die weltfremde Alberneit der Behauptung, eine Organisation des Atheismus wäre grundsätzlich kontraproduktiv.
Zitat: |
Was mich beim Lesen eurer Antworten etwas stutzig gemacht hat, das ist die Bewegung der Neuen Atheisten. Ein dumpfes Gefühl sagt mir, dass dies ja auch wieder so was wie eine Religion ist. Dieses Gefühl, das sich hier bei mir regt, kommt wahrscheinlich daher, dass ich in einem der angegebenen Links gelesen habe, dass in den USA sogar Aufrufe GEGEN die Religion erfolgen. Das hat kämpferischen Charakter und wird weiterhin zu Organisationen führen. Und dann ist der Schritt zur Verfolgung - oder im harmloseren Fall: zum Lächerlichmachen - nicht mehr weit.
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In Europa nennt man es 'kritische Haltung' in Amerika nennt man es 'Feigheit', meiner Meinung nach nicht ganz zu Unrecht. In Europa wird 'die Bewegung' für alle übrigen stets eine warnende Präzedenz sein und man wird sich immer etwas darauf einbilden, dass man ja als Europäer vom Krieg gelernt habe. Wer hat denn bitte von diesen Plappermäulchen tatsächlich vom Krieg gelernt?
Wie auch immer, du hast richtig erkannt, dass sich eine Organisation blamieren kann. Wenn man sich allerdings traut, etwas wie die Linkspartei zu gründen (peinlicher geht es ja eigentlich nicht), warum dann nicht auch eine säkularistische Reformpartei?
Zitat: | Nun stellt sich mir die Frage: Ist es sinnvoll, dass man für den Atheismus in solcher Weise eintritt, dass man den Spieß jetzt umdreht und für den Atheismus kämpft, Kampagnen anführt, Vorträge hält, um von den Gefahren der Religion in fast schon hetzerischer Weise zu berichten, wie dies offensichtlich in den USA heute vorkommt oder sogar schon recht häufig ist, etc??? |
So wird nunmal Politik gemacht. Politik ist im Wesentlichen Emotionalisierung. Die gebildeten Schichten Europas bilden sich ein, darüber zu stehen, warum auch immer.
Zitat: | Bitte mich nicht falsch zu verstehen: Ich bin sehr wohl dafür, seine Meinung auszudrücken oder auch ein Buch darüber zu schreiben. Ich selbst habe ja auch ein Buch geschrieben, das sich mit diesen Inhalten beschäftigt. Und wer will, kann auch einen Vortrag halten. Nur sehe ich, dass man all das nicht zu einem "neuen Glauben" hochjubeln sollte. Denn dann ist es mit der Meinugnsfreiheit vorbei und man agiert nicht anders als die Kirchen. |
Es würde aber ganz einfach kein neuer Glaube sein. Wer sich das von Religiösen einreden lässt, der kann auch gleich zu einer der Weltreligionen konvertieren.
Zitat: | Deshalb steht für mich die offene Frage immer noch im Raum: Ist es sinnvoll, sich als Gruppe zu organisieren? Wo ist die Grenze zwischen der Verbreitung von Information und Beeinflussung? Und so weiter.... |
Wenn man etwas verändern will, dann ist es sinnvoll. Wenn man nichts verändern will, dann natürlich nicht.
Zitat: |
Eine Umstellung des Denkens in allen Gesellschaftsschichten und in vielen westlichen Ländern hat bereits angefangen. Ich glaube, dass solche Entwicklungen ganz automatisch weiter gehen. Es ist ein Prozess des Reifens und Erwachsenwerdens der Menschheit. |
Das dachte vermutlich schon Galilei und fast ein halbes Jahrtausend später ist es noch nicht vorbei.
Zitat: |
Ich glaube, die Menschheit ist jetzt an diesem Punkt angekommen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Menschheit im Ganzen erwachsen und reif genug ist, dass man erkennen kann, dass kein Gott da ist, der uns das Essen auf den Tisch stellt, sondern dass wir selbst für alles verantwortlich sind und auch für unser Leben und für die Befriedigung unserer Bedürfnisse selbst tätig werden müssen. |
Die Menschheit hat gerade erst ihre ersten Traumata des Traditionsverlußtes hinter sich (Kommunismus, Faschismus, etc), mit der Religion selbst ist es noch lange nicht vorbei. Möglicherweise fängt es nach der Schwächung orthodoxer Muster erst so richtig an, wahrscheinlich erholt sich die traditionelle Religion aber wieder.
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MilleSabor assaulted peanut
Anmeldungsdatum: 03.07.2008 Beiträge: 151
Wohnort: Berlin, Europa
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(#1041443) Verfasst am: 09.07.2008, 12:28 Titel: |
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Werner Otto hat folgendes geschrieben: | Nun stellt sich mir die Frage: Ist es sinnvoll, dass man für den Atheismus in solcher Weise eintritt, dass man den Spieß jetzt umdreht und für den Atheismus kämpft, Kampagnen anführt, Vorträge hält, um von den Gefahren der Religion in fast schon hetzerischer Weise zu berichten, wie dies offensichtlich in den USA heute vorkommt oder sogar schon recht häufig ist, etc???
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Ich nehme mal diesen Absatz heraus weil es derjenige ist, der mich auch beschäftigt hat - und ich habe für mich folgende Antwort gefunden: Ja, ich vertrete vehement einen antireligiösen Standpunkt wenn diese Religion menschenverachtend gehandhabt wird (wie das in meiner näheren Umgebung leider zunehmend geschieht) - wenn also Homosexuelle diffamiert werden, "weil uns die Bibel ja so vorschreibt", da hört dann auch meine Toleranz auf.
Ich habe nichts gegen Leute, die in die Kirche rennen, ein bißchen Gott anbeten, sich schlecht fühlen weil sie ja alle Sünder sind und dann nach Hause gehen - leider funktioniert Christentum (oder auch gewisse andere Religionen...) so nicht: Es handelt sich um eine missionarische Religion, d.h. sie versucht wie ein Computervirus andere damit zu infizieren.
Um größeren Schaden zu vermeiden, hilft es nur, so viele Leute wie möglich zu impfen und zu immunisieren - und das erreicht man nur durch Aufklärung. In meinem Bekanntenkreis gehe ich nicht hin und versuche jemanden zum Agnostizismus zu "bekehren", ich kläre stattdessen über die Missstände und Fehler auf und schließe jedesmal mit dem Satz: "Das wichtige ist nicht, dass Du meine Meinung übernimmst, das wichtige ist, dass Du dich selbst informierst, dir Gedanken machst und zu Deinen eigenen Schlüssen kommst - lass' Dein Über-Ich nicht fremd bestimmen!".
_________________ "Schon gemeinsame Brechreize schaffen eine Art ausreichender Sympathie"
(Arno Schmidt)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1041500) Verfasst am: 09.07.2008, 13:46 Titel: |
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Ach was "Aufklärung" Es müssen Gesetze her, die das Schlimmste verhindern, den Laizismus durchsetzen und Privilegien der Kirche abschaffen. Ansonsten können von mir aus die Doofen doof bleiben, das ist mir wurscht. Aufklärung ist eine Sisyphusarbeit und oft ist es ein ziemliches Gepfusche. Es hält sich ja jedes Evolutionistenbürschchen mittlerweile für einen 'Aufklärer'. Aufklärung ist vergeudet, wenn sie nicht schnell genug für die Politik genutzt wird.
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durial gesperrt
Anmeldungsdatum: 16.12.2006 Beiträge: 1211
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(#1041605) Verfasst am: 09.07.2008, 16:30 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | durial hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | [...] Es geht den "Neuen Atheisten" um Kirchen- und Religionskritik. [...] |
Belege?
(für das Fettmarkierte - die Kritik an Fascho-Organisationen hatte ich mit drin ) |
Guckst Du hier.
Zitat:
HPD hat folgendes geschrieben: | Eine Gruppe Intellektueller führt einen Kampf gegen die Religion. Zuerst tauchte der Begriff "Die Neuen Atheisten" in dem Artikel "Battle of the New Atheism" von Gary Wolf bei Wired.com auf. Er definiert ihn wie folgt:
"So lautet die Herausforderung der Neuen Atheisten: Wir sind dazu aufgerufen, wir lockeren Agnostiker, wir hingebungslosen Ungläubigen, wir unbestimmten Deisten, denen es peinlich wäre, antike Absurditäten wie die Jungfrauengeburt zu verteidigen oder die Behauptung, dass Maria in den Himmel aufgefahren sei ohne vorher zu sterben, oder jeder andere himmelschreiende Mythos; man fordert uns auf, uns Unentschlossene, diesen lähmenden Fluch zu exorzieren: Den Fluch des Glaubens." |
Exorzismus und Missionierung. Naja, nicht so mein Ding, deswegen fühle ich mich wohl auch dieser Gruppe nicht zugehörig. Um wieder ein wenig Bezug zum Ausgangsbeitrag zu nehmen. Gruppenbildung und so. |
Okay, das kannte/ wusste ich so nicht. Es sei zwar angemerkt, dass es ja durchaus sinnvoll ist, die Ursachen anstatt bloß die Auswüchse zu bekämpfen, aber es geht dennoch zu weit. Damit kann ich mich auch nicht identifizieren.
Jedenfalls ist das dann eben doch eine "atheistische Bewegung". Nuja, hat mit mir jedenfalls nichts zutun. Insofern würde ich sagen: Nein, Atheisten sind keine Gruppe, so wie die Menschheit keine Gruppe ist, von denen 5 für die gesamte Menschheit sprächen.
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MilleSabor assaulted peanut
Anmeldungsdatum: 03.07.2008 Beiträge: 151
Wohnort: Berlin, Europa
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(#1041628) Verfasst am: 09.07.2008, 17:22 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Ach was "Aufklärung" Es müssen Gesetze her, die das Schlimmste verhindern, den Laizismus durchsetzen und Privilegien der Kirche abschaffen. |
Privilegien der Kirche abschaffen? OK, einverstanden. Gesetze her? Nein! Man kann ein Pferd zum Fluß zerren, es aber nicht zum Saufen zwingen - und wenn wir eine Unterdrückung durch eine andere ersetzen wollen, macht uns das genauso schuldig wie den Klerus.
Argaith hat folgendes geschrieben: | Ansonsten können von mir aus die Doofen doof bleiben, das ist mir wurscht. |
Wir müssen hier zwischen selbstverschuldet Doofen und die durch kirchliche Indoktrinierung doof gehaltenen unterscheiden - und letzteren sollte man die Chance geben, sich aus dem Sumpf zu befreien.
Argaith hat folgendes geschrieben: | Aufklärung ist eine Sisyphusarbeit und oft ist es ein ziemliches Gepfusche. |
Ja, es ist eine Sisyphus-Arbeit - man kann aber auch nicht erwarten, dass man mehrere tausend Jahre volksverdummung einfach durch Fingerschnippen abschaffen kann. Es ist eine Sisyphus-Arbeit, aber sie sollte gemacht werden und ich hoffe, dass sich auch genügend Leute finden, die sie machen - ich jedenfalls mache sie gerne ("Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen!")!
_________________ "Schon gemeinsame Brechreize schaffen eine Art ausreichender Sympathie"
(Arno Schmidt)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1041653) Verfasst am: 09.07.2008, 18:06 Titel: |
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Ich habe nichts davon gesagt, Religion gesetzlich zu verbieten. Oh Mann wie mich das nervt...
Wenn du dir das unter der Prämisse nochmal durchliest, wird es schon klarer werden.
Allgemein ist Bildung natürlich wichtig und in dieser Hinsicht muss vor allem Krationismus aus den Schulen und Universitäten säuberlich entfernt werden. Das muss natürlich, wie so vieles, legislativ verwirklicht werden. Aber auch Bildung wird die Schafwerdung nur begrenzt eindämmen können und meine Güte, dann sollen sie halt blöken, solange sie keine Macht haben.
Ich wüsste nicht, was die Aufklärung im 21. Jahrhundert noch effektiv bewirken kann (auch wenn sie sicherlich nicht schadet), es hat mE höchste Priorität, entsprechende Zustände politisch zu verhindern.
Vieleicht wäre es von säkularistischer Seite aus gesehen sogar besser, öffentlich überhaupt nichts zu sagen, um kein Aufsehen zu erregen, und klammheimlich durch Lobbyismus (so kurz es ihn hoffentlich noch geben wird) zB den Blasphemieparagraphen abzuschaffen. Wo das Rindvieh nämlich nicht durch einen Zaun begrenzt ist, da wird es zwangsläufig irgendwann hintrotten und grasen.
Zuletzt bearbeitet von Argáiþ am 09.07.2008, 19:19, insgesamt einmal bearbeitet |
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MilleSabor assaulted peanut
Anmeldungsdatum: 03.07.2008 Beiträge: 151
Wohnort: Berlin, Europa
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(#1041659) Verfasst am: 09.07.2008, 18:16 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Ich habe nichts davon gesagt, Religion gesetzlich zu verbieten. Oh Mann wie mich das nervt... |
Ja, stimmt, hast Du nicht gesagt - ich hatte mehr in Deine Aussage interpretiert als da wirklich stand: Mein Fehler...
Argaith hat folgendes geschrieben: | Aber auch Bildung wird die Schafwerdung nur begrenzt eindämmen können und meine Güte, dann sollen sie halt blöken, solange sie keine Macht haben.
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Sie haben die Macht - oder wer bringt solche Schafe wie Ursula von der Leyen an die Regierung? Wenn Du verhindern willst, dass Dumpfbacken von anderen Dumpfbacken gewählt werden, musst Du das Wahlrecht einschränken ("Moment, bevor sie ihr Kreuz machen, müssen sie leider folgenden Fragebogen ausfüllen - sie haben einen Telefonjoker und sie dürfen einmal das Publikum befragen").
_________________ "Schon gemeinsame Brechreize schaffen eine Art ausreichender Sympathie"
(Arno Schmidt)
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#1041665) Verfasst am: 09.07.2008, 18:26 Titel: |
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MilleSabor hat folgendes geschrieben: | Sie haben die Macht - oder wer bringt solche Schafe wie Ursula von der Leyen an die Regierung? |
Würde z.B. Frau von der Leyen ihr Amt etwas laizistischer handhaben und ihre Position nicht dafür missbrauchen, um kirchliche Lobbyarbeit zu betreiben (etwa der Schwachsinn von der Notwendigkeit einer christlichen Erziehung und (vermeintlich) christlicher Werte), wären meine Dissonanzen trotz persönlicher Antipathie aufgrund ihrer oberlehrerhaften Art signifikant geringer. Mich würde dann auch nicht interessieren, ob sie auf der privaten Weide, umringt von Vater Schaf und vielen kleinen Lämmchen, fein zu blöken pflegt.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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MilleSabor assaulted peanut
Anmeldungsdatum: 03.07.2008 Beiträge: 151
Wohnort: Berlin, Europa
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(#1041669) Verfasst am: 09.07.2008, 18:30 Titel: |
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Schalker hat folgendes geschrieben: | MilleSabor hat folgendes geschrieben: | Sie haben die Macht - oder wer bringt solche Schafe wie Ursula von der Leyen an die Regierung? |
Würde z.B. Frau von der Leyen ihr Amt etwas laizistischer handhaben und ihre Position nicht dafür missbrauchen, um kirchliche Lobbyarbeit zu betreiben (etwa der Schwachsinn von der Notwendigkeit einer christlichen Erziehung und (vermeintlich) christlicher Werte), wären meine Dissonanzen trotz persönlicher Antipathie aufgrund ihrer oberlehrerhaften Art signifikant geringer. Mich würde dann auch nicht interessieren, ob sie auf der privaten Weide, umringt von Vater Schaf und vielen kleinen Lämmchen, fein zu blöken pflegt. |
Aber das unterscheidet doch gerade "die" von "uns": Jemand mit einem religiösen Hintergrund wird niemals nimmer und unter keinen Umständen nicht von seiner Meinung abrücken - ein naturwissenschaftliches Weltbild hingegen bedeutet doch gerade, seine Überzeugung immer wieder in Frage zu stellen und an der Wirklichkeit zu testen?
_________________ "Schon gemeinsame Brechreize schaffen eine Art ausreichender Sympathie"
(Arno Schmidt)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1041671) Verfasst am: 09.07.2008, 18:35 Titel: |
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MilleSabor hat folgendes geschrieben: |
Sie haben die Macht - oder wer bringt solche Schafe wie Ursula von der Leyen an die Regierung? Wenn Du verhindern willst, dass Dumpfbacken von anderen Dumpfbacken gewählt werden, musst Du das Wahlrecht einschränken ("Moment, bevor sie ihr Kreuz machen, müssen sie leider folgenden Fragebogen ausfüllen - sie haben einen Telefonjoker und sie dürfen einmal das Publikum befragen"). |
Die direkte Demokratie könnte da sehr helfen, aber auch gewaltig nach hinten los gehen.
Naja, vielliecht unterschätze ich den Wert von Aufklärungsarbeit. Es wird einem auch nicht leicht gemacht, wenn einer wie Dawkins von halbgebildeten Massen zur Diva des Atheismus gekürt wird.
Ich sehe jedenfalls kein anderes Mittel, als das punktuelle Aufheben kirchlicher Besatzungszonen. Man wird die Leute nicht durch Stimulation ihrer Hirnmasse zur Einsicht bringen, man kann nur ihr Verhalten durch Verbote und Erlaubnisse manipulieren. Es ist völlig aussichtslos, tatsächlich ausführlich zu begründen und zu lehren (allerdings Respekt vor denen, die es trotzdem versuchen). Dem bewußten Atheisten steht der Rest der Bevölkerung als Masse gegenüber, die nur durch Gewohnheiten und Emotionalität formbar ist, die Kirche nutzt das seit Jahrhunderten. Der moderne Mensch wurde nicht als solcher ausgebildet und mit der Aufklärung privilegiert, sondern durch Mast und Einzäunung in diesen Zustand gezüchtet.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1041726) Verfasst am: 09.07.2008, 19:55 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | So wird nunmal Politik gemacht. Politik ist im Wesentlichen Emotionalisierung. Die gebildeten Schichten Europas bilden sich ein, darüber zu stehen, warum auch immer. |
Sie stehen (intellektuell) tatsächlich darüber, nur nützt das nichts, wenn es um Macht und Massenmanipulation geht.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Werner Otto Humanist
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 63
Wohnort: Kaitaia/Neuseeland
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(#1042002) Verfasst am: 10.07.2008, 00:41 Titel: |
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Es wurde in verschiedenen Postings darüber diskutiert, ob man sich mit Aufklärung begnügen soll oder ob man mehr tun sollte.
Ich möchte mich eigentlich mit der Aufklärung begnügen. Denn wenn man mehr tut, wirds missionarisch und dann sehe ich die Meinungsfreiheit sehr in Frage gestellt.
Dass die Meinungsfreiheit in Deutschland bisher nicht ganz so Ernst genommen wird, ist ja wohl ein offenes Geheimnis. Um das zu ändern, müßte die Verbindung Staat und Kirche aufhören. Das wäre dann eine politische Entscheidung. Leider beißt sich jedoch die Katze in den eigenen Schwanz, denn wie soll man die Politik, die mit der Kirche verbunden ist, von dieser Trennung befreien? Sicher eine langwierige und schwierige Aufgabe.
Da die Kirche noch immer eine große Macht hat, sehe ich in diesem Punkt noch einen weiten Weg vor uns. Aber auch ein weiter Weg wird irgendwann einmal enden.
Ein Staat, der diese Verbindung nicht hatte oder nie hatte, ist wahrlich ein Paradies. Neuseeland ist so ein Staat und ich lebe zwar nicth ausschließlich aus diesem Grunde hier, aber es hat sehr viel mit in meine Entscheidung hereingespielt.
Vielleicht interessiert es euch, dass in Neuseeland nur ca. 30 % der Bevölkerung einer Religion angehören. Einige Wenige aus der Gruppe der nicht an eine Religion ausgerichteten Menschen glauben zwar an die Existenz eines Gottes, aber mehr als 1/3 aller Neuseeländer sind Atheisten. Diese Zahlen wurden vor längerer Zeit mal am TV bekannt gegeben. Der Trend geht aber deutlich dahin, dass immer weniger Menschen sich einer Religion zughörig fühlen. Die neuesten Zahlen kenne ich nicht, aber es dürfte sich nicht allzuviel geändert haben, höchsten eine leicht Zunahme der Atheisten.
Allerdings sind die wenigen Leute, die noch in die Kirche gehen und aktive Christen sind, fanatischer als die Deutschen. Es sind Minderheiten und diese halten bekanntlich mehr zusammen als wenn es sich um eine große Masse handelt.
Ein weiterer Pluspunkt bei uns ist allerdings noch zusätzlich, dass es keine Religion gibt, die mehr als 10% Anteil aller Religionen hat. Die meisten sind kleine Splittergruppen. Katholiken haben nur einen Anteil von 3%. Solche kleinen Gruppen können nicht sehr viel ausrichten.
Vor einiger Zeit machte eine neue Sekte viel von sich reden. Es war die "Destiny Church", die ursprünglich von Amerika kam. Diese Gruppe machte viel Wirbel, als bei uns vor einigen Jahren die Ehen von Homosexuellen legalisiert wurden. Sie demonstrierten vor dem Parliament und die Demo war wirklich beeindruckend gruselig! Aber inzwischen hört man nichts mehr von ihnen. Die Bevölkerung hat sie nicht Ernst genommen und eher amüsiert diesen ganzen Aufwand betrachtet. Und demonstrieren darf hier jeder und wenn es um einen Unsinn geht, dann schaut man halt nicht hin. Da hören die dann von selber wieder auf. Denn nur eine Gegenbewegung würde etwas interessant machen.
So ein Verhalten ist nach meiner Meinung die Freiheit, die machbar ist und welche den Namen "Freiheit" wirklich verdient. Denn auch die religiösen Gruppen haben das Recht, ihre Meinung zu äußern und ihren Glauben zu leben.
Aus diesem Grund ist Aufklärung wirklich sehr wichtig. Denn ganz so dumm sind die Menschen nun doch wieder nicht. Vielmehr sind sie in die Irre geleitet. Wenn man ihnen das aufzeigen kann, dann werden doch Einige abschwenken. Wer nicht abschwenkt, der braucht dann den Unsinn. Denen kann man wohl nicht helfen und das muss man ja auch nicht.
Schöne Grüße
Werner Otto
_________________ Ich weiss, dass ich nicht weiss
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1042105) Verfasst am: 10.07.2008, 10:54 Titel: |
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Werner Otto hat folgendes geschrieben: | Es wurde in verschiedenen Postings darüber diskutiert, ob man sich mit Aufklärung begnügen soll oder ob man mehr tun sollte. Ich möchte mich eigentlich mit der Aufklärung begnügen. |
Sehe ich ähnlich, auch wenn einem das oft als politisch naiv ausgelegt wird.
Werner Otto hat folgendes geschrieben: | Denn wenn man mehr tut, wirds missionarisch und dann sehe ich die Meinungsfreiheit sehr in Frage gestellt. Dass die Meinungsfreiheit in Deutschland bisher nicht ganz so Ernst genommen wird, ist ja wohl ein offenes Geheimnis. Um das zu ändern, müßte die Verbindung Staat und Kirche aufhören. Das wäre dann eine politische Entscheidung. Leider beißt sich jedoch die Katze in den eigenen Schwanz, denn wie soll man die Politik, die mit der Kirche verbunden ist, von dieser Trennung befreien? Sicher eine langwierige und schwierige Aufgabe. |
Sicher richtig, jedoch scheint mir auch politisches Engagement nicht unbedingt missionarischen Charakter zu haben, solange es mit rational nachvollziehbaren Begründungen und Fakten arbeitet. Eine Abneigung habe ich nur gegen manipulative, intrigante politische Methoden.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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