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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1060787) Verfasst am: 08.08.2008, 21:59 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Hat jemand andere Kriterien? Insbesondere Kriterien, die die Behauptung rechtfertigen würde, Deutschland hier und heute wäre eine Diktatur? |
DeHerg hat folgendes geschrieben: | Versuch1: Diktatur=die Mehrheit ist einem Diktat(ua in Form von Gesetzgebung) unterworfen das sie nicht beeinflussen kann/darf. | je nachdem wie stark man den Einfluss der Lobbygruppen/Wirtschaft sehen möchte
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atheist666 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.02.2007 Beiträge: 8494
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(#1060788) Verfasst am: 08.08.2008, 21:59 Titel: |
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Ich gehe jetzt mal schlafen, empfehle aber zum erweiterten Diktaturbegriff bei der Wiki Mussolini nachzuschlagen
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#1060789) Verfasst am: 08.08.2008, 22:02 Titel: |
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atheist666 hat folgendes geschrieben: | Xamanoth hat folgendes geschrieben: | rk72 hat folgendes geschrieben: |
Du verstehst es falsch. Der Papst hat zwei Aufgaben, die eine ist als Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche, die andere als weltlicher Regent des Ortes Staat-Vatikanstadt. Die zweite Aufgabe hat nichts kirchliches an sich. |
Ich weiß nicht, ober Begriff der Monarchie für den Vaitkan wirklich zutreffend ist - (wichtiger noch: für den früheren Kiirchenstaat). Jedenfalls ist er ein atypischer, einmaliger Sonderfall, der nicht zur Klärung des Begriffs der Diktatur an sich geeignet ist. |
In einem Punkt muß ich Dir leider widersprechen, die kath. Kirche kommt aus der Tradition dees Feudalismus und der Monarchie, im Gegensatz zu Protestantismus, dessen geistige Wurzeln eher im Vorfeudalistischen zu suchen sind. |
Das ist mir bekannt. Nach meinem Verständnis ist die Kirchliche Hierarchie ein SPIEGEL der weltlichen feudelan. Das heißt aber nicht dass sie selbst monarchisch ist.
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#1060790) Verfasst am: 08.08.2008, 22:03 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
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Hat jemand andere Kriterien? Insbesondere Kriterien, die die Behauptung rechtfertigen würde, Deutschland hier und heute wäre eine Diktatur? |
Nennt man dass dann nicht "Autokratie" oder "Oligarchie"?
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Leila* deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.05.2008 Beiträge: 516
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(#1060791) Verfasst am: 08.08.2008, 22:03 Titel: |
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Umfassend gebildete Weinkenner wissen einen Hallauer von einem Wilchinger Riesling-Silvaner zu unterscheiden; und die Zyniker unter uns sind bestimmt imstande, dank ihres empfindsamen Gaumens mehrere Diktaturen genau auseinanderzuhalten, auf die Feinheiten einer jeden einzelnen zu achten und sie uns mit blumigen Worten zu schildern.
Gruß von Leila*
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1060796) Verfasst am: 08.08.2008, 22:08 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Das grundlegende Merkmal einer Diktatur ist folgendes:
Leila* hat folgendes geschrieben: | Diktatur: Herrschaftsform mit unbeschränkter Macht einer Person oder Gruppe; besonders als Gegensatz zur Demokratie verstanden. – Könnte man davon ausgehen? |
- und daraus erst können die anderen von mir genannten Punkte folgen (und müssen auch teilweise folgen, denn eine Alleinherrschaft ist ohne Unterdrückung abweichender Meinungen nicht lange möglich). |
Hm. das sehe ich nicht ganz so, wie gesagt gibt es einfach keine "unbeschränkte" Macht. Ich kann mir schon vorstellen, was darunter gemeint sein soll, aber ich finde es zu naiv, zu glauben, dass diese Gruppe alleine wirklich unumschränkte Macht hat. Sie sind in starker Weise von einem ganzen Apparat abhängig, der wieder einzelne Machtstrukturen hat, die kein Teil der herrschenden Gruppe sind. Das ist im wirklich umfassenden Totalitarismus dann schon etwas anders, da hier mehr eine Wahnvorstellung herrscht als die herrschende Gruppe.
Zitat: | Dies hier:
Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Ich würde sagen, nach klassischem Verständnis eine Herrschaftsform, in dem die letztverbindliche legislativ, judikativ und exekutiv (mithin die Staatsgewalt) in einer person vereinigt. |
ist jedoch mMn falsch, denn eine Diktatur erfordert nicht unbedingt eine einzelne Person als Machthaber. Das kann auch eine Gruppe sein (eine Militärjunta zum Beispiel). |
Die Gruppe muss aber schon zumindest die prinzipielle Kontrolle über die Gewalten haben. Also nicht unbedingt in einer Person, aber in einer Gruppe müssen die Gewalten vereinigt sein.
Zitat: | Hat jemand andere Kriterien? Insbesondere Kriterien, die die Behauptung rechtfertigen würde, Deutschland hier und heute wäre eine Diktatur? |
Deutschland ist keine Diktatur, aber aristrokratische und oligarchische Elemente sehe ich schon.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1060802) Verfasst am: 08.08.2008, 22:13 Titel: |
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Leila* hat folgendes geschrieben: | Umfassend gebildete Weinkenner wissen einen Hallauer von einem Wilchinger Riesling-Silvaner zu unterscheiden; und die Zyniker unter uns sind bestimmt imstande, dank ihres empfindsamen Gaumens mehrere Diktaturen genau auseinanderzuhalten, auf die Feinheiten einer jeden einzelnen zu achten und sie uns mit blumigen Worten zu schildern.
Gruß von Leila* |
Hallo Leila*,
du magst es als zynisch empfinden, ich finde es aber wichtig, erstens zu erkennen, dass es in einer Diktatur nicht zwangsweise unbeschränkte Macht gibt. Letztlich halte ich die Herrschaft von Ideen, also totalitäre Elemente, als schlimmer als eine Diktatur der persönlichen Macht. Zweitens führt meines Erachtens eine falsche Einschätzung von Zuständen (indem man alles diktatorische gleichsetzt) auch dazu, dass man inadäquat reagiert. Um es taktisch auszudrücken: Gegen einen absoluten Herrscher oder eine Militärjunta muss man anders kämpfen als gegen ein wirklich vollumfänglich totalitäres System, indem Wahnideen nicht nur eine kleine herrschende Gruppe beherrschen sondern die große Mehrheit.
Grüße
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1060806) Verfasst am: 08.08.2008, 22:16 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Nennt man dass dann nicht "Autokratie" oder "Oligarchie"? |
Ich kann nur sagen, wie ich das verstehe: "Autokratie" ist mAn ein Oberbegriff, unter dem Diktatur und absolutistische Monarchie zusammengefasst ist.
"Oligarchie" ist auch ein Oberbegriff, dem zwar Diktatur ebenfalls zuzuordnen ist, das kann aber auch eine sonstige Herrschaftsform sein, in der eine bestimmte Schicht oder Klasse das alleinige Sagen hat. Im Gegensatz zur Diktatur muss diese Schicht oder Klasse keinen monolithischen Block darstellen, also nicht eine einheitliche Meinung vertreten.
Naja, so ungefähr.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46741
Wohnort: Stuttgart
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(#1060808) Verfasst am: 08.08.2008, 22:18 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Leila* hat folgendes geschrieben: | Umfassend gebildete Weinkenner wissen einen Hallauer von einem Wilchinger Riesling-Silvaner zu unterscheiden; und die Zyniker unter uns sind bestimmt imstande, dank ihres empfindsamen Gaumens mehrere Diktaturen genau auseinanderzuhalten, auf die Feinheiten einer jeden einzelnen zu achten und sie uns mit blumigen Worten zu schildern.
Gruß von Leila* |
Hallo Leila*,
du magst es als zynisch empfinden, ich finde es aber wichtig, erstens zu erkennen, dass es in einer Diktatur nicht zwangsweise unbeschränkte Macht gibt. Letztlich halte ich die Herrschaft von Ideen, also totalitäre Elemente, als schlimmer als eine Diktatur der persönlichen Macht. Zweitens führt meines Erachtens eine falsche Einschätzung von Zuständen (indem man alles diktatorische gleichsetzt) auch dazu, dass man inadäquat reagiert. Um es taktisch auszudrücken: Gegen einen absoluten Herrscher oder eine Militärjunta muss man anders kämpfen als gegen ein wirklich vollumfänglich totalitäres System, indem Wahnideen nicht nur eine kleine herrschende Gruppe beherrschen sondern die große Mehrheit.Grüße |
Und wer definiert "Wahnideen"? Darf ich raten?
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1060809) Verfasst am: 08.08.2008, 22:20 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Und wer definiert "Wahnideen"? Darf ich raten? |
Ich habe doch gesagt, dass ich da "taktisch" spreche.. Muss ich den Text wirklich hier um zehn Zeilen verlängern, um auch noch Wahnideen auseinanderzuklamüsern? Ideen, die in totalitären Systemen herrschen, sind meiner Einschätzung nach Wahnideen, ob jemand anders das nicht so siehst, ist mir an dieser Stelle ziemlich egal.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
Zuletzt bearbeitet von Kival am 08.08.2008, 22:24, insgesamt einmal bearbeitet |
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1060812) Verfasst am: 08.08.2008, 22:22 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Leila* hat folgendes geschrieben: | Umfassend gebildete Weinkenner wissen einen Hallauer von einem Wilchinger Riesling-Silvaner zu unterscheiden; und die Zyniker unter uns sind bestimmt imstande, dank ihres empfindsamen Gaumens mehrere Diktaturen genau auseinanderzuhalten, auf die Feinheiten einer jeden einzelnen zu achten und sie uns mit blumigen Worten zu schildern.
Gruß von Leila* |
Hallo Leila*,
du magst es als zynisch empfinden, ich finde es aber wichtig, erstens zu erkennen, dass es in einer Diktatur nicht zwangsweise unbeschränkte Macht gibt. Letztlich halte ich die Herrschaft von Ideen, also totalitäre Elemente, als schlimmer als eine Diktatur der persönlichen Macht. Zweitens führt meines Erachtens eine falsche Einschätzung von Zuständen (indem man alles diktatorische gleichsetzt) auch dazu, dass man inadäquat reagiert. Um es taktisch auszudrücken: Gegen einen absoluten Herrscher oder eine Militärjunta muss man anders kämpfen als gegen ein wirklich vollumfänglich totalitäres System, indem Wahnideen nicht nur eine kleine herrschende Gruppe beherrschen sondern die große Mehrheit.Grüße |
Und wer definiert "Wahnideen"? Darf ich raten? | wenn die Idee es nötig macht Andersdenkende mit (körperlicher)Gewalt zu "überreden"?
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1060816) Verfasst am: 08.08.2008, 22:29 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Hm. das sehe ich nicht ganz so, wie gesagt gibt es einfach keine "unbeschränkte" Macht. Ich kann mir schon vorstellen, was darunter gemeint sein soll, aber ich finde es zu naiv, zu glauben, dass diese Gruppe alleine wirklich unumschränkte Macht hat. |
Hm, "wirklich unbeschränkte Macht".
Es gibt niemals solche Extreme. Es gibt aber graduelle Unterschiede, die sich in bestimmten Ausprägungen teilweise den Extremen ziemlich annähern können. Und das ist offensichtlich hier gemeint. Offen gesagt: manchmal nervt diese ewige Haarspalterei hier schon ein bisschen. Warum kann man nicht einfach mal versuchen, zu verstehen, was jemand sagen will?
Kival hat folgendes geschrieben: | Sie sind in starker Weise von einem ganzen Apparat abhängig, der wieder einzelne Machtstrukturen hat, die kein Teil der herrschenden Gruppe sind. Das ist im wirklich umfassenden Totalitarismus dann schon etwas anders, da hier mehr eine Wahnvorstellung herrscht als die herrschende Gruppe. |
Oh, der "wirklich umfassende Totalitarismus". Ich könnte jetzt gemein sein und behaupten, so etwas könne es nicht geben und das sei naiv oder so. Tue ich aber nicht.
Die meisten (neueren) Diktaturen hatten übrigens mE einen mehr oder weniger totalitären Anspruch. Ich wüsste auf die Schnelle kein Gegenbeispiel. Das folgt meist automatisch aus einem selbst verordneten Zwang zur Selbstrechtfertigung.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1060818) Verfasst am: 08.08.2008, 22:34 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Hm. das sehe ich nicht ganz so, wie gesagt gibt es einfach keine "unbeschränkte" Macht. Ich kann mir schon vorstellen, was darunter gemeint sein soll, aber ich finde es zu naiv, zu glauben, dass diese Gruppe alleine wirklich unumschränkte Macht hat. |
Hm, "wirklich unbeschränkte Macht".
Es gibt niemals solche Extreme. Es gibt aber graduelle Unterschiede, die sich teilweise den Extremen ziemlich annähern können. Und das ist offensichtlich hier gemeint. Offen gesagt: manchmal nervt diese ewige Haarspalterei hier schon ein bisschen. Warum kann man nicht einfach mal versuchen, zu verstehen, was jemand sagen will? |
Du verstehst nicht, warum mir der Einwand wichtig ist Ich halte es für keine Kleinigkeit, ob es unbeschränkte Macht ist, oder ob Diktaturen in drastischer Weise von ihren bürokratischen Apparaten abhängig sind.
Zitat: | Kival hat folgendes geschrieben: | Sie sind in starker Weise von einem ganzen Apparat abhängig, der wieder einzelne Machtstrukturen hat, die kein Teil der herrschenden Gruppe sind. Das ist im wirklich umfassenden Totalitarismus dann schon etwas anders, da hier mehr eine Wahnvorstellung herrscht als die herrschende Gruppe. |
Oh, der "wirklich umfassende Totalitarismus". Ich könnte jetzt gemein sein und behaupten, so etwas könne es nicht geben und das sei naiv oder so. Tue ich aber nicht. |
Wenn's sinnvoll wäre.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1060824) Verfasst am: 08.08.2008, 22:43 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Du verstehst nicht, warum mir der Einwand wichtig ist |
Stimmt.
Kival hat folgendes geschrieben: | Ich halte es für keine Kleinigkeit, ob es unbeschränkte Macht ist, oder ob Diktaturen in drastischer Weise von ihren bürokratischen Apparaten abhängig sind. |
Hm, wenn ich raten müsste: Du möchtest sagen, dass Diktaturen nicht ohne Mithilfe Dritter funktionieren könnten? Und vielleicht noch, dass diese Dritte sozusagen mitschuldig an der Diktatur sind, weil sie letztlich Rädchen im Getriebe der Diktatur darstellen, die diese am Laufen halten? Ist es das?
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Leila* deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.05.2008 Beiträge: 516
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(#1060827) Verfasst am: 08.08.2008, 22:47 Titel: |
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Xamanaoth sagte: „Hier wird Diktatur mit Totalitarismus verwechselt“, und meinte den Inhalt meines ersten Beitrags.
Diktatoren versuchten seit jeher ihre Macht umfassend, ganz und gar, also total, auszuüben, in jedem Sinne und in jeder Hinsicht. Einigen gelang dies während Jahren, anderen während Jahrzehnten. Wäre dem in der Vergangenheit anders gewesen, als in den Geschichtsbüchern beschrieben, dann müßte ich heute noch mindestens einen Fünftel meiner Bibliothek zum Fenster hinauswerfen oder neben die Märchenbücher stellen.
Gruß von Leila*
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1060828) Verfasst am: 08.08.2008, 22:50 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Ich halte es für keine Kleinigkeit, ob es unbeschränkte Macht ist, oder ob Diktaturen in drastischer Weise von ihren bürokratischen Apparaten abhängig sind. |
Hm, wenn ich raten müsste: Du möchtest sagen, dass Diktaturen nicht ohne Mithilfe Dritter funktionieren könnten? Und vielleicht noch, dass diese Dritte sozusagen mitschuldig an der Diktatur sind, weil sie letztlich Rädchen im Getriebe der Diktatur darstellen? Ist es das? |
Das ist ein Teil dessen, aber die Schuldigkeit interessiert mich weniger, es geht mir darum, dass man einfach nicht übersehen sollte, welche Macht in - fast jeder - Bürokratie steckt. Ich glaube, dass die Mentalität der Bürokraten eines Staats ein wichtiges Element ist, dass wir zu stark übergehen, wenn wir darüber reden, dass eine Gruppe die unumschränkte Macht hat. Wir haben es mit zentralistisch organisierten Bürokratien zu tun, wenn es um Diktaturen geht, aber ich glaube, dass es etwas blauäugig ist, einfach zu sagen "die herschende Gruppe beherrscht die Bürokratie". Die zentralistischen Bürokraten sind in ihrer Macht abhängig von der monolithischen Führungsgruppe, aber diese Führungsgruppe eben auch von den Bürokraten.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46741
Wohnort: Stuttgart
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(#1060833) Verfasst am: 08.08.2008, 22:54 Titel: |
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Eine Diktatur muß nicht perse schlecht sein. Ein Diktator muß sich nicht unbedingt in sämtliche private Lebenslagen einmischen.
Bei ein totalitatäres Regime verstehe ich, daß jede vorgeschrieben bekommt, was er zu tun und zu lassen hat.
Kann mich irren, aber so würde ich es verstehen.
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Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1060834) Verfasst am: 08.08.2008, 22:55 Titel: |
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Leila* hat folgendes geschrieben: | Diktatoren versuchten seit jeher ihre Macht umfassend, ganz und gar, also total, auszuüben, in jedem Sinne und in jeder Hinsicht. | nicht zwingend. Allein aus praktischen gründen haben zB (einige/viele ) Könige Teile ihrer Macht an Feudalherren abgetreten(um nicht jeden kleinen Gutshof selbst verwalten zu müssen)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1060835) Verfasst am: 08.08.2008, 22:56 Titel: |
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Leila* hat folgendes geschrieben: | Diktatoren versuchten seit jeher ihre Macht umfassend, ganz und gar, also total, auszuüben, in jedem Sinne und in jeder Hinsicht. |
Diktatoren wollen nicht immer zwangsläufig auch das private Leben beherrschen. Der Übergang in den Totalitarismus gibt es meines Erachtens dort, wo der herrschenden Gruppe nicht mehr kleine Eingriffe in das private Leben genügen, um die strukturelle Herrschaft im Öffentlichen zu haben, sondern, wo das Ziel ist, das private Leben mit Gewalt zu verändern, wo es um umfassende Herrschaft im Privaten geht.
Und in diesem Fall geht es, meine ich, nicht mehr nur noch um die Macht der herrschenden Gruppe, sondern es geht darum, "Ideen" durchzusetzen. Das wollte ich auch damit andeuten, dass der Totalitarismus mehr die Herrschaft von Ideen als von einer Gruppe ist.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1060837) Verfasst am: 08.08.2008, 22:57 Titel: |
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DeHerg hat folgendes geschrieben: | Allein aus praktischen gründen haben zB (einige/viele ) Könige Teile ihrer Macht an Feudalherren abgetreten(um nicht jeden kleinen Gutshof selbst verwalten zu müssen) |
Das ist aber in der Tat keine Diktatur mehr. Feudalistische Systeme stehen Diktaturen entgegen, weil sie zu einer Dezentralisierung der Macht führen.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1060838) Verfasst am: 08.08.2008, 23:00 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Ich glaube, dass die Mentalität der Bürokraten eines Staats ein wichtiges Element ist, dass wir zu stark übergehen, wenn wir darüber reden, dass eine Gruppe die unumschränkte Macht hat. Wir haben es mit zentralistisch organisierten Bürokratien zu tun, wenn es um Diktaturen geht, aber ich glaube, dass es etwas blauäugig ist, einfach zu sagen "die herschende Gruppe beherrscht die Bürokratie". Die zentralistischen Bürokraten sind in ihrer Macht abhängig von der monolithischen Führungsgruppe, aber diese Führungsgruppe eben auch von den Bürokraten. |
Ich weiß nicht. Ich meine, es gibt durchaus Methoden in (notwendigerweise zentralistischen) Diktaturen, die die Kontrolle über den bürokratischen Apparat gewährleisten können. Das ist nicht schwer, das geht, indem zentrale leitende Positionen mit Vertrauenspersonen besetzt werden.
Aber wie auch immer: hierbei gibt es mMn keinen Unterschied zwischen einer Diktatur und einem totalitaristischen System. Die haben ja keine unterschiedlichen Mittel zur Verfügung.
MMn ist lediglich der Anspruch eines totalitären Systems ein anderer, nämlich ein tiefgreifender, nicht aber die Art der Kontrolle der Bürokratie.
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1060841) Verfasst am: 08.08.2008, 23:03 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | DeHerg hat folgendes geschrieben: | Leila* hat folgendes geschrieben: | Diktatoren versuchten seit jeher ihre Macht umfassend, ganz und gar, also total, auszuüben, in jedem Sinne und in jeder Hinsicht. | Allein aus praktischen gründen haben zB (einige/viele ) Könige Teile ihrer Macht an Feudalherren abgetreten(um nicht jeden kleinen Gutshof selbst verwalten zu müssen) |
Das ist aber in der Tat keine Diktatur mehr. Feudalistische Systeme stehen Diktaturen entgegen, weil sie zu einer Dezentralisierung der Macht führen. | aber das Ausgangssystem(Monarchie) war diktatorisch
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1060843) Verfasst am: 08.08.2008, 23:10 Titel: |
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Ich bin bis Sonntag abend nicht mehr da, mal schaun, ob ich mich dann daran erinnere, hier wieder zu antworten.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Leila* deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.05.2008 Beiträge: 516
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(#1060845) Verfasst am: 08.08.2008, 23:14 Titel: |
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Nur ein Versuch.
Ein Diktator allein erringt doch keine Macht, nicht wahr? Er braucht Helfershelfer: Förderer mit Hintergedanken und gedankenlose Hörige. Falsch oder richtig?
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1060850) Verfasst am: 08.08.2008, 23:21 Titel: |
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Leila* hat folgendes geschrieben: | Nur ein Versuch.
Ein Diktator allein erringt doch keine Macht, nicht wahr? Er braucht Helfershelfer: Förderer mit Hintergedanken und gedankenlose Hörige. Falsch oder richtig? |
Förderer würde ich nicht sagen, denn Diktatoren werden nicht gefördert, aber sie stützen ihre Macht auf andere mit Macht, z.B. Generäle denen die Armee untersteht und deshalb eine Macht bilden.
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atheist666 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.02.2007 Beiträge: 8494
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(#1060918) Verfasst am: 09.08.2008, 06:06 Titel: |
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Gehen wir doch mal die Sache vom anderen Ende her an.
Was sind den die Aufgaben der Diktatur, welche Zwecke verfolgt sie ?
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Leila* deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.05.2008 Beiträge: 516
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(#1060943) Verfasst am: 09.08.2008, 08:41 Titel: |
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Diktatur (lat.) D. bezeichnet eine Herrschaftsform, bei der die demokratischen Rechte abgeschafft sind und die Macht über Volk und Staat von einer Einzelperson oder einer Gruppe uneingeschränkt ausgeübt wird. I.d.R. berufen sich Diktatoren bzw. diktatorische Regime auf einen äußeren oder inneren Staatsnotstand, der die Etablierung nichtlegitimer Herrschaft rechtfertigen soll; sie dienen aber i.d.R. nur der (unkontrollierten) Durchsetzung der Interessen und Überzeugungen weniger zu Lasten und zum Schaden aller (z.B. die nationalsozialistische D., der Stalinismus). D. werden hinsichtlich der Dauer (z.B. Übergangs-D.), der Anzahl der Herrschenden (z.B. Partei-D.), des politischen Hintergrunds (Rechts-, Links-D.) des Ausmaßes der ausgeübten Gewalt (z.B. totalitäre D.) etc. unterschieden.
Bundeszentrale für politische Bildung
Diktatur [lateinisch] die, Herrschaftsform mit unbeschränkter Macht einer Person oder Gruppe; besonders als Gegensatz zur Demokratie verstanden. Zu unterscheiden sind: 1) die vorübergehende Vereinigung außerordentlicher Machtbefugnisse zur Überwindung von Notlagen (Notstandsdiktatur); sie erlaubt Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung; 2) die dauernde Konzentration der gesamten Macht in der Hand eines Einzelnen oder einer Gruppe, häufig mit ideologischer Begründung (eigentliche Diktatur). – Die Diktatur als Dauerherrschaft ist verbunden mit der Unterdrückung der Opposition, der Aufhebung der Gewaltenteilung, der Ausschaltung oder Behinderung der Öffentlichkeit bei der Kontrolle politischer Macht sowie der weitgehenden Einschränkung der verfassungsmäßigen Grund- und Mitwirkungsrechte der Bürger. Sie stützt sich meist auf eine Partei, auf das Militär oder das Proletariat. Die national- und sozialrevolutionären Bewegungen des 20. Jahrhunderts (Faschismus, Nationalsozialismus, Kommunismus) entwickelten die Form der totalitären Diktatur (Totalitarismus).
Meyers Lexikon online
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1061526) Verfasst am: 10.08.2008, 11:37 Titel: |
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Diktatur gibt`s überall in der Welt, mal offen, mal verschleiert. Am geringsten fällt sie noch in der Schweiz aus!
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Sticky vae victis
Anmeldungsdatum: 12.10.2005 Beiträge: 5449
Wohnort: Am Arsch der Welt anstatt am Busen der Natur!
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(#1061539) Verfasst am: 10.08.2008, 11:55 Titel: |
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Was ich vermisse, ist die genaue Definition des Begriffes "Wirtschaftsdiktatur" in Wiki oder Meyers Lexikon. ME leben wir derzeit in genau einer solchen WD!
_________________ Gruss: Sticky
Die staatliche Ordnung basiert auf Recht und Gesetz.
Ich bin rechtlos, folglich bin ich auch gesetzlos.
Schwarzer Block
„Wenn Du ein Problem erkannt hast und nichts zur Lösung beiträgst, wirst Du selbst ein Teil des Problems!“ (Alte Indianerweisheit)
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1061555) Verfasst am: 10.08.2008, 12:33 Titel: Re: Was verstehst du unter einer Diktatur? |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | In einem anderen Thread hat sich herauskristallisiert, daß wohl jeder seine eigene Definition der Diktatur hat. Das geht so weit, daß man sich manchmal gar nicht über Politik unterhalten kann, da für den Einen das Land demokratisch ist, für den anderen eine Diktatur. Sonderbarerweise geht auch das Gegenteil. Einige sehen gelegentlich Diktaturen nicht nicht unbedingt als Diktaturen an.
Was verstehst du unter Diktatur? |
1. Keine allgemeine Realisierung bzw. Unterdrückung der umfassenden Menschenrechte.
2. Das Verbot bzw. das Fehlen legaler Möglichkeiten, die umfassenden Menschenrechte zu realisieren.
3. Es gibt Diktaturen ohne Diktatoren.
4. Es gibt Diktaturen ohne offenen (Staats-/paramilitärischen) Terror.
5. Kapitalismus als totale Herrschaft des Wertgesetzes (des Maximalprofits)
5.1 Das Kapital ist die blinde Herrschaft eines totalen Prinzips. Man spricht hier auch von einer "subjektlosen Gewalt".
5.2 Tyrannenmord im Kapitalismus ist insofern nicht die Bekämpfung der Ursache der Herrschaft, auch wenn einige Vertreter der RAF dies offenbar glaubten ...-
Skeptiker
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K.I.Z - Frieden
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Zuletzt bearbeitet von Skeptiker am 10.08.2008, 12:48, insgesamt einmal bearbeitet |
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