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B.O.Bachter universal-laie
Anmeldungsdatum: 04.10.2012 Beiträge: 32
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(#1788916) Verfasst am: 18.10.2012, 21:17 Titel: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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Als ich unlängst in Paestum http://de.wikipedia.org/wiki/Paestum#Geschichte war, ging wieder einmal folgender Gedanke durch den Kopf:
Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. Hätten die Bewohner von Paestum z. B. ihre Anstrengungen in den Bau von Verteidigungsanlagen etc. investiert, wäre ihnen die Eroberung möglicherweise erspart geblieben.
Realistisch gesehen hat ein atheistisches Volk gegenüber einem religösen doch nur Vorteile. Wenn nicht, müßte man dann nicht anerkennen, dass Religion etwas Gutes ist?
_________________ Was heute nicht richtig ist, kann morgen schon falsch sein.
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Vobro Privatnachdenker
Anmeldungsdatum: 10.11.2011 Beiträge: 1024
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(#1788927) Verfasst am: 18.10.2012, 21:59 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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Wieso streikt die blöde Formatierung schon wieder *Grrr*
_________________ "Es gibt so stumpfsinnige Menschen, dass jeder Gedanke, der auf der Oberfläche ihres Gehirns aufginge, sogleich aus Einsamkeit Selbstmord begehen würde." - Emile Cioran
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Vobro Privatnachdenker
Anmeldungsdatum: 10.11.2011 Beiträge: 1024
Wohnort: Wuppertal
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(#1788930) Verfasst am: 18.10.2012, 22:04 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Als ich unlängst in Paestum http://de.wikipedia.org/wiki/Paestum#Geschichte war, ging wieder einmal folgender Gedanke durch den Kopf:
Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. Hätten die Bewohner von Paestum z. B. ihre Anstrengungen in den Bau von Verteidigungsanlagen etc. investiert, wäre ihnen die Eroberung möglicherweise erspart geblieben.
>>Realistisch gesehen hat ein atheistisches Volk gegenüber einem religösen doch nur Vorteile. Wenn nicht, müßte man dann nicht anerkennen, dass Religion etwas Gutes ist? << |
Ist das wirklich so? Und vor allem, war das schon immer so? Religion als Rückbindung hat doch seit jeher eine enorm identistätsstiftende Funktion gehabt, sowohl für das Individuum als auch für die Gruppenstabilität.
Wieso aber sollte ein atheistisches Volk Vorteile haben, kannst Du das näher erläutern?
_________________ "Es gibt so stumpfsinnige Menschen, dass jeder Gedanke, der auf der Oberfläche ihres Gehirns aufginge, sogleich aus Einsamkeit Selbstmord begehen würde." - Emile Cioran
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B.O.Bachter universal-laie
Anmeldungsdatum: 04.10.2012 Beiträge: 32
Wohnort: minga
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(#1788933) Verfasst am: 18.10.2012, 22:08 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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Vobro hat folgendes geschrieben: | Wieso aber sollte ein atheistisches Volk Vorteile haben, kannst Du das näher erläutern? |
Das hatte ich versucht, in dem Beispiel deutlich zu machen.
Ein atheistisches Volk hat Vorteile, weil es die erheblichen Ressourcen, die durch die Religiosität gebunden sind (z. B. für den Bau von Kultstätten), anderweitig verwenden kann.
_________________ Was heute nicht richtig ist, kann morgen schon falsch sein.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
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(#1788934) Verfasst am: 18.10.2012, 22:10 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Realistisch gesehen hat ein atheistisches Volk gegenüber einem religösen doch nur Vorteile. Wenn nicht, müßte man dann nicht anerkennen, dass Religion etwas Gutes ist? |
Selbst wenn ein religiöses "Volk" Vorteile hätte (etwa weil es motivierter kämpft oder sich bis zur Aufgabe fortpflanzt), wäre Religion deswegen nicht unbedingt "etwas Gutes". Denn es ist ja keineswegs gesagt, daß die Verdrängung anderer Völker oder was auch immer ein gemeinsames Ziel mit hoher Priorität ist.
Es könnte ja auch sein, daß z.B. Vergewaltigung oder Sklaverei ein "Volk" erfolgreicher macht, dennoch müssen wir nicht anerkennen, daß das "etwas Gutes" ist.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1788939) Verfasst am: 18.10.2012, 22:18 Titel: |
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"Gut" vielleicht nicht als moralische Wertung, sondern so wie evolutionär erfolgreich.
Mehr Nachkommen, mehr Überlebende in jeder Generation.
Tja, da könnten die Vorteile bei den religioten Völkern liegen.
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B.O.Bachter universal-laie
Anmeldungsdatum: 04.10.2012 Beiträge: 32
Wohnort: minga
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(#1788940) Verfasst am: 18.10.2012, 22:18 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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step hat folgendes geschrieben: | Es könnte ja auch sein, daß z.B. Vergewaltigung oder Sklaverei ein "Volk" erfolgreicher macht, dennoch müssen wir nicht anerkennen, daß das "etwas Gutes" ist. |
Ok, ich habe mich im letzten Satz falsch ausgedrückt.
Es muss aus moralischer Sicht nichts Gutes sein, was ein Volk erfolgreich macht.
_________________ Was heute nicht richtig ist, kann morgen schon falsch sein.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1788952) Verfasst am: 18.10.2012, 22:36 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Es muss aus moralischer Sicht nichts Gutes sein, was ein Volk erfolgreich macht. |
Genau. Es gilt aber interessanterweise in diesem Volk oft als moralisch gut.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1788960) Verfasst am: 18.10.2012, 22:53 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. |
Genau deshalb. Wer bereit ist, Ressourcen (auch die eigenen) für eine gemeinsame Idee zu verschwenden, selbst wenn sich daraus kein direkter Nutzen ergibt, der beweist damit seine Loyalität zur Gruppe.
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Hatiora sukkulent
Anmeldungsdatum: 16.09.2012 Beiträge: 4896
Wohnort: Frankfurt
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(#1788993) Verfasst am: 18.10.2012, 23:57 Titel: |
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Wahrscheinlich würde ein atheistisches Volk seine Ressourcen auch verschwenden. Vielleicht nicht für Kirchen und so, sondern für riesige Besäufnis- und Discohallen, alle würden ständig Party feiern oder einen anderen Humbug anstellen.
Menschen brauchen meiner Meinung nach ein gewisses Maß an Pomp, wegen
Zitat: | Ist das wirklich so? Und vor allem, war das schon immer so? Religion als Rückbindung hat doch seit jeher eine enorm identistätsstiftende Funktion gehabt, sowohl für das Individuum als auch für die Gruppenstabilität. | Genau.
Die Verschwendung von Ressourcen ist demzufolge auch nicht das Hauptproblem, das ich etwa mit Religionen habe, Verschwendung halte ich im Gegenteil für zutiefst menschlich.
In dem Zusammenhang fällt mir etwas ein, das ich zum Thema "Vielweiberei" bei den Mormonen gelesen habe. Wie ich es verstanden habe, ist die heutzutage auch von den Religionsobersten untersagt. Damals, als dieser Smith (oder wie er hieß) wirkte, war Vielweiberei allerdings ein Gebot Gottes, um "Das Haus Israel" aufzubauen, d.h. schnell einen Stamm an familiär gebundenen Mitgliedern zu erhalten. In einem sehr gläubigen Volk sind Regeln der Obersten ein wirksames Mittel, um schnell etwas durchzusetzen, ohne große Diskussion, lange Abstimmung etc.; da wär Stuttgart 21 schon längst gebaut. Sowas wiegt eine mögliche Ressourcenverschwendung wahrscheinlich auf (und ist in meinen Augen sehr bedenklich).
Da kommt man dann auch schnell zur Frage, warum ein totalitäres System häufig zunächst erfolgreicher als ein demokratisches in der Durchsetzung seiner außenpolitischen Ziele ist: weniger Sand im Getriebe innenpolitisch durch Ideologie oder Angst und Schrecken (oder beides). Und die Frage, welche Rolle eine quasikultische Resourcenverschwendung spielt, läßt sich eigentlich für jede ideologisch belastete Gesellschaft stellen, die UdSSR hatte ja auch ihre Prachtbauen, genau wie China.
Edt: und man denke an die Prachtbauten des Kapitalismus. Oder irgendwelche Regierungsgebäude...
_________________ "Daß alles immer schlimmer wird, versteht sich auch im neuen Jahr von selbst und hat noch immer nichts mit Verschwörung zu tun, sondern mit allen, die ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verrichten." Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1789000) Verfasst am: 19.10.2012, 00:09 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. |
Genau deshalb. Wer bereit ist, Ressourcen (auch die eigenen) für eine gemeinsame Idee zu verschwenden, selbst wenn sich daraus kein direkter Nutzen ergibt, der beweist damit seine Loyalität zur Gruppe. |
Das ist ein Punkt. Ich halte es aber trotzdem für zu kurz gegriffen: B.O.Bachter redet in seinem Eingangspost von Völkern, was er aber eigentlich meint, sind Kulturen. Und jede Kultur lebt immer zuerst davon, dass es auch gelingt, sie an die nächste Generation weiterzugeben. Und in dieser Hinsicht leistet die Religion schon seit Jahrtausenden das, was wir heute mit einer Schulgesetzgebung sicherstellen: Durch ihren Anspruch und Zwang zur Teilnahme stellte sie eine gewisse Normierung der Sozialisation sicher, sorgt also für ein Weiterleben der Kultur. Wir haben das Thema übrigens öfter, zuletzt glaube ich im Moral-Thread, aber auf Anhieb gefunden habe ich jetzt diese Erwähnung :
fwo hat folgendes geschrieben: | Gnosis hat folgendes geschrieben: | ......
Und: Selbst soetwas wie die goldene Regel lässt sich nicht so einfach transportieren in dem man sie jemandem erklärt und sagt: Wenn Du sie gut findest, dann halte Dich doch auch daran! Die Erfahrung zeigt, dass das nicht funktioniert und sich nicht über längere Zeiträume transportieren lässt. Heute lasse ich 100 Menschen auf die goldene Regel schwören und übermorgen hats die Hälfte vergessen, die andere Hälfte hat sich bereits hinreißen lassen, davon Abstand zu nehmen. Das Überleben der Bibel hat nicht nur mit Gewalt zu tun, auch mit Funktionalität..... |
Der Gedanke ist nicht so ganz neu, das letzte Mal, dass ich ihn hier angeschnitten habe, war hier:
fwo hat folgendes geschrieben: | ....Diese Regelwerke sind in allen Fällen die Lehren sozialer Erfahrung von Jahrtausenden. Es ist allerdings offensichtlich, dass die Traditionssicherheit in früheren Kulturen über eine religiöse Überhöhung besser gewährleistet werden konnte - und ob wir heute mit moderner Pädagogik diese Sicherheit auch so erreichen, bedarf noch des empirischen Beleges..... |
Was neu ist, ist die Verbindlichkeit von Schulen für alle, insofern würde ich den Versuch gerne noch eine Weile abwarten, bis ich ihn für gescheitert erkläre.
Außerdem gibt es da noch ein anderes Praxisargument: Wie groß ist der Bruchteil derer, die die Bibel so menschenfreundlich auslegen wie Du? Die Buren, die die von dir erwähnte Apartheit erfunden haben, waren Christen .....
Das was Du so allgemein als Funktionalität bezeichnest, die Übertragungssicherheit in in der Tradition zwischen den Generationen, existiert auch für den ganzen Unsinn, der in der Bibel steht, bzw. der aus ihr gelesen wird. Und wenn ich sehe (Tschuldigung für diesen Godwin, aber manchmal halte ich Extremwertbetrachtungen für ganz sinnvoll), dass die Mehrzahl derer, die den Holocaust organisiert und getragen haben, nicht nur christlich sozialisiert war, sondern sich selbst auch zu Christentum bekannte (siehe auch: positives Christentum) dann spricht das nicht wirklich für eine große Tauglichkeit der Bibel als ethikstiftendes Dokument (Nur um das sicherzustellen: Ich sage nicht, dass die den Holocaust betrieben haben, weil sie Christen waren, ich stelle nur fest, dass ihr Christentum sie nicht davor bewahrt hat). Das einzige, worin die Bibel bisher durch alle Zeiten wirklich Sicherheit gebracht hat, war die Ernährung der Priester.
Des Weiteren nimmst Du mit deiner Interpretation der Bibel einen auf der unbewussten Ebene derer die an ihn "glauben" hochwirksamen Akteur, den omnipotenten Gott. Ob eine derart philosophisch gelesene Bibel noch so bindend ist wie die "alte", ist im Zweifelsfall noch schlechter belegt, als die Wirkung der Pädagogik.
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fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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satsche registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.07.2006 Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen
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(#1789003) Verfasst am: 19.10.2012, 00:24 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Als ich unlängst in Paestum http://de.wikipedia.org/wiki/Paestum#Geschichte war, ging wieder einmal folgender Gedanke durch den Kopf:
Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. Hätten die Bewohner von Paestum z. B. ihre Anstrengungen in den Bau von Verteidigungsanlagen etc. investiert, wäre ihnen die Eroberung möglicherweise erspart geblieben.
Realistisch gesehen hat ein atheistisches Volk gegenüber einem religösen doch nur Vorteile. Wenn nicht, müßte man dann nicht anerkennen, dass Religion etwas Gutes ist? |
Who the fuck is “die Evolution”??
Wer so fragt, „warum hat die Evolution nicht…“ dem schwebt ganz offensichtlich irgendwo ein tätiges, mit einem Willen behaftetes Wesen vor, vermutlich ein Kreationist!?
Eine Evolution ist und hat nicht, schon gar nicht hat sie ein Ziel und demzufolge auch niemals einen Willen.
Es gibt aber, und dieser Begriff wird immer und überall weitgehend vermieden: A n p a s s u n g. Mehr ist nicht, mehr ist nie gewesen.
Nur Kreationisten versuchen mit fadenscheinigen Fragen eine Evolution in die Ecke zu stellen. Advocatus Kreationisti?
_________________ Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1789005) Verfasst am: 19.10.2012, 00:44 Titel: |
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In historischer Zeit haben Phänomene der Evolution (d.h. Mutationen) keinen Einfluss auf das soziale Verhalten des Menschen und von Menschengruppen. Man kann fragen, welchen Zusammenhalt Religion für soziale Gruppen leistet, man möge fragen, ob Religion zu gesellschaftlichem Auseinanderdriften führt oder ob Religion Ressourcen an Zeit und Arbeit verschwendet - doch niemals Religion und die biologische Evolution verquicken. Religion ist keine evolutionäre, d.h. in den Genen festgelegte Eigenschaft des Menschen wie die Sprachfähigkeit. Wenn Reiche durch historische Ereignisse zerfallen wie das Römische, sind keine evolutionären Phänomene dafür verantwortlich.
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1789006) Verfasst am: 19.10.2012, 00:47 Titel: |
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pera hat folgendes geschrieben: | "Gut" vielleicht nicht als moralische Wertung, sondern so wie evolutionär erfolgreich.
Mehr Nachkommen, mehr Überlebende in jeder Generation.
Tja, da könnten die Vorteile bei den religioten Völkern liegen. |
Betrachtet man die deutsche Geschichte, waren gerade die Generationen der industriellen Revolution besonders vermehrungsfreudig... in dieser Zeit waren sie aber keineswegs "religiöser" als in anderen Epochen - eher das Gegenteil war der Fall.
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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B.O.Bachter universal-laie
Anmeldungsdatum: 04.10.2012 Beiträge: 32
Wohnort: minga
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(#1789007) Verfasst am: 19.10.2012, 00:48 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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satsche hat folgendes geschrieben: | B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Als ich unlängst in Paestum http://de.wikipedia.org/wiki/Paestum#Geschichte war, ging wieder einmal folgender Gedanke durch den Kopf:
Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. Hätten die Bewohner von Paestum z. B. ihre Anstrengungen in den Bau von Verteidigungsanlagen etc. investiert, wäre ihnen die Eroberung möglicherweise erspart geblieben.
Realistisch gesehen hat ein atheistisches Volk gegenüber einem religösen doch nur Vorteile. Wenn nicht, müßte man dann nicht anerkennen, dass Religion etwas Gutes ist? |
Who the fuck is “die Evolution”??
Wer so fragt, „warum hat die Evolution nicht…“ dem schwebt ganz offensichtlich irgendwo ein tätiges, mit einem Willen behaftetes Wesen vor, vermutlich ein Kreationist!?
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vollkommener quatsch, den den da schreibst.
sicher hat die evolution keinen willen, aber es gibt so etwas wie natürliche selektion oder wenn du willst, anpassungsdruck.
arbeitskraft und material für religiöse zwecke zu verwenden hat aber nichts mit anpassung zu tun, eher im gegenteil.
_________________ Was heute nicht richtig ist, kann morgen schon falsch sein.
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Skoenner registrierter User
Anmeldungsdatum: 04.05.2011 Beiträge: 54
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(#1789009) Verfasst am: 19.10.2012, 00:58 Titel: |
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Da es kein "Religions-Gen" gibt, macht das die Sache schwierig.
Man müsste eher den Menschen und seine Natur als ganzes betrachten und dann die Aspekte rausdröseln, die Religiosität in die Hände spielen.
Ganz oben ist da unsere Fähigkeit, Muster zu erkennen. Die macht uns sehr erfolgreich, erlaubt zu abstrahieren, deduktive Schlüsse zu ziehen, Zusammenhänge zu erkennen etc.
Da die Fähigkeit eben nur so perfekt ist, wie unsere Evolution sie hervorabgebracht hat, kommen da auch mal Fehlleistungen zustande.
So erkennen wir Muster da, wo eigentlich keine sind. Einfach mal in den Himmel schauen und Wolken beobachten. Da kommen ganz schnell die tollsten Sachen bei raus, doch in Wirklichkeit betrachten wir nur eben Wolken, Wasserdampf von Wind, Druck, Temperatur usw. in Form gebracht. Oder Jesus auf Toast.
Dann ist da unsere Eigenschaft, uns an Autoritäten zu orientieren, an den Eltern, den Großeltern, Lehrer, dem Chef auf der Arbeit, den Häuptling des Stammes, dem König usw.
Das hat uns in unserer Entwicklung genutzt, denn so mussten wir im Kindesalter und darüber hinaus nicht ständig allein herausfinden, was in einer Situation das richtige ist. Der Vater sagt, geh nicht zum Fluß, da sind Krokodile. Viele derjenigen, die eher dazu neigten, die Warnung zu ignorieren, kamen dementsprechend nicht zur Fortpflanzung, sondern wurden Schnappifutter.
Wenn der Vater dann sagt, es gibt Götter, warum dran zweifeln?
Dazu kommen generelle sensorische Fehlleistungen oder Fehlschaltungen um Hirn, z.b. Haluzinationen.
Ich bin selbst in einer Weise betroffen, die dazu führt, dass ich meinen Wahrnehmungen nicht immer trauen darf. Früher wäre ich deswegen wohl Schamane geworden, weil ich Geister sehen könnte oder einen Drat zu den Göttern habe oder wäre verbrannt worden weil vom Teufel besessen. Heute halte ich mich mit skeptischem Denken und Medikamenten in der Realität.
Man kann Religiosität also nicht auf einen einzelnen "schädlichen" Aspekt reduzieren. Vielmehr ist ein ein Zusammenspiel von eigentlich nützlich Fähigkeiten, die eben auch mal Unsinn produzieren, aber eben selten so viel Unsinn, dass es eben zum Aussterben der gesamten Population führt. Manchmal eben zu Teilen davon, siehe Jonestown, aber eben bisher nicht die ganze Menschheit.
_________________ Wer Freiheit gegen Sicherheit tauscht, verliert am Ende beides.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#1789010) Verfasst am: 19.10.2012, 02:00 Titel: |
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(1) Religion könnte auch eine "Selektionsfunktion" erfüllen: Ich las mal ein Papier, in dem jemand die These aufstellte, daß Religion ähnlich so sehen sein könnte wie das Rad, das der männliche Pfau zwecks Partnerwerbung ausbildet und schlägt: jemand, der soviel Zeit und Energie übrig habe, um sich mit etwas zu beschäftigen, das keinen anderweitigen Nutzen habe, müsse ja ein guter Ernährer sein. Und das wäre dann vielleicht wieder so ähnlich wie "die ganze Nacht Party machen können" (= bringt soviel ein, daß er am nächsten Morgen nicht* zum Arbeiten raus muß o.ä.), Auto aufputschen oder sich irgendwelche teuren Gadgets zulegen, Fußballspielen, Musik machen und sonstige "Freizeitaktivitäten", in denen man sein "Ernährertum" demonstriert... ?!
(2) Andererseits haben Religionen wohl auch eine Funktion für die Gemeinschaft: Wer Mitglied in einem Kult ist, "gehört dazu". Die Gemeinschaft fordert Pflichten ein, sie gewährt dem Mitglied aber einen gewissen Status und gewisse Rechte, und wenn es einem schlecht ergeht, fängt sie einen vielleicht auch auf. Beispiel: Im Griechenland und Rom der Antike gab es im Prinzip schon "Staats-Religionen": Wer Bürger sein und den damit verbundenen Status genießen wollte, mußte "den richtigen Glauben haben", bzw. zumindest an den Riten des Staatskultes teilnehmen, um seine Loyalität zum Staat, bzw. seinen Willen, für die Gemeinschaft etwas zu tun, zu demonstrieren. Die Religion wird damit als einer der Grundpfeiler des Staates und selbst als Garant für dessen Wohlergehen gesehen.
(3) Das könnte auch wieder mit dem Erstgenannten zusammenhängen: Religiöse Riten sind vielleicht in "höher entwickelten" Gesellschaften auch ausgeprägter, Religion organisierter, Bauten prächtiger, eben _weil_ diese die gewaltigen Ressourcen übrig haben. Aber auch "Naturvölker" investieren ja schon Zeit und Mühe in Fruchtbarkeits- und Wetterkulte und ähnliches. Demnach könnten solche Riten ja auch deswegen reizvoll sein, weil sie starke Emotionen erzeugen: Da erzählte gerade neulich Einer, der sich schon als "katholisch geprägt" bezeichnet, er assoziiere Religion immer noch mit positiven Emotionen wie Geborgenheit. Und positive Emotionen verstärken die gefühlte Bindung. Wer sich eher aufgehoben fühlt, so die These, würde dann auch mehr in die Gemeinschaft einbringen? (Ob's allerdings stimmt, oder das nur für bestimmte Religionsauffassungen und charakterliche Zuschnitte gilt? Es gibt ja gerade auch Christen, die die Auffassung vertreten, wer nicht arbeite, solle auch nicht essen und ähnliches.)
_____________
* Edit: ein "nicht" geht ja gerne mal flöten und entfernt damit den Sinn.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
Zuletzt bearbeitet von Critic am 19.10.2012, 18:37, insgesamt einmal bearbeitet |
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mat-in registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.12.2011 Beiträge: 782
Wohnort: Heidelberg
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(#1789016) Verfasst am: 19.10.2012, 07:15 Titel: |
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Ganz genau was Skoenner sagt lag mir eben auf der Zunge (den Fingerspitzen).
plus:
Diese "verschwendung" wirkt gruppenbildend. Man bringt gemeinsam ein Opfer um die Gruppenzugehörigkeit zu stärken. Ob man jetzt eine Kathedrale statt eines Krankenhauses baut oder sich trotz infektionsgefahr rituelle Narben zufügt die "keinen Zweck" haben... alles Gruppenbildung.
Religion parastiert ja z.B. auch im "Familiensinn" den der Mensch zu haben scheint. Da gibt es einen Heiligen Vater, Brüder, Swestern, einen Gott der nicht nur immer für dich da ist (auch nach deinem Tod! Welcher Vater kann das sagen?) sondern der dir auch immer verständnissvoll zuhört, ...
_________________ Holz ist ein nachwachsender Rohstoff - auch in den Köpfen der Leute.
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Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
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(#1789024) Verfasst am: 19.10.2012, 09:08 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. |
Wird sie doch. Es dauert nur noch ein Weilchen.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1789043) Verfasst am: 19.10.2012, 10:37 Titel: |
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AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | ..... Wenn Reiche durch historische Ereignisse zerfallen wie das Römische, sind keine evolutionären Phänomene dafür verantwortlich. |
Wenn für dich Evolution nur in der genetisch bestimmten Welt der Lebewesen stattfindet, hast Du mit diesem Satz natürlich Recht.
Man kann den Vorgang Evolution aber auch systemtheoretisch begreifen, dann ist auch das eine Evolution, wenn bestimmte Reiche zerfallen und andere nicht. Eine Kultur vergrößert sich (=vermehrt sich) indem sie die Zahl ihrer Träger vermehrt, eine Kultur schafft sich selbst, indem sie ihre eigene Übergabe an die nächste Generation der Träger organisiert.
Im Mem-Thread hatten wir das Thema auch schon, da habe ich Evolution folgendermaßen definiert:
fwo hat folgendes geschrieben: | ....
Jede sich selbst reproduzierende Struktur, die Reproduktionsfehler zu- und damit ihre Entwicklungslinie verzweigen lässt, und die mit einer Endlichkeit ihrer Ausbreitungsmöglichkeiten kämpft, erfährt zwangsläufig durch diese Randbedingungen eine evolutionäre Entwicklung, d.h. bei der Kultur den Wettkampf ihrer eigenen Verzweigungen um die Ressource Mensch.
Die Selbstreproduktion der Kultur (meine Stegreifdefinition: Summe des gelebten Wissens einer Gesellschaft) geschieht hier nicht innerhalb eines Organismus, sondern über die Weitergabe (= Kopie) dieses Wissens von einer Trägergeneration an die nächste. Das heißt, hier liegt eine Struktur vor, die evoluiert. Die evoluieren muss. ... |
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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299792458 registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2007 Beiträge: 626
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(#1789046) Verfasst am: 19.10.2012, 10:45 Titel: |
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Die Grundlage der Religiosität ist die Neugier, die Angst und die Leichtgläubigkeit des Menschen. Auch Mustererkennung scheint wichtig zu sein. Alles evolutionär vorteilhafte Eigenschaften für unsere Spezies, die Religiosität demnach ein Abfallprodukt der Evolution. Das ist der Grund, warum sie so hartnäckig und allgegenwärtig ist. Religionen gehen noch einige Schritte weiter und nutzen kulturelle Evolution des Menschen aus, indem sie sich der gezielten Lüge (Mythen), Indoktrination (Tradition; Denkverbote - Kritikimmunisierung) und Gruppenbildung (woraus dann Organisation "Kirche" entsteht) bedient.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1789047) Verfasst am: 19.10.2012, 10:47 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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Fake hat folgendes geschrieben: | B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. |
Wird sie doch. Es dauert nur noch ein Weilchen. |
Diese Hoffnung habe ich bei meiner funktionalen Betrachtung der Religion ja auch schon ausgedrückt. Aber es ist nicht unser Wissen, das die Religion verzichtbar macht, sondern unsere verfasste Struktur, die Schulpflicht und die Schule. (s.o.).
Religion wird in ihrer Funktion zu oft auf das Induviduum bezogen. Für das Individuum halte ich jedoch Karl Kraus' Aphorismus zur Psychoanalse übersetzt auf die Religion treffender : Die Religion selbst ist das Problem, das zu lösen sie vorgibt.
fwo
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1789049) Verfasst am: 19.10.2012, 10:55 Titel: |
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299792458 hat folgendes geschrieben: | Die Grundlage der Religiosität ist die Neugier, die Angst und die Leichtgläubigkeit des Menschen. Auch Mustererkennung scheint wichtig zu sein. Alles evolutionär vorteilhafte Eigenschaften für unsere Spezies, die Religiosität demnach ein Abfallprodukt der Evolution. Das ist der Grund, warum sie so hartnäckig und allgegenwärtig ist. Religionen gehen noch einige Schritte weiter und nutzen kulturelle Evolution des Menschen aus, indem sie sich der gezielten Lüge (Mythen), Indoktrination (Tradition; Denkverbote - Kritikimmunisierung) und Gruppenbildung (woraus dann Organisation "Kirche" entsteht) bedient. |
Dem kann man noch hinzufügen:
Religion ermöglicht die Illusion eines Ansatzes der Kontrolle über sonst unkontrollierbares: Ich kann diesen Gott bitten, ich kann ihn gnädig stimmen und darüber dann doch beeinflussen, was eigentlich außerhalb meiner Macht liegt. - Das ist wieder die individuelle Ebene der Religion.
Religion nutzt psychische Gegebenheiten des Menschen, um sich maximal zu verankern. So sind Ein-Gott-Religionen leichter weiterzugeben als Viel-Gott-Religionen, weil sie sich eine Identität zwischen kleinkindlichem Vaterbild und Gottesbild zunutze machen können. - Das ist die systemtheoretische Ebene der Religion.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1789092) Verfasst am: 19.10.2012, 14:48 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. Hätten die Bewohner von Paestum z. B. ihre Anstrengungen in den Bau von Verteidigungsanlagen etc. investiert, wäre ihnen die Eroberung möglicherweise erspart geblieben.
Realistisch gesehen hat ein atheistisches Volk gegenüber einem religösen doch nur Vorteile. Wenn nicht, müßte man dann nicht anerkennen, dass Religion etwas Gutes ist? |
Genau weiß das niemand, aber ich vermute, Religion hat eine palliative Funktion. Es gibt bestimmt nicht wenig Atheisten, die am Sinn des Lebens verzweifeln. Der Glaube an einen "Übervater" schenkt Geborgenheit.
Möglicherweise sind religiöse Gefühle aber auch nur ein mehr oder weniger nutzloses Nebenprodukt der Hirnrinde. Mustererkennung ist in der Welt überlebenswichtig, wir deuten Absichten, Zwecke und Gesichter in alles Mögliche hinein. Besser wird ein Muster zu viel als eines zu wenig in die Welt hinein interpretiert.
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1789094) Verfasst am: 19.10.2012, 15:02 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | ....
Genau weiß das niemand, aber ich vermute, Religion hat eine palliative Funktion. Es gibt bestimmt nicht wenig Atheisten, die am Sinn des Lebens verzweifeln. Der Glaube an einen "Übervater" schenkt Geborgenheit. ... |
Ohne diese Betonung des Palliativen ist das dasselbe Gerücht, das auch von den Kirchen bze. den Gläubigen gerne verbreitet wird. Religion schenkt Trost und Atheisten sind unglücklich. Während Gläubige das als Selbstschutz verbreiten - was ist dein Grund?
Derartiges müsste sich statistisch (Suizid ohne körperlichen Grund usw.) belegen lassen. Es gibt Statistiken, die Leuten, die in Gemeinschaften leben, ein längeres Leben bestätigen, dass das selbe für die isolierte Eigenschaft Gläubigkeit gilt, ist mir nicht bekannt. Wo hast Du das also her?
fwo
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Naastika RL rulez<->auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.11.2003 Beiträge: 6100
Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen
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(#1789097) Verfasst am: 19.10.2012, 15:17 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | B.O.Bachter hat folgendes geschrieben: | Wieso wurde Religiosität, die sich auch als eine immense Verschwendung von Resourcen darstellt, nicht von der Evolution durch Aussterben bestraft. Hätten die Bewohner von Paestum z. B. ihre Anstrengungen in den Bau von Verteidigungsanlagen etc. investiert, wäre ihnen die Eroberung möglicherweise erspart geblieben.
Realistisch gesehen hat ein atheistisches Volk gegenüber einem religösen doch nur Vorteile. Wenn nicht, müßte man dann nicht anerkennen, dass Religion etwas Gutes ist? |
Genau weiß das niemand, aber ich vermute, Religion hat eine palliative Funktion. Es gibt bestimmt nicht wenig Atheisten, die am Sinn des Lebens verzweifeln. Der Glaube an einen "Übervater" schenkt Geborgenheit.
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WIE BITTE!!
Ich würde gerade verzweifeln, wenn ich an Gott glauben würde! Wieso lässt er "das" zu? Wird er mich verdammt, weil ich sündige? Undsoweiterundsofort...
Mensch, bin ich froh, dass ich Atheist bin!!
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Spartacus Leto Ist hier raus!
Anmeldungsdatum: 27.08.2005 Beiträge: 5659
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(#1789119) Verfasst am: 19.10.2012, 16:59 Titel: |
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Religion macht Frauen gefügig und gebärfreudig --> Viele viele Kinder, welche dann indoktriniert werden können.
Zuletzt bearbeitet von Spartacus Leto am 20.10.2012, 16:34, insgesamt einmal bearbeitet |
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Hatiora sukkulent
Anmeldungsdatum: 16.09.2012 Beiträge: 4896
Wohnort: Frankfurt
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(#1789132) Verfasst am: 19.10.2012, 18:14 Titel: |
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Spartacus Leto hat folgendes geschrieben: | Religion macht Frauen gefügig und gebefreudig --> Viele viele Kinder, welche dann indoktriniert werden können. |
Genau
Und die Männer fleissig und treu. Eine Bekannte konnte über die Zeugen Jehovas berichten, dass in deren Kreisen relativ jung geheiratet wird, von wegen Sex vor der Ehe ist böse.
_________________ "Daß alles immer schlimmer wird, versteht sich auch im neuen Jahr von selbst und hat noch immer nichts mit Verschwörung zu tun, sondern mit allen, die ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verrichten." Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1790266) Verfasst am: 24.10.2012, 16:53 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | ....
Genau weiß das niemand, aber ich vermute, Religion hat eine palliative Funktion. Es gibt bestimmt nicht wenig Atheisten, die am Sinn des Lebens verzweifeln. Der Glaube an einen "Übervater" schenkt Geborgenheit. ... |
Ohne diese Betonung des Palliativen ist das dasselbe Gerücht, das auch von den Kirchen bze. den Gläubigen gerne verbreitet wird. Religion schenkt Trost und Atheisten sind unglücklich. Während Gläubige das als Selbstschutz verbreiten - was ist dein Grund?
Derartiges müsste sich statistisch (Suizid ohne körperlichen Grund usw.) belegen lassen. Es gibt Statistiken, die Leuten, die in Gemeinschaften leben, ein längeres Leben bestätigen, dass das selbe für die isolierte Eigenschaft Gläubigkeit gilt, ist mir nicht bekannt. Wo hast Du das also her?
fwo |
Es kursiert der Spruch, in einem abstürzenden Flugzeug gibt es keine Atheisten. Ich denke, da ist was dran. Der Glaube an ein jenseitiges Leben kann sinnstiftend sein, das ist m. E. selbstevident.
Kanitscheider, B. (2003) Naturalismus, metaphysische Illusionen und der Ort der Seele. Grundzüge einer naturalistischen Philosophie und Ethik. In: Zur Debatte. Themen der Katholischen Akademie in Bayern 1, 33 – 34
gesteht der Religion durchaus eine palliative Rolle zu, um die Härte des Naturalismus abzumildern. Selbst ich fing vor vielen Jahren plötzlich an zu beten, als es einem Familienmitglied sehr schlecht ging. Schließlich kann ich agnostisch denkender Atheist niemals sicher sein, ob nicht vielleicht doch "was dran" ist.
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Murphy auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.04.2011 Beiträge: 5000
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(#1790273) Verfasst am: 24.10.2012, 17:18 Titel: Re: Wieso wird Religiosität von der Evolution nicht bestraft |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: |
Es kursiert der Spruch, in einem abstürzenden Flugzeug gibt es keine Atheisten. Ich denke, da ist was dran. Der Glaube an ein jenseitiges Leben kann sinnstiftend sein, das ist m. E. selbstevident. |
Ich find den Spruch unter aller Sau. Da wird die (zeugenlose!) Paniksituation in einem Katastrophenszenario, in der Menschen völlig unreflektiert bereit wären so ziemlich alles von sich zu geben, ausgenutzt um den angeblichen Trost des Glaubens zu propagieren.
Das ist zum einen schon deshalb falsch, weil der Moment der vollkommenen Verzweiflung und Einsicht in das eigene Todesmoment bei Leuten, die auf göttlichen Beistand hoffen genauso kommt - nur vielleicht etwas später, wenn sie merken, dass da nichts kommt und dass es jetzt trotzdem so weit ist. Und dann ist es halt so kurz vor knapp, dass die Enttäuschung und Angst nicht mehr artikuliert werden kann.
Zum anderen hat das wenig mit dem eigentlichen Glauben zu tun, sondern vielmehr mit der Art mit solchen Extremsituationen umzugehen und fertig zu werden. Ein gefestigter Mensch, der bereit ist zu sterben wenn es sein muss, wird eben eher ruhig und seinen Überzeugungen treu bleiben, egal ob er die nun auf Gottglauben oder säkulare Weltsicht gründet. Ein anderer dagegen, den die Angst übermannt, wird versuchen sich an jeden Strohhalm zu klammern.
Es muss doch die größte Genugtuung für jeden Atheisten sein, in einem abstürzenden Flugzeug oder Aufzug die in ängstlicher Erwartung Betenden fest und gesetzt anzublicken, ihnen durch die eigene Furchtlosigkeit und Unerschütterlichkeit Mut zuzuwinken und ihnen im allerletzten Moment mild lächelnd in die Augen zu sehen.
naja, und wenn man dann doch schreit machts auch nichts, aber man braucht sichs ja nicht einreden und kann sichs zumindest vornehmen Ruhe zu bewahren.
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