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Antikatholisch ja - antiprotestantisch nein?
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ultramontanist
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Anmeldungsdatum: 14.11.2005
Beiträge: 278

Beitrag(#1588774) Verfasst am: 19.12.2010, 16:47    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Dass es konservative Gegenkräfte gibt, ist doch nicht überraschend. Warte doch erst mal ab, wie der Antrag entschieden wird.

Angenommen. Verpartnerte Schwule und Lesben dürfen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern auch im Pfarrhaus zusammen wohnen.


weiter nördlich dürfen sie das schon Cool
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Gnosis
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Anmeldungsdatum: 16.12.2010
Beiträge: 53

Beitrag(#1589036) Verfasst am: 20.12.2010, 00:51    Titel: Antworten mit Zitat

@Nosemann: Welche letzten Worte, die zu seinem Lieblingsjünger?

fwo hat folgendes geschrieben:
… Wenn es keinen personalen Gott gibt, sondern Gott eine Versinnbildlichung der Liebe ist, wie man dann trotzdem glauben kann, dass es soetwas wie ein heiliges Buch gibt, mit dessen Deutung man sich soviel Mühe gibt. Dann reicht doch eigentlich die goldene Regel und gut ist. …

Die dortige Ethik geht über die „goldene Regel“ weit hinaus. Mit der goldenen Regel wäre es zum Beispiel überhaupt kein Problem, ein rassistisches Regime zu errichten nach dem Motto: Ich will ja auch nichts mit andersrassigen zu tun haben, also darf ich sie hier auch ausstoßen. Oder: Apartheit - ein Abteil für die Rasse, ein anderes für die andere. Kein Problem mit der Goldenen Regel, so lange Du sagst, dass Du von den anderen ebenso behandelt werden willst. Oder: Todesstrafe - kein Problem mit der Goldenen Regel! Sagst Du: Ich bringe ja auch keinen um, und wenn doch, dann würde es mir nur Recht geschehen.

Die Evangelien gehen zwar im Kern auch von der goldenen Regel aus und diese wird am Anfang auch erwähnt, aber sie bleibt nicht in Rohform stehen sondern wird gewissermaßen ausgestaltet und präzisiert.

Und: Selbst soetwas wie die goldene Regel lässt sich nicht so einfach transportieren in dem man sie jemandem erklärt und sagt: Wenn Du sie gut findest, dann halte Dich doch auch daran! Die Erfahrung zeigt, dass das nicht funktioniert und sich nicht über längere Zeiträume transportieren lässt. Heute lasse ich 100 Menschen auf die goldene Regel schwören und übermorgen hats die Hälfte vergessen, die andere Hälfte hat sich bereits hinreißen lassen, davon Abstand zu nehmen. Das Überleben der Bibel hat nicht nur mit Gewalt zu tun, auch mit Funktionalität.

step hat folgendes geschrieben:
… , ist es egal, ob Gott tatsächlich die Gebote diktiert und mit Höllenstrafen droht, ist "Gott" also nur ein Symbol für z.B. die ideale demokratische Staatsgewalt oder ein pädagogisches Lernziel?…

Gott ist eine Personifikation für das Gute, die Liebe bzw. die Ausformung der Ethik der Evangelien. Niemand kann jemandem Normen diktieren. Etwas ist nicht deswegen richtig, weil es in der Bibel steht, sondern weil es inhaltlich überzeugt. (Ich hoffe Du verstehst in dem Kontext nicht „Höllenstrafen“ nicht wörtlich…)

step hat folgendes geschrieben:
Was ist mit der Schöpfung der Welt und dem Leben nach dem Tode? Gehören die zu den falschen, jedoch unwichtigen Tatsachenbehauptungen oder zu den Glaubensvoraussetzungen, ohne die eine gute Ethik nicht möglich ist?

Die Schöpfung wird am Anfang des Johannesevangeliums neu aufgelegt und es ist wichtig, eine geeignete Übersetzung heranzuziehen, um deren Inhalt zu verstehen. Die Passage erklärt mehrere Teile der Symbolsprache wie Licht, Leben, Finsternis und anderes und macht auch gleichzeitig aus sich heraus deutlich, dass die Evangelien sinnbildlich zu lesen sind („.. und die Finsternis hats nicht begriffen!“). Das wird auch dadurch gestützt, dass das Johannesevangelium an anderer Stelle auf die Passagen verzichtet, die ausdrücklich sagen, dass sinnbildlich zu lesen ist. Wer jetzt meint, dass diese „Schöpfungsgeschichte“ eine nicht sinnbildlich zu verstehende Behauptung über die Erschaffung der nicht sinnbildlich zu verstehenden Welt enthalten soll, der tappt tatsächlich in der Finsternis. Den Anfang des Johannesevangeliums hier erklären zu wollen, sprengt hier den Rahmen.




Es handelt sich weder um eine Tatsachenbehauptung, noch um eine Glaubensanweisung, sondern um einen Verständnishinweis, eine Auslegungsregel. Wenn Du meinst, dass Licht damit gleichzusetzen ist, was eine Kerze abstrahlt oder die Sonne, dann kannst Du mir vielleicht erklären, wie Finsternis etwas nicht begreifen - oder von mir aus auch etwas erkennen - kann. Wenn Du den Text wörtlich nimmst, dann kommt dort nur Blödsinn heraus.
„Das Leben war das Licht der Menschen“: Ein Satz totalen Irrsins oder vielleicht doch metaphorisch gemeint?

Dass es sich nicht um eine Tatsachenbehauptung handeln soll, ergibt sich daraus, dass niemand dabei gewesen wäre und auch nicht davon die Rede ist, dass es auf irgendeiner Gotteseingebung beruht.

Step hat folgendes geschrieben:
… ist es auch egal, ob Jesus gelebt und das gesagt hat, was in den Evangelien steht? Mit anderen Worten, ist die in den (nachträglich zusammengestellten) Evangelien transportierte Botschaft besser und relevanter als der echte Jesus, so es ihn gab?

Die Geschehnisse der Evangelien außerhalb der Gleichnis-Aussagen können nicht gut metaphorisch verstanden werden, wenn sie tatsächlich geschehen wären. In dem Fall wären die Geschehnisse zur Ethik selbstwidersprüchlich und nicht logisch konsistent verstehbar: Immerhin gibt es keine historischen Dokumentationen etwa der Römer über Jesus - erst die Evangelien als Buch haben das Christentum in Gang gebracht. Das Schreiben des Evangeliums unter Anknüpfung an diverse Legenden hätte also den selben Effekt gehabt.

@MountainKing: Mir scheint, du wirfst auch Metaphorische Aussagen mit wörtlichem Verständnis durcheinander. Was verstehst Du denn unter dem Gericht oder der Metaphorik einer „apokalyptischen Weltsicht“?

MountainKing hat folgendes geschrieben:
Zweitens wäre es völlig sinnfrei, dass die Verfasser der Evangelien sich dafür eine historisch klingende Lebensgeschichte ausgedacht haben, die Wichtigkeit dieser Ereignisse auch ganz zentral betonen und sich nicht zuletzt extrem bemühen, die Verbindung zwischen Jesus und AT herzustellen, indem sie alle möglichen und unmöglichen Texte und Prophezeiungen auf ihn beziehen

Eine Erinnerungswidergabe klingt doch viel lebensnäher. Die anfängliche offensichtlicher metaphorisch gehaltene Erzählung nach Matthäus wurde offensichtlich vom Autor des Johannes Evangeliums für nicht lebensnah genug gehalten, so dass der Inhalt ausgestaltet wurde. Bei Johannes wird es eigentlich erst richtig spannend, wenn man das Ende so liest, als sei der Autor der auferstandene Judas - nur mal so am Rande..

@Ahriman: Die Menschenrechte agieren auf einer ganz anderen Ebene, hauptsächlich politisch gemeint und gewollt. Das Zusammenleben der Menschen, Gemeinschaft macht weit mehr aus, als einen Staat. Es ist schade, dass Du die Evangelien so anders verstehst als ich - vermutlich in einem Kontext eher nahe den Zeugen Jehovas oder Dr. Ratzinger.

Mit der Kritik am Dekalog wendest Du Dich besser an die Juden, die habens nötiger.
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York
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Anmeldungsdatum: 04.02.2009
Beiträge: 2181
Wohnort: Republik Baden

Beitrag(#1589068) Verfasst am: 20.12.2010, 03:07    Titel: Re: Antikatholisch ja - antiprotestantisch nein? Antworten mit Zitat

stephendaedalus hat folgendes geschrieben:


Zitat:
Katholisch ist bös, evangelisch ist lieb. So ist das in Deutschland nun mal seit Bismarck.






Für viele ein liebgewordenes Klischee.
_________________
Hark, when the night is falling, hear, hear, the pipes are calling ...
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MountainKing
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Anmeldungsdatum: 31.05.2006
Beiträge: 1438

Beitrag(#1589082) Verfasst am: 20.12.2010, 09:31    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Gott ist eine Personifikation für das Gute, die Liebe bzw. die Ausformung der Ethik der Evangelien. Niemand kann jemandem Normen diktieren. Etwas ist nicht deswegen richtig, weil es in der Bibel steht, sondern weil es inhaltlich überzeugt.


Und wenn jemand Rasissmus und Apartheid inhaltlich überzeugend findet?

Gnosis hat folgendes geschrieben:

(Ich hoffe Du verstehst in dem Kontext nicht „Höllenstrafen“ nicht wörtlich…)


Warum nicht? Die Bibel und Jesus verstehen sie durchaus so.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Die Schöpfung wird am Anfang des Johannesevangeliums neu aufgelegt und es ist wichtig, eine geeignete Übersetzung heranzuziehen, um deren Inhalt zu verstehen. Die Passage erklärt mehrere Teile der Symbolsprache wie Licht, Leben, Finsternis und anderes und macht auch gleichzeitig aus sich heraus deutlich, dass die Evangelien sinnbildlich zu lesen sind („.. und die Finsternis hats nicht begriffen!“). Das wird auch dadurch gestützt, dass das Johannesevangelium an anderer Stelle auf die Passagen verzichtet, die ausdrücklich sagen, dass sinnbildlich zu lesen ist.


Weil nicht gesagt wird, dass es sinnbildlich zu lesen ist, muss es sinnbildlich gelesen werden??


Gnosis hat folgendes geschrieben:

Wer jetzt meint, dass diese „Schöpfungsgeschichte“ eine nicht sinnbildlich zu verstehende Behauptung über die Erschaffung der nicht sinnbildlich zu verstehenden Welt enthalten soll, der tappt tatsächlich in der Finsternis.


Sinnbildlich wofür? Sinnbilder stehen ja stellvertretend für ein trotzdem reales Geschehen, deswegen beantwortest du steps Fragen ja im Endeffekt auch gar nicht. Ob die Erschaffung der Welt oder das Leben nach dem Tod Tatsachen sind, wird ja nicht dadurch geklärt, dass du feststellst, sie wären im Johannesevangelium sinnbildlich dargestellt.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Es handelt sich weder um eine Tatsachenbehauptung, noch um eine Glaubensanweisung, sondern um einen Verständnishinweis, eine Auslegungsregel. Wenn Du meinst, dass Licht damit gleichzusetzen ist, was eine Kerze abstrahlt oder die Sonne, dann kannst Du mir vielleicht erklären, wie Finsternis etwas nicht begreifen - oder von mir aus auch etwas erkennen - kann. Wenn Du den Text wörtlich nimmst, dann kommt dort nur Blödsinn heraus.
„Das Leben war das Licht der Menschen“: Ein Satz totalen Irrsins oder vielleicht doch metaphorisch gemeint?


Dasselbe Problem: metaphorisch wofür? Wenn du das nicht weisst, kannst du in diesen Passagen überhaupt keinen Sinn entdecken. Eine naheliegende Erklärung ist hier die Übernahme der Weisheits- und Logosvorstellungen des hellenistischen Judentums (Philo). Was ist eigentlich mit der Bezugnahme auf die AT-Texte in den Evangelien, die ich angesprochen habe? Belegen die denn keine starke Verbindung zum Judentum?

Gnosis hat folgendes geschrieben:

@MountainKing: Mir scheint, du wirfst auch Metaphorische Aussagen mit wörtlichem Verständnis durcheinander.


Glaube ich nicht. Nach welchen Regeln trennst du denn beides?

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Was verstehst Du denn unter dem Gericht oder der Metaphorik einer „apokalyptischen Weltsicht“?


Das Jüngste Gericht (Ende der Welt, Beurteilung durch Gott et. cet.) ist keine Metapher, schon deswegen, weil in den Evangelien metaphorische Geschichten über das Gericht stehen, was wenig Sinn macht, wenn dies selbst auch schon eine Metapher wäre. Dass Jesus und auch Paulus von einem zeitnahen Weltende ausgingen, lässt sich aus den Texten gut belegen und erklärt auch die Anfänge des Christentums als jüdische Sekte gut.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Eine Erinnerungswidergabe klingt doch viel lebensnäher. Die anfängliche offensichtlicher metaphorisch gehaltene Erzählung nach Matthäus wurde offensichtlich vom Autor des Johannes Evangeliums für nicht lebensnah genug gehalten, so dass der Inhalt ausgestaltet wurde.


Inwiefern soll das "offensichtlich" sein? Woher kennst du denn die Entstehungsgeschichte der Evangelien? Dass du dich vor allem auf das Johannesevangelium beziehst (inklusive einer Abneigung gegen die jüdischen Aspekte), kann ich ja unter Berücksichtigung deines Namens nachvollziehen, aber du hast anfangs von den Evangelien gesprochen. Und die Synoptiker sind nun mal weniger gnostisch und haben andere Schwerpunkte als Johannes, den du anscheinend als Ausgangspunkt nimmst um alle anderen dann in einer bestimmten Art und Weise zu interpretieren.

Gnosis hat folgendes geschrieben:
Bei Johannes wird es eigentlich erst richtig spannend, wenn man das Ende so liest, als sei der Autor der auferstandene Judas - nur mal so am Rande.


Spannend im literarischen Sinne wäre das zweifellos, würde aber natürlich die Kluft zu den anderen Evangelien noch größer werden lassen. Judas als Elitejünger, der Jesus nicht verrät, sondern in Wahrheit dessen geheime Mission ausführt und sich selbst erlöst - coole Story, ich mag Fantasy ja auch durchaus. Leider ist es aber wohl so, dass das Judasevangelium, von dem man ursprünglich geglaubt hatte, dass es diese Geschichte beinhaltet, wohl vor allem falsch übersetzt wurde:

http://www.nytimes.com/2007/12/01/opinion/01deconink.html?_r=1&incamp=article_popular_3

Zitat:
So what does the Gospel of Judas really say? It says that Judas is a specific demon called the “Thirteenth.” In certain Gnostic traditions, this is the given name of the king of demons — an entity known as Ialdabaoth who lives in the 13th realm above the earth. Judas is his human alter ego, his undercover agent in the world. These Gnostics equated Ialdabaoth with the Hebrew Yahweh, whom they saw as a jealous and wrathful deity and an opponent of the supreme God whom Jesus came to earth to reveal.

Whoever wrote the Gospel of Judas was a harsh critic of mainstream Christianity and its rituals. Because Judas is a demon working for Ialdabaoth, the author believed, when Judas sacrifices Jesus he does so to the demons, not to the supreme God. This mocks mainstream Christians’ belief in the atoning value of Jesus’ death and in the effectiveness of the Eucharist.

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Daß starke Blähungen auftreten, rührt davon her, dass der Astralleib noch nicht vollständig in die Darmorganisation eingegliedert ist. (Rudolf Steiner)
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26444
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Beitrag(#1589093) Verfasst am: 20.12.2010, 10:20    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:
......
Und: Selbst soetwas wie die goldene Regel lässt sich nicht so einfach transportieren in dem man sie jemandem erklärt und sagt: Wenn Du sie gut findest, dann halte Dich doch auch daran! Die Erfahrung zeigt, dass das nicht funktioniert und sich nicht über längere Zeiträume transportieren lässt. Heute lasse ich 100 Menschen auf die goldene Regel schwören und übermorgen hats die Hälfte vergessen, die andere Hälfte hat sich bereits hinreißen lassen, davon Abstand zu nehmen. Das Überleben der Bibel hat nicht nur mit Gewalt zu tun, auch mit Funktionalität.....

Der Gedanke ist nicht so ganz neu, das letzte Mal, dass ich ihn hier angeschnitten habe, war hier:
fwo hat folgendes geschrieben:
....Diese Regelwerke sind in allen Fällen die Lehren sozialer Erfahrung von Jahrtausenden. Es ist allerdings offensichtlich, dass die Traditionssicherheit in früheren Kulturen über eine religiöse Überhöhung besser gewährleistet werden konnte - und ob wir heute mit moderner Pädagogik diese Sicherheit auch so erreichen, bedarf noch des empirischen Beleges.....

Was neu ist, ist die Verbindlichkeit von Schulen für alle, insofern würde ich den Versuch gerne noch eine Weile abwarten, bis ich ihn für gescheitert erkläre.

Außerdem gibt es da noch ein anderes Praxisargument: Wie groß ist der Bruchteil derer, die die Bibel so menschenfreundlich auslegen wie Du? Die Buren, die die von dir erwähnte Apartheit erfunden haben, waren Christen .....

Das was Du so allgemein als Funktionalität bezeichnest, die Übertragungssicherheit in in der Tradition zwischen den Generationen, existiert auch für den ganzen Unsinn, der in der Bibel steht, bzw. der aus ihr gelesen wird. Und wenn ich sehe (Tschuldigung für diesen Godwin, aber manchmal halte ich Extremwertbetrachtungen für ganz sinnvoll), dass die Mehrzahl derer, die den Holocaust organisiert und getragen haben, nicht nur christlich sozialisiert war, sondern sich selbst auch zu Christentum bekannte (siehe auch: positives Christentum) dann spricht das nicht wirklich für eine große Tauglichkeit der Bibel als ethikstiftendes Dokument (Nur um das sicherzustellen: Ich sage nicht, dass die den Holocaust betrieben haben, weil sie Christen waren, ich stelle nur fest, dass ihr Christentum sie nicht davor bewahrt hat). Das einzige, worin die Bibel bisher durch alle Zeiten wirklich Sicherheit gebracht hat, war die Ernährung der Priester.

Des Weiteren nimmst Du mit deiner Interpretation der Bibel einen auf der ubewussten Ebene derer die an ihn "glauben" hochwirksamen Akteur, den omnipotenten Gott. Ob eine derart philosophisch gelesene Bibel noch so bindend ist wie die "alte", ist im Zweifelsfall noch schlechter belegt, als die Wirkung der Pädagogik.

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1589103) Verfasst am: 20.12.2010, 11:03    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:
......
Und: Selbst soetwas wie die goldene Regel lässt sich nicht so einfach transportieren in dem man sie jemandem erklärt und sagt: Wenn Du sie gut findest, dann halte Dich doch auch daran! Die Erfahrung zeigt, dass das nicht funktioniert und sich nicht über längere Zeiträume transportieren lässt. Heute lasse ich 100 Menschen auf die goldene Regel schwören und übermorgen hats die Hälfte vergessen, die andere Hälfte hat sich bereits hinreißen lassen, davon Abstand zu nehmen. Das Überleben der Bibel hat nicht nur mit Gewalt zu tun, auch mit Funktionalität.....

Natürlich hat es mit, Gewalt ist so ein häßliches Wort, nennen wir es Zwang und sozialer Kontrolle zu tun, was man leicht daran sieht, daß der Glaube verschwindet, wenn der Zwang verschwindet. Und obwohl die Kirchen in den letzten Jahrzehnten ungefähr ein Drittel ihrer Mitglieder verloren haben, fallen die Menschen nicht übereinander her. Die Erfahrung zeigt da also gar nichts.

Die Sozialisierung der Menschen ist übrigens noch ein ganz eigenes Thema. Die Abrichtung der Menschen vor dem 1. Weltkrieg im Deutschen Kaiserreich, aber auch in anderen Ländern, die es möglich machte, daß sich vor Verdun in wenigen Monaten über eine Mio. Soldaten gegenseitig umbrachten, ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Disziplinierung von Menschen, und geschah in einer gemeinsamen "Anstrengung" von Elternhaus, Kirche und Staat, und zwar über alle damaligen Konfessionen hinweg, Evangelische, Katholiken und Juden.
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
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Beitrag(#1589186) Verfasst am: 20.12.2010, 13:09    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:
und macht auch gleichzeitig aus sich heraus deutlich, dass die Evangelien sinnbildlich zu lesen sind ....... die ausdrücklich sagen, dass sinnbildlich zu lesen ist.

Und so liest du jeden Mist da raus, der dir paßt und dir angenehm ist. Dein Gott muß hackelblöd gewesen sein, daß er sich nicht hat unmißverständlich äußern können.

"Wer will sich mit den Narr'n befassen?" (Goethe)
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Gnosis
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Anmeldungsdatum: 16.12.2010
Beiträge: 53

Beitrag(#1589210) Verfasst am: 20.12.2010, 13:48    Titel: Antworten mit Zitat

Das geht recht schnell hier mit den Antworten und ich werde mich leider in Zukunft darauf konzentrieren müssen, meine Ansichten deutlicher auf dem Blog darzulegen - ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel.

@MountainKing: Wenn jemand Apartheit will - dann war das Beispiel wohl nicht drastisch genug: Vielleicht gibt es auch Menschen, die gerne klassische Feden gegen andere führen würden und finden das dann im Rahmen der Goldenen Regel ok: Dann ist das aber noch lange nicht für die anderen Menschen in Ordnung. Um nicht zu sagen: Die Goldene Regel in Rohform sagt überhaupt nichts aus, weil man damit von einer zivilisierten Gesellschaft bis zur totalen Barabarei, vom Kommunismus bis zum Manchasterkapitalismus alles rechtfertigen kann.

Wo sagen die Evangelien, dass Aussagen von Jesus nicht als Gleichnisse zu verstehen sind?

Die Schöpfungsgeschichte im Johannesevangelium kann nicht sinnvoll wörtlich verstanden werden, beim besten Willen nicht: Weder nach unserer Sprache noch in der Urfassung. Ich persönliche ziehe immer das Verständnis eines Textes vor, wenn es nach anderer Ansicht kein Verständnis gibt, kann es auch nicht so gemeint gewesen sein - es sei denn, man nimmt an, dass der Text von einem Schwachsinnigen geschrieben wurde: Dann frage ich mich allerdings, weshalb Du es liest.

Um es jetzt mal ganz auf die Schnelle zu machen mit der Sinnbildlichkeit der Schöpfungsgeschichte im Johannesevangelium: Es wird dort vom Wort geredet, dann von demselben, ohne zusagen, worum es geht, d. h. um welches Wort. Dann wird wird dasselbe mit dem Leben und dem Licht der Menschen gleichgesetzt. Licht ist ein Symbol für Erkenntnis. Dies wird bestätigt im 5. Satz in dem es heißt, dass das Licht in der Finsternis scheint, die es nicht begriffen hat: Erkenntnis führt zum Begreifen und die Finsternis ist das Nichtbegreifen: Es werden also Sinnbilder erklärt.

Später wird Jesus selbst als das Wort bezeichnet. Da fragt man sich, weshalb Jesus ein Wort sein sollte. Versteht man es aber so, dass es bei den Evangelien um seine Botschaft geht und versteht man Wort als Botschaft, so wird es verständlich. Jesus ist die Personifizierte Botschaft einer neuen Ethik, dass die Menschen menschlich sein sollen und sich umeinander kümmern sollen, nicht ums Jenseits.

Danach geht es bei Johannes entsprechend weiter, dass Johannes kam, um von dem Licht zu zeugen, also einer bestimmten Erkenntnis: Und die war nicht, dass morgens die Sonne aufgeht und es hell wird - wie du es verstehen müsstest, wenn Du es wörtlich nimmst. Es kommt bei wörtlichem Verständnis kein Sinn heraus, sondern Blödsinn in Stücken.

Wenn davon die Rede ist, dass alles durch dasselbe gemacht ist, so ergibt es einen Sinn, wenn man es in dem gesagten Kontext versteht: Alles in dieser Geschichte. Alles in der Unendlichen Geschichte Michael Endes ist durch die Phantasie gemacht und alles in den Evangelien mit dem Geist der Erkenntnis, dass sich die Menschen menschlich umeinander kümmern sollen, mit der Erkenntnis, dass der Mensch ein emotionales soziales Wesen ist und dass dann alles gut wird, wenn er dies erkennt und sich danach richtet.

Ich trenne metaphorische Aussagen von wörtlichen nicht, weil im Grunde alles aus den Evangelien metaphorisch zu verstehen ist. Ich fasse aber Geschichten so weit zusammen, wie sich daraus ein Sinn ergibt, der im Gesamtzusammenhang der Evangelien stimmig ist. Wenn man das nicht tut, kann man nichts damit anfangen, wenn man rational an die Sache heran geht.

Ich kann in diesem Forum nicht die gesamten Evangelien auslegen, werde das aber bei Zeiten an anderer Stelle nachholen.

MountainKing hat folgendes geschrieben:
Das Jüngste Gericht (Ende der Welt, Beurteilung durch Gott et. cet.) ist keine Metapher, schon deswegen, weil in den Evangelien metaphorische Geschichten über das Gericht stehen, was wenig Sinn macht, wenn dies selbst auch schon eine Metapher wäre. Dass Jesus und auch Paulus von einem zeitnahen Weltende ausgingen, lässt sich aus den Texten gut belegen und erklärt auch die Anfänge des Christentums als jüdische Sekte gut.

Wenn du eine bestimmte Stelle meinst, könnte ich darauf eingehen. Die ausdrücklichen Horrorszenarien des AT und der Offenbarung werden in den Evangelien so nicht wiedergegen. Es gibt aber z. B. das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, die alle den gleichen Lohn erhalten, obwohl sie unterschiedlich gearbeitet haben: Das bedeutet, dass alle gleich angenommen werden, auch wenn sich der eine später zu der Lehre der Evangelien bekennt, als der andere. Der eine hat gewissermaßen einen Vorteil, weil er sich vorher vielleicht noch unfair und unmenschlich gegenüber seinen Mitmenschen verhalten hat, aber selbst gut behandelt wurde. In dem Kontext taucht dann auch auf, dass die Abrechnung unerwartet kommt, d. h. dass man lieber nicht auf den St. Nimmerleinstag warten sollte, weil niemand weiß, wie lange er leben kann - und dann liegst Du im Sterben und stellst fest, dass Du noch gar nicht gelebt hast, dass nur nur vegetiert hast im Kampf um die materiellen Dinge mit fordergründigem flüchtigem Hedonismus, aber ohne Menschlichkeit, Liebe und Zuneigung.

In diesem Kontext taucht auch eine Bezugnahme auf das Gericht auf bzw. auf irgendwelche Abrechnungen. Einen weitergehenden Sinn liegt darin nicht. Ich beziehe mich im Übrigen keineswegs hauptsächlich auf das Johannesevangelium, ich bin nur darauf eingegangen, weil jemand etwas von Schöpfung schrieb, die in den anderen Evangelien nicht auftaucht.

@fwo: Unkommentiert und ohne Auslegungsregel führt die Bibel zu Unheil. Es gibt zahllose Autodidakten, die damit nicht klarkommen. Die Bibel selbst setzt beim Säämann-Gleichnis darauf, dass diejenigen nachher ein Problem haben werden, die alles wörtlich nehmen und den Inhalt nicht verstehen. Und daran krankt heute das ganze Christentum, dass mittlerweile extrem viele nicht mehr den Sinn der Evangelien sehen wollen, so dass sich das Christentum im Ergebnis kaum vom Jedentum unterscheidet.

@Marcellinus: Da hast Du Recht, dass historisch vieles völlig jenseits der Ethik der Evangelien gelaufen ist und dass sich die Kirchen hierbei teilweise wie die Pharisäer verhalten haben, ist auch unzweifelhaft.
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Gnosis
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Anmeldungsdatum: 16.12.2010
Beiträge: 53

Beitrag(#1589229) Verfasst am: 20.12.2010, 14:05    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:
Und so liest du jeden Mist da raus, der dir paßt und dir angenehm ist. Dein Gott muß hackelblöd gewesen sein, daß er sich nicht hat unmißverständlich äußern können.

Schade, dass Du nicht einmal liest, was ich hier schreibe. Ich denke nicht, dass Du ansonsten als „Mist“ bezeichnen würdest, dass sich die Menschen als Menschen begegnen sollten und füreinander da sein sollten. Ich unterstelle Dir, es nicht gelesen zu haben, weil an dem, was ich schreibe, nichts böses ist, ansonsten magst Du versuchen, es mir zu zeigen.

Du schreibst wie jemand, der irgendwelche bitterlichen schmerzlichen Erfahrungen mit angeblichen Christen gemacht hat und der schwer enttäuscht wurde. Wer soll denn die Bibel Deiner Meinung nach geschrieben haben, wenn nicht Menschen? Oder kennst Du jemanden, der gesehen hat, wie irgendwo ein Gott sitzt, der ein Buch schreibt? Falls Du zu denen gehörst, die irgendwann einmal tatsächlich an irgendwelche übernatürlichen Wesen geglaubt haben und die irgendwann enttäuscht waren, dass das wohl alles ganz falsch war, frage ich Dich, was dagegen spricht, dass die Menschen füreinander da sein sollten, Mitleid haben sollten, vergeben können sollten und die Mitmenschen gut behandelt sollten? Hast Du so viel Leid erfahren, dass es sich nicht mehr lohnt, darauf zu vertrauen, dass Du auch Gutes zurück bekommen könntest?
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1589246) Verfasst am: 20.12.2010, 14:16    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:
Das geht recht schnell hier mit den Antworten und ich werde mich leider in Zukunft darauf konzentrieren müssen, meine Ansichten deutlicher auf dem Blog darzulegen - ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel.....

Wie kommst Du denn darauf, dass dir das jemand übelnehmen könnten? Jeder Ort außerhalb dieses Forums erlöst mich von der Verpflichtung / Versuchung, zu diesem Thema zu antworten.

btw: Du bist nicht wirklich auf das, was ich geschrieben habe, eingegangen.

fwo
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Anmeldungsdatum: 09.06.2010
Beiträge: 8557

Beitrag(#1589254) Verfasst am: 20.12.2010, 14:21    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:
.... ich werde mich leider in Zukunft darauf konzentrieren müssen, meine Ansichten deutlicher auf dem Blog darzulegen - ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel.

Also, ich nicht. Winke - Winke

Gnosis hat folgendes geschrieben:
..... Unkommentiert und ohne Auslegungsregel führt die Bibel zu Unheil.

Schulterzucken
Das ist ja bei allen wichtigen Büchern so. Meine 11jährige Nichte ist nach der Lektüre von Harry Potter ständig in Bahnhöfen gegen die Wände gerannt, in der Hoffnung irgend so einen ominösen Zug nach Hogwardingsbums zu erwischen. Ihre Mutter war schon ganz verzweifelt, bis ich der Kleinen mal den Kopf (nicht das Gehirn) gewaschen habe. Heute zieht sie, wie jeder andere Teenie, ´ne Fahrkarte.

Gnosis hat folgendes geschrieben:
..... Und daran krankt heute das ganze Christentum, dass mittlerweile extrem viele nicht mehr den Sinn der Evangelien sehen wollen ....

Das lässt sich auch bei den Linken und ihrem "Kapital" beobachten, oder bei den Liberalen und ihrem "Ich, der Betrieb!"

Gnosis hat folgendes geschrieben:
.....@Marcellinus: Da hast Du Recht, dass historisch vieles völlig jenseits der Ethik [strike] der Evangelien [/strike] gelaufen ist und dass sich die Kirchen hierbei teilweise wie die Pharisäer verhalten haben, ist auch unzweifelhaft.

Was nutzt uns diese Erkenntnis aber, nun, da sie (aus sich selbst heraus vollkommen geläutert) nur noch unser Bestes wollen. Schwamm drübber. Wir Menschen brauchen vorgekaute Führung, Ziele und Ethik.

Das alles aber nur mal so, als sinnbildliches Gleichnis.
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Gnosis
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Anmeldungsdatum: 16.12.2010
Beiträge: 53

Beitrag(#1589282) Verfasst am: 20.12.2010, 14:44    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Das was Du so allgemein als Funktionalität bezeichnest, die Übertragungssicherheit in in der Tradition zwischen den Generationen, existiert auch für den ganzen Unsinn, der in der Bibel steht, bzw. der aus ihr gelesen wird. Und wenn ich sehe (Tschuldigung für diesen Godwin, aber manchmal halte ich Extremwertbetrachtungen für ganz sinnvoll), dass die Mehrzahl derer, die den Holocaust organisiert und getragen haben, nicht nur christlich sozialisiert war, sondern sich selbst auch zu Christentum bekannte (siehe auch: positives Christentum) dann spricht das nicht wirklich für eine große Tauglichkeit der Bibel als ethikstiftendes Dokument

Sage ich doch, die Bibel ist nur kommentiert tauglich. Wir können die unkommentierten Versionen nicht aus der Welt schaffen, brauchen es aber vielleicht auch nicht. Es wird im übrigen immer Verbrecher geben, denen irgendein Etikett anhaftet.

Zitat:
Das einzige, worin die Bibel bisher durch alle Zeiten wirklich Sicherheit gebracht hat, war die Ernährung der Priester.

Naja, aus der Bibel selbst ergibt sich nicht, dass es überhaupt Priester geben soll.

Zitat:
Des Weiteren nimmst Du mit deiner Interpretation der Bibel einen auf der ubewussten Ebene derer die an ihn "glauben" hochwirksamen Akteur, den omnipotenten Gott. Ob eine derart philosophisch gelesene Bibel noch so bindend ist wie die "alte", ist im Zweifelsfall noch schlechter belegt, als die Wirkung der Pädagogik.

Die wörtliche Auslegung eines Omnipotenten Gottes - gibt es so eigentlich auch in den Evangelien nicht - scheitert im Grunde an der rationalen Herangehensweise. Ein omnipotenter Gott handelt sich die Theodizee ein und lässt sich nicht wirklich mit den Evangelien in Einklang bringen.

Über die Wirkung lässt sich streiten, da hast Du wohl Recht.
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Evilbert
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Beiträge: 42408

Beitrag(#1589284) Verfasst am: 20.12.2010, 14:46    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Sage ich doch, die Bibel ist nur kommentiert tauglich.
[...]
Naja, aus der Bibel selbst ergibt sich nicht, dass es überhaupt Priester geben soll.


Und wie soll man die Kommentatoren nennen?
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Defätist
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Beitrag(#1589302) Verfasst am: 20.12.2010, 15:14    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Gnosis hat folgendes geschrieben:

Sage ich doch, die Bibel ist nur kommentiert tauglich.
[...]
Naja, aus der Bibel selbst ergibt sich nicht, dass es überhaupt Priester geben soll.


Und wie soll man die Kommentatoren nennen?


Scharlatan wäre angebracht.
Evtl. auch "kommentierender Interpretator von Gottes Gnaden und Deuter seiner hl. Omnipotenz" ... Schulterzucken
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Mo.
over and out



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Beitrag(#1589311) Verfasst am: 20.12.2010, 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

Wir sollten Gnosis und tdv mal miteinander bekannt machen, da könnte was gehen.
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Marcellinus
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Beitrag(#1589342) Verfasst am: 20.12.2010, 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

Mo. hat folgendes geschrieben:
Wir sollten Gnosis und tdv mal miteinander bekannt machen, da könnte was gehen.

Gute Idee! Wer tut's? Lachen
_________________
"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Freikletterer
hat's überstanden.



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Beitrag(#1589459) Verfasst am: 20.12.2010, 17:54    Titel: Antworten mit Zitat

Sehr interessante Wendung, die dieser Thread da genommen hat.
Ich habe wieder Allerlei über "Christliche Argumentation" gelernt, allerdings auch einiges ziemlich "Altbekanntes" wiedergefunden.

Mir gefällt besonders immer wieder folgende Argumentationsweise, die so unglaublich viel über die Vorstellungswelt eines Christen aussagt:
Gnosis hat folgendes geschrieben:
[...]
Jesus sagt auch am Kreuz: "Mein Gott, warum hast Du mich verlassen". Man könnte also auch meinen, dass das Ersterben aller Hoffnungen und jedes Vertrauens in die Ethik der Nächstenliebe gemeint ist. Diesen Ausspruch kann man auch so verstehen, dass er selbst von Gott abgefallen ist und - zumindest vorübergehend - Atheist wurde, denn an anderer Stelle sagt er auch, dass er den Schäfer töten werde und die Schafherde auseinanderlaufen werde und alle an ihm irre würden, was ja kaum wörtlich verstanden werden kann.
[...]

Ich habe den Teil gefettet, auf den es mir ankommt.

Man muß sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Jesus - im Augenblick seines Todes also vorübergehend Atheist - schreit zum Herrn, (dessen Existenz er als temporärer Atheist also leugnet) und fragt ihn, warum er ihn verlassen hat.
Nochmal zusammengekürzt auf das Wesentliche: Ein Atheist redet zu Gott.
Fällt eigentlich nur mir auf, wie widersinnig und hirnrissig diese Aussage ist?

Ich greife dieses Argument heraus, weil ich selbst schon mehrfach in Diskussionen mit Christen damit konfrontiert worden bin - und zwar an der Stelle, an der ich das Theodizeeproblem als Argument gegen die Existenz eines barmherzigen und gleichzeitig allmächtigen Gottes ins Feld führe.
Daraufhin wurde mir schon mehr als einmal unterstellt, ich hätte mich aus Enttäuschung oder Verbitterung "von Gott abgewandt".

Es ist gar nicht leicht, einem Außenstehenden klar zu machen, wie widersinnig diese Argumentation ist.
Andererseits offenbart sie einiges über die Denkweise eines Christen (zumindest ist das meine Interpretation):

Da die Existenz Gottes für einen Christen eine unumstößliche, vollkommen indiskutable Tatsache und seine Nichtexistenz eine vollkommen undenkbare Alternative darstellt, kann sich jemand, der nicht an Gott glaubt, nur von ihm abgewandt haben - will nichts mehr mit ihm zu tun haben, ist enttäuscht, beleidigt, verbittert, etc. - eben wie man von einem real existierenden MEnschen enttäuscht sein kann und sich in der Folge von ihm abwendet und nichts mehr mit ihm zu tun haben will.

Was mich dabei immer wieder erstaunt, ist die Unfähigkeit der meisten Christen wenigstens hypothetisch den Standpunkt des Atheisten einzunehmen, um seiner Argumentationskette folgen zu können.
Sie können es nicht, weil das für sie vermutlich bereits eine Vorstufe zum Abfall vom Glauben wäre...die Nichtexistenz Gottes darf sozusagen nicht einmal hypothetisch gedacht werden (und für einen Christen können ja bereits die falschen Gedanken direkt in die Hölle führen).

In so einem Augenblick wird mir wieder klar, was für eine befreiende Erfahrung das Ablegen des christlichen Glaubens für mich war...ich darf nicht verlernen, das zu schätzen!
Sehr glücklich
_________________
"22 Männer in lächerlicher Kriegsausrüstung, die sich gegenseitig niederschlagen, nur um an eine luftgefüllte Blase aus Schweinsleder zu kommen! Einige der menschlichen Bräuche verwirren mich, aber Football ist mir ein absolutes Rätsel!"

- K.I.T.T.
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Gnosis
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Beitrag(#1589501) Verfasst am: 20.12.2010, 18:48    Titel: Antworten mit Zitat

@Freikletterer: Aus der Perspektive der Interpretation Gottes als übernatürliches Wesen hast Du natürlich recht. In dem Fall hätte Jesus nur seinen Glauben daran verloren, dass Gott ihm hilft.

Die Aussage von mir steht allerdings im Kontext zu dem vorher Gesagten. Wenn Du Gott als Personifikation des Guten im Menschen siehst, dann hat Jesus in dem Moment das Vertrauen in das Gute im Menschen verloren. Wenn das Mitleid oder Erbarmen in den Menschen um ihn herum weg ist und er selbst auch kein entsprechendes Vertrauen mehr hat, dann glaubt er in dem Moment auch nicht mehr daran, dass das Gute im Menschen ihm helfen kann. Da das hier verwendete Gottesverständnis nicht mit einem übernatürlichen allwissenden, allmächtigen und alliebenden Wesen identisch ist, ist gewissermaßen auch der Atheismusbegriff modifiziert, das muss ich wohl einräumen.

Vielleicht ist „Atheismus“ in diesem Zusammenhang auch als Begriff überflüssig. Das ändert nichts an der Interpretation der Bedeutung der Kreuzigung.
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MountainKing
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Beitrag(#1589523) Verfasst am: 20.12.2010, 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:

@MountainKing: Wenn jemand Apartheit will - dann war das Beispiel wohl nicht drastisch genug: Vielleicht gibt es auch Menschen, die gerne klassische Feden gegen andere führen würden und finden das dann im Rahmen der Goldenen Regel ok: Dann ist das aber noch lange nicht für die anderen Menschen in Ordnung. Um nicht zu sagen: Die Goldene Regel in Rohform sagt überhaupt nichts aus, weil man damit von einer zivilisierten Gesellschaft bis zur totalen Barabarei, vom Kommunismus bis zum Manchasterkapitalismus alles rechtfertigen kann.


Das ist doch Unsinn. Du suggerierst, dass die in deinen Beispielen "Überlegenen" ernsthaft kein Problem damit hätten, genausogut die "Unterlegenen" zu sein und zu etwas gezwungen zu werden, was sie nicht wollen. Abgesehen von Masochisten ist die Behauptung einfach irreal und auch nicht beleg- oder beweisbar

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Wo sagen die Evangelien, dass Aussagen von Jesus nicht als Gleichnisse zu verstehen sind?


Soll ich das behauptet haben? Es gibt Aussagen von Jesus, die Gleichnisse sind und andere, die es nicht sind. Es steht ja nicht selten explizit da, dass Jesus ein Gleichnis erzählt. Das heisst ja aber nicht, dass die Situation, in der Jesus das Gleichnis erzählt, ebenso ein Gleichnis ist.

Gnosis hat folgendes geschrieben:
Die Schöpfungsgeschichte im Johannesevangelium kann nicht sinnvoll wörtlich verstanden werden, beim besten Willen nicht: Weder nach unserer Sprache noch in der Urfassung. Ich persönliche ziehe immer das Verständnis eines Textes vor, wenn es nach anderer Ansicht kein Verständnis gibt, kann es auch nicht so gemeint gewesen sein - es sei denn, man nimmt an, dass der Text von einem Schwachsinnigen geschrieben wurde: Dann frage ich mich allerdings, weshalb Du es liest.


Ich habe doch auf eine verständliche Erklärung hingewiesen: Konnex zu hellenistisch-jüdischen Vorstellungen in poetischer Form.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Später wird Jesus selbst als das Wort bezeichnet. Da fragt man sich, weshalb Jesus ein Wort sein sollte. Versteht man es aber so, dass es bei den Evangelien um seine Botschaft geht und versteht man Wort als Botschaft, so wird es verständlich.


Das Wort ist aber nicht einfach irgendein Wort, sondern da steht Logos. Und das hat durchaus spezifische Bedeutungen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Christ_the_Logos

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Jesus ist die Personifizierte Botschaft einer neuen Ethik, dass die Menschen menschlich sein sollen und sich umeinander kümmern sollen, nicht ums Jenseits.


Das steht da aber nun wirklich nicht mehr und widerspricht zentralen Aussagen von Jesus. Siehe Matthäus 25. Es geht eben gerade um das Erreichen des Jenseits durch bestimmte Verhaltensweisen, Glauben oder was auch immer (auch das ist im NT nicht wirklich eindeutig).

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Alles in der Unendlichen Geschichte Michael Endes ist durch die Phantasie gemacht und alles in den Evangelien mit dem Geist der Erkenntnis, dass sich die Menschen menschlich umeinander kümmern sollen, mit der Erkenntnis, dass der Mensch ein emotionales soziales Wesen ist und dass dann alles gut wird, wenn er dies erkennt und sich danach richtet.


Das ist ja nun im Gegensatz zur von dir kritisierten Goldenen Regel nun herzlich unkonkret und grenzt an Tautologie: wenn alle Menschen sich gut verhalten, wird alles gut.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Ich trenne metaphorische Aussagen von wörtlichen nicht, weil im Grunde alles aus den Evangelien metaphorisch zu verstehen ist. Ich fasse aber Geschichten so weit zusammen, wie sich daraus ein Sinn ergibt, der im Gesamtzusammenhang der Evangelien stimmig ist. Wenn man das nicht tut, kann man nichts damit anfangen, wenn man rational an die Sache heran geht.


Sicher kann man das. Es sind religiöse Schriften, wie Tausende andere auch, mit ein wenig historischem Gehalt, Mythen und Heldengeschichten, ethischen Regeln, in einer Kombination von jüdischen und hellenistischen zeitgenössischen Vorstellungen. Warum muss man damit mehr anfangen können?



Gnosis hat folgendes geschrieben:

Wenn du eine bestimmte Stelle meinst, könnte ich darauf eingehen. Die ausdrücklichen Horrorszenarien des AT und der Offenbarung werden in den Evangelien so nicht wiedergegen.


Welche Horrorszenarien des AT meinst du da? Ich habe schon eine Stelle genannt. Eine andere:

Zitat:
47 Abermals ist gleich das Himmelreich einem Netze, das ins Meer geworfen ist, womit man allerlei Gattung fängt. 48 Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen; aber die faulen werfen sie weg. 49 Also wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden 50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein.



Gnosis hat folgendes geschrieben:

Es gibt aber z. B. das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, die alle den gleichen Lohn erhalten, obwohl sie unterschiedlich gearbeitet haben: Das bedeutet, dass alle gleich angenommen werden, auch wenn sich der eine später zu der Lehre der Evangelien bekennt, als der andere. Der eine hat gewissermaßen einen Vorteil, weil er sich vorher vielleicht noch unfair und unmenschlich gegenüber seinen Mitmenschen verhalten hat, aber selbst gut behandelt wurde. In dem Kontext taucht dann auch auf, dass die Abrechnung unerwartet kommt, d. h. dass man lieber nicht auf den St. Nimmerleinstag warten sollte, weil niemand weiß, wie lange er leben kann - und dann liegst Du im Sterben und stellst fest, dass Du noch gar nicht gelebt hast, dass nur nur vegetiert hast im Kampf um die materiellen Dinge mit fordergründigem flüchtigem Hedonismus, aber ohne Menschlichkeit, Liebe und Zuneigung.

In diesem Kontext taucht auch eine Bezugnahme auf das Gericht auf bzw. auf irgendwelche Abrechnungen. Einen weitergehenden Sinn liegt darin nicht.


Und was ist mit denen, die sich nicht zur Lehre der Evangelien bekennen? Denn das hast du ja gerade als Voraussetzung für "angenommen werden" festgelegt. Was bedeutet wiederum das? Wenn es keine Konsequenzen, wenn man sich nicht zu dieser Lehre bekennt, ist es ja ok. Allerdings ist das eben nicht das, was in der Bibel steht, denn genau diese angedrohten schrecklichen Konsequenzen sind ja das Resultat der falschen Entscheidungen. Und wozu soll man für nicht eintretende Konsequenzen Metaphern einführen? Dass darin kein weitergehender Sinn liegen würde, kann man nur behaupten, wenn man vieles im NT schlicht ignoriert.


Gnosis hat folgendes geschrieben:

Ich beziehe mich im Übrigen keineswegs hauptsächlich auf das Johannesevangelium, ich bin nur darauf eingegangen, weil jemand etwas von Schöpfung schrieb, die in den anderen Evangelien nicht auftaucht.


Warum ignorierst du dann die in anderen Evangelien sehr prominente gezielte Bezugnahme auf das Alte Testament?
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step
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Beitrag(#1589526) Verfasst am: 20.12.2010, 20:03    Titel: Antworten mit Zitat

@Gnosis,

in Deinem ersten Beitrag hattest Du eine Vorlage geliefert, die zu kommentieren mir wert schien. Nämlich daß es auf den Wahrheitsgehalt religiöser Tatsachenbehauptungen überhaupt nicht ankomme, da sie nicht wörtlich zu verstehen seien.

Nun interessiert mich der rein poetische Anteil einer Religion naturgemäß wenig, und in bezug auf Ethik ziehe ich klar begründete Argumentationslinien vor. Deswegen habe ich konkret nachgefragt, welche jener aus meiner Sicht zentralen Tatsachenbehauptungen (z.B. Schöpfung, Leben nach dem Tod, Gottes Existenz usw.) denn als solche entsorgt werden können.

Leider antwortest Du darauf überhaupt nicht, stattdessen spült mir ein süßlich-pastoraler Wortschwall entgegen, der selbst wiederum stärker auslegungsbedürftig ist als das ehemalige "Wort Gottes".

Ich versuchs aber noch mal:
- Welche biblischen Aussagen über Gott und die Welt haben konkret Bestand?
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MountainKing
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Beitrag(#1589568) Verfasst am: 20.12.2010, 21:11    Titel: Antworten mit Zitat

Was in deinen Beiträgen auch auf dem Blog zu lesen ist, ist wenig mehr als der uns hier wohlbekannte Zirkelschluss: das echte Christentum ist gut, deswegen können Christen, die Böses tun/getan haben, keine echten Christen gewesen sein, und weil daher echte Christen nichts Böses tun können, ist das Christentum gut, genauso wie das, was in der Bibel steht, wenn es richtig interpretiert wird, gut und richtig ist.
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Gnosis
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Beitrag(#1589572) Verfasst am: 20.12.2010, 21:14    Titel: Antworten mit Zitat

Bei einer Fede geht man nicht grundsätzlich davon aus, dass eine Seite überlegen ist. Es geht auch um die Freude an der kämpferischen Auseinandersetzung, um die eigene Heroisierung gewissermaßen auch.

Aus dem Umstand, dass teilweise ausdrücklich gesagt wird, dass von Gleichnissen die Rede ist lässt sich nicht schließen, dass das anderswo nicht der Fall ist. Überall, wo es wörtlich verstanden keinen Sinn ergibt, sollte man in jedem Fall ein Gleichnis erwarten, auch in der Handlung selbst, nicht nur in den Aussagen Christi.

Die Schöpfungsgeschichte bei Johannes als inhaltlich blödsinnig aber poetische Darstellung zu verstehen, mag zwar möglich sein, aber wenig ergiebig. Wenn es irgendwie anders verstanden werden kann, ziehe ich das vor: Von der Schöpfung hätte doch nur Gott selbst etwas erzählen können. Es ist aber nirgendwo die Rede davon, dass ein Gott auftritt und davon berichtet. Also wurde es vom Menschen geschrieben und erdacht.


Zitat:
Das Wort ist aber nicht einfach irgendein Wort, sondern da steht Logos. Und das hat durchaus spezifische Bedeutungen:

Man kann das auch anders als mit Logos übersetzen. Überhaupt ist „Logos“ eigentlich keine Übersetzung. Eine solche „Übersetzung“ wäre nur sinnvoll, wenn man nachweisen könnte, dass das Logos im Sinne Platons gemeint wäre, was durchaus unmöglich ist - wo ja noch nicht einmal klar ist, was Platon gemeint hat. Ich halte das für eine Sackgasse.

Zitat:
Das steht da aber nun wirklich nicht mehr und widerspricht zentralen Aussagen von Jesus. Siehe Matthäus 25. Es geht eben gerade um das Erreichen des Jenseits durch bestimmte Verhaltensweisen, Glauben oder was auch immer (auch das ist im NT nicht wirklich eindeutig)

Du versuchst etwas so zu interpretieren, dass es keinen Sinn ergibt? Du siehst da das jüngste Gericht. Gut. Was soll das sein? Wo? Wer sollte davon als Mensch Kenntnis haben und woher?

Matthäus 25 findet unmittelbar im Gleichniskontext statt. In MT 13,3 steht, dass Jesus mancherlei in Gleichnissen redet, nicht nur das dort genannte. Und im Grunde ist es auch nicht erforderlich, ausdrücklich zu sagen, dass es sich um Gleichnisse handelt, wenn es nur als Gleichnis einen Sinn ergibt. In MT 13,10 f. wird erklärt, dass er grundsätzlich in Gleichnissen spricht, nicht nur dort. Mt 25,31 f. verstehe ich folgendermaßen: Einerseits wird ausdrücklich gesagt, dass die Menschen anderen Helfen sollen ohne Ansehen der Person, wenn sie Hilfe nötig haben, also bitterarm sind.

Andererseits geht es bei der Metaphorik des Weltgerichts um die Errichtung des „Reiches Gottes“, das auch an anderer Stelle auftaucht und nicht (!) als jenseitig zu verstehen ist, sondern bereits unter den lebenden Jüngern errichtet wurde. Es handelt sich um eine Metapher für das Zusammenleben der Christen. Das Gericht spielt in dem Kontext darauf an, dass zwar jeder dazu gehört, der sich zu der Lehre bekennt, dass die Mitmenschlichkeit aber nicht jedem auf Zuruf zu Gute kommen soll, dem gerade danach ist, der aber selbst diese Ethik ablehnt. Anders als die Armen, die erstmal aus Mitmenschlichkeit der Hilfe bedürfen kann nicht jeder ansonsten Nächstenliebe erwarten, der sie selbst nicht zu geben bereit ist. Der Christ muss nicht immer der Dumme sein. Ebenso, wie das ewige Leben nicht im Jenseits stattfindet sondern nichts anderes bedeutet als das bis zum Tod dauernde echte, wahre Leben, ist die Hölle nichts jenseitiges, sondern die Ausgeschlossenheit von der Gemeinschaft und Nächstenliebe für diejenigen, die sich selbst nicht daran beteiligen wollen - nicht, weil sie nicht können, sondern weil sie es schlicht ablehnen.

Zitat:
Warum muss man damit mehr anfangen können?

Man muss gar nichts, aber man kann.

Es reicht auch erst mal für heute. Wenn Du mit dem wörtlichen Verständnis ganzer Passagen ankommst und nicht nach dem tatsächlichen Aussagegehalt suchst, wirst Du den Text nicht verstehen. Dann warte lieber, bis Dir jemand den Text erklären kann, wenn Du keinen Sinn erkennst. Wenn Du keinen Sinn sehen willst, frage ich mich allerdings, weshalb Du Dich überhaupt damit befasst (s. o.)

Zitat:
Warum ignorierst du dann die in anderen Evangelien sehr prominente gezielte Bezugnahme auf das Alte Testament?

Du müsstest schon schreiben, welche Bezugnahme Du meinst. Ich bin oben bereits auf bestimmte Punkte eingegangen.
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Beitrag(#1589582) Verfasst am: 20.12.2010, 21:33    Titel: Antworten mit Zitat

Step hat folgendes geschrieben:
(z.B. Schöpfung, Leben nach dem Tod, Gottes Existenz usw.)

Das AT ist meines Erachtens reine Historie ohne ethische oder sonstige Bindungswirkung für einen Christen, es ist alles in den Evangelien enthalten. Ich stütze mich nur auf die Evangelien, auch nicht auf die Offenbarung oder die Briefe.

1. Schöpfung: Taucht in den Evangelien nur am Anfang bei Johannes auf und ist metaphorisch zu verstehen. Zur Weltentstehung machen die Evangelien nicht einmal Demokrit Konkurrenz. Es ist damit alles offen.

2. Zum Leben nach dem Tod gibt es einen schönen Absatz, bei dem Jesus auf eine gleichlautende Frage der Sadduzäer, die nicht an das Leben nach dem Tod glaubten sinngemäß sagte: Frag nicht, es geht hier um die Menschen, nicht um die Toten (Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten).
Die Sadduzäer waren daraufhin begeistert. Diejenigen, die an ein Leben nach dem Tode glauben, verstehen den Absatz meistens nicht. Er sagt aber aus, dass es egal ist, ob einer an das Leben nach dem Tode glaubt, so lange er unter den Lebenden sich nach der Ethik der Evangelien richtet - ich empfinde den Part als den eindeutigsten. Im Grunde enthalten die Evangelien keinerlei Aussage über das, was nach dem Tod ist, wenn man es im übertragenen Sinne lesen will. Man muss hier allerdings aufpassen, weil auch diejenigen als Tote bezeichnet werden, die noch leben, aber irgendwie nur vegetieren und emotional-seelisch tot sind, bzw. schlafend, bei Ablehnung der Ethik der Nächstenliebe. Das Erwecken vom Tod des einen Mädchens und bei Lazarus wäre im übertragenen Sinne ebenso zu verstehen, wenn Du willst auch der Tod des Jesus am Kreuz ebenso in mehrfacher Metaphorik. Zu dem „Gericht“ habe ich bereits etwas geschrieben.

3. Gottes Existenz:
Gott ist die Personifikation des Lebens, der Nächstenliebe, des Guten schlechthin. Personifikation bedeutet nicht, dass es sich um ein Wesen handelt, sondern um etwas abstraktes. Bei de Goya gibt es ein Bild „Der Krieg“, auf dem ein Riese über das Land stapft und sich Menschen in den Mund schiebt, das ist eine Personifikation oder der Sensenmann als Tod: Niemand glaubt, dass da ein Gerippe mit Sense kommt. Die Nächstenliebe oder „das Gute“ ist zwar etwas abstraktes, aber dieses Abstraktum existiert. Auch wenn ich die Briefe ablehne, dort steht auch wörtlich, „Gott ist die Liebe“, also Nächstenliebe - die Nächstenliebe ist ja nicht derjenigen Liebe zwischen Mann und Frau oder zu den eigenen Kindern vergleichbar.
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Beitrag(#1589587) Verfasst am: 20.12.2010, 21:40    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Das AT ist meines Erachtens reine Historie ohne ethische oder sonstige Bindungswirkung für einen Christen, es ist alles in den Evangelien enthalten.


Die ganzen Gemetzel auf Anweisung Gottes hältst Du also für historisch?

Wie kann man dann noch Gott verehren?
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Beitrag(#1589601) Verfasst am: 20.12.2010, 22:07    Titel: Antworten mit Zitat

Och Nosemann, habe ich doch geschrieben, was ich unter Gott verstehe. Ich für meinen Teil kann den Gott des neuen Testaments, der teilidentisch mit Jesus ist, nicht ernsthaft in Zusammenhang bringen mit dem Judengott: Die Juden übrigens auch nicht … Mit Historie meinte ich nicht Tatsachengeschehen.

Das AT stellt die religiöse Szenerie dar, in die Jesus hinein tritt und die er umzuwandeln versucht. Ich würde nicht behaupten, dass Jesus oder der Gott der Evangelien teilidentisch sein kann mit dem Metzelgott.
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Beitrag(#1589613) Verfasst am: 20.12.2010, 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:
1. Schöpfung: Taucht in den Evangelien nur am Anfang bei Johannes auf und ist metaphorisch zu verstehen. Zur Weltentstehung machen die Evangelien nicht einmal Demokrit Konkurrenz. Es ist damit alles offen.

Naja, nur soweit die Wissenschaft noch Lücken hat. Aber egal. Also in Deiner Religion kein Schöpferglaube.

Gnosis hat folgendes geschrieben:
... Er sagt aber aus, dass es egal ist, ob einer an das Leben nach dem Tode glaubt, so lange er unter den Lebenden sich nach der Ethik der Evangelien richtet ... Das Erwecken vom Tod des einen Mädchens und bei Lazarus wäre im übertragenen Sinne ebenso zu verstehen, wenn Du willst auch der Tod des Jesus am Kreuz ebenso in mehrfacher Metaphorik.

Also in Deiner Religion auch kein Leben nach dem Tod, keine Auferstehung, kein Sohn Gottes, keine Wunder ...

Gnosis hat folgendes geschrieben:
Gott ist die Personifikation des Lebens, der Nächstenliebe, des Guten schlechthin. Personifikation bedeutet nicht, dass es sich um ein Wesen handelt, sondern um etwas abstraktes. ...

Also auch kein (eigenständiger) Gott mehr in Deiner Religion. Dann sollte man auch nicht mehr von Gott reden, sondern von der Liebe zum Menschen (= Humanismus?). Wobei es unklar bleibt, wieso es das "Gute schlechthin", im Sinne des absolut Guten, überhaupt geben sollte.

Alles in allem bleibt so von den christlich-theologischen Grundüberzeugungen, insbesondere dem christlichen Glaubensbekenntnis, absolut nichts mehr übrig. Auch die - sowieso historisch umstrittene - Person Jesus wird letztlich völlig unwichtig. Es bliebe nur eine moralische Idee übrig, ein Appell, der schon von den ersten und besten Christen (Paulus etwa) falsch verstanden wurde, ebenso von fast sämtlichen Kirchenvätern und Päpsten, sowie auch von fast allen Christen.
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Beitrag(#1589632) Verfasst am: 20.12.2010, 23:03    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:
Ich würde nicht behaupten, dass Jesus oder der Gott der Evangelien teilidentisch sein kann mit dem Metzelgott.

Das AT als Bad Bank des Christentums. Wie praktisch...

Warum bezeichnest du dich eigentlich aus Christen? Du hast offenbar nicht mehr Übereinstimmungen mit der christlichen Lehre als die meisten Atheisten, die ich kenne.

Das moderne Verständnis von Glaubensfreiheit scheint offenbar darin zu bestehen, dass sich jeder Gläubige nicht nur seinen Glauben aussuchen, sondern selber ausdenken darf. Nach meinem Verständnis ist das das exakte Gegenteil des Glaubens an einen Schöpfer. Echter Glaube kann nur blind sein. Wenn ich die Freiheit habe, meinen Schöpfer zu bestimmen, werde ich selber zu Schöpfer.
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Beitrag(#1589705) Verfasst am: 21.12.2010, 00:05    Titel: Antworten mit Zitat

@Step: Doch wohl Gott und Gottes Sohn! Die Auslegung, „Gott ist die Liebe“ ist auch gar nicht so ungewöhnlich und steht sogar ausdrücklich in den Briefen.

Die Frage mit dem Leben nach dem Tode ist auch nicht so eindeutig, wie Du vielleicht denkst. Ich habe nicht gesagt, dass es kein Leben nach dem Tode gibt, es kann aber auch kein Problem sein, wenn jemand nicht daran glaubt: Die Sadduzäer waren auch kein Problem.

Es gibt auch mehrere Passagen, die auf ein Verständnis schließen lassen, dass nicht ein jenseitiges Leben nach dem Tode meint: „Alle, die mein Wort hören … werden ewig leben. Sie werden nicht verurteilt. Sie haben den Tod schon hinter sich gelassen und das unvergängliche Leben erreicht.“ Joh. 5,24, was nicht heißt, dass diejenigen sterben, die auf Jesus hören, sondern ein neues Leben gewinnen, das man auch in diesem Sinne als Leben nach dem Tod verstehen kann.

Ich meine nicht, dass ich die Bibel ungewöhnlich verstehe, sondern dass sie genau so gemeint ist und wörtlich unmöglich zu verstehen ist!

Falls Du dich taufen oder konfirmieren lassen willst, darf es bei einem evangelischen Pfarrer oder einer Pfarrerin kein Problem darstellen, wenn Du Gott als die Liebe oder das Gute verstehst, Wenn Du Jesus als die Lehre der Evangelien verstehst, sein Fleisch als praktische Lebensregel und das Leben nach dem Tode im Sinne von Joh. 5, 24 verstehst. Ansonsten ist der Pfarrer fehl am Platze.

@Dr. Evil: Es gehört zum evangelischen Christentum dazu, dass kein Papst da ist, der Dir von A bis Z vorschreibt, wie Du die Bibel zu verstehen hast oder der sogar noch Dinge hinzudichtet, die Du dann glauben oder dulden sollst. Überhaupt sollte man sich soetwas als aufrechter Mensch nicht gefallen lassen. Wobei ich zugebe, dass sich die evangelische Seite in den letzten fünf Jahren so einiges angemaßt hat…

Das Christentum geht doch mehr in den zwischenmenschlichen Bereich, als der Humanismus - wobei ein Christ auch durchaus Humanist sein kann, oder sogar sein sollte! Es waren auch Christen wie Melanchton, die mit dem Ende des Mittelalters den Humanismus wieder ausgegraben haben, wenn auch damals noch mit anderem Tenor.
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MountainKing
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Beitrag(#1589743) Verfasst am: 21.12.2010, 01:30    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Aus dem Umstand, dass teilweise ausdrücklich gesagt wird, dass von Gleichnissen die Rede ist lässt sich nicht schließen, dass das anderswo nicht der Fall ist.


Es ist allerdings extrem unlogisch, innerhalb eines Textes bei einzelnen Passagen explizit darauf hinzuweisen, dass es sich um Gleichnisse handelt, wenn der Text als Ganzes auch ein solches ist. Die Trennung oder der Hinweis ist dann schlicht sinnfrei. Die Annahme einer Mischung aus pseudohistorischen Berichten über das Leben Jesus und ihm in den Mund gelegte Lehren macht durchaus Sinn und ist auch nichts Besonderes.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Überall, wo es wörtlich verstanden keinen Sinn ergibt, sollte man in jedem Fall ein Gleichnis erwarten, auch in der Handlung selbst, nicht nur in den Aussagen Christi.


Nur setzt du dabei ja schon einen bestimmten sinngebenden Rahmen voraus. Ich sehe keinen Grund, warum die Lehre eines Jenseits und eines Weltgerichtes und der entsprechenden Implikationen weniger Sinn machen soll als deine Sichtweise.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Die Schöpfungsgeschichte bei Johannes als inhaltlich blödsinnig aber poetische Darstellung zu verstehen, mag zwar möglich sein, aber wenig ergiebig.


Wer behauptet denn, dass es inhaltlich blödsinnig sei? Es ist in einem bestimmten theologischen oder philosophischen Kontext durchaus passend.

Gnosis hat folgendes geschrieben:
Es ist aber nirgendwo die Rede davon, dass ein Gott auftritt und davon berichtet. Also wurde es vom Menschen geschrieben und erdacht.


Wenn das dort stünde, wäre dann also bewiesen, dass es von Gott stammt? Nun, das kommt im AT häufig vor und da ist es dir doch auch egal.


Gnosis hat folgendes geschrieben:

Man kann das auch anders als mit Logos übersetzen. Überhaupt ist „Logos“ eigentlich keine Übersetzung.


In der Tat. Es ist das, was im originalen Text steht.

Gnosis hat folgendes geschrieben:
Eine solche „Übersetzung“ wäre nur sinnvoll, wenn man nachweisen könnte, dass das Logos im Sinne Platons gemeint wäre, was durchaus unmöglich ist - wo ja noch nicht einmal klar ist, was Platon gemeint hat. Ich halte das für eine Sackgasse.


Nicht Plato. Philo.

Zitat:
Stoicism was a popular philosophy at the time of John. It conceived of God in terms of mind (pure thought). Logos, which we translate as Word, is the Stoic name for the mind of God. God pervades the universe in its entirety and to a certain extent is synonymous with it. But God's special habitation is in the human mind, and the duty of a person is to live in accord with the Logos (God). Philo of Alexandria, who lived from 13 B.C. to A.D. 50, approximately, and who used Stoic philosophy in his interpretation of the Old Testament and adapted it to his own purposes to such a degree that he might be called a Jewish Stoic, obviously had considerable influence on the author of the Gospel of John. According to Philo, the Logos dwelt in the minds of Moses and the prophets and gave them their inspiration. But the Logos dwelt in them only intermittently. It came and went. When they were inspired and uttered divine truth, the Logos was in them. Then, it could be said, they possessed the Logos. But often they were without the Logos and functioned on their own as mere creatures. But John teaches that the Logos, or divine Word, never left Jesus; Jesus was that Word. What was only intermittent in the heroes of the Old Testament was constant and permanent in Jesus Christ.


http://www.religion-online.org/showchapter.asp?title=692&C=922

Das ist vor allem dann eine Sackgasse, wenn man es eben nicht so haben möchte.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Du versuchst etwas so zu interpretieren, dass es keinen Sinn ergibt? Du siehst da das jüngste Gericht. Gut. Was soll das sein? Wo? Wer sollte davon als Mensch Kenntnis haben und woher?


Jesus war ja angeblich nicht nur einfach ein Mensch und das sagt er hin und wieder auch in den Evangelien. Er sollte es also durchaus wissen können. Was das Gericht sein soll ist doch hinreichend beschrieben: Gott und Jesus richten jeden Menschen nach bestimmten Maßstäben.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Matthäus 25 findet unmittelbar im Gleichniskontext statt. In MT 13,3 steht, dass Jesus mancherlei in Gleichnissen redet, nicht nur das dort genannte.


Nach deiner Logik ist aber dann auch die Aussage, dass Jesus in Gleichnissen redete ein Gleichnis. Wo soll das hinführen?


Gnosis hat folgendes geschrieben:
Und im Grunde ist es auch nicht erforderlich, ausdrücklich zu sagen, dass es sich um Gleichnisse handelt, wenn es nur als Gleichnis einen Sinn ergibt.


Wenn das so wäre, wäre deine Auslegung dann aber wohl keine Ausnahme, sondern die Regel.


Gnosis hat folgendes geschrieben:
Mt 25,31 f. verstehe ich folgendermaßen: Einerseits wird ausdrücklich gesagt, dass die Menschen anderen Helfen sollen ohne Ansehen der Person, wenn sie Hilfe nötig haben, also bitterarm sind.

Andererseits geht es bei der Metaphorik des Weltgerichts um die Errichtung des „Reiches Gottes“, das auch an anderer Stelle auftaucht und nicht (!) als jenseitig zu verstehen ist, sondern bereits unter den lebenden Jüngern errichtet wurde. Es handelt sich um eine Metapher für das Zusammenleben der Christen.


Im Text steht, dass Jesus mit Engeln kommen wird, alle Völker sich vor ihm versammeln werden und ewige Pein und ewiges Leben verteilt wird. Dementsprechend ist das Weltgericht eine wesentlich naheliegendere Interpretation als eine reine Bezugnahme auf das irdische Leben der Jünger/Christen. Es stellt sich dann ja auch überhaupt die Frage, warum man so schnell mißzuverstehende Metaphern gewählt hat, anstatt eben das zu sagen, was deiner Meinung nach dort stehen soll. Wieso soll man die Ausage "seid nett zueinander, denn ihr habt nur dieses eine Leben, es gibt keine Hölle, kein Heulen und Zähneklappern" mit Metaphern umschreiben, in denen das gerade Gegenteil dargestellt wird?

Gnosis hat folgendes geschrieben:
Ebenso, wie das ewige Leben nicht im Jenseits stattfindet sondern nichts anderes bedeutet als das bis zum Tod dauernde echte, wahre Leben, ist die Hölle nichts jenseitiges, sondern die Ausgeschlossenheit von der Gemeinschaft und Nächstenliebe für diejenigen, die sich selbst nicht daran beteiligen wollen - nicht, weil sie nicht können, sondern weil sie es schlicht ablehnen.


Gnosis hat folgendes geschrieben:

Es reicht auch erst mal für heute. Wenn Du mit dem wörtlichen Verständnis ganzer Passagen ankommst und nicht nach dem tatsächlichen Aussagegehalt suchst, wirst Du den Text nicht verstehen.


Da wäre ja schon vorausgesetzt, dass das wörtliche Verständnis falsch ist. Das wäre allerdings erst einmal zu begründen.

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Dann warte lieber, bis Dir jemand den Text erklären kann, wenn Du keinen Sinn erkennst.


Es ist durchaus nicht so, dass ich keinen internen Sinn erkenne, es ist halt nur nicht unbedingt der, den du gern hättest.
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Daß starke Blähungen auftreten, rührt davon her, dass der Astralleib noch nicht vollständig in die Darmorganisation eingegliedert ist. (Rudolf Steiner)
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MountainKing
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Anmeldungsdatum: 31.05.2006
Beiträge: 1438

Beitrag(#1589745) Verfasst am: 21.12.2010, 01:36    Titel: Antworten mit Zitat

Gnosis hat folgendes geschrieben:

Das AT ist meines Erachtens reine Historie ohne ethische oder sonstige Bindungswirkung für einen Christen, es ist alles in den Evangelien enthalten. Ich stütze mich nur auf die Evangelien, auch nicht auf die Offenbarung oder die Briefe.


Warum? Nach welchem Maßstab hast du das so entschieden?
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