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Bitte um Argumentationshilfe (ET vs. Kreationismus)
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#1809547) Verfasst am: 21.01.2013, 15:43    Titel: Bitte um Argumentationshilfe (ET vs. Kreationismus) Antworten mit Zitat

Hallo Leuts,
ich bräuchte gerade mal Argumentationshilfe gegenüber einem Kreationisten. Ich suche nach einem wissenschaftliche anerkannten Beispiel für die Entstehung einer Neuen Art entsprechend dem Biologischen Artkonzept: Daß aus einer x-beliebigen Art beobachtet (!) eine neue Art sich entwickelt hat, die selbst reproduktionsfähig, aber nicht mehr mit der Ursprungsart kreuzbar ist. Ich vermute einmal, daß hierfür nur im Bereich der Kleinstlebewesen Beispiele zu finden sind, bin aber wohl entweder zu doof, da sinnvoll zu googeln - oder es gibt keine solchen Beispiele. Und dann hätte ich die Diskussion mit dem Kreationisten verloren. Traurig

Kann doch nicht sein! Böse


ps: Keine Ahnung, warum der url-Tag hier nicht funzt, ich bezog mich auf das biologische Artkonzept, wie hier auf Wikipedia beschrieben/definiert:

http://de.wikipedia.org/wiki/Art_(Biologie)#Biologisches_oder_populationsgenetisches_Artkonzept

Ich habs im Text korigiert. vrolijke
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#1809550) Verfasst am: 21.01.2013, 15:52    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.sueddeutsche.de/wissen/jahre-darwin-wir-beeinflussen-die-evolution-der-erde-1.41117
Bringt das was?
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#1809632) Verfasst am: 21.01.2013, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

Danke schonmal für den Link! Das Problem liegt hier für mich darin, daß Bakterien sich ja über Zellteilung reproduzieren.

Das Argument, um das es ging, war, daß mein Gegenüber behauptet hat, es gebe keine Beweise (er meint wohl: Belege) dafür, daß sich eine Art aus der anderen Art entwickeln könne, bzw. entwickelt habe. Das übliche Argument eben: Mikro- vs. Makroevolution... Dementsprechen fragte ich nach, wie er überhaupt eine Artgrenze definiere. Und seine Definition ist die dem biologischen Artkonzept entsprechende. Ich müßte also ein Beispiel finden, wo aus einer Population sich eine andere Population entwickelte, deren Mitglieder mit Mitgliedern der Ursprungspopulation keine reproduktionsfähigen Nachkommen mehr zeugen können.

So, wie ja z.B. zwar Pferde und Esel gekreuzt werden können, aber dabei mit den Mauleseln keine reproduktionsfähigen Nachkommen herauskommen. Das wäre ein Beispiel, wenn ich nachweisen könnte, daß sich die Pferde aus den Eseln - oder umgekehrt entwickelt hätten. Oder Ich müßte den gemeinsamen Vorfahren von Eseln und Pferden präsentieren - was ich aber nicht kann, weil der ja höchstens noch in fossiler Form vorliegen dürfte.

Es geht um das Kriterium "beobachtet". Daher vermute ich, daß mir als Beispiel nur sehr einfache Kleinstlebewesen dienen könnten. Ich hatte bei meiner Recherche einen Bericht über afrikanische Fischpopulationen gefunden, aber dort scheint es noch nicht so weit zu sein, daß die "neuen Arten" sich schon genetisch so weit auseinanderentwickelt haben, daß keine Kreuzung zwischen ihnen mehr möglich ist.


ps.: Danke @vrojlike für die Korrektur. Woran lag's, daß es bei mir nicht klappte? skeptisch
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Zuletzt bearbeitet von Chinasky am 21.01.2013, 19:34, insgesamt einmal bearbeitet
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kereng
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Anmeldungsdatum: 12.12.2006
Beiträge: 3052
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1809633) Verfasst am: 21.01.2013, 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

@zelig
Das Lenski-Experiment mit E.coli hat zwar eine neue Art hervorgebracht, wenn man es als charakteristisch für E.coli ansieht, sich nicht von Citrat ernähren zu können, aber mit dem Artbegriff, den Chinasky meint, hat das leider nichts zu tun.

@Chinasky
Jerry Coyne schreibt in "Why Evolution is True", dass die einzige Form der Artbildung, die wir während unserer Lebenszeit beobachten können, bei polyploiden Pflanzen auftritt. Ein schönes Beispiel wäre die Cavendish-Banane, aber die ist steril und gehört sozusagen gar keiner Art an. Beim Weizen kann man nachvollziehen, dass er aus drei Arten gekreuzt wurde, aber das ist schon zu lange her, um als Beispiel zu dienen.

Coyne erwähnt fünf Pflanzenarten; eine davon ist Senecio cambrensis (Welsh groundsel), zwischen 1910 und 1058 entstanden. In allen diesen Fällen wurde eine Art von Menschen in ein neues Gebiet eingeführt, wo sie mit einheimischen Arten polyploide Hybride bildete, die weder mit der einen noch der anderen Ursprungsart gekreuzt werden können.

Ich finde diesen Vorgang als "Artbildung in Aktion" etwas unbefriedigend. Die schöneren Beispiele haben aber zu lange gebraucht, und lassen sich nur in Nachhinein rekonstruieren, wobei genetische Analysen mit hoher Beweiskraft die gemeinsame Abstammung belegen (z.B. endogene Retroviren).

Und dann gibt es noch Ringspezies.

Den Kreationisten könnte man auch fragen, ob er schon mal die Bildung einer neuen Sprache beobachtet hat.
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#1809636) Verfasst am: 21.01.2013, 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

Danke @Kereng! Da hab ich erstmal zu lesen, melde mich später (nicht unbedingt heute oder morgen...) nochmal, ob mir das jetzt genützt hat. Von Ringspezies hatte ich vorher noch nie was gehört, sehr interessant, das!
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kereng
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Anmeldungsdatum: 12.12.2006
Beiträge: 3052
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1809640) Verfasst am: 21.01.2013, 20:07    Titel: Antworten mit Zitat

Noch einige Anmerkungen:

Der aktuell gebräuchliche Artbegriff fagt nicht, ob man Individuen kreuzen kann, sondern ob sie sich in der Natur paaren. Pferde und Esel, Schafe und Ziegen, Löwen und Tiger sind sicher unterschiedliche Arten, auch wenn man sie kreuzen kann, wobei ich im Einzellfall nicht weiß, ob die Nachkommen fruchtbar sind.

Ich weiß erst recht nicht, woran es liegt, wenn die Nachkommen unfruchtbar sind, oder das Kreuzen gar nicht klappt. Legen sich die Chromosomen nicht aneinander? Versagen irgendwelche Organe?

Bei der Polyploidie ist der Fall klar, aber wie könnte man nachweisen, dass zwei normale Arten erst seit zehn Jahren eigenständig sind? Vor der endgültigen Trennung gibt es doch bestimmt eine Grauzone, in der es bei einigen Individuen klappt und bei anderen nicht. Die Forderung, Artbildung während unserer Lebenszeit vorzuführen, ist vielleicht gar nicht sinnvoll, weil man sowas gar nicht zeigen kann, selbst wenn es gerade passiert.
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Vektral Proximus
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Beiträge: 1339

Beitrag(#1809664) Verfasst am: 21.01.2013, 21:50    Titel: Antworten mit Zitat

Wie sieht es denn mit der Hass Avocado aus?

Die ist 1926 einfach so entstanden.

Zitat:
Der Kalifornier Rudolph Hass fand den ersten Hass-Avocado-Baum in seinem Garten. Von diesem einen Baum stammen alle heutigen Hass-Avocado-Bäume ab.
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zelig
Kultürlich



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Beiträge: 25405

Beitrag(#1809671) Verfasst am: 21.01.2013, 22:27    Titel: Antworten mit Zitat

kereng hat folgendes geschrieben:
@zelig
Das Lenski-Experiment mit E.coli hat zwar eine neue Art hervorgebracht, wenn man es als charakteristisch für E.coli ansieht, sich nicht von Citrat ernähren zu können, aber mit dem Artbegriff, den Chinasky meint, hat das leider nichts zu tun.[/url]

Ok. Dann sollte man also besser nicht behaupten, Artenbildung sei beobachtbar, oder?
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Wasserhund
Anfänger



Anmeldungsdatum: 10.02.2012
Beiträge: 9
Wohnort: Chemnitz

Beitrag(#1809683) Verfasst am: 21.01.2013, 23:01    Titel: Antworten mit Zitat

Soweit ich weiß können voneinander abstammende Arten nicht gleichzeitig existieren, da sich die "Urart" auch immer weiter entwickelt. So stammt der Mensch z.B. nicht vom Chimpansen ab, sondern teilt sich mit diesem einen gemeinsamen, ausgestorbenen Vorfahren.

Evtl. hilft der Verweis auf die Entwicklung von Embryonen, welche sich artübergreifend deutlich ähnlicher sehen als deren erwachsene Tiere.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1809726) Verfasst am: 22.01.2013, 10:31    Titel: Antworten mit Zitat

Wasserhund hat folgendes geschrieben:
Soweit ich weiß können voneinander abstammende Arten nicht gleichzeitig existieren, da sich die "Urart" auch immer weiter entwickelt. So stammt der Mensch z.B. nicht vom Chimpansen ab, sondern teilt sich mit diesem einen gemeinsamen, ausgestorbenen Vorfahren.

Evtl. hilft der Verweis auf die Entwicklung von Embryonen, welche sich artübergreifend deutlich ähnlicher sehen als deren erwachsene Tiere.

Das ist das, was von der Haeckels biogenetischer Grundregel noch übriggeblieben ist, aber das ist nichts, womit man jemanden unbedingt überzeugen kann, der nicht überzeugt werden will.

Die schönsten Beispiele sind tatsächlich die Ringarten, die Kereng schon genannt hat. Etwas vergleichbares gibt es noch bei der Krähe (Corvus corone), bei der es durch die letzte Eiszeit zu einer Aufspaltung in zwei geogaphisch getrennte Unterarten kam, die zwar an der Stelle, an der sie sich nach dem Rückgang des Eises wiedergetroffen haben, bastardisieren, bei denen aber trotzdem keine dauerhafte Vermischung zwischen Aaskrähe und Nebelkrähe mehr stattfindet. In der neuesten Taxonomie wird die Nebelkrähe auch nicht mehr als Unterart, sondern als Art (Corvus cornix) beschrieben.

Außerdem ist auch der Artbegriff wichtig. Wer Tiger, Löwe, Leopard und Panther als eigene Arten anerkennt, sollte allerdings wissen, dass die sich tatsächlich fruchtbar vermehren können, wenn man ihnen im Zoo nichts besseres gibt.

Der heute übliche Artbegriff geht deshalb auch nicht auf die Kreuzungsfähigkeit ein, sondern berücksichtigt den tatsächlichen Genfluss zwischen zwei Gruppen. Das gibt dann allerdings insofern Schwierigkeiten über die Zeitachse, weil dann strenggenommen die Rehe, die der Neanderthaler hier gejagt hat nicht mehr als Capreolus capreolus klassifiziert werden dürften, weil es einen zeitlich rückwärts gerichteten Genfluss natürlich nicht geben kann.

Auf der anderen Seite kann man nicht einfach sagen, dass "sich die Arten immer weiterentwickeln". Es gibt offensichtlich Lebensräume oder auch Nischen (das bitte jetzt nicht räumlich verstehen) deren Umgebungsbedingungen über so lange Zeiträume konstant bleiben können, dass Veränderungen einzelner "Arten" auch über geologische Zeiträume praktisch nicht beobachtet werden können. So finden wir im Bernstein teilweise Insektenarten, die in unser rezentes System passen, obwohl sie bereits älter als die Dinosaurier sind. Arten verändern sich also, wenn sich der Selektionsdruck ändert oder wenn es über eine geografische Trennung zu so kleinen Populationen kommt, dass einzelne Mutationsereignisse nicht mehr von der Population bzw. dem Genpool "geschluckt" werden, sondern dessen Entwicklung bestimmen, weil sie gleichzeitig eine Veränderung der Außenbedingungen einleiten. (Hier müsste es jetzt mit den Verinselungseffekten weitergehen). Arten verändern sich nicht einfach, weil es später wird.

Ansonsten werden als klassische Beispiele für die lokale Entstehung neuer Arten gerne die hawaiianischen Kleidervögel und die Galapagosfinken (=Darwinfinken) genannt.

Aber ich finde insgesamt die Gegenfrage viel interessanter: Wenn ich mir den fossilen Befund in seiner zeitlichen Staffelung mit der Aufeinanderfolge von Formen und ihrem Verlöschen ansehe, drängt sich die Evolution förmlich auf. Wenn ich schon von einem Schöpfer ausgehe, so ist der fossile Befund die einzige Schöpfungsgeschichte, bei der ich mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass sie authentisch ist.

Bei all den vielen Leuten, die in der Menscheitsgeschichte bereits Offenbarungen hatten (betrachte allein die Anzahl der heute bekannten Religionen und ihrer Propheten) sehe ich kein Kriterium, bei diesen vielen Propheten die Besoffenen von den göttlich Inspirierten zu unterscheiden.

Welchen Sinn sollte es also machen, dem vom Schöpfer gestalteten fossilen Befund weniger Glauben zu schenken, als einzelnen Menschen, die zwar von sich behaupteten, sie hätten ihre Weisheiten von einem Gott, von denen wir aber weder wissen, was sie vorher gegessen, noch was sie getrunken hatten.

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1809729) Verfasst am: 22.01.2013, 10:42    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
kereng hat folgendes geschrieben:
@zelig
Das Lenski-Experiment mit E.coli hat zwar eine neue Art hervorgebracht, wenn man es als charakteristisch für E.coli ansieht, sich nicht von Citrat ernähren zu können, aber mit dem Artbegriff, den Chinasky meint, hat das leider nichts zu tun.[/url]

Ok. Dann sollte man also besser nicht behaupten, Artenbildung sei beobachtbar, oder?

Definiere beobachtbar.

Auch der fossile Befund ist eine Beobachtung. Ich komme bei der Untersuchung von Arten nicht darum herum, Prozesse, also zeitliche Verläufe zu beschreiben, kurz: historisch zu arbeiten. Wo ist die zwingende Unterscheidung von dem Zeitpunkt, den ich noch als "gegenwärtig" sehen und argumentativ benutzen darf, von dem, bei dem es sich nur noch um Vermutungen und keine Beobachtungen mehr handelt? Wer legt das fest?

fwo
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1809755) Verfasst am: 22.01.2013, 13:32    Titel: Antworten mit Zitat

Wasserhund hat folgendes geschrieben:
Soweit ich weiß können voneinander abstammende Arten nicht gleichzeitig existieren, da sich die "Urart" auch immer weiter entwickelt. So stammt der Mensch z.B. nicht vom Chimpansen ab, sondern teilt sich mit diesem einen gemeinsamen, ausgestorbenen Vorfahren.
Nicht ganz. Es gibt in der Evolution keinen Zwang für eine Art, sich zu verändern, also kann es durchaus vorkommen, dass eine Ursprungsart und ihr Nachkomme gleichzeitig existieren. Das kann zB passieren, wenn eine Population - auf welche Weise auch immer - von ihrer Elternpopulation getrennt wird. Die Ursprungsart bleibt weitgehend wie sie ist, weil es keinen Grund gibt, sich signifikant zu verändern.
Die neue Gruppe trifft auf radikal neue Umweltbedingungen (etwa eine karge Insel im Gegensatz zu Regenwald) und muss sich schnell anpassen oder aussterben.

Und um noch ein makrobiologisches Beispiel für die Entstehung einer neuen Art zu geben, Königslachse in Nordamerika:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/neue-staemme-die-turbo-evolution-der-koenigslachse-a-806331.html

Der radikalste Fall dürften die HeLa-Zellen als einzellige Nachfahren des Homo sapiens sein, aber die lassen viele Biologen nicht gelten.
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Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#1809756) Verfasst am: 22.01.2013, 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
kereng hat folgendes geschrieben:
@zelig
Das Lenski-Experiment mit E.coli hat zwar eine neue Art hervorgebracht, wenn man es als charakteristisch für E.coli ansieht, sich nicht von Citrat ernähren zu können, aber mit dem Artbegriff, den Chinasky meint, hat das leider nichts zu tun.[/url]

Ok. Dann sollte man also besser nicht behaupten, Artenbildung sei beobachtbar, oder?

Definiere beobachtbar.

Auch der fossile Befund ist eine Beobachtung. Ich komme bei der Untersuchung von Arten nicht darum herum, Prozesse, also zeitliche Verläufe zu beschreiben, kurz: historisch zu arbeiten. Wo ist die zwingende Unterscheidung von dem Zeitpunkt, den ich noch als "gegenwärtig" sehen und argumentativ benutzen darf, von dem, bei dem es sich nur noch um Vermutungen und keine Beobachtungen mehr handelt? Wer legt das fest?

fwo


Ups. Mit "beobachtbar" in diesem Zusammhang wären Prozesse, deren Dauer mesokosmische Größenordnung haben gemeint. So ungefähr. Vorsichtshalber sei gesagt, ich zweifle nicht daran, daß, für den Fall, die menschliche Zivilisation mitsamt Aufzeichnungstechniken existiert noch so lange, in 100 000 Jahren man Artenbildungen beobachtet haben wird.
Ferner habe ich keine Zweifel an der Schlüssigkeit darwinischer Abstammungslehren und deren Verfeinerung mittels Genanalyse. Sie haben gewiss Beweiskraft.
Beruhigt? Auf den Arm nehmen
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1809770) Verfasst am: 22.01.2013, 15:08    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
....

Ups. Mit "beobachtbar" in diesem Zusammhang wären Prozesse, deren Dauer mesokosmische Größenordnung haben gemeint. So ungefähr. Vorsichtshalber sei gesagt, ich zweifle nicht daran, daß, für den Fall, die menschliche Zivilisation mitsamt Aufzeichnungstechniken existiert noch so lange, in 100 000 Jahren man Artenbildungen beobachtet haben wird.
Ferner habe ich keine Zweifel an der Schlüssigkeit darwinischer Abstammungslehren und deren Verfeinerung mittels Genanalyse. Sie haben gewiss Beweiskraft.
Beruhigt? Auf den Arm nehmen

Es ging mir nicht darum, deine Erkenntnisfähigkeit anzuzweifeln, ich habe schon gesehen, dass es dir um Argumentationswege ging. Und genau dazu war auch meine Antwort.

Die Entstehung von Arten hat kein vorhersagbares Tempo, und dass wir aus Versehen einen Fokus auf die Gattung haben, in der das gerade geschieht, ist eher unwahrscheinlich, auch, weil die Wahrscheinlichkeit zu einem derartigen Geschehen in einem negativen Zusammenhang zur Populationsgröße stehen dürfte. Auch wenn wir mit unseren Einflüssen für globale Veränderungen sorgen, die einen irrwitzigen Artenschnitt zur Folge haben und damit gleichzeitig günstige Voraussetzungen für neue Arten-Radiationen schaffen, halte ich die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Artentstehung vom Beginn einer Gendrift bis zur erfolgreichen Bastardisierungssperre wirklich protokollieren können, für sehr gering. Die Chance, belastbare neurologische Gutachten über die Lebensläufe der meistmissbrauchten Propheten zu erhalten, halte ich für größer. Was wir dagegen hervorragend protokollieren können und auch protokollieren, ist das verlöschen von Arten.

Mein Post ist eher ein allgemeiner Hinweis, der darauf zielt, sich über die sinnvollen Grenzen dessen zu unterhalten, was man als benutzbare Beobachtung bezeichnet, aber weniger mit dir, als mit deinem hypothetischen Diskussionsgegner.

fwo
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smallie
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Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#1809882) Verfasst am: 22.01.2013, 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
Ich müßte also ein Beispiel finden, wo aus einer Population sich eine andere Population entwickelte, deren Mitglieder mit Mitgliedern der Ursprungspopulation keine reproduktionsfähigen Nachkommen mehr zeugen können.


So vielleicht?

Dobzhansky und Pavlovsky schreiben über Fruchtfliegenarten und -unterarten in Zentral- und Südamerika als Beispiel für Übergangsformen zwischen Arten. Dann berichten sie von Kreuzungsexperimenten zwischen diesen. Schließlich erwähnen sie einen Laborstamm, der sich nicht mit natürlichen Varianten kreuzt.

Zitat:
EXPERIMENTS ON THE INCIPIENT SPECIES OF THE DROSOPHILA PAULISTORUM COMPLEX
Dobzhansky, Pavlovsky 1966


Drosophila paulistorum is a superspecies which consists of at least five races or incipient species, living in tropical Central and South America. An ethological (sexual) isolation and a sterility of hybrid males impede the gene exchange between the incipient species. Although the ethological isolation varies in intensity from strain to strain, apparently no interbreeding takes place where the geographic distribution areas of two or even three incipient species overlap (EHRMAN 1965). The process of speciation has evidently been completed in these overlap zones. On the contrary, in northern Colombia there is found a Transitional race, some strains of which give fertile hybrids with more than a single incipient species.

And finally, DOBZHANSKY and PAVLOVSKY ( 1966) have. in a preliminary communication, described the spontaneous origin in a laboratory strain of a hybrid sterility with strains with which it was formerly fertile.

http://www.genetics.org/content/55/1/141.full.pdf


Der Artikel ist sehr sperrig. Interessant finde ich folgende Tabelle aus dem Artikel.

Es wurde schon erwähnt, daß Fruchtbarkeit beziehungsweise Unfruchtbarkeit keine Ja/Nein-Frage ist, sondern Abstufungen zeigt. Die Tabelle illustriert das recht schön anhand von Kreuzungsversuchen zwischen Fruchtfliegenstämmen aus unterschiedlichen Gegenden. Quasi ein Schnappschuß gerade stattfindender Artenbildung.


Zitat:




Ein etwas zugänglicheres Beispiel aus der freien Natur. Übersetzung folgt.

Zitat:
Apple maggot

Rhagoletis pomonella is significant evolutionarily in that the race of this species that feeds on apples spontaneously emerged from the hawthorn feeding race in the 1800 - 1850 CE time frame after apples were introduced into North America. The apple feeding race does not now normally feed on hawthorns and the hawthorn feeding race does not now normally feed on apples. This constitutes a possible example of an early step towards the emergence of a new species, a case of sympatric speciation.

The emergence of the apple race of Rhagoletis pomonella also appears to have driven formation of new races among its parasites.

http://en.wikipedia.org/wiki/Apple_maggot


Leider sagt die deutsche Wikipedia nichts dazu. Sehr frei übersetzt, und ohne mir Gedanken über die passende deutsche Entsprechung von race zu machen:

Zitat:
Apfelfruchtfliege

Rhagoletis pomonella ist bedeutsam im Lichte der Evolutionsgeschichte als Beispiel einer Unterart, die sich aus Arten entwickelten, die ursprünglich Weißdorngewächsen befielen, aber etwa zwischen 1800 und 1850 auf Äpfel als Wirt umstiegen, in Folge der Einführung von Apfelbäumen in Nordamerika. Die apfelfressende Art befällt keine Weißdornbüsche, und die weißdornfrüchtefressende Art befällt keine Äpfel. Dies ist ein mögliches Beispiel für die Entstehung einer neuen Art, und zwar als Spezialfall der Entstehung einer neuen Art im Verbreitungsgebiet der alten.


Hieraus eine Zahl für die Trennung zwischen beiden Unterarten: Researchers have documented a 4-6% hybridization rate. Wie die Rate wohl zwischen Neandertalern und modernen Menschen aussah? zwinkern


Chinasky hat folgendes geschrieben:
Dementsprechen fragte ich nach, wie er überhaupt eine Artgrenze definiere. Und seine Definition ist die dem biologischen Artkonzept entsprechende.

Die Definition ist sehr streng. Da fällt mir Darwin ein:

Zitat:
Origin of Species

I look at the term species as one arbitrarily given for the sake of convenience to a set of individuals closely resembling each other, and that it does not essentially differ from the term variety, which is given to less distinct and more fluctuating forms.

http://www.classicreader.com/book/107/11/
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
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Beitrag(#1809974) Verfasst am: 23.01.2013, 11:49    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für Eure Antworten, insbesondere @ fwo, Shadaik und smallie.

Noch zur Erläuterung: Mein "Opponent" gesteht zu, daß innerhalb einer Art die Anpassungsleistungen an verändere Umweltbedingungen sehr groß sein können. Siehe z.B. die von den Wölfen abstammenden Hunde und deren extremen Abweichungen voneinander. Für ihn freilich nur ein Beleg dafür, wie großartig Gott die verschiedenen Arten geschaffen hat und Bestätigung der Genesis-Passage, wo Gott die Welt anschaute und sah, daß sie gut war...

Die "Mikroevolution" innerhalb von Arten also bezweifelt er nicht, sondern sieht sie als Instrument Gottes. Bezweifelt wird die "Makroevolution". Jetzt bombardiert mich bitte nicht mit Hinweisen darauf, wie fragwürdig diese Unterscheidung zwischen Makro- und Mikroevolution sei, das ist mir bekannt und das Faß soll nicht aufgemacht werden.

Das Statement, welches es auszuhebeln gilt, lautet (von mir formuliert): Innerhalb von Arten gibt es große Unterschiede, weil die Arten eben flexibel kontruiert wurden. Das Paradigma aber, daß sich die heutigen unterschiedlichen Arten aus gemeinsamen Vorfahren entwickelt haben sollen, ist falsch. Beleg: Es konnte noch keine Neuenstehung einer Art beobachtet werden. Der Fossilbefund ist in diesem Zusammenhang aufgrund der vielen "hätte", "könnte", "vermutet man" usw. als Quelle nicht zulässig. Die langen Zeiträume, die für die Evolution neuer Arten in der freien Natur angenommen werden, sollten kein Hindernis sein, denn es sind als Belege auch künstliche Schaffungen neuer Arten im Labor oder durch Züchtung als Beleg erlaubt.

Ein passendes Beispiel für so eine neue Art wäre also z.B. eine Hunde-Rasse, die innerhalb dieser Rasse fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugt, aber nicht mehr mit anderen Hunderassen (bzw. mit Wölfen) gekreuzt werden kann, bzw. Kreuzungen aus ihr und anderen Hunderassen nicht mehr fortpflanzungsfähig wären.

Ein passendes Beispiel wäre auch eine im Labor gezüchtete reproduktionsfähige Insektenart, die mit der "Ausgangsart" nicht mehr kreuzbar wäre. Oder irgendeine andere Tier- oder Pflanzenart mit vielleicht noch kürzeren Generations-Intervallen. Smallies Fruchtfliegenbeispiel scheint mir in diese Richtung zu gehen und ich werde mal meine begrenzten Englischkenntnisse strapazieren, um es mir etwas genauer anzuschauen.

By the way: Es geht mir nicht allein darum, die Diskussion zu gewinnen. Ich könnte meinen Opponenten fragen, ob in seinen Augen Löwen und Tiger unterschiedlichen Arten zugehörig seien und ihn dann damit konfrontieren, daß "Liger" in Zoos belegen würden, daß nach seiner Art-Definition Löwen und Tiger eben nicht zu unterschiedlichen Arten gehören. Nur wäre das eine Art von tu-quoque-Argument (Auch du irrst dich bei der Einteilung von Arten.), würde aber sein eigentliches Argument eben gerade nicht berühren. Er könnte also, wenn er souverän genug wäre, antworten: "Okay, Tiger und Löwen sind nur verschiedene Rassen, nicht verschiedene Arten. Wieder was dazu gelernt! Und wie ist das nun: hast du inzwischen ein Beispiel für die beobachtete Evolution einer neuen Art?!"

Bislang scheinen mir die Kreisspezies und Smallies Fruchtfliegen-Beispiel am besten zu passen. Das Beispiel Shadaiks mit den Lachsen dagegen ist z.B. zwar interessant, aber ähnlich wie das von mir oben schon verlinkte Beispiel mit dem Fischen in afrikanischen Seen nicht ausreichend. Denn hier heißt es nur wieder
Zitat:
Nach wenigen Generationen haben sich die Tiere in mehrere Stämme aufgespalten - sie durchlaufen eine Evolution im Eiltempo. Schon bald könnten neue Arten entstehen.

Schon bald "könnten"... Ich höre meinen Opponenten schon höhnisch lachen: "Könnte, hätte, würde... sind Zukunftshoffnungen eigentlich wissenschaftliche Argumente?"

Mich beschäftigt die Frage aber eben auch unabhängig von der aktuellen Diskussion. So ist meine Überlegung die, wozu die genetische Unmöglichkeit der Rückkreuzung zwischen unterschiedlichen Arten überhaupt besteht. Was ist der evolutive Vorteil, wenn ein Schimpanse und ein Gorilla z.B. keine Nachfahren zeugen können, während ein Zwergpinscher und eine Bulldogge dazu fähig sind? Und vor allem: wie selektiert sich dieses genetische Merkmal der Unmöglichkeit zur Rückkreuzung? Wie müßte ein Forschungs-Projekt gestaltet werden, dessen alleiniges Ziel es ist, aus einer Ursprungsart eine Folge-Art zu züchten, die reproduktionsfähig ist, aber nicht mehr rückkreuzbar?

Es wäre ja irgendwie argumentativ "schön", wenn man als ET-Vertreter einfach mal so eine Art vorzuweisen hätte, einfach als Demonstration dafür, daß Arten sich nicht nur auseinander entwickelt haben könnten, sondern dies auch nachweislich und beobachteterweise getan haben.
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Beitrag(#1809977) Verfasst am: 23.01.2013, 12:03    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
...So ist meine Überlegung die, wozu die genetische Unmöglichkeit der Rückkreuzung zwischen unterschiedlichen Arten überhaupt besteht. Was ist der evolutive Vorteil, wenn ein Schimpanse und ein Gorilla z.B. keine Nachfahren zeugen können, während ein Zwergpinscher und eine Bulldogge dazu fähig sind? Und vor allem: wie selektiert sich dieses genetische Merkmal der Unmöglichkeit zur Rückkreuzung? ....

Es gibt kein Merkmal der Unmöglichkeit einer Rückkreuzung. Diese Unmöglichkeit ergibt sich einfach aus der zu großen Verschiedenheit, die sich über die Trennung der Genpools angesammelt haben. Das hat auch keinen Vorteil, sondern ergibt sich einfach - oder auch nicht, wenn Zeit und Selektionsdruck nicht für diese Unterschiede gereicht haben wie bei den Großkatzen.

Am einfachsten ist es natürlich, wenn das Paarungsverhalten nicht mehr passt - dann brauchst Du keine andere "genetische Schranke". Wenn das Paarungsverhalten noch passt, entscheidet nur die genetische Differenz darüber, was bei dieser "Unzucht" herauskommt.

fwo
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Chinasky
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Beitrag(#1809980) Verfasst am: 23.01.2013, 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Chinasky hat folgendes geschrieben:
...So ist meine Überlegung die, wozu die genetische Unmöglichkeit der Rückkreuzung zwischen unterschiedlichen Arten überhaupt besteht. Was ist der evolutive Vorteil, wenn ein Schimpanse und ein Gorilla z.B. keine Nachfahren zeugen können, während ein Zwergpinscher und eine Bulldogge dazu fähig sind? Und vor allem: wie selektiert sich dieses genetische Merkmal der Unmöglichkeit zur Rückkreuzung? ....

Es gibt kein Merkmal der Unmöglichkeit einer Rückkreuzung. Diese Unmöglichkeit ergibt sich einfach aus der zu großen Verschiedenheit, die sich über die Trennung der Genpools angesammelt haben. Das hat auch keinen Vorteil, sondern ergibt sich einfach - oder auch nicht, wenn Zeit und Selektionsdruck nicht für diese Unterschiede gereicht haben wie bei den Großkatzen.

Am einfachsten ist es natürlich, wenn das Paarungsverhalten nicht mehr passt - dann brauchst Du keine andere "genetische Schranke". Wenn das Paarungsverhalten noch passt, entscheidet nur die genetische Differenz darüber, was bei dieser "Unzucht" herauskommt.

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Ist das "gesicherter Stand der Wissenschaft"? Ich habe da insbesondere die Maultiere vor Augen: Warum können Pferde und Esel gekreuzt werden (die Genpoole beider ist also Deinen Ausführungen nach nah genug beisammen), Maultiere sich dann aber nicht weiter fortpflanzen?
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caballito
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Beitrag(#1809988) Verfasst am: 23.01.2013, 13:11    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:

Ist das "gesicherter Stand der Wissenschaft"? Ich habe da insbesondere die Maultiere vor Augen: Warum können Pferde und Esel gekreuzt werden (die Genpoole beider ist also Deinen Ausführungen nach nah genug beisammen), Maultiere sich dann aber nicht weiter fortpflanzen?

Ich bin ja nun kein Biologe, aber ich könnte mir vorstellen, dass es was damot zu tun hat, dass die Reduktionsteilung etwas komplexer ist als die normale Zellteilung (frag mich jetzt aber nicht, welches davon jetzt die Mitose und welches die Meiose ist ...). Solange die Kombination aus einem halben Pferde- und einem halben Eselsgenom immer nur bei der gewöhnlichen Zellteilung dupliziert wird, also bei der normalen Körperfunktion des Maultiers/Maulesels, geht alles gut, aber die Kombination lässt sich dann nicht mehr vernünftig in einer Reduktionsteilung in zwei Hälften aufsplitten. Und dass die Genome so ganz kompatibel nicht sein können, sieht man ja auch schon daran, dass man nicht eine, sondern zwei Sorten von Hybriden hat, je nach dem, welches Elter zu welcher Art gehört.
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esme
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Beitrag(#1809996) Verfasst am: 23.01.2013, 13:42    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
kereng hat folgendes geschrieben:
@zelig
Das Lenski-Experiment mit E.coli hat zwar eine neue Art hervorgebracht, wenn man es als charakteristisch für E.coli ansieht, sich nicht von Citrat ernähren zu können, aber mit dem Artbegriff, den Chinasky meint, hat das leider nichts zu tun.[/url]

Ok. Dann sollte man also besser nicht behaupten, Artenbildung sei beobachtbar, oder?


Ich möchte auch einmal betonen, dass man diese Definition von "beobachtbar" grundsätzlich zurückweisen muss. Neben dem schon angeführten Beispiel der Sprachenbildung muss man noch ziemlich viel des bekannten Wissens ausmisten.

Wenn ein Fossil inakzeptabel ist, weil es alt ist, dann ist zum Beispiel auch die Beobachtung des Sternenhimmels inakzeptabel, weil die Information alt ist.
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zelig
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Beitrag(#1810019) Verfasst am: 23.01.2013, 15:31    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
kereng hat folgendes geschrieben:
@zelig
Das Lenski-Experiment mit E.coli hat zwar eine neue Art hervorgebracht, wenn man es als charakteristisch für E.coli ansieht, sich nicht von Citrat ernähren zu können, aber mit dem Artbegriff, den Chinasky meint, hat das leider nichts zu tun.[/url]

Ok. Dann sollte man also besser nicht behaupten, Artenbildung sei beobachtbar, oder?


Ich möchte auch einmal betonen, dass man diese Definition von "beobachtbar" grundsätzlich zurückweisen muss. Neben dem schon angeführten Beispiel der Sprachenbildung muss man noch ziemlich viel des bekannten Wissens ausmisten.

Wenn ein Fossil inakzeptabel ist, weil es alt ist, dann ist zum Beispiel auch die Beobachtung des Sternenhimmels inakzeptabel, weil die Information alt ist.


Interessant. Ich würde hier dennoch unterscheiden.
Die Erscheinungen am Himmel sind beobachtbar. Wir wissen jedoch aufgrund guter Theorien, daß sie in der Vergangenheit stattgefunden haben. Wären die Theorien falsch, dann hätten wir noch immer (idealisiert) die unmittelbare Beobachtung.
Wäre die Theorie der Artenbildung falsch, dann gäbe es jedoch prinzipiell überhaupt nichts zu beobachten.
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Chinasky
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Beitrag(#1810040) Verfasst am: 23.01.2013, 17:34    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
kereng hat folgendes geschrieben:
@zelig
Das Lenski-Experiment mit E.coli hat zwar eine neue Art hervorgebracht, wenn man es als charakteristisch für E.coli ansieht, sich nicht von Citrat ernähren zu können, aber mit dem Artbegriff, den Chinasky meint, hat das leider nichts zu tun.[/url]

Ok. Dann sollte man also besser nicht behaupten, Artenbildung sei beobachtbar, oder?


Ich möchte auch einmal betonen, dass man diese Definition von "beobachtbar" grundsätzlich zurückweisen muss. Neben dem schon angeführten Beispiel der Sprachenbildung muss man noch ziemlich viel des bekannten Wissens ausmisten.

Wenn ein Fossil inakzeptabel ist, weil es alt ist, dann ist zum Beispiel auch die Beobachtung des Sternenhimmels inakzeptabel, weil die Information alt ist.


Ich finde die Analogie zur Sprachenbildung hier nicht so hilfreich, wenn man sich bei der Definition einer Art einmal auf bestimmte biologische Kriterien eingelassen hat. Sprachen sind nun mal keine biologischen Lebensformen und eine Analogie ist kein Beleg.

Das gilt auch bei Deiner Analogie zwischen dem Fossil- und dem Sternenhimmelargument. Ich möchte in einer Diskussion nicht einem Argument ausweichen, indem ich ein gänzlich anderes Faß aufmache. Der Fossilbefund hat meines Wissens das Problem, daß wir eben nicht die DNA der fossilierten Tiere haben, jedenfalls nicht in der Regel, sondern höchstens in extrem seltenen Fällen, bzw. bei in Bernstein eingeschlossenen Insekten usw. Allerdings ließe sich vermutlich das Kriterium der Reproduktionsfähigkeit bzw. fehlenden Reproduktionsfähigkeit dann wohl immer noch sehr schwer überprüfen, selbst, wenn wir eine lückenlose fossile Abstammungs-Reihe mit solcher DNA vorliegen hätten.
Das sind jetzt meine laienhaften Überlegungen - ich bin kein Paläontologe, Biologe o.ä..

Wenn wir nur die versteinerten Fossilien nehmen, und behaupten, nach dem biologischen Artkonzept wären ganz sicher irgendwelche Exemplare aus einer Ahnenreihe, meinetwegen von Landsäugetieren bin hin zu den Walen garantiert unterschiedlichen Arten zugehörig, könnte mein Opponent die Hunde und deren extremen morphologischen Unterschiede anführen: woher will man wissen, daß die Wale sich nicht doch noch "kreuzen" ließen mit Exmeplare der ursprünglichen Landsäugerpopulation? Ebensogut könnte also der Kreationist behaupten: "Das ist ein Beispiel, wie genial anpassungsfähig manche Arten von Gott geschaffen wurden: Je nach Umweltbedingungen sind sie so flexibel, daß sie sogar Flossen statt Beine ausbilden..."
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fwo
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Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1810066) Verfasst am: 23.01.2013, 20:10    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
....
Wenn wir nur die versteinerten Fossilien nehmen, und behaupten, nach dem biologischen Artkonzept wären ganz sicher irgendwelche Exemplare aus einer Ahnenreihe, meinetwegen von Landsäugetieren bin hin zu den Walen garantiert unterschiedlichen Arten zugehörig, könnte mein Opponent die Hunde und deren extremen morphologischen Unterschiede anführen: woher will man wissen, daß die Wale sich nicht doch noch "kreuzen" ließen mit Exmeplare der ursprünglichen Landsäugerpopulation? Ebensogut könnte also der Kreationist behaupten: "Das ist ein Beispiel, wie genial anpassungsfähig manche Arten von Gott geschaffen wurden: Je nach Umweltbedingungen sind sie so flexibel, daß sie sogar Flossen statt Beine ausbilden..."

Ich brauche mir keine Gedanken darum zu machen, ob die Vorläufer der Wale noch mit diesen kreuzbar waren, wesentlich ist hier nicht, ob sie es noch konnten, sondern ob sie es noch regelmäßig miteinander getrieben haben, d.h. ob die Populationen genetisch getrennt waren oder nicht.

Viel schlichter im fossilen Befund ist doch ein anderer Punkt, den ich oben schon angedeutet habe: die zeitliche Aufeinanderfolge der unterschiedlichen Formen, die wegen der Schichtung kaum zu bestreiten ist, auch wenn man sich nicht auf Artgrenzen festlegen kann und muss. Und innerhalb dieser Abfolge gibt es eine gewisse Logik.

Um die zu erklären, muss ich entweder einen Schöpfer postulieren, der alles gleichzeitig gemacht hat und dann ganz gezielt die Fossilisation so steuert, dass bei den späteren Ausgräbern (warum taucht der Mensch erst so weit oben auf?) der Eindruck dieser Abfolge entstehen muss, oder einen Schöpfer, der immer mal wieder auf die Erde gekommen ist, um wieder ein paar neue Arten zu machen, aber auch dabei peinlich darauf bedacht, dass sich dem Ausgräber der Eindruck der Evolution aufdrängt.

Die Klimmzüge, die Du machen musst, um das abzustreiten, sind abenteuerlich und man braucht tatsächlich ein ziemliches Wissen.
Threads dazu:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1095455#1095455
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1214558#1214558

Da gibt es natürlich auch unschöne Diskussionsteile drin (z.B.mein Unwille, überhaupt mit Balla zu diskutieren), aber insgesamt ist da viel Information drin.

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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).


Zuletzt bearbeitet von fwo am 23.01.2013, 20:11, insgesamt einmal bearbeitet
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kereng
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Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1810067) Verfasst am: 23.01.2013, 20:11    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
Ich möchte in einer Diskussion nicht einem Argument ausweichen, indem ich ein gänzlich anderes Faß aufmache.

Du hast mit deiner Behauptung, dass Artbildung beobachtet werden kann, ja recht behalten, wenn man die polyploiden Pflanzenhybride betrachtet. Leider sind die Beispiele alle irgendwie unbefriedigend, weil entweder die neuen Arten äußerlich fast gleich sind und nur genetische Barrieren bilden - oder eine Art (Hunde, Tauben, ...) bringt ganz unterschiedliche Phänotypen hervor.

Es gibt überzeugendere Beweise für die Evolution, z.B. dass die ältesten Fossilien erstmal nur Einzeller sind und höhere Tiere nach und nach hinzukommen.

Während Kreationisten gerne zugeben, dass Löwen und Tiger eine Art (oder wenigstens ein Grundtyp) sind, gefällt ihnen dieser Gedanke bei Menschen und Schimpansen überhaupt nicht. Man kann aber mir fast mathematischer Genauigkeit nachweisen, dass sie gemeinsame Vorfahren hatten, und zwar mittels der Spuren, die endogene Retroviren hinterlassen haben.

Wenn man zwei Fotos eines roten VW Golf hat, fällt es erstmal schwer, zu belegen, dass sie dasselbe Fahrzeug zeigen. Wenn man aber sieht, dass sogar die Positionen der Fliegen auf der Windschutzscheibe übereinstimmen, ist der Fall klar. Bei den endogenen Retroviren entspricht die Genauigkeit der Übereinstimmungen bei Menschen und Schimpansen sogar dem Fall, dass man gleiche Fliegenarten in passenden Verfallszuständen an gleichen Positionen hat.

Die Analogie endet bei dem Umstand, dass man Fotos nur nacheinander machen kann, aber Menschen und Schimpansen sich beide vom gemeinsamen Vorfahren wegentwickelt haben, so dass jede Art einige wenige endogene Retroviren hat, die bei der anderen nicht vorkommen, weil sie nach der Trennung eingefügt wurden. Ebenso ist es mit den Verfallsspuren am eingefügten Viren-Ergut. Allein an diesen Beschädigungen kann man schon den Stammbaum der Primaten ablesen.

Näheres in meinem Blog.
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smallie
resistent!?



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Beiträge: 3726

Beitrag(#1810114) Verfasst am: 23.01.2013, 22:26    Titel: Antworten mit Zitat

kereng hat folgendes geschrieben:
Chinasky hat folgendes geschrieben:
Ich möchte in einer Diskussion nicht einem Argument ausweichen, indem ich ein gänzlich anderes Faß aufmache.

Du hast mit deiner Behauptung, dass Artbildung beobachtet werden kann, ja recht behalten, wenn man die polyploiden Pflanzenhybride betrachtet.

Das kannte ich noch nicht. Ein Beispiel dazu.


Zitat:
Tragopogon

Salsifies are one example where hybrid speciation has been observed. In the early 1900s, humans introduced three species of goatsbeard into North America. These species, the western salsify (T. dubius), the meadow salsify (T. pratensis), and the oyster plant (T. porrifolius), are now common weeds in urban wastelands. In the 1950s, botanists found two new species in the regions of Idaho and Washington, where the three already known species overlapped. [...]

http://en.wikipedia.org/wiki/Tragopogon


Zitat:
Bocksbärte

Bocksbärte sind ein Beispiel, bei dem Artbildung durch Kreuzung beobachtet wurde. In den frühen 1900er Jahren führte der Mensch drei Bocksbartarten in Nordamerika ein. Diese Arten, der Westliche Bocksbart, das Habermark und die Austernpflanzen, sind heute verbreitete krautartige Pflanzen in städtischen Brachen. In den 1950er Jahren fanden Botaniker zwei neue Arten im Raum Idaho und Washington, wo die drei bereits bekannten Arten gleichzeitig autraten.




kereng hat folgendes geschrieben:
Leider sind die Beispiele alle irgendwie unbefriedigend, weil entweder die neuen Arten äußerlich fast gleich sind und nur genetische Barrieren bilden - [...]

Ich finde dein Beispiel ganz gut. "nur genetische Barrieren" - das ist genau das Kriterium, das im Ausgangspost gefordert wird.
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Chinasky
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Beitrag(#1810392) Verfasst am: 25.01.2013, 01:18    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, das Bocksbart-Beispiel erfüllt tatsächlich genau die Kriterien! Smilie
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Eklatant
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Beiträge: 535

Beitrag(#1810404) Verfasst am: 25.01.2013, 02:09    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:

Ist das "gesicherter Stand der Wissenschaft"? Ich habe da insbesondere die Maultiere vor Augen: Warum können Pferde und Esel gekreuzt werden (die Genpoole beider ist also Deinen Ausführungen nach nah genug beisammen), Maultiere sich dann aber nicht weiter fortpflanzen?


Fruchtbarkeit hängt meist mit den Chromosomen zusammen.

http://en.wikipedia.org/wiki/Mule#Fertility

Soweit ich mal gelesen habe ist statistisch gesehen rund jedes 16.000ste Muli fruchtbar.


kereng hat folgendes geschrieben:


Während Kreationisten gerne zugeben, dass Löwen und Tiger eine Art (oder wenigstens ein Grundtyp) sind, gefällt ihnen dieser Gedanke bei Menschen und Schimpansen überhaupt nicht.


http://de.wikipedia.org/wiki/Liger#Fortpflanzung

Dabei sind weibliche Liger und männliche Töwen fruchtbar. zwinkern
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Beiträge: 1339

Beitrag(#1810448) Verfasst am: 25.01.2013, 12:42    Titel: Antworten mit Zitat

Die so genannte Geißblatt-Made ist eine neue Frucht- oder Bohrfliegenart, die sich in nur 250 Jahren durch Hybridisierung aus den Arten Rhagoletis mendax und Rhagoletis zephyria entwickelt hat1. Das hat ein Forscherteam von der Pennsylvania State University unter der Leitung von Dietmar Schwarz festgestellt. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Nature vorgestellt. Es handelt sich um den ersten nachgewiesenen Fall, bei dem die Hybridisierung zwischen zwei wirtspezifischen Tierarten mit einem Wirtspflanzenwechsel einhergegangen ist. Außerdem ist es einer der wenigen dokumentierten Fälle überhaupt, bei denen es im Tierreich zur Entstehung einer neuen Art durch Hybridisierung gekommen ist.
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Shadaik
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Beitrag(#1810455) Verfasst am: 25.01.2013, 13:34    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
Danke für Eure Antworten, insbesondere @ fwo, Shadaik und smallie.

Noch zur Erläuterung: Mein "Opponent" gesteht zu, daß innerhalb einer Art die Anpassungsleistungen an verändere Umweltbedingungen sehr groß sein können. Siehe z.B. die von den Wölfen abstammenden Hunde und deren extremen Abweichungen voneinander. Für ihn freilich nur ein Beleg dafür, wie großartig Gott die verschiedenen Arten geschaffen hat und Bestätigung der Genesis-Passage, wo Gott die Welt anschaute und sah, daß sie gut war...
Aha, der Klassiker. Nun kurzgesagt: Das sind gar keine unterschiedlichen Dinge.
Ein Beispiel: Die Schwimmblasen der Fische und Lungen der Landwirbeltiere sind essenziell das selbe Organ. Das ist der Grund, aus dem Welse und Aale über Land wandern können - sie können mit der Schwimmblase in gewissem Maße Luft atmen.

Um nun Mikro- und Makroevolution zu unterscheiden müsste es einen Punkt geben, dessen Überschreitung durch Mikroevolution, also kleinteilige Anpassungen nicht überschritten werden könnte. Mir ist im gesamten Tierreich (mit Pflanzen kenne ich mich da nicht so aus) kein einziges Beispiel bekannt, wo das so sein sollte.
Wer Mikroevolution akzeptiert, kann Makroevolution nicht mehr ausschließen, weil sie der selbe Prozess sind.
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Chinasky
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Beitrag(#1810460) Verfasst am: 25.01.2013, 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

Vektral Proximus hat folgendes geschrieben:
Die so genannte Geißblatt-Made ist eine neue Frucht- oder Bohrfliegenart, die sich in nur 250 Jahren durch Hybridisierung aus den Arten Rhagoletis mendax und Rhagoletis zephyria entwickelt hat1. Das hat ein Forscherteam von der Pennsylvania State University unter der Leitung von Dietmar Schwarz festgestellt. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Nature vorgestellt. Es handelt sich um den ersten nachgewiesenen Fall, bei dem die Hybridisierung zwischen zwei wirtspezifischen Tierarten mit einem Wirtspflanzenwechsel einhergegangen ist. Außerdem ist es einer der wenigen dokumentierten Fälle überhaupt, bei denen es im Tierreich zur Entstehung einer neuen Art durch Hybridisierung gekommen ist.


Danke für das Beispiel! Smilie

@Shadaik: Ja, der Klassiker... zwinkern Da diese Diskussion Mikro- vs. Makroevolution wirklich einen ewig langen Bart hat, wollte ich sie nicht auch zu einer neuen Runde peitschen.

@all: Ich habe das Bocksbart-Beispiel angeführt (danke nochmal dafür an smallie!* Smilie ) , und mein Opponent hat zugegeben, daß damit sein Argument untergraben sei und er es "in dieser Form" nicht aufrechterhalten könne. Was, so finde ich, für einen religiös motivierten Kreationisten schon ein erstaunlich weitreichendes Eingeständnist ist. Smilie





*Ein Mitleser hatte übrigens die Übersetzung "verbreitete krautartige Pflanzen" für "common weeds" extra und offtopic gelobt, das Lob will ich hier mal an den Urheber durchreichen.
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