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Was sind Eigenschaften?
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1708058) Verfasst am: 29.11.2011, 00:17    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Nur Nicht-Wahrgenommenes ist eigenschaftslos!


Das würde bedeuten, dass nichts Nichtwahrgenommenes existiert, das nichts eigenschaftslos existieren kann. Bist du ein Idealist à la Berkeley?
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1708060) Verfasst am: 29.11.2011, 00:19    Titel: Antworten mit Zitat

John Locke ist seit über 300 Jahren tot und wofür brauche ich heute einen Begriff, der in Philosophie und Religion anderweitig besetzt ist? Deine Rede von "natürlichen" Arten und Eigenschaften ist entweder trivial wie beim Wasser (das hat eben die chemische Formel H2O, damit hat es sich), oder wird spätestens dann problematisch, wenn es um Abgrenzungen geht wie an dem von mir erwähnten Beispiel des Lebens. Diese Welt besteht aus Prozessen, und da kommst du mit deinem "Wesens"-Begriff nicht weiter, denn das "Wesen" von Prozessen ist es eben, daß sie kein "Wesen" haben. Sorry, innerhalb der Philosophie mag ein solcher Begriff Sinn machen, aber außerhalb halte ich das für aufgesetzt.
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1708063) Verfasst am: 29.11.2011, 00:30    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Wir nehmen niemals Dinge direkt wahr. Du meinst, Du nähmst den Ball direkt wahr, aber genaugenommen bedeutet dieses "direkt" nur, daß Du bestimmte Arten von Wechselwirkungen (z.B. nicht um die Ecke) und Kausalketten besonders bewertest - was vielleicht auch seinen mesokosmischen Nutzen hat.


Hier ist zu unterscheiden zwischen kognitiver/perzeptiver Direktheit und kausaler Direktheit. Kein Vertreter des direkten Realismus leugnet die kausale Indirektheit von Wahrnehmungen, d.h. dass darin physische und neuronale Übertragungsvorgänge zwischen dem Wahrgenommenen und dem Wahrnehmer einbezogen sind. Sie bestreiten nur, dass der unmittelbare Gegenstand der Wahrnehmung etwas anderes ist als der Gegenstand selbst, wie z.B. ein geistiges Bild desselben.
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1708065) Verfasst am: 29.11.2011, 00:36    Titel: Antworten mit Zitat

Rohrspatz hat folgendes geschrieben:

Eben. Ein Ding ist einfach nur. Daher:
Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Woher kommen die? Wenn niemand mehr unterscheidet, auf welcher Ebene gibt es dann noch diese Gesetzmäßigkeiten? Wenn niemand Elektronen und Protonen unterscheidet, gibt es dann noch positive und negative Ladung oder nur noch individuelle Interaktionen?


Gibt es eine unglaubwürdigere Behauptung als die, dass die natürliche Welt ohne unsere begrifflichen Klassifizierungs- und Kategorisierungsaktivitäten ein undifferenzierter, strukturloser, absolut homogener Klumpen wäre?!
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1708071) Verfasst am: 29.11.2011, 00:50    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Rohrspatz hat folgendes geschrieben:

Eben. Ein Ding ist einfach nur. Daher:
Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Woher kommen die? Wenn niemand mehr unterscheidet, auf welcher Ebene gibt es dann noch diese Gesetzmäßigkeiten? Wenn niemand Elektronen und Protonen unterscheidet, gibt es dann noch positive und negative Ladung oder nur noch individuelle Interaktionen?


Gibt es eine unglaubwürdigere Behauptung als die, dass die natürliche Welt ohne unsere begrifflichen Klassifizierungs- und Kategorisierungsaktivitäten ein undifferenzierter, strukturloser, absolut homogener Klumpen wäre?!

Ja, das hast du sicher Recht. Diese Welt hat Strukturen, auch dann, wenn es Menschen nie gegeben hätte, die sich darüber Gedanken machen. Aber richtig ist auch, daß die Strukturen, Klassen und Kategorien, in die wir diese Welt einteilen, im besten Falle Vereinfachungen der realen Strukturen sind.
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1708074) Verfasst am: 29.11.2011, 01:00    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
John Locke ist seit über 300 Jahren tot…


Dieser Umstand widerlegt natürlich all seine Ansichten…Neutral

Marcellinus hat folgendes geschrieben:

…und wofür brauche ich heute einen Begriff, der in Philosophie und Religion anderweitig besetzt ist?


Welchen Begriff meinst du? "Natürliche Art", "Wesen"?
("Wesen" wird nicht nur im Sinne von "Essenz", sondern auch im Sinne von "Substanz" gebraucht. Ein Wesen im letzteren Sinne ist ein konkretes Objekt, z.B. ein Lebewesen. Substanzen haben Essenzen, aber sie sind keine Essenzen.)

Marcellinus hat folgendes geschrieben:

Deine Rede von "natürlichen" Arten und Eigenschaften ist entweder trivial wie beim Wasser (das hat eben die chemische Formel H2O, damit hat es sich), oder wird spätestens dann problematisch, wenn es um Abgrenzungen geht wie an dem von mir erwähnten Beispiel des Lebens.


Dass Abgrenzungsprobleme vorkommen, bedeutet nicht, dass die Rede von natürlichen Arten und Eigenschaften grundsätzlich verfehlt und unsinnig ist, und dass natürliche Arten und Eigenschaften bloße "Begriffsfiktionen" sind.

Marcellinus hat folgendes geschrieben:

Diese Welt besteht aus Prozessen, und da kommst du mit deinem "Wesens"-Begriff nicht weiter, denn das "Wesen" von Prozessen ist es eben, daß sie kein "Wesen" haben. Sorry, innerhalb der Philosophie mag ein solcher Begriff Sinn machen, aber außerhalb halte ich das für aufgesetzt.


Was ist denn ein Prozess? Nach meinem Verständnis ist ein Vorgang ein dynamischer Sachverhalt, der darin besteht, dass eine Sache oder Gruppe von Sachen eine dynamische Eigenschaft besitzt oder zu anderen Sachen in einer dynamischen Beziehung steht. Mit "dynamische Eigenschaften/Beziehungen" sind Bewegungen, (Wechsel-)Wirkungen, Tätigkeiten und Handlungen gemeint. Und ich wüsste nicht, weshalb nur nichtdynamische/statische Eigenschaften/Beziehungen wesentliche Eigenschaften/Beziehungen sein könnten.
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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1708100) Verfasst am: 29.11.2011, 09:50    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Marcellinus hat folgendes geschrieben:

Diese Welt besteht aus Prozessen, und da kommst du mit deinem "Wesens"-Begriff nicht weiter, denn das "Wesen" von Prozessen ist es eben, daß sie kein "Wesen" haben. Sorry, innerhalb der Philosophie mag ein solcher Begriff Sinn machen, aber außerhalb halte ich das für aufgesetzt.


Was ist denn ein Prozess? Nach meinem Verständnis ist ein Vorgang ein dynamischer Sachverhalt, der darin besteht, dass eine Sache oder Gruppe von Sachen eine dynamische Eigenschaft besitzt oder zu anderen Sachen in einer dynamischen Beziehung steht. Mit "dynamische Eigenschaften/Beziehungen" sind Bewegungen, (Wechsel-)Wirkungen, Tätigkeiten und Handlungen gemeint. Und ich wüsste nicht, weshalb nur nichtdynamische/statische Eigenschaften/Beziehungen wesentliche Eigenschaften/Beziehungen sein könnten.

Nein, genau das ist es eben nicht. Du versuchst Objekte als statisch anzusehen, denen du dann nachträglich eine Eigenschaft "dynamisch" anhängst, damit das alles zu deinen statischen Begriffen paßt. Wenn du dagegen genau hinsiehst, sind die meisten Objekte selbst Prozesse. Sie befinden sich in Entwicklung. Kaum etwas in diesem Universum ist statisch, keine Sonne, keine Galaxie, kein Baum, kein Strauch, weder Fisch noch Mensch, noch die Arten oder Gesellschaften, die sie miteinander bilden. Alles befindet sich in Entwicklung und jeder konkrete Zustand ist nur eine Momentaufnahme, nicht zu verstehen, wenn man nicht betrachtet, woher es kommt und wohin es geht.

P.S.: Täusche ich mich, oder hat sich dein "Wesens"-Begriff im Laufe dieser Debatte so langsam verflüchtigt, von einem Begriff für "das Ding an sich" hin zu "wesentlichen Eigenschaften", die der eine so, der andere so sieht?
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step
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Wohnort: Germering

Beitrag(#1708137) Verfasst am: 29.11.2011, 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Hier ist zu unterscheiden zwischen kognitiver/perzeptiver Direktheit und kausaler Direktheit. Kein Vertreter des direkten Realismus leugnet die kausale Indirektheit von Wahrnehmungen, d.h. dass darin physische und neuronale Übertragungsvorgänge zwischen dem Wahrgenommenen und dem Wahrnehmer einbezogen sind. Sie bestreiten nur, dass der unmittelbare Gegenstand der Wahrnehmung etwas anderes ist als der Gegenstand selbst, wie z.B. ein geistiges Bild desselben.

Kannst Du mal "kognitive/perzeptive Direktheit" exakter definieren? Was nimmt denn nun das Bakterium "kognitiv/perzeptiv direkt" wahr, den chemischen Gradienten oder den toten Wal, der ihn verursacht?
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Fake
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Anmeldungsdatum: 11.11.2011
Beiträge: 3548

Beitrag(#1708146) Verfasst am: 29.11.2011, 12:05    Titel: Re: Was sind Eigenschaften? Antworten mit Zitat

Rohrspatz hat folgendes geschrieben:
Der Denkfehler, den du machst, ist Folgender: Materie und Zustände sind nicht das Selbe.

Das habe ich so weder gesagt noch gemeint. Noch einmal:

1. Es gibt keine Materie ohne Zustand.
2. Es gibt keinen Zustand ohne Materie.

Materie und Zustand sind nicht identisch, aber untrennbar miteinander verbunden.

Rohrspatz hat folgendes geschrieben:
Meine Aussage ging daher auch nicht in Richtung eines Geist/Materie-Dualismus, sondern ganz im Gegenteil: Es gibt nur "Materie" (oder wie auch immer man die Existenz-Ebene beschreiben mag) und "Geistiges" ergibt sich nur durch das Entstehen von Unterscheidungen durch ein Nervensystem, das die Welt in Gleichartiges und Unterschiedliches einteilt und daher Emergenz-Phänomene hervor bringt, die... womöglich... nicht mehr konkret sind, also keine Entsprechung auf einer vom Subjekt unabhängigen Ebene haben.

Hier widersprichst du dir doch selber. Zuerst behauptest du, du würdest nicht nur keinen Geist/Materie-Dualismus vertreten, sondern sogar das Gegenteil! Aber schon einen Satz später schreibst du wieder, dass sowas wie das geistige existiert, auch wenn es "nur" in Nervensystemen existiert. Das ist nicht das Gegenteil eines Dualismus, das ist ein Dualismus.

Ich weiss auch nicht, was dein Umweg über eine direkte Entsprechung soll. Es gibt und gab im gesamten Universum keine zwei Moleküle, Atome oder sonstige Teilchen, die in jeder Hinsicht gleich sind. Ob irgendetwas etwas anderem entspricht oder nicht ist eine völlig willkürliche Wertung ohne jeglichen Informationsgehalt.

Die Naturgesetze gelten für menschliche Gehirne genauso wie für jede andere Materie auch. Ob eine "Idee" in Neurotransmittern, DNA, Elektronen, Papier und Tinte oder Luftmolekülen gespeichert ist, ist für mich kein so wesentlicher Unterschied, dass er eine Zweiteilung der gesamten Physik rechtfertigen würde.
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Rohrspatz
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Anmeldungsdatum: 25.12.2007
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Wohnort: NRW

Beitrag(#1708152) Verfasst am: 29.11.2011, 12:18    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Rohrspatz hat folgendes geschrieben:

Eben. Ein Ding ist einfach nur. Daher:
Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Woher kommen die? Wenn niemand mehr unterscheidet, auf welcher Ebene gibt es dann noch diese Gesetzmäßigkeiten? Wenn niemand Elektronen und Protonen unterscheidet, gibt es dann noch positive und negative Ladung oder nur noch individuelle Interaktionen?


Gibt es eine unglaubwürdigere Behauptung als die, dass die natürliche Welt ohne unsere begrifflichen Klassifizierungs- und Kategorisierungsaktivitäten ein undifferenzierter, strukturloser, absolut homogener Klumpen wäre?!


Das behaupte ich doch gar nicht! Ich suchte doch ursprünglich einen Einwand genau dagegen, eben weil es unplausibel ist. Aber ich habe nicht umsonst im nächsten Absatz auf Marcellinus verwiesen: Damit frage ich nach dem Wesen der Realität und das wird uns niemals nackt vorliegen.

Ich hatte nur gehofft, dass es in diese Richtung zumindest noch ein klein wenig nackiger geht....
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Rohrspatz
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Anmeldungsdatum: 25.12.2007
Beiträge: 3877
Wohnort: NRW

Beitrag(#1708162) Verfasst am: 29.11.2011, 12:32    Titel: Re: Was sind Eigenschaften? Antworten mit Zitat

Fake hat folgendes geschrieben:
Rohrspatz hat folgendes geschrieben:
Meine Aussage ging daher auch nicht in Richtung eines Geist/Materie-Dualismus, sondern ganz im Gegenteil: Es gibt nur "Materie" (oder wie auch immer man die Existenz-Ebene beschreiben mag) und "Geistiges" ergibt sich nur durch das Entstehen von Unterscheidungen durch ein Nervensystem, das die Welt in Gleichartiges und Unterschiedliches einteilt und daher Emergenz-Phänomene hervor bringt, die... womöglich... nicht mehr konkret sind, also keine Entsprechung auf einer vom Subjekt unabhängigen Ebene haben.

Hier widersprichst du dir doch selber. Zuerst behauptest du, du würdest nicht nur keinen Geist/Materie-Dualismus vertreten, sondern sogar das Gegenteil! Aber schon einen Satz später schreibst du wieder, dass sowas wie das geistige existiert, auch wenn es "nur" in Nervensystemen existiert. Das ist nicht das Gegenteil eines Dualismus, das ist ein Dualismus.


Es ist aber kein Substanz-Dualismus! Es ist ein Dualismus, wie der, dass ich Windows nicht mit dessen Festplatten-Platz gleich setze.

Fake hat folgendes geschrieben:

Ich weiss auch nicht, was dein Umweg über eine direkte Entsprechung soll. Es gibt und gab im gesamten Universum keine zwei Moleküle, Atome oder sonstige Teilchen, die in jeder Hinsicht gleich sind. Ob irgendetwas etwas anderem entspricht oder nicht ist eine völlig willkürliche Wertung ohne jeglichen Informationsgehalt.


Eben nicht! Es ist eine Wertung, die uns zu zutreffenden Vorhersagen befähigt, unterliegt also auch einer Gesetzmäßigkeit. Sonst könnten wir ja keinen Sinn aus diesen Gleichsetzungen (wie "Tisch") ziehen.

Fake hat folgendes geschrieben:

Die Naturgesetze gelten für menschliche Gehirne genauso wie für jede andere Materie auch. Ob eine "Idee" in Neurotransmittern, DNA, Elektronen, Papier und Tinte oder Luftmolekülen gespeichert ist, ist für mich kein so wesentlicher Unterschied, dass er eine Zweiteilung der gesamten Physik rechtfertigen würde.


Eben genau das propagiere ich nicht (-> s.o.)
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Fake
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Anmeldungsdatum: 11.11.2011
Beiträge: 3548

Beitrag(#1708173) Verfasst am: 29.11.2011, 13:10    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube ich habe dich von Anfang an richtig verstanden. In der Sache sind wir uns doch einig. Dennoch scheinst du ein Problem zu haben, das ich nicht habe. Das Problem lautet: Was sind Eigenschaften. Meine Antwort darauf ist: "Eigenschaften" ist eine sprachliche Kategorie.

Ich mag dein Tischbeispiel. Jeder Mensch weiss, was ein "Tisch" ist. Dabei gibt es auf der Welt keine zwei Tische, die identisch sind. Nicht einmal Tische der selben Bauserie sind identisch. Es gibt auch nicht den Tisch, es gibt nur millionen unterschiedlicher Gegenstände, die wir Tisch nennen. Obwohl es keine exakte Definition gibt, weiss jeder, was unter dem Begriff "Tisch" zu verstehen ist.

Und so ist es mit praktisch allen Wörtern unserer Sprache. Man weiss einfach, was sie bedeuten ohne es im Einzelfall zu hinterfragen. Was ich dir letztlich vorwerfe ist, dass du aus unserem Wortschatz quasi wahllos ein Wort (Eigenschaft) herauspickst und dafür eine Definition forderst. Warum gerade für "Eigenschaft" und nicht für "Tisch"? Dein zweite Fehler ist der, dass du aus der Tatsache, dass es keine exakte Definition zu geben scheint, Schlussfolgerungen ziehen willst. Das geht deswegen nicht, weil du für jedes andere Wort unserer Sprache genauso wenig keine exakte Definition bekommen kannst. Die von dir künstlich erzeuge Sonderstellung deines Begriffes ist keine. Du kannst auch nicht exakt definieren was ein Tisch ist. Der Begriff "Tisch" nicht mehr oder weniger abstrakt als der Begriff "Eigenschaft".

Philosophen werden wohl einfach damit leben müssen, dass ihr Handwerkszeug, die Sprache, nicht so präzise ist wie die Sprache der Mathematiker. Mit grobem Schmirgelpapier kann man nunmal keine glatten Oberflächen erzeugen. Auch mit der richtigen Technik nicht.
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1708225) Verfasst am: 29.11.2011, 16:45    Titel: Antworten mit Zitat

Was ein Tisch ist, läßt sich nun noch relativ einfach beschreiben. Unsere Vorstellung von einem Tisch dagegen, wie eigentlich alle Begriffe, die wir mit unserer Sprache gelernt haben, sind nicht durch Definition entstanden, sondern durch Lernen am Beispiel verbunden mit unserer Fähigkeit der Musterbildung.

Unser Gehirn ist nun einmal ganz wild darauf, aus wirklichen oder auch nur vermeintlichen Gemeinsamkeiten Muster zu bilden, um sich in dieser Welt mit möglichst wenig Aufwand zu orientieren. Da bleibt die eine oder andere Feinheit schon mal auf der Strecke. Für unsere Fähigkeit zu überleben überwiegen dabei die Vorteile die Nachteile um ein Vielfaches, nur für die exakte philosophische Begriffsbildung ist weder unser Gehirn noch unsere Sprache gemacht.

Obwohl, es gibt einen Ausweg: die Schulenbildung in Philosophie und Theologie. Hier werden nicht einzelne Begriffe definiert, sondern die Studenten lernen, sich in einem geschlossenen Kosmos von Begriffen und Formulierungen zu bewegen, und ihnen feste Bedeutungen zuweisen, gewissermaßen eine eigene Sprache. Wie das Kind im Umgang mit der eigenen Sprache Tische von Stühlen zu unterscheiden lernt, lernt der Philosoph, Begriffe in einer bestimmten Weise zu gebrauchen und miteinander in Beziehung zu setzen, in einer Weise allerdings, die auf seine Schule beschränkt ist.
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fwo
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Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1708248) Verfasst am: 29.11.2011, 18:55    Titel: Antworten mit Zitat

Fake hat folgendes geschrieben:
Ich glaube ich habe dich von Anfang an richtig verstanden. In der Sache sind wir uns doch einig. Dennoch scheinst du ein Problem zu haben, das ich nicht habe. Das Problem lautet: Was sind Eigenschaften. Meine Antwort darauf ist: "Eigenschaften" ist eine sprachliche Kategorie. ....

Das ist mir hier ja alles viel zu hoch - aber bei dieser Feststellung hat sich mMn jemand in den Ebenen Begriff und Bedeutung verirrt.

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1708319) Verfasst am: 29.11.2011, 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Du versuchst Objekte als statisch anzusehen, denen du dann nachträglich eine Eigenschaft "dynamisch" anhängst, damit das alles zu deinen statischen Begriffen paßt. Wenn du dagegen genau hinsiehst, sind die meisten Objekte selbst Prozesse. Sie befinden sich in Entwicklung.


Körper und Stoffe sind nicht Vorgänge, sondern Teil von Vorgängen; und als Vorgangssubjekte sind sie kraft ihrer dynamischen Eigenschaften und Beziehungen ständig in unterschiedlich schnell ablaufender innerer oder äußerer Bewegung und Veränderung begriffen.
Ich behaupte also mitnichten, dass Objekte oder Substanzen nur statische Eigenschaften haben oder nur in statischen Beziehungen zueinander stehen.

Marcellinus hat folgendes geschrieben:

P.S.: Täusche ich mich, oder hat sich dein "Wesens"-Begriff im Laufe dieser Debatte so langsam verflüchtigt, von einem Begriff für "das Ding an sich" hin zu "wesentlichen Eigenschaften", die der eine so, der andere so sieht?


Ich habe "Wesen" nie synonym mit "Ding an sich" gebraucht.
Allerdings ist, wie gesagt, "Wesen" doppeldeutig: "Wesen1" = "Substanz", "Wesen2" = "Essenz/Natur".
Ein Wesen1 hat ein Wesen2, d.h. eine Substanz hat eine Essenz/Natur, aber sie ist keine Essenz/Natur.
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1708322) Verfasst am: 29.11.2011, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Fake hat folgendes geschrieben:
Das Problem lautet: Was sind Eigenschaften. Meine Antwort darauf ist: "Eigenschaften" ist eine sprachliche Kategorie.


Eigenschaften sind keine Begriffe und der Begriff <Eigenschaft> ist keine Eigenschaft, sondern ein Begriff.
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Darwin Upheaval
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Beitrag(#1708346) Verfasst am: 29.11.2011, 22:43    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Nur Nicht-Wahrgenommenes ist eigenschaftslos!


Das würde bedeuten, dass nichts Nichtwahrgenommenes existiert, das nichts eigenschaftslos existieren kann. Bist du ein Idealist à la Berkeley?


Sicher nicht. Ich hätte besser sagen sollen: Nur "das Nichts" ist eigenschaftslos, genauer gesagt: Es gibt eigentlich gar nichts, was eigenschaftslos ist, weil schon das Denken an das "Nichts" wird unwillkürlich mit Eigenschaften (z.B. leer, kalt, schwarz...) ausgestattet. Selbst der Grundzustand der Welt, die berühmte Frage: "Was war vor dem Urknall?", mündet nicht im Nichts.
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Marcellinus
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Beiträge: 7429

Beitrag(#1708353) Verfasst am: 29.11.2011, 22:55    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
te]
Das ist mir hier ja alles viel zu hoch ...

Nein, das scheint nur so. Lachen
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Darwin Upheaval
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Beitrag(#1708356) Verfasst am: 29.11.2011, 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Dinge werden nun einmal von einem erkennenden Subjekt perzepiert bzw. "irgendwie" wahrgenommen. Das "Irgendwie", das sich in den neuronalen Erregungsmustern widerspiegelt, die durch eine Interaktion dieses Dings (direkt oder via Messapparat) mit unseren Sinnesapparaten ausgelöst und durch eine wie auch immer geartete "Logik" in bewusstes Erleben übersetzt wird (Introspektion), bedingt nunmal, dass wir dem erkannten Ding irgendwelche Eigenschaften zuschreiben - sonst würden wir das Ding logischerweise nicht wahrnehmen. Nur Nicht-Wahrgenommenes ist eigenschaftslos!

Es ist aber genaugenommen nicht der Ball, der mit uns interagiert


Wenn man den Ball berührt, dann schon...

step hat folgendes geschrieben:
und all dies hervorruft. Sondern es sind elektromagnetische Felder.


Auch...

step hat folgendes geschrieben:

Diese hängen kausal zusammen mit irgendwelchen Farbmolekülen und einer Leuchtquelle. Wir perzipieren also erstmal eben keinen Ball, sondern irgendetwas Primäres, das wir dann als "Ball" deuten. Also als hinreichend passend zu unserem Modell "Ball". Natürlich können wir im Nachhinein vereinfachend sagen "ich habe einen Ball gesehen", oft ist das eine gute Beschreibung, aber eben nicht immer. Keinsfalls darf man jedoch daraus so einfach schließen, daß man primär den Ball wahrgenommen hätte.


Ich sehe hier zwei Probleme: ein semantisches und ein erkenntnistheoretisches. Das semantische Problem besteht darin, dass die Bedeutung des Worts "Ball" dehnbar ist. Was ich als "Ball" bezeichne, ist in den Augen anderer vielleicht eine Kugel oder ein Ellipsoid und somit gar kein Ball. Und erkenntnistheoretisch gesehen nehme ich den Ball nicht "an sich" wahr. Vielmehr konstruiert unser Gehirn ein Abbild, das nur partiell mit dem Objekt korrespondiert. Das heißt, einige Aussagen über das Objekt (Zustandbeschreibungen) sind wahr, einige wiederum sind falsch. Unser Wissen über das Objekt "Ball" ist nur partiell wahr.

Wir erfassen auch nicht jede (essentielle) Eigenschaft, die das Objekt besitzt. Eine Zecke beispielsweise erkennt den Ball nur, wenn er Buttersäure absondern und Infrarotstrahlung emittiert. Sie könnte dann zwar zwei Eigenschaften des Objekts korrekt beschreiben, wäre aber außerstande, das Objekt "an sich" zu erkennen. Ich gehe davon aus, dass wir Menschen uns epistemologisch gesehen in einer ähnlichen Situation befinden, auch wenn unser Wissen über den Ball "an sich" weit vollständiger ist als das der Zecke. Mithilfe wissenschaftlicher Methoden können wir dieses Wissen über die Natur des Balls sogar noch erweitern - selbst in Bereichen, wo uns jegliche Anschauung fehlt, etwa in (sub-) atomaren Dimensionen...
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Darwin Upheaval
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Beitrag(#1708363) Verfasst am: 29.11.2011, 23:05    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Eine Relativierung möchte ich noch anbringen: Mir ist die Diskussion über das Erkennen von Dingen mit Eigenschaften hier etwas zu instrumentalistisch angehaucht.

Tja, und umgekehrt stört mich ein bißchen, daß wir uns nicht einfach nur mit der Wahrnehmung und Modellierung beschäftigen und stattdessen ständig in ontologische Fragen ausbrechen.


Es gibt keinen Unterschied zwischen Ontik und Modellierung. Ontologie ist die Lehre vom Sein und Werden der Welt und somit "allgemeine Wissenschaft"...

step hat folgendes geschrieben:
Von mir aus können wir zur Vereinfachung mal den realistischen Standpunkt einnehmen und annehmen, daß es das Ding wirklich gibt.


Wissenschaftler nehmen diesen Standpunkt nicht nur aus Gründen der Vereinfachung ein. Es ist Grundlage und Grundvoraussetzung aller Modellbildung (Wissenschaftler erforschen nicht nur ihre Hirngespinste), und die philosophische Position, die am meisten erklärt. Aber in diesem Punkt werden wir uns nie einig...
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Beitrag(#1708370) Verfasst am: 29.11.2011, 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

Rohrspatz hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Rohrspatz hat folgendes geschrieben:
Die Frage wäre demnach: Wie gehen übergreifende Eigenschaften aus Modi hervor und existieren sie von einem Beobachter unabhängig?
Oder meinetwegen lassen wir die Eigenschaften weg: Wie kommt es, dass wir Modi zu Kategorien zusammen fassen können (wie positive oder negative Ladung)?


Die Dinge sind einfach und verhalten sich schlichtweg gesetzmäßig. Sie "enthalten" nichts, schon gar keine Eigenschaften. Die Eigenschaften schreiben wir ihnen lediglich zu bei dem Versuch, die Dinge zu kategorisieren.


Eben. Ein Ding ist einfach nur. Daher:
Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Woher kommen die?


Ein gläubiger Christ würde sagen: von Gott... zwinkern

Rohrspatz hat folgendes geschrieben:
Wenn niemand mehr unterscheidet, auf welcher Ebene gibt es dann noch diese Gesetzmäßigkeiten?


Man kann das nicht mehr sinnvoll hinterfragen. Die Natur der Dinge ist so, wie sie nunmal ist. Es gibt Teilchen, die ziehen sich gegenseitig an, Teilchen, die stoßen sich ab, Teilchen, die sich anihilieren, wenn sie aufeinander treffen, Teilchen, die sich zu komplexen Systemen organisieren, die wiederum eigenen Systemgesetzlichkeiten folgen usw. usf.

Wir können diese Teilchen und Teilchensysteme nur beschreiben und kategorisieren, ihnen also Eigenschaften und Gesetzlichkeiten zuweisen. Es ist aber sinnlos zu fragen, wer diese Teilchen und Teilchensysteme mit denjenigen Eigenschaften und Gesetzlichkeiten "ausgestattet" hat, die ich ihnen zuvor kognitiv zugewiesen habe. Das Ergebnis wäre der altbekannte Fehlschluss der Äquivokation.

Man findet diesen Fehlschluss bei Idealisten immer wieder, die meinen, es existiere eine Dimension des Immateriellen, die materielle Objekte ("Dinge") mit der Fähigkeit ausstatte, sich (nomisch) zu verhalten, Kreativität zu entwickeln usw. Diese immaterielle Ebene wird dann nicht selten mit "Gott" gleichgesetzt. Leider wird hier allzu oft der unendliche Regress übersehen: Welche Dimension stattet wiederum die immaterielle Ebene (bzw. Gott) mit der Fähigkeit aus, Materie mit Eigenschaften auszustatten? zwinkern

Rohrspatz hat folgendes geschrieben:
Wenn niemand Elektronen und Protonen unterscheidet, gibt es dann noch positive und negative Ladung oder nur noch individuelle Interaktionen?


Nein, es gibt nur Teilchen bzw. Systeme, die sich (mit nomischer Notwendigkeit) verhalten. Was existiert, verhält sich notwendigerweise.
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1708377) Verfasst am: 29.11.2011, 23:51    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:

Ich sehe hier zwei Probleme: ein semantisches und ein erkenntnistheoretisches. Das semantische Problem besteht darin, dass die Bedeutung des Worts "Ball" dehnbar ist. Was ich als "Ball" bezeichne, ist in den Augen anderer vielleicht eine Kugel oder ein Ellipsoid und somit gar kein Ball.


Es ist doch wurscht, ob ein Ball eine perfekte Kugel im mathematischen Sinn ist oder nicht.

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:

Und erkenntnistheoretisch gesehen nehme ich den Ball nicht "an sich" wahr. Vielmehr konstruiert unser Gehirn ein Abbild, das nur partiell mit dem Objekt korrespondiert.


Wenn du damit sagen willst, dass das Sehen eines Balles im Sehen geistiger Ballbilder besteht, dann widerspreche ich dir.

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:

Wir erfassen auch nicht jede (essentielle) Eigenschaft, die das Objekt besitzt.


Um den äußeren Gegenstand selbst wahrzunehmen, muss ich doch nicht all seine Eigenschaften (zugleich) wahrnehmen. Wenn ich einen Menschen von hinten sehe, dann sehe ich ihn selbst, auch wenn ich ihn nicht zugleich von vorne und von der Seite sehe.
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Steffen Rehm
registrierter User



Anmeldungsdatum: 10.07.2011
Beiträge: 160
Wohnort: bei Berlin

Beitrag(#1708380) Verfasst am: 30.11.2011, 00:38    Titel: Antworten mit Zitat

Wie gehen Worte, Kategorien, Eigenschaften in unseren Verstand ein?
Mit Ähnlichkeit!
In einer Welt, in der es keine gleichen, aber viele ähnliche Dinge gibt, müssen Lebewesen zur Orientierung ein Gespür für Ähnlichkeiten haben, um Essbares von Ungenießbarem, Freund von Feind, Männchen von Weibchen zu unterscheiden.
Die Eigenschaft der Tische, eine waagerechte Tischplatte zu haben, wird durch viele ähnliche Beobachtungen bestätigt.
Unser Nervensystem ist darauf optimal spezialisiert, Ähnlichkeiten bzw. Abweichungen davon im Unterscheiden zu erkennen, indem es mit den Schaltungsprinzipien der Konvergenz und Divergenz die Bildung von Kontrasten betreibt (Laterale Hemmung).
Erst mit dieser automatischen Kontrastbildung, die schon unterhalb der Hirnrinde stattfindet, entstehen für uns bewußt Grenzen bzw.Unterschiede in der Umwelt, die nach ihrer Ähnlichkeit sortiert werden können.
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Die Erkenntnis der Grenze ist die Grenze der Erkenntnis
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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1708402) Verfasst am: 30.11.2011, 09:03    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:

step hat folgendes geschrieben:
Von mir aus können wir zur Vereinfachung mal den realistischen Standpunkt einnehmen und annehmen, daß es das Ding wirklich gibt.


Wissenschaftler nehmen diesen Standpunkt nicht nur aus Gründen der Vereinfachung ein. Es ist Grundlage und Grundvoraussetzung aller Modellbildung (Wissenschaftler erforschen nicht nur ihre Hirngespinste), und die philosophische Position, die am meisten erklärt. Aber in diesem Punkt werden wir uns nie einig...

Alle Lebewesen nehmen diesen Standpunkt ein. Vermutlich sind nur Menschen in der Lage, sich ein unrealistisches Weltbild zu zimmern - und selbst die sind meistens verdächtig realistisch, wo es um ihren Vorteil geht.
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1708409) Verfasst am: 30.11.2011, 10:06    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Es ist aber genaugenommen nicht der Ball, der mit uns interagiert
Wenn man den Ball berührt, dann schon...

Nö, auch dann nicht wirklich. Erst unsere holifizierende, reifizierende Abstraktion "Ball" legt uns nahe, daß wir von einer echten Berührung sprechen können, so als würden sich Körper und Ball berühren und nicht nur Elektronenhüllen sich abstoßen.

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Diese hängen kausal zusammen mit irgendwelchen Farbmolekülen und einer Leuchtquelle. Wir perzipieren also erstmal eben keinen Ball, sondern irgendetwas Primäres, das wir dann als "Ball" deuten. Also als hinreichend passend zu unserem Modell "Ball". Natürlich können wir im Nachhinein vereinfachend sagen "ich habe einen Ball gesehen", oft ist das eine gute Beschreibung, aber eben nicht immer. Keinsfalls darf man jedoch daraus so einfach schließen, daß man primär den Ball wahrgenommen hätte.
Ich sehe hier zwei Probleme: ein semantisches und ein erkenntnistheoretisches. Das semantische Problem besteht darin, dass die Bedeutung des Worts "Ball" dehnbar ist. Was ich als "Ball" bezeichne, ist in den Augen anderer vielleicht eine Kugel oder ein Ellipsoid und somit gar kein Ball.

Das ist richtig, und es ist mE besonders stark für alle mesokosmischen Begriffe, letztlich aber für alle reifizierenden Begriffe überhaupt der Fall. Es wurde ja weiter oben schon an vielen Beispielen gezeigt, daß es je nach Sichtweise / Betrachtungsebene nicht zu entscheiden ist, ob etwa eine bestimmte Eigenschaft zu einem Ding "gehört" oder ein eigenes Ding ist. Da nützt es auch nichts, eine formalistisch-modallogische Position einzumnehmen und darauf zu bexstehen, daß Eigenschaften logisch gesehen etwas anderes als Dinge sind.

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Und erkenntnistheoretisch gesehen nehme ich den Ball nicht "an sich" wahr.

Auch das ist richtig (und stützt meine Ansicht), aber Myron hatte weiter oben das Gegenteil behauptet.

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Vielmehr konstruiert unser Gehirn ein Abbild, das nur partiell mit dem Objekt korrespondiert.

Für die Diskussion hier ist aber nicht entscheidend, daß das Gehirn ein Abbild konstruiert, sondern daß es ein Modell "Ball" besitzt, mit dem die Wahrnehmungen beim Erkenntnisvorgang gepasst oder assoziiert werden.

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
... Ich gehe davon aus, dass wir Menschen uns epistemologisch gesehen in einer ähnlichen Situation befinden, auch wenn unser Wissen über den Ball "an sich" weit vollständiger ist als das der Zecke. Mithilfe wissenschaftlicher Methoden können wir dieses Wissen über die Natur des Balls sogar noch erweitern - selbst in Bereichen, wo uns jegliche Anschauung fehlt, etwa in (sub-) atomaren Dimensionen...

Ja, allerdings lernen wir dabei eben auch, daß Reifizierungen wie "Ball" zwar nützlich, aber nicht fundamental sind.
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Marcellinus
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Beitrag(#1708411) Verfasst am: 30.11.2011, 10:12    Titel: Antworten mit Zitat

Oh, Himmel, was willst du uns damit sagen? Daß die Beule, die du bekommst, wenn dir ein Ball an den Kopf fliegt, Einbildung ist?
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Fake
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Beiträge: 3548

Beitrag(#1708414) Verfasst am: 30.11.2011, 10:17    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Das Problem lautet: Was sind Eigenschaften. Meine Antwort darauf ist: "Eigenschaften" ist eine sprachliche Kategorie.


Eigenschaften sind keine Begriffe und der Begriff <Eigenschaft> ist keine Eigenschaft, sondern ein Begriff.

So what?

Nichts als Worte. Du kannst es noch so wissenschaftlich klingen lassen, Worte werden immer ein stumpfes Werkzeug bleiben. Es gibt in der Semantik kein richtig und kein falsch. Es gibt nur mehr oder weniger gut begründete Meinungen.
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Skeptiker
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Beitrag(#1708415) Verfasst am: 30.11.2011, 10:21    Titel: Dein Modell und Du Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Oh, Himmel, was willst du uns damit sagen? Daß die Beule, die du bekommst, wenn dir ein Ball an den Kopf fliegt, Einbildung ist?


step will uns sagen,dass seine Modelleisenbahn realistischer ist, als die echte Eisenbahn da draußen ...-
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Beiträge: 25405

Beitrag(#1708423) Verfasst am: 30.11.2011, 11:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ich versuche mal meinen Standpunkt darzulegen.
Eigenschaften sind Relationen. Alles was wir haben sind Relationen. Beziehungsweise Relationen haben wir eben nicht mehr, wir können ihrer nicht habhaft werden, weil "Relation" den Verzicht auf Erfahrungswissen einschliesst. Relationen sind keine Indikatoren für Existenz. Es ist möglich Relationen zu kategorisieren. Materialisten (nicht alle) haben die Intuition, alle Relationen mit Raumzeitkoordinaten als existent zu betrachten und die ohne als inexistent. Das interpretiere ich als eines dem Materialisten sich selbst nicht immer eingestandenes und der Fragestellung gegenläufiges Bedürfnis an lebensweltlichen Vorstellungen festzuhalten. Das verdeutlicht nach meiner Ansicht in dieser Zeit des Führungsanspruchs neurobiologischer Forschung nichts besser, als die Neigung, das Hirn und dessen Strukturen als elemtare Basis zur Beantwortung dieser Fragen zu betrachten (aber wenn die Wirklichkeit eine Wellenfunktion ist, dann ist eben auch das Gehirn ein Teil davon - und dessen Struktur wird uns nicht preisgeben, ob Zahlen existieren oder nicht).
Meine derzeitige Schlussfolgerung aus vorangegangen Überlegungen ist, daß wir uns zwischen 2 wirklich elementaren Vorstellungen entscheiden müssen: Entweder die Dinge sind wie sie sind, und es existieren letztlich keine den Entitäten innewohnenden Kräfte, gleichgültig wie sehr wie sie atomisieren. Oder innewohnende Kräfte, aka Naturgesetze oder Naturkonstanten existieren.

Erstere beinhaltet meiner Ansicht nach eine zufällige, ungesteuerte Wirklichkeit. Und das widerspricht sehr ihrer regelhaften Anmutung. Allerdings auch das nicht, wenn die Wirklichkeit ungeheuer viel größer/komplexer (auch ich komme nicht ohne mit Räumlichkeit assoziierenden Begriffen aus) ist, als wir sie zu denken wagen.

Zweitere wiederspricht meiner Ansicht nach dem Groß materialistischer Ontologien.
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Marcellinus
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Beiträge: 7429

Beitrag(#1708424) Verfasst am: 30.11.2011, 11:00    Titel: Re: Dein Modell und Du Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Oh, Himmel, was willst du uns damit sagen? Daß die Beule, die du bekommst, wenn dir ein Ball an den Kopf fliegt, Einbildung ist?


step will uns sagen,dass seine Modelleisenbahn realistischer ist, als die echte Eisenbahn da draußen ...-

Das ist aber sehr unrealistisch! Lachen
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