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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#181528) Verfasst am: 20.09.2004, 19:21 Titel: Re: Weil |
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gwarpy hat folgendes geschrieben: | das wörtchen "neben" ist in diesem zusammenhang wirklich wichtig, denn die frühen juden hatten keineswegs mit einem gott genug. jahwe war der höchste gott, der keinen anderen gott auf der selben stufe an seiner seite hatte, aber nicht der alleinige. die frühen juden hatten nämlich noch eine menge stammes- und naturgottheiten, denen sie ebenso huldigten. im 2. buch mose (glaub´ ich) ist eine stelle mit zwei göttern erhalten geblieben, wovon der eine gott (jahwe) auf einem blutopfer besteht, während der andere solche opferungen von sich weist. |
Die erste Erwähnung Gottes im Buch Genesis steht im hebräischen Original in einem Plural (el-ohim statt el)! Zumindest das sollte zu Denken geben...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#181538) Verfasst am: 20.09.2004, 19:48 Titel: Re: Warum lieben die Anhänger der monotheist. Religionen Got |
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sascha hat folgendes geschrieben: | Hallo, ich würde gerne mal wissen - mit dem Versprechen nicht lästern oder Streit anfangen zu wollen - warum Christen, Juden, Muslime und Angehörige eventueller anderer monotheistischer Religionen Gott lieben. Mir ist schon früher, als ich selbst noch ein sehr überzeugter Christ war, aufgefallen, dass ich offenbar aus irgendeinem Grund ein grundlegendes Verständnisproblem mit dem Begriff Liebe habe. |
Tja. Es gibt viele Arten von Liebe und viele verschiedene Verständnisse.
Manche Menschen essen gegenseitig Teile ihrer Körper und das machen sie aus Liebe.
Somit ist die selbst die Liebe so eine Zirkelblume mit vielen Seiten.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#181542) Verfasst am: 20.09.2004, 19:51 Titel: Re: Warum lieben die Anhänger der monotheist. Religionen Got |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Manche Menschen essen gegenseitig Teile ihrer Körper und das machen sie aus Liebe. |
Wohl eher aus Lust!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#181616) Verfasst am: 20.09.2004, 22:56 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Critic hat folgendes geschrieben: |
Es gibt auch Sprachen, in denen zwischen Sein und Werden kein Unterschied besteht.
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Welche? |
Wenn ich meinen Deutsch-Lk noch richtig erinnere, wurden im letzten Jahrhundert mal verschiedene Sprachen untersucht, wie sie das Konzept der Zeit handhaben, unter der These "Die Sprache bestimmt das Denken" (aber auch umgekehrt). Beispiel war glaube ich eine indianische Sprache von der Pazifikküste, in welcher der Bestand von Dingen nicht ausgedrückt werden konnte, also praktisch "Ein Haus erscheint" bzw. "Es haust" gesagt werden mußte, wollte man ausdrücken, daß da ein Haus steht. Wohl ganz einfach, weil dieses Volk vor der Ankunft der Weißen keine festen Häuser kannte, oder von seiner Philosophie her ("Alles fließt") nichts als fest begriff. Ob's wohl auch in einer Sprache das Umgekehrte gibt, daß man zwar ein Sein kennt, aber kein Werden?
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#181624) Verfasst am: 20.09.2004, 23:03 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | "Alles fließt" |
Hmmm... erinnert an Heraklits "panta rhei". Ist soweit ich weiss bis heute nicht falsifiziert.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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magnusfe MASTERMISSIONATOR OF THEOLOGIK
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 3944
Wohnort: dunkler Ort :
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(#181648) Verfasst am: 20.09.2004, 23:33 Titel: GENAU |
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Deshalb habe ich schon oft gelesen
Die göttliche Liebe ist weit höher als die menschliche Liebe
und mit menschlicher Liebe nicht vergleichbar, sie ist ganz anders
und übersteigt unseren Verstand, wir können sie nicht in ihrer
ganzen Tiefe verstehen
Wen Gott liebt, den züchtigt er
Also wenn er niemand züchtigen würde würde er niemanden lieben
q.e.d.
Der logischste Glaube den es jemals gab, gibt und geben wird
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#181651) Verfasst am: 20.09.2004, 23:39 Titel: Re: GENAU |
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magnusfe hat folgendes geschrieben: | Wen Gott liebt, den züchtigt er |
WICHTIG!
Der Mythos des Sysiphos <---- KAUFEN, LESEN, DENKEN!
magnusfe hat folgendes geschrieben: | Der logischste Glaube |
Irrationalismus <---> Rationalismus
ergo
Glaube <---> Logik
q.e.d.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#181726) Verfasst am: 21.09.2004, 09:26 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Die Diskordier versuchen niemanden von irgend etwas zu überzeugen. Sie nehmen nur das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung wahr, welches sie auch bei allen anderen Menschen zu akzeptieren haben und auch tun.
Die Aussage "Alle Menschen sind Diskordier" ist inhaltlich imho auch etwas irreführend, denn sie suggeriert, dass es einen Unterschied zwischen den Begriffen "Mensch" und "Diskordier" gibt. |
Und wenn ich aber nun einmal der Meinung bin, ich sei kein Diskordier?
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fingalo registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.09.2004 Beiträge: 337
Wohnort: Wiesbaden
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(#181739) Verfasst am: 21.09.2004, 10:13 Titel: Re: Weil |
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Zitat: | Die erste Erwähnung Gottes im Buch Genesis steht im hebräischen Original in einem Plural (el-ohim statt el)! Zumindest das sollte zu Denken geben... |
Und was soll dabei gedacht werden?
Dass in Israel am Anfang ein Polytheismus gestanden hat, der unter Jeremia zunächst die Stufe der Monolatrie erreichte und der Monotheismus erst spät entstanden ist und sich im Volke nie hat völlig durchsetzen können, ist doch bekannt.
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fingalo registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.09.2004 Beiträge: 337
Wohnort: Wiesbaden
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(#181743) Verfasst am: 21.09.2004, 10:24 Titel: Re: GENAU |
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Zitat: | Irrationalismus <---> Rationalismus
ergo
Glaube <---> Logik |
nö.
Glaube <---> Wissen
und
Glaube <---> Mißtrauen.
Glaube ist nicht automatisch unlogisch
Aber es gibt zwei Bedeutungen von "Glaube": Doxa und Pistis im Griechischen: Doxa = Das "einfach für wahr halten", Meinung; Pistis = sich verlassen auf, von etwas ausgehen (Voraussetzung fürs Handeln).
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#181771) Verfasst am: 21.09.2004, 11:37 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Und wenn ich aber nun einmal der Meinung bin, ich sei kein Diskordier?  |
Na und? Dann bist du eben - deiner Ansicht nach - keiner. Die Rechte, die man als Diskordier hat (-> die Menschenrechte + Meinungsfreiheit mit allen Konsequenzen und unter allen Umständen + das, was auf der Papstkarte steht) hast du damit trotzdem nicht verwirkt!
fingalo hat folgendes geschrieben: | Glaube <---> Wissen |
Naja, nicht ganz. Es gibt schließlich kein sicheres Wissen. Somit ist Wissen auch immer ein Bisschen Glauben.
fingalo hat folgendes geschrieben: | Aber es gibt zwei Bedeutungen von "Glaube": Doxa und Pistis im Griechischen: Doxa = Das "einfach für wahr halten", Meinung; Pistis = sich verlassen auf, von etwas ausgehen (Voraussetzung fürs Handeln). |
Könntest du den Unterschied näher erläutern?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Nav Gast
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(#181772) Verfasst am: 21.09.2004, 11:40 Titel: |
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@Tarvoc
fingalo kennt den Unterschied zwischen Dialektik und kritischem Rationalismus noch nicht - der muß einfach noch viel lernen.
Macht aber nix, das ist eh zu erwarten. Das Hirn sosehr mit Altertum zugedröhnt (Griechische Wortwichsereien vonwegen Doxa und Pistis), daß für zeitgemäße philosophische Ansätze a la Marx und Popper kein Platz mehr bleibt.
@fingalo
Guten Morgen, wir leben im 21. Jahrhundert.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#181783) Verfasst am: 21.09.2004, 11:57 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: | fingalo kennt den Unterschied zwischen Dialektik und kritischem Rationalismus noch nicht - der muß einfach noch viel lernen.  |
OmfG
Nav hat folgendes geschrieben: | Guten Morgen, wir leben im 21. Jahrhundert. |
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#181800) Verfasst am: 21.09.2004, 13:16 Titel: |
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Nav, und zwar am 21.09.2004 hat folgendes geschrieben: | zeitgemäße philosophische Ansätze a la Marx und Popper |
Der war gut.
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GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
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(#181877) Verfasst am: 21.09.2004, 14:50 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: | @Tarvoc
fingalo kennt den Unterschied zwischen Dialektik und kritischem Rationalismus noch nicht - der muß einfach noch viel lernen.
Macht aber nix, das ist eh zu erwarten. Das Hirn sosehr mit Altertum zugedröhnt (Griechische Wortwichsereien vonwegen Doxa und Pistis), daß für zeitgemäße philosophische Ansätze a la Marx und Popper kein Platz mehr bleibt.
@fingalo
Guten Morgen, wir leben im 21. Jahrhundert. |
Stimmt wohl.
Aber Marx modern? Guten Morgen, wir leben im 21. Jahrhundert, nicht im 19.
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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Nav Gast
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(#181879) Verfasst am: 21.09.2004, 14:53 Titel: |
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GermanHeretic hat folgendes geschrieben: | Nav hat folgendes geschrieben: | @Tarvoc
fingalo kennt den Unterschied zwischen Dialektik und kritischem Rationalismus noch nicht - der muß einfach noch viel lernen.
Macht aber nix, das ist eh zu erwarten. Das Hirn sosehr mit Altertum zugedröhnt (Griechische Wortwichsereien vonwegen Doxa und Pistis), daß für zeitgemäße philosophische Ansätze a la Marx und Popper kein Platz mehr bleibt.
@fingalo
Guten Morgen, wir leben im 21. Jahrhundert. |
Stimmt wohl.
Aber Marx modern? Guten Morgen, wir leben im 21. Jahrhundert, nicht im 19. |
Vieles von dem, was er sagte, gilt heute als richtig und ist vielfach sogar Allgemeingut geworden (z.B. die Mehrwerttheorie, die das Funktionieren der Wirtschaft völlig richtig beschreibt).
Und jünger als ein paar alte Griechen ist das sowieso.
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GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
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(#181883) Verfasst am: 21.09.2004, 14:58 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: |
Vieles von dem, was er sagte, gilt heute als richtig und ist vielfach sogar Allgemeingut geworden (z.B. die Mehrwerttheorie, die das Funktionieren der Wirtschaft völlig richtig beschreibt).
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Ja, aber heute weiß man (wieder), daß man den Mehrwert nicht abschaffen kann, weil sonst gar nichts mehr läuft.
Zitat: |
Und jünger als ein paar alte Griechen ist das sowieso. |
Trotzdem, nichts auf die alten Griechen. Gerade mit den Grundsätzen der Logik (und was ist bitte griechischer als das?) kann man jedes Christengebrabbel in der Luft zerfetzen. Leider hilft das nichts, weil im Christenhirn kein Platz für Logik ist.
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#181885) Verfasst am: 21.09.2004, 14:59 Titel: |
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Marx ist definitiv moderner als Platon, dessen Ideen nur lächerlich sind, fast sogar schon für seine eigene Zeit!
Aber auf Heraklit und Protagoras sollte man ein Auge werfen...
Und was moderne Philosophen angeht: Seit Sartres Tod hört man fast gar nichts mehr aus dem Bereich Philosophie... oder meine ich das nur?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Graf Zahl untot
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7040
Wohnort: Universum
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(#181887) Verfasst am: 21.09.2004, 15:02 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Und was moderne Philosophen angeht: Seit Sartres Tod hört man fast gar nichts mehr aus dem Bereich Philosophie... oder meine ich das nur? |
Wolltest Du nicht auch mal Philosophie studieren? - Das ist Deine Chance!
_________________ 42
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#181893) Verfasst am: 21.09.2004, 15:08 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Wolltest Du nicht auch mal Philosophie studieren? |
In der Tat!
Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Das ist Deine Chance!  |
Danke!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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fingalo registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.09.2004 Beiträge: 337
Wohnort: Wiesbaden
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(#181911) Verfasst am: 21.09.2004, 15:42 Titel: |
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Zitat: | fingalo hat folgendes geschrieben: | Aber es gibt zwei Bedeutungen von "Glaube": Doxa und Pistis im Griechischen: Doxa = Das "einfach für wahr halten", Meinung; Pistis = sich verlassen auf, von etwas ausgehen (Voraussetzung fürs Handeln). |
Könntest du den Unterschied näher erläutern? |
Hmm. Das "Für-wahr-halten" hat für sich keine persönliche Relevanz.
"Ich glaube, dass auf der Venus keine Lebewesen herumlaufen."
Pistis ist: "Ich glaube, dass meine Eltern mich aus dem Schlamassel wieder rausholen, in den ich hineingeraten bin." Oder: "Ich glaube, dass das Seil mich halten wird, wenn ich abstürze".
Dem liegt zwar auch eine doxa zu Grunde, ein für wahr halten, aber dieser Glaube geht darüber hinaus. Er fügt dem "Für wahr halten" noch eine persönliche Konsequenz hinzu.
Deshalb Glauben <---> Mißtrauen; einmal verlasse ich mich auf jemandem, das andere mal traue ich seinen Beteuerungen nicht und verlasse mich nicht auf ihn.
Oft hört man: "Ich glaube, dass etwas so und so ist." Nachfrage: "Würdest Du Deine Altersrente drauf setzen?" Antwort: "Nee, das nun wiederum nicht!"
Da fallen Doxa und Pistis auseinander.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#181993) Verfasst am: 21.09.2004, 17:16 Titel: |
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Im Englischen wird dieser Unterschied auch gemacht. "Glauben" ist im Deutschen eine Art Teekesselchen.
Atheisten und Agnostikern sollte das deutlich werden, wenn sie wieder mal zu hören bekommen : "Aber Du hast doch auch einen Glauben. Du glaubst, dass es Gott nicht gibt!"
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#181998) Verfasst am: 21.09.2004, 17:26 Titel: |
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fingalo hat folgendes geschrieben: |
Pistis ist: "Ich glaube, dass meine Eltern mich aus dem Schlamassel wieder rausholen, in den ich hineingeraten bin." Oder: "Ich glaube, dass das Seil mich halten wird, wenn ich abstürze".
Dem liegt zwar auch eine doxa zu Grunde, ein für wahr halten, aber dieser Glaube geht darüber hinaus. Er fügt dem "Für wahr halten" noch eine persönliche Konsequenz hinzu.
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Glaube an Gott gleich pistis minus doxa:
Das kommt - wenn ich das richtig interpretiere - meiner Einschätzung vom religiösen "Glauben" schon sehr nah...
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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fingalo registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.09.2004 Beiträge: 337
Wohnort: Wiesbaden
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(#182073) Verfasst am: 21.09.2004, 20:30 Titel: |
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Zitat: | Glaube an Gott gleich pistis minus doxa: |
Wieso?
Die Gläubigen halten für wahr, dass es einen Gott gibt und ziehen die Konsequenzen daraus.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#182087) Verfasst am: 21.09.2004, 20:50 Titel: |
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@fingalo: Das Vertrauen ist nicht der einzige und wohl auch nicht der entscheidende Unterschied zum "glauben = meinen", u.a. da man "vertrauen" auch auf real existierendes (z.B. einen Freund) kann.
ich ziehe daher folgende Akzentuierung vor:
Glauben hat 2 Hauptbedeutungen:
- w-glauben als Fuer-wahr-halten, Fuer-richtig-halten, Quasiwissen und
- m-glauben als Wert-, Sinnsetzung in Lebensbereichen, wo man grundsaetzlich nicht wissen kann: metaphysischer m-Glaube im Bereich der Ideologie und Religion.
m-Glauben richtet sich auf Bereiche, wo man (noch) nicht wissen kann und dennoch ein Erkenntnisbeduerfnis herrscht, z. B. bei all den metaphys. Beduerfnissen, die der Mensch hat (woher kommen wir ..., gibt es einen Gott?) und die auch verstaendlich, akzeptabel und legitim sind (die Religionen gaebe es nicht, wenn nicht metaphys. Beduerfnisse der Menschen nach ihnen verlangten). m-Glaube und der Irrtum haben gemeinsam, dass die Inhalte auch Negationen umfassen koennen, ansonsten sind es verschiedene Grundbegriffe, ein m-Glaube kann nicht falsch sein wie es beim irren der Fall ist. ... Subjektive Unkorrigierbarkeit koennen, aber muessen nicht Merkmale des Glaubens sein. Wichtig ist, dass der normale Glaeubige die Bedeutung der Glaubensinhalte fuer sich beansprucht und gewoehnlich keine Wirklichkeitsaussage mit intersubjektivem Geltungsanspruch macht. Religioeser Glaube wird dann zum Wahn, wenn die Inhalte mit intersubjektivem Geltungsanspruch mit subjektiver Gewissheit und unkorrigierbar erhoben werden. Solange der Religioese erkennt, dass es sein m-Glaube ist, der fuer ihn gilt und dass andere anderes m-glauben koennen und auch tun, handelt es sich um keinen Wahn.
Ein m-Glaube erfuellt seinen Zweck oder nicht. Aberglauben gibt es im strengen Sinn nicht. m-Glaube ist gewoehnlich der herrschende, verbreitete m-Glaube mit dem Anspruch der "wahre" zu sein, waehrend Aberglaube Minderheiten-m-Glaube ist. Zwischen m-Glaube und Aberglaube ist nur ein soziologischer Unterschied.
Ein vernuenftiges Kriterium, ob ein m-Glaube gut ist, kann nur darin bestehen, zu fragen, ob der m-Glaube die metaphys. Beduerfnisse der Glaeubigen befriedigt und dem Nutzen der Gemeinschaft dient, das allerdings sind sehr wichtige Kriterien, womit der Wert einer Religion fuer den einzelnen und die Gemeinschaft bestimmt werden kann.
(nach: Sponsel, R. Abteilung Allgemeine Psychopathologie: Zur Definition des Wahns, Abgrenzung von Irrtum und Glaube. Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#182093) Verfasst am: 21.09.2004, 20:55 Titel: Re: Weil |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Die erste Erwähnung Gottes im Buch Genesis steht im hebräischen Original in einem Plural (el-ohim statt el)! Zumindest das sollte zu Denken geben... |
Nicht nur die. Elohim ist die zweitbeliebteste Bezeichnung für Gott/Götter.
Das mit der ersten Genesisgeschichte (Gen 1-2:4a) wundert gar nicht, schließlich ist die von der polytheistischen Enuma Elish beeinflußt.
Wellhausen hat ja vor über hundert Jahren erkannt, dass die Torah von unterschiedlichen Autoren(gruppen) verfasst und editiert wurde. Die Schichten der Torah werden den vermuteten Autoren gemäß Elohist(isch), Jahwist(isch), Deuteronomist(isch), Priester(schrift) und Redakteur(?) genannt. (Üblicherweise wird nur der erste Buchstabe verwendet)
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fingalo registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.09.2004 Beiträge: 337
Wohnort: Wiesbaden
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(#182249) Verfasst am: 22.09.2004, 10:30 Titel: |
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Zitat: | [quote="step"]@fingalo: Das Vertrauen ist nicht der einzige und wohl auch nicht der entscheidende Unterschied zum "glauben = meinen", u.a. da man "vertrauen" auch auf real existierendes (z.B. einen Freund) kann.
ich ziehe daher folgende Akzentuierung vor:
Glauben hat 2 Hauptbedeutungen:
- w-glauben als Fuer-wahr-halten, Fuer-richtig-halten, Quasiwissen und
- m-glauben als Wert-, Sinnsetzung in Lebensbereichen, wo man grundsaetzlich nicht wissen kann: metaphysischer m-Glaube im Bereich der Ideologie und Religion. |
Da sehe ich keinen besonderen Unterschied zu meiner Unterscheidung.
Auch das Vertrauen auf den Freund kann ich auf ein "Für-Wahr-Halten" seiner Zuverlässigkeit und die daraus zu ziehende Konsequenz zurückführen.
Aber eine Frage: Was bedeuten -w- und -m- in diesem Zusammenhang?
Zitat: | Ein m-Glaube erfuellt seinen Zweck oder nicht. Aberglauben gibt es im strengen Sinn nicht. m-Glaube ist gewoehnlich der herrschende, verbreitete m-Glaube mit dem Anspruch der "wahre" zu sein, waehrend Aberglaube Minderheiten-m-Glaube ist. Zwischen m-Glaube und Aberglaube ist nur ein soziologischer Unterschied. |
Hinsichtlich des Unterschiedes zwischen religiösem Glauben und Aberglaube bin ich nicht ganz der Meinung, abgesehen davon, dass dann auch die Magie als weitere Spielart hinzugenommen werden müsste.
Aberglaube und Magie verhalten sich nämlich polar zueinander: Es geht um die reale Einwirkung des Übersinnlichen auf die sinnliche Welt. Der Aberglaube besteht nach meinem Verständnis darin, dass aus wirklichen Ereignissen an sich unzugängliche Informationen gewonnen werden, also, dass ein Unglück droht, wenn eine schwarze Katze von links über den Weg läuft. Die Magie geht den umgekehrten Weg: Sie versucht, durch aktive Praktiken Herr über geheimnisvolle Mächte zu werden, die dann die Realität nach dem Willen des Magikers beeinflussen. Die Grenzen sind fließend, z.B. wenn man sich bei Sternschnuppen etwas wünschen darf, das dann in Erfüllung gehen soll.
Beides sind nicht Bestandteile des -m-Glaubens, aber in der Religion sind solche Elemente durchaus vertreten, z.B. im Bittgebet (um Heilung oder um Lösung einer Krise), wenn es in der Überzeugung geschieht, dass bei richtigem Vollzug der Erfolg nicht ausbleiben dürfe, und der Glaube, Gott würde durch bestimmte (Wahr)Träume Aufträge erteilen.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#182254) Verfasst am: 22.09.2004, 10:43 Titel: |
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fingalo hat folgendes geschrieben: | . Der Aberglaube besteht nach meinem Verständnis darin, dass aus wirklichen Ereignissen an sich unzugängliche Informationen gewonnen werden, also, dass ein Unglück droht, wenn eine schwarze Katze von links über den Weg läuft. |
Ist jetzt zwar offtopic: Das Unglück besteht doch hier schon darin, dass eine Katze über den Weg läuft.
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fingalo registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.09.2004 Beiträge: 337
Wohnort: Wiesbaden
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(#182273) Verfasst am: 22.09.2004, 11:35 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | fingalo hat folgendes geschrieben: | . Der Aberglaube besteht nach meinem Verständnis darin, dass aus wirklichen Ereignissen an sich unzugängliche Informationen gewonnen werden, also, dass ein Unglück droht, wenn eine schwarze Katze von links über den Weg läuft. |
Ist jetzt zwar offtopic: Das Unglück besteht doch hier schon darin, dass eine Katze über den Weg läuft.  |
Nein, ich sagte ja: Es droht! Und die schwarze Katze "prophezeit" es sozusagen.
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