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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#210920) Verfasst am: 11.11.2004, 02:00 Titel: Re: Tod eines "lieben" Menschen |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: | Wir haben ein paar buddhistische Weisheiten auseinandergeklaubt (was für eine bekackte Religion) |
Nun, aber um einiges positivistischer als gewisse andere Religionen/Philosophien...
Zitat: | Während sich alle darauf einigten, dass der eigene Tod nichtig sei (Epikur) |
- Eine nicht ganz zu Ende gedachte Aussage.
Ohne das Wort Tod, macht das Wort Leben schließlich nicht mehr viel
Sinn...
Zitat: | Mein Standpunkt ist und war, dass Trauer um liebe Menschen sinnlose negative Emotionen bedeutet und damit dumm ist. |
- Nun, Trauer ist wohl etwas sehr natürliches.
Eine unpersönliche Haltung dürfte ziemlich teilnahmslos
bis gleichgültig wirken. Der Punkt wäre für mich eher,
aus der Trauer keine Fixe Idee zu machen.
Gefühlskälte ist nicht wirklich eine Lösung.
Wenn ich eine bestimmte Emotion für dumm erkläre,
warum sollte ich dann nicht auch alle anderen Emotionen
für "dumm" erklären ?
Das entspräche wohl einem Hass gegen das Natürliche.
Ein Liebes - Ein Leides.
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#210921) Verfasst am: 11.11.2004, 02:04 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | sascha hat folgendes geschrieben: |
Nein, im Ernst, also ich finde nicht, dass Nietzsche out ist. Nur oft a bisserl ungerecht, vielleicht auch hartherzig, und aber mir vor allem auch zu radikal. Und er widerspricht sich ja auch öfter selbst. |
Das wichtigste hast Du vergessen: Kaum ein Philosoph wurde so oft mißverstanden wie er. Was er allerdings selbst zum Teil mitverschuldet, da er manche Begriffe in einer anderen Bedeutung verwendete als Otto-Normalbürger. |
- Ach, in vieler Hinsicht ist er aber gar nicht mehr anders
zu verstehen, als er es schreibt - und so meint er es dann auch.
Nietzsche war ein Kind seiner Zeit.
Der Mann hatte reichlich Fehler.
Vortrefflich reden - dass allein bedeutet noch nicht vortrefflich handeln.
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#210924) Verfasst am: 11.11.2004, 02:26 Titel: |
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Nein ich bin kein Philo, eine Geisteswissenschaft von der ich übrigens sehr wenig halte
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Kookie Gast
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(#210962) Verfasst am: 11.11.2004, 09:16 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Unsinnige Argumentation, da hin kann man wohl nur im Kreis von Hobbyphilosophen kommen.
Der Mensch ist eben nicht aus Stahl als dass ihn der Tod von jemandem der ihm nahestand nicht im geringsten berühren würde.
Wenn jemand sterben kann ohne dass es jemanden kümmert dann war sein Leben wohl nicht besonders, oder? |
ausserdem ist Trauer etwas - das in unseren breitengraden sozusagen
in unserer "emotionalen DNA" vorhanden ist
keiner - aber auch wirklich KEINER! kann sich diesem gefühl entziehen
( ausser einem psychisch krankem - einem der vorsätzlich einen menschen aus lust am töten ermordet )
dieses gefühl wurde uns auferlegt - der ursprung liegt meines erachtens
in der katholischen kirche
wenn man z.b. in ein anderes land geht - mit anderer religion - sieht das völlig anders aus
ich hab mal in Bali erlebt - wie während bauarbeiten einer der arbeiter ums leben kam - sie hatten ihn auf die seite in den schatten gelegt und weitergearbeitet - niemand wurde benachrichtigt
eine "beerdigung" dort - ist ein freudenfest
überfährst du allerdings einen straßenköter - musst du dem straßenköterbesitzer den hund bezahlen - das geht sogar soweit - dass sie dich einknasten könnten - wenn du es nicht tust
( zumindest wars so - noch vor 15 jahren )
also Rudolf ---- schäme dich nicht deiner trauer - dieses gefühl wurde dir auferlegt
und dazu wurde auch ein satz erfunden:
"Zeit heilt alle Wunden"
greetz
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#210993) Verfasst am: 11.11.2004, 12:31 Titel: |
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kookie hat folgendes geschrieben: | ---- schäme dich nicht deiner trauer - dieses gefühl wurde dir auferlegt |
- Du machst es Dir ein bisschen zu einfach.
Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung
M. 87. (IX,7) Piyajátika Sutta (Was einem lieb ist)
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#210997) Verfasst am: 11.11.2004, 12:40 Titel: |
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Ich behaupte einfach mal, Trauer lässt sich -wie so vieles- aus der Bindung des Säuglings/Kindes an die Mutter (bei Bedarf ändern, nur um keine irreführende Diskussion anzuzetteln) ableiten. Bzw. aus der Verlustangst.
Ist das Kulturbedingt? Ich vermute nein.
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sascha bekennender magnusfe-Fan
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 1449
Wohnort: Bremen
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(#211009) Verfasst am: 11.11.2004, 13:06 Titel: |
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kookie hat folgendes geschrieben: | ausserdem ist Trauer etwas - das in unseren breitengraden sozusagen in unserer "emotionalen DNA" vorhanden ist
keiner - aber auch wirklich KEINER! kann sich diesem gefühl entziehen
( ausser einem psychisch krankem - einem der vorsätzlich einen menschen aus lust am töten ermordet )
dieses gefühl wurde uns auferlegt - der ursprung liegt meines erachtens
in der katholischen kirche
<snip>
also Rudolf ---- schäme dich nicht deiner trauer - dieses gefühl wurde dir auferlegt | Ich glaube, Du hast insofern Recht, dass die Kirchen dieses Gefühl hier stark kultiviert haben. Aber wie gesagt sollen ja auch Elefanten trauern, auch wenn man wohl in Frage stellen mag, dass deren Trauer mit der unseren vergleichbar ist. Das christliche Missionswerk ist aber wie gesagt zu den Elefanten noch nicht durchgedrungen , also muss deren Trauer ne andere Ursache haben.
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Graf Zahl untot
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7040
Wohnort: Universum
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(#211029) Verfasst am: 11.11.2004, 14:05 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | sascha hat folgendes geschrieben: |
Nein, im Ernst, also ich finde nicht, dass Nietzsche out ist. Nur oft a bisserl ungerecht, vielleicht auch hartherzig, und aber mir vor allem auch zu radikal. Und er widerspricht sich ja auch öfter selbst. |
Das wichtigste hast Du vergessen: Kaum ein Philosoph wurde so oft mißverstanden wie er. Was er allerdings selbst zum Teil mitverschuldet, da er manche Begriffe in einer anderen Bedeutung verwendete als Otto-Normalbürger. |
- Ach, in vieler Hinsicht ist er aber gar nicht mehr anders
zu verstehen, als er es schreibt - und so meint er es dann auch. |
Hättest Du geschrieben "in mancher Hinsicht", hätte ich Dir voll zugestimmt.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Nietzsche war ein Kind seiner Zeit.
Der Mann hatte reichlich Fehler.
Vortrefflich reden - dass allein bedeutet noch nicht vortrefflich handeln. |
Da stimme ich Dir komplett zu.
_________________ 42
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Smurf registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2004 Beiträge: 67
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(#211033) Verfasst am: 11.11.2004, 14:24 Titel: |
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Scheinbar ist die Frage, ob Trauer allein durch die Soziobiologie beantwortet werden kann, noch nicht geklärt.
Aber ob ich einfach eine hinduistisch geprägte Kultur (Kookis Beispiel aus Indonesien klingt für mich hinduistisch) mit einer christlich geprägten Kultur vergleichen kann, wenn es um das Gefühl von Trauer geht, wage ich zu bezweifeln, denn scheinbar wird in diesem Fall der Tod nicht als Verlust erlebt. Wenn ich einen Tod/ eine Begräbnisfeier als freudiges Ereignis begreife, weil nicht Verlust, sondern eine Feier für den betreffenden Menschen Anlaß ist (die Toten bleiben ja irgendwie präsent, Tot wird anders definiert), kommt kein Gefühl von Trauer auf. Um das ging es hier doch ursprünglich, oder?
Die verschiedenen Formen von Umgang mit Toten/feiern sind also kein Indikator, wie der Mensch sich verhält, wenn er/sie einen Verlust erlebt. Was tut ein Indonesier, wenn ein schmerzlicher Verlust anderer Art eintritt? Wie sieht es aus, wenn die Nachkommen im Diesseits handfeste Probleme haben, die einen schmerzhaften Verlust empfinden lassen können? Meinetwegen irgendwas anderes als Tot, was ist wenn sie unglücklich verliebt sind, ist das im Hinduismus ebenfalls gefühlsmäßig anders besetzt als in Europa?
Ich glaube, unglückliche Menschen verhalten sich auf der Welt überall gleich.
Laut Soziobiologie beeinflussen Intelligenz und kognitive Kapazitäten im allgemeinen das soziale Verhalten, weshalb unter Primaten sich sowohl Manipulation und Täuschung wie auch Empathie zeigen.
Trauer sei laut Soziobiologie ein Spätprodukt der Evolution und nur für sehr wenige Tierarten anzunehmen. Der Mensch gehört wohl eher zu den "sehr wenigen Tierarten", gehe ich mal von aus. Der Mensch ist da seinen biologischen Wurzeln unterworfen, Liebe oder Tugend sind im Endeffekt Begriffe für komplexe Strukturen, die Strategien beschreiben, zu überleben und Zufriedenheit für sich selbst zu gewinnen.
Was davon jetzt von der Tradition-welche auch immer-verstärkte Werte sind, sei dahingestellt.
Mir sind jedenfalls emotionslose Menschen mehr als suspekt.
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#211038) Verfasst am: 11.11.2004, 14:34 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | - Ach, in vieler Hinsicht ist er aber gar nicht mehr anders
zu verstehen, als er es schreibt - und so meint er es dann auch. |
Hättest Du geschrieben "in mancher Hinsicht", hätte ich Dir voll zugestimmt. |
- Wenn Du eine Aufzählung möchtest, sag bescheid.
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Graf Zahl untot
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7040
Wohnort: Universum
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(#211039) Verfasst am: 11.11.2004, 14:37 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | - Ach, in vieler Hinsicht ist er aber gar nicht mehr anders
zu verstehen, als er es schreibt - und so meint er es dann auch. |
Hättest Du geschrieben "in mancher Hinsicht", hätte ich Dir voll zugestimmt. |
- Wenn Du eine Aufzählung möchtest, sag bescheid.  |
Danke für das Angebot, aber das würde eh wieder nur in ewige, zeitraubende Diskussionen ausufern, in denen jeder auf seinem Standpunkt verharren würde...
Ich kenne ja bereits einige Beispiele, in denen wir beide Nietzsche einfach unterschiedlich auffassen.
_________________ 42
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EwS Pathogen
Anmeldungsdatum: 30.10.2003 Beiträge: 2304
Wohnort: wien
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(#211082) Verfasst am: 11.11.2004, 15:47 Titel: |
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Ich habe mich alles andere als gefreut, als ich erfuhr, dass ein guter Freund von mir von einer Bruecke auf ne Autobahn gesprugen ist. -.-
_________________ <center>..es ist nicht die Fähigkeit zu sterben, an der die menschen zu grunde gehen..
..es ist die Unfähigkeit zu leben..
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Kookie Gast
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(#211088) Verfasst am: 11.11.2004, 15:50 Titel: |
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sascha hat folgendes geschrieben: | kookie hat folgendes geschrieben: | ausserdem ist Trauer etwas - das in unseren breitengraden sozusagen in unserer "emotionalen DNA" vorhanden ist
keiner - aber auch wirklich KEINER! kann sich diesem gefühl entziehen
( ausser einem psychisch krankem - einem der vorsätzlich einen menschen aus lust am töten ermordet )
dieses gefühl wurde uns auferlegt - der ursprung liegt meines erachtens
in der katholischen kirche
<snip>
also Rudolf ---- schäme dich nicht deiner trauer - dieses gefühl wurde dir auferlegt | Ich glaube, Du hast insofern Recht, dass die Kirchen dieses Gefühl hier stark kultiviert haben. Aber wie gesagt sollen ja auch Elefanten trauern, auch wenn man wohl in Frage stellen mag, dass deren Trauer mit der unseren vergleichbar ist. Das christliche Missionswerk ist aber wie gesagt zu den Elefanten noch nicht durchgedrungen , also muss deren Trauer ne andere Ursache haben. |
ahhh haha "lach tot"
das war aber ein harter <snip>
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Graf Zahl untot
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7040
Wohnort: Universum
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(#211089) Verfasst am: 11.11.2004, 15:52 Titel: |
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EwS hat folgendes geschrieben: | Ich habe mich alles andere als gefreut, als ich erfuhr, dass ein guter Freund von mir von einer Bruecke auf ne Autobahn gesprugen ist. -.- |
Tut mir leid die Sache mit Deinem Freund.
Nein, freuen kann man sich fürwahr nicht.
Eine gute Bekannte von mir ist vor ein paar Wochen an Krebs gestorben. Ihr Wille war es, daß die Zurückgebliebenen nicht trauern sollten, sondern sich freuen, daß sie gelebt hat.
Aber wie sagte einer ihrer Freunde, der auf der Beerdigung eine Rede hielt: "Wie gerne würden wir für Dich tanzen und lachen. Aber wir können es nicht."
_________________ 42
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Kookie Gast
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(#211090) Verfasst am: 11.11.2004, 15:52 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | kookie hat folgendes geschrieben: | ---- schäme dich nicht deiner trauer - dieses gefühl wurde dir auferlegt |
- Du machst es Dir ein bisschen zu einfach.
Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung
M. 87. (IX,7) Piyajátika Sutta (Was einem lieb ist) |
man beherrscht die menschen nicht mit dem kopf
man beherrscht die menschen mit "angst" die man ihnen einjagt!
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EwS Pathogen
Anmeldungsdatum: 30.10.2003 Beiträge: 2304
Wohnort: wien
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(#211094) Verfasst am: 11.11.2004, 15:59 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: |
Tut mir leid die Sache mit Deinem Freund.
Nein, freuen kann man sich fürwahr nicht.
Eine gute Bekannte von mir ist vor ein paar Wochen an Krebs gestorben. Ihr Wille war es, daß die Zurückgebliebenen nicht trauern sollten, sondern sich freuen, daß sie gelebt hat.
Aber wie sagte einer ihrer Freunde, der auf der Beerdigung eine Rede hielt: "Wie gerne würden wir für Dich tanzen und lachen. Aber wir können es nicht." |
seufz......
Er hat zum Glueck ueberlebt, obwohl er zwischen zei Bussen abgeprallt ist - sein Freund, der mit ihm gesprungen ist, nicht.
Ich bin immer wieder froh ihn in den Arm zunehmen....
Tut mir leid fuer dich : ( aber wie sie gesagt hat ... Feiere Ihr Leben.
_________________ <center>..es ist nicht die Fähigkeit zu sterben, an der die menschen zu grunde gehen..
..es ist die Unfähigkeit zu leben..
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#211106) Verfasst am: 11.11.2004, 16:18 Titel: |
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Ich meine, man muss zwei Dinge unterscheiden:
1. Die Frage der "Sinnhaftigkeit" des Sterbens
2. Die tatsächlich Trauer um den Verlust eines Menschen (oder auch Tieres)
Das, was für so viele Menschen das "Trauern" so schwierig macht, ist die Verwechslung dieser Trauer mit der Suche nach dem "Sinn" des Sterbens: "Warum ausgerechnet XY?", "Warum ausgerechnet jetzt?", "Warum nicht ich?" usw.
So wie es m.E. keinen Sinn des Lebens gibt, gibt es folgerichtig auch keinen Sinn des Sterbens. Da die Antwort nach dem "Warum" zwangsläufig ausbleiben muss, zermürben sich die Leute. Denn erst mit der Beantwortung der Frage fühlen sie sich in der Lage, den Tod "verstehen" und schließlich "annehmen" zu können. Die Tatsache, dass die Religionen auf diese unbeantwortbare Frage eine - wenn auch simple - Antwort geben, begründet ihren andauernden Erfolg zu einem Großteil. Deshalb sind die allermeisten kirchlichen Trauerfeiern nichts anderes als "Rekrutierungs- und Erbauungsveranstaltungen", die ich, je älter ich werde, in zunehmendem Maße als geschmacklos empfinde: In Wahrheit hat der Herr Pfarrer den Toten längst abgehakt. Ihm geht es um die lebenden Schäfchen, die Kirchensteuer zahlen sollen. Das Kalkül ist klar: Wer selber die Existenz des "Himmels" leugnet, der versagt auch dem "lieben Verstorbenen" ebendiesen. Wer wollte das einem geliebten Menschen - gleich ob lebendig oder tot - antun?
Mir als Atheist und Camus-"Fan", der von der "Absurdität" überzeugt ist, würde die Frage nach dem Sinn des Sterbens nie einfallen. Auch dann nicht, wenn ein mir nahestehender Mensch stirbt. Natürlich wäre ich traurig bzw. würde ob des Verlusts selbstverständlich "trauern". Aber ich nehme den Tod auch als das hin, was er ist: eine unabänderliche Tatsache, der man letztlich nur mit einer fatalistischen Grundeinstellung gegenübertreten kann.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#211112) Verfasst am: 11.11.2004, 16:28 Titel: Re: Tod eines "lieben" Menschen |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: | Mein Standpunkt ist und war, dass Trauer um liebe Menschen sinnlose negative Emotionen bedeutet und damit dumm ist.
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Du hast ja schon eine Antwort bekommen, die Dich in dieser Hinsicht zufrieden gestellt hat.
Zitat: | Ich argumentierte also heute damit, dass diverse Naturvölker und auch Roma und Sinti echte Toten-Feiern veranstalten. Dort wird nicht getrauert, es wird sich gefreut beim Tod lieber Menschen und es werden rauschende Feste gefeiert |
Ich möchte ganz ehrlich nicht, daß sich jemand darüber freut, wenn ich irgendwann mal sterbe. Ich hoffe auch, daß sich niemand für mich freuen wird. Ich will sozusagen zu früh sterben.
Ich denke, es gint unterschiedliche Arten, mit seiner Trauer fertig zu werden; und die sind nicht immer und überall mit der Form verbunden, in der man der Toten gedenkt.
Eine fröhliche Feier wiederspricht ja nicht unbedingt der Möglicjhkeit, trotzdem um die tote Person zu trauern, oder? Die Frage ob man seine Trauer zelebrieren sollte ist da schon interessanter.
Zitat: |
Ich sagte: Wieso wird aktiv getrauert um den Tod, den Verlust, sich aber nie explizit am Leben, dem Gewinn, erfreut? Wieso sollte das Nichts mehr zählen als Etwas, als das Leben? Ich halte das Leben für wichtig, den Tod nicht. |
Das halte ich für eine sehr schöne Lösung. Man kann seine Freunde betrauern und gleichzeitig das Leben feiern und bejahen.
Zitat: |
Ist es nicht streng genommen sogar eine Art kleiner Selbstmord, einen nicht unerheblichen Teil seiner begrenzten Lebenszeit in etwas derart Irrationales zu stecken, praktisch wegzuwerfen?
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Wenn man wirklich einen erheblichen Teil seines Lebens damit verbringt, zu trauern - ohne daß man davon irgendwo was positives hat, dann läuft sicherlich was verkehrt.
Aber wenn ich allwöchentlich kurz die 2qm Rasen pflege und mir daß z.B. einen Moment zum Nachdenken bietet, dann ist erstens etwas positives und zweitens keine Verschwendung von Zeit, oder?
Zitat: | Nachdem das allerdings so ziemlich 180° entgegen der humanistischen Grundeinstellung der meisten ist, einigte man sich gegen Schluss darauf, dass wir eben das Pech hätten, in dieser Kultur und Gesellschaft aufgewachsen zu sein, so geprägt seien und jetzt eben nichts dagegen machen könnten. |
Das ist nun wirklich kein gutes Argument.
Man kann nämlich sehr wohl etwas dagegen machen; auch wenn das vielleicht nicht gleich eine Kulturrevolution auslöst.
Zitat: |
Mein Lehrer meinte sogar, Psychotherapeuten warnten davor, zuwenig Trauerarbeit zu leisten - das könne zu schweren psychischen Problemen führen. Wenn ich mir also Sorgen um meine Seelenhygiene (das Wort hat er benutzt!) mache...!
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Ja, ja, was Psychologen so alles sagen, wenn der Tach lang ist ...
Sie haben natürlicvh insofern recht, daß man sich irgendwo mit dem Verlust auseinandersetzen soll. Verdrängung von wirklich empfundenenr Trauer ist nicht gesund. Aber wenn jemand nunmal nicht trauert, braucht man ihn dazu auch nicht drängen.
Und ganz sicher muß diese Trauerarbeit sich nicht über Jahre erstrecken, bloß damit weiter ein ausgeglichenes Leben führen kann.
Zitat: | Gebt ihr mir Recht oder bin ich einfach kalt, bin ich vielleicht dumm oder unerfahren? |
Teilweise.
Vermutlich nicht, auf alle Fälle möchte ich das nicht nur an diesem einen Thema festmachen.
Nein.
Ja, aber trotzdem darfst Du Dir Gednaken machen und es kann duerchaus sein, daß die Erfahrung Deine Einstellung nicht vällig über den Haufen wirfst, wenn Du sie dann machst.
Zitat: |
Wie würdet ihr in der nächsten Stunde (Freitag) die ganzen Schweine an die Wand klatschen?
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Na, wer wird denn da ...
okay, ich würde auch, ich geb's ja zu.
Mir gefällt der gefundene Konsenz nicht, daß das halt so wäre und man da nichts machen könnte. Man kann, und wenn es nur auf der eigenen Beerdigung ist, oder auf denen wo man selber hingeht. (Wobei man da natürlich doch etwas Rücksicht auf die anderen Anwesenden nehmen sollte ..)
Aber berichte doch bitte, wie es am Freitag gegangen ist.
Rasmus.
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Reschi registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2004 Beiträge: 3073
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(#211114) Verfasst am: 11.11.2004, 16:35 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | [ Was er allerdings selbst zum Teil mitverschuldet, da er manche Begriffe in einer anderen Bedeutung verwendete als Otto-Normalbürger. |
! Darauf muss man achten !
Ja, man sollte immer darauf achten, welche konditionierten Reflexe hervorgerufen werden.
Bzw. vorher defnieren, was man mit einem Ausdruck meint.
Aber manchmal benutze ich absichtlich stakr verkonditionierte Ausdrücke,denn es ist immer wieder lustig, wenn sich dann wieder alle in die Hosen machen
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Rudolf hat folgendes geschrieben: | Wir haben ein paar buddhistische Weisheiten auseinandergeklaubt (was für eine bekackte Religion) |
Nun, aber um einiges positivistischer als gewisse andere Religionen/Philosophien...
Zitat: | Während sich alle darauf einigten, dass der eigene Tod nichtig sei (Epikur) |
- Eine nicht ganz zu Ende gedachte Aussage.
Ohne das Wort Tod, macht das Wort Leben schließlich nicht mehr viel
Sinn...
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Das Leben macht sowieso keinen Sinn.
Aber man sollte es genießen und seine Zeit nicht mit negativen Gefühlen verschwenden.
Das ist das einzige, was Sinn machen würde in dieser Sinnlosigkeit.
kookie hat folgendes geschrieben: |
( ausser einem psychisch krankem - einem der vorsätzlich einen menschen aus lust am töten ermordet )
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Ist das eine Anspielung auf mich ?
Gut meine Meinung zum Topic:
Ich finde es macht wenig Sinn sein Leben mit solchen negativen Gefühlen zu verschwenden.
Natürlich ! In einem gewissen Ausmaß sind sie nicht schlecht, und sehr nützlich, und auch, eben "natürlich".
Aber wirklich nur in einem gewissen.
Man sollte sein Leben genießen.
Man kann diese Gefühle ja kurzzeitig ausleben, sie dann transzendieren und alles passt. Nur einen Weltuntergang daraus zu machen und in tiefste Depression zu fallen wäre Verschwendung.
Ich muss aber sagen, dass diese Gefühle manchmal "angenehm" sind.
z.B. Melancholie: Manchmal falle ich sehr tief in sie rein (für ein paar Stunden (vornehmlich nach Alkoholkonsum, in der Zeit, wo man wieder nüchtern wird ))
Und nachher transzendiere ich sie, sehe ihre Sinnlosigkeit und erfreue mich wieder am Leben.
Aber zwanghaft immer gut drauf sein wollen ist auch nicht das Wahre.
Man sollte immer natürlich sein. Doch immer darauf achten, dass man es nicht übertreibt !
Und man muss ja auch nicht immer lachen, ich für meinen Teil genieße das Leben sehr oft auch wenn ich "ernst" bin und nicht zu scherzen/lachen aufgelegt. Das hält sich eben immer die Wage.
Es kommt darauf an, dass man natürlich ist, jedoch immer im Hinterkopf hat, was sinnvoll und was unsinnig ist.
Nimmt man sich die ganzen Gefühle, nimmt man sich das Mensch-sein.
Man sollte sie eben ausleben, doch immer im Hinterkopf haben..blabla
Vielleicht habe ich mich ein paar mal wiederholt, aber ich glaube ihr wisst was ich meine
_________________ You're not fanatical about something that you are sure about
(MacYoung)
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Kookie Gast
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(#211116) Verfasst am: 11.11.2004, 16:39 Titel: |
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nein - is keine anspielung auf dich
(höchstens dass Melancholie bei einem 14jährigen völlig normal is.....)
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Reschi registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2004 Beiträge: 3073
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(#211124) Verfasst am: 11.11.2004, 16:58 Titel: |
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kookie hat folgendes geschrieben: | nein - is keine anspielung auf dich
(höchstens dass Melancholie bei einem 14jährigen völlig normal is.....) |
??
Jetzt bin ich auf einemal 14 ?
Ich habe noch nie was gesagt, wie alt ich bin.
Zuerst war ich noch jung, dann 15/16 und jetzt 14
_________________ You're not fanatical about something that you are sure about
(MacYoung)
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Kookie Gast
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(#211127) Verfasst am: 11.11.2004, 17:01 Titel: |
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mein ansinnen war:
dich zum lachen zu bringen
schönen tach noch
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EwS Pathogen
Anmeldungsdatum: 30.10.2003 Beiträge: 2304
Wohnort: wien
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(#211129) Verfasst am: 11.11.2004, 17:02 Titel: |
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Reschi hat folgendes geschrieben: | Jetzt bin ich auf einemal 14 ?
Ich habe noch nie was gesagt, wie alt ich bin.
Zuerst war ich noch jung, dann 15/16 und jetzt 14  |
Tja. Kaum erwaehnt man, dass man noch keine 18 ist und man ist abgestempelt.
_________________ <center>..es ist nicht die Fähigkeit zu sterben, an der die menschen zu grunde gehen..
..es ist die Unfähigkeit zu leben..
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Reschi registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2004 Beiträge: 3073
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(#211133) Verfasst am: 11.11.2004, 17:05 Titel: |
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EwS hat folgendes geschrieben: | Reschi hat folgendes geschrieben: | Jetzt bin ich auf einemal 14 ?
Ich habe noch nie was gesagt, wie alt ich bin.
Zuerst war ich noch jung, dann 15/16 und jetzt 14  |
Tja. Kaum erwaehnt man, dass man noch keine 18 ist und man ist abgestempelt. |
jop, genau das ist es
Pseudo-Moral die hier von vielen an den Tag gelegt wird
_________________ You're not fanatical about something that you are sure about
(MacYoung)
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sascha bekennender magnusfe-Fan
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 1449
Wohnort: Bremen
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(#211137) Verfasst am: 11.11.2004, 17:15 Titel: |
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Es gibt keinen Tod!
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#211176) Verfasst am: 11.11.2004, 18:53 Titel: |
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kookie hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | kookie hat folgendes geschrieben: | ---- schäme dich nicht deiner trauer - dieses gefühl wurde dir auferlegt |
- Du machst es Dir ein bisschen zu einfach.
Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung
M. 87. (IX,7) Piyajátika Sutta (Was einem lieb ist) |
man beherrscht die menschen nicht mit dem kopf
man beherrscht die menschen mit "angst" die man ihnen einjagt! |
- Hirngespinste sind für gewöhnlich Kopfsache.
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Kookie Gast
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(#211177) Verfasst am: 11.11.2004, 18:56 Titel: |
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aha!!!!
"man beherrscht die Menschen mit dem Kopf"
hattest du geschrieben
mit dem Herzen kann man nicht Schach spielen!
na?
bist du aussergewöhnlich?
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#211178) Verfasst am: 11.11.2004, 19:01 Titel: |
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Reschi hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Rudolf hat folgendes geschrieben: | Wir haben ein paar buddhistische Weisheiten auseinandergeklaubt (was für eine bekackte Religion) |
Nun, aber um einiges positivistischer als gewisse andere Religionen/Philosophien...
Zitat: | Während sich alle darauf einigten, dass der eigene Tod nichtig sei (Epikur) |
- Eine nicht ganz zu Ende gedachte Aussage.
Ohne das Wort Tod, macht das Wort Leben schließlich nicht mehr viel
Sinn...
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Das Leben macht sowieso keinen Sinn. |
- Wenn Du es schätzt - Dich in Widersprüchen zu verstricken,
dann ist das genau die passende Aussage.
Wenn alles sinnlos ist, dann ist folglich auch die Aussage:
"alles sei sinnlos" - sinnlos, und damit also zu verwerfen.
Zudem der Ausdruck "sinnlos" bereits eine "Wertung" ist,
und damit also schon einen "SINN" voraussetzt.
Sonst wärst Du nie zu so einer Ansicht gekommen.
(Praktisch wenn man sich gleich selbst widerlegt)
Sowas ufert schnell in unnützen Wortspielen aus.
Zitat: | Aber man sollte es genießen |
- Wozu den Sinn vorschreiben ?
Manche kümmert ihr "Glück" z.B. einen Dreck.
Denen geht es dann z.B. nur um ihr "Werk".
(Und von paradiesischen Zuständen bekommen,
so manche auch einen Brechreiz)
Zitat: | und seine Zeit nicht mit negativen Gefühlen verschwenden. |
- Nun, ich würde nicht dran hängen...
Zuletzt bearbeitet von Schmerzlos am 11.11.2004, 19:04, insgesamt einmal bearbeitet |
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#211179) Verfasst am: 11.11.2004, 19:02 Titel: |
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kookie hat folgendes geschrieben: | aha!!!!
"man beherrscht die Menschen mit dem Kopf"
hattest du geschrieben
mit dem Herzen kann man nicht Schach spielen!
na?
bist du aussergewöhnlich? |
- Zeig mir etwas absolut gleiches
und ich zeig Dir was aussergewöhnliches.
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Kookie Gast
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(#211187) Verfasst am: 11.11.2004, 19:27 Titel: |
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komm näher
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