Steuern wir wieder in einen Faschismus? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Stimmen insgesamt : 41 |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Nach wie vor ist mir nicht ersichtlich, warum heute in der BRD mit Recht zu kritisierende Erscheinungen gleich mit "Faschismus" in Verbindung gebracht werden müssen. Der Nationalsozialismus an der Macht mit seinem mörderischen Rassenwahn steht nach wie vor als düsterstes Kapitel der deutschen Geschichte im 20. Jh. da, für dessen Wiederholung in der Zukunft m. E. die Voraussetzungen fehlen.
Für diese Annahme spricht vor allem auch die europäische und internationale Einbindung des heutigen Deutschlands und das Vorhandensein demokratischer Elemente, die erkämpft worden sind und kein Geschenk darstellen. Warum eigentlich die nationale Beschränkung in der Ausgangsfrage? Wie die Zukunft aussehen wird, ist außerordentlich schwer zu sagen. Für die einen kippt die Zivilisation der modernen Industriestaaten in Barbarei ab. Andere setzen Hoffnungen in die internationale Vernetzungen. Jüngere Generationen, die das Internet nutzen, werden nicht mehr frenetisch einem nationalen "Führer" zujubeln. Wenn man sich die Utopien der Vergangenheit anschaut, die für die Zukunft ein Paradies auf Erden oder eine apokalyptische Katastrophe ausmalten, so fällt vor allem die verkürzte zeitliche Perspektive auf. Deren Autoren sind ungeduldig und lassen geschichtliche Prozesse, die sich in großen Räumen, auf mehreren Kontinenten abspielen, innerhalb kürzester Zeit geschehen. Meine Generation, die mit der Erfahrung der Kubakrise von 1962 aufgewachsen ist, in der das Schicksal der Menschheit tatsächlich von einer psychologischen Zerreißprobe zwischen Kennedy und Chruschtschow abzuhängen schien, ist durch solch eine verkürzte zeitliche Perspektive stark geprägt worden. Gemäß der Propaganda, der wir ausgesetzt waren, hat die "Große Sozialistische Oktoberrevolution" 1917 innerhalb weniger Stunden nichts weniger als das "Schicksal der Menschheit" entschieden, - wie der Sturm auf die Bastille 1789 - und wir sahen den schönen Eisenstein-Film mit dem Sturm auf das Winterpalais (der allerdings so nicht stattgefunden hat, die Minister wurden sang- und klanglos verhaftet, die Helden des Aufstandes stürmten daraufhin den Weinkeller). "A Brave new world" Huxleys oder "1984" als Gegenutopien (die auch Utopien sind) schreiben dann einen erreichten Zustand statisch fest. Da ändert sich nichts mehr. Die Mächte der Finsternis haben ihr Ziel der Versklavung erreicht und Gegenkräfte ausgeschaltet. Der Übergang zur "Barbarei" (autoritäre Staatswesen, "gläserner Mensch") könnte eine Angelegenheit von mehreren Generationen sein, aber in der Zeit wachsen auch Gegenkräfte. Wenn man über die Zukunft nachdenkt - muss man da den "Faschismus" heraufbeschwören, den "alldeutschen" Nebel der Zeit des Nationalsozialismus wieder wabern lassen? |
Misterfritz hat folgendes geschrieben: | ||
wie also geht das zusammen? |
Misterfritz hat folgendes geschrieben: | ||
wie also geht das zusammen? |
L.E.N. hat folgendes geschrieben: |
es ist nicht verkehrt, die nazi-barbarei als mahnung im hinterkopf zu haben aber nicht als totschlagargument gegen rechtpopulistische propaganda. |
beachbernie hat folgendes geschrieben: | ||
Wo die doch schon so dringend als Totschlagargument gegen Moslems gebraucht wird, obwohl die Nazibarbarei unbestreitbar wesentlich mehr mit Rechtspopulismus als mit Religion zu tun hat. Gell Mister Koran-Mein-Kampf-Vergleicher? |
L.E.N. hat folgendes geschrieben: | ||||
tja bb, auch wenns dir nicht in den kram passt: man darf hetze aus einem buch mit hetze aus anderen büchern vergleichen. mach gefälligst deine hausaufgaben bevor du sie von anderen einforderst. |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Nach wie vor ist mir nicht ersichtlich, warum heute in der BRD mit Recht zu kritisierende Erscheinungen gleich mit "Faschismus" in Verbindung gebracht werden müssen. Der Nationalsozialismus an der Macht mit seinem mörderischen Rassenwahn steht nach wie vor als düsterstes Kapitel der deutschen Geschichte im 20. Jh. da, für dessen Wiederholung in der Zukunft m. E. die Voraussetzungen fehlen. |
beachbernie hat folgendes geschrieben: | ||||||
Nur eine aktuelle Erscheinungsform des Rechtspopulismus mit einer anderen, historischen vergleichen, |
Zitat: |
dass darf man offensichtlich nicht! Weil das ist natuerlich "Godwin". |
Shadaik hat folgendes geschrieben: | ||
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | ||
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Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Ich habe dem Skeptiker und Usern, die ähnlich denken, sogar 'ne erstklassige Steilvorlage geliefert, indem ich die Faschismus-Definitionen des EKKI (= Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale) und Georgi Dimitroffs von 1935 umschrieb, in denen von der offenen, unverhüllten "Diktatur des Monopolkapitals" die Rede ist!
Die könnte doch auch wieder hierzulande Einzug halten, oder? Oder haben wir sie schon - aber wir haben doch keinen Faschismus? Würde ich mich von der Dimitroff-Bestimmung, einer von geschätzten 200-Faschismusdefinitionen, distanzieren, und schreiben, dass wir dennoch in einer Staatsform mit demokratischen Elementen (ja nicht "Demokratie" schreiben - Reizwort - wo haben wir denn "Volksherrschaft"!) leben, dann bin ich gemäß dem unvergessenen PeterH ein "Kleinbürger" und Schreiberling des Kapitals (der leider im FGH nur sehr wenig damit verdient). Anerkennen dieses monpolkapitalistischen Elements - ja, in gewissen Grenzen, aber ich würde die Verselbständigung des nazistischen Macht- und Terrorapparates mit seiner Regierungspartei zwiaschen 1933 und 1945 höher einschätzen als die Marxisten, die der Dimitroff-Definition folgen. Wenn man danach fragen würde? Müsste ich sagen, ich weiß es nicht und würde es im Zweifelsfall an die historische Epoche im 20. Jahrhundert binden. Kann man die führenden Kräfte des Monopolkapitals und die Großbanken derart zur Bestimmung des Charakters des Regimes heranziehen, wie es einst Dimitroff tat? Dann müssten wir heute auch Faschismus haben. Geht nicht. In der Zeit des Nationalsozialismus ist zweifellos Unterstützung der Nazis durch bestimmte Kreise des Privatkapitals nachweisbar, wurden Bereiche der Privatwirtschaft in den von der SS geleiteten KZ-Wirtschaftsstaat (Sitz der Zentrale: Berlin, Unter den Eichen) eingegliedert. Zugleich jedoch gab es in Kreisen der Wirtschaft nichtnationalsozialistische Sektoren (Unterschied übrigens zur DDR, was das Staatseigentum betrifft!), auch Gegner des NS-Regimes, und vor allem: wem konnte unter den Weitsichtigen daran gelegen sein, dass durch die Unterstützung von größenwahnsinigen Dilettanten, wie der Hitler-Entourage, das ganze System in einen Strudel der Vernichtung geraten würde, aus dem es nur im Westteil durch Marshall-Plan des einstigen Kriegsgegners wieder aufgepäppelt werden würde? Pseudoreligiöser Führerkult, Eroberungsstreben, Rassenwahn und Judenvernichtung, Versuch der Gleichschaltung durch Verbot anderer Parteien und nichtnationalsozialistischer Organisationen, Unterdrückung nichtgleichgeschalteter Kräfte im Inneren fallen einem ein, wenn man an "Hitler-Faschismus" denkt. |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Ich habe dem Skeptiker und Usern, die ähnlich denken, sogar 'ne erstklassige Steilvorlage geliefert, indem ich die Faschismus-Definitionen des EKKI (= Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale) und Georgi Dimitroffs von 1935 umschrieb, in denen von der offenen, unverhüllten "Diktatur des Monopolkapitals" die Rede ist!
Anerkennen dieses monpolkapitalistischen Elements - ja, in gewissen Grenzen, aber ich würde die Verselbständigung des nazistischen Macht- und Terrorapparates mit seiner Regierungspartei zwiaschen 1933 und 1945 höher einschätzen als die Marxisten, die der Dimitroff-Definition folgen. Kann man die führenden Kräfte des Monopolkapitals und die Großbanken derart zur Bestimmung des Charakters des Regimes heranziehen, wie es einst Dimitroff tat? Dann müssten wir heute auch Faschismus haben. Geht nicht. In der Zeit des Nationalsozialismus ist zweifellos Unterstützung der Nazis durch bestimmte Kreise des Privatkapitals nachweisbar, wurden Bereiche der Privatwirtschaft in den von der SS geleiteten KZ-Wirtschaftsstaat (Sitz der Zentrale: Berlin, Unter den Eichen) eingegliedert. Zugleich jedoch gab es in Kreisen der Wirtschaft nichtnationalsozialistische Sektoren (Unterschied übrigens zur DDR, was das Staatseigentum betrifft!), auch Gegner des NS-Regimes, und vor allem: wem konnte unter den Weitsichtigen daran gelegen sein, dass durch die Unterstützung von größenwahnsinigen Dilettanten, wie der Hitler-Entourage, das ganze System in einen Strudel der Vernichtung geraten würde, aus dem es nur im Westteil durch Marshall-Plan des einstigen Kriegsgegners wieder aufgepäppelt werden würde? |
Zitat: |
Angeklagt waren:
39 Ärzte und Juristen 56 Mitglieder von SS und Polizei 42 Industrielle und Bankiers 26 militärische Führer 22 Minister und hohe Regierungsvertreter Beispielsweise war die Liste der Angeklagten im Bereich Wirtschaft nur exemplarisch: es fehlten viele von mindestens gleichwertig belasteten Unternehmen. So z. B. die Deutsche Bank, deren Mittäterschaft spätestens seit der Auswertung der OMGUS-Akten (also noch vor der Urteilsverkündung) nachgewiesen wurde. http://de.wikipedia.org/wiki/Nürnberger_Prozesse |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Pseudoreligiöser Führerkult, Eroberungsstreben, Rassenwahn und Judenvernichtung, Versuch der Gleichschaltung durch Verbot anderer Parteien und nichtnationalsozialistischer Organisationen, Unterdrückung nichtgleichgeschalteter Kräfte im Inneren fallen einem ein, wenn man an "Hitler-Faschismus" denkt. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: | ||
Ich habe versucht, in folgenden Beiträgen, das Ganze zu fassen:
[...]
Ah, nein. Das ist doch oberflächlich. Was Du hier machst ist: Du nimmst die Form für den Inhalt. |
dirInfo hat folgendes geschrieben: |
Der Faschismus duldet keine andere Weltanschauung neben sich. Getreu dem Führerprinzip haben sich alle seinen Regeln, die vom Führer sozusagen verkörpert werden, in ihrem Denken und Handeln zu unterwerfen. Das Führerprinzip ist mit allen Mitteln durchzusetzen. Gewalt gilt dabei als absolut legitim. Als ebenso legitim gilt die gewaltsame Machtergreifung, denn der "natürliche" Anspruch auf die Macht besteht aus der Sicht des Faschisten ohnehin. Diese Macht ist demnach dauerhaft zu sichern. Meinungsfreiheit, demokratische Strukturen, eine funktionierende Opposition oder gar freie Wahlen sind daher in solchen Systemen nicht denkbar.
Um dem Gedanken der Gleichheit im Volke gerecht zu werden, duldet der Faschismus keine Interessenvertretungen einzelner Gruppen wie beispielsweise Gewerkschaften oder Frauenbewegungen. Die offizielle Partei gilt als einzige Interessenvertretung aller. |
L.E.N. hat folgendes geschrieben: |
meine güte, willst du am ende soweit gehen und die nazis aus der weimarer zeit als rechtspopulisten verharmlosen? |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||||||
Hm, also ich kann da Telliamed nur zustimmen, all das verbinde auch ich mit Nationalsozialismus. Was soll daran bitte oberflächlich sein? Deine Versuche, 'das Ganze' zu fassen, kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen. Was soll der 'eigentliche Inhalt' sein? Mal verkürzt gesagt: mir scheint, Du scheinst 'Faschismus' synonym zu 'Antisozialismus' zu verstehen. Aber das entspricht nicht dem gebräuchlichen Sprachgebrauch, behaupte ich mal dreist. Jedoch, wie schon gesagt, ist der heutige Sprachgebrauch bezüglich 'Faschismus' so schwammig geworden, ein reines undefiniertes Schlagwort, dass man, finde ich, lieber auf den Begriff verzichten und lieber klipp und klar sagen sollte, was man eigentlich meint und worauf man hinauswill. 'Linksfaschismus, Ökofaschismus, Islamfaschismus' - naja, wer wirklich meint, damit sei was anderes ausgedrückt als eine Ablehnung, der irrt, mAn. Und klar kann ich mir tausend Definitionen aus dem Internet ansehen, was jemand unter 'Faschismus' versteht, aber auf einen Punkt kommen die nicht. Nehmen wir doch mal diese hier, reiner Zufall:
Demnach wäre jede Weltanschauung, die behauptet, die einzige Wahrheit zu vertreten und die meint, die Wahrheit dürfe, solle und müsse mit Gewalt durchgesetzt werden, faschistisch. Aber ich nenne das oben definierte allgemeiner 'totalitäre Ideologie'. Wobei es dabei keinen dezidierten Führer geben muss, eine totalitärer Staat kann auch von einer Clique geführt werden, das macht keinen Unterschied für meine Ablehnung eines solchen Staates. |
Sticky hat folgendes geschrieben: |
Mir kommt es so vor, dass unter Faschismus nur der deutsche Nationalsozialismus verstanden wird. Was ist mit dem italienischen Faschismus Mussolinis? Was mit dem spanischen Francos? Was mit dem kroatischen Pavelics? |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: | ||||||
Bei den Nürnberger Prozessen gliederten sich die Hauptangeklagten nach folgenden Berufsgruppen:
Man kann den Faschismus entweder analytisch (so wie Dimitroff) oder empirisch bestimmen. Die Definition von Dimitroff ist richtig, aber sie ist noch nicht hinreichend. Ich habe versucht, in folgenden Beiträgen, das Ganze zu fassen: http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1176858#1176858 http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=825758#825758 http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=821126#821126 http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1538135#1538135 Ich weise auch auf die verdienstvollen Quellenforschungen des DDR-Wissenschaftlers Eberhard Czichon hin, der Dir bekannt sein dürfte, Telliamed.
Ah, nein. Das ist doch oberflächlich. Was Du hier machst ist: Du nimmst die Form für den Inhalt. Skeptiker |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||||
Hm, also ich kann da Telliamed nur zustimmen, all das verbinde auch ich mit Nationalsozialismus. Was soll daran bitte oberflächlich sein? |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Deine Versuche, 'das Ganze' zu fassen, kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen. Was soll der 'eigentliche Inhalt' sein? |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Mal verkürzt gesagt: mir scheint, Du scheinst 'Faschismus' synonym zu 'Antisozialismus' zu verstehen. Aber das entspricht nicht dem gebräuchlichen Sprachgebrauch, behaupte ich mal dreist.
Jedoch, wie schon gesagt, ist der heutige Sprachgebrauch bezüglich 'Faschismus' so schwammig geworden, ein reines undefiniertes Schlagwort, dass man, finde ich, lieber auf den Begriff verzichten und lieber klipp und klar sagen sollte, was man eigentlich meint und worauf man hinauswill. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
'Linksfaschismus, Ökofaschismus, Islamfaschismus' - naja, wer wirklich meint, damit sei was anderes ausgedrückt als eine Ablehnung, der irrt, mAn. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||
Und klar kann ich mir tausend Definitionen aus dem Internet ansehen, was jemand unter 'Faschismus' versteht, aber auf einen Punkt kommen die nicht. Nehmen wir doch mal diese hier, reiner Zufall:
Demnach wäre jede Weltanschauung, die behauptet, die einzige Wahrheit zu vertreten und die meint, die Wahrheit dürfe, solle und müsse mit Gewalt durchgesetzt werden, faschistisch. Aber ich nenne das oben definierte allgemeiner 'totalitäre Ideologie'. Wobei es dabei keinen dezidierten Führer geben muss, eine totalitärer Staat kann auch von einer Clique geführt werden, das macht keinen Unterschied für meine Ablehnung eines solchen Staates. |
beachbernie hat folgendes geschrieben: | ||
Du lieber Gott. Was hat das mit Verharmlosung zu tun, wenn ich erwaehne, dass der Voelkermoerder Hitler gleichzeitig auch ein Rechtspopulist war? Es ist ja nun wirklich nicht so, dass das Eine mit dem Anderen so ueberhaupt nichts zu tun gehabt haette. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: | ||||||
Alles, weil rein empirisch orientiert. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Und Du kannst natürlich hingehen und Faschismus so "definieren", wie es die "Bundeszentrale für politische Bildung" tut. Aber lernen wirst Du dabei nichts.
Man kann z.B. nicht einfach ausblenden, dass bei jedem Faschismus, egal ob in Deutschland, Italien oder Chile ohne Ausnahme Kapitalinteressen im Vordergrund standen. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Der Name "Nationalsozialismus" ist ja bloß eine Selbstbezeichnung der deutschen Faschisten. Diese sollte man tunlichst nicht übernehmen. Denn Faschismus ist ja gerade antisozialistisch. Wie also kann man ihn als National"sozialismus" bezeichnen? Das ist quatsch und antiaufklärerisch. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Es gibt richtige und falsche Definitionen. Der Begriff ist Teil des Klassenkampfes so wie die Geschichtsschreibung per se. |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Ich würde ja mitgehen, die Beteiligung von US-Konzernen, wie General Motors, an Verbrechen im Vietnamkrieg zu konstatieren, die Millionen vietnamesischer Todesopfer forderten, und dennoch vorsichtig sein bei Schlagworten, wie Faschismus.
Bleibt die Frage, ob wirklich die Unterstützung durch "das" Monopolkapital die für den "Faschismus" in all seinen Ausprägungsformen definitionsbestimmende Komponente sein soll. |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
In Deinen vier Links finden sich Gedanken über die Verbindung des Faschismus mit dem "Neoliberalismus", darunter eine in meinen Augen sehr problematische Aussage über die Notwendigkeit der "Unterdrückung der Reaktionäre" nach erfolgreicher Revolution (wer entscheidet darüber, wer "reaktionär" ist und unterdrückt werden soll?). |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Dazu finden sich in der neuen Lenin-Biographie von Wolfgang Ruge (1917-2006), der Opfer des Stalinschen Lager-Systems war und dennoch an einem nichtstalinistischen Sozialismus-Ideal festhielt, lesenswerte Aufschlüsse. Es hätte auch in Sowjetrussland anders kommen können, wenn nicht Fanatiker die Macht ergriffen hätten, die dem Volke in Wirklichkeit sehr fremd waren - subjektiver Faktor, Rolle der Persönlichkeiten. |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Sodann wird von Dir der Faschismus mit dem "Korporatismus"-Modell in Verbindung gebracht (25.9.2007), gerade diese Ständestaats-Vorstellungen weisen indes nach Italien.
Das "Volksgemeinschafts"-Modell der Nazis, das sodann von Dir angeführt wird, konstruiere einen imaginären "homogenen Volkskörper". In der "Staatsbiologie" völkischer Ideologen aus der Zeit vor 1933 und der NS-Zeit siehst Du Vorläufer der gegenwärtigen Vertreter einer Ausgrenzung für die Wirtschaft als "unnütz" angesehener Menschen. An all dem ist sicher etwas dran. Doch reicht das für meine Begriffe noch nicht aus, wenn wir allein über Deutschland sprechen, eine Wiederkehr des "Hitler-Faschismus" alias Nationalsozialismus anzunehmen. Nach 1933 war die geistige "Gleichschaltung" breiter Bevölkerungsschichten weit vorangeschritten, Eroberungskriege und Massenmorde waren machbar, viele Deutsche profitierten davon (Götz Aly-These hat einen rationalen Kern). |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Doch mit Blick auf die Zukunft - und danach wurde eingangs gefragt - sind andere Szenarien denkbar als der Sieg faschistischer Barbarei.
Und da scheint mir vor allem eines wichtig zu sein: die Öffnung gegenüber breitesten Volksschichten. Entgegen der Vorstellung einer allgemeinen "Verdummung", ist das Volk nicht "dumm" und wartet nur auf die Erlösung durch eine kleine aufgeklärte Vorhut. Partielle Interessen (wie sie in Stuttgart deutlich werden) können mit gesamtgesellschaftlichen Interessen in Übereinstimmung auf friedlichem Wege gelangen. Blutvergießen ist kontraproduktiv und schadet dem Volk. |
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Die DDR hatte eine Mauer, Schusswaffengebrauch - alles verurteilungswürdige Zustände - hätte es die Mauer 1961 nicht gegeben, wäre sie binnen kurzer Zeit zusammengebrochen.
Die DDR hat keine Angriffskriege geführt, die dann 50 Millionen Menschenleben gekostet hätten, für die eher indirekte Beteiligung am 21. August 1968 hat sich die letzte Volkskammer 1990 bei den tschechen entschuldigt. Die DDR ließ nicht Millionen Juden ermorden. Antisemitismus war laut Verfassung Staatsverbrechen. Was soll das von mir hier? Reinwaschung? Nee. Aber mal ein bißchen die Verhältnismäßigkeit in Erinnerung rufen. Hier liegen übrigens auch Grenzen bei der Anwendung des Totalitarismus-Begriffs. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
'Totalitarismus' ist ein Überbegriff für solche Diktaturen, die meinen, die Wahrheit™ zu besitzen und diese bis ins Privateste durchzusetzen versuchen und keine andere Meinung dulden, (egal, ob 'Ketzer' oder 'Konterrevolutionäre' genannt - alter Wein in alten Schläuchen - zwei Worte mit derselben Bedeutung). Totalitär ist ein Staat dann, wenn er versucht, einen 'neuen Menschen' mit der 'einzig richtigen Meinung' zu formen, (weil die in seiner 'wahren' Natur läge, die man kennte, auch wenn die seber die nicht kennen, man muss die anderen zu ihren Glück zwingen und das darf man auch deswegen, weil man ja die einzig wahre Wahrheit besitzt). |
Noseman hat folgendes geschrieben: |
So gesehen war das mal mit dem Totalitarismus früher ein sinnvolles Konzept. Als der Staat bzw. das Regime noch um seinen Fortbestand bangen musste, wenn genug Staatsbürger mit abweichendem Weltbild da sind.
Ich glaub kaum, dass das heutzutage noch so gegeben ist, außer vllt in Nordkorea oder so. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||
Hm, also erstens ist es mE für die Frage, ob das ein sinnvolles Konzept ist, völlig unerheblich, ob es heute totalitäre Staaten gibt oder nicht. Damit etwas ein sinnvolles Konzept ist, reicht es locker aus, dass das Konzept theoretisch möglich ist (selbst wenn - in Vergangenheit und Zukunft - es niemals Realität würde) und zweitens würde ich Dir widersprechen wollen, dass es heute keine totalitären Staaten mehr gibt. Z.B. den Iran würde ich als totalitären Staat ansehen. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Hm, aber Kommunismus und Nationalsozialismus kann man mE eh nicht vergleichen. |
Noseman hat folgendes geschrieben: |
Deswegen finde ich es ja unscharf, alles in die Schublade "Totalitarismus" zu stecken. Kann man natürlich machen, um sich der Sache anzunähern, aber wirklich vertiefend taugt das mE nicht viel. |
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