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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1943477) Verfasst am: 19.08.2014, 20:53    Titel: Antworten mit Zitat

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Nehmen wir an, das Kind hat eine wahnsinnig große Lust an Süßigkeiten und an Gameboy. Und davon wird es fett. Das führt dazu, dass das Kind zwar ein Interesse an angenehmen Gefühlen hat, weil Cola trinken ja offensichtlich eine berauschende Qualität hat. Gleichwohl erachte ich dieses Interesse als minderwertig und respektiere es nicht. Ich habe nämlich ein Interesse daran, dass mein Kind gesund bleibt und dieses Interesse werde ich auch durchsetzen.

Wie gesagt, in Extremfällen (z.B. wirkliche gesundheitliche Gefahr) würde auch ich die Gefahr fernzuhalten versuchen. Aber es ist ein Unterschied, ob ich sagen wir mal weniger/keine Süßigkeiten kaufe, oder ob ich das Kind einsperre und züchtige,damit es weniger Süßigkeiten ißt.

Übrigens entwickeln Kinder, die von Anfang an gesund ernährt werden (also z.B. ohne das überwürzte und gesüßte Industrie-Anfixerzeugs), deutlich weniger Abhängigkeiten in diese Richtung. Kinder, denen man viel bietet (muß nicht teuer sein), hängen weniger am Gameboy, undsoweiter.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#1943543) Verfasst am: 20.08.2014, 01:07    Titel: Antworten mit Zitat

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

smallie hat folgendes geschrieben:
Zitat:

Weil mir keine sinnvolle Bedeutung einfällt! Für mich ist "freier Zugang zu Informationen" einfach keine sinnvoll definierte Phrase. Eine Möglichkeit wäre "freier Zugang zu Primärliteratur" und die findest du auch doof.

Frag einen Chinesen nach Tiananmen.

<schnipp>

Verstehst du "freien Zugang zu Informationen" jetzt?


Das kann man als "freier Zugang zu Informationen über Tiananmen" beschreiben. Also haben wir auch hier wieder eine Selektion vorliegen. Sogar eine sehr enge Selektion, die sich nur auf ein einzelnes historisches Ereignis bezieht.

Ich verstehe also immer noch nicht, was du mit "freien Zugang zu Informationen" meinst.

Gnade!

Ich hätte mein Beispiele mit o. B. d. A. - "ohne Beschränkung der Allgemeinheit" - qualifizieren sollen. freakteach Vielleicht wär's dann leichter in deinen Schädel gegangen.

Sei x ein Fakt aus der Menge aller Fakten X. Zähle, wie viele x in einem Gesellschafts- oder Erziehungssystem zugänglich sind, und du hast ein Maß für die Informationsfreiheit in diesem System.



funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

smallie hat folgendes geschrieben:

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Wenn Kinder die ganze Zeit ihren Unmut äußern und ich ihnen nachgebe, ist das auch eine Bevormundung. Es lernt dann nämlich keinen Respekt und Höflichkeit. Es lernt keine Disziplin. Es meint, es müsse immer im Mittelpunkt stehen. Er meint es bekomme alles in den Mund geschaufelt, wenn es diesen nur weit aufreißt. Ich bevormunde ihn also bei deiner Strategie, indem ich ihm das Erlernen m.E. wichtiger Tugenden vorenthalte.

Ich lese da eine objektive Bevorzugung von Respekt, Höflichkeit, Disziplin und "Maul nicht zu weit aufreißen" heraus.

Wie kannst du der Meinung sein, es gäbe keine objektive Moral und dann aber diesen autoritären Idealen das Wort reden?


Ich verbinde mit meiner Meinung keine "objektive Bevorzugung". Du hast die volle Meinungsfreiheit. Du kannst deine eigenen Werte vertreten wie du willst. Also bin ich sogar das Gegenteil von autoritär.

Gerade weil ich nicht autoritär bin und gerade weil ich keine "objektive Bevorzugung" praktiziere, lasse ich den Menschen die Wahl "Respekt, Höflichkeit, Disziplin und 'Maul nicht zu weit aufreißen' " als moralische Wertvorstellungen zu haben. Ich bin also zutiefst antiautoritär.

Ich glaube dir nicht, weil dein Tonfall im Zitat eine andere Sprache spricht.

Hast du nicht die Mutter bevorzugt, die vermeiden wollte, daß ihr Kind von der Evolutionstheorie erfährt? Die Interessen das Kindes hast du mit keinem Wort erwähnt.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

smallie hat folgendes geschrieben:

OJEKTIVE WERTE

Zum anderen bin ich Mensch und kann ansatzweise nachvollziehen, was in anderen vorgeht. Das gilt sogar für meine Säugetierverwandten.

Zitat:
Harry F. Harlow, Monkey Love Experiments



Given a choice, infant monkeys invariably preferred surrogate mothers covered with soft terry cloth, and they spent a great deal of time cuddling with them.

http://darkwing.uoregon.edu/~adoption/studies/HarlowMLE.htm

Nur ein hartherziger Mensch würde das als subjektiv abtun.

Das Beispiel gehört übrigens in den Lehrplan. Dies auch:


Zitat:
William Shakespeare - Der Kaufmann von Venedig

Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?

http://www.phrasen.com/uebersetze,Wenn-ihr-uns-stecht-bluten-wir-nicht-Wenn-ihr-uns-kitzelt-lachen-wir-nicht-Wenn-ihr-uns-vergiftet-st,79378,d.html


Kannst du Gründe nennen, warum diese beiden Beispiele keine objektive Moral erzwingen?

Ganz einfach:

Aus Empathie folgt kein bestimmtes Verhalten. Das gilt in jeder beliebigen Richtung:
1. Wenn ich Empathie zeige, dann gibt unendlich viele Möglichkeiten, wie ich diese zum Ausdruck bringen kann.
2. Wenn ich Empathie zeige, dann werden deswegen meine Mitmenschen unter Umständen mein Verhalten dennoch als "amoralisch" bewerten.

Ich will dafür ein paar Beispiele aus dem Forum nennen.

Nein, lasse ich nicht gelten.

Natürlich gibt es viele Fälle, die in einer Grauzone liegen, bei denen auch ich nicht zu einem abschließenden Urteil komme. Ich habe meine zwei Beispiele mit Bedacht ausgewählt. Weil sie unmittelbar einsichtig sind - (dachte ich). Bitte widerlege meine Beispiele oder gib zu, daß in manchen Fällen aus Empathie etwas Objektives folgt. (Gleich mehr dazu.)


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Wie kann also Empathie zu einer objektiven Moral führen?

Es war schon spät, deshalb fehlten Übersetzung und Kommentar zum Affenbeispiel. Schnell nachgeholt:

Affenbabys wurde ein Drahtgestell mit Milchspender und ein mit Frottee bespanter Mutterersatz zur Auswahl gestellt. Außer zur Nahrungsaufnahme bevorzugten die Babies das flauschige Objekt.

Bei mir ruft das eine ganze Reihe von Gedanken und daraus folgende Motivationen hervor. Nur ein Beispiel: als Geburten im Krankenhaus der Regelfall wurden, war es üblich, die Neugeborenen von den Müttern zu trennen. Väter waren damals wohl ohnehin kaum anwesend. Heute erscheint beides etwas barbarisch.

Was Shakespeare betrifft: Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Ich will nicht gestochen werden, also steche ich niemanden, der das nicht will. Das ist ein glasklares Beispiel, wie Empathie zu einer objektiven Ethik führt.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

Ich habe in dem Thread Was fällt euch zu "dem Islam" ein? große Bemühungen zur Empathie gemacht. Meine Mitmenschen haben das anders gesehen. Siehe unter anderem hier, hier, hier, hier und hier.

Das heißt meine aufrichtigen und freundlich gemeinten Bemühungen mich in meine Mitmenschen einzufühlen wurden nicht als solche erkannt. Mehrheitlich wurde mir vorgeworfen, dass ich den "Oberlehrer" oder den "Grundschullehrer" spiele.

Gut gemeint ist nicht hinreichend für eine gute Tat. Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen. Mr. Green

Du verstehst also immer noch nicht, was die Leute dir sagen wollten?


EDIT: erstes Zitat repariert.
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Zuletzt bearbeitet von smallie am 20.08.2014, 20:39, insgesamt einmal bearbeitet
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#1943544) Verfasst am: 20.08.2014, 01:09    Titel: Antworten mit Zitat

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Nehmen wir an, das Kind hat eine wahnsinnig große Lust an Süßigkeiten und an Gameboy. Und davon wird es fett. Das führt dazu, dass das Kind zwar ein Interesse an angenehmen Gefühlen hat, weil Cola trinken ja offensichtlich eine berauschende Qualität hat. Gleichwohl erachte ich dieses Interesse als minderwertig und respektiere es nicht. Ich habe nämlich ein Interesse daran, dass mein Kind gesund bleibt und dieses Interesse werde ich auch durchsetzen.

Offensichtlich bist du objektiv der Meinung, daß es schlecht sei, fett zu sein. Ebenso hast du keine Scheu, ein hypothetisches Kind in die Nähe des Wortes "wahnsinnig" zu stellen.

Was ist jetzt aus deiner Ablehnung von objektiven Urteilen geworden?

Wieder einmal weißt du nicht, was du redest. Bist du Adenauer? Der Legende nach interessierte den sein Geschwätz von gestern auch nicht.
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funkeimdunkeln
Bösmensch



Anmeldungsdatum: 12.05.2014
Beiträge: 878

Beitrag(#1943788) Verfasst am: 20.08.2014, 20:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo step,

step hat folgendes geschrieben:

Übrigens entwickeln Kinder, die von Anfang an gesund ernährt werden (also z.B. ohne das überwürzte und gesüßte Industrie-Anfixerzeugs), deutlich weniger Abhängigkeiten in diese Richtung. Kinder, denen man viel bietet (muß nicht teuer sein), hängen weniger am Gameboy, undsoweiter.


Natürlich, wenn du die Gefahr im Blick hast, dann machst du das so. Was du vorschlägst, ist also eine Präventationsstrategie. Dann ist immer noch die Frage, ob es dir immer gelingt diese Strategie vorbildlich anzuwenden. Vielleicht besucht das Kind seine Großeltern, die leider nicht so vorausdenkend sind wie du. Deswegen besteht immer die Gefahr, dass man um schützende Gewalt nicht herumkommt. Ich stimme dir zu, dass ich diese auch so selten wie möglich anwenden möchte. Mir geht es darum, dass man diese nicht per se vermeiden und darum auch nicht per se verdammen kann.

Mit freundlichen Grüßen,
Mirko
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astarte
Foren-Admin
Foren-Admin



Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46545

Beitrag(#1943793) Verfasst am: 20.08.2014, 20:25    Titel: Antworten mit Zitat

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Hallo step,

step hat folgendes geschrieben:

Übrigens entwickeln Kinder, die von Anfang an gesund ernährt werden (also z.B. ohne das überwürzte und gesüßte Industrie-Anfixerzeugs), deutlich weniger Abhängigkeiten in diese Richtung. Kinder, denen man viel bietet (muß nicht teuer sein), hängen weniger am Gameboy, undsoweiter.


Natürlich, wenn du die Gefahr im Blick hast, dann machst du das so. Was du vorschlägst, ist also eine Präventationsstrategie. Dann ist immer noch die Frage, ob es dir immer gelingt diese Strategie vorbildlich anzuwenden. Vielleicht besucht das Kind seine Großeltern, die leider nicht so vorausdenkend sind wie du. Deswegen besteht immer die Gefahr, dass man um schützende Gewalt nicht herumkommt. Ich stimme dir zu, dass ich diese auch so selten wie möglich anwenden möchte. Mir geht es darum, dass man diese nicht per se vermeiden und darum auch nicht per se verdammen kann.

Mit freundlichen Grüßen,
Mirko

Ah, und wie strafst du die Großeltern für diesen Regelverstoß? Hausarrest oder Klaps?
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Tja
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1943797) Verfasst am: 20.08.2014, 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
Ah, und wie strafst du die Großeltern für diesen Regelverstoß? Hausarrest oder Klaps?

Enkelentzug, hehe zynisches Grinsen
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funkeimdunkeln
Bösmensch



Anmeldungsdatum: 12.05.2014
Beiträge: 878

Beitrag(#1943799) Verfasst am: 20.08.2014, 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo smallie,

smallie hat folgendes geschrieben:

Gnade!

Ich hätte mein Beispiele mit o. B. d. A. - "ohne Beschränkung der Allgemeinheit" - qualifizieren sollen. freakteach Vielleicht wär's dann leichter in deinen Schädel gegangen.

Sei x ein Fakt aus der Menge aller Fakten X. Zähle, wie viele x in einem Gesellschafts- oder Erziehungssystem zugänglich sind, und du hast ein Maß für die Informationsfreiheit in diesem System.


Was meinst du mit "zugänglich"? Das ist keine triviale Frage. In einem Bildungssystem gibt es immer eine Heranführung an Wissen. Und damit haben wir von der Menge X aller Fakten immer eine infinitesimal kleine Menge Y aller Fakten, die Schülern vermittelt werden. Die Auswahl von Y ist höchst subjektiv.

Ein weitere Frage ist die, ob man den Schülern zwangsweise die Techniken vermitteln soll, die notwendig sind, um sich ganz X zugänglich zu machen. Auch das lehne ich ab. Vielmehr befürworte ich, dass man ihnen das Angebot macht sich Techniken zu erwerben, mit denen sie ganz X abgrasen können. Wenn sie dieses Angebot ablehnen, dann ist das ihre Entscheidung.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:


Ich glaube dir nicht, weil dein Tonfall im Zitat eine andere Sprache spricht.

Hast du nicht die Mutter bevorzugt, die vermeiden wollte, daß ihr Kind von der Evolutionstheorie erfährt? Die Interessen das Kindes hast du mit keinem Wort erwähnt.


Nein. Weder befürworte ich noch eine Bevorzugung relativ zu anderen Müttern noch eine Bevorzugung relativ zu dem Kind. Nach dem Abschluss der Erwerb der Grundfähigkeiten kann man weder das Kind noch die Mutter zu etwas zwingen. Wenn die Mutter das Kind in eine Schule stecken will und das Kind will nicht, dann kann man das Kind nicht per Gesetz zwingen dem Willen der Mutter zu gehorchen.

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

Natürlich gibt es viele Fälle, die in einer Grauzone liegen, bei denen auch ich nicht zu einem abschließenden Urteil komme. Ich habe meine zwei Beispiele mit Bedacht ausgewählt. Weil sie unmittelbar einsichtig sind - (dachte ich). Bitte widerlege meine Beispiele oder gib zu, daß in manchen Fällen aus Empathie etwas Objektives folgt. (Gleich mehr dazu.)


Ich bin nicht der Meinung, wie aus dem Empathischen Empfinden eine objektive Richtlinie folgt. Zum Beispiel folgt aus dem Schimpansenversuch keine Ablehnung von Tierversuchen. Derjenige, der das Experiment durchgeführt hat, hat ja nebenbei demonstriert, dass es im Interesse der wissenschaftlichen Neugier durchaus eine sinnvolle Verhaltensweise sein kann bei einem Käfig den Flausch wegzulassen. Analog kann das Interesse am wissenschaftlichen Fortschritt durchaus zu Tierquälereien führen. Der wissenschaftliche Fortschritt kann wiederum dadurch legitimiert sein anderweitiges Leid zu verhüten (Entwicklung von Ebola-Medikamenten).

Auch das Beispiel von Shakespeare erachte ich nicht als Beleg für die Existenz einer objektiven Moral. Ein wichtiges Beispiel ist hier die schützende Gewalt. Wenn jemand mich angreift, dann steche ich ihn notfalls lieber als niedergestochen zu werden.

Ein anderes Beispiel ist der Tyrannenmord. In diesem Beispiel ist es sogar rechtlich nicht legitimiert den Tyrannen niederzustechen und der Tyrann selber findet das auch nicht so wahnsinnig dolle und dennoch rechtfertige ich das mit einem höheren Zweck.

Sehr drastisch hat George Orwell diese Verletzung des Empathie-Prinzips zugunsten eines höheren Zwecks in "1984" geschildert. Die Hauptfigur im Kampf gegen das übermächtige totalitäre System findet einen Rebell, der ihm von der Existenz eines geheimen Rebellen-Bündnisses erzählt. (Wie sich später herausstellt, handelt es sich hierbei um einen Fake.) Der Rebell fragt die Hauptfigur, ob er bereit wäre allerhand lustige Dinge zu tun wie zum Beispiel einem Kind Säure ins Gesicht zu schütten, um das Regime zu stürzen. Genau diese Stelle wird der Haupt-Person später während des Verhörs vorgehalten, um ihm zu demonstrieren, dass sein Werte-System auch nur relativ sei.

Zitat:
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

Ich habe in dem Thread Was fällt euch zu "dem Islam" ein? große Bemühungen zur Empathie gemacht. Meine Mitmenschen haben das anders gesehen. Siehe unter anderem hier, hier, hier, hier und hier.

Das heißt meine aufrichtigen und freundlich gemeinten Bemühungen mich in meine Mitmenschen einzufühlen wurden nicht als solche erkannt. Mehrheitlich wurde mir vorgeworfen, dass ich den "Oberlehrer" oder den "Grundschullehrer" spiele.

Gut gemeint ist nicht hinreichend für eine gute Tat. Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen. Mr. Green

Du verstehst also immer noch nicht, was die Leute dir sagen wollten?


Genau darum geht es nicht, nämlich, dass gute Vorsätze nicht ausreichen. Und ehrlich gesagt kann ich mit unter "objektiven Moral" nichts anderes vorstellen als "gute Vorsätze". ich weiß nicht, was objektive Moral sonst sein soll.

Ich habe Vermutungen darüber, was die Leute mir sagen wollten. Vermutlich wollten sie zum Ausdruck bringen, dass meine Beiträge nicht in ihr Bezugssystem passen und dass sie diese darum als eine Respektlosigkeit empfinden. Hierbei handelt es sich allerdings um eine subjektive Vermutung, weil sie das nie so direkt gesagt haben. Es handelt sich lediglich um eine Interpretation und eine solche kann nicht objektiv sein.

smallie hat folgendes geschrieben:
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Nehmen wir an, das Kind hat eine wahnsinnig große Lust an Süßigkeiten und an Gameboy. Und davon wird es fett. Das führt dazu, dass das Kind zwar ein Interesse an angenehmen Gefühlen hat, weil Cola trinken ja offensichtlich eine berauschende Qualität hat. Gleichwohl erachte ich dieses Interesse als minderwertig und respektiere es nicht. Ich habe nämlich ein Interesse daran, dass mein Kind gesund bleibt und dieses Interesse werde ich auch durchsetzen.

Offensichtlich bist du objektiv der Meinung, daß es schlecht sei, fett zu sein. Ebenso hast du keine Scheu, ein hypothetisches Kind in die Nähe des Wortes "wahnsinnig" zu stellen.


Nein, ich bin nicht objektiv der Meinung, dass es schlecht ist fett zu werden. Ich bin lediglich der Meinung, dass ich kein fettes Kind möchte.

Zitat:

Was ist jetzt aus deiner Ablehnung von objektiven Urteilen geworden?

Wieder einmal weißt du nicht, was du redest. Bist du Adenauer? Der Legende nach interessierte den sein Geschwätz von gestern auch nicht.


Was willst du mir damit sagen? Dass ich dich reinlegen will?
Wenn ich dazu beitragen kann, dass du Vertrauen in meine Ernsthaftigkeit hast, dann äußere bitte Anregungen. Mit "Bist du Adenauer" kann ich wenig anfangen.

Mit freundlichen Grüßen,
Mirko
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funkeimdunkeln
Bösmensch



Anmeldungsdatum: 12.05.2014
Beiträge: 878

Beitrag(#1943800) Verfasst am: 20.08.2014, 20:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Step,

step hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Ah, und wie strafst du die Großeltern für diesen Regelverstoß? Hausarrest oder Klaps?

Enkelentzug, hehe zynisches Grinsen


Genau. Dann mache ich sowohl die Großeltern als auch das Enkelkind unglücklich! zynisches Grinsen

Mirko
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funkeimdunkeln
Bösmensch



Anmeldungsdatum: 12.05.2014
Beiträge: 878

Beitrag(#1943801) Verfasst am: 20.08.2014, 20:48    Titel: Antworten mit Zitat

Nachtrag: Einen ähnlichen Fall hatte schon mal ein Freund. Der hat der Mutter seiner Freundin mal sein Kind überlassen ohne zu wissen, dass sie eine ansteckende Krankheit hatte. Sie war so unvernünftig und hat sich nicht impfen lassen und die Eltern des Kindes auch nicht informiert. In diesem Falle war er hart mit sich am kämpfen, ob er schützende Gewalt anwenden und das Kind von der Oma zukünftig fernhalten sollte.

Mirko
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#1944748) Verfasst am: 24.08.2014, 16:53    Titel: Antworten mit Zitat

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

smallie hat folgendes geschrieben:

Gnade!

Ich hätte mein Beispiele mit o. B. d. A. - "ohne Beschränkung der Allgemeinheit" - qualifizieren sollen. freakteach Vielleicht wär's dann leichter in deinen Schädel gegangen.

Sei x ein Fakt aus der Menge aller Fakten X. Zähle, wie viele x in einem Gesellschafts- oder Erziehungssystem zugänglich sind, und du hast ein Maß für die Informationsfreiheit in diesem System.


Was meinst du mit "zugänglich"?

Ausgangspunkt war deine Aussage:

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Wenn wir Angst davor haben, dass unsere Kinder mit Kreationismen und Keuschheitsgeboten indoktriniert werden, dann erheben wir uns in unzulässiger Weise moralisch, wenn wir die Angst von Christen ignorieren, die nicht wollen, dass ihre Kinder mit Sexualkunde und Evolutionstheorie belehrt werden. Es geht also darum allen Gruppen ihre Freiheiten zu lassen und nicht darum die eine oder die andere zu bevormunden.

Worauf ich sagte: bevormundet werden hier die Kinder.

Oder:

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Viel sinnvoller wäre es nun, wenn die Schule mit den Eltern eine vertrauensvolle Zusammenarbeit anstrebt, die dazu führt, dass die weniger wichtige Evolutionstheorie im Einzelfall unter den Tisch fallen gelassen werden kann, während wirklich wichtige Informationen wie die Relevanz der Schulmedizin und die Irrelevanz der Homöopathie dafür umso größere Betonung erhalten.

Wenn Sexualkunde und Evolutionstheorie oder Keuschheitsgebote und Kreationismen übergangen werden, gibt es keinen freien Zugang zu Information.

Du nennst Christen, die nicht möchten, daß ihre Kinder mit Evolutionstheorie belehrt werden. Kannst du dir Atheisten vorstellen, die ihrem Kind die Lektüre von Of Pandas and People verweigern?


Übrigens 1: Keine Sexualkunde? Was antwortet man dann, wenn das Kind fragt? Mit Schweigen, Lügen, oder mit "dafür bist du noch zu klein."

Übrigens 2: Fällt mir erst in der Rückschau auf: "Evolutionstheorie weniger wichtig", "wirklich wichtige Information wie Schulmedizin". Damals hattest du noch kein Problem damit, Themen eine Wichtigkeit zuzuweisen. Zustimmung




funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
In einem Bildungssystem gibt es immer eine Heranführung an Wissen. Und damit haben wir von der Menge X aller Fakten immer eine infinitesimal kleine Menge Y aller Fakten, die Schülern vermittelt werden. Die Auswahl von Y ist höchst subjektiv.

So subjektiv wie die Auswahl von Sexualkunde?

Die Auswahl mag teilweise subjektiv. Aber nicht "höchst" subjektiv. Beispiel: was gehört in den Biologieunterricht?

[ ] der Aufbau des Beins bei der Biene
[ ] Evolution

(Womit ich nicht sagen möchte, daß Wahrheit per Umfrage bestimmt werden kann.)




funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

smallie hat folgendes geschrieben:

Ich glaube dir nicht, weil dein Tonfall im Zitat eine andere Sprache spricht.

Hast du nicht die Mutter bevorzugt, die vermeiden wollte, daß ihr Kind von der Evolutionstheorie erfährt? Die Interessen das Kindes hast du mit keinem Wort erwähnt.


Nein. Weder befürworte ich noch eine Bevorzugung relativ zu anderen Müttern noch eine Bevorzugung relativ zu dem Kind. Nach dem Abschluss der Erwerb der Grundfähigkeiten kann man weder das Kind noch die Mutter zu etwas zwingen. Wenn die Mutter das Kind in eine Schule stecken will und das Kind will nicht, dann kann man das Kind nicht per Gesetz zwingen dem Willen der Mutter zu gehorchen.

Kannst du erklären, was "Nach dem Abschluss der Erwerb der Grundfähigkeiten" aussagen soll? Vorher darf das Kind schon zu etwas gezwungen werden? Da hast du noch eine Definitionslücke.

Weiter oben waren dir die Wünsche der Mütter noch wichtiger, als die Wünsche der Kinder.



funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

smallie hat folgendes geschrieben:

Natürlich gibt es viele Fälle, die in einer Grauzone liegen, bei denen auch ich nicht zu einem abschließenden Urteil komme. Ich habe meine zwei Beispiele mit Bedacht ausgewählt. Weil sie unmittelbar einsichtig sind - (dachte ich). Bitte widerlege meine Beispiele oder gib zu, daß in manchen Fällen aus Empathie etwas Objektives folgt. (Gleich mehr dazu.)


Ich bin nicht der Meinung, wie aus dem Empathischen Empfinden eine objektive Richtlinie folgt. Zum Beispiel folgt aus dem Schimpansenversuch keine Ablehnung von Tierversuchen. Derjenige, der das Experiment durchgeführt hat, hat ja nebenbei demonstriert, dass es im Interesse der wissenschaftlichen Neugier durchaus eine sinnvolle Verhaltensweise sein kann bei einem Käfig den Flausch wegzulassen. Analog kann das Interesse am wissenschaftlichen Fortschritt durchaus zu Tierquälereien führen. Der wissenschaftliche Fortschritt kann wiederum dadurch legitimiert sein anderweitiges Leid zu verhüten (Entwicklung von Ebola-Medikamenten).

Ein sehr guter Einwand. Das Thema könnte einen eigenen Thread füllen.

Seit den Tagen von Harry Harlows Experimenten mit Rhesus-Affen haben sich die Standards etwas geändert - auch als Reaktion auf seine Versuche.

Damals waren solche Ansichten nicht unüblich:

Zitat:
Johanna Haarer - Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind (1934)

Wenn ein Baby gewickelt und gefüttert ist, legt man es in sein Bett und geht die ganze Nacht auf keinen Fall mehr ins Zimmer, sonst wird das Kind verwöhnt.

http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/wenn-babys-schreien-liebe-statt-kuechenpsychologie-1.1984711

Harlow hat das ein für alle mal widerlegt. Herumgesprochen hat es sich noch nicht.

Gerade gestern erlebt: in meinem Stammcafe saß ein Pärchen mit einem Kind im Alter von 1 1/2 oder 2 Jahren neben mir. Ihr Umgang mit dem Kind erschien mir recht vernünftig, soweit ich das mitbekommen habe. Auf Nachfrage nach ihren Grundsätzen im Umgang mit Kindern, würden sie sich bestimmt als aufgeklärt und wohlwollend darstellen. Trotzdem spielte sich diese Szene ab, als sie gingen: Kind wird in den Buggy gesetzt und angeschnallt. Kind protestiert lautstark. Mama sagt: "Drama. Drama. Oh, das Drama."

Das Drama haben natürlich die Eltern verursacht. Sie hätten ihr Kind auch laufen lassen oder es tragen können.



funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Auch das Beispiel von Shakespeare erachte ich nicht als Beleg für die Existenz einer objektiven Moral. Ein wichtiges Beispiel ist hier die schützende Gewalt. Wenn jemand mich angreift, dann steche ich ihn notfalls lieber als niedergestochen zu werden.

Moralische Faustregel 1: ich schlage niemanden, weil ich selbst nicht geschlagen werden will.

Sollte mich jemand schlagen wollen, muß ich mich nicht mehr an die Regel halten.

Moralische Faustregel 2: Niemand ist verpflichtet, sich aufs Maul hauen zu lassen.


Wenn wir so weitermachen, haben wir bald einen kleinen Katalog von objektiven ethischen Regeln. Pfeifen



funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Ein anderes Beispiel ist der Tyrannenmord. In diesem Beispiel ist es sogar rechtlich nicht legitimiert den Tyrannen niederzustechen und der Tyrann selber findet das auch nicht so wahnsinnig dolle und dennoch rechtfertige ich das mit einem höheren Zweck.

Ist bereits in Regel 2 angelegt.


Bleibt noch zu klären, was einen Tyrannen ausmacht.

Kleiner Ausflug zu tagesaktuellen Ereignissen. Es spricht: der Papst.

Zitat:
"Wenn es eine ungerechte Aggression gibt, kann ich nur sagen, dass es gerechtfertigt ist, den ungerechten Aggressor zu stoppen", sagte Franziskus. Allerdings dürfe nicht eine Nation im Alleingang entscheiden, wie zu reagieren sei.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/james-foley-papst-franziskus-ruft-eltern-an-a-987546.html

Das verschiebt die Diskussion natürlich nur hin zur Frage, was ist ungerecht.

Ist der Islamische Staat: gerecht oder ungerecht? Tyrannei oder Wohltat? Siehst du hier Spielraum für Subjektivität?




funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Ich habe Vermutungen darüber, was die Leute mir sagen wollten. Vermutlich wollten sie zum Ausdruck bringen, dass meine Beiträge nicht in ihr Bezugssystem passen und dass sie diese darum als eine Respektlosigkeit empfinden.

Statt nur ein- oder zwei deiner Kracher loszulassen, hast du eine ganze Salve abgefeuert. Das hab wohl nicht nur ich als penetrant empfunden.



funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

smallie hat folgendes geschrieben:

Offensichtlich bist du objektiv der Meinung, daß es schlecht sei, fett zu sein. Ebenso hast du keine Scheu, ein hypothetisches Kind in die Nähe des Wortes "wahnsinnig" zu stellen.


Nein, ich bin nicht objektiv der Meinung, dass es schlecht ist fett zu werden. Ich bin lediglich der Meinung, dass ich kein fettes Kind möchte.

Mein Gebrauch von "Meinung" unterscheidet sich von deinem.

Ich spreche nur dann von "Meinung", wenn ich objektive Gründe anführen kann. Kann ich das nicht, dann spreche ich von "Neigung", "Ahnung", "Vorliebe", "Bauchgefühl".


EDIT: Spachtel und Politur.
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funkeimdunkeln
Bösmensch



Anmeldungsdatum: 12.05.2014
Beiträge: 878

Beitrag(#1946483) Verfasst am: 31.08.2014, 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo smallie,

nun komme ich dazu dir zu antworten.

smallie hat folgendes geschrieben:

Wenn Sexualkunde und Evolutionstheorie oder Keuschheitsgebote und Kreationismen übergangen werden, gibt es keinen freien Zugang zu Information.


Nein. Das heißt bloß, dass diese Themen nicht im Unterricht behandelt werden. Das Konzept "freier Zugang zu Information" durch die Vermittlung im Unterricht zu definieren halte ich für schlichtweg absurd. Denn wenn dem so wäre, dann wären alle die Informationen nicht "frei zugänglich", die nicht im Unterricht behandelt werden - was bei der Gesamtmenge an Daten, über die wir heutzutage verfügen, 99% aller Informationen sind.

Ich weiß also immer noch nicht, was du mit "freier Information" meinst. Wir haben es die ganze Zeit mit dem Problem einer objektiven Selektion zu tun. Die ganze Zeit.

Zitat:
Übrigens 1: Keine Sexualkunde? Was antwortet man dann, wenn das Kind fragt? Mit Schweigen, Lügen, oder mit "dafür bist du noch zu klein."


Das kann der jeweilige Lehrer dann individuell entscheiden. Was ist denn so schlimm daran ihm eigenveranwortliches pädagogigsches Handeln anzuvertrauen?

Zitat:
Übrigens 2: Fällt mir erst in der Rückschau auf: "Evolutionstheorie weniger wichtig", "wirklich wichtige Information wie Schulmedizin". Damals hattest du noch kein Problem damit, Themen eine Wichtigkeit zuzuweisen. Zustimmung


Diese Wichtigkeit ist eine rein subjektive. Ich behaupte ja nicht, dass keine Selektion möglich ist. Ich behaupte lediglich, dass eine Selektion immer nur rein subjektiv sein kann.

Zitat:

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
In einem Bildungssystem gibt es immer eine Heranführung an Wissen. Und damit haben wir von der Menge X aller Fakten immer eine infinitesimal kleine Menge Y aller Fakten, die Schülern vermittelt werden. Die Auswahl von Y ist höchst subjektiv.

So subjektiv wie die Auswahl von Sexualkunde?

Die Auswahl mag teilweise subjektiv. Aber nicht "höchst" subjektiv. Beispiel: was gehört in den Biologieunterricht?

[ ] der Aufbau des Beins bei der Biene
[ ] Evolution

(Womit ich nicht sagen möchte, daß Wahrheit per Umfrage bestimmt werden kann.)


Wer sagt denn, dass Biologie-Unterricht überhaupt in den Lehrplan gehört? Und zwar zwangsverpflichtend für alle?

Zitat:
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:

Nein. Weder befürworte ich noch eine Bevorzugung relativ zu anderen Müttern noch eine Bevorzugung relativ zu dem Kind. Nach dem Abschluss der Erwerb der Grundfähigkeiten kann man weder das Kind noch die Mutter zu etwas zwingen. Wenn die Mutter das Kind in eine Schule stecken will und das Kind will nicht, dann kann man das Kind nicht per Gesetz zwingen dem Willen der Mutter zu gehorchen.

Kannst du erklären, was "Nach dem Abschluss der Erwerb der Grundfähigkeiten" aussagen soll? Vorher darf das Kind schon zu etwas gezwungen werden? Da hast du noch eine Definitionslücke.


Ich bin dafür, dass man dem Kind ein Mindestmaß an Konventionen vermittelt. Dazu gehören elementare Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen. Dies begründe ich mit den Notwendigkeiten, die zum Überleben in der Gesellschaft bestehen. Wichtig ist, dass ich diese Notwendigkeiten mit Konventionen und nicht mit einer objektiven Moral begründe. Hinzu kommt natürlich noch mein Mitgefühl für Kinder, die weder lesen noch schreiben gelernt haben und deswegen zu Armut verdammt sind. Meine Moralskepsis steht ja nicht im Widerspruch zu meiner Großherzigkeit.

Zitat:
Gerade gestern erlebt: in meinem Stammcafe saß ein Pärchen mit einem Kind im Alter von 1 1/2 oder 2 Jahren neben mir. Ihr Umgang mit dem Kind erschien mir recht vernünftig, soweit ich das mitbekommen habe. Auf Nachfrage nach ihren Grundsätzen im Umgang mit Kindern, würden sie sich bestimmt als aufgeklärt und wohlwollend darstellen. Trotzdem spielte sich diese Szene ab, als sie gingen: Kind wird in den Buggy gesetzt und angeschnallt. Kind protestiert lautstark. Mama sagt: "Drama. Drama. Oh, das Drama."

Das Drama haben natürlich die Eltern verursacht. Sie hätten ihr Kind auch laufen lassen oder es tragen können.


Ich kann mich natürlich nicht in die Situation der Mutter hineinversetzen. Denkbar wäre es nun, dass die Mutter eine "gelobt sei, was hart macht"-Devise in ihrer Erziehung vertritt. Eine derartige Devise würde per definitionem das teilweise Ignorieren von Bedürfnissen des Kindes (Bequemlichkeit, Autonomie) zugunsten von anderen Bedürfnissen des Kindes (Sicherheit, innerer Stärke) beinhalten.

Es ist auch denkbar, dass eine "Gelobt sei, was hart macht"-Devise, bei genau dem einen individuellen Kind gerade angebracht ist, weil es einen Machtkampf mit den Eltern austragen will, und bei dem anderen Kind wieder nicht angebracht ist, weil es erst einmal eine Stärkung seines Selbstbewusstseins braucht.

Natürlich habe ich Mitgefühl für das Kind. Auf dieses Mitgefühl reagiere ich nun nicht mit Misstrauen gegenüber der Mutter. Ich gehe davon aus, dass diese Mutter im Regelfall weiß, was sie tut, und dass ich mich darum nicht einzumischen brauche außer sie fragt mich explizit nach meiner Meinung. Dann war die Situation, die du beschrieben hast, entweder ein Ausrutscher - das ist nicht schlimm - wir machen alle mal Fehler - oder sie hat sich dabei was gedacht - und dann muss sie sich dafür nicht rechtfertigen. Ich spüre also, wenn ich mich in diese Situation hineinversetze, zwar eine gewisse Neugier, weil ich gerne wissen will, was die Mutter veranlasst so zu handeln, wie sie handelt. Das heißt, ich würde nachfragen, was sie damit meint. Ich verspüre jedoch keinen akuten Schmerz, welcher mich zu echter Besorgnis antreiben würde.

Zitat:

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Ich habe Vermutungen darüber, was die Leute mir sagen wollten. Vermutlich wollten sie zum Ausdruck bringen, dass meine Beiträge nicht in ihr Bezugssystem passen und dass sie diese darum als eine Respektlosigkeit empfinden.

Statt nur ein- oder zwei deiner Kracher loszulassen, hast du eine ganze Salve abgefeuert. Das hab wohl nicht nur ich als penetrant empfunden.


Das kann ich noch nicht nachvollziehen. Ich schreibe ja auch hier viele Beiträge. Würdest du dann sagen, dass du auch in diesem Thread hier genervt bist?

Mit freundlichen Grüßen,
Mirko
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smallie
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Beiträge: 3726

Beitrag(#1947223) Verfasst am: 03.09.2014, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Wenn Sexualkunde und Evolutionstheorie oder Keuschheitsgebote und Kreationismen übergangen werden, gibt es keinen freien Zugang zu Information.


Nein. Das heißt bloß, dass diese Themen nicht im Unterricht behandelt werden. Das Konzept "freier Zugang zu Information" durch die Vermittlung im Unterricht zu definieren halte ich für schlichtweg absurd. Denn wenn dem so wäre, dann wären alle die Informationen nicht "frei zugänglich", die nicht im Unterricht behandelt werden - was bei der Gesamtmenge an Daten, über die wir heutzutage verfügen, 99% aller Informationen sind.

Wie kommst du darauf, ich hätte das auf Schulunterricht eingeschränkt?

smallie hat folgendes geschrieben:
- Eltern 1 erzählen ihren Kindern vom Großen Manitou.
- Eltern 2 erzählen von Manitou, Quetzalcoatl, Yahwe, Brahma, Zeus, Jesus, Schabbtai Zvi, Cthulhu und dem FSM.

smallie hat folgendes geschrieben:
Natürlich beinhaltet freier Zugang zu Information auch freien Zugang zu Wissensvermittlung, zu Primär- und Sekundärliteratur, zu guten und altersgerechten Sachbüchern, einschlägigen Internetseiten und so weiter.

smallie hat folgendes geschrieben:
Die Schulbücherei darf ihre Bücher über Evolution aber schon behalten? Oder müssen die in den Giftschrank?



funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Ich weiß also immer noch nicht, was du mit "freier Information" meinst. Wir haben es die ganze Zeit mit dem Problem einer objektiven Selektion zu tun. Die ganze Zeit.

Deine Beispiele haben nichts mit Selektion zu tun, nichts damit, was in einen guten Lehrplan gehört. In deinen Beispielen geht es darum, Kinder daran zu hindern, etwas über ein Thema zu erfahren.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Übrigens 1: Keine Sexualkunde? Was antwortet man dann, wenn das Kind fragt? Mit Schweigen, Lügen, oder mit "dafür bist du noch zu klein."


Das kann der jeweilige Lehrer dann individuell entscheiden. Was ist denn so schlimm daran ihm eigenveranwortliches pädagogigsches Handeln anzuvertrauen?

Ich sehe da keinen Spielraum. nee

Konstruiere bitte einen Fall, in dem es angebracht ist, ein Kind nicht aufzuklären. Ich hoffe, du hast mehr Phantasie als ich, sonst wirst du nicht liefern können.

In welcher Jahrgangsstufe findet eigentlich Sexualkunde statt? 6te, 7te Klasse? Im youporn-Zeitalter erscheint mir das etwas spät.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Übrigens 2: Fällt mir erst in der Rückschau auf: "Evolutionstheorie weniger wichtig", "wirklich wichtige Information wie Schulmedizin". Damals hattest du noch kein Problem damit, Themen eine Wichtigkeit zuzuweisen. Zustimmung


Diese Wichtigkeit ist eine rein subjektive. Ich behaupte ja nicht, dass keine Selektion möglich ist. Ich behaupte lediglich, dass eine Selektion immer nur rein subjektiv sein kann.

Du übersiehst, daß genaueres Wissen auf Grundlagenwissen aufbaut. Ohne Kenntnis von Atomen macht es wenig Sinn vom Quanten-Hall-Effekt zu erzählen.

Um eine Antwort in Sachen Bienenbein vs. Evolution hast du dich erfolgreich gedrückt:


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
In einem Bildungssystem gibt es immer eine Heranführung an Wissen. Und damit haben wir von der Menge X aller Fakten immer eine infinitesimal kleine Menge Y aller Fakten, die Schülern vermittelt werden. Die Auswahl von Y ist höchst subjektiv.

So subjektiv wie die Auswahl von Sexualkunde?

Die Auswahl mag teilweise subjektiv. Aber nicht "höchst" subjektiv. Beispiel: was gehört in den Biologieunterricht?

[ ] der Aufbau des Beins bei der Biene
[ ] Evolution

(Womit ich nicht sagen möchte, daß Wahrheit per Umfrage bestimmt werden kann.)


Wer sagt denn, dass Biologie-Unterricht überhaupt in den Lehrplan gehört? Und zwar zwangsverpflichtend für alle?

Ich bin auch kein Anhänger einer Schulpflicht.

Das hindert mich aber nicht daran, darüber nachzudenken, was in einem guten Lehrplan behandelt werden sollte. Ich gehe davon aus, daß Kinder naturgemäß neugierig sind - wenn man es ihnen nicht ausgetrieben hat. So gesehen ist ein Lehrplan auch Wegweiser für die Lehrenden, was sie parat haben sollten, um Fragen beantworten zu können.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Kannst du erklären, was "Nach dem Abschluss der Erwerb der Grundfähigkeiten" aussagen soll? Vorher darf das Kind schon zu etwas gezwungen werden? Da hast du noch eine Definitionslücke.


Ich bin dafür, dass man dem Kind ein Mindestmaß an Konventionen vermittelt. Dazu gehören elementare Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen. Dies begründe ich mit den Notwendigkeiten, die zum Überleben in der Gesellschaft bestehen. Wichtig ist, dass ich diese Notwendigkeiten mit Konventionen und nicht mit einer objektiven Moral begründe. Hinzu kommt natürlich noch mein Mitgefühl für Kinder, die weder lesen noch schreiben gelernt haben und deswegen zu Armut verdammt sind. Meine Moralskepsis steht ja nicht im Widerspruch zu meiner Großherzigkeit.

Du behauptest die Notwendigkeit von Konventionen, möchtest das aber nicht als Anwendung objektiver Moral verstanden wissen.

Ich bin sprachlos.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Gerade gestern erlebt: in meinem Stammcafe saß ein Pärchen mit einem Kind im Alter von 1 1/2 oder 2 Jahren neben mir. Ihr Umgang mit dem Kind erschien mir recht vernünftig, soweit ich das mitbekommen habe. Auf Nachfrage nach ihren Grundsätzen im Umgang mit Kindern, würden sie sich bestimmt als aufgeklärt und wohlwollend darstellen. Trotzdem spielte sich diese Szene ab, als sie gingen: Kind wird in den Buggy gesetzt und angeschnallt. Kind protestiert lautstark. Mama sagt: "Drama. Drama. Oh, das Drama."

Das Drama haben natürlich die Eltern verursacht. Sie hätten ihr Kind auch laufen lassen oder es tragen können.


Ich kann mich natürlich nicht in die Situation der Mutter hineinversetzen. Denkbar wäre es nun, dass die Mutter eine "gelobt sei, was hart macht"-Devise in ihrer Erziehung vertritt. Eine derartige Devise würde per definitionem das teilweise Ignorieren von Bedürfnissen des Kindes (Bequemlichkeit, Autonomie) zugunsten von anderen Bedürfnissen des Kindes (Sicherheit, innerer Stärke) beinhalten.

funkesche Variante 1: "gelobt sei, was hart macht" führt zu innerer Stärke.

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Es ist auch denkbar, dass eine "Gelobt sei, was hart macht"-Devise, bei genau dem einen individuellen Kind gerade angebracht ist, weil es einen Machtkampf mit den Eltern austragen will, und bei dem anderen Kind wieder nicht angebracht ist, weil es erst einmal eine Stärkung seines Selbstbewusstseins braucht.

funkesche Variante 2: "gelobt sei, was hart macht" führt nicht zu einer Stärkung des Selbstbewußtsein.

Faszinierend.

Dazu fällt mir der Spruch eines Freundes ein: "Ihr müßt härter werden - sagten die Steine."


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Natürlich habe ich Mitgefühl für das Kind. Auf dieses Mitgefühl reagiere ich nun nicht mit Misstrauen gegenüber der Mutter. Ich gehe davon aus, dass diese Mutter im Regelfall weiß, was sie tut, und dass ich mich darum nicht einzumischen brauche außer sie fragt mich explizit nach meiner Meinung.

Was meinst du, was ich täglich so sehe, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen?

Im Kaufhaus: "Wenn du nicht brav bist, lasse ich dich hier"
Am Spielplatz: "Wenn du die Schuhe ausziehst könntest du dir fürchterlich weh tun." Sagte eine Mutter zu ihrem Kind, obwohl meine Tochter offensichtlich unverletzt barfuß herumlief.

Jetzt, wo wir darüber reden: Ich sollte mir soviel Zivilcourage angewöhnen, solches zukünftig zu kommentieren.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Ich verspüre jedoch keinen akuten Schmerz, welcher mich zu echter Besorgnis antreiben würde.

Überrascht mich nicht. Aus dem Beispiel mit den Rhesus-Affen wolltest du auch keine Handlungsvorschläge ableiten.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Statt nur ein- oder zwei deiner Kracher loszulassen, hast du eine ganze Salve abgefeuert. Das hab wohl nicht nur ich als penetrant empfunden.


Das kann ich noch nicht nachvollziehen. Ich schreibe ja auch hier viele Beiträge.

Wieso? Hier schreiben fast nur wir zwei. Da kannst du schlecht dritten und vierten Personen Meta-Ratschläge erteilen.


funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Würdest du dann sagen, dass du auch in diesem Thread hier genervt bist?

Ja, natürlich. Wer mich kennt, wird's auch gemerkt haben.

"Ich-sagte-du-sagtest"-Diskussionen sind sehr anstrengend für mich. Dafür kannst du nichts. Aber daß ich immer wieder zurücklesen muß, weil ich denke: Hoppla, das stand weiter oben noch ganz anders - das nervt. Ich möchte mich allmählich aus der Diskussion ausklinken, bevor wir uns noch im Kreise drehn.


Lieber würde ich noch ein bisschen stöbern, was es mit Big History konkret auf sich hat und wie das in der Praxis läuft. Das Thema war ja eigentlich "Prioritätensetzung bei der Wahl der Schulfächer".
_________________
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schtonk
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Beiträge: 12078

Beitrag(#1947258) Verfasst am: 03.09.2014, 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

...
Was meinst du, was ich täglich so sehe, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen?
...
Am Spielplatz: "Wenn du die Schuhe ausziehst könntest du dir fürchterlich weh tun." Sagte eine Mutter zu ihrem Kind, obwohl meine Tochter offensichtlich unverletzt barfuß herumlief.
...

Ich muss es loswerden, obwohl off topic:

Diese Mutter sagt das zwar zu ihrem Kind, gemeint aber bist du. Sie sie will dir sagen:

"Das ist aber nicht gut, dass Sie Ihre Tochter [hier] barfuß laufen lassen. Sie könnte sich verletzen.
Sie sind verantwortungslosl. Und unordentlich. Alleine wie das aussieht! Sie sind eine Rabenmutter.(*) Ich bin eine gute Mutter."

Soweit die bewussten Gedanken der Frau. Zu den unbewussten gäbe es auch noch Einiges zu sagen, aber...
Jedenfalls wird das Kind von ihr als Projektionsfläche benutzt, um dir ihre moralischen Haltung mitzuteilen.
Im weitesten Sinne auch eine Form missbräuchlichen Umgangs mit Schutzbefohlenen und nicht "nur" von Müttern und Vätern praktiziert.

Edith: (*) bzw Rabenvater. Weiß ich ja jetzt net von dir...
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funkeimdunkeln
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Beiträge: 878

Beitrag(#1947336) Verfasst am: 04.09.2014, 12:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo smallie,

smallie hat folgendes geschrieben:

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Würdest du dann sagen, dass du auch in diesem Thread hier genervt bist?

Ja, natürlich. Wer mich kennt, wird's auch gemerkt haben.

"Ich-sagte-du-sagtest"-Diskussionen sind sehr anstrengend für mich. Dafür kannst du nichts. Aber daß ich immer wieder zurücklesen muß, weil ich denke: Hoppla, das stand weiter oben noch ganz anders - das nervt. Ich möchte mich allmählich aus der Diskussion ausklinken, bevor wir uns noch im Kreise drehn.

Lieber würde ich noch ein bisschen stöbern, was es mit Big History konkret auf sich hat und wie das in der Praxis läuft. Das Thema war ja eigentlich "Prioritätensetzung bei der Wahl der Schulfächer".


Ich bin sehr gerne offen für alternative Diskussionsformen. Was schlägst du vor?

Mit freundlichen Grüßen,
Mirko
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smallie
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Beiträge: 3726

Beitrag(#1947746) Verfasst am: 05.09.2014, 23:51    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
Ich muss es loswerden, obwohl off topic:

Im vielen off-topic der letzten Seiten ist das ziemlich on-topic. zwinkern


schtonk hat folgendes geschrieben:
Diese Mutter sagt das zwar zu ihrem Kind, gemeint aber bist du. Sie sie will dir sagen:

"Das ist aber nicht gut, dass Sie Ihre Tochter [hier] barfuß laufen lassen. Sie könnte sich verletzen.
Sie sind verantwortungslosl. Und unordentlich. Alleine wie das aussieht! Sie sind eine Rabenmutter.(*) Ich bin eine gute Mutter."

Ob's in diesem Fall so war, bezweifle ich. Die Mutter hätte genauso gehandelt, wäre ich nicht vor Ort gewesen.

Aber grundsätzlich ist mir nicht fremd, was du beschreibst.
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smallie
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Beiträge: 3726

Beitrag(#1947747) Verfasst am: 05.09.2014, 23:51    Titel: Antworten mit Zitat

funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Ich bin sehr gerne offen für alternative Diskussionsformen. Was schlägst du vor?

Eine Antwort zum einen oder anderen Punkt hätte ich schon noch gerne gelesen.
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Beitrag(#1947808) Verfasst am: 06.09.2014, 11:26    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
Jedenfalls wird das Kind von ihr als Projektionsfläche benutzt, um dir ihre moralischen Haltung mitzuteilen.

"Moralisch" im weitesten Sinne, die Frau könnte auch tatsächlich der Meinung sein, es sei ungesund, barfuß herumzulaufen.

schtonk hat folgendes geschrieben:
... Im weitesten Sinne auch eine Form missbräuchlichen Umgangs mit Schutzbefohlenen und nicht "nur" von Müttern und Vätern praktiziert.

In der Tat. Dieses narzisstische Projizieren ist überhaupt eine der verbreitetsten pädagogischen Untugenden.
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funkeimdunkeln
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Beiträge: 878

Beitrag(#1948155) Verfasst am: 07.09.2014, 16:39    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Smallie,

auf deinen eigenen Wunsch hin antworte ich dir auf ein paar ausgewählte Gedanken von deinem Beitrag:

smallie hat folgendes geschrieben:
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Wenn Sexualkunde und Evolutionstheorie oder Keuschheitsgebote und Kreationismen übergangen werden, gibt es keinen freien Zugang zu Information.


Nein. Das heißt bloß, dass diese Themen nicht im Unterricht behandelt werden. Das Konzept "freier Zugang zu Information" durch die Vermittlung im Unterricht zu definieren halte ich für schlichtweg absurd. Denn wenn dem so wäre, dann wären alle die Informationen nicht "frei zugänglich", die nicht im Unterricht behandelt werden - was bei der Gesamtmenge an Daten, über die wir heutzutage verfügen, 99% aller Informationen sind.

Wie kommst du darauf, ich hätte das auf Schulunterricht eingeschränkt?

smallie hat folgendes geschrieben:
- Eltern 1 erzählen ihren Kindern vom Großen Manitou.
- Eltern 2 erzählen von Manitou, Quetzalcoatl, Yahwe, Brahma, Zeus, Jesus, Schabbtai Zvi, Cthulhu und dem FSM.

smallie hat folgendes geschrieben:
Natürlich beinhaltet freier Zugang zu Information auch freien Zugang zu Wissensvermittlung, zu Primär- und Sekundärliteratur, zu guten und altersgerechten Sachbüchern, einschlägigen Internetseiten und so weiter.

smallie hat folgendes geschrieben:
Die Schulbücherei darf ihre Bücher über Evolution aber schon behalten? Oder müssen die in den Giftschrank?



funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
Ich weiß also immer noch nicht, was du mit "freier Information" meinst. Wir haben es die ganze Zeit mit dem Problem einer objektiven Selektion zu tun. Die ganze Zeit.

Deine Beispiele haben nichts mit Selektion zu tun, nichts damit, was in einen guten Lehrplan gehört. In deinen Beispielen geht es darum, Kinder daran zu hindern, etwas über ein Thema zu erfahren.



Auch hier geht es wieder um Selektion. Ich verstehe wirklich nicht, wie wir das Selektionsproblem loswerden. Es ist deine freie Entscheidung, ob du noch Lust hast mit einem so gedanklich Blockierten Nörgler weiterdiskutieren möchtest, der da partout ein Problem sehen möchte.

Darüber, dass eine Schule im Idealfall eine gut ausgerüstete Bibliothek verfügt und dass man Kinder nicht mit Gewalt davon abhält diese zu besuchen, da sind wir uns einig. Was ich aber zum hundertsten Mal betone: Es gibt Kinder, die wollen einfach keinen Kant lesen. Und auch keinen Goethe und keinen Darwin. Man mag es kaum glauben, dass manche Kinder diese Schätze, diese Perlen der Weisheit verschmähen und doch tun sie das, diese frechen Bengel!

Und was macht man, wenn so ein Kleiner anfängt zu weinen, sobald es eine Formel zu Gesicht bekommt? Würgt man ihm die Klarheiten der Mathematik hinein, damit es sie bei der nächsten Prüfung wieder auskotzen kann? Oder macht man sich vielleicht mal Gedanken, ob es nicht woanders Talente haben könnte? Im Sozialen Bereich beispielsweise? Vielleicht wird aus ihm später mal ein einfühlsamer und sensibler Sozialarbeiter, selbst wenn es mit der Mathematik vielleicht nicht ganz so dolle klappt.

In dem Moment, wo man Kinder individuell fördern möchte und keinen Bildungskommunismus anstrebt, hat man automatisch ein Selektionsproblem. Zum einem unter den Kindern und zum anderen bei der Auswahl der Dinge, die man den Kindern vermitteln möchte. Mehr behaupte ich doch gar nicht.

Du redest die ganze Zeit von den Ressourcen: Bibliothek, Lern-CDs, "gute und altersgerechte Sachbücher", "Primär- und Sekundärliteratur", "einschlägige Internetseiten", usw. Dass man Ressourcen braucht, ohne die Lernen nicht möglich ist, da stimme ich dir zu. Darauf beziehen sich meine Bedenken auch nicht. Meine Bedenken beziehen sich nicht auf die Ressourcen, sondern auf die Vermittlung!

Zitat:
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Kannst du erklären, was "Nach dem Abschluss der Erwerb der Grundfähigkeiten" aussagen soll? Vorher darf das Kind schon zu etwas gezwungen werden? Da hast du noch eine Definitionslücke.


Ich bin dafür, dass man dem Kind ein Mindestmaß an Konventionen vermittelt. Dazu gehören elementare Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen. Dies begründe ich mit den Notwendigkeiten, die zum Überleben in der Gesellschaft bestehen. Wichtig ist, dass ich diese Notwendigkeiten mit Konventionen und nicht mit einer objektiven Moral begründe. Hinzu kommt natürlich noch mein Mitgefühl für Kinder, die weder lesen noch schreiben gelernt haben und deswegen zu Armut verdammt sind. Meine Moralskepsis steht ja nicht im Widerspruch zu meiner Großherzigkeit.

Du behauptest die Notwendigkeit von Konventionen, möchtest das aber nicht als Anwendung objektiver Moral verstanden wissen.

Ich bin sprachlos.


Mal sehen, ob ich einer Sprachlosigkeit beihelfen kann. Die Notwendigkeiten unterscheiden sich von Gesellschaft zu Gesellschaft. Bei den Roten Khmern war das Wissen darum, wie man Plastiktüten benutzt, um Leute zu ermorden, wohl wichtiger als die Fähigkeit Lesen und Schreiben zu können. Und in Nordkorea bekommt ein Kind zuallerst die Liebe zum Führer beigebracht.

Man kann auch zum anderen Ende der Totalitätsskala gucken. Wie steht es mit Indianervölkern? Brauchen die Lesen und Schreiben? Oder brauchen die eher Jagen und Fallen bauen?

Mit freundlichen Grüßen,
Mirko
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wolle
Anti-Theist und Welt-Verbesserer



Anmeldungsdatum: 23.03.2015
Beiträge: 4285

Beitrag(#2001918) Verfasst am: 19.05.2015, 13:43    Titel: Umfrage Antworten mit Zitat

In einer aktuellen YouGov Umfrage unter 1330 Bürgern sprechen sich
75% der Deutschen für ein Unterrichts-Fach "Benehmen" aus, davon 51% als Pflichtfach .
48% stimmen für ein Pflichtfach "Wirtschaft".
42% stimmen für ein Pflichtfach "Gesundheitskunde".
39% stimmen für ein Pflichtfach "Suchtprävention".
35% stimmen für ein Pflichtfach "Computer-Programmierung".
26% stimmen für ein Pflichtfach "Medienkunde".
22% stimmen für ein Pflichtfach "Kunst".
17% stimmen für ein Pflichtfach "Kochen".
17% stimmen für ein Pflichtfach "Schönschrift".
12% stimmen für ein Pflichtfach "Christlicher Religions-Unterricht". 22% sagen , er solle nicht angeboten werden.
8% stimmen für ein Pflichtfach "Astronomie".
2% stimmen für ein Pflichtfach "Islamischer Religions-Unterricht".

https://yougov.de/news/2015/05/18/jeder-zweite-wunscht-sich-benehmen-als-pflicht-sch/

68% der Bürger meinen, dass Kinder in der Schule "zu viel unnützes Zeug" lernen.
54% tendieren zu der Ansicht, dass die Qualität des Unterrichts in Deutschland in ihrer Jugend besser war.
52% meinen, dass die Schüler heutzutage überfordert werden und kaum noch Zeit und Energie für Hobbys haben.

Zusätzliche Schulfächer oder Kurse (unter Berücksichtigung bisheriger Postings)

+ Soziale Kompetenz (Inhalte: Kommunikation/ Kommunikationstechniken/ / Psychologie/ Ethik/ Konfliktstrategien/ Lernmethodik/ Verhandlungstechnik/ hinterfragen, abstrahieren, informieren, bewerten, abwägen, abschätzen,
kritisieren, debattieren, tolerieren, demokratische Prozesse, helfen, zusammenarbeiten, integrieren, motivieren, moderieren, Umgang mit Frustration)
+ Tastaturschreiben
+ Erste-Hilfe
+ Ernährung
+ Innovation und Kreativität
+ Kritik/ Selbstkritik/ Hinterfragen/ Erkennen von Fehlschlüssen und Manipulationen/ Quellenkritik/ wissenschaftliche Methodik
+ Nachhaltigkeit
+ Ausfüllen von Steuererklärungen/ Umgang mit Behörden
+ Rechte, Pflichten/ Gesetzeskunde
+ Umgang mit Kleinkindern
+ Strategie
+ Grundzüge der Konstruktion
+ Buchhaltung
+ Politische Grundrichtungen
+ Krankheits-Symptome erkennen und bewerten
+ Ethik/ Moral/ Konventionen
+ Sexualkunde/ Verhütung
+ Zeit-Management

Mein Tipp: es gibt an vielen Schulen Förder-Vereine, welche solche Inhalte in Seminaren anbieten können.
Auch Volkshochschulen bieten vieles an.
Eltern können Kindern auch Bücher mit solchen lehrreichen Themen bereit stellen.
Man muss die Bücher noch nicht ein mal kaufen, sondern kann sie in Bibliotheken ausleihen.
Oft gehen Eltern mit schlechtem Beispiel voran und lassen sich mit schlechten Fernseh-Serien berieseln.
Die Liste oben kann eine Anregung sein, die Zeit sinnvoller zu nutzen.
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jarko
resignierter User



Anmeldungsdatum: 02.10.2014
Beiträge: 96

Beitrag(#2005158) Verfasst am: 07.06.2015, 11:02    Titel: Antworten mit Zitat

Frau Wanka will es mit dem Fach "Alltagswissen" richten
www.t-online.de/nachrichten/deutschland/interview-mit-der-bams-bildungsministerin-fuer-schulfach-alltagswissen-.html

Schön auch, dass man bei der Umfrage statt NEIN nur UM GOTTES WILLEN anklicken kann





Link gerichtet. vrolijke
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26512
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2005191) Verfasst am: 07.06.2015, 14:56    Titel: Antworten mit Zitat

jarko hat folgendes geschrieben:
Frau Wanka will es mit dem Fach "Alltagswissen" richten
www.t-online.de/nachrichten/deutschland/interview-mit-der-bams-bildungsministerin-fuer-schulfach-alltagswissen-.html

Schön auch, dass man bei der Umfrage statt NEIN nur UM GOTTES WILLEN anklicken kann





Link gerichtet. vrolijke

Der Link wurde hingerichtet zwinkern

Zu bekommen ist das jetzt hier
oder besser hier bei Heise
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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vrolijke
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Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2005223) Verfasst am: 07.06.2015, 19:22    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
jarko hat folgendes geschrieben:
Frau Wanka will es mit dem Fach "Alltagswissen" richten
www.t-online.de/nachrichten/deutschland/interview-mit-der-bams-bildungsministerin-fuer-schulfach-alltagswissen-.html

Schön auch, dass man bei der Umfrage statt NEIN nur UM GOTTES WILLEN anklicken kann





Link gerichtet. vrolijke

Der Link wurde hingerichtet zwinkern

Zu bekommen ist das jetzt hier
oder besser hier bei Heise


Gibts nicht! Geschockt
Natürlich habe ich den getestet.
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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